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Hoffnung

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15.03.2021
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Hoffnung

Es ist schwieriger geworden. Noch vor einigen Jahren hatte Konversation für mich einen Beiklang von Vergnügen und Leichtigkeit. Ich unterhielt mich gern über die interessanten Themen der Zeit, mit Freunden und Bekannten, mit Familienmitgliedern oder auch mit Fremden, denen ich zufällig begegnete.
Heute ist es nicht mehr möglich, die großen Probleme zu diskutieren und dann beiseite zu legen, ohne dabei das Gefühl zu haben, sich schuldig zu machen. Schuldig, schuldig, für jedes Wegschauen von all den drängenden Fragen, die die Zukunft unserer Kinder betreffen, für jedes Reden ohne Handeln.
Merkwürdigerweise scheint es trotzdem salonfähiger geworden zu sein, egoistisch zu sein. Man kann allein die Welt nicht retten, sollte nicht blind vertrauen, sich selbst nicht gefährden oder übers Ohr hauen lassen und verzichtet haben wir durch Corona nun wirklich lange genug. Wir sind nett, sorgen uns um unsere Familie und pflegen Umgang mit Unseresgleichen. Ansonsten tun wir, wozu wir Lust haben. Wir haben die Mittel, also haben wir das Recht. Im Grunde glauben wir das und leugnen die Realitäten oder gucken verzagt, je nachdem.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich der Himmel über der Welt immer mehr zuzieht, dass es dunkler wird, trotz der wohl durchdachten Spenden, die wir von der Steuer absetzen können und die unser Gewissen beruhigen. Wenn ich Gott wäre, wäre ich schon längst verzweifelt an der Krone meiner Schöpfung. Schon oft habe ich mich gefragt: Worauf hofft er nur?

Doch gestern ist mir etwas Besonderes passiert und ich staune noch immer darüber.

Mein Mann ließ mich am Supermarkt aussteigen, denn es fehlten uns noch zwei, drei entscheidende Zutaten für unser geplantes Essen. Ich selbst hatte keine Tasche mitgenommen, also überließ er mir 20 Euro aus seinem Portemonnaie und eine Plastiktüte aus dem Seitenfach der Autotür. Natürlich fielen mir im Laden noch etliche andere Dinge ein, die auch gekauft werden mussten. Vielleicht waren die zwei Packungen Minipizzen nicht lebensnotwendig, aber die Kinder hatten schon so oft davon gesprochen und diesmal dachte ich eben daran. Auch die Äpfel waren alle, das Geschirrspülmittel fast, das Vanilleeis und die Taschentücher ebenfalls. Salzbrezeln brauchte ich für das Schulfrühstück meiner dünnen Tochter, die lieber nichts als ein normales Schulbrot aß. Schafskäse, Zwiebeln und Cocktailtomaten hatte ich. Ach du Schreck, das Toilettenpapier hätte ich fast vergessen... Wahrscheinlich war ich nun über mein momentanes Budget geraten.
„Ich bin mir nicht sicher, ob meine 20 Euro reichen“, kündigte ich der Verkäuferin an der Kasse gleich an. „Notfalls tue ich was zurück.“ Die unwichtigeren Sachen schob ich schon einmal nach hinten.
Natürlich war es auch so. Ärgerlich. Doch das Eis konnte noch warten. Die Taschentücher reichten noch übers Wochenende und auch die Kokosmilch brauchte ich nicht jetzt.
„Sie müssen das Eis aber bitte zurückbringen, das verdirbt mir hier an der Kasse.“
„Kein Problem, das mache ich.“ Etwas verlegen lächelte ich den hinter mir stehenden Leuten zu und bezahlte. Andere hätten vielleicht mitgerechnet.
„Wieviel fehlen Ihnen denn?“, fragte plötzlich die Frau hinter mir. Sie hatte nur drei Sachen auf dem Band liegen. Ich war etwas erschrocken, denn normalerweise bot mir niemand Almosen an. Ich hatte sie auch nicht nötig.
„Das ist doch egal, ich kann das beim nächsten Mal kaufen“, versicherte ich ihr. "Vielen Dank!"
„Ja, aber wegen ein paar Euro ist das kein Problem!“ Sie suchte im Münzfach ihrer Geldbörse.
„Nein danke, es ist alles in Ordnung!“ Ich lächelte, ließ meinen Einkaufswagen hinter der Kasse stehen und brachte das Eis zurück in den Gefrierschrank.
Als ich zurück kam, war auch der Mann hinter der freundlichen Frau schon am Bezahlen. Auf dem Weg zum Ausgang überholte er mich und plötzlich lagen 20 Euro auf meiner Einkaufstasche.
„Hallo, Sie haben hier gerade Geld verloren!“, rief ich ihm nach. Er hörte mich nicht.
„Hallo“, rief ich noch einmal, dann war ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob er mich wirklich nicht hörte. Was war denn das? Sollte ich das Geld einfach behalten? Aber weshalb? Nein, das ging nicht! Ich rannte los und rief ihn draußen zum dritten Mal. Diesmal drehte er sich um.
„Es ist schon okay“, lachte er mich an.
„Nein, ich brauche es aber nicht“, versuchte ich mich wieder zu erklären.
„Keine Ahnung, vielleicht haben Sie nicht genug Geld dabei gehabt. Ist doch okay!“
Ich war nun fast verzweifelt und sah an mir herab. Hatte ich heute komische Sachen an? Sah ich irgendwie wie eine Obdachlose aus? Lag es an der Plastiktüte und dem losen Geldschein?
„Es ist wirklich nett von Ihnen,“ holte ich nun etwas weiter aus, „aber ich brauche es wirklich nicht! Geben Sie es jemandem, der es nötig hat! ... Es gibt so viele“, setzte ich nach.
Wir sahen uns an und lächelten. Dann nahm er den Schein zurück. Er nickte.
„Okay. Das stimmt, es gibt Vieles und Viele.“ Sein Lächeln war eindeutig strahlend. Tat er so etwas öfter? Oder etwas anderes, er schien ein Mann der Tat zu sein, auch auf die Gefahr hin, einmal daneben zu liegen. Er drehte sich um und lief auf den Parkplatz. Ich sah ihm nach mit seiner Flasche Wein unter dem Arm und musste ein bisschen lachen. Und den Kopf schütteln. Das glaubte mir keiner!

Und plötzlich dachte ich: Vielleicht hofft Gott auf auf solche Leute. Vielleicht hoffe ich auch auf sie. Ich will nicht verzagen, sondern mutig sein. Solange es Menschen gibt, bei denen Sehen, Lächeln und Handeln zusammengehört, gibt es Hoffnung, jeden Tag neu.

 
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Hallo @Palawan

ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergügen, daher von mir (sozusagen nachträglich noch ) herzlich willkommen hier :)
Update: oh - ich hab sogar schonmal was von dir kommentiert :D - dann eben: schön, dass Du hier bist ;)

Du schreibst flüssig, fluffig. Du kannst die Spannungsbogen halten und pointiert schreiben. Aus dieser Sichtweise: ein schöner Text. :)

Und doch stört mich etwas, und ich überleg schon seit gestern, warum. Ich denke, mich stört der Aufbau. Ich will garnicht die Diskussion eröffnen, ob das formal eine Geschichte ist, oder nicht. Aber für mich ist es mehr eine Kolumne - ein Zeitungsartikel. Oder anders ausgedrück: Für eine Geschichte ist mir die Einleitung zu lang.

Es ist schwieriger geworden. Noch vor einigen Jahren hatte Konversation für mich einen Beiklang von Vergnügen und Leichtigkeit. Ich unterhielt mich gern über die interessanten Themen der Zeit,
Dabei eröffnest Du ja spannend. Ich mochte das früher auch. Und war gespannt, wie sich das auflöst. Aber es kommen ja gar keine solch spanenden Diskussionen auf. Es bleibt beim Small-Talk im Text.

Ja - du ziehst den Bogen eben in eine andere Richtung als ich es mir vieleicht gewünscht hätte.
Aber so ist eben mein Leseeindruck.
Vielleicht kannst Du damit trotzdem etwas anfangen ;)

Ach ja: Dennoch gern gelesen!!

