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Thema des Monats Hoffmanns Abendmahl

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10.10.2006
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Hoffmanns Abendmahl

Tausend Leute in der Halle, vielleicht mehr. Hoffmann schwitzt, mehr Mensch als gut für ihn ist. Zwei zwanzig in Schuhen, knapp drei Zentner schwer.
Die Menge schreit. Hoffmann auf Adrenalin. Hat einen Polen im Nacken, fährt den Hintern aus, um sich Platz zu machen, streckt die Arme. Der Aufbauspieler dribbelt an der Dreipunkte-Linie entlang, Hoffmann dreht sich um den Polen herum, der Ball fliegt, Hoffmann auch, fängt den Lob hoch in der Luft, landet auf den Beinen, springt wieder ab, donnert den Ball von oben in den Korb.
Hoffmann zwei Punkte, sägt die Luft mit der Faust, schreit aus voller Kehle, die Knie brüllen Protest. Hoffmann zurück in die Verteidigung, kaum steht er richtig, regnet ein Dreier in den Korb. Der Trainer ruft zur Auszeit. Hoffmann schlägt einem Mitspieler auf die Schulter. Botschaft klar: Pass nächstes Mal besser auf, wenn du weißt, was gut für dich ist.
Hoffmann blendet den Trainer aus, sieht nur Speichel durch die Luft spritzen. Blick zur Anzeigentafel. Verschwommene Zahlen: Unwichtig. Wichtig nur: Fünfhundert Punkte. Noch zwei.
Blick in die Menge hoch: Blonde Freundin, schweißtrunkenes Haar, schreit wie am Spieß. Mag es von hinten. Hoffmann mag das.
Daneben: Sponsor, öliger Typ. Winkt mit dem Schlüssel zum Lexus. Deutlich angekommen: Fünfhundert Punkte, noch zwei.
Hoffmann puscht sich hoch, spannt die Oberarme an. Sucht den Blick des Aufbauspielers, trabt zurück auf Position. Angriff wieder. Der letzte.
Der Pole sagt: „Not in my house.“
Hoffmann tritt ihm auf den Fuß, während er Position einnimmt.
Der Aufbauspieler wieder an der Dreierlinie, sucht Kontakt zu Hoffmann, Passweg versperrt, keinen Winkel, deutet einen Pass an, sein Gegner macht drei Schritte zurück, auf Hoffmann zu, Hoffmann nun eingeklemmt, der Aufbauspieler erkennt das, Füße in Position, führt den Ball zum Kopf, Sprungwurf, Hoffmann wirbelt um den Polen herum, bekommt einen Ellbogen in die Rippen, ein tiefer Atemzug und hoch mit dem Kadaver. Der Ball knallt gegen den Ring, springt ab, Hoffmann schon in der Luft, kriegt ihn mit der Rechten zu fassen, die Sirene kreischt zum Spielende, Hoffmanns Arm wie ein Hammer, knallt den Ball gegen den Ring, etwas reißt. Hoffmann in Rücklage, rudert, landet auf dem Fuß des Polens, knickt um. Etwas anderes reißt.
Hoffmann schlägt auf. Erst mit dem Hintern, dann mit dem Rücken, dann mit dem Kopf. Dreipunktlandung.
Stille.
Hoffmann entschleunigt.

Zuerst riecht Hoffmann, dass etwas nicht stimmt. Lange bevor er die Augen aufschlägt, riecht er es schon. Einen ganz eigenartigen chemischen Geruch riecht Hoffmann.
Dann hört er ein leises Piepen, gleichmäßige Abstände. Und als er schließlich die Augen aufschlägt, sieht er eine blütendweiße Decke, mit kleinen Noppen darauf. In Hoffmanns Welt gibt es so etwas nicht, Hoffmanns Decke ist orange.
Hoffmann bringt die Hände unter sich, wühlt in chemisch gereinigten Laken, der kleine Finger knickt ein, Hoffmann wird schwindelig, die Muskeln in seinem linken Oberarm spielen verrückt, und seine Knie pochen, als hätte jemand Spieße hineingebohrt.
Der Mund ist trocken, die Zunge geschwollen, die Augen sind verklebt. Hoffmann fühlt seinen Körper, er drückt aufs Herz.
Hoffmann schlägt die Augen zu und versucht zu atmen. Herauszufinden, was noch ganz geblieben ist. Die Antwort: Nicht viel. Den Kopf kann er noch nach links und rechts bewegen, die rechte Hand, den rechten Oberarm, bei der Schulter hört es auf.
Sechs Monate, denkt Hoffmann. Dann bin ich wieder der Alte.
Nein, besser, denkt Hoffmann, und denkt sich einen besseren Hoffmann zurecht. Einen schlaueren. Dann wird sein Mund trocken und er japst nach Luft.
Als er die Augen wieder öffnet, sieht er eine Frau über sich.
„Mohn“, sagt sie. „Schön, dass wir uns mal kennenlernen.“
Die knalligen Lippen sieht Hoffmann. Die Lippen einer Stripperin, für einen Moment denkt Hoffmann, er habe sie einmal gehabt, aber Frau Mohn stellt klar: „Ich bin Ihre Ärztin. Wir haben da einen langen Weg vor uns.“
Hoffmann dreht den Kopf zur Seite, das kann er noch.
Doktor Mohn fährt ihm über den linken Oberarm, das fühlt er noch.
„Sie sind ja ein ganz schönes Paket“, sagt sie.
Hoffmann will sagen: „Reha.“ Hoffmann will sagen: „Sportchirurgie.“ Hoffmann will sagen: „Der Verein bezahlt das schon“, aber Hoffmanns Zunge liegt im Mund wie ein totes Tier.
„Wenn Sie etwas brauchen“, sagt Frau Mohn, „dann drücken Sie einfach auf den Knopf. Es sieht dann jemand nach Ihnen.“
Hoffmann sieht keinen Knopf, Hoffmann sieht ein Fenster und dort ein wenig Himmel und ein paar Wolken.
„Wir schaffen das schon“, sagt Frau Mohn und streicht ihm wieder über den Arm; Hoffmann hört, dass sie einige Geräusche macht, so als lutsche sie an ihrer Zunge.
Dann lange nichts: Nur Himmel und Wolken, chemische Reinigung und der Traum von einem besseren Hoffmann.

Ab und an hört Hoffmann ein Stöhnen und fragt sich, ob es wohl von ihm komme. Hört es wieder und beißt die Zähne aufeinander, um klar zu stellen: Nein, von mir ist das nicht. Dann hört er aufs Piepen, immer genauer. Erkennt zwei Piepen. Weiß: Er ist nicht allein, kann den Kopf nicht heben und den Knopf nicht finden. Hoffmann denkt an eine blonde Freundin und eine orangefarbene Decke, doch in die Knie sind Teufel eingezogen, hämmern ihre Mistgabeln in Hoffmanns Zukunft.
Dann eine Stimme: „Ich wollte mich nur verabschieden.“
Hoffmann reißt den Kopf herum, durch sein Rückgrat jagt der Schmerz.
Blonde Freundin, schweißtrunkene Haare, nun nach hinten gegelt, als hätte sie frisch geduscht, zieht die Lippen auf und sagt: „Ich dachte, du schläfst. Das ist jetzt natürlich blöd.“
Hoffmanns Mund öffnet sich und schnappt auf und ab, wie ein Fisch im Glas.
Die blonde Freundin sagt: „Wir hatten echt eine schöne Zeit. Ich denk an dich, ja? Ruf mich doch mal an. Ich hab dir auch was zu lesen mitgebracht.“ Quält sich ein Lächeln raus, wie sich ein Wurm aus einem Apfel windet, wirft etwas auf Hoffmanns Brust und dreht ihm den Hintern zu, verschwindet durch die Krankenhaustür.
Sie schwingt auf und zu, Hoffmann sieht im Gang den öligen Sponsor stehen. Der nimmt die blonde Freundin in den Arm und verwebt hinter ihrem Arsch die Finger.
Hoffmann wartet nicht, bis die Tür aufhört zu schwingen.
Hoffmann schaut sich den Himmel an.

Dann später: Hoffmanns Kopf ein Karussell. Die immer gleichen Gedanken fahren vorbei. Nicht viel Gutes dabei. Der Körper wird schwerer. Hoffmann bringt die rechte Hand über die Decke und tastet nach dem Ding auf seiner Brust, bekommt es endlich zu fassen, zieht es mit zusammengebissenen Zähnen und irgendwie ins Blickfeld.
Das Stöhnen: Diesmal von ihm.
Hat es endlich vor Augen. Dale Carnegie: Sorge dich nicht, lebe. Hoffmann versucht mit den geschwollenen Fingern eine Seite zu krallen und herauszureißen, ihm wird schummrig. Hoffmann hält das Buch vor seinen Mund und beißt vier Seiten auf einmal heraus, schneidet sich mit der Zunge an einer Papierkante und spürt das Blut im Mund. Hoffmann tropft die Decke mit Rot voll, dann Bewegung im Raum, eine tiefe Frauenstimme sagt etwas, eine Spritze wird aufgezogen, Hoffmann ist weg,

Hoffmann ist wieder da, die Nacht auch. Hoffmann versucht zu beten. Will die gesunde Hand auf die andere legen, auf die fremde. Hoffmanns Rücken hat etwas dagegen. Schließlich hält Hoffmann die Hand auf die Brust und sucht nach etwas, das er nicht findet. Gott, denkt er, das kannst du nicht zulassen.
Jedes Mal wenn Hoffmann die Augen aufschlägt: Hoffnung auf eine orangefarbene Decke und auf einen Kopf mit nassen Haaren an seiner Seite. Aber nur Piepen und Dunkelheit.
Dann ein Schaben. Irgendwo in Hoffmanns Ohr. Ein Kratzen, eine Bewegung im linken Augenwinkel, nur ein Huschen. Mehr Schaben, an der Wand entlang, ein raues Kratzen, ein Klackern als würde jemand Holz an Holz reiben. Hoffmann ganz still; das Schaben laut.
Die Tür geht auf, das Licht an. Hoffmann blinzelt: Eine schwarzhaarige Krankenschwester. Ordentlich was auf den Rippen, schiebt einen Speisewagen vor sich her und lächelt ihn an.
Sagt: „So ein großer Junge.“ Wirkt freundlich. Hat soviel Holz vor der Hütte, dass man daraus etwas bauen könnte. Einen Ring durch die Nase gestochen, die Haare eine drahtige Lockenpracht. Hoffmann hört das Schaben nicht mehr.
Die Krankenschwester sagt: „Ich hab dich spielen sehen.“ Sie zwinkert wieder, als hätte man ein Geheimnis. Hoffmann mag das. Hoffmann hat Hunger.
Die Krankenschwester stellt den Speisewagen auf die Seite und hebt den Deckel von einem Teller: Rindersteak, Sauerrahm, Bratkartoffeln. Hoffmann läuft das Wasser im Mund zusammen.
Die Krankenschwester beugt sich über ihn, als wolle sie ihn säugen, legt aber nur etwas in Hoffmanns Hand: „Ich wär’ schon viel früher kommen. Wir sind hier total überlegt. Und diese Ärztin hat mir gesagt, sie hätte dir den Knopf gegeben.“
Hoffmann öffnet den Mund und die Krankenschwester schneidet etwas Fleisch ab, bestreicht es mit Sauerrahm, es riecht himmlisch, ein Stöhnen – wieder nicht von ihm.
„Ts, Ärzte“, sagt die Krankenschwester und zwinkert ihm zu. Das Fleisch wärmt Hoffmanns Kehle.
„Wenn was ist, drückst du einfach den Knopf, Großer. Und das vorhin“, sie hält ihm einen Bissen vor die Augen und schüttelt drohend die Gabel, „so was will ich nie wieder erleben. Das ganze Blut und das bei so einem Prachtkerl.“
Hoffmann nickt eilig, sein Hals tut ihm weh.
Als Hoffmann satt ist, sieht er die Pausbacken der Krankenschwester. Bei jedem Bissen hat sie mitgekaut. „Viele Proteine“, hat sie manchmal gesagt und „Wir müssen doch zusammenhalten, können ja nicht alle solche Gerippe werden.“
„Haben wir dich satt gekriegt?“, fragt sie.
Hoffmann nickt.
„Dann gute Nacht.“
Als sie weg ist, geht das Schaben wieder los. Das Schaben und das Klackern. Das Schaben, Klackern, Schlürfen, Saugen und Rascheln.
Hoffmann sieht Bewegung in den Augenwinkeln, Hoffmann schließt die Augen und presst den Kopf in die Kissen. Hoffmann schläft.

