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I´m a storyteller - not a showman

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12.11.2008
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I´m a storyteller - not a showman

Nachdem ich hemmungs- und sinnlos Tipps abgegeben habe, ist es an der Zeit, selber aufs Sofa zu hopsen.
Macht mal Platz, Jungs.

Meine Hauptschwäche ist sicherlich, dass ich das "show" dem "tell" opfere, vornehmlich aus Angst heraus, ich könnte anders herum ins Schwafeln geraten. Mal ganz von meiner Nemesis, dem ß, abgesehen.

So viel zum Selbstbild.

Jetzt bin ich mal gespannt, welche üblen Marotten ihr ans Licht zerrt.

Geeignet erscheinen mir "Hundeliebe" und der frisch gepostete "Prothesenschnupfen". "Gefühlsecht" ist schon ausdiskutiert, denke ich.

Äh.

Titel sind auch nicht gerade meine Spezialität. :-)

lg
Dave

 

Show, genau!
Nicht umsonst sind die Geschichten von Dir, die ich am besten in Erinnerung habe (und im GOLEM veröffentlicht...) jene, die am intensivsten und besonders direkt erzählt sind:
Wie also "tell" vermeiden?
Versuch mal folgendes: Wenn Dir eine "tell"-Stelle auffällt, überleg Dir, wie Du sie direkt darstellen könntest. Zum Beispiel durch eine Rückblende, eine Erinnerung, oder gar eine Überwachungskamera, einen Einschub eines Werbespots, ein Lied oder Gedicht (letzteres ist aber eher was für Fantasy).
Auch machbar ist wörtliche Rede, aber Du solltest es etwas besser "verstecken" als hier:

Die Menschen mussten nicht so hart arbeiten und lebten viel, viel länger. Das Leben war viel einfacher und angenehmer als heute. Krankheiten gab es fast keine. Armut war undenkbar.
Ja, das ist wörtliche Rede - aber tell.
Tell verhält sich zu Show in etwa wie ein Gesetz zu einem Fallbeispiel.
Lass den Opa also von seinen Eltern berichten:
"Meine Eltern mussten nicht so hart arbeiten... [..] Sie waren nie krank, und haben mir jeden Tag einen Fünfer zugesteckt, damit ich mir nach der Schule bunte Pillen kaufen konnte."
Okay, das ist immer noch "tell", genaugenommen, aber es ist... näher dran.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dave

Mich würde interessieren, was dein Ziel ist. Denn je nach dem, kann auch Schwaffeln eine Kunst sein. Ich denke da nur an Stephen King, oder auch an Dan Simmons. "In der Schwebe" bzw. "Mond" (die Neuauflage von "In der Schwebe") besteht meiner Meinung nach nur aus Schwaffelei - die man nichtsdestotrotz gerne liest.
Der Punkt ist, wenn man sich ständig mit Zeichenbegrenzungen abmüht, wird man es glaube ich nie schaffen ein vernünftiges Buch zu schreiben.
Ich weiß zwar nicht, ob du so einen Wunsch hegst, denoch könnte ich mir vorstellen, dass eine Novelle (ohne Zeichenbegrenzung) dir helfen könnte, das Show zu trainieren.
Sprachlich finde ich deine Geschichten jedenfalls ausgereift. Und was die Titel betrifft, die klingen auch immer spannend; besonders "Prothesenschnupfen" macht sofort neugierig.

Hm, ja, eines noch. Ich denke die meisten deiner Story könnten noch ein Stück Unvorhersehbarer sein. Deine Geschichten lesen sich zwar gut, bleiben jedoch nicht lange haften - zumindest bei mir nicht. Einen Tipp, wie man das besser machen kann, habe ich aber leider auch nicht.
Neue Wege gehen, andere Bücher lesen, vielleicht - Haruki Murakami, ist so einer, der mich mit jeder Seite neu überrascht.

 

Hallo Uwe und Mothmann,

danke für euer Feedback.

