Okay Bähhh
Hi maus,
nun hol´ ich sie raus, die Lupe und suche die Nadel um Wolleknäuel. 
Inhaltlich verbreitet die Geschichte so ne Wärme, wie die Wolle der Schafe. Auch wenn´s schneit, so wird einem nicht wirklich kalt, sondern eher warm um´s Herz. Und gleichsam, wie die Zeit sich scheinbar dehnt, wenn es schneit, so scheint die Geschichte ins sich zu Ruhen. Ein Winterabend voller Ruhe, Frieden und Andacht.
Und weißte, ich hab´ mir echt ´n Trickfilm vorgestellt. Denn ab und zu baust Du so kleine Szenen ein, die irgendwie so einen näheren Blick erlauben. Als ob man irgendwie ne Lupe zusätzlich nimmt. Ich weiß nicht richtig, wie ich´s ausdrücken soll, aber das ist irgendwie der Erzählstil von Filmen. Erzählung von außen und ab und zu ranzooming an die Details und dann weiter im Plott. Dies zu den Assoziationen, die ich beim Lesen hatte:
Eins der kalten Gebilde sank auf seine Nase, woraufhin es vor Schreck einen Luftsprung machte und niesen musste.
Hier sehe ich richtig, wie die Schneeflocke landet und dann das Schaf gleich darauf beginnt, die Nase zu rümpfen, weil´s anfängt zu krabbeln.
Mittlerweile blickten sie alle nach draußen, um dem kleinen Schaf dabei zuzusehen,...
Das seh´ ich so ne Schafsreihe, wie eines nach dem anderen plötzlich so nach rechts schaut, der eine eher, der andere später, aber doch alle irgendwann.
„Das stimmt doch, oder?“, fragte es leise, und stupste in den wolligen, warmen Bauch neben sich.
Meine Lieblingsstelle!!! Ich seh richtig, wie sich die kleine Nase in den weichen Bauch bohrt und das alte Schaf langsam nach hinten schaut, was das wohl ist.
Das alte Schaf hatte die Augen voller Sehnsucht zum Himmel gerichtet...
Große, treue Schafsaugen die weitaufgerissen nach oben schauen und wo sich dann das Bild mit den vielen Schafen am Himmel formt.
Zögernd trat das Tier mit dem Fleck hinaus, tappte auf seinen Bruder zu.
Sehe ich richtig, wie es so aus dem Verschlag raustapst, die anderen schauen mit blinkernden Augen und es tapst weiter ins Schneetreiben, wo im Hintergrund der Bruder nach den Flocken schnappt.
Ich ich glaube auch, daß es eben sehr viel Dialog und die dazwischenliegende Handlung so plastisch und eigentlich auch parallel laufend sein kann, macht es alles so leicht nachvollziebar und vorstellbar.
Hier nun zu den technischen Anmerkungen, die ich gliedern würde in:
a) "Bin ich mir ziemlich sicher" und in
b) "Würde ich evtl. anders machen.
Fangen wir an mit a) sicher:
„Er ist ein Mensch.“, warf eins der älteren Tiere bedächtig ein.
„Wir sollten dem alten Mann wirklich nicht mehr zuhören.“, stellte das alte Schaf fest.
Das Problem kenne ich von anderer Stelle
So nun, die Stellen, wo ich marginale Änderungen vornehmen würde, also b) könnte man sich überlegen:
Eines der kalten Gebilde sank auf seine Nase, woraufhin es vor Schreck einen Luftsprung machte und niesen musste.
bzw.
„Wisst ihr“, sagte eines der älteren, weiseren Schafe
oder auch
Aber keines von ihnen
Besonders im ersten Satz würde ich ein
es schreiben, weil es sich irgendwie angenehmer liest.
Sie blickten nach draußen, wo das eine kleine Schaf ganz alleine die ersten Schneeflocken des Winters erkundete.
Das eine kleine ganz alleine

schreib´ "das kleine Schaf" damit ist es identifizierbar.
„Wisst ihr“, sagte eins der älteren, weiseren Schafe, das sich ganz dicht an das warme Heu anschmiegte, „Wisst ihr eigentlich noch, was der Schäfer vor ein paar Jahren über den Schnee gesagt hat?“
das zweite "wißt Ihr" würde ich klein schreiben.
Außerdem würde ich mich für "älteren" als einziges Attribut für das Schaf entscheiden, weil weise sind sie mit dem Alter bestimmt alle. Und in ner Kindergeschichte würde ich "weise" weglassen.
"Ihr" würde ich als direkte Anrede groß schreiben, aber wie gesagt, alles unter Vorbehalt.
hatten ihnen schon gezeigt, wo´ s hinging
"zeigen, wo´s langgeht"
das Leerzeichen würde ich wegnehmen eben langgehen statt hingehen nehmen, ist gebräuchlicher
Aber keins von ihnen wusste noch von den Worten des alten Mannes.
lieber:
a) keines erinnerte sich mehr an die Worte
b) keines wußte mehr um die Worte des alten Mannes.
Wozu hätte da jemand auf diesen Menschen hören sollen?
Evtl. Wozu hätte man da auf diesen Menschen hören sollen?
„Was denn?“ fragte schließlich ein jüngeres Schaf mit einem vorwitzigen braunen Fleck am Maul.
Zwischen dieser Frage und der ersten Frage, an diese hier anschließt liegen Lichtjahre und tiefgreifende Überlegungen, darum kann man ruhig den Wollfaden etwas eher aufnehmen. Also:
„Was denn?“ fragte schließlich ein jüngeres Schaf mit einem vorwitzigen braunen Fleck am Maul. "Was hat er denn nun gesagt?"