Ein kleiner dicker Mann geht vor Hoffmanns Bett auf und ab. Fast kahl, die Haare an den Seiten aber noch schwarz.
Hoffmann versucht, ihn auszublenden wie den Trainer. Aber eine Auszeit geht nur vierzig Sekunden, der kleine Mann redet viel länger.
„Hab auch Theologie studiert. Gute Kombination. Trifft sich ganz gut. Also das Krankenblatt sagt, sie haben vor allem Prellungen, aber die Knie.“ Der kleine Mann schüttelt den Kopf. „Das sieht nicht gut aus.“ Er hebt den Finger. „Sieht wirklich nicht gut aus.“
Hoffmanns Zunge wird gerollt und gefaltet, schlägt gegen Zähne und den Gaumen. Hoffmann krächzt.
„Das geht schon vorbei“, sagt der kleine Mann. „Wichtig ist erstmal, dass sie gut essen.“ Er hat einen Müsliriegel neben den Kugelschreibern in seinem Kittel, Hoffmann sieht das. „Und der Rest kommt schon mit der Zeit. Wir kriegen Sie schon wieder hin.“
Hoffmann will ihm glauben, kann das aber nicht. Es ist wie bei Boxern: Sie kommen nie zurück. Einmal eine Verletzung an den Knien und das war’s: Nie wieder explosiv. Sprungkraft weg. Keine Hoops mehr. Ging allen Großen so. Ewing, Olajuwon, Kareem.
„Sie müssen den Kopf klar kriegen, das ist jetzt das Wichtigste. So etwas wie gestern…“ Der kleine Mann macht eine Pause und zeigt dann auf sich. „Dafür bin ich ja da. Sie müssen das nicht alleine schaffen. Dafür haben Sie doch all die Jahre brav ihre Steuern gezahlt, nicht wahr?“
Der kleine Mann nimmt seinen Müsliriegel aus der Brusttasche, weiß verpackt ohne Aufschrift, beißt einen gewaltigen Bissen ab und sagt. „Für Sie sieht das jetzt so aus, als bricht da eine Welt zusammen, aber Herr im Himmel, Sie sind doch noch so jung.“ Einige Krümel fliegen durch die Luft und landen auf der Bettdecke. „Sie können zurückkommen, das Wichtigste ist jetzt, dass sie an etwas Schönes denken.“
Hoffmann dreht den Kopf weg und schließt die Augen.
„Und Sie müssen uns unbedingt sagen, was Sie da alles geschluckt haben. Ihre Blutergebnisse, manches von dem Zeug wird nur bei Pferden eingesetzt. Wir werden Wochen brauchen, bis Sie das alles aus ihrem Körper raus haben.“
Hoffmann hört, wie sich der Mann über die Lippen fährt: „Na ja, vielleicht auch nur ein paar Tage.“ Der kleine Mann leckt einen Finger ab und pickt die Müslikrümel von Hoffmanns Decke.

Hoffmann dämmert den Tag weg. Zu Mittag nur Krankenhausfraß, eine dürre Krankenschwester. Kein Mitleid zu erwarten, auch kein Füttern, stellt ihm nur Teller und Gabel hin und fragt: „Geht’s? Oder Kochsalzlösung?“
Hoffmann würgt ein paar Bissen rein und dämmert weiter. Keine Anrufe, keine Besuche, das Karussell dreht sich wieder.

Hoffmann wird von einem Flüstern geweckt. Eine dunkle Frauenstimme, es klingt, als weine sie.
Hoffmanns Zunge ist glatter geworden, er kriegt ein Krächzen raus, mit viel Phantasie ein: „Wer ist da?“
Ein neues Gesicht. Zur Abwechslung kein Kittel. Jeans und Sweater, gut gefüllt. Große Augen mit viel Weiß. Eine schwarze Frau.
Hoffmann nuschelt: „Was zum Teufel.“
„Ich besuch nur meinen Vater, tut mir leid, wenn wir Sie gestört haben.“
„Sie sind schwarz.“
Sie hebt eine Braue: „Danke, ich hab mich schon immer gefragt, warum ich im Solarium so blöd angeguckt werde.“
„Ihr Vater?“, fragt Hoffmann.
„Ihr Zimmergenosse“, sagt die Frau.
„Oh.
„Haben Sie ihn noch nicht gesehen?“
Hoffmann versucht den Kopf zu schütteln und hat das Gefühl, als sprängen dabei zwei oder drei Wirbel raus.
„Warte, ich helf dir hoch“, sagt sie und greift in Hoffmanns Nacken. Hoffmann schreit auf, sie weicht von ihm zurück.
„Dann nimm halt die Fernbedienung“, sagt sie. „Meine Güte. Ihr Typen seid echt Waschlappen, sobald ihr ein Wehwehchen habt.“
Hoffmann, deutlich im Stolz getroffen, malt sich aus, wie er das schwarze Ding durch die Laken jagt und ihr die drahtigen Haare bürstet, dreht aber nur den Kopf zur Seite.
„Na gut, dann nicht.“
Hoffmann schweigt und wartet darauf, dass es endlich dunkel wird und die nette Kellnerin in der Schwesternuniform wieder auftaucht.
„Lucy“, sagt die Frau. „Soll ich dir noch meine Telefonnummer auf den Gips schreiben?“
Stille. Flüstern. Es wird in ein Taschentuch geschnäuzt. Hoffmann hat selbst viel zu tun und schaut sich den Himmel an. Dort gibt es nicht viel Neues.
Zum Abschied: „Du hast Center gespielt, oder? Mein Vater hat gesagt, wenn du irgendwann mal lernst, einen gescheiten Pass zu spielen, könntest du es weit bringen. Na ja, das hat sich wohl erledigt. Ciao.“
Eine Tür schwingt nach.
Hoffmann krallt die Hände ins Laken.

Hoffmann im siebten Himmel. Beefsteak tartare und Spiegelei. Die gute Nachtschwester riecht nach Mandeln und wischt ihm mit dem Handrücken Schweiß von der Nase.
Zwischen zwei Bissen kriegt Hoffmann raus: „Was ist denn mit dem Mann da?“
„Darmkrebs, mein Großer“, sagt die Nachtschwester und streicht ihm übers Kinn.
„Kommst du morgen wieder?“, fragt Hoffmann. Sie greift über ihn, streift seine Brust und streichelt ihm über die rechte Hand, legt ihm einen Kasten hinein und schließt die Finger zärtlich.
„So sicher wie die Eisenbahn“, sagt sie.
Hoffmann fühlt sich ganz behaglich, dann geht das Licht aus und die Dunkelheit knallt auf seinen Brustkorb, all das nutzlose Fleisch schlägt ihm auf die Seele, die Stille ist ohrenbetäubend.
„Hey, alter Mann“, sagt Hoffmann. „Hörst du mich?“
Nur ein Stöhnen zur Antwort.
„Ich kann passen“, mault Hoffmann. „Was weißt du schon? Das war nur wegen dem Lexus.“ Dann schließt er die Augen und jagt den garstigen, schwarzen Wechselbalg durch die Laken. Kriegt sie am Hintern zu fassen, reißt ihr das weiße Höschen herunter und schmiegt sich tief in sie. Sein Becken knallt auf ihr Fleisch. Sie gurrt wie eine Taube, mauzt wie ein Kätzchen, die drahtigen Haare zerlaufen zu einem schweißnassen Brei. Sie schabt über die Bettdecke. Ein Schaben immer lauter, über die Decke, als würde ein riesiges Insekt seine Fangarme aneinander reiben.
Hoffmann schlägt die Augen auf. Ein Schmatzen und Schlucken, ein Schlürfen und diese riesigen Fangarme. Es ist laut. Das ganze Zimmer schwirrt davon. Es ist riesig. Hoffmann drückt den Knopf in seiner Hand, seine Finger fahren weiter über das Gerät und treffen einen anderen Schalter, das Bett summt und fährt nach oben. Etwas bewegt sich in der Dunkelheit, etwas knirscht und fliegt hoch, landet mit einem sanften Flüstern an der Zimmerdecke, Flügel schlagen, das Licht ist an, das Wesen an der Decke flattert mit nachtschwarzen Flügeln und huscht zur Tür, Hoffmann spürt zwei oder drei angeknackste Wirbel, als er den Kopf in Richtung Tür dreht.
Dort steht die dralle Krankenschwester und schüttelt den Kopf. Sie hat eine Spritze in der Hand und zieht sie auf.
„Nicht“, sagt Hoffmann. „Bitte nicht.“
Er spürt viel zu starke Hände an seiner Seite. Sie dreht ihn um, als sei er ein Sack Federn und rammt ihm die Spritze in den Po.
Während er wegdämmert, hört er das Schlagen der Flügel.

Die Ärztin vom Anfang wieder. Mohn, die mit den Lippen einer Stripperin. Klopft einen Kugelschreiber aufs Bettgestell und sagt: „Sie müssen für die Operation nüchtern sein. Wenn wir ihnen jede Nacht etwas geben müssen, kann sich das noch Wochen hinziehen.“
Der kleine Mann an ihrer Seite: „Lassen Sie es von sich abfallen. Einfach abfallen.“ Er formt mit den Händen eine Kugel und lässt sie zu Boden fallen. „So! Genau so.“
Frau Mohn lächelt etwas schamhaft dazu und fährt sich mit der Zunge über die riesigen Lippen.
„Das war keine gute Idee“, sagt Mohn. „Wer konnte auch ahnen, dass dieser Klotz so eine ausgeprägte Wahrnehmung hat?“
„Und nun schlafen Sie“, sagt der kleine Mann.
„Ja, schlafen Sie“, sagt Frau Mohn und schleckt mit einer riesigen Zunge über die Glatze des kleinen Mannes.

Hoffmann wacht mit einem Kopf auf, als hätte er zu viel getrunken. Das Gehirn drückt gegen den Schädel, die Knie brennen.
Dazu Entzugserscheinungen: Hoffmann schwitzt kalt. Achselhaare brechen durch die Haut, Hoffmann muss niesen, ein Ruck geht durch den Körper, sein Genick jagt ihm Schmerzen durchs dehydrierte Hirn. Hoffmann weint. Salziges Wasser in den Augen, beim Versuch, die Tränen abzuwischen, kratzt sich Hoffmann eine Augenbraue blutig. Noch mehr Flüssigkeit in den Augen. Barthaare sprießen.
Kreatürlichkeit geht wie eine Geröll-Lawine auf Hoffmann nieder. Hoffmann begraben, Hoffmann kein Mensch mehr, Hoffmann kurz vor einem Zusammenbruch.
Dann tupft ihm jemand die Stirn. Hoffmann schlägt die Augen auf. Der schwarze Wechselbalg, nun nicht mehr garstig, hat einen Zipfel des Sweaters genommen und streicht ihm damit über Stirn. „Lucy“, sagt sie. „Ich glaube, wir hatten einen schlechten Start.“
Hoffmann krächzt ein „Ja“, heraus, die Nase ist verstopft. Es klingt nicht.
Lucy auch recht sprachlos. Merkt, dass die Kette mit dem Kruzifix gegen Hoffmanns Kinn schlägt. Hoffmann merkt das nicht.
Unter Knirschen und Protest wird ein Stuhl über das Linoleum gezogen, Lucy sitzt an Hoffmanns Bett. Man redet zaghaft.
„Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.“
„Hast du denn niemanden, der dich besucht?“
Hoffmann schweigt.
„Also wenn das so ist, dann besuch ich dich.“
„Hast doch deinen Vater.“
Lucy schweigt.
„Darmkrebs, hab ich gehört.“
„Ja“, sagt Lucy. „Schöne Scheiße, kam hier her mit leichten Herzbeschwerden. War ein ziemlicher Brocken. Willst du mal ein Foto sehen?“
Hoffmann nickt, ein Fotohandy wird gezückt. Darauf: Ein Koloss. Eine Tonne als Oberkörper. Gut und gerne drei Zentner. Weißer Bart ums Kinn, eine Brille mit Drahtgestell. Ein wenig wie der Weihnachtsmann.
Lucy, schwarz, neben ihm, geht ihm kaum bis zur Brust.
Hoffmann will Lucys Hand drücken, mit der sie das Fotohandy hält, aber sie ist auf der falschen Seite, auf der linken, auf der fremden. Hoffmann kann nur mit den Augen nicken und hoffen, dass es reicht.
„Willst du ihn jetzt mal sehen?“, fragt sie.
Hoffmann sucht das Gerät in seiner Hand und findet den richtigen Knopf. Unter hydraulischem Stöhnen fährt das Bett hoch, Lucy geht zu ihrem Vater und drückt auch einen Knopf. Synchrones hydraulisches Stöhnen.
Hoffmann vis-a-vis mit einem Gerippe. Nur noch Haut und Knochen. Lucys Vater wie abgenagt. Die Augen Murmeln, an den Armen überall Äderchen, die Stirn zerfurcht.
Hoffmann sagt: „Eine furchtbare Krankheit.“
Lucy hält die Hand ihres Vaters. Hoffmann denkt: Wie eine Affenkralle.

