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Ich bin die Kanonenkugel
»Du bist eine Kanonenkugel?«
»Fast. Ich bin die Kanonenkugel.«
Martin kratzte sich am Kinn während ich meine Füße im heißen Sand vergrub.
»Nun?«, fragte ich, nachdem er nur weiter den Horizont fixierte.
»Hm.«
»Das ist alles? Nur hm?«
»Hm ist das Beste, was mir auf die Schnelle einfällt.«
Im Profil wirkte er älter als achtundzwanzig; der Schatten eines Bartes bedeckte seine Wangen, das Haar wich bereits von der Stirn zurück.
Die See umspülte sanft meine Beine und als am Horizont sich die Wellen brachen, schlugen auch die Erinnerungen über mir zusammen. Zerbrochenes Glas, ein Loch im Hals, verbrannte Haut. Schreie hallten durch meine Gedanken. Schmerzerfüllte Schreie.
»Ich versteh dich nicht, nicht einmal annähernd. Erzähl mir alles, Martha.« Er versuchte in meine Augen zu blicken, doch ich wandte mich ab. Ich wollte sie noch nicht sehen, zu gefährlich war das, was ich darin erkennen könnte.
»Ich möchte nicht.« Seine Hand lag unschuldig auf meinem Oberschenkel.
»Ich denke, du wolltest es mir erzählen, als du angerufen hast. Ich muss heute noch zurück fahren.«
Ich seufzte, beugte mich schließlich aber und erzählte.
Ich wohnte allein in dem kleinen Strandhaus. Schon seit Monaten hatte ich mir vorgenommen es zu streichen, doch erst Mitte des Sommers an einem Samstag fand ich die Gelegenheit.
Ich begann mit der Nordseite, dort, wo die Sonne mich nicht verbrannte.
Ich glaube, das Streichen war eine Art Beschäftigungstherapie. Die Farbe war noch nicht von der Fassade abgeblättert, doch erinnerte es mich an … nichts. Weiß war noch schlimmer als Schwarz. Es war wie Leere, Einsamkeit.
Ich strich es Terrakotta. Das Holz verschmolz mit dem Sand hinter meinem Haus.
Als es Mittag und die Hitze selbst im Schatten unerträglich wurde, holte ich mir ein Glas Wasser und setzte mich auf die Veranda. Ich glaube, ich fing an zu dösen, denn als ich meine Augen wieder öffnete, stand die Sonne etwas tiefer.
Meine Haut juckte, der Schatten war gewandert. Ich verschwand im Haus, dort war es immer angenehm kühl. Während ich durch den Flur ging, bemerkte ich, dass meine Haustür nur angelehnt war. Ich wollte sie schließen, wahrscheinlich hatte ich sie morgens, als ich die Zeitung geholt hatte, offen stehen gelassen. Doch als ich näher kam, sah ich einen kleinen Brief, der unter die Fußmatte in meinem Flur geklemmt war.
Ich bückte mich und hob das Kuvert auf. Es war unbeschrieben; kein Adressat, kein Absender. Der Umschlag war nicht zugeklebt. Ich zog den Zettel hervor und darauf stand:
»Du bist die Kanonenkugel«, sagte Martin, der jetzt wieder den Horizont fixierte.
»Ganz genau.«
»Sonst nichts? Nur dieser Satz?«
Ich dachte darüber nach, während ich mit den Fingern Linien in den warmen Sand zeichnete. »Nun ja, das Papier war sehr dick und in der Mitte trug es ein Wasserzeichen. Es war ein O«, erklärte ich.
»Wie das Papier, das man bei Heinrichs kaufen kann?«
»Ja, das, auf dem Josef Ost seine Rechnungen schreibt. Nur, dass bei ihm noch der Rechnungssteller draufsteht. Du weißt schon, Ost – Gemüse und Fleisch, frischer ...«
»... als Sie selbst. Da steht noch immer dieser dämliche Spruch drauf?«, unterbrach mich Martin.