@Uwe:
Du hast recht, und genau das ist mein Problem. Dialoggeschhichten, Monologe, oder Geschichten aus der Ich-Perspektive liegen mir. Aber darauf will ich mich nicht beschränken (Mothman: Hier ist mein Ziel), sondern eben auch gute Stories schreiben, die den Leser animieren, sein eigenes Bild zu benutzen, statt meinem. Bisher scheint mir dies aber nur bei den o.g. Typen zu gelingen. Einige meiner (nicht ier veröffentlichter) Geschichten haben erste Ansätze dazu, aber ich bin mit dem Ergebnis nicht wirklich zufrieden. Nehmen wir mal "Meer der Ruhe" oder "Gedankenkrank" als Beispiel. Wenn es mir gelänge, ebenso eindringliche Geschichten aus einer Perspektive ausserhalb des Erzählers zu Papier zu bringen, hätte ich mein Ziel wohl erreicht. Darum nehme ich an diesem Workshop teil.

@Mothman:
Ziel siehe oben.
Novelle:Lustiger Weise war gebau das mein Ansatz. Ich arbeite, allerdings eher nebenher, an zwei Novellen. Beide benötigen eine Menge "Schwafelei", um überhaupt zu fuktionieren. "Show" ist hier unabdingbar. Der Eindruck der Testleser jeweils der ersten Manusskriptseiten war ganz positiv, hat mir aber auch hier die Überhand des "Tell" aufgezeigt. Auf Wunsch sende ich euch die Seiten gerne mal zu.

Vorhersehbarkeit:Ja, auch daran muss ich arbeiten. Wobei die Themen, zumindest in der SF, mit denen ich mich auf KG.de beschäftigt habe, die Vorhersehbarkeit bedingt haben. Allerdings bin ich immer wieder verblüfft, das Leser nach ein paar Sätzen wissen, wie es ausgeht, wenn ich selbst, zumindest bei zwei Geschichten, zur Mitte hin den ursprünglichen Kurs komplett verlassen habe.
Aber auch die Vorhersehbarkeit muss nicht schlecht sein, denn dann bekommt das "wie komme ich dahin?" deutlich mehr Bedeutung als das "wo geht es hin?", was durchaus auch spannend sein kann.

Sprache:Eben das ist der Grund, warum ich das "Show, don´ t tell" beherrschen möchte. Man sagt mir oft, sprachlich seien die Geschichten gut, aber dennoch würden die Bilder nicht überspringen. Und genau das will ich ändern. Klar, seid "Tauschrausch" oder "Ewige Nacht" oder "Bernard" habe ich eine Menge gelernt und Fehler abgestellt. Aber momentan fuchst es mich ein bisschen, dass ich hier nicht weiterkomme. Vielleicht setze ich mich auch selber unter zu hohen Druck.
Jedenfalls habe ich "Prothesenschnupfen" mal etwas renoviert. Ich hoffe nicht verschlimmbessert.

lg
Dave

 

Angestatchelt durch Mothmans Kommentar zur Geschichte habe ich Prothesenschnupfen nochmals überarbeitet. Wobei ich jetzt das Gefühl habe, dass das "Show" immer noch nicht gelungen ist und der Erzählfluss etwas hakelig ist.

Was meint ihr?

 

Hi Dave,

stimmt, mit dem Show hast du’s nicht so, zumindest nicht in „Prothesenschnupfen“. Wobei ich den Titel für diese Geschichte gut finde.

Man sagt mir oft, sprachlich seien die Geschichten gut, aber dennoch würden die Bilder nicht überspringen.
Hm, vielleicht liegt das daran, dass du kaum welche benutzt? In Prothesenschnupfen waren zumindest keine, die mir im Gedächtnis geblieben wären. Du hast alles irgendwie „runtererzählt“ und nicht anschaulich und erlebbar gemacht.