Dann wieder Nacht. Hoffmann hat kein gutes Gefühl.
Die Schwester rollt den Wagen herein. Ihre Pantoffeln donnern aufs Linoleum. Hoffmanns Kopf wippt im Takt.
Die Schwester ist riesig. Das Fleisch hängt ihr von den Oberarmen. Sie sagt: „Wollen wir wieder Freude sein?“
Hoffmann hält den Mund geschlossen.
Diesmal: Geschnetzeltes mit Spätzle. Riecht leicht nach Weißweinsauce.
Hoffmann unbeeindruckt.
„Du musst was essen“, sagt die Schwester. Buschige Augenbrauen vor Hoffmanns Gesicht, der Nasenring funkelt in einer Schweinsnase.
Hoffmann streikt. Hoffmann quetscht heraus: „Fettes Walross.“ Und: „Sumpfkuh.“
Die Schwester stürzt sich auf ihn, kneift ihm die Nase zu, reißt sein Kinn auf, stopft heißen Fraß hinein, hält den Kiefer, zwingt ihn zu kauen, zwingt ihn zu schlucken. Mehr, immer mehr. „Damit das Wetter schön wird“, sagt die Schwester. Hoffmann würgt und keucht, bekommt keine Luft mehr durch die Nase, schlägt ihr mit dem Gerät auf die Schläfe, es ist als würde man einem wilden Stier den Hintern tätscheln. Hoffmann wie gerädert. Die Schwester verabschiedet sich mit einem Kniff in Hoffmanns Wange.
Hoffmann zieht die Decke über seinen Kopf, als das Schaben kommt.
Hoffmann atmet gegen die Bettdecke, Hoffmann wie in Abrahams Schoß. Kleine Enklave in der Welt. Hoffmann spielt Höhlenmensch.
Flügelschlag, Fangklauen werden aneinandergerieben, Kiefer arbeiten. Ein schrilles Zirpen. Hoffmann zieht die rechte Hand unter die Decke. Darin das Gerät. Aber zu laut. Das weiß Hoffmann.
Lutschen. Saugen. Beißen.
Hoffmann reißt die Decke vom Leib, bringt die Hände unter sich und stößt sich nach oben. Hoffmann halb aufgerichtet, sieht: Ein drei Meter großes grünes Ding, Dreieckiger Kopf, Flügel am Körper angelegt, zwei riesige Fangarme mit Noppen an den Bettseiten des alten Mannes. Fühler am Dreiecks-Schädel wie Antennen in der Luft. Das Wesen wirbelt herum. Facettenaugen starren in Hoffmann, jedes so groß wie ein Basketball. Aus dem Rückteil des Wesens tropft Brei.
Hoffmanns Rücken gibt nach, Hoffmann kracht mit dem Kopf zurück ins Matratzengrab. Hoffmann hört noch ein Schlürfen.

Das Nächste, was Hoffmann hört: Ein Bett wird hinausgerollt. Hoffmann spannt die Muskeln in seinem rechten Oberarm an, Hoffmann betet, Hoffmann ist wehrlos. Die Finger an seiner linken Hand: Als hätte man mit einem Hammer auf sie geschlagen.
Hoffmann macht Inventur: Sehnen im ganzen Körper gerissen, alles unterhalb der Knie nicht mehr unter Kontrolle, alles unterhalb des Kinns jagt ihm Schmerzen direkt ins Hirn.
Dann der kleine Mann, hat eine Wasserflasche in der Hand und geht am Bett auf und ab. Frau Mohn lehnt in einer Ecke des Zimmers.
Der kleine Mann besprenkelt Hoffmann mit Wasser. Sagt: „Unser täglich Brot gib uns heute.“
Frau Mohn kichert, die knalligen Lippen wie eine aufgeplatzte Kirsche.
Der kleine Mann drückt einen Finger auf den Hals der Flasche, dreht die Flasche um, und berührt mit dem Finger dann Hoffmanns Stirn und Hoffmanns Brust dreimal. Hoffmann versucht nach dem Finger zu beißen.
Der kleine Mann sagt: „Und während sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach es und gab es ihnen und sprach: Nehmt, das ist mein Leib.“
Frau Mohn lacht schrillend dazu. Hoffmanns Ohren klingeln nach.
Der kleine Mann plötzlich über Hoffmann, hat eine glänzende Metallzange in der Hand, reißt Hoffmanns Kiefer auf und sagt: „Nur um auf Nummer Sicher zu gehen.“ Das Metall berührt Hoffmanns Zunge.

Lucys Gesicht ein Zucken, will immer lächeln, aber es gelingt ihr nicht. „War das Beste für ihn“, sagt sie.
Hoffmann fährt mit dem Stumpf einer Zunge in seinem Mund herum.
„Er war am Anfang auch so“, sagt Lucy. „Aber ich konnte ihm nicht helfen.“ Lucy schluchzt.
Hoffmann will ihr die Haare streicheln, wieder die falsche Seite.
„Ich hab jetzt viel um die Ohren“, sagt Lucy. „Aber ich werde, also wenn du was brauchst, ich werde versuchen jeden Tag zu kommen und wenn es dir etwas besser geht, dann können wir doch mal, also ich kann dich mal durch den Park schieben oder bald wirst du schwimmen können, oder so. Ich will nicht, dass du denkst, ich weiß auch nicht …“
Hoffmann klopft mit der Hand aufs Bett.
„Sprich doch mit mir. Sag doch etwas.“
Frau Mohn steht plötzlich hinter Lucy, legt ihr eine Pranke auf die Schulter und zerrt sie von Hoffmanns Bett, flüstert ihr Dinge ins Ohr. Hoffmann sieht, wie sich die riesige Zunge in Lucys Ohr schlängelt.
Lucy dreht sich noch einmal zu Hoffmann um, Hoffmann hebt die Hand und winkt zum Abschied.

Hoffmann starrt aus dem Fenster und denkt sich einen besseren Hoffmann zurecht. Hoffmann wieder auf dem Holzparkett. Hoffmann passt und dribbelt und denkt. Die Knie eins A, wie neu. Hoffmann ein großer Star, Lucy im Publikum, klatscht und applaudiert und hat drahtiges Haar.
Hoffmann klopft mit der guten Hand einen Stadion-Rhythmus aufs Laken. Hoffmann will die Sonne mit bloßen Augen ans Firmament nageln. Die Sonne interessiert das nicht. Die Nacht kommt.

„Ja, also Freunde werden wir wohl keine mehr, mein Großer“, die Schwester hat die Hände vor der Brust zusammengeschlagen. „Schade“, sagt sie und stellt den Speisewagen neben Hoffmann ab. „Dabei steh ich auf große, wortkarge Typen.“ Sie zwinkert ihm zu und hebt einen Deckel an. Currywurst, Pommes und Ketchup, alles vermischt, alles zu einer Pyramide aufgetürmt.
Sie greift mit Wurstfingern in den Berg, führt das Essen zum Mund, kaut hörbar, baut sich dann über Hoffmann auf, den Mund noch voll, drückt ihm die Kiefer auseinander, presst ihren Mund auf seinen, schiebt mit der Zunge den Brei in ihn hinein. Leckt sich die Lippen über Hoffmann, atmet schwer. „Kann’s nicht jeder so gut wie die Frau Doktorin haben, hm? Die kriegt jetzt schön was zwischen die Beine. Und unsereins muss sehen, dass er was zwischen die Zähne bekommt.“
Hoffmanns rechter Arm hängt schlaff nach unten.

Das Schaben kommt. Immer nur eine Bewegung im äußersten Augenwinkel. Von der linken Ecke des Zimmers, hoch zur Decke, dann gegen das Fenster, dann unters Bett, Hoffmann hört die Flügel surren. Fangkiefer reißen den Stoff unter ihm auf, Hoffmann macht eine Faust und entspannt sie wieder. Hoffmann puscht sich hoch.
Das Reißen unter seinem Bett, Fühler schleifen über das Linoleum, Beine werden ausgefahren, dann Stille. Nur Hoffmanns Herzschlag und das Piepsen. Beide schnell. Beide laut.
Etwas klatscht gegen die Tür, Hoffmanns Augen können kaum folgen, von der Tür hoch zur Decke, genau über Hoffmann, Facettenaugen riesig, Flügel ausgebreitet, Fangarme mit Noppen, das Wesen stürzt auf Hoffmann herunter, jagt ihm die Arme in beide Schultern. Die Kreuzigung Christi, denkt Hoffmann. Kauwerkzeuge werden ausgefahren, Chitin kratzt über Hoffmanns Haut. Alles wie eine Vergewaltigung, ein Saugen und Schlürfen, Hoffmanns Haut brennt. Ein dürrer Hals schluckt auf Hoffmann, das Wesen in Ekstase. Eine Antenne streicht über Hoffmanns Augen. Das Wesen surrt und zirpt auf Hoffmann, lutscht an seiner Brust, Fleisch wird verarbeitet. Hoffmann lauscht Verdauungsprozessen, etwas Weiches streift Hoffmanns Bein. Wieder der Fühler über dem Auge, Hoffmann reißt den Mund auf, der Stumpf der Zunge rutscht vom Gaumen ab, Hoffmann macht einen gewaltigen Biss, erwischt das Viech genau an der Antenne. Chlorophyll im Mund, weich und schleimig, als lutsche Hoffmann an einer verschimmelten Lakritzstange.
Das Wesen in Aufruhr, windet sich und tobt, die Fangarme bohren durch Hoffmanns Schulter in die Matratze, er spürt die Noppen in seinen Schultern. Das Wesen strampelt, zieht die Arme ein und fährt sie aus, der dreieckige Kopf huscht und wirft Schatten über Hoffmanns Gesicht. Hoffmann kriegt endlich einen Arm frei, überall Blut, das Laken in Fetzen. Hoffmann kriegt das Ding am Kopf zu fassen, beißt die Zähne aufeinander, die Lakritzstange in der Mitte durch, Hoffmann wirbelt das Vieh herum, seine Rippen knacken und brechen, seine Sehnen reißen, Hoffmann hat das Hinterteil des Viechs nun vorm Kopf, es zappelt und zirpt. Die Flügel schlagen Luft in Hoffmanns Gesicht, Hoffmann presst seine Lippen nach vorn, in den weichen Brei hinein, Hoffmann schluckt und würgt und saugt.

Die Tür geht auf, das Licht geht an, Hoffmann kreist die Schultern hinter der Tür, ist im toten Winkel. Die fette Schwester reißt die Hände über den Kopf, Hoffmann schon hinter ihr. Das Wesen liegt weiß auf Hoffmanns altem Bett, ein Flügel zuckt noch.
Hoffmanns Knie eins A, Hoffmanns Hände wie neu.
„Heilige Mutter Gottes“, schreit die Schwester, Hoffmann packt sie an den Schultern, macht drei Schritte und schleudert sie durchs Fenster. Sie schreit schrill auf dem Weg nach unten.
Hoffmann fährt sich mit der Zunge über die Lippen. Hat am Kinn noch Brei. Hoffmann nun der Jäger, schiebt sich durch die Tür, lauscht in den Klinkflur hinein.
Da ein Geräusch, Hoffmann presst sich an der Wand entlang, findet endlich ein Arbeitszimmer. Schwarzer Schreibtisch. Frau Mohn liegt darauf, der kleine Mann hockt nackt auf ihr. Frau Mohn hat gewaltige Brüste. Eine Spur von Brei in der Straße dazwischen.
Hoffmanns Gesicht spiegelt sich in der Glatze des kleinen Mannes. Der leckt Brei von Frau Mohns gewaltigen Brüsten.
Hoffmann schleicht sich hinter ihn, Frau Mohn reißt die Augen noch auf, doch schon zu spät. Hoffmann hat die Pranken um den Kopf des kleinen Mannes gelegt, die linke unters Kinn, die rechte an die Schläfe. Er dreht einmal kräftig, und die Augen des kleinen Mannes starren ihn unverwandt an.
Frau Mohns knallige Lippen bewegen sich wie zwei Raupen, die aufeinander liegen: „Bitte, es ist nicht unsere Schuld. Der Brei, der macht das aus uns. Du merkst es doch selbst. Wir sind von einer Art. Wir sind auserwählt. Hier nimm.“ Sie hält ihre Hände unter die Brüste, der Brei zwischen ihnen schimmert verlockend.
Hoffmann schüttelt den Kopf und hebt eine Hand zur Faust geballt.