Gruß
pantoholli

 

Hallo @pantoholli,

danke fürs Lesen und Deinen Kommentar. Ja, ich weiß schon, was Du meinst, die Eröffnung ist wie ein Vorwort ein bisschen. Aber es ist so: Ich habe neulich dieses Erlebnis gehabt und es hat mich wirklich sehr beeindruckt und beschäftigt und dann habe ich darüber nachgedacht, warum mich das so beschäftigt hat und was das mit meinem momentanen Leben sonst vielleicht auch zu tun hat. So ist der Text entstanden und ich freue mich noch immer, dass es manchmal auch solche schönen Sachen zu erleben gibt, in dieser nicht ganz einfachen Zeit. In der Tat spreche ich zu Beginn ja zwei aktuelle Problembereiche an und die Geschichte bezieht sich eher auf den zweiten. Deshalb hast du wohl zuerst eine andere Richtung erwartet.
Vielen Dank noch einmal und viele Grüße zum Wochenende!
Palawan

 
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Hi @Palawan!

Ich meine meine folgende Kritik keineswegs persönlich, sondern rein konstruktiv.

Sprachlich ist der Text flüssig geschrieben, allerdings empfinde ich zwei Probleme am Text: Er ist sehr Zweigeteilt und deine Prot "verändert" sich zu schnell.

Dein Text besteht aus zwei Teilen. Den anfänglichen Gedanken und dem Einkauf. Ich verstehe, wie du beide zusammendenkst, welche Parallele du hier ziehst, aber für mich funktioniert das leider nicht. Der erste Teil ist sehr im Tell gehalten; er wäre eine eigene Story wert, auserzählt, in Szenen, in welchen du zeigst, was du mit abchecken und Meinung nicht mehr wirklich zeigen usw. meinst. Der zweite Teil zeigt den Einkauf und einen sehr altruistischen Mann, der deine Prot positiv überrascht.
Ich frage mich, weswegen die Prot aus ihren Zweifeln an der Welt durch diesen Mann erlöst wird. Was hat seine Gutmütigkeit und Freundlichkeit mit der Tatsache, dass wir es in unserer Gesellschaft mit einer Verhärtung der politischen Positionen bzw. der Debattenkultur, zu tun? Das meine ich rhetorisch: Ich weiß, worauf du hier hinaus willst, aber als Konstruktion für eine Kurzgeschichte geht das für mich nicht ganz auf, die Prämisse ist unklar und der Zusammenhang bleibt uneindeutig und zu unzusammenhängend. Auch geht mir das zu schnell, dass diese kleine Begegnung - wir wissen auch nichts über den Mann - die Einstellung und Sicht der Frau auf die Welt und die Menschen nachhaltig ändern wird. Da muss/müsste mehr passieren. So schnell verändert sich die Sicht auf die Welt nicht.

Ich finde aus beiden Textteilen könnte man eigenständige, eigene Kurzgeschichten machen. Den ersten Teil, indem du szenisch zeigst, was du meinst, was deine Prot meint, wenn sie von den (politischen) Problemen in unserem Land spricht und wie sich das in ihrem persönlichen Umfeld ausprägt; den zweiten Teil im Supermarkt könntest du ausbauen, etwas "Größeres" passieren lassen, das deine Prämisse beweist (Freundlichkeit und Altruismus sind das Gegenmittel zu der Spaltung unserer Gesellschaft), indem du z.B. die Fallhöhe der Prot anhebst und/oder die Geschichte mit dem netten Einkäufer weiterspinnst.

Ich freue mich auf weitere Texte von dir,

Viele Grüße
zigga

 

Hallo @zigga,
Vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich habe nochmal ein bisschen am Text gearbeitet. Ich habe die Einleitung ein wenig gekürzt und noch ein wenig mehr verallgemeinert. So hoffe ich, besser zeigen zu können, dass die Protagonistin zwar unter den empfundenen gesellschaftlichen Veränderungen leidet, nicht aber unbedingt selbst so denkt. So verändert sie sich durch die erlebte Geschichte nicht wirklich, sondern fühlt sich eher aufgerüttelt aus einer drohenden Abstumpfung und Resignation. Diese Kraft kann solch ein Erlebnis durchaus haben. Wie eine müde Pflanze, die gegossen wird…
Am Schluss habe ich noch einen Satz angefügt, der auch nochmal auf die Gedanken zu Beginn hinweist und den Kreis schließt, so dass die Geschichte eher ein Einschub ist in die Gedanken einer Person über die momentanen Geschehnisse, das Leben und den Sinn des Lebens..
Macht es so für Dich vielleicht auch mehr Sinn? Vielleicht auch für Dich, @pantoholli?
Vielen Dank für Eure Gedanken!
Palawan aus dem Schwimmbad ?

 
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Hallo @Palawan ,

ich finde es sehr sympathisch, dass du dich so engagierst, und weil ich einen Text zur Entspannung lesen wollte, hab ich jetzt einfach auf den Aktuellsten geclickt. 'Gesellschaft' kann ja auch spannende Geschichten bedeuten.

Ingesamt stehe ich nach der Lektüre allerdings mit einigen riesigen Fragenzeichen da. Die betreffen Prämisse, Handlung (von einem Plot würde ich nicht sprechen), Form und Inhalt / Aussagen.

Selbstverständlich muss man nicht gleich Hamlet als KG erzählen, aber taugt das, was hier ausgebreitet wird, tatsächlich zu Prosa? Ich erinnere mich an die Regeln hier, nämlich:

Veröffentliche bitte außerdem keine Geschichten über einen Besuch bei IKEA, einen Urlaub mit den Schwiegereltern, den Einkauf im Supermarkt vor einem beliebigen Feiertag, außer du hast einen wirklich originellen Einfall zu einem dieser Themen.
Ich meine das wirklich nicht unfreundlich, aber unter "wirklich originell" stelle zumindest ich mir etwas anderes vor, sorry.

Zum Aufbau würde ich sagen, die Geschichte (im Sinne einer Kurzgeschichte, nicht, wie die Erzählerin das empfinden mag), fängt hier an:

Doch gestern ist mal etwas anderes passiert als das, was meist geschieht und das kommt mir wirklich erstaunlich vor. Ich kann es noch immer nicht ganz fassen.
Anders ist ja immer nicht wie gewöhnlich.
Vom Stil her ist das sehr glossenhaft, mehr, als wolltest du einen Blogeintrag / humorigen Artikel erstellen. Es ist eine Ankündigung, aber zieht sie ins Thema? Wird sie dem Erzählten dann gerecht?

Alles davor ist ein glossenhaftes Statement zur Befindlichkeit, und nichts, das so in Kurzgeschichten gehört. Das ist Geschimpfe, wie man es jeden Tag auf FB finden kann (obwohl ich es zumindest versuche zu vermeiden). Das ist zwar vielleicht als innerer Monolog verwendet, aber ich bekomme den unangenehmen Eindruck, dass hier eher die Autorin ihre eigene Haltung vermitteln will (entschuldige, falls ich dir Unrecht tue - es ist ein Leseeindruck, keine Unterstellung).

Auch inhaltlich hab ich mit diesem Segment Probleme. Die Erzählerin holt zu einem Rundumschlag gegen alle möglichen Probleme aus, die der Mensch verschuldet hat. Sie kommt zu dem (sicher korrekten) Schluss, dass human overbreeding ein Grundproblem ist und polemisiert gegen den Ottonormalverbraucher der westlichen Demokratie, weil er per se egoistisch ist. Dann hat sie aber selbst Kinder und äußert sich zu diesem Widerspruch überhaupt nicht. Damit führst du als Autorin deine Erzählerin vor, machst sie lächerlich, machst damit ihren gesamten Standpunkt lächerlich, und dann ist sie aber weiterhin durchgehend so konzipiert, dass man sich als Leser mit ihr identifizieren oder zumindest mitfühlen soll. Da würde ich raten, dich zu entscheiden (Erzähler oder Protas blosszustellen gilt dabei als keine gute Idee, weil es eben das Mitfühlen extrem erschwert, das geht eigentlich nur, wenn du eine sarkastische Satire gegen Leute wie deine Prota verfasst).

Dann geht es in ihrem rant auch gegen "verschwenderischen und zerstörerischen Lebensstil" und dann ...

Mein Mann lässt mich am Supermarkt aussteigen, denn es fehlen uns noch zwei, drei entscheidende Zutaten für unser geplantes Essen.
... fährt sie im Auto vor, um "ein, zwei Zutaten" zu kaufen. Echt? Hat sie keine zwei gesunden Beine? Kein Fahrrad? Das ist so zynisch, dass deine Prota - ganz angesehen davon, dass ich einiges aus der Glosse oben kommentieren könnte, das aber nichts mit Literatur zu tun hat - es nun wirklich schwer hat, bei mir irgendein Interesse zu wecken.

