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Hexen des großen Landes

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01.09.2005
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Hexen des großen Landes

Der Geruch des Joints stieg Jona in die Nase. Ihr Bewacher saß auf einem großen Stein am Fluss und rauchte. Die anderen Entführer hatten ihn Tano genannt. Sie waren gegangen und würden zurückkommen, sie mussten etwas erledigen, irgendwas. Sie hatten schnell gesprochen und nur wenige Sätze waren Englisch gewesen. Die Gefangenen waren zurückgeblieben, Jona und Yaris, mit Tano zur Bewachung.

Auf Tanos Schoß lag ein Maschinengewehr ohne Kolben. Jona starrte in den Lauf.
Tano hielt ihnen den Joint hin. Jona schüttelte den Kopf. Yaris’ Blick blieb auf die Berge gerichtet, von dort kam der Fluss. Tano spuckte ins Wasser, legte den Joint auf den Boden, nahm sein Gewehr und zielte flussabwärts, auf irgendein Tier vielleicht oder die Geister seiner Opfer, die ihn verfolgten.
„Bum!“
Er drehte den Kopf wieder zu den Gefangenen, ohne das Gewehr herunterzunehmen. Ein Grinsen wuchs breit über sein Gesicht. Bis auf einen fehlenden Eckzahn war das Gebiss in gutem Zustand. Nicht alle ihre Entführer konnten das von sich behaupten. Tano war jung. Jona schätzte ihn auf Anfang zwanzig und fragte sich, wann er das erste Mal getötet hatte. Wahrscheinlich war es eine Weile her.

Immer wieder zielte Tano. „Bum!“ Sah zu ihnen und lachte. Als die Gefangenen nicht mitlachten, legte Tano das Gewehr zurück auf den Schoß. Er hob den Rest des Joints auf und betrachtete ihn, schob seine Sonnenbrille dafür hoch auf die Stirn. Dann warf er den Stummel in den Fluss und zog eine Zigarette aus der Brusttasche seines Armeehemdes. Das Zippo schnappte auf und wieder zu. Tano steckte sich Kopfhörer in die Ohren und pustete Rauch aus. Der Dancehall-Bass schwang in der Luft, obwohl die Kopfhörer nur kleine Stöpsel waren. Das Innenohr dankt, dachte Jona. Der Gedanke kam, ohne Kontrolle.

Er rutschte näher an Yaris heran, ließ Tano dabei nicht aus den Augen. Tano nickte im Takt seiner Musik, sah zum Himmel und auf den Boden, auf sein Gewehr, reckte den Zeigefinger in die Luft und sprach Textzeilen mit, wenn er inhaltlich besonders zustimmte. Babylon!
„Wenn wir jetzt aufspringen und loslaufen“, Jona atmete betont ruhig ein und aus, „dafür ist er nicht schnell genug.“
Yaris hob nachdenklich die Hände, als wäre ihm eben erst aufgefallen, dass sie gefesselt waren. „Und wohin laufen wir?“
Jona kaute kurz auf der Unterlippe herum. „Was meinst du? Weglaufen. Zum nächsten Dorf.“
„Und wo ist das?“
„Du bist doch von hier.“
Yaris lächelte. „Großes Land, mein Freund.“ Er nickte in Tanos Richtung. „Und wenn wir laufen und er hält mit dem Ding drauf, trifft er uns irgendwo, egal, wie zugedröhnt er ist.“
„Wenn wir nichts machen, bringen sie uns auf jeden Fall um. Wie den Rest.“
Yaris schüttelte den Kopf. „Die Kugeln waren für die Soldaten. Sabine war ein Unfall. Die wollten sie eigentlich genauso mitnehmen wie uns.“


Sabine ein Unfall? Jona hatte aus ein paar Schritten Entfernung zugesehen, während ihm einer der Entführer die Hände gefesselt hatte. Ein Mädchen lief davon. Sabine hatte sie gerade behandelt, als der Überfall begann. Tano rief ihr hinterher, sie solle stehenbleiben. Weil sie weiterlief, zielte er mit seinem Gewehr. Sabine schubste ihn. Die Kugel schlug in den Boden ein und wirbelte Staub auf. Das Mädchen entkam. Ein paar der Entführer lachten.

Tano fuhr herum und starrte Sabine an. Sabine, gut mit Worten, hob die Hände. „Ganz ruhig, junger Mann“, sagte sie auf Englisch. „Du hast alles unter Kontrolle.“
Eine Weile sahen sie sich an, dann wandte Tano sich ab. Jona sah die Erleichterung in Sabines Gesicht. Ohne sie dabei anzusehen, schoss Tano. Sabine beugte sich vornüber und machte einen Schritt, als hätte ihr jemand in den Bauch getreten. Als die Entführer Yaris und ihn weggebracht hatten, waren Sabines Schreie leiser geworden, nur noch ein schmerzerfülltes Stöhnen.


„Mehr Geiseln, mehr Geld“, erklärte Yaris.
„Und wenn keiner zahlt?“, fragte Jona.
Yaris blickte zum Himmel. „Ich habe genauso viel Angst wie du, aber wenn wir jetzt weglaufen ...“ Weil sie gefesselt waren, gingen beide Hände hoch zum Kopf, als Yaris sich zwei Finger an die Schläfe hielt und dann kurz zuckte.
Jona nickte. „Okay. Und dein Vorschlag ist?“
„Am Leben bleiben.“
„Aber wenn wir gar nichts-“
Tano stand auf, riss sich die Hörer aus den Ohren und die Brille vom Gesicht.
Er hat uns doch gehört, schoss es Jona durch den Kopf. Ich will nicht sterben.

Aber Tano interessierte sich nicht für sie. Eine Gestalt hatte ihn aufschrecken lassen, als er sich kurz umgedreht hatte. Die Frau schlurfte von flussaufwärts auf ihn zu. Sie trug ein buntes Kleid und am linken Fuß eine Sandale, der rechte war nackt. Blut lief über die Knöchel. Sie taumelte wie eine Schlafwandlerin.
„Was ist passiert?“, rief Jona, als wären sie noch im Lager, als wäre sie eine Patientin. Noch so ein Reflex, eine Arzt-Phrase zur Eröffnung.
Die Frau richtete ihre müden Augen auf Jona. Sie änderte ihren Kurs, machte schnelle Schritte auf ihn zu.
„Hey, langsam!“ Jona stand auf und streckte ihr die gefesselten Hände entgegen. „Ganz langsam. Ich helfe Ihnen beim Hinsetzen. Langsam.“
Sie griff mit beiden Händen nach seinen.
„Wie lange ist es her?“ Das hatte Sabine immer gefragt.
Die Augen der Frau voller Schmerz und Scham weiteten sich kurz. Sie überlegte. Dann nickte sie und es knallte, ein Teil ihres Kopfes flog davon. Warme Tropfen spritzen Jona ins Gesicht. Er schrie. Die Frau sackte zu Boden.

Tano kam zu ihnen, schubste Jona zur Seite und schoss der Leiche zweimal in die Brust. Danach war nur das Plätschern des Flusses zu hören.
Tano spuckte auf die Frau, das Gesicht eine wütende Fratze. Durch den Sturz war ihr Kleid ein Stück hochgerutscht. Rote Schlieren zogen sich die Unterschenkel hinab.


„Wenn wir den Frauen nicht helfen“, hatte Sabine Jona erklärt, „sterben sie vielleicht. Einige auf jeden Fall. Du weißt, wie sie es machen? Mit Kleiderbügeln und Schießpulver und ein bisschen Hokuspokus? Wie verzweifelt diese Frauen sind und was sie bereit sind, sich anzutun?“
Weißt du nicht. Zwischen den Zeilen. Kannst du nicht wissen, aus offensichtlichen Gründen, also lass mich einfach weiter meine Arbeit machen. „Dann melde es wenigstens den Soldaten, wie es abgemacht ist“, hatte Jona geantwortet.
„Dann kommen sie nicht, weil sie Angst vor Gefängnis haben“, hatte Sabine gesagt. „Und dann sterben sie. Nicht alle, aber viel zu viele. Ich weiß nicht, warum du Arzt geworden ist, aber können wir uns da als kleinsten gemeinsamen Nenner drauf einigen, dass wir nach Möglichkeit versuchen zu verhindern, dass Leute sterben?“
Jona hatte sich die Augen gerieben, bis es wehtat, und dann die Schultern gezuckt. „Ich bin Hals-Nasen-Ohren, Sabine. Wenn mein Einsatz hier beendet ist, mache ich zu neunzig Prozent in eitrige Mandeln.“
„Und ich ins Kinderkriegen.“
Er hatte gegrinst und sie hatte ihn gegen die Schulter geknufft. „Idiot.“


„Das hättest du nicht müssen.“ Yaris’ Stimme.
Jona und Tano wandten sich ihm zu. Tano deutete mit dem Gewehr auf Jona, den Blick auf Yaris geheftet. „Sie hat ein Kind getötet. Ich weiß, wie das aussieht. Von wo das Blut kommt.“ Seine Oberlippe zuckte kurz wie bei einem knurrenden Hund und gab seine Zahnlücke frei. „Ihr habt da auch Kinder getötet, in euren Zelten. Kinder deines eigenen Volkes.“ Er zeigte auf Yaris.
„Wir haben keine Abtreibungen gemacht, wenn du das meinst“, log Jona.
„Ich habe was anderes gehört.“
„Das stimmt aber nicht.“ Ein Satz wie von einem Siebenjährigen. Das passt, dachte Jona. Ich habe auch Angst wie ein Siebenjähriger.
„Kinder sind ein Segen“, sagte Tano. „Die Kraft einer Frau, Kinder zu kriegen, ist ein Segen. Frauen und Kinder sind gesegnet.“ Blessed.
Jona sah zu der Frau, die wegen ihres Segens jetzt ein Loch im Kopf hatte. Die ersten Ameisen wurden auf sie aufmerksam.
Tano gestikulierte mit seinem Gewehr, Yaris sollte aufstehen. „Los jetzt.“
„Los jetzt was?“, fragte Jona.
„Dahin, wo sie hergekommen ist.“ Tano versetzte der Toten einen Tritt. „Wer das gemacht hat, macht das bald nicht mehr.“
Können wir uns da als kleinsten gemeinsamen Nenner drauf einigen, dass wir nach Möglichkeit versuchen zu verhindern, dass Leute sterben?
„Willst du nicht lieber auf deine Leute warten?“, fragte Jona.
„Die werden das verstehen. Sind gute Männer.“ Tano zeigte flussaufwärts. „Macht jetzt.“

Sie folgten der Blutspur und kamen an der verlorenen Sandale vorbei. Tano trat sie in den Fluss. Schließlich erreichten sie eine Hütte, zusammengezimmert aus Uferholz und Brettern, Nummernschildern, Werbung. Ein dreckiges Pepsi-Symbol lugte durch ein altes Fischernetz.
Jona drehte sich zu Tano um. Bevor er etwas sagen konnte, hielt Tano sich den Zeigefinger vor die Lippen. Er bedeutete den Gefangenen, sich hinzuknien. Dann nahm er die Sonnenbrille ab und hängte sie an die Seitentasche seiner Armeehose. In gebückter Haltung pirschte er sich an die Hütte heran, zielte mit dem Gewehr immer wieder kurz auf den Bretterverschlag. Jona bezweifelte, dass darin jemand saß, der so viel Vorsicht verdient hatte. Das arme Schwein, Mann oder Frau, würde gleich sterben, und auch wenn dieser Mensch Gott wusste wie viele Frauen das Leben gekostet hatte, Sabine hätte das nicht gewollt.
Wem willst du hier etwas vorhalten?, hatte sie einmal eingesagt. Es gibt nur Opfer. Das ganze Land ist ein Opfer. Darum sind wir hier.