Fünftausend Menschen in der Halle, wenn nicht mehr. Hoffmann ganz ruhig, trabt auf Position. Der Aufbauspieler dribbelt an der Dreierlinie, Hoffmann hat jemanden im Rücken.
Der Gegner des Aufbauspielers schaut zu Hoffmann, macht drei Schritte zurück, auf Hoffmann zu, Hoffmann sprintet nach vorne, der Gegner im Rücken ist zu langsam, der Aufbauspieler spielt einen kurzen Lob, Hoffmann fängt den Ball in der Luft, landet, der Aufbauspieler startet durch, Hoffmann schickt ihm einen Bodenpass hinterher, er fängt den Ball, springt hoch, Korbleger. Assist für Hoffmann. Die Menge tobt und stampft mit den Füßen ein Lied.
Hoffmann klatscht mit dem Aufbauspieler ab. Sucht Lucy in der Menge. Dort sitzt sie, in Jeans und Sweater. Die Wangen sind ein wenig eingefallen.
In den Augenwinkeln sieht Hoffmann etwas umherhuschen. Er spürt einen kühlen Luftzug in seinem Nacken.
Hoffmann rennt lächelnd zurück in die Verteidigung.

 
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Zum Thema der Saison: Masken des Schreckens (Passt auch gut zu Halloween, also das Thema, die Geschichte nicht sonderlich).

 

Hey Quinn!

Ganz extrem super starke Geschichte! Ich war begeistert, ich konnte ja gar nicht mehr aufhören zu lesen. Die Sprache ist so trocken, direkt und treffend wie ein Martini, die bleibt nicht an den Augen kleben sondern geht direkt rein.

Du hast sicher gefühlte dreitausend Mal "Hoffmann" in deinem Text, aber das stört nicht, das ist wunderbar, der Name wird unwichtig, wird zu einem Pronomen, er steht der Figur nicht mehr im Weg.

Das ist so quasi ein aufgepeppter Sportkommentar, ausgedehnt auf eine ganze Episode. Meine Befürchtung war ja, dass mir die Sprache, also der knappe Stil, irgendwann zum Hals raushängen würde. Aber das tat er nicht. Es war spannend bis zum Schluss.

Hoffmann selber war ja genau richtig. So ein wenig überzeugt von sich. Reha, Sportchirurgie, das wird dann schon. Ach! Alles nur ne Fleischwunde. Toller Kerl! Gerade deshalb, weil er so schlicht und einfach denkt, wie er eben denken muss als, naja, Klischeesportler. Aber das ist okay! Ein paar Klischees müssen sein.

Keiner könnte sich Terminator als Familienvater vorstellen. Manchmal muss man eben bekannte Bilder verwenden.

Hey! Toll. Sagt der Förmliche, der noch ein paar Anmerkungen hat.

es klingt als weine sie.

Da hätte ich mir ein Komma sehr gut vorstellen können.

fallen. „So, genau so.“

"Genau so." würde reichen. Allenfalls "So! Genau so." Damit wäre die Betonung klarer. Ich blieb da hängen.

Schöne Scheiße,. kam hier her mit

Das Nächste was Hoffmann hört:

Komma.

Luckys Gesicht ein Zucken,

Juhu, Alfs Katze, die wird sicher gleich gefressen.

Die Knie eins A, wie Neu.

Klein. "neu". Hast du später auch klein.

Von der linken Ecke des Zimmers, hoch zur Decke,

Kein Komma.

Chlorophyll im Mund, weich und schleimig, als lutsche Hoffmann an einer verschimmelten Lakritzstange.

Da dachte ich: Warum Blattgrün? Oder meintest du Chitin? Das würde Knacken. Oder Chinin? Das wäre dann bitter, aber das ist nicht in Lakritze.

Frau Mohn liegt darauf, der kleine Mann hockt nackt auf Frau Mohn. Frau Mohn hat gewaltige Brüste.

"... hockt nackt auf ihr."

Wäre hübscher.

Ja fein, ja fein.

yours

 

Hey yours,

Ganz extrem super starke Geschichte! Ich war begeistert, ich konnte ja gar nicht mehr aufhören zu lesen. Die Sprache ist so trocken, direkt und treffend wie ein Martini, die bleibt nicht an den Augen kleben sondern geht direkt rein.
Na, da hat ja mal was geklappt. :) Es freut mich sehr, vor allem, weil die Rückmeldung so schnell ging.

Du hast sicher gefühlte dreitausend Mal "Hoffmann" in deinem Text, aber das stört nicht, das ist wunderbar, der Name wird unwichtig, wird zu einem Pronomen, er steht der Figur nicht mehr im Weg.
Das ist der best Case, wenn es so wahrgenommen wird. Ich sehe das auch so. Hab auch ewig gebraucht, bis ich da nen gescheiten Namen hatte.

Das ist so quasi ein aufgepeppter Sportkommentar, ausgedehnt auf eine ganze Episode. Meine Befürchtung war ja, dass mir die Sprache, also der knappe Stil, irgendwann zum Hals raushängen würde. Aber das tat er nicht. Es war spannend bis zum Schluss.
Das war und ist die Gefahr, dass es zu gestylt wirkt und zu Nerven anfängt. Ich denke, es hilft hier auch, dass die Geschichte fast kontinuierlich anzieht, so ein Stil verzeiht Brücke in der Spannung wahrscheinlich nicht.
Ich hab da auch lange überlegt, wie ich die Idee verwurste. Das ging von Ich-Präsens zu Er-Präteritum zu Er-Präsens zu Hoffmann-Präsens. Ich wollte es dann irgendwann unbedingt im Präsens schreiben und in einer Er-Perspektive (weil Hoffmann einfach kein gescheiter Ich-Erzähler geworden wäre) und damit das dann nicht zu berichtsartig klingt, wollte ich mir was einfallen lassen. Schön, wenn das alles bei dir zumindest geklappt hat

Hoffmann selber war ja genau richtig. So ein wenig überzeugt von sich. Reha, Sportchirurgie, das wird dann schon. Ach! Alles nur ne Fleischwunde. Toller Kerl! Gerade deshalb, weil er so schlicht und einfach denkt, wie er eben denken muss als, naja, Klischeesportler. Aber das ist okay! Ein paar Klischees müssen sein.
Jo, Hoffmann ist halt Hoffmann. Das ist schon kein Mann des Wortes oder der großen Gedanken, das war auch die Idee dahinter, so jemanden zu nehmen, der ganz auf seinen Körper angewiesen ist; und da keinen Intellektuellen reinzusetzen, ab und an musste ich dann bei der Erzählperspektive ein bisschen schummeln. Der gute Hoffmann macht da ja schon ein wenig eine Entwicklung durch.

Freut mir echt, dass es dir gefallen hat, die Anmerkungen hab ich alle übernommen, das mit dem Chitin und der Lakritze wird etwas länger brauchen, da muss ich noch mal drüber gehen.

Danke dir für deinen Kommentar!
Quinn

 

Hi Quinn,
gleich mal zu beginn: Mir gefällt der Stil nicht. Ich mag deine Schreibe eigentlich immer gern, weil du schnörkellos und doch bildhaft schreibst. Aber hier, diese Hauptsätze ... Ja, es passt schon zum Inhalt, atemlos, schnell, der Spieler denkt nur in Stichwörtern. Aber gefallen tut es mir nicht.

Desweiteren wird mir Hoffmanns Name zu oft erwähnt. Das macht das Ganze so animalisch, ich bin mir sicher, das ist Absicht, wahrscheinlich soll Hoffmann etwas einfältig wirken. Wenn du das wolltest, hast du es geschafft, aber ich hab mir nur gewünscht, er würde endlich sterben, damit ich seinen Namen nicht mehr hören muss.

Ansonsten erzählst du eine ganz nette Geschichte, die nicht überrascht und auch nur wenig schockiert. Letzteres nicht, weil alles so distanziert ist und dem Leser schon sehr viel Phantasie abgefordert wird, überhaupt etwas von der Geschichte zu "sehen".


Also, du hattest recht: Mir hat sie jetzt nicht so gut gefallen. Es soll nicht heißen, ich fände sie schlecht, sicher nicht. Du hast alles konsequent und gekonnt durchgehalten, alles in allem ist es eine sehr gute Geschichten. Nur mich persönlich berührt die Geschichte nicht - weder auf die eine noch andere Weise.

Ich mag andere Geschichten von dir lieber. :)
(Ich sehe, yours und ich sind da ja ganz unterschiedlicher Meinung! :D)

Liebe Grüße
Tamira


Krimskrams:

Blick in die Menge hoch: Blonde Freundin, schweißtrunkenes Haar, schreit wie am Spieß. Mag es von hinten. Hoffmann mag das.
Der erste Satz ist noch gute, den zweiten würde ich streichen, er nimmt dem ersten irgendwie die Substanz

bekommt einen Ellbogen in die Rippen, ein tiefer Atemzug und hoch mit dem Kadaver
Kadaver finde ich hier unpassend. Als wäre der andere tot.

Hoffmann denkt an eine blonde Freundin und eine orangefarbene Decke, doch in die Knie sind Teufel eingezogen, hämmern ihre Mistgabeln in Hoffmanns Zukunft.
Schöner wäre Dreizäcke, passt besser zu Teufeln, auch wenn es das gleiche Ding beschreibt.
Hoffmann tropft die Decke mit Rot voll, dann Bewegung im Raum, eine tiefe Frauenstimme sagt etwas, eine Spritze wird aufgezogen, Hoffmann ist weg,
Letztes Komma sollte ein Punkt sein.

Fangarme mit Noppen, das Wesen stürzt auf Hoffmann herunter, jagt ihm die Arme in beide Schultern.
Das Wesen in Aufruhr, windet sich und tobt, die Fangarme bohren durch Hoffmanns Schulter in die Matratze, er spürt die Noppen in seinen Schultern.
Das passiert zweimal.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi Quinn,

ich weiß, alles Absicht, aber für mich hat's auch nicht funktioniert - Horror im Stil eines Sportkommentars zu erzählen ist für mich zu wesensfremd, um da noch von Stilbruch zu sprechen. An sich kein Problem, schönes Spiel mit Sprache, aber Sportkommentare haben immer etwas von einer künstlichen Hektik, Aufregung. Beim Fernsehen stelle ich daher den Ton ab: entweder ist das Spiel oder der Kampf spannend, dann muß mir das niemand nacherzählen (bzw. lenkt mich dann das Gerede ab), oder es ist öde, dann wird es auch durch den Kommentar nicht ereignisreicher. Und so liest sich diese Geschichte: völlig dem Stil untergeordnet; die Handlung scheint mir, seitens des Autors, beinahe austauschbar, gleichgültig zu sein.

Das zweite Problem hatte ich mit der Häufigkeit des Namens. Was sicher bei einigen als Rhythmus gut funktioniert, hat mich gegen den Text aufgebracht. Fange an, die Worte dazwischen zu skippen, um nicht davon überrascht zu werden, und gleich wieder aus der Geschichte gekickt zu werden. Und letztlich konnte ich sehr bald nur noch überfliegen, es schade finden, daß es dann einige skurril-fiese Krankenhausszenen gab, Schmerzmittel-Halluzinationen oder Realität. Durch den Erzählstil blieben die Szenen für mich aber eigenartig tot.

Gratulation zur Empfehlung natürlich trotzdem!

Viele Grüße,
Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tamira,

gleich mal zu beginn: Mir gefällt der Stil nicht. Ich mag deine Schreibe eigentlich immer gern, weil du schnörkellos und doch bildhaft schreibst. Aber hier, diese Hauptsätze ... Ja, es passt schon zum Inhalt, atemlos, schnell, der Spieler denkt nur in Stichwörtern. Aber gefallen tut es mir nicht.
Mit der Reaktion hab ich gerechnet und ich weiß selbst nicht, wenn einer den Text so einstellen würde, ob ich eher wie du oder wie yours reagieren würde.
Ich denke, es werden auch viele einfach nicht zu Ende lesen, weil der Stil nervt. Bad Rabbit hat unter seinen eigenen Geschichte über diese hier geschrieben: Es sei ihm zu belastend.
Also die Geschichte ist im Verhältnis zu dem, was ich sonst unter der Rubrik „Horror“ gepostet habe, tatsächlich ein Versuch, den Leser auch auf einer Horror-Schiene zu erwischen – und nicht nur mit den Motiven zu spielen. Und ich glaube, um den Leser zu erwischen, muss man ihn auch irgendwie aus dem Lesetrott rütteln (es gibt sicher auch andere Möglichkeiten das zu erreichen, ich hab es hier mal so probiert).