„Ich bin mir nicht sicher, ob meine 20 Euro reichen“, sage ich gleich zur Verkäuferin, als ich dran bin. „Notfalls tue ich was zurück.“
Hier verstehe ich die Geschichte inhaltlich nicht mehr.
Ich sage dir mal, was ich lese (minus dem Intro):
Ehepaar fährt einkaufen, Ehepaar gehört zu den overbreeding Nutznießern der Industriegesellschaften, die sie eigentlich verdammen, und sie haben keine finanziellen Probleme. Aus welchem Grund auch immer bekommt sie vom Mann nur einen € 20,- Schein.
Sie zieht etwas konfus durch den Supermarkt und sammelt relativ wahllos verschiedene Dinge ein, die nichts mit einem "geplanten Essen" zu tun haben. Ich frage mich, ob sie Hormonstörungen hat oder andere Gründe, aus denen sie nicht beginnt, mal auf die Preise zu schauen und mitzurechnen, was sie da kauft. Ich hab wirklich massive Probleme mit dem Kopfrechnen, aber dann rundet man eben auf - also, zehn Preise zusammenzuzählen schaffe ich sogar.

Im Text ist kein Grund genannt, aus dem sie das versäumt.
Dann steht sie an der Kasse und spielt (anders kann ich das nicht interpretieren), die Blöde, die jetzt huch keinen Überblick mehr hat.

Natürlich ist es auch so. Wie blöd! Das Eis ist nicht wirklich wichtig. Die Taschentücher reichen noch übers Wochenende. Auch die Kokosmilch brauche ich jetzt doch nicht.
Erinnert mich an diese Eltern, die meinen, Klein-Timmi müsse unbedingt das Bezahlen mit Kleingeld lernen, wenn er an der einzigen offenen Kasse steht und sich da eine 20-Leute-Schlange hinter ihnen durch den Laden zieht.
Hat sie nicht oben etwas von Rücksichtnahme geredet? Mir erschließt sich der Sinn dieser gesamten Konstruktion nicht, der Aufbau des Textes.
Ich bin etwas erschrocken.
Echt? Das klingt mir ein bisschen hysterisch. Letztlich kokettiert sie doch nur, denn beim Einpacken hieß es schon: Das Geld reicht doch nicht.

Dann macht sie einen irren Aufstand, dass sie das ganze Zeug wieder zurückbringen will (während die Leute hinter ihr warten und evt. nur Geld anboten, damit der Tanz mal ein Ende hat). Sitzt nicht draußen Männe im Auto? Kann sie nicht stornieren lassen, kurz Geld holen und dann eben alles bezahlen? Warum führt sie sich so auf? Ich schiele kurz nach den Tags zurück, aber da steht 'Gesellschaft' und nicht 'Humor'. Ich bin ratlos.

„Hallo“, rufe ich noch einmal, dann bin ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob er mich wirklich nicht hört. Was ist denn hier los? Soll ich das einfach behalten? Aber weshalb? Nein, das geht nicht! Ich renne los und rufe ihn draußen zum dritten Mal. Diesmal dreht er sich um.
„Es ist schon okay“, lacht er mich an.
„Nein, ich brauche es aber nicht“, versuche ich mich wieder zu erklären.
Im echten Leben hätte der Mann vermutlich nicht mehr gelacht, sondern hätte sich eilig aus dem Staub gemacht. ;-)
Wieso besteht sie darauf, das Geld nicht zu brauchen, wenn es ihr eben doch fehlt? Zumindest in dem Moment.
Ich bin nun fast verzweifelt und sehe an mir herab. Habe ich heute komische Sachen an? Sehe ich irgendwie wie eine Obdachlose aus?
Weil sie stark verwirrt wirkt? Jedenfalls auf mich.
Ich verstehe das auch nicht. Sie steht an der Kasse mit Zeugs, das sie nicht bezahlen kann. Dann macht sie an der Kasse eine Szene und lehnt angebotene Hilfe ab. Dann rennt sie laut rufend dem Mann auf den Parkplatz nach. Und fragt sich, ob sie wegen ihres Outfits angestarrt wird?
Hier interessiert mich jetzt, wie du die Prota konzipiert hast (siehe oben: stellst du sie bloss? oder ... was ist das?)
Vielleicht hoffe ich auch auf sie. Solange es solche Leute gibt, gibt es Hoffnung. Vielleicht können wir es doch manchmal einfach tun: uns für den Anderen wirklich interessieren.
Aber sie hatte doch gar keine Not. Sie ist eine egoistische, selbstzentrierte, verpeilte, priviligierte Brüterin, die sich im Auto - bestimmt nur einmal um die Ecke - zum Einkaufen kutschieren lässt und dann die arbeitende Bevölkerung, die vllt. einkauft, nachdem sie sich im Beruf 9 Stunden abgerackert hat, aufhält. Und wenn ihr einer Geld anbietet, das sie gar nicht benötigen sollte, schließt sie daraus, dass es noch Hoffnung für die Menschheit gibt? :confused: Wenn ich solchen Leuten im realen Leben begegne, komme ich eher zu dem genau gegengesetzten Schluß.

Sorry, Palawan, ich stehe echt vollkommen auf dem Schlauch, was das nun alles sollte. Deine Handlung und deine Figurenkonzption widersprechen massiv dem Thema, und einen Plot im literarischen Sinne gibt es nicht. Einen literarischen Konflikt ebensowenig. Das ganze ist eine Glosse, keine Kurzgeschichte,

Generell finde ich es sympathischer, wenn Figuren unverschuldet in Not geraten. Dann ist gleich Spannung da. Dumme Situationen, die sich sehr leicht hätten vermeiden lassen, ergeben keine Dramatik und erschweren das Mitfühlen.

Wenn ich Gott wäre, wäre ich schon längst verzweifelt an der Krone meiner Schöpfung.
Naja, wer hat die Menschen denn - diesem Konstrukt nach - gemacht? Der Gott sollte an sich selbst verzweifeln, dass er es nicht besser hinkriegt. Immerhin bereits Schöpfung 2.0, und im Notfall kann man nochmal alles in einer neuen Flut ertränken und vorn vorne anfangen.

Vielleicht kannst du ja Licht ins Dunkel bringen.

EDIT: Ich hatte den Text gelesen, ohne in die Kommentare oder deine Antworten zu sehen. Da lese ich jetzt erst, dass du sagst,, dir sei das so selbst passiert, und das ist also keine Prota, sondern eine Mary Sue. Mir liegt es fern, dich als Person zu beleidigen, aber dies ist ein Kurzgeschichtenforum und daher gehe ich davon aus, dass hier eben Prosa steht: Fiktion, entweder weitestgehend konstruiert oder mit selbsterlebten Anteilen zu einer Konstruktion verarbeitet. Und so müssen Geschichten - egal, ob sie autobiographische Anteile haben oder nicht - auch funktionieren. Nur dementsprechend kommentiere ich.

Herzliche Grüße,
Katla

 

Hallo @Katla,

also über Deine Kritik kann ich echt nur lachen. Die ist so bösartig und gewollt sich dumm stellend. Das kann ich leider nicht ernst nehmen. Habe aus diesem Grund auch gar keine Lust, auf Deine Fragen einzugehen. Lies meine Geschichten dann eben nicht mehr, wenn Du nicht verkraften kannst, dass jemand kein Atheist und nicht auf 20 Euro angewiesen ist, die ein freundlicher Mensch ihm in einer besonderen Situation geben wollte, aber dennoch so bewegt war, dass er dachte: Manche Geschichten schreibt das Leben besser als jeder Möchtegernautor.

Palawan

Hallo @Rob F,

danke für Deinen Kommentar. Schade, dass Du offenbar nicht so viel anfangen kannst mit der Geschichte. Ich finde ja, sie spricht für sich. Ein besonderes Erlebnis in einer Lebensphase vieler Fragen und Befürchtungen, das einem Hoffnung gibt und auch Kraft. Mir ging es jedenfalls so.
Worüber ich vielleicht nochmal nachdenke: Möglicherweise ist die Geschichte selbst zu flapsig erzählt. Zuerst die großen Gedanken zur gesellschaftlichen Situation und dann diese Geschichte zu wenig literarisch formuliert, tatsächlich so, wie ich es dann auch nach Hause kommend erzählen würde. Für mich hat das eigentlich den Reiz ausgemacht. Aber ich denke nochmal darüber nach...

