Was ist neu

Ich bin soweit

Mitglied
Beitritt
10.07.2003
Beiträge
300
Zuletzt bearbeitet:

Ich bin soweit

Manchmal meine ich, zufrieden mit meinem Leben sein zu können. Vielleicht zufrieden sein zu müssen. Ich sitze hier in meinem eigenen Haus, ruhige Lage, nette Nachbarn. Zu meinen Füßen liegt Balu, der Familienhund, und im Fernsehen läuft mein Lieblingsfilm. Aus dem Kinderzimmer höre ich die ausgelassenen Stimmen von Marie, meiner Frau, und meinen beiden Söhnen, Kevin und Marcus. Die allabendliche Kissenschlacht ist in vollem Gange.

Ich habe einen Job, der mich ausfüllt und wichtiger: der unser Bankkonto füllt. Bei den Kollegen genieße ich größten Respekt und mein Freundeskreis ist groß genug, um ein kleines Stadion damit füllen zu können. Na ja, vielleicht nicht ganz so groß.
Doch der Gedanke an den Tod lässt mich nicht los, er ließ mich nie los. Er verfolgt mich selbst in den glücklichsten Stunden. Ich sehe ihn direkt vor mir, wie er lässig im Türrahmen lehnt und gelangweilt auf die Uhr sieht. Jetzt in diesem Moment. »Na, wie lange brauchst du noch? Können wir?« Das Wissen um seine Anwesenheit macht mich krank, lähmt meinen Körper, macht mich müde. Ich habe kaum noch die Kraft, seinen ständigen Blicken auszuweichen.

Aber im Lauf der letzten Jahre habe ich gelernt, meinen Begleiter immer mehr zu akzeptieren. Wir sind doch alle schon tot und warten nur darauf, an die Reihe zu kommen. Heute steht er bei mir im Türrahmen, morgen … wer weiß? Alles wofür ich lebe, wofür ich kämpfe … wozu? Es ist sinnlos wie Don Quichottes Kampf gegen die Windmühlen. Es spielt keine Rolle, ob ich arm bin oder reich, ob ich ein Haus baue oder unter der Brücke schlafe. Es ist vollkommen egal, ob ich jeden Sonntag in die Kirche gehe und jährlich einen großen Batzen Geld spende. Wozu morgens aufstehen und lästige Pflichten erfüllen? Letztendlich kommt er zu uns allen, ob wir wollen oder nicht. Ich glaube nicht, dass jemand in naher Zukunft einen Weg finden wird, den Tod auszutricksen, oder ihn wenigstens noch etwas hinzuhalten.

Ich vergleiche es immer mit dem Film »Auf der Flucht«, in dem ich die tragische Rolle des Dr. Kimble spiele. Ab und zu gelingt es mir, meinen Verfolger abzuschütteln, vielleicht schaffe ich es sogar, mir ein kleines, gemütliches Versteck einzurichten; trotzdem weiß ich, dass er und seine Helfer mir ständig auf den Fersen sind. Bis ich eingesehen habe, dass es gar nicht schlimm sein muss, jedenfalls nicht schlimmer als bisher. Ein glückliches Leben? Ja, das habe ich mir eingeredet. Eine Fassade, gebaut aus Styropor, das man grau angemalt hatte, damit es wie Beton aussieht.

Meine Ehe hat sich in eine langweilige Mischung aus Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit verwandelt, ohne dass ich es gemerkt habe. Warum verspüre ich schon morgens den Wunsch, mich in das Auto zu setzen und einfach wegzufahren? Immer weiterzufahren und nie mehr zurückzukommen? Warum verspüre ich keine Freude, wenn Kevin mit einer Eins nach Hause kommt oder mir sagt, dass er mich lieb hat? Meine Firma schreibt seit Monaten rote Zahlen und es wird von Personalabbau gesprochen. Aber das ist es nicht, was mich verzweifeln lässt. Er ist es, der mich um den Schlaf bringt. Aber ich stelle mich ihm.

