Prof. Dr. Jockenhövel würde rotieren:-)
Hallo zusammen!
Auch ich muß sagen, daß mich die Geschichte nicht überzeugen konnte. Vielmehr habe ich den Eindruck einer Schreibübung, denn manche Formulierungen sind mir zu offensichtlich und wirken ein wenig wie aus dem "Formulierungsbaukasten". Das ist per se nicht schlimm, aber es sollte eben nicht auffallen.:-)
Eine Atmosphäre kommt trotzdem auf, eben weil konsequent aus demselben Baukasten (ich bleibe jetzt einfach mal dreist bei diesem Bild ohne zu wissen, ob es wirklich so ist) heraus formuliert wird. Aber in diesem Fall bleibt nichts übrig als ein netter Ansatz, aus dem man eine gute Geschichte hätte machen können. Wieviele Möglichkeiten für den hypothetischen Verlauf der weiteren Handlung vorhanden sind, offenbart noch einmal deutlich, daß der Geschichte in dieser Form eine Richtung fehlt.
Man könnte nach Belieben mit demselben Ansatz eine romantische Erzählung gestalten, ein zwischenmenschliches Drama oder sogar eine Kriminalgeschichte.
Auch den Vorwurf der mangelnden Tiefgründigkeit möchte ich unterstreichen, selbst wenn der Text im Ansatz eine berührende Atmosphäre aufbaut.
Der Text arbeitet hier mit ähnlichen Mitteln, wie sie zum Beispiel auch gerne bei Geschichten, in denen es um Kindesmisshandlung geht, getan wird:
Dem Leser werden Eindrücke mit keiner anderen Intention geschildert als derjenigen, bei ihm selbst Assoziationen hervor zu rufen. Man gibt also eigentlich nichts von sich selbst, erschafft nichts aus sich selbst heraus, sondern hält dem Leser seine eigene Welt der Erinnerungen und Gefühle vor Augen. Das ist nicht illegitim, aber wenn eine Geschichte nur mit diesem Mittel arbeitet und diesen Eindruck habe ich hier, dann kommt das nicht gut an, weil das in den Bereich der Manipulation herein reicht (auch wenn das nicht Deine Intention war, enigma).
Um auch nochmal kurz auf die Diskussion hier zu sprechen zu kommen:
Literatur auf rein intellektuelle Unterhaltung zu reduzieren, halte ich persönlich für grundverkehrt. Wenn ein Text auf intellektueller Ebene oder auf emotionaler Ebene funktioniert, dann spricht er natürlich nicht jeden an, aber er kann in beiden Fällen trotzdem gut sein.
Eine Geschichte, die zum Träumen einlädt oder die Phantasie anregt (beides führt nur augenscheinlich nirgendwo hin), kann ebenso wertvoll sein wie eine, die zum Nachdenken anregt. Natürlich muß das eine das andere nicht ausschließen, aber offenbar geht es hier um die Texte, die primär einem der beiden genannten Aspekte entsprechen.
Dieser Text hier funktioniert nicht, weil er das, worum er sich bemüht, nicht vollbringen kann. Die Autorin aber anzugreifen und hier ein Meinungsgerangel zu veranstalten, halte ich für unangebracht und in der Form auch für etwas überzogen.
Das also meine ungefragte Meinung zu dem Thema.:-)
Auf bald!
Theryn