Viele Grüße,
Palawan

 

also über Deine Kritik kann ich echt nur lachen. Die ist so bösartig und gewollt sich dumm stellend. Das kann ich leider nicht ernst nehmen.

Finde ich jetzt allerdings sehr unfair. Das ist doch kein wirklicher Verriss, und wenn, dann ein sehr gut fundierter, begründeter, der alles mit Argumenten belegt, nie einfach nur etwas behauptet. Hier wird immer am Text geblieben. Du reagierst jedoch sofort persönlich. Vielleicht mal zurücklehnen, durchatmen, überlegen - kann es sein, dass in diesem Kommentar viel Wahres dran ist und ich deswegen so dünnhäutig reagiere? Meistens ist es so. Beim Schreiben gilt, ein großes Ego steht einem guten Text meistens im Weg.

Gruss, Jimmy

 

Es ist schwieriger geworden. Noch vor einigen Jahren hatte Konversation für mich einen Beiklang von Vergnügen und Leichtigkeit. Ich unterhielt mich gern über die interessanten Themen der Zeit, mit Freunden und Bekannten, mit Familienmitgliedern oder auch mit Fremden, denen ich zufällig begegnete.

Ich finde deinen Einstieg gut und die Ähnlichkeit mit einer Kolumne stört mich nicht, sie gefällt mir, denn es ist wie eine Kolumne im Kopf des Erzählers. Gelungen, würde ich sagen. Auch die Kürzung hat mehr Gleichgewicht in die Geschichte gebracht.
Doch ich würde es noch einmal kürzen:
So ist es durchaus nachvollziehbar, wenn man an Hilfsorganisationen nicht mehr spendet, bei Unrecht nicht persönlich eingreift und auch das eigene Handeln nicht in Verbindung mit den notwendigen Veränderungen unseres verschwenderischen und zerstörerischen Lebensstils bringt. Wir sind nett, sorgen uns um unsere Familie und pflegen Umgang mit Unseresgleichen. Ansonsten tun wir, wozu wir Lust haben. Wir haben die Mittel, also haben wir das Recht. Im Grunde glauben wir das.
„Das klingt vielleicht jetzt doof, aber es gibt sowieso einfach zu viele Menschen auf der Welt. Brunnen für die zu bauen, löst deren Probleme nicht, sondern verlängert nur ihr Elend.“
„Und das zweite Haus habt Ihr jetzt einfach als Altersvorsorge gekauft?“
„Ja genau, auch natürlich als Absicherung für die Kinder mal.“
Dieser Absatz ist zu viel und es geht in alle Richtungen. Ich fände es besser wenn Du bei uns bliebst, hier in der Umgebung und nicht in die Welt hinaus schweifst. Ja bei deinem Thema, die Polarisierung in der Gesellschaft hier.
Doch gestern ist mal etwas anderes passiert
Auch ich würde den Rest des Satzes streichen, da es eine Wiederholung ist.

Ich bin Fan der kleinen Dinge, der kleinen Situationen, der Vorkommnisse, deshalb fand ich den Mix von Dir, über eine allgemeine Einleitung auf ein kleines Ereignis zu kommen einen tollen Einfall.

Hi @Palawan

Doch ganz kann ich die Kritik von Katla nicht wegwischen. Meiner Meinung nach sollst Du sie nicht als Angriff sehen, sondern subtile Verbesserungen aus seiner Kritik heraus arbeiten.
Denn auch mir stellt sich die Frage, ob jemand der die Probleme mit Geld lösen will, wirklich ein besserer oder ein achtsamer Mensch ist. Das Geld soll die Achtsamkeit ausdrücken, doch in diesem Fall ist das Geld nur das Mittel des Ausdrucks. Soweit ich Dich nun kenne geht es Dir um etwas anderes. Und hier steht das Geld so im Mittelpunkt.

: Möglicherweise ist die Geschichte selbst zu flapsig erzählt. Zuerst die großen Gedanken zur gesellschaftlichen Situation und dann diese Geschichte zu wenig literarisch formuliert, tatsächlich so, wie ich es dann auch nach Hause kommend erzählen würde. Für mich hat das eigentlich den Reiz ausgemacht. Aber ich denke nochmal darüber nach...
vielleicht liegt es gerade daran, an dieser Flapsigkeit, dass die Geschichte ihre Magie verliert.
Auch hätte ich es schön gefunden wenn der Mann, noch verwirrt von dem Dialog mit dem Prota, auf dem Parkplatz einem Bettler das Geld zusteckt. Ein schönes Ende wäre das gewesen, nicht?

Ich würde den Mann noch mehr beschreiben und viel mehr aus der Begegnung machen. Es fehlt eben das schöne was zwischen den Menschen passiert. Und da kannst Du noch viel durch das Erzählen herausholen. Die kleinen Gesten, die Mimik und die Blicke zwischen dem Prota und dem Mann. All das spielt eine Rolle. Und du kannst das. Es wäre schade wenn Du das nicht nutzt.

Ich hoffe Dir weiter zu helfen.

Einen schönen Tag wünsche Ich Dir Palawan...

G.

 

Hallo nochmal.

Zitat aus dem Text:

Heute beginnt ein gegenseitiger Checkup sobald sich zwei unterhalten und nach kurzer Zeit ist klar, ob sie zur gleichen oder zur Gegenseite gehören. Mit der Gegenseite bleiben die Gespräche kurz, sie sind zu anstrengend geworden und haben wenig Sinn.

Zitat aus einem Kommantar:
Hallo @Katla, also über Deine Kritik kann ich echt nur lachen. Die ist so bösartig und gewollt sich dumm stellend. Das kann ich leider nicht ernst nehmen.

Und da muss ich Jimmy mit
Das ist doch kein wirklicher Verriss, und wenn, dann ein sehr gut fundierter, begründeter, der alles mit Argumenten belegt, nie einfach nur etwas behauptet.
recht geben.

Oder anders: Wen Du Deinen Text selbst ernst nimmst, bist Du genau da reingelaufen, was Du in den ersten Sätzen Deines Textes kritisierst.

Ich habe da aber eine Vermutung, wie die Diskussion so eskalierte. Und zwar legt man als Leser die Sätze:

„Das klingt vielleicht jetzt doof, aber es gibt sowieso einfach zu viele Menschen auf der Welt. Brunnen für die zu bauen, löst deren Probleme nicht, sondern verlängert nur ihr Elend.“
„Und das zweite Haus habt Ihr jetzt einfach als Altersvorsorge gekauft?“
„Ja genau, auch natürlich als Absicherung für die Kinder mal.“
sehr schnell der Protagonistin in den Mund. Das habe ich auch getan, dass das die "modernen" Doskussionen sind, die mittlerweile so belanglos geworden sind.
Das im Zusammenhang mit dem Vorfahren zum Supermarkt, kommt man dann schnell zu der Einschätzung:
Sie ist eine egoistische, selbstzentrierte, verpeilte, priviligierte ....
Ich kann die Gedanken von Katla da auch nachvollziehen.

Aber ich bleibe bei meinem Fazit. Für mich ist das mehr für eine Kolumne geeignet. Als Geschichte gefällt mir der Text weniger.

Gruß
pantoholli

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Palawan ,

schade, dass du meinen Komm als böswillig auffasst. Letztlich ist es aber nur so, dass du einen Text eingestellt hast und ich daran Textarbeit mache.

Das kann ich leider nicht ernst nehmen.
Es würde dir vermutlich helfen, wenn du es getan hättest - ich habe mich zwar mit meinem flapsigen Tonfall an deine Erzählerin angeglichen, meinte aber alles sachlich auf die Geschichte bezogen. Ich denke auch (Danke, Jimmy!), dass ich meine Kritik am Text belegt hatte.

Manche Geschichten schreibt das Leben besser als jeder Möchtegernautor.
Jetzt weiß ich wieder nicht, was das soll. Ist das Selbstironie oder möchtest du mich beleidigen - aus der Position einer, die nur selbstpubliziert? Keine Ahnung. Aber im Hinblick auf die Konstruktion / den Zweck verschiedener Textformen muss ich dir widersprechen: Eine Glosse ist keine Prosa und nicht jede selbst erlebte Anekdote (oder Traum) eignet sich zur Kurzgeschichte. Das ist ein Fakt, es hat nix mit unterschiedlichen Weltanschauungen zu tun, sondern mit den Kennzeichen verschiedener Textarten.