»Ja.«
»Und hat Herr Ost noch immer diese zweizackige Mistgabel, mit der er die Katzen vertrieben hat? Meine Güte, ich hatte andauernd Angst, er würde mir mit dem Ding in den Arsch stechen.« Er lachte, beinah etwas zu viel.
»Das hätte er mit Sicherheit auch getan, wenn er dich auch nur einmal dabei erwischt hätte. Doch seit er blind ist und die Arthritis ihm immer mehr zu schaffen macht, führt seine Schwiegertochter den Laden. Das Papier ist aber immer noch das Gleiche.«
»Erzähl weiter.« Tyler machte eine ungeduldige Handbewegung, aber er sah mich nicht mehr an. Ein Lächeln umspielte weiterhin seine Lippen. Es beunruhigte mich.
Ich ließ Sand durch meine Finger rieseln und fuhr fort.
Ich wusste nicht, was es mit dem Zettel und seiner seltsamen Botschaft auf sich hatte, also warf ich ihn in den Müll. Eine vollkommen überflüssige Tat, wie sich am nächsten Tag herausstellte.
Die Briefe häuften sich. Morgens klemmte ein Zettel unter der Fußmatte, abends waren die Fenster mit Kreisformen verschmiert. Kleinigkeiten, die ich den Nachbarskindern in die Schuhe schob.
Vier Tage später saß ich abends vor dem Fernseher, als ich die Hintertür knarren hörte. Das Rauschen des Meeres brach plötzlich gewaltvoll in mein Haus ein, zusammen mit den Eindringlingen. Als ich mich umdrehte, standen sie bereits in der Tür. Zwei große Männer in weißen Hemden und mit gebürstetem Haar und ein verdreckter Jugendlicher, der zitternd zwischen den Muskelmassen eingepfercht war und noch kümmerlicher wirkte, als er es wahrscheinlich ohnehin schon tat.
Der Junge trug eine Brille, das rechte Glas war zersprungen und sie hing nur noch an einem Ohr. Sein Schädel war rasiert, sogar seine Augenbrauen, und auf dem Kopf trug er ein kreisrundes Mal. Ich bildete mir ein, es ihm Halbfinstern orange glühen sehen zu können. Die weißen Hemden stießen ihn nach vorne, sodass er auf seine klapprigen Knie fiel.
Ich wollte sie fragen, was sie in meinem Haus zu suchen hatten, ihnen sagen, dass sie verschwinden sollten; doch stattdessen sagte ich nur: »Was ist das da auf Ihrem Kopf?«
Der Junge antwortete mir nicht, aber als ich ihn näher betrachtete, bemerkte ich ein Loch, das in seinem Hals klaffte.
Man hatte ihm den Kehlkopf entfernt.
Einer der Männer kam auf mich zu, berührte mich mit seiner manikürten Hand, und ich wollte ihm sagen, er sollte mich nicht anfassen, sich zum Teufel scheren, doch stattdessen: »Was hat der Junge auf seinem Kopf?«
»Er war die Kanonenkugel.« Seine Hand strich über meinen Unterleib; ein Feuer breitete sich in meinem Körper aus, der Schmerz war betäubend und doch angenehm. Er hob meine Bluse und entblößte meinen Bauch.
Ein Kreis aus verbrannter Haut war um meinen Nabel entstanden.
»Deine Gebärmutter«, stellte Martin fest.
»Ja. Wie du wohl doch noch wissen wirst«, antwortete ich und biss mir, noch immer etwas wütend, auf meine Unterlippe.
»Es tut mir leid, dass ich damals ... du weißt schon.« Es klang beinah ehrlich, seine Stimme brach sich im Meeresrauschen. »Ich war zu jung und alles, du weißt schon.«
»Ja, ich weiß«, und zuckte mit den Schultern.
Der Junge starb an diesem Abend. Was mit der Leiche geschah, kann ich eigentlich nicht sicher wissen und trotzdem bin ich davon überzeugt, dass die Männer sie in das Meer warfen. Vielleicht wurde sie im nächsten Hafen angeschwemmt wie Abfall, oder mit den Fischen von einem Kutter aus dem Wasser gezogen; der Junge selbst tot, die Fische kurz davor.