Den hakeligen Erzählfluss: Nun ja, es liest sich nicht wirklich flüssig, es fehlte bei mir der Wunsch, zu erfahren, was da passiert ist. Das liegt wohl an mangelnder Handlung und mangelnder Spannung.

Das ausführliche Kommi steht unter der Geschichte.

CU,
Teja

 

Nach dem ich nun eine weitere Version der Geschichte eingestellt habe
(nach Tejas und Makitas Kommentar), bin ich mal auf die Kommentare des Panels gespannt. Allerdings glaube ich langsam, dass das "show" in Geschichten, die ohne Ich-Erzähler auskommen, mir nie wirklich gelingen wird.
Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.

 

Ein nachdenkliches Hallo in die Runde.

Nachdem insbesondere Mothman meinen Geschichten Vorhersehbarkeit nachsagt (wobei ich das mal auf die SF-Geschichten beziehe), bin ich natürlch stark daran interessiert zu erfahren, warum dies so ist. Zumindest bei Prothesenschnupfen und bei Gefühlsecht halte ich die Aussage für etwas gewagt, aber das ist meine Meinung als Autor. Bei Gefühlsecht war mir als Schreiber z.B. bis zum letzten Drittel der Geschichte selber nicht klar, ob der Prot überlebt. Dennoch erhielt ich 2 Kommentare, die besagten, das sei von Anfang nicht zu übersehen gewesen. Na gut, die Wahrscheinlichkeit lag bei 50%. ;)
Bei Prothesenschnupfen ist mir echt rätselhaft, woraus jemand ableiten könnte, dass Opa Wiemers der Programmierer ist. Mit Ausnahme vielleicht der Passage, in der er den Kindern sagt, dass das Programm nach dem Programmierer benannt wurde. Aber das scheint mir dann als Begründung einer Vorhersagbarkeit als zu weit hergeholt.
Grundsätzlich ist zu meinen SF-Geschichten zu sagen, dass die jeweilige Grundidee (vermutlich letzter Mensch der Erde, Seuche, verbotene Gefühle, Seuche (hups, ich wiederhole mich :) )) sicherlich den Kern der Vorhersehbarkeit in sich tragen. Das also als grundsätzliche Aussage über meine Geschichten zu treffen, ist keine Kunst.
Daher die Bitte an die Runde:
Wenn Gefühlsecht und Prothesenschnupfen tatsächlich so vorhersehbar sind, wie einige meinen, dann sollte es doch kein Problem sein, mir dies knapp und präzise aufzuzeigen.
Sollte Vorhersehbarkeit tatsächlich ein großes Problem für die Güte der Geschichten sein, dann muss ich daran arbeiten.

Danke und lieben Gruß
Dave

 

Hi Dave,

ich fühl mich für deine Misere fast verantwortlich und möchte daher gleich als Erster auf deine Frage eingehen. Allerdings weiß ich nicht genau, ob ich die richtigen Worte finde, um zu erklären, was genau ich mit Vorhersagbarkeit gemeint habe.
Also schön, beide Geschichten werden von dir stringent bzw. geradlinig erzählt. Das ist / muss nicht schlecht sein, allerdings kann man als Leser auch nur dieser einer Spur folgen, die du erzählst. Man kann sich also auf dem Weg, den deine Geschichte geht, kaum verlaufen.
Zudem besitzen alle Geschichten eine eigene Erzähllogik, so dass jede Geschichte nur ein begrenztes Spektrum von Enden / Pointen besitzt. Jede breiter eine Geschichte angelegt wird (Nebenschauplätze, andere Handlungsstränge, zusätzliche Protagonisten, neue Motivationen, etc.) umso breiter wird das Spektrum.
Letztlich möchte ich es mit dem Sehen von Horrorfilmen vergleichen. Hat man genug gesehen, dann kann man schon zu Beginn des Filmes sagen, wer übeleben wird und wenn es erwischt.
Das meine ich eigentlich mit Vorhersehbarkeit. Deine Geschichten sind schön und geradlinig erzählt, aber sie haben auch ein enges Erzählspektrum. Als Autor hat man da vielleicht einen anderen Blick, als es ein Leser hätte. Denoch hatte ich beim Lesen deiner Geschichte immer das Gefühl zu wissen wohin die Geschichte führt und wie sie enden wird.
Das heißt, auch wenn sich der Plot beim Schreiben entwickelt, muss die Story bestimmte Wege gehen, um glaubhaft zu bleiben.