Als er Tano außer Hörweite wähnte, sagte Jona zu Yaris: „Wenn wir jetzt nicht laufen, werden wir es uns immer vorwerfen.“ Er dachte an Sabines überraschten Blick, nachdem die Kugel in ihre Eingeweide gedrungen war. „Und unser immer könnte kurz sein.“
Die offenkundige Mordlust ihres Bewachers, bezeugt diesmal aus nächster Nähe, musste Yaris zugesetzt haben, denn er nickte. „Okay“, flüsterte er. „Langsam hoch. Und wenn wir beide fest stehen, rennen wir.“
Jona nickte zurück. Sein Herz raste. Er sagte sich immer wieder, dass sie auf jeden Fall sterben würden, wenn sie nichts täten, wenn sie keine Salve im Rücken riskierten. Es war wenigstens eine Chance.
Yaris stellte den linken Fuß auf, das rechte Knie am Boden, verharrte in der Position eines Sprinters am Startblock. Jona stockte der Atem bei jedem Kratzen von Yaris’ Schuhsohle oder Hose auf dem Boden. Als er endlich so weit war, sich bereitzumachen, kam Tano zu ihnen zurückgelaufen, immer noch in gebückter Haltung, als stünden sie unter Beschuss.
Das war's jetzt, dachte Jona. Er würde an Yaris’ Haltung erkennen, was die Gefangenen vorhatten.

Aber Tano war zu aufgeregt und schenkte ihnen nur die nötigste Beachtung, als er sich vor sie hockte. Immer wieder wandte er sich zur Hütte um. „Jemand ist drin“, sagte er. „Ich habe etwas gehört. Bestimmt eine Hexe.“
Er hat Angst, bemerkte Jona. Richter hier schickten Menschen wegen Hexerei ins Gefängnis, ganz offiziell.
Tanos Finger krümmte sich über dem Abzug des Gewehres. Er legte auf Yaris an. „Du gehst rein.“
Yaris’ Blick kreuzte den von Jona. Anders als sein Landsmann, der ihn mit vorgehaltener Waffe bedrohte, war er gut ausgebildet, sprach mehrere Sprachen und hatte nicht nur das Land, sondern sogar den Kontinent schon mal verlassen. Er glaubte nicht an Hexen, jedenfalls war Jona sich dessen sehr sicher. Herrgott, er war Arzt.
Yaris stand auf. „Wenn du willst“, sagte er. „Aber nur, wenn du mir versprichst, niemanden mehr zu töten.“
Tanos Augen weiteten sich kurz und er hob seine Waffe ein Stück höher, sodass Yaris in den Lauf sehen konnte. „Ich töte dich“, flüsterte er, „jetzt sofort, wenn du dich nicht in Bewegung setzt.“
Yaris gehorchte. Tano sah Jona an. „Du auch.“

Der Eingang zur Hütte stand einen Spalt weit offen. Yaris wartete davor und hielt Tano die gefesselten Hände hin. „Machst du mir die auf?“
Tano schüttelte den Kopf. „Du sollst nur gucken, ob die Hexe noch drin ist“, flüsterte er. „Dann kommst du raus und ich knalle sie ab.“
Und warum gehst du dann nicht gleich rein? Die Frage spiegelte sich auf Yaris’ Gesicht.
Weil er die Hosen voll hat, dachte Jona. Auf Yaris’ stumme Frage gab Tano eine stumme Antwort. Er legte an, so wie vorhin am Fluss. Bum.
„Ich gehe.“ Yaris hob die Hände vors Gesicht. „Ich gehe, okay?“
Langsam schob er die Tür weiter auf. Die Scharniere knarrten. Dann machte er ein paar Schritte und die Hütte verschluckte ihn.

Tanos Finger tippte immer wieder gegen den Abzug. Seine Augen glühten rot, waren aber hellwach und weit aufgerissen. Er machte einen Schritt zurück und zielte auf die Tür. Sein Gesicht zuckte, ab und zu grinste er, dann schien er einen Schrei zu verschlucken. Die kleine Hütte war ein einziger Raum auf vielleicht zwanzig Quadratmetern. Was es zu sehen gab, musste Yaris inzwischen gesehen haben.
Tano ging einen Schritt auf die Hütte zu, blieb stehen. Der Lauf seines Gewehres war auf die Tür gerichtet, dann auf den Boden, dann wieder auf die Tür. Er öffnete den Mund, aber es kamen keine Worte. Drinnen erklang ein Geräusch. Etwas fiel zu Boden. Bump. Ein Körper. Als schlüge ein Körper zu Boden.
Bei seinen hastigen Schritten zurück stolperte Tano über die eigenen Füße, fand das Gleichgewicht aber wieder. Als er sich gefangen hatte, leckte er sich die Lippen. Dann schluckte er und drehte den Kopf zu Jona. „Guck, wo er bleibt.“ Es war ein Flüstern. Mit Zittern in der Stimme.
Jona sah zur Waffe. Tano machte eine Geste. Los jetzt!

Vorsichtig schob Jona sich durch den Türspalt. Die Hitze im Inneren der Hütte garte den metallischen Geruch von Blut, der sich mit dem Gestank eines heruntergekommenen Zoos vermischte. Außer durch die Tür fiel Licht durch ein kleines Fenster. An Wänden und Decke waren Seile gespannt, in unregelmäßigem Muster wie ein chaotisches Spinnennetz. Unter dem Fenster stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Vor einem davon lag ein Mann in einem blauen Gewand mit Blumenmuster. Vielleicht war es auch das Kleid einer Frau. Das Geschlecht war schwer zu bestimmen, denn der Körper war bereits stark verwest. Die Knochenfinger waren um eine kleine, weiße Dose aus Plastik gekrallt. Sie war offen. Ein paar Kapseln lagen auf dem Boden, zur Hälfte weiß, zur Hälfte orange.
Weil es für die Fliegen dort auf dem Hüttenboden nicht mehr viel zu holen gab, summten sie nur vereinzelt über der Leiche, bildeten dafür aber einen umso dickeren, dunklen Nebel über einem Eimer, der fast bis zum Rand gefüllt war mit rot-schwarzem Sud.
Yaris stand bei diesem Eimer, der wiederum vor einer Holzpritsche stand, über die ein fleckiges Tuch gelegt war. Er sah Jona an, hielt sich die Hand über den Mund und schüttelte den Kopf.
Jona nickte. Keinen Laut. Es hatte nichts mit Tano draußen zu tun oder der Möglichkeit, durch das Fenster zu fliehen und auf der anderen Seite der Hütte davonzulaufen. Dafür war es zu klein. Es ging um das, was vor dem anderen Stuhl auf dem Boden hockte. Der Körper, der zu Boden gefallen war. Der Affe musste an den Seilen gehangen haben.

Das Tier war alt, sein schwarzes Fell durchzogen von weißen Strähnen, das Gesicht ebenso faltig wie das eines greisen Menschen. Ein Schimpanse, hätte Jona gesagt, aber er war kein Fachmann. Ein großer Affe jedenfalls, der mit einem aufgebogenen Kleiderbügel in seinen Händen spielte. Am Ende mit dem Haken klebte Blut, frisches rotes und altes braunes.
Das Tier sah zu Jona, doch dann erkannte er: Es sah nirgendwohin. Seine Augen waren leer und blass. Krankheit oder Alter mussten es geblendet haben. Vielleicht auch ein Kampf oder Folter. Etwas oder jemand. Mit dem Haken des Kleiderbügels strich der Affe sich über die Lippen. Dann fauchte er, zeigte seine Zähne, kleine Dolche, lang wie einer von Tanos Joints.
Jona drehte den Kopf zu Yaris. Und jetzt?
Yaris bedeutete ihm wieder: Keinen Ton!

Jona winkte Yaris heran. Sie waren leise in die Hütte geschlichen, nun müssten sie eben leise wieder hinausschleichen. Yaris schüttelte den Kopf. Der Affe schnüffelte, als könnte er die Gedanken zwischen den Eindringlingen riechen.
Jona tippte sich an die Brust und zeigte zur Tür. Er würde zurück nach draußen schleichen, schließlich stand er näher beim Ausgang. In Richtung des Affen machte er die Geste, die sie heute so oft gesehen hatten. Bum.
Yaris nickte, so vorsichtig, als hätte er Angst, das Tier könnte es hören.
Die Tür flog auf, krachte in Jonas Rücken und gegen seinen Hinterkopf.

„Verfluchte Hexe!“, schrie Tano. Sein fragender Blick ruhte nur den Bruchteil einer Sekunde auf der bunt gewandeten Leiche. Mit einem schrillen Angriffsschrei stürmte der Affe auf allen Vieren auf ihn zu, den Kleiderbügel in der Pfote. Tanos Augen weiteten sich und er hob das Gewehr, mit dem er zuvor auf die Leiche gezielt hatte. Der Affe sprang und erst, als sein Körper gegen Tanos Brust schlug, erklang der Schuss.
Jona fuhr zusammen und sah an sich hinab, wartete auf den wachsenden roten Fleck auf seinem Hemd. Doch da war nichts. Er blickte zu Yaris. Unter dessen linkem Auge klaffte ein schwarzes Loch. Blut lief daraus über die Wange. Jonas Kollege fiel auf die Kante der Holzpritsche, prallte davon ab und ging zu Boden. Sein Körper stieß den Eimer um. Der Sud ergoss sich über den Hüttenboden. Jona erkannte einen Fötus von der Größe einer Zitrone. Yaris zuckte, als hätte er einen epileptischen Anfall.
Jona fuhr herum. Tano lag auf dem Rücken, das Gewehr neben sich. Der Affe hockte auf seiner Brust und schlug auf ihn ein. Tano hielt die Hände vors Gesicht, aber gegen die Kraft des Angreifers nützte das nichts. Erst platzten die Lippen, dann brachen Zähne, Nase und Jochbein. Das Auge rutschte ein Stück zurück in den Kopf. Statt zu schreien, stöhnte Tano irgendwann nur noch. Genau wie Sabine es getan hatte. Die Arme fielen zu Boden.
Jona wäre gelaufen, aber Tano und das Tier kämpften direkt vor dem Eingang. Hätte er sich hinausgeschlichen und den haarigen Rücken gestreift ...

So stand er nur da, starr und um Stille bemüht, als der Affe Tano die Hose runterzog, dann die Unterhose, und dann mit seinen langen Fingern zwischen Tanos Beinen nach etwas suchte. Die Öffnung. Als er sie erfühlt hatte, schob das Tier den Kleiderbügel hinein und drehte ihn einige Male. Du weißt, was sie bereit sind, sich anzutun?
Der Affe zog den Bügel wieder heraus. Aus Tanos Rektum floss Blut. Am Bügel klebte Kot. Tanos Stöhnen wurde lauter, er versuchte wohl zu schreien, als der Affe ihm den Bügel wieder einführte. Tanos rechte Hand krallte sich ins Fell des Affen, doch dessen kräftige Pfote griff die störenden Finger und drückte zu. Knochen knackten.
Endlich schaffte Jona es, den Blick von dem jetzt konzentriert arbeitenden Affen zu nehmen. Das Maschinengewehr. Ein oder zwei Schritte fehlten nur bis dahin, aber er musste sich hinter dem Rücken des Affen vorbeischleichen. Diesmal gab es kein Für und Wider, keinen Grund, nicht einfach alles zu riskieren. Nicht, weil Yaris inzwischen nicht mal mehr zuckte und niemand zum Streiten geblieben war. Das Tier würde sich mit keinem Lösegeld der Welt zufrieden geben. Es zog ein paar Mal an dem Kleiderbügel, der sich in Tano an irgendetwas verfangen hatte. Beim dritten, heftigen Ruck kam der Haken zum Vorschein und riss ein Stück Darm mit nach draußen.

Der Anblick gab Jona den Anstoß, den er gebraucht hatte. Den notwendigen Mut der Verzweiflung. Er schlich nicht, er machte einen Satz zum Gewehr und griff es mit seinen gefesselten Händen wie eine Pistole. Es war schwer und lange würde er es nicht halten können.
Der Affe drehte sich um. Sein leerer Blick sprang von einer Ecke der Hütte zur anderen. Er hielt sein Werkzeug vor sich und drohte damit, als hielte er eine Fackel in die Finsternis. Jona drückte den Abzug.
Die Wucht des Schusses riss ihm die Waffe aus den Händen. Sie schlug ihm gegen die Stirn. Er spürte das Gewehr wie eine Faust aus Stahl, die seine Augenbraue rammte.
Der Affe fiel auf den Hintern, die langen Arme neben sich. Die nachlassende Kraft verwand er darauf, den Kleiderhaken fest zu umklammern. Immer wieder öffnete er den Mund, als würde er jeden Moment etwas sagen. Sich erklären.
Das Leben entwich ihm durch ein Loch im Hals. Das Blut daraus färbte sein weißes Brustfell rot. Sein Mund öffnete sich noch einmal und blieb so. Die Finger um den Kleiderbügel erschlafften. Mit einem leisen Tack berührte der Haken den Hüttenboden. Jona wartete noch einen Moment, um sicherzugehen. Als er die Hütte verließ, tasteten Tanos Finger nach seiner Ferse.