Desweiteren wird mir Hoffmanns Name zu oft erwähnt. Das macht das Ganze so animalisch, ich bin mir sicher, das ist Absicht, wahrscheinlich soll Hoffmann etwas einfältig wirken. Wenn du das wolltest, hast du es geschafft, aber ich hab mir nur gewünscht, er würde endlich sterben, damit ich seinen Namen nicht mehr hören muss.
Das ist eins, glaube ich. Der Stil und die häufige Wiederholung des Namens, das eine ginge überhaupt nicht ohne das andere. Und ich glaube auch nicht, dass jemand sagt: Ich fand den Stil an sich toll, aber zu oft Hoffmann! Oder: Ich fand das viele Hoffmann toll, aber der Stil!
Eins ist klar: Wenn die Geschichte nervt, dann nervt die richtig. :)

Also, du hattest recht: Mir hat sie jetzt nicht so gut gefallen. Es soll nicht heißen, ich fände sie schlecht, sicher nicht. Du hast alles konsequent und gekonnt durchgehalten, alles in allem ist es eine sehr gute Geschichten. Nur mich persönlich berührt die Geschichte nicht - weder auf die eine noch andere Weise.
Ja, das ist schade. Trotzdem natürlich herzlichen Dank, dass du sie kommentiert hast. Um deine Hinweise kümmer ich mich, wenn mein Rechner mir nicht alle vier Sekunden eine Viruswarnung schickt.

Danke dir noch mal
Quinn

Hallo Katla,

Und so liest sich diese Geschichte: völlig dem Stil untergeordnet; die Handlung scheint mir, seitens des Autors, beinahe austauschbar, gleichgültig zu sein.
Das sehe ich nicht so, aber verstehe, dass man es so sehen kann. Für mich war gerade diese Figur und diese Handlung wichtig und für die auch diese Sprache, ich würde in diesem Stil nicht irgendetwas erzählen wollen.
Die Sportkommentator-Assoziationen sind interessant, die hatte ich beim Schreiben nun gar nicht, aber es leuchtet ein.

Und letztlich konnte ich sehr bald nur noch überfliegen, es schade finden, daß es dann einige skurril-fiese Krankenhausszenen gab, Schmerzmittel-Halluzinationen oder Realität. Durch den Erzählstil blieben die Szenen für mich aber eigenartig tot.
Das ist natürlich sehr schade: Ich denke, jeden Autor wurmt es tierisch, nur überflogen zu werden.
Ich weiß auch nicht, was ich da sagen soll. Also anders hätte ich die Geschichte nicht erzählen wollen, glaube ich. Und so nervt sie halt viele.
Ich weiß es nicht, ich möchte da auch nicht den Eindruck erwecken, selbstzufrieden zu klingen, so ist es nicht. Das wäre auch keine Geschichte, von der ich nun sagen würde. Genau , das ist es! So was nun jede Woche! Sondern es ist einfach eine Idee, sich einer Geschichte zu näheren, die ich noch nie ausprobiert habe (glaube ich) und die ich auch nur selten so irgendwo gelesen habe in diesem Stil. Es ist auch klar, warum: Es nervt viele.

Gratulation zur Empfehlung natürlich trotzdem!
Ja, danke. Vielleicht gefällt sie ja noch jemandem außer yours. :)

Vielen Dank für die Worte zu der Geschichte, gerade die kritischen Kommentare helfen dann, es abzuschätzen. Solltest du öfter machen ;)
Quinn

 

Hallo Quinn!

Mal so sagen: Die Story hat Potential, sie ist wohl für manche Überraschung gut. Allmählich entdecke ich Seiten an ihr, an die ich beim Lesen (und kurz danach) überhaupt nicht gedacht habe. In diesem Sinne ist sie schon ein Erfolg (sie geht mir nicht aus dem Kopf).

Ach ja, gäbe es doch mehr solcher Geschichten hier in diesem Forum und allgemein im Horror-Genre. Geschichten, die nicht nur mit den Sujets spielen. Geschichten, die dem Leser was zutrauen, ihn fordern. Auch wenn es nur eine neue Betrachtungsweise ist.

Ich empfand den Stil angenehm (größtenteils) entschlackt, aufs Nötigste reduziert. Dabei muss man die Punkte genau treffen, ein Schlag daneben kann tödlich sein. Immer gelingt dir das nicht.
Durch diesen Zwang zur Originalität kommt es hin und wieder zu Rohrkrepierern, die unfreiwillig komisch sind (oder in meinen Augen so wirken). Das ist so, wenn du unbedingt einen lockeren Übergang bilden willst:

Hoffmann ist wieder da, die Nacht auch.

Nebenbei fand ich die ständige Erwähnung des Namens quälend. Es zuckte in meinen Fingern, jede Stelle anzukreuzen.

Ein schöner Übergang, meiner Meinung nach, nicht so abgedroschen und so ntgeil auf Besonderheit ist der folgende:

Hoffmann schläft.

Ein kleiner dicker Mann geht vor Hoffmanns Bett auf und ab.


Und kurz danach ein schönes, eingängiges Bild, für das ich töten könnte:

Der kleine Mann leckt einen Finger ab und pickt die Müslikrümel von Hoffmanns Decke.

Tja, also. Der Stil hat mich überzeugt.
Wovon hier noch gar nicht die Rede war, ist der Inhalt. Ich finde, das war dann nicht der Reißer. Ich habe auf die geile Idee dahinter gewartet, dann hätte ich sicher die Empfehlung unterstützt. Aber da kam dann - zumindest in der Ausführung - ziemlich viel Schwammiges, Nebulöses, das sich vom Rest der Story verabschiedet.
Hier hätte eine Auflösung stehen müssen, mit vielleicht einem, höchstens zwei Sätzen. Einem Bild, das in die Magengrube geht und sich dort festbeißt.

Ich hatte eher den Eindruck (wie bei deiner Molekular-Essen-Story), dass du etwas unentschlossen warst.

Aber die Rasanz und das Fordernde der Story haben mich das beim Lesen zumindest übersehen lassen.:D Das ist mir erst später aufgefallen, wie übrigens alle anderen kritischen Anmerkungen (außer dem Namen). Ich war schon angetan.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu wirr, für Fragen stehe ich gern zur Verfügung. :cool:


Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Nur kurz. Wunderschöne Rythmik ist dir da gelungen, Quinn. Und von diesem Tempo lebt sie auch, die Geschichte. Doch auch dir will ich vorwerfen, dass der Text viel zu lang ist. Bei der Intensität des Tempos kommt durchaus schnell Langeweile auf. Und ja, Hoffmanns sind's letztendlich doch zu viele geworden.

lg
lev

 

Hey Quintus,

Komische Geschichte, die einen sind begeistert, die anderen hassen sie. Ich gehöre zur zweiten Gruppe, Überraschung. Okay, hassen ist zu stark, sie gefällt mir nicht.
Der Anfang mit der Stadium-Szene hat mir gut gefallen, weil ich darin auch den Sinn des Stils wiedererkenne, da passt dein Stil. Für mich passt er aber nicht zu der restlichen Geschichte. Kann sein, dass Hoffman nicht der hellste ist, trotzdem finde ich den Stil ziemlich nervig und künstlich, also ich war nie so richtig drin. Hab ständig geguckt, wie lang die Geschichte noch geht und irgendwie schien es, als würde ich ständig die gleiche Szene lesen. Das ist noch so ein Problem, die Geschichte braucht ziemlich lange, um in Fahrt zu kommen. Manchmal ist das nötig, um Atmosphäre aufzubauen und um die Explosion am Ende noch lauter zu gestalten, als sie eigentlich ist. Für mich hat das mit der Atmosphäre nicht so wirklich geklappt, weil ich eben nicht in die Geschichte eintauchen konnte. Und die Explosion … joa, keine Ahnung, da gibt es ein Viech, dass das Krankenhauspersonal versklavt hat. Entweder die Patienten werden gefressen oder das Personal. Und natürlich müssen die Kranken dran glauben.

Zu den Figuren: Hoffmann bleibt komischerweise blass, die Schwarze übrigens auch. Haha. :D
Mir gefällt die dicke Krankenschwester, die sich erst auf die Seite von Hoffmann schlägt, aber am Ende wird’s klar, sie hat ihn nur für das Monster gemästet, auch cool. Die anderen, ich weiß nicht so recht, was ich von ihnen halten soll, weil ich nicht viel von ihnen weiß.
Die Freundin ist nur an seinem Erfolg interessiert – da kann ich mir was vorstellen, auch wenn das ziemlich oberflächlich ist. Hoffmann scheint sich aber auch nicht sonderlich für sie zu interessieren, hat eigentlich zu allen Figuren keine innige Beziehung. Und mit der Schwarzen gibt’s bloß diese Sexphantasien. Da findet auch kein „Austausch“ statt. Alles ziemlich kühl und distanziert beschrieben.

Es gibt einige gute Sätze, die nur dank dieses Stils überhaupt funktionieren, dafür muss die restliche Geschichte daran glauben. :)

Hannibal hat da was interessantes gesagt, der Stil verdrängt den Inhalt in den Hintergrund. Das finde ich auch. Und wenn wir uns mal den Inhalt angucken … Gähn. :P

Aber ich denke, du hättest die Geschichte besser schreiben können. Die paar guten Sätze sind nämlich richtig gut, und ich hab mich gefragt, wieso es nicht mehr davon gibt. Die Antwort kann ich mir aber schon selber geben: Quinn hat sich wieder gar keine Mühe gegeben. Aber verstehe ich vollkommen. Gibt halt diese Geschichten, die einem nicht so wichtig sind, die man dann einfach der Unterhaltung willen schreibt. Kann sein, dass du beim Schreiben Spaß hattest, nur beim Lesen hätte ich ihn auch gerne gehabt. :P
Und, Mann, wenn du noch mal so eine Geschichte schreiben willst, dann kürz sie kräftig, sonst tu' ich es mit dir!

JoBlack

 

Hallo Quinn!

Also ich bin ziemlich begeistert, ich hätte die auch empfohlen, wenn es nicht Yours schon getan hätte.

Diese unbedingte Perspektive von Hoffmann als jemand, der sozusagen nur mit dem Körper denkt, keine Reflexion, nur Reaktion, dieses Wahrnehmen nur mit dem Körper, nur Handlung ist wichtig und das Faktische, alles andere ist nebensächlich. Da gibt es kaum Adjektive, nur starke Verben und Substantive. Nur das Greifbare, Faktische zählt. Ich finde nicht, dass es nach Sportkommentar klingt, sondern dass ich mir sehr gut vorstellen kann, dass es in einem Sportler so zugeht, dass ein Sportler so wahrnimmt, weil jemand viel körperbetonter ist, wenn man reaktionsschnell und stark ist - keine Zeit zum Denken, oder der Körper ist geschult, das Gehirn fasst nur das Wesentliche. Und so strahlt für mich der ganze Text auch etwas unglaublich Existentielles aus.
Dass der Name so oft wiederholt wird, muss ja eine Funktion haben im Text. Eine naives Verhältnis zu sich selbst, ein unbedingtes Selbstvertrauen zu sich selbst.

Sechs Monate, denkt Hoffmann. Dann bin ich wieder der Alte.
Nein, besser, denkt Hoffmann, und denkt sich einen besseren Hoffmann zurecht. Einen schlaueren.
Eine Prophezeiung. ;) Aber toll wie du hier den Typus des Siegers mit dem Vampirmotiv verknüpfst. Es ist natürlich eine Vampirgeschichte: Hoffmann wird selbst zu einem saugenden Tier - Lucy hat eingefallene Wangen am Ende, sie ist jetzt sein Opfer.
Was mir besonders gut gefallen hat: Dass dieses Monsterinsekt da nicht das Wesentliche ist an der Geschichte, sondern welchen Überlebenswillen Hoffmann hat, seinen sportlichen Willen zum Sieg wirft er hier voll in die Schlacht. Dieser Kampf auf Leben und Tod mit dem Insekt ist das Wesentliche, nicht das Grauen des Geschehnisses. Hoffmann hat keine Angst, er will überleben und passt sich an und setzt sich durch.