Anders gefragt, wieviele Elemente tauchen bei Prothesenschnupfen auf und welche Kausalketten lassen sich daraus bilden?
Zu Beginn gibt es den Erzähler, den Opa Wimmers. Dann haben wir da die Kinder und schlußendlich die Geschichte mit dem Prothesenschnupfen.
Um die Geschichte zu pointieren muss entweder irgendetwas mit den Kindern sein, oder mit dem Erzähler. Andere Möglichkeiten gibt es nicht, da es sonst aus der Luft gegriffen wäre. Die Geschichte, die der Opa erzählt, kann man ebenfalls nicht pointieren, da sie ja in der Geschichte "erzählt" wird. Die Geschichte muss zu Ende kommen, bevor die Story um den Opa zu Ende ist. Das funktioniert alo nicht.
Von Prinzip her, lässt die Geschichte nur zwei Wege offen. Das etwas mit dem Opa nicht stimmt lag näher, da seine Figur am deutlichsten charakterisiert worden ist. Die Kinder waren für eine Pointe ausnahmslos zu blass.
Bleibt die Frage was kann mit dem Opa nicht stimmten? Auch hier liegt nahe, dass es etwas mit seiner Geschichte zu tun hat. Da aber auch die Geschichte relativ blass und allgemein gehalten ist, sind auch hier die Möglichkeiten eingeschränkt.
Noch mal zu deiner Frage: Nein, ich wusste nicht, dass Opa Wimmers der verantwortliche Programmierer war. Aber ich wusste, dass etwas mit Opa Wimmers sein musste. Was das letztlich dann genau war, spielte für mich fast keine Rolle. Der Fakt, dass er der Verantwortliche war, wog nicht schwer genug, um beispielsweise die Augen aufzureißen und zu sagen: BOAH!
Oder, um es mit dem Beispiel des Horrorfilms auszudrücken: Ich wusste wer sterben wird, nur das WIE wusste ich nicht.

So, ich hoffe, ich hab dir jetzt den Sonntag nicht zu sehr vermiest.

Mit besten Grüßen

Mothman

 