Ums Publizieren geht es doch gar nicht - dies ist ein Forum, das Gelegenheit zur Textarbeit bietet; wodurch wir uns verbessern könn(t)en. Was wir danach mit den besprochenen Geschichten machen, ist letztlich irrelevant für die Textarbeit.
Es ist ein Forum für Kurzgeschichten und das bedeutet, dass Erzähler/ Protas bei der Betrachtung grundsätzlich vom Autoren getrennt werden. Egal, ob die Texte autobiographisch sind oder nicht. Dazu noch ein Rat aus den Forenregeln:

Nicht jeder Text ist für ein Forum geeignet. Überlege gut, ob du bereit bist, deinen womöglich autobiographischen Text nach schriftstellerischen Kriterien beurteilen zu lassen. (...)
Bevor du einen Text veröffentlichst, prüfe ihn kritisch und überarbeite ihn gegebenenfalls mehrfach, vermeide beispielsweise inhaltliche Fehler oder Unstimmigkeiten.

Ebene Erzähler vs Ebene Autor: bitte trennen.
Lies meine Geschichten dann eben nicht mehr, wenn Du nicht verkraften kannst, dass jemand (...) nicht auf 20 Euro angewiesen ist,
Es geht nicht um das, was du und ich auf dem Konto liegen haben, sondern darum, wie du deine Geschichte konstruiert hast - die Sache mit den fehlenden € 20,- nimmt als Motiv 50% deines Textvolumens ein (über 90%, wenn ich das Intro nicht als Geschichte zähle). Ich gehe darauf ein und du wirfst mir vor, Probleme mit Geld zu haben? Also ... mal ehrlich.

Es gäbe durchaus Wege, aus deinem Intro oder dem Einkaufsteil (beides finde ich inhaltlich wie gesagt unvereinbar) eine zumindest formal funktionierende Kurzgeschichte zu machen. Es ist aber selbstverständlich auch okay, wenn du da keinen Handlungsbedarf siehst. :-)

@pantoholli
Ja, die wörtliche Rede ist nicht klar zugeordnet, aber das werden von der Erzählerin aufgeschnappte Positionen ihrer Mitmenschen sein. Allerdings steht dem ein innerer Monolog der Icherzählerin voran, in dem sie denkt:

So ist es durchaus nachvollziehbar, wenn man (...) das eigene Handeln nicht in Verbindung mit den notwendigen Veränderungen unseres verschwenderischen und zerstörerischen Lebensstils bringt.
Den Anfang mit dem Nichtspenden las ich als Sarkasmus bzw. Kritik, diesen hier gewählten Teil allerdings als eine ernsthafte Aussage, die sie auch so meint. Es ist eigentlich nicht möglich, dass sie dies sagt, und dann alle Zitate in Anführungsstrichen im Gegensatz zu ihrer Meinung sieht. Ich habe die ""-Sätze nicht der Erzählerin in den Mund gelegt, sondern aus allem, was in der Geschichte steht, auf die Haltung der Erzählerin geschlossen. Was anderes kann man als Leser schließlich nicht machen: Infos lesen und einsortieren. Wenn das alles anders gemeint war, und die Erzählerin gar kein Problem im menschlichen Verhalten sähe, wäre das alles ggfs. klarer zu formulieren und zuzordnen.

Herzliche Grüße,
Katla

 

Hallo @Katla,
also, eigentlich bin ich immer dankbar für die Kommentare hier, auch wenn sie im ersten Moment nicht immer angenehm sind. Aber sie helfen ja, die eigenen Texte wachsen zu lassen. Das will ich und deshalb bin ich hier, wie vermutlich alle anderen auch. Ich kann durch die Kommentare zu dieser Geschichte insgesamt nun auch durchaus nachvollziehen, dass ich an meinem Text noch ein bisschen literarisch arbeiten sollte. Auch die Dinge, die Du im ersten Teil Deines Kommentars geschrieben hast, sind ja in Ordnung. Darum geht es mir aber nicht, auch jetzt nicht, wo ich mich wieder beruhigt habe.

Ein Teil des Problems war natürlich, dass ich diese Story eben selbst erlebt habe und das Erlebnis bewegend und einer Geschichte wert befunden habe, gerade in dieser Zeit. Die Kritik an der Protagonistin habe ich deshalb auch als Kritik an mir selbst gespürt, auch wenn Du sie so nicht vorrangig meintest. Dennoch hast Du am Ende gelesen, dass ich von eigenen Erfahrungen spreche. Ich finde nicht in Ordnung, überhaupt so vernichtend im Ton zu sein, auch unabhängig davon, dass es ein eigenes Erlebnis war. Der Tonfall ist nicht flapsig, sondern böse. Da gibt es einige Stellen, diese ist sicher die ärgste:

Aber sie hatte doch gar keine Not. Sie ist eine egoistische, selbstzentrierte, verpeilte, priviligierte Brüterin, die sich im Auto - bestimmt nur einmal um die Ecke - zum Einkaufen kutschieren lässt und dann die arbeitende Bevölkerung, die vllt. einkauft, nachdem sie sich im Beruf 9 Stunden abgerackert hat, aufhält. Und wenn ihr einer Geld anbietet, das sie gar nicht benötigen sollte, schließt sie daraus, dass es noch Hoffnung für die Menschheit gibt? :confused: Wenn ich solchen Leuten im realen Leben begegne, komme ich eher zu dem genau gegengesetzten Schluß.

Ich finde auch nicht, dass alles, was Du schreibst, am Text belegt ist. Vieles ist einfach fantasiert. Du zitierst und schreibst dann irgendetwas dazu. Hier hattest Du zitiert, dass es noch Hoffnung gebe, solange es solche (fürsorglichen, freundlichen) Menschen gibt und wir es vielleicht doch wagen sollten, uns wirklich für den Anderen zu interessieren (weil die Welt dann eine bessere wäre). Wie kommst Du aus diesem Zitat zu solchen Schlussfolgerungen? Es geht doch nicht darum, dass sie das Geld nicht brauchte, sondern dass er und auch die Frau zuerst gedacht haben, sie würde es brauchen. Ist das irgendwie schwer zu verstehen? Für mich lesen sich Deine Schlussfolgerungen eben so ein bisschen wie Spaß am andere fertig machen und nicht wie hilfreich sei wollen. Mag ich nicht, auch nicht, wenn ich das in Kommentaren zu anderen Geschichten anderer Leute finde und das kommt ja öfter mal vor, nicht sehr selten jedenfalls. Jeder gibt hier etwas von sich preis und bemüht sich. Man vergibt sich doch nichts, wenn man wertschätzend bleibt, trotz berechtigter Kritik.

Ein anderes Beispiel bezieht sich auf die Stelle, als sie an der Kasse drei Sachen zurückgibt, was ziemlich unproblematisch und schnell von der Bühne ging. (im wahren Leben).

Erinnert mich an diese Eltern, die meinen, Klein-Timmi müsse unbedingt das Bezahlen mit Kleingeld lernen, wenn er an der einzigen offenen Kasse steht und sich da eine 20-Leute-Schlange hinter ihnen durch den Laden zieht.
Hat sie nicht oben etwas von Rücksichtnahme geredet? Mir erschließt sich der Sinn dieser gesamten Konstruktion nicht, der Aufbau des Textes.
Ich habe weder etwas von der einzig offenen Kasse, noch einer riesigen Schlange oder einem umständlichen Hin und Her geschrieben. Auch war die Stimmung dort nicht genervt, sondern entspannt und freundlich. In meinem Text steht auch, dass sie das Eis zurückgibt, während die nächsten schon bezahlen. Doch Du versuchst, alles unbedingt umzudrehen, was ich sagen will. Die, die sich Sorgen macht wegen der Zuspitzung verschiedener gesellschaftlicher Probleme, dann aber ein gegenteiliges schönes Erlebnis hat, ist bei Dir beinahe eine Asoziale.

Im nächsten Beispiel beziehst Du Dich lediglich auf den Satz "Ich bin etwas erschrocken.", weil die Frau hinter ihr angeboten hat, das Restgeld zu bezahlen, was schließlich nicht gerade üblich ist. Alles, was Du schreibst, ist extrem ins Negative fantasiert.