Der Teekessel pfiff, als die Beiden zurückkamen. Trotz der schwülen Nacht tranken wir das heiße Getränk; ich, weil mich fröstelte, die Männer, um höflich zu sein.
Wir redeten lange. Am Rande nahm ich wahr, wie draußen Katzen miteinander kämpften; das Mauzen klang wie das Geschrei eines Mädchens, viel zu menschlich. Die See schlug gegen die Klippen, als würde das Wasser versuchen, sich zu befreien, weg von dem Leichnam des Jungen.
Mir wurde alles erklärt. Es war schlüssig, ich stellte keine Fragen. Meine Aufgabe war mir klar und verständlich und ich würde sie durchführen.
Wir beendeten das Gespräch, als es schon fast dämmerte. Die Katzen waren bereits verschwunden, nur noch das Meer donnerte in der Dunkelheit.
»Jetzt bist du die Kanonenkugel, Martha«, sagten die Männer im Chor. Dann gingen sie.
Ich blieb noch eine halbe Stunde sitzen, bis der Tee kalt und abgestanden war.
Der Junge. Er war schwach gewesen, das hatten sie mir erzählt. Sein Körper war ausgelaugt gewesen und der Krebs hatte trotz der Entfernung seines Kehlkopfes weiter gewütet. An dem Tag hatte er aussteigen wollen, aber die Männer hatten das nicht zulassen können. Deshalb war die Brille zerbrochen gewesen. Deshalb sein Zittern.
Ich schüttete den Tee in den Ausguss und stieg die Treppe hinauf. Mein Körper brauchte Schlaf, auch wenn mein Geist keinen finden würde.
Als ich im Bett lag, dachte ich über ihre letzten Worte nach.
»Ich bin die Kanonenkugel«, sprach ich zu mir selbst, bevor ich einschlief.
Draußen ging die Sonne auf.
Eine Möwe landete auf dem Leib des Jungen, pickte in eines seiner Augen, die Brille hatte er inzwischen verloren.
Das alles beobachtete ich, während ich schlief.
Am nächsten Morgen kam mir nichts davon vor wie ein Traum. Auch das Brandmahl lächelte mich noch immer an.
»Was war die Todesursache des Jungen?« Martin starrte noch immer aufs Meer hinaus. Seine Stirn lag in Falten, Schweißperlen tänzelten herab.
»Zwei große Männer.« Die Härchen an Martins Armen stellten sich auf, trotz der Abendsonne.
»Und du hast nichts getan? Nur zugesehen?«
Es war schrecklich. Ich wollte ins Wasser gehen, weit hinaus, den Grund des Ozeans entlang wandern, bis die Oberfläche hoch genug über mir liegen würde, bis keine Chance mehr da gewesen wäre, sie zu erreichen.
Meine Gedanken schweiften wieder zu dem Jungen. Wie Fische an seinen Zehen knabberten, wie an einer toten Krabbe. Ich verwarf sie.
»Er litt, Martin. Nichts hat er sich mehr gewünscht, als den Tod. Wimmernd hat er darum gefleht, dass die weißen Hemden ihn umbringen. ›Sein Geist hält die Last nicht mehr aus, nur deiner tut es‹, das sagten die Männer zu mir.
Sie erwürgten ihn, jeder von ihnen schlang eine Hand um den gelochten Hals und die andere um eine Schulter. Mit dem letzten Atemzug hauchte er seine unsterbliche Seele aus, die Last wurde von ihm genommen.«
Am Anfang war es abscheulich, die Schmerzen unerträglich, ich konnte mich kaum auf den Beinen halten.
Der Erste war ein alter Mann. Ich wollte nicht glauben, dass ich so etwas tun konnte.
Die Männer führten mich in seine Wohnung, wir drangen durch die Hintertür ein, genauso, wie sie es bei mir getan hatten.
Er war sechzig und pensionierter Dachdecker, aber seinen Namen kannte ich nicht. Die Männer sagten, Namen würden eine Bindung aufbauen, würden mich schwach machen. Jedes Haus, das wir besuchten, lag in einer anderen Stadt. Nie stand etwas in der regionalen Zeitung.