Der Revolver ist im obersten Fach des Wohnzimmerschrankes. Der Schlüssel dazu befindet sich in meiner Hosentasche. Als ich aufstehe, um die Waffe zu holen, wedelt Balu glücklich mit dem Schwanz. Wissen Tiere, dass sie sterben werden? Oder glauben sie, dass es immer so weitergehen wird? Herrchen geht mit einem Gassi, beim Kunststück gibt es ein Leckerli.
Einen kleinen Augenblick hoffe ich, die Waffe möge nicht mehr da sein, aber natürlich liegt sie immer noch dort, eingewickelt in ein grünes Poliertuch. Marie hatte ich erzählt, sie sei zum Schutz vor Einbrechern, aber auch diese Lüge war nur Teil der Styroporfassade. Für meine Frau ist der Tod ein rotes Tuch, etwas über das man nicht spricht, als würde sie damit nie in Berührung kommen.

Ich lade den Revolver. »Frauen und Kinder zuerst«, höre ich einen Seemann der sinkenden Titanic rufen, auf der wir uns alle befinden und ich ergänze die eine Kugel im Lauf um drei weitere. Egoismus war immer eine Schwäche von mir, aber der Seemann hat Recht: »Frauen und Kinder zuerst«. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie meinen Tod beweinen und einen Versager wie mich zu Grabe tragen müssten. Und ja, ich gebe es zu, ich will nicht alleine sein, dort, wo immer er mich auch hinführt.

»Ich bin soweit«, nicke ich ihm zu und er nickt zurück. Auf dem Weg zum Kinderzimmer kann ich die Tränen nicht zurückhalten. Ich höre immer noch das fröhliche Lachen meiner Familie.

 

Hi!

Meine erste Geschichte, die ich hier auf der Seite abseits der Rubrik Horror veröffentliche. Ich wusste einfach nicht wohin damit. Das Thema ist zwar für Alltag ein wenig makaber, aber lest selbst. Auf Wunsch verschiebe ich natürlich.

Viele Grüße
Mike

 

Aha, so schreibt man also eine gute Geschichte! ;) Schön zu wissen. Man merkt echt, dass du schon lange dabei bist. Aber eine kleine Frage habe ich dann doch:
Warum hat der Erzähler eine solche riesige Angst vor dem Tod? Ist er krank und wird sterben müssen oder einfach nur so? Wär schön wenn du mir das erklären würdest, bluna.

 

Hallo Mike,
habe eine Gänsehaut bekommen, als ich die Geschichte gelesen habe. Ganz ehrlich, jedesmal, wenn so ein Fall in der Zeitung stand, habe ich gedacht mein Gott, warum töten diese Menschen auch ihre Angehörigen?
Für so etwas habe ich kein Verständnis, habe ich auch jetzt noch nicht, aber durch deine Geschichte habe ich den Eindruck, einen Einblick in das Gefühlschaos dieser Menschen zu haben.
Dies ist dir gut gelungen,du lässt den Leser mit einem absolut hilflosem Gefühl zurück.

Liebe Grüße
Angela

 

Hi ihr beiden!

Freut mich, daß es euch gefallen hat. Naja, "gefallen" ist das falsche Wort, ich weiß...

@ Bluna: vielen Dank für die Blumen. Zu deiner Frage: nein, der Prot. hat keine physische Krankheit, wie Aids z.B. Er ist depressiv, des Lebens überdrüssig und sieht keinen Sinn darin, weiterzumachen. Denn letztendlich wird er sterben, egal ob er ein guter oder schlechter Mensch war.

@ Angela: ebenfalls besten Dank. Ich hatte ebenfalls schon schlechte Phasen hinter mir (ohne dabei aber meine Familie töten zu wollen), deshalb konnte ich mich gut in die Lage hineinversetzen.

Viele Grüße
Mike

 

Hallo Mike!

Sehr schöne Geschichte, ganz ehrlich. Zwar gehst du nicht weiter auf den versteckten Wahnsinn des Prots ein, sondern kratzt bloß an der Oberfläche, dennoch habe auch ich - gerade zum Ende hin - eine leichte Gänsehaut bekommen.
Ich lese gerne Texte, die sich mit Situationen befassen, die eigentlich perfekt sein müssten, denen aber hintergründige Krankheit beiwohnt, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist, solange, bis es zu spät ist.
Dein Stil ist professionell und flüssig, obwohl, wenn ich die Story geschrieben hätte, er mit Sicherheit um einiges abgehobener gewesen wäre :D

Ein glückliches Leben? Ja, dass habe ich mir eingeredet. Eine Fassade, gebaut aus Styropor, dass man grau angemalt hatte, damit es wie Beton aussieht.