Das Blut aus der Platzwunde verklebte ihm die Lider. Jona blickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Die Richtung, aus der auch Tanos Freunde kommen würden, früher oder später. Auf der Spur des Blutes.
Also ging er weiter flussaufwärts. Immer wieder drehte er sich zur Hütte um. Sie wurde kleiner, aber sie wollte nicht verschwinden. Eigentlich, dachte er, dürfte er sie längst nicht mehr sehen. Es war so ein großes Land.

 
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Hallo @Proof

Was Neues von Dir, zudem noch Horror, da schaue ich doch gerne vorbei. Habe deine Geschichte einmal gelesen und lese sie nun ein zweites Mal, während ich diesen Beitrag schreibe. Zuerst ein paar Textstellen und danach versuche ich Dir meinen Gesamteindruck zu schildern.

Dein Schimpanse hat mich gleich an meinen Avatar erinnert, auch wenn deiner kein Brillenträger ist und lieber Leute abmurkst und ihnen mit 'nem Kleiderbügel in den Anus fährt, anstatt Zigarren zu rauchen, haha! :-)

Der Geruch des Joints stieg Jona in die Nase. Ihr Bewacher saß auf einem großen Stein am Fluss und rauchte Gras.
Das Gras kannst Du streichen, es wird bereits im ersten Satz klar, was er da raucht. Erachte ich deshalb als unnötige Wiederholung.

Jona starrte in den Lauf und ihm war, als glotzte das Ding ihn zurück an.
Da holpert etwas, in diesem Satz. Würde vorschlagen, die beiden Wörter zu streichen, dann liest sich das gleich runder.

Wahrscheinlich war es eine Weile her, so beiläufig, wie Sabine gestorben war.
Das verstehe ich nicht ganz: Jona fragt sich, wann das Tano das letzte Mal getötet hatte. Wahrscheinlich war es eine Weile her, weil Sabine so beiläufig gestorben war? Was sagt das aus? Hätte Tano erst vor kurzem getötet, hätte er Sabine nicht beläufig umgebracht, sondern brutal niedergeschlachtet? Verstehe wirklich nicht, was Du damit aussagen willst.

Immer wieder zielte Tano. „Bum!“
Tano wirkt wie ein (Klein-)Kind mit diesem "Bum!", was er ja mehr als einmal macht. Klar, er ist noch jung, sie schätzen ihn auf Anfang zwanzig, aber das wirkt auf mich, als wäre er stupid. Das bricht mit seinem sonstigen Verhalten, finde ich.

Als die Gefangenen einfach nicht mitlachten, legte Tano das Gewehr zurück auf den Schoß.
Füllwort. Wenn Du es stehen lässt, würde ich empfehlen "Als die Gefangenen einfach nicht mitlachen wollten, ..." zu schreiben

Wen interessierte denn gerade das verdammte Mittelohr?
Mmmh, ja gute Frage. Das Mittelohr dankt, hat mich etwas rausgerissen die Stelle. Ich verstand nicht, was Du mir hier als Leser mitgeben möchtest bzw. was diese Stelle bezwecken soll. Vielleicht verstehe ich aber auch etwas falsch?

„Wenn wir nichts machen, bringen Sie uns auf jeden Fall um. Wie den Rest.“
"Sie" hier klein schreiben :-)

Als die Entführer Yaris und ihn weggebracht hatten, waren Sabines Schreie langsam leiser geworden, nur noch ein schmerzerfülltes Stöhnen.
Füllwort. Kannst Du meiner Meinung nach streichen.

„Ich habe genauso viel Angst wie du, aber wenn jetzt weglaufen ...“
Ich glaube, da fehlt was. Aber wenn wir jetzt weglaufen ...

Blut lief über die Knöchel, es musste hinabfließen von irgendwo unter ihrem Kleid.
Trägt sie ein langes Kleid, wo nur die Knöchel zu sehen sind? Sonst könntest Du auch schreiben: Blut lief die Beine hinab, oder sowas. Den zweiten Satzteil würde ich streichen, von wo soll es sonst runterfliessen?

Sie änderte ihren Kurs, machte schnelle Schritte auf ihn zu.
Sie schlurft heran, taumelt gar wie eine Schlafwandlerin. Und dann plötzlich schnelle Schritte? Das geht nicht auf.

Wenn mein Einsatz hier beendet ist, mache ich zu neunzig Prozent in eitrige Mandeln.
Liest sich behäbig, der zweite Satzteil. Ausserdem finde ich die Ausdrucksweise seltsam. Ich mache zu neunzig Prozent in eitrige Mandeln? Sagt man das so? :-)

„Das hättest du nicht müssen.“
Das hättest du nicht tun müssen?

Blessed.
Wieso dieser englische Einsprengsel? Hat mich rausgerissen. Bei Babylon verstand ich das noch, weil Tano da wohl ein Lied gehört hat. Ist es hier immer noch so?

Die ersten Ameisen wurden auf sie aufmerksam.
Das geht mir etwas zu schnell und erscheint als ein Detail, dass sie wohl in dieser Situation so nicht wahrnehmen würden, oder? Ich weiss nicht, liess mich etwas stolpern.

„Wir haben keine Abtreibungen gemacht, wenn du das meinst“, log Jona.
Er lügt? Okay, aber das ist hier eindeutig die Aussage des Autors. Wie äussert sich das denn, dass er lügt? Woran macht Tano das fest?

Ein dreckiges Pepsi-Symbol lugte durch ein altes Fischernetz.
Hiermit kann ich die Geschichte in unserer bekannten Welt verordnen. Vorher hätte es für mich auch in einer Fantasy-Welt oder weiss Gott wo spielen können, trotz Armeehosen und Gewehr. Ich hätte mir mehr solche Details gewünscht.

Yaris stellte den linken Fuß auf, das rechte Knie auf dem Boden, verharrte in der Position eines Sprinters am Startblock.
Zweimal "auf" so kurz hintereinander liest sich für mich unschön. Vielleicht kannst Du da was umstellen, dass Du ein "auf" loswerden kannst.

Jona stockte der Atem bei jedem Kratzen von Yaris’ Schuhsohle oder Hose auf dem Boden.
Hier fragte ich mich, was ist das für ein Untergrund, der die Schuhe und die Hose so laut kratzen lässt?

„Ich töte dich“, flüsterte er,[Punkt statt Komma]Jetzt sofort, wenn du dich nicht in Bewegung setzt.“

Tanos Finger tippte immer wieder gegen den Abzug, wand sich wie ein Wurm.
Wie kann sich ein Finger wie ein Wurm winden?

Seine Augen glühten rot, waren aber hellwach und weit aufgerissen.
Das rote Glühen der Augen hat mich hier etwas rausgerissen. Ich habe mich gefragt: Ist Tano sowas wie ein Cyborg? Nein, das passt nicht. Spiegelt sich die unter- oder aufgehende Sonne in seinen Augen und sind sie deshalb rot? Ich weiss nicht, konnte das nicht zuordnen und musste erstmal überlegen, was Du damit meinst.

Die Hitze im Inneren der Hütte garte den metallischen Geruch von Blut, der sich mit dem Gestank eines heruntergekommenen Zoos vermischte.
Das Bild ist etwas drüber mit dem heruntergekommenen Zoo. Versteh mich nicht falsch, ich finde es nicht schlecht und kann mir diesen Geruch gut vorstellen, aber es bricht etwas mit dem vorherigen Stil und fällt somit aus der Reihe. Hätte ich nicht erwartet und deshalb hat es mich eher rausgerissen als mitgenommen.

Die Knochenfinger waren um eine kleine, weiße Dose aus Plastik gekrallt. Sie war offen. Ein paar Kapseln lagen auf dem Boden, zur Hälfte weiß, zur Hälfte orange.
Spielen diese Kapseln eine Rolle? Kommen die später nochmal vor und haben irgendeine Funktion? Ich erachte das als ein Detail, was mir nicht viel mitgibt und eher Fragen aufwirft, die dann nicht beantwortet werden. Könntest Du meiner Meinung nach streichen.

Der Körper, der zu Boden zu gefallen war.
Da hast Du ein "zu" zuviel drin.

Das Tier war alt, sein schwarzes Fell durchzogen von weißen Schlieren,
Bin mir nicht sicher, ob Schlieren hier passt, das verbinde ich eher z.B. mit Regenschlieren, die an einem Fenster herablaufen. Vielleicht ordne ich das aber auch falsch ein :-)

Krankheit oder Alter mussten es geblendet haben. Vielleicht auch ein Kampf oder Folter. Etwas oder jemand. Mit dem Haken des Kleiderbügels strich der Affe sich über die Lippen.
Der unterstrichene Einsprengsel hat mich rausgerissen, weil ich da den Sinn nicht erkennen konnte. Was willst Du damit aussagen?

Dann fauchte er, zeigte seine Zähne, kleine Dolche, lang wie ein Schnapsglas.
Hier gefällt mir der Vergleich der Zähne mit dem Schnapsglas nicht so recht. Ein Schnapsglas ist doch in dem Sinne nicht lang, sodern eher kurz. Ich würde da einen treffenderen Vergleich suchen.

Yaris schüttelte den Kopf. Der Affe legte seinen in den Nacken und zog Luft durch die Nase, als könnte er die Gedanken zwischen den Eindringlingen riechen.
Musste ich zweimal lesen, weil ich erst nicht verstanden hatte, dass der Affe seinen Kopf in den Nacken legt. Wolltest hier natürlich eine Wortwiederholung von "Kopf" vermeiden, aber vielleicht ginge das auch eleganter? :-)

Mit einem schrillen Angriffsschrei stürmte der Affe auf allen Vieren auf ihn zu, den Kleiderbügel in der Pfote.
Affen haben keine Pfoten, meiner Meinung nach, das passt eher zu Katzen und dergleichen. Hätte wohl einfach Hände geschrieben.

Jona fuhr zusammen und sah an sich hinab, wartete auf den roten Fleck auf seinem Hemd, der größer wurde.
Könntest Du streichen, das braucht's nicht.

Unter dessen linken Auge klaffte ein schwarzes Loch.
Unter dessen linkem Auge klaffte ein schwarzes Loch, wäre meiner Meinung nach die korrekte Schreibweise. Aber häng mich nicht dran auf, bin mir nicht zu 100% sicher.

Die Öffnung. Als er sie erfühlt hatte, schob der das Tier den Kleiderbügel hinein und drehte ihn einige Male.
Da ist ein "der" zuviel, oder?

Am Bügel klebte Kot.
Schön brutal diese Szene mit dem Affen. Das fand ich aber etwas drüber. Tano hat sich wohl in seinem Todeskampf in die Hosen geschissen? Glaube nicht, dass der Affe sonst Kot aus seinem Hintern ziehen würde, ausser der Tano ist ein Schwein und läuft immer mit 'nem dreckigen Arsch rum ;-)

Tanos rechte Hand krallte sich ins Fell des Affen, doch dessen kräftige Pfote griff die störenden Finger und drückte zu.
Wieder die Pfote. Hat mich rausgebracht.

Knochen knackten, als sie brachen.
Würde einfach schreiben: Knochen knackten. Das sie brechen, musst Du nicht extra hinschreiben, das wird meiner Meinung nach auch so klar.

Er hielt sein Werkzeug vor sich und drohte damit, als hielte er eine Fackel in die Finsternis.
Der Vergleich hinkt etwas, finde ich. Eine Fackel in die Finsternis halten ist keine Drohung. Da geht was nicht auf.