Hey Dave,
ich glaub ja, daß Du Dir, bevor Du Dir den Kopf über die Vorhersehbarkeit Deiner Plots zerbrichst, Gedanken über Deinen Erzählstil machen solltest. Der ist teilweise noch sehr unbeholfen. Ich halte es für wahrscheinlich, daß dadurch die Leser das Gefühl haben, den Plot voraussehen zu können, so wie in: Wenn alles in derart geraden Bahnen verläuft, dann kommt nachher sicher auch irgendein Überraschungseffekt, und welchen wird er wohl wählen? - Den Normalsten. Verstehst Du? Es ist ja nicht wirklich voraussehbar aus der Geschichte, welche Überraschung Du am Ende bereithältst. Das hat außerdem mit dem Plot wenig zu tun, nur mit dem Ende. Was hilft aber eine Pointe, wenn man vorher im Profanen dümpelt? Pointen schaffen keine Befriedigung.
Ich will damit nicht sagen, daß Deine Plots oder Enden besser werden sollten. Aber stell Dir vor, Du nimmst einen Leser bei der Hand und führst ihn durch den Sommerwald ins Gasthaus zum Bier. Da ist nichts Spektakuläres dran. Aber das kann man so schreiben, daß der Leser dabei die Luft anhält, und am Ende wird er sich nicht über das Bier beschweren, selbst wenn es auf Seite 1 schon als Ziel des Spaziergangs angekündigt wurde, im Gegenteil. Langweilt er sich jedoch bereits im Wald, womöglich kilometerlang, wird er nachher sagen: Was, und jetzt gibt's nur ein Bier zum Trost? Hätt ich mir ja denken können!
Hör die dramatischen Wörter: Kraft, Geheimnis, Tiefe, Intensität, Leidenschaft. Oder Tragik! Komik! Sowas willst Du oft zeigen, weißt aber nicht, wie man es darstellt, da Du den Gaul von hinten aufzäumst. Aufs Große und Ganze siehst und darüber versäumst, Details, Bildern, Gesten Leben einzuhauchen, das sie nicht von alleine haben, nur weil sie zu einem soliden Plot gehören. Hast Du mal versucht, einen ganz alltäglichen Moment mit Spannung zu füllen? Dich richtig fett mit dem Hintern zuerst reinzusetzen und auf alles zu achten, was ihn spannend macht? Geräusche, Gerüche, Licht, Zeitempfinden, Assoziationen etc? Eine Seite darüber zu schreiben? Das würd ich Dir raten. Das heißt nicht, Details umständlich zu beschreiben, sondern darin zu wohnen. Der Teufel wohnt darin!
Vielleicht sollte man mal einen Thread aufmachen, in dem Situationen mit Kraft und Spannung gefüllt werden. So ganz normale Sachen wie: Gleich wird es gewittern. Oder: Ich weiß, daß sie etwas weiß! Oder: Der Posaunist da drüben, der war doch vorhin noch nicht da! Oder: Bestimmt verfolgt mich jemand.
Das hört sich jetzt vielleicht wieder hart und außerdem noch kryptisch an, aber wenn Du Dich hier schon auf die Couch legst ... ich hab all Deine Geschichten gelesen, und das ist meine Meinung.
Trösten kannst Du Dich jederzeit damit, daß Deine Geschichten gelesen werden. Und Du bekommst haufenweise feedback. Irgendwas ist also dran bzw. drin, und das will ... ähm ... entwickelt werden! Die Couch lohnt sich für Dich.
Lieben Gruß,
Makita.

 

Hallo Makita und Mothman,

lieben Dank für eure schnelle Rückmeldung.

@Mothman:
Nein, den Sonntag hast du mir nicht versaut. Dein Kommentar hat mir -zusammen mit Makitas- nur aufgezeigt, dass mein Problem tatsächlich im Erzählen (Show statt tell) liegt, nicht im Plot. In Kurzgeschichten, noch dazu mit begrenztem Personal, ist eine verschlungene Führung des Lesers recht schwer, für mich vielleicht (noch) zu schwer.
Danke an dich für den wertvollen Denkanstoß.

@Makita:
Hart? Ja, aber das ist okay.
Dein Kommentar zeigt mir, wie oben geschrieben, dass ich mein Problem erkannt habe. Das Transportieren der Bilder in meinem Kopf in den Kopf des Lesers in einer Form, die ihn befähigt seine eigenen Bilder daraus zu machen und trotzdem zu sehen, was ich sehe. Show halt. Stückchen für Stückchen taste ich mich langsam daran heran. Die veranschlagten 10 Wochen des Workshops werden nicht reichen, mir aber hoffentlich ein gutes Stück des Weges weiterhelfen.
Tröstlich ist das Feedback zu meinen Geshichten allemal, aber auch verwirrend. Ist doch die Bandbreite der Meinungen enorm.
Das mein Stil noch unbeholfen wirkt, ist verständlich. Habe ich doch erst vor einem sehr knappen Jahr mit dem Schreiben begonnen. Die Fortschritte -aus meiner Sicht- waren enorm. Aus der Sicht erfahrener Autoren wohl eher klein-klein. Wie ein Kind, das Gehen lernt und nach drei Schritten glaubt, es habe die Kunst des Laufens neu erfunden.
(Hinkt, ich wieß. "Show", du erinnerst dich?).