... wo sein kleiner Bruder immer noch damit beschäftigt war, die weißen Flocken anzusehen.
wo sein kleiner Bruder noch immer damit...
Das, das den brauen Fleck auf der Nase hatte, drängelte sich dicht an ein altes, weises Tier mit dichtem, weichem Fell.
Würde ich etwas einfacher gestalten, Du machst gern immer zwei Adjektive, mmh? Den Satz würde ich etwas reduzieren, um ein bissl die Hektik vom kleinen Schaf zu verstärken, denn er Bauch hat ja dann auch schon wieder zwei Eigenschaften ;-):
Das (Schaf), mit dem braunen Fleck auf der Nase, drängelte sich (eng) an ein altes(, weises) Tier mit weichem Fell.
Wenn eins von uns Schafen hier zu müde für das Leben wird, dann...
Poetischer klingt in meinen Augen (und evtl. ohne Komma):
Wenn ein(e)s von uns Schafen müde vom Leben wird, dann legt es sich nieder zum ewigen Schlaf.
Dann träumt es von einer großen Herde, mit all seinen Brüdern und Schwestern, und sie laufen alle gemeinsam über die Wiesen des Himmels... mit zarten Kräutern... und Gänseblümchen... manchmal, im Frühjahr und im Herbst, wenn der Wind weht, kann man sie am blauen Himmel laufen sehen...“
Würde ich mehr binden, denn es ist ja der Traum, eine Vorstellung. Hinter den Gänseblümchen ist eigentlich ein Bruch, denn dann kehrt das Schaf in die Realität zurück und erklärt ein Naturphänomen. Darum würde ich die Unterbrechung dort reinbauen:
"Dann träumt es von einer großen Herde, von all seinen Brüdern und Schwestern... und wie sie alle gemeinsam über die Wiesen des Himmels laufen... mit deren zarten Kräutern und Gänseblümchen...", das alte Schaf blickte voller Sehnsucht zum Himmel, aus dem immer mehr Schneeflocken herabschwebten, um auf dem kargen Gras liegen zu bleiben. "Manchmal, im Frühjahr und im Herbst, wenn der Wind weht, kann man sie am blauen Himmel laufen sehen...und dann... wenn es Winter geworden ist, denken sie an uns. Sie schenken uns ihre Wolle und erinnern uns daran, dass auch wir einmal, wenn wir alt sind, mit ihnen laufen werden... “
Das dürfen würde ich durch ein optimistisches "werden" ersetzen, sonst isses mir ein bissl zu viel Todessehnsucht.
Manchmal, im Frühjahr und im Herbst, wenn der Wind weht, kann man sie am blauen Himmel laufen sehen...
Das kleine Schaf spielte immer noch ...
evtl. Das kleine Schafe spielte noch immer...
Und erschöpft schmiegten sie sich zusammen und schliefen
Und erschöpft schmiegten sie sich aneinander...
Ist doch viel süßer, mmh?
und schliefen in einer windgeschützten Ecke nahe bei den Heuraufen ein.
Such´s Dir aus:
a) und schliefen in einer windgeschützten Ecke nahe den Heuraufen
b) und schliefen in einer windgeschützten Ecke in der Nähe der Heuraufen
c) und schliefen in einer windgeschützten Ecke bei den Heuraufen
„Wir sollten dem alten Mann wirklich nicht mehr zuhören.“, stellte das alte Schaf fest. „Er erzählt uns nur Sachen, die gar nicht stimmen und uns traurig machen.“
Ich weiß nicht genau, ob es diesen Seitenhieb braucht. Als altes, weises Schaf sollte man auch tolerant sein zum Schäfer, etwas nachsichtiger.
evtl.:
„Wir sollten dem alten Mann nicht so oftzuhören.“, stellte das alte Schaf fest. „Er erzählt uns Sachen, von denen er einfach nicht bescheid weiß.“
"Genau", stimmten ihm die anderen Schafe nickend zu. „Er weiß es nicht besser... Menschen verstehen das einfach nicht...“
Und kurze Zeit später waren sie nach diesem langen Tag alle eingeschlafen,
Ich würde "diesen langen Tag" rausnehmen, der unterbricht den Fluß und ist nicht so wichtig -> "Und kurze Zeit später waren sie alle eingeschlafen,... "
Und die schickten weiterhin ihre weiße Wolle auf die Erde, als sie über die Wiesen trabten, und sich an die Herden auf der Erde erinnerten.
Tja der letzte Satz ist schon wichtig. Schön daß man da noch mal ganz weit weggeht und mehr oder minder aus der Sicht der Himmelsschafe schaut auf den kleinen Verschlag da unten auf der Erde. Würde ich aber nicht mit "Und" beginnen lassen und hinten holpert mir der Rhytmus ein bissl.
Auch das "als sie" würde ich in ein fließendes "während" verwandeln.
Evtl.
Diese schickten weiterhin ihre weiße Wolle auf die Erde, während sie über die Wiesen trabten, und sich an die Herden auf Erden erinnerten.

Genau, was hälst Du von "Herden auf Erden"???
Puh, jetzt sieht es so auseinandermontiert aus. Ist es aber nicht. Das sind viele kleine Winzigkeiten, die man machen könnte, aber die natürlich bei der Autorin liegen. Kannste also alles selber entscheiden und wenn irgendwann der Trickfilm kommt, der damit beginnt, daß man auf einer kleinen Flocke auf die Erde schwebt und am Ende wieder langsam nach oben steigt und der Verschlag mit den schlafenden Schafen immer kleiner wird und der Erzähler die letzten Sätze sagt, dann weiß ich, daß Weihnachten nicht mehr weit ist...
bis bald
mac