Jona drückte den Abzug.
Hier fragte ich mich, wie er mit seinen gefesselten Händen ein Gewehr bedienen kann bzw. abdrücken kann? Ist das überhaupt möglich? Sorry, hab keine Ahnung, hatte noch nie eine Waffe in Händen (und das wird auch mein Leben lang so bleiben :D )

Also ging er weiter flussaufwärts. Immer wieder drehte er sich zur Hütte um. Sie wurde kleiner, aber sie wollte nicht verschwinden. Eigentlich, dachte er, dürfte er sie längst nicht mehr sehen. Es war so ein großes Land.
Das Ende verstehe ich nicht ganz. Wieso kommt er nicht von dieser Hütte weg? Erinnert mich so an diverse Horrorfilme, wo der oder die Prota immer wieder am Ausgangspunkt landen und sich hoffnungslos verirrt haben, meist in einem Wald oder so. Was möchtest Du mit diesem Ende aussagen? Ich habe es leider nicht verstanden.

Fazit

Ich hatte gerade zu Beginn ziemlich Mühe, die Geschichte in einem Setting zu verordnen. Es fehlen grösstenteils Beschreibungen der Umgebung und ich habe somit nicht wirklich viele Bilder im Kopf, die der Geschichte einen Rahmen geben. Klar, da gibt es den namenlosen Fluss, die Protagonisten befinden sich wohl in einer Art Kriegsgebiet und dann gibt es diesen Bretterverhau, wo anstatt einer Hexe dieser Schimpanse drinnen auf sie wartet. Aber mehr gibst Du mir da nicht an die Hand. Fand ich etwas schade und ich hatte wie gesagt Mühe, mir vorzustellen, wo sich die Protagonisten da eigentlich genau befinden. Du schreibst von einem grossen, namenlosen Land, ich vermisse da auch gar keinen Namen oder so, aber etwas mehr Kontext wäre meiner Meinung nach nicht schlecht, damit ich als Leser sowas wie einen "Hintergrund" zu der Geschichte kriege.

Die beiden Protas haben in einem Lager für Flüchtlinge geholfen, zumindest habe ich das zuerst so verstanden, aber offenbar glaubt man in diesem grossen Land, dass es noch Hexen gibt und schaut, dass diese frühmöglichst abgetrieben werden. Mit offenbar sehr rabiaten und mittelalterlich anmutenden Vorgehensweisen, da werden Kleiderbügel und Schiesspulver gebraucht und was sich sonst halt so anbietet. So habe ich das zumindest verstanden. Die Protas Jona und Yaris sind in dem Land, um den Versehrten Hilfe zu leisten, dachte ich erst, aber offenbar haben die sich selbst an den Abtreibungen beteiligt? Tano und seine Jungs kämpfen also gegen sie und sind in dem Sinne gar nicht die "Bösen"? Ganz klar wurde es für mich nicht, aber das sind so meine Vermutungen. Es ist ein Horrortext und das mit diesen erzwungenen Abtreibungen ein grausiges Thema, da hättest Du meines Erachtens nach gerne noch die Schraube anziehen können, denn plakativ ist's eh schon, und das richtig intensiv beschreiben, diese Gräueltaten, das es mich als Leser so richtig durchschüttelt. Aber ist natürlich alles Geschmackssache. Kann gut sein, dass Du mit dieser Geschichte die Grenzen, was im Forum erlaubt ist, bereits ausgelotet hast, keine Ahnung :-) Erscheint mir, zumindest was die Brutalität hier anbelangt, sich doch deutlich von anderen Stories abzuheben ...

Ich finde die Idee gut, einfallsreich, aber mir fehlten wie gesagt Hintergrundinfos und auch die Protas waren nicht so wirklich greifbar, weder Jona noch Yaris oder auch Tano, bei dem ich mir nich sicher bin, ob er der Antagonist ist oder nicht. Die bleiben blass und ich sehe die nicht vor meinem inneren Auge. Finde deine Geschichte grösstenteils gut geschrieben, sie lässt sich flott weglesen. Sauberer, einfacher Stil würde ich mal dazu sagen (das mit "einfach" bitte nicht negativ werten, ich will damit ausdrücken, dass die Geschichte sehr gut lesbar ist und man sich nirgendwo gross verheddert oder zweimal lesen muss, um alles aufzunehmen). Der Horror kommt dann doch nicht zu kurz, in dieser Hexenhütte wird's ja ziemlich blutig, schocken kann das aber nicht, da müsstest Du noch 'ne Schippe oder zwei drauflegen, aber war wohl auch nicht deine Intention. Oder wie mein(e) Nachkommentator(in) schreibt: Vielleicht eher vertieft auf die psychologische Schiene setzen, wäre bestimmt auch interessant. Insgesamt gefällt mir die Story soweit eigentlich, aber etwas fehlt mir. Vielleicht würde sie mich mehr mitreissen, wenn die Charaktere und das grosse Land etwas genauer skizziert wären, ich denke, da würde ich als erstes ansetzen.

Just my five cents.

Gut Rauch,
d-m

p.s.: Was hat eigentlich der Affe mit der Geschichte zu tun? Vielleicht bin ich aber auch zu doof für die Story :-) Nix für ungut.

p.p.s.: An Afrika als Handlungsort hatte ich tatsächlich auch ganz kurz gedacht, wenn das der Schauplatz ist, den Du vorgesehen hast, kommt das aber zu wenig rüber, da fehlen noch ein paar Details, welche die Geschichte klarer verankern, finde ich. Alleine die Ameisen und der Affe reichen da mMn nicht aus.

 

Hallo @Proof ,

harte Kost diese Geschichte, aber ich habe auch nichts anderes erwartet. Für mich kann es immer gern etwas weniger Brutalität und dafür mehr Horror sein, aber das hat mit dieser Geschichte ja nichts zu tun, so hast Du es halt gewählt. Der einleitende Teil kommt mir etwas lang vor, aber ich muss auch sagen, dass er mich am Haken gehalten hat, bis es dann richtig los ging. Der Hauptteil mit dem abtreibenden Affen wirkt für mich etwas knapp im Gesamtverhältnis, aber vllt auch nur, weil es sehr spannend war. Eine gute Idee finde ich das mit dem blinden Affen und dass sie deshalb so leise sein müssen. Das war ein großer Spannungsfaktor und vllt hätte man da mehr rausholen können? Vllt kommt Tano zu früh auf den Plan. Habe gerade die Idee, dass Jona und Yaris etwas versuchen und just in dem Augenblick, als sie es verreißen, kommt Tano durch die Tür gerumst. Du hast den überraschenden Auftritt Tanos in die ruhige Atmosphäre gewählt und ich verstehe auch, warum. Ist nur so ein Gedanke. Wie gesagt, der Teil war nicht zu wenig spannend.
Wie auch mein Vorredner hatte ich zunächst Schwierigkeiten damit, mir das richtige Bild vor Augen zu führen. Anfangs war ich bei ein paar Teenies, die von einer Teenie-Gang entführt wurden, dann wurde es zu einer großangelegten Geiselnahme und erst allmählich hatte ich das große, wilde Afrika vor Augen (oder eine ähnliche Umgebung). Die Ameisen haben mich schon in die richtige Richtung gelenkt, aber seltsamerweise bin ich erst in Afrika angekommen, als ich vor der Hütte stand. Da war es dann jedenfalls klar.Ich finde es gut, dass Du auf eine genaue Verortung verzichtet hast, aber es wird dadurch natürlich umso schwieriger. Letztendlich musst Du Afrika beschreiben, anstatt einfach das Wort zu benutzen. Ich sage hier immer Afrika, weil ich mich schließlich dort wiedergefunden habe, aber sicher kam es Dir gerade darauf an, keinen bestimmten Ort zu nennen. Das passt zum Horror, aber anfangs war es mir wie gesagt zu vage.


Hier noch Kleinigkeiten. Einige wurden bestimmt schon genannt, aber habe da nicht weiter drauf geachtet, sorry.

Darum sind wie hier.

Tanos Augen weiteten sich kurz und er hob seine Waffe ein Stück höher,
Ein schönes Detail, habe ich perfekt vor Augen gehabt.
Bei seinen hastigen Schritten zurück stolperte Tano über die eigenen Füße, fand das Gleichgewicht aber wieder. Als er sich gefangen hatte, leckte er sich die Lippen. Dann schluckte er und drehte den Kopf zu Jona.
Diese detailiert beschriebene Gestik finde ich insgesamt sehr anschaulich und getroffen. Ich habe diese Szenen als Film gesehen.
Der Tier sah zu Jona,

Der Affe legte seinen in den Nacken
Das hat mich rausgeworfen. Wie nennt man das, wenn man ein Substantiv weglässt, weil es im vorherigen Satz bereits vorkam? Fand ich in diesem Falle zu konstruiert.
schob der das Tier den Kleiderbügel

Seine leerer Blick sprang von einer Ecke der Hütte zur anderen.

Immer wieder öffnete er den Mund, als würde er jeden Moment etwas sagen. Sich erklären.
Sich erklären? Habe ich nicht ganz verstanden. Soll das dem Affen noch eine humane Note geben?

Im Nachhinein wirken einige Sachen sehr konstruiert: der Fakt, dass Tano da allein mit den beiden Sitzt, die Frau, die da den Fluss hochgestolpert kommt als Grund dafür, dass sie sich jetzt diese Hütte ansehen müssen. Aber bemerkenswerterweise ist mir das beim Lesen nicht aufgefallen. War auf jeden Fall voll drin. Nur diese Sache mit der Verortung war störend, hatte da wie gesagt ein ganz anderes Bild im Kopf am Anfang.
Habs gerne gelesen, hat mich gut unterhalten das Teil.

MfG

 

Hallo @Proof =)

Ich weiß nicht, wie du dir deine Geschichte vorgestellt hast; ich lese sie als einen "Action and Run" mit teils grausigen Bildern (speziell das Bild des Affen, der gegen Tano kämpft). Trotz kurzer Rückblenden bleibt ein Handlungsfaden, dem ich sehr gut folgen konnte, eine Handlung entsteht aus der anderen, das ist spannend geschrieben, meine Aufmerksamkeit ließ nicht nach.

Insofern kann ich dir nur Vorschläge machen, Ideen, die mir durch den Raum geisterten, als ich deine Story gelesen habe =). Ideen, die vielleicht deiner Story Tiefe verleihen oder den Blick auf bestimmte Aspekte richten.

Deine Charaktere übernehmen eher Funktionen bzw. Rollen als dass sie aus ihrer Individualität handeln: Jona, der Arzt, der trotz Angst und Trauma (von der, finde ich, recht wenig in deinem Text zu lesen ist) handlungsfähig bleibt, Yaris, der Einheimische, Tano, der Geiselnehmer auf Marihuana, der sich für eine "höhere Mission" einsetzt. Gut und Böse sind klar verteilt und das Motiv Tanos ist denen westlicher Maßstäbe fremd. Darin spiegelt sich eine recht klare Rollenverteilung wider, die möglicherweise auf typische Bilder, Motive und Vorstellungen über Abtreibung auf dem afrikanischen Kontinent zurückgreift. So zum Beispiel das Bild der traumatisierten, in bunten Kleidern gehüllten Frau, die anonym bleibt und durch das Land irrt. Das kann man so schreiben, aber klar, dir kann die Verwendung von Stereotypen zum Vorwurf gemacht werden.

Möglicherweise könnte die Geschichte "atmosphärischer" wirken, wenn Klima, Ort, Details genannt werden. Jonas Aufmerksamkeit wird sehr scharf sein und auch auf Details achten, über die du die Ort und Lage beschreiben kannst.

Tano sagt, dass Kinder ein Segen sind. Du könntest dieses Schutzmotiv stärker ausbauen, d.h. dass Tano glaubt, sich für sein Volk einzusetzen, indem er tötet. Ich behaupte mal: Tano hält sich selbst für einen sehr netten, guten Menschen. Der vielleicht denkt, dass Frauen, die abtreiben, besessen sind, Hexen, die sein Volk in seiner Existenz gefährden. Vielleicht sind sie nicht Teil seines Volkes. Solche Motive klingen für uns Westler extrem irrational, aber ich behaupte jetzt frei: Tanos Weltbild ist detailreich, studierbar und lässt sich, vielleicht, gar nicht so sehr auf wenige willkürliche Aussagen reduzieren. Anders gesagt: Du könntest Tano psychologischer schreiben. Aber das nur als Idee, als Vorschlag, mehr nicht. Muss man auch nicht machen.