Hoffmann ist ein reduzierter Mensch, nur das Faktische hat Bedeutung und das, was der eigene Körper fühlt, steht im Mittelpunkt, das ist ganz stark da. Das ist jemand Primitives, der hat ja nur primitive Gefühle, wenig Gedanken (es steht zwar, dass er schlechte Gedanken hat, aber die erfährt man nie, man erfährt immer nur seinen körperlichen Zustand), die über das Dingliche hinausgehen.

Die ständige Wiederholung des Namens hat für mich die Funktion zu zeigen, dass hier jemand ganz auf sich zurückgeworfen ist, Hoffmann muss auf jeden Fall überleben, der Überlegene bleiben, und das aus eigener Kraft.

Und nicht zuletzt gibt es viele tolle Stellen im Text:

Hoffmann schlägt auf. Erst mit dem Hintern, dann mit dem Rücken, dann mit dem Kopf. Dreipunktlandung.
Stille.
Hoffmann entschleunigt
Stille. Flüstern. Es wird in ein Taschentuch geschnäuzt. Hoffmann hat selbst viel zu tun und schaut sich den Himmel an. Dort gibt es nicht viel Neues.
Dazu Entzugserscheinungen: Hoffmann schwitzt kalt. Achselhaare brechen durch die Haut, Hoffmann muss niesen, ein Ruck geht durch den Körper, sein Genick jagt ihm Schmerzen durchs dehydrierte Hirn. Hoffmann weint. Salziges Wasser in den Augen, beim Versuch, die Tränen abzuwischen, kratzt sich Hoffmann eine Augenbraue blutig. Noch mehr Flüssigkeit in den Augen. Barthaare sprießen.
Kreatürlichkeit geht wie eine Geröll-Lawine auf Hoffmann nieder. Hoffmann begraben, Hoffmann kein Mensch mehr, Hoffmann kurz vor einem Zusammenbruch
Du musst was essen“, sagt die Schwester. Buschige Augenbrauen vor Hoffmanns Gesicht, der Nasenring funkelt in einer Schweinsnase.
Hoffmann streikt. Hoffmann quetscht heraus: „Fettes Walross.“ Und: „Sumpfkuh.“
Die Schwester stürzt sich auf ihn, kneift ihm die Nase zu, reißt sein Kinn auf, stopft heißen Fraß hinein, hält den Kiefer, zwingt ihn zu kauen, zwingt ihn zu schlucken. Mehr, immer mehr. „Damit das Wetter schön wird“, sagt die Schwester. Hoffmann würgt und keucht, bekommt keine Luft mehr durch die Nase, schlägt ihr mit dem Gerät auf die Schläfe, es ist als würde man einem wilden Stier den Hintern tätscheln. Hoffmann wie gerädert. Die Schwester verabschiedet sich mit einem Kniff in Hoffmanns Wange.

Hoffmann schwitzt, mehr Mensch als gut für ihn ist. Zwei zwanzig in Schuhen, knapp drei Zentner schwer
ich würde besser finden: Hoffmann schwitzt. Zwei zwanzig in Schuhen, knapp drei Zentner schwer. Mehr Mensch als gut für ihn ist.
und fragt sich, ob es wohl von ihm komme.
Hoffmann ist KEIN Konjunktivtyp, sondern purer Indikativ! also einfach: ob es wohl von ihm kommt
Ich wär’ schon viel früher kommen
gekommen
sie haben vor allem Prellunge
groß: Sie
dass sie gut essen
groß:Sie
Jahre brav ihre Steuern gezahlt
groß: Ihre
dass sie an etwas Schönes denken.
groß: Sie
alles aus ihrem Körper raus haben
groß: Ihrem
sie weicht von ihm zurück
vor ihm
Wenn wir ihnen jede Nacht
groß: Ihnen
Wollen wir wieder Freude sein?
:D Freunde
grünes Ding, Dreieckiger Kopf
klein: dreieckiger
zwei riesige Fangarme mit Noppen an den Bettseiten des alten Mannes
besser zwei riesige, genoppte Fangarme ... sonst klingt es so, als ob die Bettseiten Noppen hätten
Aus dem Rückteil des Wesens tropft Brei
Rückenteil oder "von der Hinterseite" - würde ich sogar eher nehmen, weil du dann wieder "Rücken" hast gleich danach
Hoffmann kracht mit dem Kopf zurück ins Matratzengrab
lass den Heine in Ruhe ;), "Matratzengrab" passt absolut nicht zu Hoffmann und dem restlichen Text
Die Knie eins A, wie neu
besser 1A, sonst erkennt man das einfach nicht
Hoffmann puscht sich hoch.
also ich weiß nicht ...
lauscht in den Klinkflur hinein
Klinik
als lutsche Hoffmann an einer verschimmelten Lakritzstange
auch hier Indikativ bitte

Gruß
Andrea

 

Hallo Quinn

Für mich funktioniert Deine Geschichte leider auch nicht.
Aber ich glaube zu wissen was Du versucht hast: Eine Figur durch die pausenlose Wiederholung eines Namens zu charakterisieren.
Jedenfalls habe ich ein Bild erhalten. Das Bild eines beschränkten Typen, der alles in allem mir äußerst unsympathisch war.
Davon abgesehen hatte ich den weiteren Effekt verspürt, dass durch die Wiederholung ein und desselben Wortes jeglicher Sinn verloren geht. Anders formuliert: wenn ich beispielsweise das Wort Kartoffel fünf Minuten lang laut sprechend wiederhole, dann verfremdet sich das Wort bis es keinen Sinn mehr ergibt – und man einen komischen Geschmack im Mund bekommt (aber letzteres mag nur für mich gelten ;) ).
Kurz und gut: Dieses „Hoffmann“, „Hoffmann“ war mit dem Voranschreiten der Geschichte so irritierend, dass ich vom eigentlichen Geschehen abgelenkt wurde. Ich fing an Szenen zu überfliegen und nach dem Ende zu schielen, bis schließlich das Monster kam. Da wurde die Geschichte wieder ein wenig spannender. Das Monster selbst erinnerte mich an eine Blattlaus. Nur das diese spezielle Blattlaus nicht von Ameisen sondern von Ärzten „gemolken“ wurde.
Dennoch kam bei mir keinerlei Atmosphäre auf, was vor allem dem Hoffmann, Hoffmann, Hoffm… geschuldet ist.
Das Ende fand ich dann leider recht schwach, da vorhersehbar.

Viele Grüße

Mothman

 

Hi Quinn,

Also, die Geschichte weiß ja zu polarisieren. :D Ich reih mich mal bei denen ein, denen sie ausgesprochen gut gefallen hat.
Der reduzierte Stil, das völlig Unreflektierte, das macht den Protagonisten aus und hat dazu noch die Funktion, den Leser zum Nachdenken zu bringen - der Protagonist tut es schließlich nicht. Das hast du überwiegend konsequent durchgehalten und da wo es Abweichungen gibt, hast du wohl absichtlich mit der Perspektive "geschummelt".
Dass das Ganze nach Sportkommentar klingt, finde ich nicht. Anfangs vielleicht und dann wieder in der letzten Szene. Aber dazwischen werden die Sätze ja doch etwas länger, weniger reingeworfen.
Bewundernswert fand ich, wie du das mit der Redundanz hinbekommen hast. Die Krankenzimmer-Szenen, die ja recht viel Wiederholung enthalten und so doch notwendig sind, um die Dauer, auch Hoffmanns Empfinden der Situation darzustellen. Da ist es wirklich schwer, das Maß zu finden und nicht langweilig zu werden. Mir gelingt so was nie, dir hier ganz ausgezeichnet.

Ja, heute gibt's mal nur Lob. Vor allem kann ich sagen: Die erste Horrorgeschichte seit einer ganzen Weile, bei der ich mich tatsächlich mal wieder gegruselt habe.


Gruß,
Abdul

 

Hallo Hanniball,

und vorneweg die Entschuldigung, dass ich mindestens zwei Wochen zu spät mit der Antwort dran bin, das war so nicht geplant.

Mal so sagen: Die Story hat Potential, sie ist wohl für manche Überraschung gut. Allmählich entdecke ich Seiten an ihr, an die ich beim Lesen (und kurz danach) überhaupt nicht gedacht habe. In diesem Sinne ist sie schon ein Erfolg (sie geht mir nicht aus dem Kopf).
Das finde ich toll, man möchte als Autor ja, dass sich der Leser am Beginn einer Geschichte neu einstellen muss und sich fragt, wohin die Reise nun diesmal gehen mag und nicht: ach, das wieder.

Durch diesen Zwang zur Originalität kommt es hin und wieder zu Rohrkrepierern, die unfreiwillig komisch sind (oder in meinen Augen so wirken). Das ist so, wenn du unbedingt einen lockeren Übergang bilden willst:
Es wird zumindest so dann empfunden, ich fand die Stelle jetzt gar nicht so erwähnenswert.

Nebenbei fand ich die ständige Erwähnung des Namens quälend. Es zuckte in meinen Fingern, jede Stelle anzukreuzen.
Das ist schade, ich finde, es gehört unabdingbar zu der Geschichte dazu.

Wovon hier noch gar nicht die Rede war, ist der Inhalt. Ich finde, das war dann nicht der Reißer. Ich habe auf die geile Idee dahinter gewartet, dann hätte ich sicher die Empfehlung unterstützt. Aber da kam dann - zumindest in der Ausführung - ziemlich viel Schwammiges, Nebulöses, das sich vom Rest der Story verabschiedet.
Das ist schade, ich fand das schon ziemlich konkret, ist ein recht klassischer Monsterhorror.

Ich hatte eher den Eindruck (wie bei deiner Molekular-Essen-Story), dass du etwas unentschlossen warst.
Eigentlich nicht, mir war schon sehr klar, worauf das hinauslaufen wird. Komisch, dass du es so empfindest.

Aber die Rasanz und das Fordernde der Story haben mich das beim Lesen zumindest übersehen lassen. Das ist mir erst später aufgefallen, wie übrigens alle anderen kritischen Anmerkungen (außer dem Namen). Ich war schon angetan.
Das freut mich. Danke dir für den Kommentar
Quinn

Hallo Lev,

Nur kurz. Wunderschöne Rythmik ist dir da gelungen, Quinn. Und von diesem Tempo lebt sie auch, die Geschichte.
Das freut mich.

Doch auch dir will ich vorwerfen, dass der Text viel zu lang ist. Bei der Intensität des Tempos kommt durchaus schnell Langeweile auf.
Ja, weil sie schon mehr sein sollte als reine Stilspielerei, es ging mir da schon um die Geschichte und um die Figur, dass der Stil den ersten Reiz des Neuen schnell aufbraucht, ist normal, dann sollten allerdings schon weitere Reize der Geschichte zünden, das tut es wohl nicht so.

Danke auch dir für den Kommentar
Quinn

Hallo Jo,

Komische Geschichte, die einen sind begeistert, die anderen hassen sie. Ich gehöre zur zweiten Gruppe, Überraschung. Okay, hassen ist zu stark, sie gefällt mir nicht.
Das ist zumindest besser als ein kollektives „Ganz gut“. Aus Marketingtechnischen Gründen ist es so fast besser.

Mir gefällt die dicke Krankenschwester, die sich erst auf die Seite von Hoffmann schlägt, aber am Ende wird’s klar, sie hat ihn nur für das Monster gemästet, auch cool. Die anderen, ich weiß nicht so recht, was ich von ihnen halten soll, weil ich nicht viel von ihnen weiß.
Die Idee war eine Situation zu schaffen, in der jemand, der total auf seinen Körper angewiesen ist, ohne ihn auskommen muss. Und die Ärzte schaffen dann eine Bedrohungssituation.

Die Freundin ist nur an seinem Erfolg interessiert – da kann ich mir was vorstellen, auch wenn das ziemlich oberflächlich ist. Hoffmann scheint sich aber auch nicht sonderlich für sie zu interessieren, hat eigentlich zu allen Figuren keine innige Beziehung. Und mit der Schwarzen gibt’s bloß diese Sexphantasien. Da findet auch kein „Austausch“ statt. Alles ziemlich kühl und distanziert beschrieben.
Das stimmt, die emotionale Skala Hoffmanns ist sehr rudimentär. Da ist viel Darwin bei. Er fängt ja auch überhaupt erst an, zu reflektieren, wenn er da im Bett liegt. Vorher ist da nicht viel.