Echt? Das klingt mir ein bisschen hysterisch. Letztlich kokettiert sie doch nur, denn beim Einpacken hieß es schon: Das Geld reicht doch nicht. Dann macht sie einen irren Aufstand, dass sie das ganze Zeug wieder zurückbringen will (während die Leute hinter ihr warten und evt. nur Geld anboten, damit der Tanz mal ein Ende hat). Sitzt nicht draußen Männe im Auto? Kann sie nicht stornieren lassen, kurz Geld holen und dann eben alles bezahlen? Warum führt sie sich so auf? Ich schiele kurz nach den Tags zurück, aber da steht 'Gesellschaft' und nicht 'Humor'. Ich bin ratlos.

Im echten Leben hätte der Mann vermutlich nicht mehr gelacht, sondern hätte sich eilig aus dem Staub gemacht. ;-)
Wieso besteht sie darauf, das Geld nicht zu brauchen, wenn es ihr eben doch fehlt? Zumindest in dem Moment.
Im echten Leben war es genau so. Warum ich die 20 Euro nicht genommen habe? Du hättest das echt genommen, ja? Ich hätte mich geschämt, weil es nicht nötig war. Ich war in keiner Notsituation. Ich bin nach Hause gelaufen, mein Mann hatte mich ja auf der Heimfahrt von irgendwoher beim Supermarkt rausgelassen, und habe die anderen Sachen beim nächsten Mal gekauft.
Ich habe mir hinterher überlegt, dass wahrscheinlich meine Plastiktüte und der lose kleine Geldschein die Leute zu der Einschätzung geführt haben, dass ich doch in einer Notsituation war. Über so etwas hatte ich mir vorher nie Gedanken gemacht. Zwar gehe ich sonst nicht mit Plastiktüten und losem Geld einkaufen, aber da es sich gerade so ergeben hatte, habe ich mir nichts dabei gedacht.

Naja, das mit Gott ist eben Glaubenssache. Klar ist es einfacher zu sagen: Wenn es einen Gott gibt, ist er schuld an allem und ich bin fein raus. Hilft uns aber nicht weiter. Wir müssen es hinkriegen, gläubig oder nicht.

So, ach so, wegen des Möchtegernautors. Nein, ich wusste nicht, dass Du im Selbstverlag publizierst. Habe ich ja auch schon gemacht. Habe ich einfach so ärgerlich geschrieben. Wollte damit nur sagen, dass auch das Leben gute Geschichten schreibt.

Und selbstverständlich geht es nicht um irgendwelches Geld, was Du hast oder ich habe. Das wiederum habe ich geschrieben, weil Du meine Protagonistin ständig beschimpft hast als wohlhabende, egozentrische und heuchlerische Kuh und was noch alles. Und weil du partout nicht verstehen willst, warum sie die 20 Euro nicht nehmen wollte.

Nun denn, für mich ist das jetzt okay. Jeder hat seinen Senf dazu gesagt. Den Text werde ich mir nochmal vorknöpfen.

Eine gute Woche dann noch,
Palawan

Hallo @G. Husch,
danke für Deine ermutigenden Worte. Die haben mir gut getan. Und es gab auch gute Anregungen. Danke.
Ciao,
Palawan

Hallo @jimmysalaryman,
naja, sicher hast Du gelesen, was ich Katla dazu geschrieben habe. Finde eben nicht, dass sie alles am Text begründet hat. Außerdem ist mein Ego bestimmt nicht so groß, dass es gutes Schreiben verhindern könnte. Es ist aber groß genug, nicht im Staub zu kriechen, bloß weil jemand das gerade will oder das zumindest achtlos in Kauf nimmt oder schon länger dabei ist als ich. Lasse mir auch nicht einreden, dass ich hier überempfindlich reagiere oder keine Kritik vertragen würde. Beides ist nicht wahr. Man kann immer freundlich bleiben, bei aller Kritik.
Bis die Tage,
Palawan

Hi @pantoholli,
nein, mit dem gegenseitigen Abchecken der gesellschaftlichen Seiten momentan hatte unsere Auseinandersetzung hier, glaube ich, nichts zu tun. Habe dazu ja in den anderen Antworten schon geschrieben. Ist jetzt schon spät...
Du hast aber vielleicht Recht mit Deiner Vermutung, dass ein Teil des Problems vielleicht auch war, dass die Aussage mit der Überbevölkerung zu Anfang von Katla als Sicht der Protagonistin verstanden worden ist, von Dir ja auch zuerst. Dabei war das aber ein Zitat einer anderen Person, was die Protagonistin schlimm fand...
Danke fürs Denken!
Palawan

Hallo @Katla,
und wieder gibt es Dir doch offenbar ein gutes Gefühl, mir jetzt sagen zu können, ich sei ja wohl "als reine Selbstverlegerin" nicht befugt, irgendetwas an Deiner Kritik nicht in Ordnung zu finden, ja? Und jetzt möchtest du auch gern den Anschein erwecken, ich würde alle meine Kritiker als Möchtegernautoren ansehen, damit hier alle in Dein Horn blasen? Nein, ich hatte Dir gerade schon erklärt, dass ich niemanden als Möchtegernautoren ansehe, sondern ich hauptsächlich ausdrücken wollte, dass im Leben manchmal gute Geschichten passieren. Klar war das auch von mir bissig, aber Deine Art, über meine Geschichte zu schreiben, war das auch. Du magst Recht haben mit dem, was Du zum Abstand zwischen Erzähler und Prota sagst, aber dass Du dieser kleine Geschichte nichts Schönes abgewinnen kannst, sondern in ihr nur ein Ärgernis siehst, hervorgerufen durch eine komische Frau, die beim Einkaufen nicht automatisch alle Preise addiert, das finde ich merkwürdig.
Naja, in der Tat, die Welt geht nicht unter, wenn wir nicht einer Meinung sind.
Ich danke Dir trotzdem für die Anteile Deiner Kommentare, mit denen ich was anfangen kann.
Palawan

Hallo @Rob F,
ja danke, da bin ich dran!
Gute Nacht,
Palawan

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Palawan ,

sorry, das nur kurz - ich denke nicht, dass du den nötigen Abstand zu deiner Geschichte hast, daher erübrigt sich eine Diskussion. Ich betone weiterhin, dass in einer Auseinandersetzung mit einer Kurzgeschichte der Erzähler und Prota vom Autor getrennt gehört. Wenn du diese Distanz nicht erreichen kannst, solltest du an den Ratschlag der Forenregeln denken. Denn letztlich unterläufst du damit Textarbeit und alles kritisch Angemerkte ist Zeitverschwendung.

Und weil du partout nicht verstehen willst, warum sie die 20 Euro nicht nehmen wollte.
Das habe ich nicht gesagt. Lies doch mal deinen Text mit neutralem Blick. Was da eigentlich passiert. Die Erzählerin provoziert die Situation dadurch, dass sie ihre Artikel nicht zusammenrechnet, kokettiert damit, dass sie sie nicht braucht, beschäftigt am Ende die Kassiererin und zwei unbeteiligte Leute in ihrer Schlange und gerät völlig aus dem Häuschen. Das finde ich insgesamt unnachvollziehbar - in der Realität wie in der Geschichte. Solange wir in diesem Forum diskutieren, ist nur die Ebene der Geschichte interessant, nicht die Tatsache des Selbsterlebten. Du baust eine Handlungsabfolge. Die hab ich hier zusammengefasst. Die Handlung dieser Geschichte (als Konstruktion, nicht als Erlebtes) wirft bei mir eine Menge Fragen auf, die nicht gespielt waren.

Nochmal. Es geht nicht darum, was ich machen würde, oder wie es dort tatsächlich an der Kasse aussah. Ich war nicht dabei. Ich lese, was du schreibst und das ist alle Info, die ich habe. Dass Leser Dinge manchmal anders lesen als man meinte, passiert. Sowas kann helfen, Sachverhalte zukünftig eindeutiger zu fomulieren.
(Wenn ich begrenzt Geld dabei habe, rechne ich meinen Kram zusammen. Daher war ich nie in der Situation. Ich habe aber anderen einige Male an der Kasse mit ein paar Euro ausgeholfen. Das ist aber für den Text hier irrelevant.)

Und: Ich hab noch nie etwas selbstverlegen müssen und würde das auch nicht tun, das war wohl missverständlich ausgedrückt. Ich wunderte mich, dass du als reine Selbstverlegerin deine Kritiker als "Möchtegernautoren" titulierst. Sowas nennt man: Aus dem Glashaus mit Steinen werfen. ;-)

Aber nix für Ungut. Vllt. kommt mehr Abstand zu deinem Text auch erst mit der Zeit. Und wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter.