Auf Tanos Schoß lag ein Maschinengewehr ohne Kolben. Jona starrte in den Lauf und ihm war, als glotzte das Ding ihn zurück an.
Tano hielt ihnen den Joint hin. Jona schüttelte den Kopf. Yaris’ Blick blieb auf die Berge gerichtet, von dort kam der Fluss. Tano spuckte ins Wasser, legte den Joint auf den Boden, nahm sein Gewehr und zielte flussabwärts, auf irgendein Tier vielleicht oder Sabines Geist, der ihn verfolgte.
„Bum!“
Hier fiel es mir schwer, die Körperhaltung von Tano nachzuvollziehen. Er scheint Yaris und Jona sehr nahe zu sein. Das könnte man etwas stärker betonen, wie "intim" die Position zwischen Geiselnehmer und Geiseln selbst ist. Jona hat die Idee, zu fliehen. Damit charakterisierst du Jona, er hält Verhandlung oder Reden mit Tano für sinnlos, möglicherweise bedingt durch die Ermordung Sabines. Spontan hat mich das dennoch gewundert, Jona wird wahrscheinlich intelligent sein und Tano vielleicht in ein Gespräch verwickeln, um eine emotionale Bindung aufzubauen. Vielleicht redet sogar Tano selbst mit den Geiseln, und sie reden über irgendwelche Belanglosigkeiten, Fußball in Germany, was weiß ich.

Trotz der Lebensgefahr bleibt Jona mutig und kann handeln, er zieht sich in dieser extremen psychischen Ausnahmesituation nicht zurück. Jona ist Arzt. Er wird die körperlichen Symptome seiner Angst auch einschätzen und einordnen können, er wird sich selbst beobachten. Vielleicht macht das die Situation emotional fassbarer und Jona als Charakter individueller. Er wird sicherlich nach etwas suchen, was er kontrollieren kann, irgendwas, zum Beispiel seine Aufmerksamkeit.

„Wenn wir nichts machen, bringen Sie uns auf jeden Fall um. Wie den Rest.“

Der Gedanke kam, ohne Kontrolle. Ein Reflex.
Kurz zurück: Hier sprichst du als Autor.
Sabine beugte sich vornüber und machte einen Schritt, als hätte ihr jemand in den Bauch getreten.
Sabine wird ermordet, "beugen" klingt aber sehr aktiv, d.h. Sabine handelt, ihr Körper reagiert auf den Schuss.
Als die Entführer Yaris und ihn weggebracht hatten, waren Sabines Schreie langsam leiser geworden, nur noch ein schmerzerfülltes Stöhnen.
„Mehr Geiseln, mehr Geld“, erklärte Yaris.
Hier die Frage, warum die anderen Entführer nicht reagieren. Mehr Geiseln, mehr Geld, okay, macht Sinn - warum lassen sie dann zu, dass Tano Sabine ermordert?
Eine Gestalt hatte ihn aufschrecken lassen, als er sich kurz umgedreht hatte. Die Frau schlurfte von flussaufwärts auf ihn zu. Sie trug ein buntes Kleid und am linken Fuß eine Sandale, der rechte war nackt. Blut lief über die Knöchel, es musste hinabfließen von irgendwo unter ihrem Kleid. Sie taumelte wie eine Schlafwandlerin.
Das ist natürlich eine sehr stereotypisches Bild, das du hier zeichnest; sie stolpert ja geradezu in diese Situation hinein und Tano reagiert. Das kann man, denke ich, so machen, andererseits wirkt das recht konstruiert, hier lese ich dich als Autor: Ich will zeigen, wie grausam diese Situation ist.

Du könntest auch die Frau individueller zeichnen. Vielleicht hat sie ja Spuren der Feldarbeit oder Handarbeit, die für diese Region typisch ist oder trägt ein typisches Werkzeug mit sich, eine Plastikflasche einer Wasserfirma, die Jona kennt und in der Region verbreitet ist.

Die offenkundige Mordlust ihres Bewachers, bezeugt diesmal aus nächster Nähe, musste Yaris zugesetzt haben, denn er nickte. „Okay“, flüsterte er. „Langsam hoch. Und wenn wir beide fest stehen, rennen wir.“
Jona nickte zurück. Sein Herz raste. Er sagte sich immer wieder, dass sie auf jeden Fall sterben würden, wenn sie nichts täten, wenn sie keine Salve im Rücken riskierten. Es war wenigstens eine Chance.
Hier ordnest du als Autor.
Als er endlich so weit war, sich bereitzumachen, kam Tano zu ihnen zurückgelaufen, immer noch in gebückter Haltung, als stünden sie unter Beschuss.
Das klingt etwas umgangssprachlich, "endlich so weit war".
Aber Tano war zu aufgeregt und schenkte ihnen nur die nötigste Beachtung, als er sich vor sie hockte. Immer wieder wandte er sich zur Hütte um. „Jemand ist drin“, sagte er. „Ich habe etwas gehört. Bestimmt eine Hexe.“
Es gibt ja einen Unterschied zwischen Sinn und Rationalität. Mich hätte hier interessiert, warum Tano denkt, dass in der Hütte eine Hexe lebt. Gibt es Hinweise? Gibt es irgendwas, an das er ein Hexenhaus erkennt? Hat er ein System? Für Tano wird dieses System Sinn machen. Und hätte er einen Vorteil unter seinen Leuten, wenn er eine Hexe tötet? Heißt es dann: Was für ein Mut, Tano, eine so wichtige Hexe getötet zu haben?
Weil es für die Fliegen dort auf dem Hüttenboden nicht mehr viel zu holen gab, summten sie nur vereinzelt über der Leiche, bildeten dafür aber einen umso dickeren, dunklen Nebel über einem Eimer, der fast bis zum Rand gefüllt war mit rot-schwarzem Sud.
Das würde ich gar nicht erklären.
Jona erkannte einen Fötus von der Größe einer Zitrone. Yaris zuckte, als hätte er einen epileptischen Anfall.
Wäre das nicht ein Embyro? Erkennt man das auf die Entfernung?
Der Anblick gab Jona den Anstoß, den er gebraucht hatte. Den notwendigen Mut der Verzweiflung. Er schlich nicht, er machte einen Satz zum Gewehr und griff es mit seinen gefesselten Händen wie eine Pistole. Es war schwer und lange würde er es nicht halten können.
Der Affe drehte sich um. Seine leerer Blick sprang von einer Ecke der Hütte zur anderen. Er hielt sein Werkzeug vor sich und drohte damit, als hielte er eine Fackel in die Finsternis. Jona drückte den Abzug.
Das Bild des Affen, der mit Tano sehr brutal kämpft und ihn foltert, finde ich sehr stark, nicht ein Mensch, nein, ein Affe kämpft gegen Tano, offenbar erkennt selbst eine Affe die lebensverachtende Ideologie Tanos, die ihn töten lässt. Ich bin mir deshalb unsicher, ob der Affe Jona gefährden sollte. Ich las den Affen eher als "Verbündeten" Jonas und Yaris'; er handelt nicht willkürlich und irrational, er handelt auf einer Seite. Die Motive, die du in deiner Story ansprichst, sind ja existenzielle, Leben und Tod, Wertschätzung des Lebens oder Missachtung des Lebens; alle Figuren ordnen sich entlang dieser Achse ein.

Das war's!
Lg
kiroly

 
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Hallo @Proof

Der Geruch des Joints stieg Jona in die Nase. Ihr Bewacher saß auf einem großen Stein am Fluss und rauchte Gras

Ist irgendwie doppelt gemoppelt. Joint, Gras, Geruch. Müsste es nicht auch so sein, dass sie das Gras riechen und er da sitzt einen Joint raucht? Ich weiß auch nicht, ob da direkt Bewacher kommen muss, das klingt irgendwie sehr harmlos, aber auch verrätst du uns direkt alles. Ich dachte zuerst an einen Studentenspiel mit Marihuana.

Die anderen Entführer hatten ihn Tano genannt.
Bewacher. Entführer. Ich weiß nicht. Vielleicht konkreter werden. Das wirkt so unbestimmt, obwohl es scharf und gefährlich wirken müsste.
Sie waren gegangen und würden zurückkommen, sie mussten etwas erledigen, irgendwas.
Woher wissen sie bzw weiß der Erzähler, dass sie zurückkommen und dass sie etwas erledigen? Das ist ja spekulativ, bis zu dem Moment, wo ich erfahren würde, es hat diese Situation schon einmal gegeben.
Sie hatten schnell gesprochen und nur wenige Sätze waren Englisch gewesen.
Vielleicht eher Worte? Ich meine, warum ganze Sätze in Englisch sprechen? Vielleicht einzelne Worte, die einen feststehende Bedeutung haben, oder? Klingt irgendwie logischer, aber vielleicht bin auch ich das nur.

Die Gefangenen waren zurückgeblieben, Jona und Yaris, mit Tano zur Bewachung.
Bewacher. Entführer. Gefangene. Und wieder Bewachung. Ich weiß nicht, der Einstieg klingt sehr bemüht, die richtige Wortwahl zu treffen und ein Ton für das Setting zu finden, aber ich glaube, weniger wäre mehr. Vielleicht auch gar nicht weiter erwähnen, den Leser die Situation selbst verorten lassen.

Jona starrte in den Lauf und ihm war, als glotzte das Ding ihn zurück an.
Ich weiß, ich bin da sehr streng. Aber wenn du schreibst, dass er das Gefühl bekommt, das Gewehr würde ihn zurückanglotzen, dann ist das so in meinen Ohren eine Verharmlosung. Vielleicht klingt das zu hart, aber ich denke mir, die haben Todesangst, Ungewissheit, denkt man da so etwas, und wenn ja, kann man das so nüchtern reflektieren?

Wahrscheinlich war es eine Weile her, so beiläufig, wie Sabine gestorben war.
Sie ist ja nicht einfach gestorben, sondern er hat sie getötet, oder nicht? Ich würde mich hier auch eher dafür entscheiden, dieses foreshadowing nicht zu machen, da der Tod Sabines dann einfach mehr Schwerkraft entwickelt.

Immer wieder zielte Tano. „Bum!“
Ich habe das mal irgendwo gelesen, die Piraten in Somalia machten das bei einigen ihrer Entführten, auch solche Scheinerschießungen und haben sich dann kaputtgelacht. Nachher hat die keiner der Entführten mehr Ernst genommen, ich meine, was für eine bizarre Situation.

Das Mittelohr dankt, dachte Jona.
Als verbriefter Akustiker würde ich da eher Innenohr nehmen. Das Mittelohr transport mechanisch die Schallwellen bis zum Innenohr, wo sie dann, kurz gesagt, abgebildet und in elektrische Nervenimpulse umgewandelt werden (das geschieht im Corti-Organ, aber ejal). Deswegen würde ich hier vielleicht lieber Innenohr nehmen. Oder fachchinesisch: Die Haarsinneszellen!
Wen interessierte denn gerade das verdammte Mittelohr?
Das ist wieder so eine Reflektion, die auch den Erzähler irgendwie vor das Geschehen schiebt. Das ist so eine zweite Ebene, die das Geschehen kommentiert. Ich finde, du hast das doch gar nicht nötig. Ich denke mir, dass die ganze Situation vollkommen absurd wäre und man selbst in einem solchen Bedrohungsszenario noch solche banalen Gedanken haben kann wie: Mensch, der macht sich doch das Gehör kaputt! Durch diese Reflektion werde ich da als Leser aber hinausgerissen.

Jona kaute kurz auf der Unterlippe herum. „Was meinst du? Weglaufen. Weg von Billy the Kid und hin zum nächsten Dorf.“
Sagt er wirklich Billy the Kid?

„Wenn wir nichts machen, bringen Sie uns auf jeden Fall um. Wie den Rest.“
Mir sind die insgesamt zu cool. Die sind entführt worden, haben einen eiskalten Mord quasi hautnah miterlebt, und dann konversieren die so, als sei das so eine Kalkulationsfrage: 50% Wahrscheinlichkeit oder eher 70%? Weißt du, was ich meine? Ich weiß nicht, aber sind die geschockt und vollkommen sprachlos und stammeln bestenfalls nur noch?

Dann nickte sie und es knallte, ein Teil ihres Kopfes flog davon. Warme Tropfen spritzen Jona ins Gesicht.