Vielen Dank euch beiden und allen anderen hier im Plenum für eure Geduld eure Mühe, die ihr mir gebt. Ich schätze das sehr.

Lieben Gruß
Dave

 

Erfinde doch mal eine ganz kurze Szene und schreib sie hier in drei, vier Sätzen hin - mit "show", natürlich ;)

 
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Erfinde doch mal eine ganz kurze Szene und schreib sie hier in drei, vier Sätzen hin - mit "show", natürlich

Versuch Nr. 1:

Die Sonne zeichnete helle Streifen in das allgegenwärtige Blau. Sie malte tanzende Muster auf den weißen Boden und ließ alles, was ihre Lichtfinger berührten, kräftig Leuchten. Ein aufregender Duft zog über die Landschaft. Ulag witterte. Erregung ließ sein Herz schneller schlagen. Er folgte der Duftspur unbeirrbar, die Schönheit um ihn herum ließ ihn völlig unberührt. Der betörende Duft beherrschte ihn ganz und gar, und mit jedem Stück zurückgelegten Weges wurde der Geruch immer stärker. Geräusche, Gerüche, Licht, Bewegung um ihn herum wurden vom duftenden Sirengesang seines Zieles ausgelöscht.
Jetzt!
Endlich hatte er sein Ziel erreicht. Gierig umschlang er sie mit seinen Armen und zog mit aller Kraft. Als sich die Muschel öffnete, stülpte der Seestern seinen Magen nach außen und begann sein Mahl.

 
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He, du solltest doch eine Szene mit 'show' schreiben! :P

Wonach riecht es?
Was ist da so schön?
Welche Geräusche sind zu hören?
Was bewegt sich und wie?
Wie macht sich die Erregung bemerkbar (mach das mal deutlich - "ließ sein Herz schneller schlagen" ist ja mal sowas von nicht-aussagekräftig und abgelutscht ;))?

//Edit zu Versuch 2: Nee, so ja nicht :) Ist zwar jetzt schwülstig-kitschig, aber unmittelbare Eindrücke fehlen nach wie vor.

 

2. Versuch: (nach ccw´s Kommentar)

Die Sonne zeichnete helle Streifen in das allgegenwärtige Blau. Tanzende Muster enstanden dort, wo ihre Lichtfinger den Boden streichelten. Ein aufregender Duft zog über die Landschaft. Ein Versprechen lag darin, eine Verheißung. Wäre er eine Farbe gewesen, so hätte er golden geglänzt. Ulag witterte. Sein Herz schlug schneller in seiner Brust und rief ihm zu: »Geh! Eile! Geh! Eile! Der Duft! Folge ihm! Der Duft! Folge ihm!«. Jeder Schlag wie ein Schlag einer dröhnenden Trommel, der ihn vorwärts trieb. Die Spur der Duftmoleküle zog ihn mit unwiderstehlicher Kraft hin zu seinem Ziel. Der betörende Duft beherrschte ihn ganz und gar, und mit jedem Stück zurückgelegten Weges wurde der Geruch immer stärker. Er stürmte vorwärts, nahm die Schönheit um ihn herum nicht wahr. Die Farbexplosion um ihn herum, der ewig währende Geräuschteppich der Natur, durch den er glitt, existierten für ihn nicht mehr. Der Sirenengesang des Geruches zwang ihn mit Macht, sich unaufhaltsam dem Ziel seiner Sehnsucht zu nähern. Begehren brannte in ihm, heiß und hell wie die tanzenden Sonnenstrahlen.
Jetzt!
Endlich hatte er sein Ziel erreicht. Gierig umschlang er sie mit seinen Armen und zog mit aller Kraft. Widerstrebend öffnete sie sich ihm.
Erlösung! Befriedigung!
Als alles vorbei war, wandte sich der Seestern ab. Er ließ die leere Muschelhülle hinter sich, die sich wie abgeworfene Engelsflügel an einen Stein lehnte.