An den Wänden der Küche hingen Bilder, von seiner Familie, schätzte ich. Ein winziger Küchentisch mit einem einzigen Stuhl und der Staub, der seine Möbel wie Schnee bedeckte, ließ mich allerdings darauf schließen, dass er alleine wohnte.
Der Mann stand im Morgenmantel in der Küche. Sein Aussehen schwamm über mich hinweg, keine Einzelheit blieb im Netz meines Gedächtnis hängen. Nur seine Augen.
Die Männer hatten Recht. Sie waren voll von Verderbtheit.
Ich sah eine Frau, alt, die Haut voller Falten. Ein Kind, das schrie. Einen Holzscheit voller Blut, klebrige Masse klebte auf dunklem Steinboden. Das Gesicht der Frau verzerrte sich, brach vor meinen Augen in tausend Scherben; das Kind, ein Junge, ertrank in einer Wanne voll Blut. Ich sah diese abgehackten Bilder hinter dem Mann, die Küchenwand wurde zu altem Zelluloid.
Der Alte setzte zu einem Satz an, wahrscheinlich entsetzt über unser Erscheinen. Doch bevor ein Wort über seine Lippen schweben konnte, wurde sein Gesicht zu einem grotesken Gemälde. Der Mund war in einer Parodie Picassos verzerrt, sein linkes Augenlid zuckte wie ein Flügel eines gefangenen Schmetterlings.
Mein Bauch flammte auf, wie damals, als der Krebs sich durch meinen Körper gefressen hatte. Doch ich wusste, dass es nicht die Krankheit war, sondern das Mal. Eiter sickerte durch die Wunde und durchnässte mein Hemd.
Der leblose Körper lag auf dem Küchenboden, seine Züge entspannten sich, ebenso seine Blase. Ein dunkler Fleck breitete sich wie ein Schatten im Dämmerlicht auf dem Morgenmantel aus. Das rechte Bein zuckte noch etwas, doch der Rest war eindeutig tot.
Immer mehr verblasste der Film, und ich war froh, die schrecklichen Bilder nicht mehr sehen zu müssen.
Ich blickte auf den Leichnam. Er wirkte jetzt unschuldig, als wären mit dem Tod all seine Sünden von ihm gefahren. Seine Augen waren weit aufgerissen, ein einziger Ausdruck der Überraschung, wären seine Augäpfel nicht schwarz. Nicht nur die Pupillen. Als hätte man die Augen aus den Höhlen gerissen.
»Du hast ihn getötet.« Es war keine Frage, nur eine Feststellung Martins. Seine Stirn hatte sich wieder geglättet, aber die Hände krallten sich in den hellen Sand wie fleischige Schaufelbagger.
»Ja.«
»Wie viele waren es, Martha? Es blieb nicht bei einem, oder?«
Nein. Es waren viele, nach einundzwanzig hörte ich auf zu zählen. Und sie alle waren schuldig. Jeder bettete sein Leben auf einer Matratze aus dem Leid und Schmerz anderer.
Die Männer hatten es mir erklärt. Es gibt viele, dir mir ähnlich sind, doch ich selbst bin trotzdem einzigartig. Die weißen Hemden, ihre Namen nannten sie mir nie, waren das Metall, das die Kanone bildete, das Holz, auf dem sie stand, die Räder, mit denen sie fuhr und das Pulver, mit dessen Hilfe sie schoss. Feuer sowie Ziel waren die, die wir suchten; die, die ich als Kugel traf. Die Sünder.
Es gab viele der großen Männer. Sie suchten das Feuer und sie suchten das Ziel, halfen mir, meiner Bestimmung nachzukommen, die Welt vom Bösen zu befreien. Vom Schrecken, vom Abartigen. Und sie waren fleißig.
»Habt ihr diese Menschen erschossen?«, fragte Martin. Die Wut war deutlich in seiner Stimme zu hören.