Schwierig. In einem Maschinengewehr wird Kriegsmunition verschossen. Er schießt einzel, also nicht automatisch, und von einer relativen Nähe; ich nehme an, das Projektil fliegt durch. Aber würde er das machen? Er würde damit auch die Geisel und somit sein Geld gefährden. Aufgesetzter Schuss bei einem von der Gruppe separierten Menschen, das geht, das kann ich mir vorstellen. Aber mit einem MG, einem alten ohne Kolben, da so präzise in den Kopf und davor steht noch jemand anderes?

So, zuende gelesen. Der Affe in der Hütte ist brachial. Das ist so das Kernstück finde ich, da der Affe irgendwie auch als Symbol trägt - Afrika (auf jeden Fall nicht Europa!), Tierwelt, Wildnis, Animalismus. Ich beschäftige mich zur Zeit gerade mit Braucherei, alter deutscher Aberglauben der in Pennsylvania bis heute gepflegt wird, auch seltsamster Kram, und mich hat das irgendwie daran erinnert, keine Ahnung warum. Affen die Operationen übernehmen, das steckt ja ein irrer Diskurs drin - wo hat er das gelernt und warum. Fies alles. Das sind die stärksten Szenen, in dieser Hütte mit dem Affen, weil da die Bedroung auch basaler ist, unmittelbar. Bei den Szenen vorher ist das zu weit weg, zu distanziert, finde ich. Ich meine, das ist ja so eine Story, die ganz anders endet als sie anfängt. Ein wenig wie From Dusk til Dawn, ganz anderes Ding, aber beginnt als Crime Roadmovie und endet als Vampirslasher. Hier beginnt das als Entführungsdrama und endet als Creature-Horror, irgendwie. Also, so rein von subjektiven Leseeindruck würde ich den Entführungspart länger machen. Da fehlt mir irgendwie etwas, ich kann dir gar nicht genau sagen, was genau. Strecke. Einfach Charaktere tiefer, die persönlichen Verbindungen klarer, diese Szene mit dem Affen müsste sich irgendwie organischer einfügen, das kommt jetzt so etwas deus ex machina mässig, the last resort. Ja, einfach mehr von allem, das würde ich mir wünschen. Kiroly hat da auch noch einiges geschrieben, was ich gedacht habe aber so nicht ausdrücken konnte. So lag es mir jedenfalls auch auf der Zunge. Die Sache mit der Hexe etc.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin,

sorry, manchmal brauche ich ein bisschen länger. Hatte über eine „Schreibe demnächst zurück“-Zwischenmeldung nachgedacht, dann aber entschieden, eine Woche liegt so im Rahmen des Zumutbaren. War hoffentlich okay. Für alle gilt: Ich gehe jetzt nicht auf alles einzeln ein, manches verbessere ich einfach, es ist auf jeden Fall viel dabei, bei dem ich gedacht habe: Also jetzt, wo’s eine(r) sagt, stimmt eigentlich, und dafür euch allen vielen Dank!

Beim ersten Komm habe ich gedacht: Okay, vielleicht bin ich etwas arg diffus geblieben. Aber die nächsten haben dann ja Afrika als Schauplatz erkannt. Diese Geschichte ist zehn Jahre alt und war eine komplett andere, geblieben sind nur Gefangene und Bewacher, aber ursprünglich waren es Soldaten im amerikanischen Bürgerkrieg, und es war nachts und sie saßen am Feuer, und dann kam noch ein Zombie-Indianer und … es war eine komplett andere Geschichte. Beim Brainstorming zu etwas weniger verbrauchten Settings, örtlich und zeitlich, kam mir dann die Idee mit der Horrorgeschichte gestrickt um Afrika und das Thema Abtreibung. Eines meiner erklärten Ziele: Afrika-Klischees vermeiden. Hat wohl nicht ganz geklappt, aber immerhin. Ursprünglich waren Zebras und Krokodile drin, denn die gibt’s in Afrika, was ja jeder weiß, der sich schon mal mit Tarzan beschäftigt hat. Egal. Hat eigentlich jemand das literarische Vorbild für das Horrorelement erkannt, den Abtreibungsarzt-Affen?


@deserted-monkey:

Was Neues von Dir, zudem noch Horror,
Ja, ich probiere gern mal was Neues.

Verstehe wirklich nicht, was Du damit aussagen willst.
Dass er beiläufig tötet, als wäre es keine große Sache, wahrscheinlich durch Abstumpfung. Möglicherweise entsteht Verwirrung durch die Perspektive, weil er nicht beiläufig tötet, sondern Sabine beiläufig stirbt, was ich gewählt habe, um an der Stelle originell zu klingen.

aber das wirkt auf mich, als wäre er stupid. Das bricht mit seinem sonstigen Verhalten, finde ich.
Komplett falsch ist das auch nicht. Zugedröhnt soll er sein. Die Frau nüchtert ihn dann schlagartig aus. So, als ob man besoffen mit dem Fahrrad hinknallt.

was Du mir hier als Leser mitgeben möchtest
Dass er Fachmann ist (Hals-Nasen-Ohren-Arzt). Ist von mir nicht allzu sorgfältig ergoogeltes Fachwissen, wie ein späterer Komm zeigt, aber das war so die Absicht.

Und dann plötzlich schnelle Schritte? Das geht nicht auf.
Sie hat jemanden entdeckt, von dem sie sich Hilfe erhofft, das gibt noch einmal Kraft.

Sagt man das so?
Ich mache in Autos heißt, ich verkaufe Autos. Der Jona will’n Witz machen.

Wieso dieser englische Einsprengsel?
Das ist so ein geflügeltes Wort im Reggae und Dancehall, die ja mitunter recht krass von christlicher Heuchelei und Doppelmoral durchzogen sind. Das scheint mir hier sehr passend, es nicht zu übersetzen.

Wie äussert sich das denn, dass er lügt? Woran macht Tano das fest?
Wieso Tano? Jona ist der Prot und die ganze Geschichte aus seiner Perspektive erzählt. Er weiß, dass er lügt.

Hiermit kann ich die Geschichte in unserer bekannten Welt verordnen. Vorher hätte es für mich auch in einer Fantasy-Welt oder weiss Gott wo spielen können,
Sehe ich ein, aber ich bin mir nicht sicher, ob das unbedingt was Schlechtes sein muss.

Wie kann sich ein Finger wie ein Wurm winden?
Na. Beweg mal deinen Finger und guck ihm dabei zu.

Ist Tano sowas wie ein Cyborg?
Er raucht am Anfang einen Joint.

Spielen diese Kapseln eine Rolle? Kommen die später nochmal vor und haben irgendeine Funktion?
Ich wollte andeuten, dass da jemand seine Tabletten nicht mehr rechtzeitig in den Mund bekommen hat. Hatte sogar die Farbe recherchiert, irgendwas Herz meine ich.

Was willst Du damit aussagen?
Ein Tier oder ein Mensch.

Ein Schnapsglas ist doch in dem Sinne nicht lang, sodern eher kurz.
Bezogen auf Zähne nicht. Wobei, für Schimpansenzähne wohl wirklich etwas kurz.

Musste ich zweimal lesen,
Ja, das weggelassene Substantiv ist wohl doof gemacht an der Stelle.

Affen haben keine Pfoten,
Eine ziemlich berühmte Horrorstory heißt Die Affenpfote. Ist aber wohl kontroverses Thema, gerade mal geguckt.

wäre meiner Meinung nach die korrekte Schreibweise. Aber häng mich nicht dran auf, bin mir nicht zu 100% sicher.
Hatte ich erst. Dann habe ich’s solange vor mich hin wiederholt, bis es in meinen Ohren falsch klang. Wahrscheinlich hätte es nur halb so lange gedauert, gerade in der Grammatik nachzuschlagen.

Glaube nicht, dass der Affe sonst Kot aus seinem Hintern ziehen würde,
Er rammt ihn so tief rein, dass ein Stück Darm mitkommt. Der ist glaube ich nie so komplett sauber.

Eine Fackel in die Finsternis halten ist keine Drohung.
Kommt drauf an, vor Feuer haben ja nicht wenige Tiere Angst. Ich glaube, ich wollte unterbewusst ein Bild schaffen, das zu seiner Blindheit passt.

Hier fragte ich mich, wie er mit seinen gefesselten Händen ein Gewehr bedienen kann
Gemeint ist ein Maschinengewehr ohne Kolben. Das wiegt schwer und wird dir wohl beim Schießen aus der Hand fliegen, was es ja hier tut. Das Halten an sich hielt ich für vorstellbar, zugegebenermaßen habe ich’s auch nicht ausprobiert.

Das Ende verstehe ich nicht ganz. Wieso kommt er nicht von dieser Hütte weg?
Jo … Das ist jetzt sehr wörtlich ausgelegt. Ich wollte in ein Bild fassen, dass die Geschehnisse nie wieder aus seinem Kopf gehen. Dass er, inneres Auge, seinen Leben lang diese Hütte vor sich sehen wird, egal, wo er ist.

aber etwas mehr Kontext wäre meiner Meinung nach nicht schlecht, damit ich als Leser sowas wie einen "Hintergrund" zu der Geschichte kriege.
Vielleicht reicht ein schon ein recht früh eingestreuter Nebensatz „Keine sieben Flugstunden von Stadt XY“ oder so?

haben in einem Lager für Flüchtlinge geholfen
Eigentlich wollte ich so Richtung Ärzte ohne Grenzen, nicht explizit Flüchltingsthema.

dass es noch Hexen gibt und schaut, dass diese frühmöglichst abgetrieben werden.
Dass ist eine falsche Schlussfolgerung. Da weiß ich jetzt aber auch nicht, wie man auf diesen Zusammenhang kommen kann. Weil „Hexen“ und Abtreibungen vorkommen?

um den Versehrten Hilfe zu leisten, dachte ich erst, aber offenbar haben die sich selbst an den Abtreibungen beteiligt
Das klingt, als hätten sie damit was Falsches gemacht, und deshalb könnten Tano und Kollegen die Guten sein. Ist ja genau so auch unterschwelliges Thema der Geschichte. Was ist mit radikalen Abtreibungsgegnern in Europa oder den USA, wenn die einen Arzt erschießen, der Abtreibungen durchführt? Könnte man da auf die Idee kommen, dass seien die Guten, weil abtreiben böse ist? Also, kann man, die Leute gibt’s, aber die Geschichte ist da ja doch eher recht klar positioniert … hoffe ich doch.

da hättest Du meines Erachtens nach gerne noch die Schraube anziehen können, denn plakativ ist's eh schon, und das richtig intensiv beschreiben, diese Gräueltaten, das es mich als Leser so richtig durchschüttelt.
Da musste ich jetzt ein bisschen schmunzeln. Ein blinder Affe weidet einen Typen durchs Rektum aus, mit einem Kleiderhaken. Was soll ich machen, soll er noch Lauge ins Loch träufeln?

Erscheint mir, zumindest was die Brutalität hier anbelangt, sich doch deutlich von anderen Stories abzuheben
Mehr will ich doch gar nicht vom Leben.

Was hat eigentlich der Affe mit der Geschichte zu tun? Vielleicht bin ich aber auch zu doof für die Story
In Afrika ist überall Dschungel und alles voller Elefanten und Affen, was jeder weiß, der sich mal mit Tarzan … Aber im Ernst: Die Geiselsituation schrieb sich von allein, wie genau das ins Phantastische oder Horrormäßige übergehen soll, blieb eine Weile offen. Es sollte was mit den Abtreibungen zu tun haben. Zuerst hatte ich an so einen Medusa-gestylten Dämon gedacht, der von den ganzen Föten angelockt wird, weil er sich da gern drin suhlt oder so. Dann hatte ich einen Riesen-Tausendfüßler, aber Recherche hat gesagt, anders als die in Asien teilweise, sind das in Afrika zwar für unser europäisches Empfinden mitunter Riesendinger, aber keine Jäger, keine Fleisch-, sondern (aus Sicht einer Horrorgeschichte) bestenfalls Aasfresser. Und nochmal komplett umgeschrieben das Ende. Irgendwann hatte ich dann dieses Ding Dong mit dem Affen, der imitiert, was er gesehen hat. Als er noch sehen konnte. Blind musste er sein, damit ein Loch für ihn ein Loch ist. Meine Güte, wie das klingt. Sorry. Womit wir wieder beim literarischen Vorbild wären. Na, wer weiß es?