Aber ich denke, du hättest die Geschichte besser schreiben können. Die paar guten Sätze sind nämlich richtig gut, und ich hab mich gefragt, wieso es nicht mehr davon gibt. Die Antwort kann ich mir aber schon selber geben: Quinn hat sich wieder gar keine Mühe gegeben. Aber verstehe ich vollkommen.
Klar, hab ich mir Mühe gegeben. Das sind wieder so Unterstellungen. Ts, ts. Lies halt Purpur.

Danke für den Kommentar!
Quinn

Hallo Andrea,

Also ich bin ziemlich begeistert, ich hätte die auch empfohlen, wenn es nicht Yours schon getan hätte.
Also du weißt ja, wenn du unbedingt was empfehlen willst …

Diese unbedingte Perspektive von Hoffmann als jemand, der sozusagen nur mit dem Körper denkt, keine Reflexion, nur Reaktion, dieses Wahrnehmen nur mit dem Körper, nur Handlung ist wichtig und das Faktische, alles andere ist nebensächlich. Da gibt es kaum Adjektive, nur starke Verben und Substantive. Nur das Greifbare, Faktische zählt.
Ja, weil Denken in seinem Leben keinen Platz hat. Es geht um Ziele, nicht um Zweifel. Und er wird aus dieser Welt hinausgerissen und in diese für ihn fremde gezogen, in der er hilflos ist, das war die Idee hinter der Geschichte. Der Stil sollte das unterstreichen, dass Hoffmann eben kein 08/15-Mensch ist, wie man ihm überall in der Literatur begegnet, sondern dass es hier um einen fast schon anti-literarischen Menschen geht.

Und so strahlt für mich der ganze Text auch etwas unglaublich Existentielles aus.
Ich denke es sind schon Parallelen zum Sport drin. Im Profi-Sport wie in der Geschichte hier geht es schon sehr darwinistisch zu. Hoffmann ist wohl dort in einer Phase seiner Karriere, wo er noch den „Sprung“ schaffen kann. Entweder er bleibt zweitklassig und macht ein paar Tausend im Monat oder er schafft den Sprung auf die nächste Ebene und wird damit reich.
Es geht auch ein Stück um Doping und dass Sportler oft ihr ganzes Privatleben dem Sport opfern. Das sind schon Themen, die ich in der Geschichte zumindest am Rande haben wollte.

Eine Prophezeiung. Aber toll wie du hier den Typus des Siegers mit dem Vampirmotiv verknüpfst. Es ist natürlich eine Vampirgeschichte: Hoffmann wird selbst zu einem saugenden Tier - Lucy hat eingefallene Wangen am Ende, sie ist jetzt sein Opfer.
Ja, das ist tatsächlich auch so zu beobachten, dass sehr erfolgreiche Menschen dann ihr Umfeld regelrecht ausbluten. Das findet sich bei Sportlern wie bei Politikern und Künstlern oder sogar bei Menschen in Führungsposition, jeder Beruf, der so ein extrem zielorientiertes Ego erfordert, hat wohl enorme Auswirkungen auf das Privatleben.

Geschichte, sondern welchen Überlebenswillen Hoffmann hat, seinen sportlichen Willen zum Sieg wirft er hier voll in die Schlacht. Dieser Kampf auf Leben und Tod mit dem Insekt ist das Wesentliche, nicht das Grauen des Geschehnisses. Hoffmann hat keine Angst, er will überleben und passt sich an und setzt sich durch.
Ja, das ist schon ein Prozeß. Er betet, fällt in kindliche Verhaltensmuster zurück (da unter der Decke und auch mit der fast mütterlichen Schwester), bis er dann, in die Enge getrieben, nur den Kampf kennt. Und kämpfen kann er eben. Das ist wirklich ein unwiderstehlicher Wille, der ihn dann antreibt.

Hoffmann ist ein reduzierter Mensch, nur das Faktische hat Bedeutung und das, was der eigene Körper fühlt, steht im Mittelpunkt, das ist ganz stark da. Das ist jemand Primitives, der hat ja nur primitive Gefühle, wenig Gedanken (es steht zwar, dass er schlechte Gedanken hat, aber die erfährt man nie, man erfährt immer nur seinen körperlichen Zustand), die über das Dingliche hinausgehen.
Ja. Das ist so. Man bezeichnet Profi-Sportler ja auch als moderne Gladiatoren. Hoffmann ist ein Gladiator, wenn man so will. Das wird ja schon in der ersten Szene deutlich, da ist keine Finesse, kein Denken in seinem Spiel, er kämpft. Er ist ein Krieger.

Die ständige Wiederholung des Namens hat für mich die Funktion zu zeigen, dass hier jemand ganz auf sich zurückgeworfen ist, Hoffmann muss auf jeden Fall überleben, der Überlegene bleiben, und das aus eigener Kraft.
Hoffmann ist natürlich auch präsent in jedem Satz. Das ist kein 60 Kilo Hänfling, der da liegt. Da liegt Hoffmann. Der nimmt einen Raum und einen Satz schon ein. Und halt immer er als Ganzes. Ich inde das schon wichtig für die Wirkung der Geschichte, auch wenn es viele stört. Man muss da auch sagen bei solchen Geschichten, wenn die normal geschrieben wäre, dann hätte sie denen, die sie jetzt doof finden, auch maximal so „naja“ gefallen, da ist mir die Reaktion jetzt schon lieber.
Ich glaube, damit eine Horrorgeschichte „wirken“ kann, muss sie den Leser erstmal aus der bequemen Haltung auf dem Lesesessel schubsen, sonst kann sie maximal unterhalten oder so über der Oberfläche entlangkratzen, aber um ihn – und das soll eine Horrorgeschichte ja schon – irgendwie tiefer zu erwischen, muss erstmal was passieren. Da gibt’s sicher verschiedene Möglichkeiten, die Populärste ist es, Figuren zu erschaffen, die dem Leser so nahe gehen, dass er aus der Haltung des bequemen Zusehers gelockt und in die Handlung entführt wird, die Geschichte geht hier natürlich einen anderen Weg, und ist auch formal eine: Friss oder stirb-Geschichte. Entweder man lässt sich darauf ein oder nicht.
Wer will denn auch immer dasselbe lesen, also das ist hier Monsterhorror, ganz klassischer Monsterhooror, wenn man so will. Da ist Mann in einer hilflosen Situation, wie ein Käfer, der auf dem Rücken liegt, und dann ist da die Bedrohung, diese Gottesanbeterin. Und das ganze Umfeld wandelt sich von normal zu völlig psychotisch. Wer will so was denn in der xten Auflage ganz normal präsentiert lesen? Das ist auch ein Phänomen der Seite, dass man eben dasselbe mit den gleichen Mitteln wieder und wieder liest und dann vielleicht in der Qualität noch Unterschiede feststellt. Gut gemachter 08/15-Kram oder schwacher, und da möchte man natürlich ab und an ausbrechen.

Hoffmann ist KEIN Konjunktivtyp, sondern purer Indikativ! also einfach: ob es wohl von ihm kommt
Ja, das weiß ich noch nicht so recht, ich finde der Konjunktiv stört nicht so stark, weil die Erzählperspektive ihn durchaus zulässt, es ist eine Perspektive, die sich Hoffmann annähert, aber immer auch ein Stück Distanz zu ihm hält. Wenn da steht: Hoffmann kein Mensch mehr, Hoffmann wie in Abrahams Schoß, Hoffmann spielt Höhlenmensch, dann ist das auch nicht Hoffmanns Perspektive, sondern ein Blick über die Schulter.

Danke dir für deine Kritik, freut mich, dass du soviel mit dem Text anfangen konntest
Quinn

Hallo Mothman,

Aber ich glaube zu wissen was Du versucht hast: Eine Figur durch die pausenlose Wiederholung eines Namens zu charakterisieren.
Das wär ja ein ziemlich idiotischer Versuch. :)

Das Bild eines beschränkten Typen, der alles in allem mir äußerst unsympathisch war.
Beschränkt würde ich ihn nicht nennen, unsympathisch sicher. Wenn er dann auch interessant wäre, würde das nicht so viel ausmachen.

Schade, dass dir die Geschichte nichts geben konnte, alleine durch den Namen, ich hab mit solchen Reaktionen auch gerechnet; das ist halt ein Versuch, etwas anderes zu machen und aus den bekannten sprachlichen Mustern auszubrechen, das geht dann auch bei vielen schief, ganz klar; danke dir trotzdem für den Kommentar
Quinn

Hallo Abdul,

Also, die Geschichte weiß ja zu polarisieren. Ich reih mich mal bei denen ein, denen sie ausgesprochen gut gefallen hat.
Ja, es ist ein interessantes Phänomen, auch wem sie gefällt und wem nicht, das ist gar nicht so ein Muster zu erkennen. Ich denke, wenn man bei der Geschichte irgendwann das Gefühl hat, sie ist effektheischend und affektiert, dann nervt sie ganz furchtbar. Wenn nicht und wenn sie reinzieht, dann geht die auch richtig ab.

Das hast du überwiegend konsequent durchgehalten und da wo es Abweichungen gibt, hast du wohl absichtlich mit der Perspektive "geschummelt".
Ja, klar, es gibt schon Passagen, die die Geschichte auch braucht, glaub ich, die über Hoffmanns Horizont hinausgehen.

Ja, heute gibt's mal nur Lob. Vor allem kann ich sagen: Die erste Horrorgeschichte seit einer ganzen Weile, bei der ich mich tatsächlich mal wieder gegruselt habe.
Das ist ein tolles Kompliment. Vielen Dank, hab mich auch über deinen Kommentar sehr gefreut.
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Quinn

Zwei zwanzig in Schuhen, knapp drei Zentner schwer.
Das kommt mir zuviel vor. auch bei 2,20m sollte ein durchtrainierter Sportler nicht über 120 kg haben. Für hohe Sprünge ist so ein Gewicht nicht verträglich (obwohls im nachhinein ungewollt die schweren Verletzungen erklären würde ;)
Hoffmanns Arm wie ein Amboss
hier fände ich den _Hammer auf den Amboss als besseres Bild. Amboss ist ja statisch, unbeweglich
Blonde Freundin, schweißtrunkene Haare, nun nach hinten gegelt, als hätte sie frisch geduscht, zieht die Lippen auf und sagt: „Ich dachte, du schläfst. Das ist jetzt natürlich blöd.
das wirkt irgendwie an den Haaren hebeigezogen. Wenn sie schon so mit ihm Schluss machen will, dann soll sie ihm ein meinetwegen ein SMS schicken ;)

Stilistisch finde ich die Geschichte 1A. Auch der Einstieg ins Geschehen ist sehr gut gewählt.
Trotzdem langweilte ich mich ab hier die Geschichte

Hoffmann ist wieder da, die Nacht auch.
Einerseits beginnt da der "gruselige" Teil, ohne das alzuviel grusel bei mir aufkommt. Andererseits kommen jetzt mehrere neue Personen ins Spiel. Für mich schweift die Geschichte ab hier ab. Kann sich nicht entschließen, will sie sich auf das Insekt unter seinem Bett konzentrieren oder auf seine Fieberträume.
Vieleicht hab ich auch das eine oder andere nicht mitbekommen. Jedenfalls fragte ich mich bis zum letzten Absatz, was da jetzt eigentlich abgeht.
Wie aus den vorherigen Kommentaren hervorgeht, eine Geschichte, die zu polarisieren weiß, für mich war sie jedenfalls zu verworren.

LG
Bernhard

 

Hallo Bernhard,

Das kommt mir zuviel vor. auch bei 2,20m sollte ein durchtrainierter Sportler nicht über 120 kg haben. Für hohe Sprünge ist so ein Gewicht nicht verträglich (obwohls im nachhinein ungewollt die schweren Verletzungen erklären würde ;)
Es gibt einige wenige Basketballer, die tatsächlich so viel wiegen. Shaquille O'Neal ist wohl so um den Dreh, wenn nicht sogar deutlich drüber (das Lustige ist, dass sein Gewicht seit Ewigkeiten mit 315 Pfund angegeben wird, obwohl er in den letzten Jahren augenscheinlich einiges draufgepackt hat:)). Es ist schon ein Extrem, die Figur ist extrem angelegt, ja.
Sportler mit diesen Ausmaßen findet man hauptsächlich im profesionellen Wrestling, im Sumoringen oder beim American Football. Und in all diesen Sportarten ist die Lebenserwartung erschreckend niedrig. Ein Sportler aus den drei Sportarten (bei Wrestling "Sport" in Anführungszeichen) fand ich für die Geschichte nicht so passend, dafür hätte man die Geschichte wohl in die USA oder nach Japan verlegen müssen.

hier fände ich den _Hammer auf den Amboss als besseres Bild. Amboss ist ja statisch, unbeweglich
Du hast recht. Das änder ich.

das wirkt irgendwie an den Haaren hebeigezogen. Wenn sie schon so mit ihm Schluss machen will, dann soll sie ihm ein meinetwegen ein SMS schicken ;)
Ja, klar. Dann gäb's halt die schöne Szene nicht. :) Es ist vorstellbar, dass sie in das Krankenzimmer kommt, weil es sich so gehört, aber die Idee mit der SMS ist wahrscheinlicher, klar. Aber man muss ja als Autor auch gucken, dass man gescheite Szene rauskriegt. Und wenn er da eine SMS lesen würde, wäre das natürlich nur halb so stark.