Cheers,
Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

und wieder gibt es Dir doch offenbar ein gutes Gefühl, mir jetzt sagen zu können, ich sei ja wohl "als reine Selbstverlegerin" nicht befugt, irgendetwas an Deiner Kritik nicht in Ordnung zu finden, ja?
Absolut nicht und du musst auch nichts von dem annehmen, was ich kritisiere. Mein 'Glashaus' im Zusammenhang mit dem self publishing bezog sich ausschließlich auf dein Schimpfwort 'Möchtegernautor' im off topic. Wie gesagt ist es fürs Kommentieren Latte, ob und wie die hier eingestellten Geschichten weiterverwendet werden.
Mir geht es um Textarbeit. In diesem Forum geht es um Textarbeit. Fertig. Es geht um die Sache, nicht um deine Person. Oder meine. Zum x. Mal. Es ist hier schon häufig passiert, dass Kritikern unterstellt wird, sie würden eigene Probleme abarbeiten oder sich selbst erhöhen - das ist Quark und eine grobe Verkennung der Funktion von Textarbeit bzw. der Mühe, die sich Leute mit Kommentaren geben. (Selbst wenn sie - im Tonfall des OP - flapsig formuliert sind. Ich hab auch schon flapsig formulierte KGs ernsthaft kritisiert und wurde dann angegangen, ob ich Probleme hätte und keinen Spaß verstünde - wie manns macht, ne? Ein Text muss für sich funktionieren, ohne Antwortkomms, ohne einen ganzen Faden Befindlichkeitsdiskussionen.)

Das einzige Gefühl, das ich habe, ist massive Irritation, dass du einen gesamten Faden lang Realität mit Prosa durcheinanderwirfst und das dann mir anzulasten scheinst. Guck doch mal z.B. bei Morphin. Das ist auch alles erlebt und dennoch als Prosa erzählt.

Es kann doch sein, dass du etwas an deinem Text missverständlich konstruiert haben könntest, wenn mehrere, völlig verschiedene Leser Ähnliches daraus schließen.

Du schriebst eingangs, du antwortest mir nicht. Okay, das ist dein gutes Recht und der Zug ist ja auch abgefahren. Aber dieser Faden wäre nicht so entgleist, hättest du am Text entlang mit Zitaten aus deiner Geschichte argumentiert, anstatt mir vorzuwerfen, ich sei bösartig, gemein, würde dein reales Leben schlechtreden, hätte Probleme mit Geld bzw. mir selbst etc. Kurz: Deflektion.
Geh doch mal in die Geschichte und leg deine Argumente vor: Sag, 'meine Konzeption war dies und das, mein Thema jenes, und das meine Prämisse, daher ist der Aufbau xy und meine Charakterisierung war soundso angelegt. Der Stil ist aus diesem und jenem Grund gewählt und erreichen wollte ich Folgendes ...'
Dann hätte man sich zusammen überlegen können, was der Text davon leistet und wie du erreichen könntest, dass dein Vorhaben für einen größeren Teil der Leser ersichtlich wird.

Das ist Textarbeit. Alles andere (= wir unterhalten uns über dein Erlebnis in der Realität) gehört nicht hierher, sondern auf MeineLebensgeschichte.de.

Viele Grüße,
Katla

 

Habe ich auch schon mehrfach bestätigt, dass am Text noch gearbeitet gehört. Und ich habe auch Lust dazu und hole mir gern Anregungen in anderen guten Geschichten. Das ist nicht mein Problem, auch zum X. Mal. Und gegen flapsigen Ton habe ich nichts, nur gegen bösartigen. Flapsig hat für mich etwas humoristisches, nicht vernichtendes, lächerlich machendes. Ich nehme an, dass Du das eben nicht verstehen willst, sonst würdest Du nicht immer wieder neu behaupten, Deine Kritik wäre rein sachlich gewesen. Ich glaube Dir ja, dass es Dir um den Text ging. Aber wir sind auch in einem Onlineforum Menschen, keine Geschichtenroboter. Wir können uns auch als Kritiker freundlich verhalten. Das geschieht hier ja auch meist und der Unterschied ist sehr deutlich zu spüren. Freundliche Kritik fördert und gibt Energie, böse verletzt vor allem. Muss ich jemandem, der erwachsen ist, sowas wirklich erklären?

 

Guten morgen zusammen,

ich glaube jeder hat nun seinen Standpunkt deutlich gemacht. Und jetzt bitte zurück zur Textarbeit.

Falls es bei euch noch Klärungsbedarf gibt, schreibt euch bitte per persönlicher Nachricht.

Viele Grüße,
NGK

 

Hallo @Palawan :-)

Im ersten Teil deines Textes - bis zum Einsetzen der Supermarktszene - erhalte ich als Leser eine Art "Welterfahrung" der Ich-Erzählerin. Sie berichtet vom Eindruck einer egoistischeren Gesellschaft. Ein neues Thema ist das nicht; muss ja auch nicht sein. Ich denke, dein Text könnte unmittelbarer, direkter und das "Werden" akzentuieren. Weniger statische Momentaufnahme, mehr Entwicklung und Entstehung. Der erste Teil könnte mutiger geschrieben sein. Hm, was meine ich damit?

Folgende Ideen. Keine Gewähr. Nimm', was du brauchen kannst.

Füllwörter und Verallgemeinerungen. Sie wirken meiner Ansicht nach zu nah am Denken des Lesers, zu alltags-normal. Dein Thema ist nicht neu, ich höre jeden Tag Klagen über diese blöde, ungerechte, fiese Gesellschaft, meist in Kombination eines "Früher war alles besser, außer die Heizung". Und die klassische Alltagssprache ist eine auf Basis klassischer Füllwörter. Ich denke, der sprachliche Mehrwert deines Textes könnte durch Vermeidung letzterer steigen.

So ist es durchaus nachvollziehbar, wenn man an Hilfsorganisationen nicht mehr spendet, bei Unrecht nicht persönlich eingreift und auch das eigene Handeln nicht in Verbindung mit den notwendigen Veränderungen unseres verschwenderischen und zerstörerischen Lebensstils bringt.
Ich denke, dass der Stil eines solchen Satzes ins Pädagogisch-Moralische reicht: Bildlich sehe ich einen Lehrer, der über das Leid einer immer und immer und immer egoistischeren, selbstsüchtigeren Welt klagt.

Heute beginnt ein gegenseitiger Checkup sobald sich zwei unterhalten und nach kurzer Zeit ist klar, ob sie zur gleichen oder zur Gegenseite gehören. Mit der Gegenseite bleiben die Gespräche kurz, sie sind zu anstrengend geworden und haben wenig Sinn. Beide Seiten sind in der Regel aus Beton gebaut.
Der letztere Satz provozierte in mir die Frage nach Reflexion der Erzählerin: Beide sind also aus Beton, warum? Hat die Erzählerin kein Interesse, mit der "anderen" Seite ins Gespräch zu kommen?

Konzentration auf ein Thema. Der erste Teil enthält folgende Themen: Übernutzung der natürlichen Ressourcen. Gesellschaftliche Spaltung anhand von Begriffssystemen. Mangelnde Zivilcourage. Kurzum: So viel globaler Pessimismus! Vielleicht nimmst du ein einziges Thema, das an die Geschichte im zweiten Teil andocken kann. Zum Beispiel Hilfsbereitschaft.

Werden und Entstehen. Der erste Teil bleibt in der Gegenwart. Der Welteindruck stellt sich jetzt ein. Vielleicht stärker auf "wir das ... so und so geworden". "Ich will die Veränderung nachvollziehen, ein blödes Wort: Ich suche in Einträgen, ich vergleiche das Warten jetzt mit einem Warten vor zwanzig Jahren, der Abgleich zweier Zeitpunkte, zwischen denen ich keine Linie ziehen kann, was anderen gelingen mag, scheitert an mir selbst. Ich vereine mein Eindruck vom Jetzt mit dem von Gestern nicht; es zerrt, als streiche ich die Formen von Menschen und Dingen obskur und absurd falsch - die Perspektive, die Perspektive. " Oder zu fluffig kitschig? Ich neige zum Pathos, ich bin anfällig für Pathos-Kitsch und so! :-D

Zum zweiten Teil:

Ich habe selbst nichts mitgenommen, also kramt er 20 Euro aus seinem Portemonnaie und eine Plastiktüte aus dem Seitenfach der Autotür.
Vielleicht " ... Er zieht zwanzig Euro aus seinem Portemonnaie."
„Wieviel fehlen Ihnen denn?“, fragt plötzlich die Frau hinter mir. Sie hat nur drei Sachen auf dem Band liegen. Ich bin etwas erschrocken.
Warum?
Vielleicht auch die Füllwörter streichen?
Äh, hallo, Sie haben hier gerade Geld verloren.!“,
Was ist denn hier los? Soll ich das einfach behalten? Aber weshalb? Nein, das geht nicht!
Hm, das ist subjektiv, aber ich (!) bin ein großer Gegner von Auto-Fragen. Was soll ich tun? Soll ich den roten oder blauen Draht? Auto-Fragen scheinen immer an den Leser gerichtet. Sie erklären. Ich denke, deine Geschichte benötigt solche Fragen nicht.