Vielen Dank für die vielen Hinweise und den ausführlichen Kommentar!


@Putrid Palace:

etwas weniger Brutalität und dafür mehr Horror
Ist nicht zwangsläufig dasselbe, schließt aber ebenso zwangsläufig einander nicht aus.

dass er mich am Haken gehalten hat
Ich wollte ursprünglich noch viel mehr auf dieser Spannung rumreiten, jetzt, da nur noch ein Bewacher da ist, weglaufen oder nicht?

Du hast den überraschenden Auftritt Tanos in die ruhige Atmosphäre gewählt und ich verstehe auch, warum.
Tatsächlich habe ich da recht lange drauf rumgekaut. Rein handwerklich. Tano soll reinplatzen, aber geschrieben ist es, als wäre das einfach die nächste logische Handlung. Es wird gar nichts unterbrochen, keine Gedanken, keine Bewegung. Das werde ich nochmal ändern.

Anfangs war ich bei ein paar Teenies, die von einer Teenie-Gang entführt wurden, dann wurde es zu einer großangelegten Geiselnahme und erst allmählich hatte ich das große, wilde Afrika vor Augen (oder eine ähnliche Umgebung).
Was hältst du von der „Sieben Flugstunden von Stadt XY“-recht-früh-im-Text-Idee?

als ich vor der Hütte stand. Da war es dann jedenfalls klar
Was insofern ganz interessant ist, als dass das wohl so eine der Stellen ist, an denen ich nicht ganz klischeefrei zu Werke gehe.

Diese detailiert beschriebene Gestik finde ich insgesamt sehr anschaulich und getroffen.
Danke. Ich habe immer das Gefühl, bei mir nicken die Leute zu viel, sehen von ihm zu ihr und von der Tür zu ihm und kratzen sich an der Nase. Aus der Urfassung meiner Geschichten haue ich bestimmt immer 60 Prozent solcher Sachen raus und es ist immer noch total viel. 40 Prozent. Ach, Mann, du weißt, was ich meine.

Sich erklären? Habe ich nicht ganz verstanden. Soll das dem Affen noch eine humane Note geben?
Ursprünglich hatte ich einen oder sogar mehrere Sätze drin, die das Verhältnis der Leiche auf dem Boden zum Affen recht genau beschreiben. Dann habe ich sie wieder rausgenommen, weil ich diesen detektivischen Anspruch (auch wieder ganz witzig, das Vorbild bedenkend) an den Leser mochte: Was zum Teufel ist denn da los? Ich dachte mir, Jonas Wunsch spiegele hier so ein bisschen den des Lesers, hundertprozentig zu verstehen. Was macht der Affe da und warum macht er das? Wo kommt der überhaupt her?

Im Nachhinein wirken einige Sachen sehr konstruiert: der Fakt, dass Tano da allein mit den beiden Sitzt, die Frau, die da den Fluss hochgestolpert kommt als Grund dafür, dass sie sich jetzt diese Hütte ansehen müssen.
Eigentlich konstruiert man ja immer und versucht dann, es so aussehen zu lassen, als hätte man’s nicht getan. Wenn’s zumindest für die Dauer der Geschichte geklappt hat, ist doch was erreicht.

Vielen Dank auch dir fürs Feeback!


@kiroly:

Darin spiegelt sich eine recht klare Rollenverteilung wider, die möglicherweise auf typische Bilder, Motive und Vorstellungen über Abtreibung auf dem afrikanischen Kontinent zurückgreift. So zum Beispiel das Bild der traumatisierten, in bunten Kleidern gehüllten Frau, die anonym bleibt und durch das Land irrt.
Einerseits jo, andererseits … ich kenne keine Afrikanerin, die in Afrika abgetrieben hat, geschweige denn mehrere, dass ich da einen Querschnitt der Erfahrungen bilden könnte. Das ist alles angelesen, aber da gibt es ja viel recht Material zu. Die geknechtete Frau, ihre Kleidung, ja und ja und nein. Klischees kommen ja auch von irgendwoher. Schlussendlich erhebe ich nicht den Anspruch, ein maximal realitätsnahes Gesellschaftsdrama geschrieben zu haben. Was schlägst du vor?

Möglicherweise könnte die Geschichte "atmosphärischer" wirken, wenn Klima, Ort, Details genannt werden. Jonas Aufmerksamkeit wird sehr scharf sein und auch auf Details achten, über die du die Ort und Lage beschreiben kannst.
Guter Vorschlag!

Du könntest Tano psychologischer schreiben.
Aber dann über trotzdem über Aussagen? Ich gucke ja durch Jona …

Er scheint Yaris und Jona sehr nahe zu sein.
Tatsächlich sitzen sie in meinem Kopf ein paar Meter auseinander, worauf ich aber nicht hingewiesen habe. Sollte ich vielleicht tun.

Spontan hat mich das dennoch gewundert, Jona wird wahrscheinlich intelligent sein und Tano vielleicht in ein Gespräch verwickeln, um eine emotionale Bindung aufzubauen.
Er soll ja einerseits unter Schock stehen, andererseits hat er Fluchtgedanken und macht relativ kurzfristige Pläne (jetzt loslaufen, solange Tano abgelenkt ist). Das ist wohl so schon ein bisschen widersprüchlich, siehe auch der nächste Kommentar. Das hier scheint mir sehr kühl, reflektiert, vorausschauend und kalkulierend für die Situation.

Hier die Frage, warum die anderen Entführer nicht reagieren. Mehr Geiseln, mehr Geld, okay, macht Sinn - warum lassen sie dann zu, dass Tano Sabine ermordert?
Weil es im Affekt geschieht, innerhalb einer Sekunde. Er sieht sie ja nicht mal an, wenn er schießt. Keine Chance, dazwischen zu gehen.

andererseits wirkt das recht konstruiert, hier lese ich dich als Autor: Ich will zeigen, wie grausam diese Situation ist.
Ich verstehe nicht ganz, warum. Weil da Blut über den Knöchel läuft?

oder trägt ein typisches Werkzeug mit sich, eine Plastikflasche einer Wasserfirma,
Die Flasche irgendwie vielleicht, aber das Werkzeug … sie hat gerade unter primitivsten Umständen abgetrieben.

Hier ordnest du als Autor.
Ich hatte es als Teil von Jonas’ Gedanken zum Thema gedacht. Was stiftet Verwirrung?

Mich hätte hier interessiert, warum Tano denkt, dass in der Hütte eine Hexe lebt. Gibt es Hinweise? Gibt es irgendwas, an das er ein Hexenhaus erkennt?
Tatsächlich kam in einer früheren Version der Geschichte das Wort Hexenhaus vor, so eine Grimmsche Anleihe. Für Tano ist ja der Tatbestand bereits mit dem Abtreiben erfüllt. Oder zumindest mehr als wahrscheinlich, wie er andeutet.

Wäre das nicht ein Embyro?
Good point. Ich hatte extra nachgeguckt. Habe ich’s dann doch verwechselt. Mann.

offenbar erkennt selbst eine Affe die lebensverachtende Ideologie Tanos, die ihn töten lässt
Der Affe macht nur seinen Job.

Ich bin mir deshalb unsicher, ob der Affe Jona gefährden sollte.
Der Affe hat keine Verbündeten, der denkt nicht in Verbündeten, ob das jetzt moralisch richtig ist, was er da macht. Dass es den „Bösen“ erwischt, ist dem Zufall geschuldet. Im Grunde funktioniert er damit wie die Zombies in Romeros Filmen oder Kirkmans Comic oder der Serie.

Viele Denkanstöße dabei, vielen Dank!


@jimmysalaryman:

Sorry, jetzt hast du am längsten gewartet. Guter Kommentar mit vielen Denkanstößen.

Bewacher. Entführer. Gefangene. Und wieder Bewachung. Ich weiß nicht, der Einstieg klingt sehr bemüht, die richtige Wortwahl zu treffen und ein Ton für das Setting zu finden, aber ich glaube, weniger wäre mehr. Vielleicht auch gar nicht weiter erwähnen, den Leser die Situation selbst verorten lassen.
Das zum Beispiel, ich haue das mal mit den ersten Anmerkungen zu den Begriffen „Bewacher“ etc. in einen Topf. Ich glaube, ich wollte das früh klären, weil ich das Gefühl hatte, dem Leser schon beim „Wo?“ recht viel Rätsellust zu unterstellen. Werde das ausprobieren, nur die Namen zu nennen und das Verhältnis der Figuren zueinander nicht im ersten Absatz auszuformulieren.

Woher wissen sie bzw weiß der Erzähler, dass sie zurückkommen und dass sie etwas erledigen?
Der Erzähler guckt ja durch Jona, und der hat es gehört, auch wenn er nicht alles verstanden hat. Darum dieses Unbestimmte, „irgendwas“, so war das gedacht.

Vielleicht eher Worte? Ich meine, warum ganze Sätze in Englisch sprechen?
Englisch ist vielerorts in Afrika Amtssprache, das gibt dann ja oftmals so einen wilden Mix. Ist aber, zugegeben, geraten.

würde ihn zurückanglotzen, dann ist das so in meinen Ohren eine Verharmlosung.
Der ganze Umstand oder nur das Wort „glotzen“? Ich dachte so … wie eine Schlange kurz vor dem Biss meinetwegen. Also, ich habe es bedrohlich gemeint.

dieses foreshadowing nicht zu machen, da der Tod Sabines dann einfach mehr Schwerkraft entwickelt.
Ja, ich nehme es raus.

Das Mittelohr transport mechanisch die Schallwellen bis zum Innenohr, wo sie dann, kurz gesagt, abgebildet und in elektrische Nervenimpulse umgewandelt werden
Das weiß ich doch. … Nein, okay, natürlich nicht, wirst Recht haben, danke für die Expertise.

Das ist so eine zweite Ebene, die das Geschehen kommentiert.
Habe ich nicht drüber nachgedacht, dass man das so lesen kann. Gibt Sinn. Für mich ist immer, bei dritter Person, wenn relativ klar eine Perspektive eingenommen wird, dann denke ich immer ergibt sich daraus automatisch, dass so Kommentare zum Geschehen von dieser Figur stammen, nicht vom Erzähler.

Sagt er wirklich Billy the Kid?
Nein, höchstwahrscheinlich nicht. Ich gucke halt auch viele Filme, darum monier ich das ja so oft bei anderen, wenn eine Dialogzeile so Hollywood klingt, ich merke das halt sofort. Aber selbst rutscht es mit dann auch durch.

Weißt du, was ich meine? Ich weiß nicht, aber sind die geschockt und vollkommen sprachlos und stammeln bestenfalls nur noch?
Ich denke ja, kann ich nachvollziehen, aber mit stammeln und vor allem sprachlos einen Dialog zustande bringen, da gibst du mir jetzt natürlich eine Denksportaufgabe.

Aber mit einem MG, einem alten ohne Kolben, da so präzise in den Kopf und davor steht noch jemand anderes?
Ich stelle sie mal irgendwie weiter auseinander.

Einfach Charaktere tiefer, die persönlichen Verbindungen klarer,
Ein bisschen knistert’s zwischen Jona und Sabine, das war mal länger, und ich hatte eine Erinnerung drin, wie sie mit recht mühsam zusammengeklaubten Dosen Bier auf Yaris’ Geburtstag anstoßen. Meinst du sowas? Hatte das beim Überarbeiten als Ballast empfunden. Ist ja immer so eine Gratwanderung, wenn man eher auf einen bestimmten Effekt hin schreibt und das Ziel eben nicht bis ins Detail glaubhaft geschilderte Charaktere sind. Aber ganz ohne Charakterisierung geht’s dann auch wieder nicht, das meine ich mit Gratwanderung.

Vielen Dank auf jeden Fall für deine Kritik, nehme ich viel draus mit! Umsetzung dauert aber einen Moment.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Proof

Nur ich kurz nochmal :-)

Vielleicht reicht ein schon ein recht früh eingestreuter Nebensatz „Keine sieben Flugstunden von Stadt XY“ oder so?
Kannst Du machen. Mir hätten ein paar spezifische Details gereicht, welche die Geschichte genauer in Afrika verorten. Beispielsweise: Steht da am Fluss oder bei der Hütte ein Baum/ ein Strauch, welchen es nur in Afrika gibt? Trägt da jemand Kleidung, welche typisch für Ost- oder Westafrika ist? etc. pp. Irgend sowas. Aber das mit den Flugstunden von Stadt XY geht natürlich auch und macht es sofort klar.