Stilistisch finde ich die Geschichte 1A. Auch der Einstieg ins Geschehen ist sehr gut gewählt.
Das freut mich.

Trotzdem langweilte ich mich ab hier die Geschichte Einerseits beginnt da der "gruselige" Teil, ohne das alzuviel grusel bei mir aufkommt. Andererseits kommen jetzt mehrere neue Personen ins Spiel. Für mich schweift die Geschichte ab hier ab. Kann sich nicht entschließen, will sie sich auf das Insekt unter seinem Bett konzentrieren oder auf seine Fieberträume.
Vieleicht hab ich auch das eine oder andere nicht mitbekommen. Jedenfalls fragte ich mich bis zum letzten Absatz, was da jetzt eigentlich abgeht.
Wie aus den vorherigen Kommentaren hervorgeht, eine Geschichte, die zu polarisieren weiß, für mich war sie jedenfalls zu verworren.
Ja, das ist schade. Ich denke, es liegt dann auch an dem Stil. Eigentlich ist die Geschichte selbst schon linear. Dieses Gottesanbeterinnenmonster zehrt von den Patienten in diesem speziellen Zimmer und eine kleine Gruppe von Angestellten ißt dann die Ausscheidungen des Insekts und die sind regelrecht süchtig danach. Bis Hoffmann den Spieß umdreht.
Ich denke, so verworren ist das eigentlich nicht, durch die beschränkte Sicht von Hoffmann und den Stil ist es schwierig, die Handlung zu verfolgen.

Ist eine komische Geschichte, ich weiß auch nicht so recht, was ich von ihr halten soll. Ich hab auch mit einigen Leuten darüber gesprochen, mit denen ich häufig über meine Geschichten rede, und selbst bei ihnen gehen die Meinung stark auseinander. Also der Fisch mochte sie z.B. überhaupt nicht. Ich plane auch nichts in nächster Zeit in der Richtung.

Danke dir für den Kommentar
Quinn

 
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Besser...

Hallo zusammen!

@ Quinn

Deine aktuelle Geschichte "Steins kleine, goldene Sonne" nehme ich zum Anlass, diese Geschichte mit der hier zu vergleichen. Beides in Horror gepostet, die Stein-Geschichte habe ich gestern besonders im Bezug auf den fehlenden Horror nahezu verrissen.

Nachtrag: Leider wurde die Geschichte "Steins kleine, goldene Sonne" auf Wunsch des Autors gelöscht. Da dieser Kommentar für den Autor aber dennoch nachvollziehbar ist, lasse ich ihn hier stehen.

Diese Geschichte hier ist sehr, sehr viel besser. Sie hat genau das, was der Stein-Geschichte fehlt: Das richtige Tempo, Horrorelemente, die sich langsam, unterschwellig und durch die Wahrnehmung des Protagonisten entwickeln und eine passende Atmosphäre.

Die Länge der Geschichte begrüße ich, weil Du Dir dadurch viel Raum gelassen hast, den Horror aufzubauen. Hier passt es dann auch mit der realen Komponente, der menschlichen Tragödie. Nichtsdestotrotz könnte man die Geschichte auch ein wenig kürzen, da sind ein paar Längen drin, aber das ist mehr eine Geschmacksfrage, als eine ernste Kritik.
Ich persönlich liebe Geschichten, die sich wirklich Zeit nehmen und den Leser auch durch Dinge, die banal erscheinen, auf das Gesamtwerk einstimmen und dazu beitragen, eine Atmosphäre aufzubauen.

Auch die Horrorelemente selbst hast Du hier sehr viel besser eingebaut, als in der Steingeschichte. Du hast Assoziationen beim Leser geweckt, indem Du Hoffmann Dinge hast wahrnehmen lassen, die erstmal nicht einzuordnen sind. Später bist Du dann nach und nach in einem passenden Tempo konkret geworden. Das funktioniert hundert Mal besser, als dem Leser eine schwarze Masse ins Gesicht zu klatschen und am Ende einen ominösen Kontrahenten für den Showdown aus dem Hut zu zaubern.:-D

Der Sprachstil und die ständige Wiederholung des Namens "Hoffmann" sind recht eigenwillig für eine Horrorgeschichte. Bei dieser Geschichte funktioniert beides gut, aber bei der Verwendung dieses Stils musst Du ständig aufpassen, nicht abzudriften. Das ist stets eine Gratwanderung. Hier ist Dir das Profisport-Thema zugute gekommen, in einem anderen Kontext hätte dieser Stil die Geschichte vielleicht verhauen.

Wirklich gut fand ich Dein Spiel mit den verschiedenen Tempi. Du bist mit dieser Geschichte wie mit einem Rennwagen gefahren. Vollgas, Abbremsen und in die Kurve, beschleunigen, eine Weile im Windschatten fahren, überholen und wieder Vollgas. Das sah bei der Stein-Geschichte auch ganz anders aus. Da bist Du weder auf Sieg, noch auf Zeit gefahren.

Alles in allem habe ich diese Geschichte gerne gelesen. Sie lebt durch die ungewöhnliche Grundthematik, die Horrorelemente sind klassisch, funktionieren entsprechend in gewohnter Manier. Trotzdem merkt man, dass der Autor nicht im Bereich Horror zuhause ist.

Auf bald!

Theryn

 

Hallo Theryn,

Nichtsdestotrotz könnte man die Geschichte auch ein wenig kürzen, da sind ein paar Längen drin, aber das ist mehr eine Geschmacksfrage, als eine ernste Kritik.
Ich persönlich liebe Geschichten, die sich wirklich Zeit nehmen und den Leser auch durch Dinge, die banal erscheinen, auf das Gesamtwerk einstimmen und dazu beitragen, eine Atmosphäre aufzubauen.
Das ist immer eine Schwierigkeit, die Untätigkeit Hoffmanns, der gleiche Tagesablauf, auf den er keinen Einfluss hat, gehört ja mit zum Text. Ich denke das wären ja die Stellen, an denen gestrichen werden könnte.

Später bist Du dann nach und nach in einem passenden Tempo konkret geworden.
Wobei das natürlich auch ein Aufbau aus der kleinen Autoren-Fibel ist.

Der Sprachstil und die ständige Wiederholung des Namens "Hoffmann" sind recht eigenwillig für eine Horrorgeschichte. Bei dieser Geschichte funktioniert beides gut, aber bei der Verwendung dieses Stils musst Du ständig aufpassen, nicht abzudriften. Das ist stets eine Gratwanderung. Hier ist Dir das Profisport-Thema zugute gekommen, in einem anderen Kontext hätte dieser Stil die Geschichte vielleicht verhauen.
In einem anderen Kontext hätte ich den Stil auch nicht verwendet. Ich bin ja nicht hergegangen und hab mir eine Geschichte überlegt, in der ich mal einen total anderen Stil schreiben kann, sondern ich hatte erst die Geschichte und dann hab ich nach Möglichkeiten gesucht, sie zu erzählen. Wie man sieht, schreckt das die Hälfte der Leute nachhaltig ab. Das gehört für mich aber zu den wichtigsten Sachen des Schreibens überhaupt, zumindest für mein persönliches Schreiben: Mir zu überlegen, auf welche Art die jeweilige Geschichte erzählt werden kann. Wenn man dann oft das Gleiche zu erzählen hat, bleibt die Stimme natürlich ähnlich. Wenn man häufiger etwas Neues ausprobiert, kann man damit auch mal schön auf die Schnauze fliegen.


Wirklich gut fand ich Dein Spiel mit den verschiedenen Tempi. Du bist mit dieser Geschichte wie mit einem Rennwagen gefahren. Vollgas, Abbremsen und in die Kurve, beschleunigen, eine Weile im Windschatten fahren, überholen und wieder Vollgas. Das sah bei der Stein-Geschichte auch ganz anders aus. Da bist Du weder auf Sieg, noch auf Zeit gefahren.
Das ist hier ein Vorteil des Stils. Um in deine Beispiel zu bleiben: Der setzt gut auf die Straße um, da muss man nur ein bisschen vom Gas gehen und es wirkt wie eine harte Bremse.
Das war tatsächlich etwas, worauf ich beim Schreiben auch den Fokus hatte.


Alles in allem habe ich diese Geschichte gerne gelesen. Sie lebt durch die ungewöhnliche Grundthematik, die Horrorelemente sind klassisch, funktionieren entsprechend in gewohnter Manier.
Das freut mich, vielen Dank.

Trotzdem merkt man, dass der Autor nicht im Bereich Horror zuhause ist.
Na ja, das kommt drauf an, wie man weit man den Begriff fast. Die Seite hier fasst ihn ja sehr weit. Also wenn Buffy unter „Horror“ läuft und die Scream-Filme, ist alles möglich. :)
Ich bin sicher nicht in dem „Cannibal Holocaust Mexican Chainsaw Massacre Cabin Fever“-Horror zu Hause, obwohl Cabin Fever echt was hat. ;)

Danke dir für den Kommentar, hat mich gefreut
Quinn

 

Hallo Quinn!

Also, die muss ich jetzt einfach kommentieren, auch wenn sie schon etwas älter ist. :)
Ich bin hin- und hergerissen wie selten bei einer Geschichte hier.

Der Stil, das Sprachliche, dieses Rythmische und Mechanische, das hat für mich hervorragend funktioniert, und das ließ mich auch durch die Geschichte rasen. Selten einen Stil so gemocht. Hallelujah.

Aber dann... dann war da der Inhalt.
Der Inhalt hat mich zum Ende hin maßlos enttäuscht. Riesiges Insekt saugt Krankenhauspatienten aus zwecks wegen Superhumaninifizierung der Ärzte, ich meine, what the fuck.
Ich dachte, vor allem, nach dem das Schaben so schön subtil eingeführt wurde, du zauberst jetzt etwas ganz Großes aus dem Hut, aber nein, es ist nur ein Rieseninsekt. Sicher, im Kontext von Doping ist das vielleicht suggestiv, aber im Kontext von Horror ist das für mich einfach irgendwie zu trashig.

Grüße,
Patrick

 
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Ist sie noch nicht tot?
Ich musste damals nach der Häfte aufhören, weil ich diesen von allen Seiten so gehypten Schreibstil einfach nervig fand. Besonders die allgemein als Stilmittel anerkannten Wiederholungen: Hoffmann tut dies, Hoffmann tut das, Hoffmann liegt, Hoffmann in Tüten, Hoffmann in Dosen, Hoffmann hört am liebsten Hoffmann über Hoffmann reden ...
Ich sehe das eher als eine Dampfhammermethode, mit Infos einzuprügeln. Der Effekt verpufft nach einer Weile und wird zur Belastung.
Die Geschichte schreit förmlich "Schaut her, ich bin voll anders und individuell" wie so ein Alternativer, der seine Klamotten wie alle seine Kameraden im alternativen Massensupermarkt kauft.
Ne ne, würde ein anderer Name oben stehen, so hätte man die Geschichte sofort verissen. Sei ehrlich: Du auch.
Aber da es ja vom Quinn ist MUSS es ja gut sein und jede noch so nervige Formulierung muss einen tieferen Sinn haben, also kann man Seitenweise die Weltformel reininterpretieren.
So, war mal so frei, deine Geschichte nicht als Kunstwerk zu betrachten, sondern als etwas ganz Einfaches: Einen Text, der mir eine Geschichte erzählen soll. Wenn es dagegen dein Ziel ist, etwas für das Museum of Modern Art zu schreiben - ok, könntest du hinbekommen.
Eine Frage noch: Du könntest einfach das Wort "Scheiße" tausend mal aneinander reihen und die anderen würden sich hier, wohl in der Hoffnung auf wohlwollende Kommentare, mit Lobhudeleien überbieten - wird das nie langweilig?

MfG
Tim

 

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