Er verstand es nicht; er verstand nicht, dass ich die Kugel war. Es war egal, ob ich es wollte oder nicht, es war meine Aufgabe das Leben guter Menschen zu verbessern, zu schützen.
»Wenn ich abends in meinem Bett liege und darüber nachdenke, bereue ich alles, Martin. Doch du weißt nichts von den Bildern, schrecklicher als alle Naturkatastrophen der Welt. Sie schleichen sich in meine Augen, brennen sich in die Sehnerven. Sie schmerzen, Martin. Es ist unmöglich für mich, diese Menschen am Leben zu lassen. Ich bin die einzige, die weiß, was unter der Oberfläche liegt. Ich breche durch sie hindurch.« Ich versuchte nicht, mich zu rechtfertigen, war es doch unmöglich.
»Wie eine Kanonenkugel«, flüsterte er. »Weshalb hast du mich hergerufen, Martha? Um eine Beichte abzulegen? Ich bin kein Priester, aber selbst solch einer würde dir das nicht vergeben.«
»Das möchte ich auch nicht. Ich wollte dich ein letztes Mal sehen, noch einmal mit dir sprechen, bevor es zu Ende geht.«
Er hob den Kopf und sah mich an, diesmal wich ich dem Blick nicht aus. Er versuchte sich in mich zu bohren, doch meiner ging viel tiefer.
Er schrie nicht, sein Hals war zugeschnürt. Nur ein Wimmern flatterte in seiner Kehle, doch selbst das verstummte nach kurzer Zeit. Und als seine Augen schwarz wurden, warf ich einen letzten Blick auf die untergehende Sonne, wie sie ihr verzerrtes Spiegelbild auf das Meer warf. Kleine Krabben stolperten seitwärts auf das Wasser zu, während ich aufstand.
Die beiden Männer standen etwa fünfzig Meter hinter mir. Wenn ich in ihre Augen sah, blieb alles weiß, so weiß, wie die letzten drei Seiten meines Hauses.
Ich hinterließ tiefe Fußspuren im Sand, als ich auf sie zuging. Schwer atmend kam ich bei ihnen an, und sie nahmen mich in die Arme, stützten mich. Nach einem Aufprall war mein Körper stundenlang geschunden und schwach.
Die Männer hatten Recht gehabt. Das Bild, das an die Klippen projiziert worden war, durchflog noch immer meinen Kopf.
Josef Ost, der Gemüsehändler, damals noch nicht blind, doch die Arthritis war selbst vor fünfzehn Jahren schon schlimm gewesen. Er schrie die Jungen immer an, wenn sie Süßigkeiten aus seinem Laden stahlen; wenn er sie erwischte, trugen sie manchmal sogar den roten Abdruck einer Hand auf der Wange nach Hause.
Martin, er war vierzehn und trug einen dunklen Strumpf über dem Kopf. Seit zwei Monaten wohnten sie nicht mehr in der Stadt. Die Prügel seines Vaters hatten schlimm geschmerzt, er dachte noch immer an diese Scham. Er wollte sich rächen, dem alten Kerl eine Lektion verpassen; ihn einfach zu verpfeifen. Er stahl das gesamte Geld der Kasse, doch Ost überraschte ihn dabei. Ein Glas zerbrach, als Martin versuchte zu entkommen. Doch der Mann hielt in fest, trotz angeschwollener Hände. Martin stieß ihn beiseite und Olsen landete mit dem Gesicht in den Scherben. Und Martins Stiefel bohrte das Glas tiefer in Osts Gesicht und Augen.
Ich war nicht der einzige Mensch, den er verletzt hatte.
»Ihr hattet Recht«, sagte ich an die weißen Hemden gewandt. Sie hatten Martin gesucht, ich hatte ihn getroffen.
Ich ging auf mein Haus zu, die Männer blieben Draußen stehen. Die Bewunderung meiner Stärke ließ sie respektvoll meine Privatsphäre wahren. Bevor ich die Tür hinter mir schloss, hörte ich noch einmal ihren Chor.
»Du bist die Kanonenkugel.«
Ja, das war ich, bin ich noch immer.
© Tamira Samir