Na. Beweg mal deinen Finger und guck ihm dabei zu.
Mmh, ich kann ihn krümmen, aber winden kann sich der meiner Meinung nach nicht ;-) Ich verbinde "winden" eher mit schlängeln, sich drehen etc. Aber da die Stelle niemand anderem ins Auge gesprungen ist, liegt das wohl nur an mir ...

Dass ist eine falsche Schlussfolgerung. Da weiß ich jetzt aber auch nicht, wie man auf diesen Zusammenhang kommen kann. Weil „Hexen“ und Abtreibungen vorkommen?

Das klingt, als hätten sie damit was Falsches gemacht, und deshalb könnten Tano und Kollegen die Guten sein. Ist ja genau so auch unterschwelliges Thema der Geschichte. Was ist mit radikalen Abtreibungsgegnern in Europa oder den USA, wenn die einen Arzt erschießen, der Abtreibungen durchführt? Könnte man da auf die Idee kommen, dass seien die Guten, weil abtreiben böse ist? Also, kann man, die Leute gibt’s, aber die Geschichte ist da ja doch eher recht klar positioniert … hoffe ich doch.
Ah Mist, das ist dann wohl meinem ungenauen Lesen geschuldet, sorry. Ich wollte Dir da auf jeden Fall nix unterstellen, hoffe, das ist nicht so angekommen. Danke für deine Erklärungen :-)

Da musste ich jetzt ein bisschen schmunzeln.
Sehr schön. War natürlich extra etwas überspitzt formuliert ;-)

In Afrika ist überall Dschungel und alles voller Elefanten und Affen, was jeder weiß, der sich mal mit Tarzan
Ähm, okay. Also ich kann Dir sagen, ich habe 2 Jahre meines Lebens in Afrika verbracht, sowohl im Osten als auch im Westen und insgesamt 18 Staaten dort bereist. Nun ja, Ameisen und Affen gibt's auch in Sumatra. Was ich sagen will: Afrika würde so wunderbar viele Details bieten, die meiner Meinung nach sehr gut in eine solche Geschichte eingeflochten werden könnten. That's it! :-)

Schönen Sonntag,
d-m

p.s.: Wegen dem Vorbild, vielleicht "28 Days Later"? Ich glaube, da kommen doch auch Affen vor dort im Labor ... Ansonsten no fuckin clue.

 

Hallo @Proof ,

Was hältst du von der „Sieben Flugstunden von Stadt XY“-recht-früh-im-Text-Idee?
Das wäre natürlich sehr deutlich, aber wenn Du s subtiler haben möchtest, wie gesagt, schon die Ameisen haben mich in die richtige Richtung gelenkt. Du könntest eben mit der Umgebung arbeiten, mit bekannten Büschen (?) oder was weiß ich, auch das Wort 'Savanne' wäre beispielsweise sehr markant, jedenfalls bringe ich es unfehlbar mit Afrika in Verbindung. (Lese aber gerade, dass das nicht stimmt. Zumindest aber würde es einen ja im richtigen Breitengrad verorten.)
Was insofern ganz interessant ist, als dass das wohl so eine der Stellen ist, an denen ich nicht ganz klischeefrei zu Werke gehe.
Vermutlich deshalb :D
Danke. Ich habe immer das Gefühl, bei mir nicken die Leute zu viel, sehen von ihm zu ihr und von der Tür zu ihm und kratzen sich an der Nase. Aus der Urfassung meiner Geschichten haue ich bestimmt immer 60 Prozent solcher Sachen raus und es ist immer noch total viel. 40 Prozent. Ach, Mann, du weißt, was ich meine.
Ich finde, das gibt dem Text Tempo, auch Spannung, weil die Aufmerksamkeit so gezielt auf diese Gestiken gelenkt wird, dass man das Gefühl bekommt, diese seien sehr wichtig. Dramaturgisch gibt es dem Text imA auf jeden Fall was.
Eigentlich konstruiert man ja immer und versucht dann, es so aussehen zu lassen, als hätte man’s nicht getan. Wenn’s zumindest für die Dauer der Geschichte geklappt hat, ist doch was erreicht.
Klar konstruiert man immer, habe vllt ann auch etwas zu genau hingeschaut. Wie gesagt, während des Lesens fiel das nicht auf und nur darauf kommt es ja an.


Und welchen Verwandten der abtreibende Affe nun verkörpert, da tappe ich leider vollkommen im Dunkeln. Sollte man den kennen? Oder meinst Du Spahn?

MfG

 

Heyho,

@deserted-monkey:

Steht da am Fluss oder bei der Hütte ein Baum/ ein Strauch, welchen es nur in Afrika gibt? Trägt da jemand Kleidung, welche typisch für Ost- oder Westafrika ist?
Auch gute Ideen. Wobei ich zugeben muss, meine Recherche ging nicht tief genug, dass ich überhaupt ein bestimmtes Land nennen kann. Allen voran: Mancherorts ist Entführung ein Thema, andernorts diese Probleme mit dem Abtreiben. Wo kommt das beides zusammen? Bestimmt irgendwo, aber ich weiß es halt nicht und fand irgendwie nicht, dass meine Geschichte mit einem eindeutigen Setting Sudan oder Burundi oder was auch immer steht oder fällt.

Ich verbinde "winden" eher mit schlängeln, sich drehen
Gut, der Wurm hat’s wohl in den nicht vorhandenen Gelenken.

Also ich kann Dir sagen, ich habe 2 Jahre meines Lebens in Afrika verbracht, sowohl im Osten als auch im Westen und insgesamt 18 Staaten dort bereist.
Vielleicht kannst du mir dann die oben gestellte Frage (Entführungen und Abtreibungen) beantworten und noch ein, zwei Tipps zu Flora und Fauna im fraglichen Gebiet geben.

Wegen dem Vorbild,
„Er fand das Tier eingeseift und mit dem Rasiermesser in der Hand vor dem Spiegel, wo es sich zu rasieren versuchte; wahrscheinlich hatte es öfter durch das Schlüsselloch seinen Herrn bei dieser Beschäftigung beobachtet.“

@Putrid Palace:

mit bekannten Büschen
Das mit dem Grünzeug scheint ein Ding zu sein.

Ich finde, das gibt dem Text Tempo,
Danke! Meine Befürchtung ist immer, das Gegenteil könnte der Fall sein.

Und welchen Verwandten der abtreibende Affe nun verkörpert, da tappe ich leider vollkommen im Dunkeln.
„Als der Matrose in das Zimmer blickte, hatte die riesige Bestie Madame L'Espanaye an dem lose herabhängenden Haar gepackt und schwenkte das Rasiermesser vor ihrem Gesicht, die Bewegungen eines Barbiers nachahmend.“

Viele Grüße!

 
Zuletzt bearbeitet:

Howdy @Proof

Vielleicht hilft's Dir ja was:

Wo kommt das beides zusammen?
Also geschlechterspezifische Abtreibungen kommen hauptsächlich in Nordafrika vor. Das beisst sich dann aber mit Dschungel etc., dort ist es landschaftlich karger, meist wüstenartig, da im Einzugsgebiet der Sahara. Besser passen würde Ostafrika, da weiss ich, das jährlich viele Frauen aufgrund unsachgemäss durchgeführter Abtreibungen ihr Leben lassen. Entführungen passen je nach dem auch in die Region, das würde ich aber eher in Zentral- oder Westafrika verordnen (z.B. Nigeria ist bekannt dafür). In den Osten passt aber schon auch beides, beispielsweise Kenia oder auch Mosambik.

Bestimmt irgendwo, aber ich weiß es halt nicht und fand irgendwie nicht, dass meine Geschichte mit einem eindeutigen Setting Sudan oder Burundi oder was auch immer steht oder fällt.
Nee, deine Geschichte fällt nicht mit 'nem eindeutigen Setting, Burundi oder Sudan. Ich glaube, dass wollte hier auch niemand sagen, sondern vielmehr darauf aufmerksam machen, dass halt ein paar Beschreibungen auch ganz nett wären, damit man sich als Leser die Umgebung besser vorstellen kann. Das gehört doch auch zu einer Geschichte dazu, findest nicht? :-) Vor allem bei einer so "exotischen" Location.

ein, zwei Tipps zu Flora und Fauna im fraglichen Gebiet geben
Affenbrotbaum (auch Baobab genannt), Akazien, Orchideen, Papyruswälder, Bambus, ganz klassisch Kokospalmen, Sandelholz- und Teakbäume, auch Olivenbäume. Sonstige Begriffe (Landschaft): Savanne, Steppe, Graslandschaft. Ach ja: Und rote Erde. Selbst die blauesten Jeans sind nach spätestens zwei Tagen rötlich-braun gefärbt.
Tiere: Da kannst Du das Register aller bekannten grossen Tierarten ziehen, die "Big Five": Elefanten, Büffel, Löwen, Giraffen, Nashörner. Spezifische, eindeutig Afrika zuordnungsbare Tierart: Marabus. Hässliche Störche, Aasfresser. Überall in subsahara Afrika antreffbar. Vielleicht irgendwo noch einen Hint einstreuen mit Malaria-Mücken, wäre auch ziemlich eindeutig.

Schimpansen: Die passen dann eher wieder nach Westen oder auch Zentralafrika. Im Osten eher (Silberrücken-)Gorillas, die leider paar wenigen letzten, die's noch in Freiheit gibt. Oder Paviane. Paviane passen wohl am besten, die gibt's fast überall in Afrika.

„Er fand das Tier eingeseift und mit dem Rasiermesser in der Hand vor dem Spiegel, wo es sich zu rasieren versuchte; wahrscheinlich hatte es öfter durch das Schlüsselloch seinen Herrn bei dieser Beschäftigung beobachtet.“
Ach ja, jetzt ist es eindeutig, welcher Meister des Grusels/Horros da dein Vorbild war :D Mist, dass ich das nicht gerafft habe!

Gute Woche,
d-m

 

Hallo @Rob F,

Auch bezogen darauf, wodurch diese Gefangenensituation und die Brutalität der Entführer zustande kommt.
Naja, aber ehrlich gesagt, das ist dann schon Absicht. Also der Versuch, Spannung zu erzeugen, indem man nicht bezogen auf wirklich alles sofort mit der Tür ins Haus fällt. Und so furchtbar lange dauert’s ja nun bis zur Auflösung auch nicht, dass da jemand außer den ganz Ungeduldigen sagt: Check ich nicht, bin raus.

Hierbei wirkt auf mich nur die Szene in der Hütte und alles vorherige wie zwei Abläufe, die nur eine lose Verbindung haben.
Finde ich ganz interessant, sagen ja auch andere. Ich versuche noch herauszufinden, warum man das so empfinden kann. Weil es so realistisch (oder um Realismus bemüht) im ersten Teil ist und dann im zweiten ein Killeraffe auftritt? Einerseits ja, anderseits ist das ja der ganze Kniff, an dem ich mich hier versuche.

Vielen Dank auch für die Hinweise zu Wiederholungen etc.!


@deserted-monkey:

In den Osten passt aber schon auch beides, beispielsweise Kenia oder auch Mosambik.
Dann soll es der Osten sein!

dass halt ein paar Beschreibungen auch ganz nett wären
Ich gebe zu, da bin ich oft faul, verlasse mich eher auf das Leben, das durch die Dialoge in die Geschichte kommt, die schreibe ich halt auch am liebsten.

Elefanten, Büffel, Löwen, Giraffen, Nashörner
Witzig, die habe ich alle vermieden, weil ich sie als Klischees empfunden habe. Also, eigentlich Quatsch, aber irgendwie auch nicht, ist wohl dieses „Klischees kommen ja von irgendwoher“-Ding.

Im Osten eher (Silberrücken-)Gorillas
Gorillas sind halt so krass, ich wollte einen, bei dem nicht so unmittelbar auf der Hand liegt (zumindest für Leute, die sich nicht etwas über Durchschnitt mit Affen beschäftigt haben), dass er dir easy den Kopf abreißen kann. Der Pavian dann möglicherweise?

Aber auf jeden Fall vielen Dank für dein Wissen, ich werde das irgendwie verarbeiten!

 

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