 
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Für mich ist der Begriff show don't tell seit ich ihn das erste Mal gehört habe nicht im mindesten klar geworden. Ich wurde zwar für eine Glanzleistung von show don't tell in meiner Geschichte Koipyte (Aschenbecherszene) mehrfach gelobt, aber was daran so toll sein soll, habe ich nie verstanden. Liegt es daran, dass der Aschenbecher ganz nebenbei erwähnt wird, oder was macht es aus?
Hier kurz die entsprechende Szene:

Aber heute war etwas anders, ihn fröstelte, die Kabine war verdammt nochmal zu kalt. Scheiß Winter! Herbert stand auf, ging zum Heizkörper. Nicht besonders warm, aber auch nicht so kalt, um drüben, in der Sendeleitung jemandem auf die Füße zu steigen. Der volle Aschenbecher wäre ein Grund.

Ich weiß selbst nicht, wie ich es jetzt angehen müsste, damit eine Szene show don't tell besser anwendet.

Beispiel von Dave aus diesem Thread:

Ein aufregender Duft zog über die Landschaft.
Mein Vorschlag: Der aufregende Duft von frischem Fisch zog über die Landschaft.
Ist das jetzt show don't tell und wenn nein, wie setze ich hier show don't tell um?
Mein Vorschlag klappt außerdem nicht, weil dann die Pointe am Schluss nicht mehr funktioniert.

Zu einigen der Fragen die ccw aufgeworfen hat:

Was ist da so schön?
wenn der Autor jetzt erklärt, warum es so schön ist, nimmt man dem Leser alles ab. Man kann doch höchstens aufschreiben, wie es aussieht und dann muss der Leser selbst entscheiden, ob er das nun schön findet oder nicht.
Welche Geräusche sind zu hören?
wegen der Pointe am Schluss auch wieder schwierig. Wäre es dem s-don't-t dienlich, dass den Protagonisten nicht einmal der Gesang in der Ferne abzulenken vermag (Walgesänge)? Ein Motorengeräusch das über ihn hinweg zieht? Im Grunde könnte man sogar von Brandung schreiben. Wenn das also s-don't-t wäre, dann wird mir jetzt langsam was klar.

Eine dringende Bitte habe ich: wenn das, was ich jetzt geschrieben habe, nicht exakt stimmt, bitte ich um Korrektur!

 
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Hallo Schreibär,

Für mich ist der Begriff show don't tell seit ich ihn das erste Mal gehört habe nicht im mindesten klar geworden.
Da kann ich dir vielleicht helfen. "Zeigen, nicht behaupten"

Behauptung: Dave langweilte sich.
Zeigen: Dave schaute auf seine Uhr.

Behauptung: Dave war ein Morgenmuffel.
Zeigen: Dave schlug den Wecker kaputt, den dritten diesen Monat.

Behauptung: Alle in meiner Schule waren spitz auf Mary.
Zeigen: Immer, wenn Mary über den Flur ging, passierten Unfälle. Dave vergaß über dem Wasserspender zu atmen. Larry lief gegen eine Leiter. Und Catherine trat aus Versehen ihrem Freund in den Unterleib.

Ist ganz einfach mit einem Filmvergleich. Wenn der Erzähler aus dem Off sagt: "Bruce war heruntergekommen." ist das eine "Behauptung"; wenn man sieht wie Bruce Willis mit Unterhemd in einem Wagen aufwacht ist das das "Zeigen".

Das ist eigentlich alles. Man löst etwas in einer Szene auf, die der Leser sich vorstellen kann. Wenn ich schreibe "Dave langweilte sich", ist das die Interpretation seines Verhaltens. Woran der Erzähler erkennt, dass Dave sich langweilt, erfahre ich nicht.
Schreibe ich "Dave schaute auf die Uhr", kann der Leser selbst folgern: Der wird sich wohl langweilen. (Wobei das natürlich auch ein Nachteil des Zeigens ist; denn der Leser kann auch darauf kommen: Der hofft wohl, die Vorlesung dauert noch eine Stunde, weil sie so spannend ist.)

