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Heilig Abend
Heilig Abend stand bevor und ich durfte selber aus dem tief verschneiten Wald einen Christbaum holen.
In klirrender Kälte stapfte ich los, die Bäume in ihr festliches Winterkleid eingehüllt, gar nicht so leicht, einen würdigen Weihnachtsbaum auf Anhieb zu finden.
Nach intensiver Suche fand ich doch ein Bäumchen, befreite es aus ihrem weißen Wintermantel, heimwärts eilend, um ihn festlich zu schmücken.
Und wie er nun im Wachslicht strahlte, mein Christbaum, Sterne und Kugeln aus Stanniol, eingewickelte Nüsse verzierten sein Geäst, ein paar vergoldete Lärchenzapfen und ein paar Zuckerstücke um den Anblick des Weihnachtsbaumes zu verschönern, da stand ich nun auch als kleiner Bub überwältigt vor dieser gleißenden Pracht.
Voll des Stolzes bestaunte ich mein Werk, nebenbei auch einen andächtigen Blick auf die selbst gebastelte Krippe zu werfen, obwohl man sich alles selbst beschert hat, war doch eine wunderbare Weihnachtsfreude in mir.
Dann ging es auf zum festlich geschmückten Tische um sich Mutters köstlich zubereitenden Weihnachtskarpfen schmecken zu lassen, bevor ich mich anschließend aufmachte, um der Christmette beizuwohnen.
Sternklare Nacht, knietiefer Schnee und eisiger Wind konnten mich davon nicht abhalten, drei Kilometer zur entfernten Kirche zu marschieren, die verzauberte Schneelandschaft mit ihrer feierlichen Stimmung erleichterte die Strapazen.
Etwas müde angelangt in der Kirche, aber als dann die Kirchenglocken verhallten, der Ton der Orgel anhob und das Lied: Stille Nacht, Heilige Nacht, gesungen wurde, glückselig war ich in diesen Momenten.
Fröhlich und besinnlich war mein Heimweg ins Dorf, überall noch warmer Kerzenschein aus den Fenstern fiel, ich spürte, wie glücklich und zufrieden die Menschen waren.
Als Kind blickte ich gerne auf den Heilig Abend, wer hat in der Zwischenzeit die Welt verändert, wie kommt es, dass heute die Stille des Heilig Abend nicht mehr fühlbar ist?