Das war's!
Lg
kiroly

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @kiroly,

vielen Dank für Deinen interessanten Kommentar, auch gerade zum ersten Teil. Das stimmt schon, das klingt moralisch-pädagogisch. Es sind ja Gedanken, die viele gerade haben. Andere Kommentatoren haben ja auch gesagt, die sozialen Medien sind voll davon. Ich bin nicht so in Facebook unterwegs, aber ich glaube es sofort, denn es sind auch Sachen, über die man sich unterhält. Oder in den Nachrichten wird von zunehmenden Gewaltdelikten usw. geredet... Ich will mal versuchen, es anders zu formulieren, nicht so mit dem erhobenen Zeigefinger. Auch andere Kommentatoren haben mir ja geraten, mich in der Vorrede nur auch einen Teil der Gedanken zu beschränken, der sich dann auch in der Geschichte wiederfindet. Ja vielleicht. Ich hänge da einfach noch an meinem eigenen emotionalen Eindruck. Ich weiß nicht, wie es Dir da geht, mich drücken viele aktuelle Entwicklungen manchmal sehr aufs Gemüt. Ich habe auch Angst, weniger für mich selbst, sondern für meine Kinder. Die Klimaproblematik, aber auch die Folgen mit drohendem Wassermangel, Verteilungskriegen, Radikalisierungen und Naturkatastrophen spielen da die größte Rolle. Letztlich sind viele der angesprochenen Entwicklungen sicher auf den drohenden Kollaps unserer Erde zurückzuführen. Manchmal fühle ich mich da, wie viele andere sicher auch, wie Kassandra. Man sieht etwas, aber die meisten und auch man selbst will es nicht wahrhaben und es geht immer unter im Alltag. Das ist wie eine Last, die auf allem sitzt. Unwillkürlich gehen auch Gedanken los wie: Wie kann ich wenigstens meine eigenen Kinder vor den schlimmsten Folgen schützen? Geht das überhaupt? Aber ist das überhaupt ein Weg, nur an die eigenen Kinder zu denken? Doch eigentlich nicht. Es gibt genug gute Science fiction (z.B. von Maja Lunde ...), die sehr nachvollziehbar beschreiben, was droht. Den meisten wird persönliche Vorsorge nicht lange helfen. Wir können all dem nur miteinander und füreinander begegnen. Die Geschichte, die ich da im Supermarkt erlebt habe, ist ja winzig und drehte sich in diesem Fall nur um Geld. Das ist wahr. Aber sie hat in mir irgendwie etwas angerührt. Es war vielleicht auch nicht nur das Geld, sondern wahrscheinlich viel mehr die Freundlichkeit, die dahinter stand, dieses Hinschauen, sich Gedanken um jemand anders machen, diese Bereitschaft, aus sich herauszutreten und zu handeln, und zwar nicht nur mit einem oder zwei Euro in irgendeinen Hut oder einer regenmäßigen Überweisung, sondern im persönlichen Kontakt. Im Nachhinein empfinde ich auch die Erinnerung an die Stimmung in diesem Supermarkt wie in weiches Licht getaucht, so anders, so entspannt. Es war ja ein Nachmittag und nicht viel los dort, aber trotzdem. Naja. Hiermit wollte ich nur deutlich machen, dass dieses Erlebnis für mich selbst mit meiner allgemeinen Befindlichkeit durchaus eine Verbindung hatte. Es ist mir aber noch nicht gelungen, das so auszudrücken, dass es für literarisch gebildetes Publikum nachvollziehbar und interessant ist. Im Zug, in dem ich das zuerst geschrieben hatte, hatte es die Frau, die neben mir saß, gleich gelesen und war ganz hin und weg davon und wir haben ewig darüber geredet. Auch zwei, drei Freunde fanden diese Verbindung der Gedanken und des Erlebnisses total gut. Aber ich verstehe die Kritiken hier und muss mich damit in Ruhe beschäftigen. Dann wird schon etwas dabei herauskommen.
Hoffentlich habe ich morgen Zeit, mich mal wieder dranzusetzen. Habe auch gerade geguckt, was Du so schreibst und hoffe auch da, morgen mal Zeit zum Lesen zu finden, denn die Anfänge klingen interessant.

Liebe Grüße,
Palawan

 

Hallo @Palawan,

ich habe die erste Version auch gelesen, ist die zweite jetzt soviel anders? Mich erreicht dein Text nicht. Das beginnt schon mit deinem Start und dass deine Ich-Erzählerin mMn darin, keine Ahnung, rumschwafelt? Das ist so ein bisschen stammtischmäßig. Im RL hätte ich schon direkt nach den ersten Sätzen den Text weggelegt, darum wäre mein Rat, noch mal zu überlegen, ob du diesen Teil wirklich drin haben willst. Ich weiß aber auch, dass es sicher Leute gibt, die das lesen und zustimmend nicken. Ich nicht, ich entwickle direkt eine Antipathie. Ich kann es aber auch grundsätzlich nicht leiden, wenn Erzähler so ausufernd über sich selbst erzählen, wer sie sind, was sie denken, wie sie die Welt sehen, das finde ich ermüdend und langweilig, auf eine gewisse Art auch egozentrisch. Warum denkt sie, dass das jemanden interessiert? Also, wenn KG drauf steht, dann will ich auch eine KG lesen. Vielleicht ist also auch das das Problem, dass es keine KG ist, sondern ... ??? ... keine Ahnung und dass ich darum gar nicht die Zielgruppe bin.

Naja, aber ich habe weitergelesen, weil Textwerkstatt, und da kommt ja dann doch noch etwas Geschichtiges. Leider gefällt mir der Teil auch nicht so gut. Ich finde es ist eher eine Ankedote, die du da beschreibst, so: Weißt du, was mir neulich bei Rewe/Penny/Aldi passiert ist? Also ... Mir persönlich reicht das dann als KG nicht. Ich denke dein Ziel ist, zu zeigen, dass die Welt doch nicht so schlimm ist, dass es die titelgebende Hoffnung gibt. Aber es wird nicht klar, wieso diese eine Situation Hoffnung gibt, das macht doch den Eingangstext nicht mehr oder weniger wahr. Meiner Meinung nach ist Literatur etwas, das den Einzelfall beschreibt und darüber Schlüsse auf das Allgemeine zulässt. Gute Literatur lässt mich als Leser diese Schlüsse alleine ziehen, einfach indem sie mir eine Geschichte präsentiert von/über jemanden/etwas. Du führst deine Ich-Erzählerin (für mich zumindest) eher unsympathisch ein. Ich mag es nicht, wenn Leute mir einen Vortrag halten über die Welt. Laaaangweilig, denke ich dann. Und mehr weiß ich auch nicht über sie, naja außer, dass sie dann in den Laden geht, kein Geld dabei hat (warum eigentlich nicht?) und dann irrsinnig viel Zeug kauft, dass sie eigentlich nicht braucht (warum eigentlich?), nur um es dann wieder zurückzubringen (häh?). Willst du das so?

Ich habe aber in deiner Überarbeitung einen ganz kurzen Dialog vermisst, den ich in der ersten Version richtig, richtig super fand. Ich weiß natürlich nicht mehr, wie der war, wollte dir aber diesen Kommentar schon unter die erste Version schreiben und dann sagen, nimm doch diesen Dialog und mach daraus eine Geschichte, das könnte spannend werden. Es war irgendwas, dass jemand sagte: Wir haben jetzt noch eine Wohnung gekauft, zur Altersvorsorge. Vielleicht hast du die Version und den Dialog ja noch. Diese drei(?) Zeilen fand ich das Problem toll auf den Punkt gebracht und die Geschichte drumherum würde ich gerne lesen.

Also, ich hoffe, mein Kommentar war nicht verletzend, das will ich natürlich nicht sein, und im besten Fall hilfreich.
Viele Grüße
Katta

 

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