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Hass

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01.01.2002
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Hass

Jetzt fing sie schon wieder an zu schnarchen. Er biss die Zähne zusammen und krallte seine Finger in die Bettdecke. Warum? Warum wurde er so bestraft? War es nicht schon genug, dass er seit einer halben Ewigkeit im Krankenhaus lag und nur auf einer Seite liegen konnte? Musste es denn ausgerechnet die Seite sein, die dieser... alten Frau zugewandt war? Dieser nervtötenden, schnarchenden, sabbernden, schmatzenden alten Frau?
Mit aller Kraft presste er die Augenlider zusammen. Er konnte sie nicht ansehen, ohne sie zu hassen. Diese kümmerliche Figur, die fast vollständig unter der steril-weißen Bettdecke verschwand, die eingefallenen Wangen, der faltige Hals, die bleichen Lippen, die ein furchtbar stupides Lächeln formten, die Spur getrockneten Speichels, die über ihrem Kinn verlief - das alles widerte ihn an, es machte ihn regelrecht wahnsinnig. Hätte er aufstehen können, wäre er an ihr Bett getreten und hätte ihr ein Kissen auf das von Falten duchzogene Gesicht gedrückt.
Er hasste sie.
Er hasste sie, er hasste sie, er hasste sie.
Warum, wusste er nicht. Er wollte auch nicht weiter darüber nachdenken.
Er hasste sie einfach nur.
Sie hatten nie ein Wort miteinander gesprochen. Nur einmal hatte er ihre Stimme gehört, als ihre Familie zu Besuch war. Er hatte so getan, als ob er schliefe, doch er hatte einfach nicht einschlafen können. Ihre leise, zittrige Stimme hatte ihm Kopfschmerzen bereitet.
Und jetzt dieses Schnarchen. Ganz plötzlich, in unregelmäßigen Abständen dröhnte es durch das Zimmer.
Hass, Hass, Hass. Er empfand nichts als Hass für diese Frau.

Am nächsten Tag war sie tot. Irgendwann, während er sie hasserfüllt angestarrt hatte, war sie gestorben. Er hatte keine Ahnung, woran und wollte es auch gar nicht wissen. Er empfand jetzt nichts mehr. Keine Schuldgefühle, keine Befriedigung. Gar nichts, Leere.
Er schaute zu, wie sie hinausgetragen wurde. Noch lange starrte er auf das jetzt leere Bett. Schließlich schlief er ein.

Zwei Tage später durfte er sich auf die andere Seite legen.

[Beitrag editiert von: deprikind am 12.01.2002 um 17:59]

 

Hi!

Naja, also ich muss sagen, dass mich deine Geschichte nicht sonderlich angesprochen hat, weil ich es etwas SEHR überzogen finde, wie deine Hauptfigur diese Frau hasst (wenn hier von gewissen Antipathien die Rede wäre, wäre es ja noch okay, aber du sprichst IMHO doch eher von blanken Hass...find ich irgendwie komisch).

Was ich allerdings gut fand war der Satz

Zwei Tage später durfte er sich auf die andere Seite legen.

Dadurch wird klar, dass alles wieder den gewohnten Gang nimmt.

Der Ansatz hat mir auf jeden Fall gefallen.

cu
Charly
--
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Ich kann mich nich so recht in die Story reinversetzen....da liegt'n Mann neben na Frau...und er hasst sie...

Finde die Story net so gut , da du etwas zudoll übertreibst ;)
.....Aber sie lässt sich gut, flüssig lesen. :read:

[Beitrag editiert von: Hirnmatsch am 14.01.2002 um 21:00]

 

Gut geschrieben. Hattest Du eine Blinddarmentzündung? Oder warst Du Zivi? *g* Die andere Story war besser!

[Beitrag editiert von: Hexenmeister am 15.01.2002 um 03:13]

 

:sconf: ...mist, du hast Recht, Poncher, ich könnt' mir ja mal wieder die Finger abbeißen...

Aber na ja. Ich hab' so eine Reaktion auf die Story schon fast erwartet. Es ist mir schon klar, dass sie ganz schön übertrieben wirkt, aber ich wollte einfach nur versuchen, das Gefühl von blankem, unerklärlichem Hass zu beschreiben oder auszudrücken (keine Ahnung, ob mir das jetzt gelungen ist...), weil es meiner Meinung nach eines der intensivsten Gefühle ist, die man empfinden kann.

So, weiter hab' ich erstmal nichts zu sagen, machts jut,
euer deprikind!

 

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