Manche Sachen wie dieses Beispiel hier

Ein aufregender Duft zog über die Landschaft.
Da kann ich nichts direkt "zeigen", weil ein Duft kein sichtbares Element hat. Ich könnte nur jemanden hinstellen und ihn schnüffeln lassen.
Das ist aber nicht um jeden Preis notwendig und häufig ist das blanker Unsinn.
Ich muss natürlich nicht schreiben, wie jemand jede einzelne Stufe in einem Treppenhaus nimmt. Und ich muss auch nicht jedesmal wenn es regnet, die Regentropfen irgendwo drauf prasseln lassen, sondern kann schlicht sagen: Es regnete. Das eine ist nicht zwingend besser als das andere. Es gibt also auch Stellen, bei denen ein: Tell, don't show angebracht wäre.
Meistens dann, wenn man sich als Leser fragt: Mein Gott, muss ich jetzt 3 Seiten über den Besuch bei der Oma lesen?

Der Beispieltext von Dave ist nun nicht ein Musterbeispiel für dieses Zeigen, nicht behaupten. Das ist eher ein Beispiel dafür, wie man in jeden Satz irgendein Bild bringt. :) Wenn man wirklich ein Beispiel für eine reine Show-Szene schreiben möchte: Einfach vorstellen, der Leser hat nur Augen und keine Ohren. Dann passt das.

Hoffentlich hat die Einmischung jetzt nicht genervt
Quinn

 

Hallo Quinn, herzlichen Dank für deine Ausführungen. Jetzt habe ich ein bisschen besser verstanden, worum es bei " zeigen nicht behaupten" geht. Hat überhaupt nicht genervt, sondern geholfen Danke.

 

3. Stern und eine neue Szene

Da ich bekanntlich nie aufgeben will, habe ich einen 3. Versuch der Sternszene versucht und eine neue Szene geschrieben mit gänzlich anderem Inhalt. Bin gespannt, wie nun die Reaktionen ausfallen.

3. Versuch
Die Sonne zeichnete helle Streifen in das allgegenwärtige Blau. Sie malte tanzende Muster auf den weißen Boden und ließ alles, was ihre Lichtfinger berührten, kräftig Leuchten. Ein intensiver Duft strich über die Landschaft. Ulag witterte. Sein Körper erschauerte. Erst langsam, sich hierhin und dorthin drehend, dann immer schneller, bewegte er sich vorwärts. An den bunten Tupfen im sonst eintönigen Farbbrei um ihn herum eilte er vorbei. Die Geräusche, die er machte, lösten sich in der allgemeinen Geräuschmelange auf.
Jetzt!
Endlich hatte er sein Ziel erreicht. Gierig umschlang er sie mit seinen Armen und zog mit aller Kraft.
Als es vorbei, glitt der Seestern weiter und ließ die Muschelleiche hinter sich zurück. Eine Hand griff ins Wasser holte die Schale ans Licht.
»Schau, Mami.«
Das kleine Mädchen lachte fröhlich.
»Wie Engelsflügel.«

Neue Szene:

Botch überprüfte zum 3 Mal in 10 Minuten seine Waffe. Es klapperte leise, als er mit unsicheren Händen das Magazin in den Griff schob. Er lauschte. Nichts regte sich. Aus dem Hauseingang heraus, in dem er stand, konnte er den gesamten Innenhof überblicken. Er sah an den Fassaden der Häuser hoch. An einigen Stellen bröckelte der Putz. Licht schien aus ein paar Fenstern. Durch den dunklen Trichter der Hofeinfahrt schallte Motorengeräusch zu ihm herüber. War er das? Botch drückte sich tiefer in den dunklen Eingang. Die Schatten erodierten seine Konturen und er wurde zu einem Flecken unter vielen Flecken.

 

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