Schöner Vergleich.

Warum verspüre ich schon morgens den Wunsch, mich in das Auto zu setzen und einfach wegzufahren? Immer weiterzufahren und nie mehr zurückzukommen? Warum verspüre ich keine Freude, wenn Kevin mit einer Eins nach Hause kommt oder mir sagt, dass er mich lieb hat?

Diese Stelle gefällt mir irgendwie.

Ich lade den Revolver. »Frauen und Kinder zuerst«, höre ich einen Seemann der sinkenden Titanic rufen, auf der wir uns alle befinden und ich ergänze die eine Kugel im Lauf um drei weitere.

Dieser Absatz ist echt geil!

»Ich bin soweit«, nicke ich ihm zu und er nickt zurück. Auf dem Weg zum Kinderzimmer kann ich die Tränen nicht zurückhalten. Ich höre immer noch das fröhliche Lachen meiner Familie.

Ein zwar zu erwartender, aber mit nettem Schlussatz geschilderter Ausklang, deiner kurzen Story.

Du kannst dich meinetwegen ruhig öfter hierher verirren. Ich bin zwar nicht nachhaltig beeindruckt, habe den Text aber trotzdem gerne gelesen, weil ich auf diese ergreifenden Sachen nunmal stehe und du hast eine sehr angenehm zu lesende Schreibe.

Ein paar kleine Fehler noch :

, dass man grau angemalt hatte

"hat" fände ich besser.

, ohne dass ich es gemerkt hatte.

hier fände ich "habe" besser.

Bis dahin also und viele Grüße

Cerberus

 

Hi Cerb :-)

vielen Dank für's Lesen, und vorallem für deine positiven Worte, und das obwohl ich immer so viel zu kritteln habe *g*

Die Geschichte hätte noch endlos weitergehen können, ich habe auch einiges weggekürzt und zwar ganz bewusst. Wäre die Geschichte länger, würde sie m.M. nach nicht mehr funktionieren, bzw. würde sie langweilig werden. Ich hatte noch so viele Gedanken im Kopf, die ich aber nicht mehr reingepackt habe. Denn wer hört schon gern den Selbstgesprächen eines Selbstmörders zu? Deshalb bin ich auch nicht tiefer gegangen und der Prot. bleibt ein Gesicht in der Masse. Man würde ihm auf den ersten Blick nichts anmerken, was er vorhat und wie es ihm geht. Und so ist es (leider) oft in der Realität...

Ich _wusste_, daß dir der Satz mit der Titanic gefallen würde, weil er von dir stammen könnte :-)

Vielen Dank und viele Grüße
Mike

 

"Es ist soweit - ich poste endlich wieder eine Geschichte!", dachte sich Mike und da ihm in den anderen Rubriken der Horror ein bisschen fehlte, postete er seine neuste Geschichte in Alltag...
:D

Es ist schon stark, wie du das Gefühlschaos dieses Mannes so normal an den Tag legst. Seine Gedanken klingen fast schon rational, fast verständlich - und das obwohl sie so schlimm sind.

Die netten Sätze hat Cerberus schon zitiert. Besonders der Vergleich mit dem Styropor-Beton ist cool. Aber auch der Titanic-Satz. Ich glaube ohne den wäre deine Geschichte viel fader, schwächer. Du drückst im richtigen Moment ab. Fast schon schockierend der Satz.

Doch der Gedanke an den Tod lässt mich nicht los, er lies mich nie los.
liesssss...
Wir sind doch alle schon tot und warten nur darauf, an die Reihe zu kommen.
Den habe ich ehrlich gesagt nicht ganz begriffen, bzw. nicht nachvollziehen können. Ich glaube nicht, dass ein solcher Mensch glaubt, bereits tot zu sein. Oder meintest du so gut wie tot?

Von mir aus darfst du auch weiterhin mal wieder hier was posten, aber dir sei bewusst, dass dieser kleine Ausflug hier nicht das Fehlen deiner Horror-Storys entschuldigt, ok?

mfg,

Van

PS: Achja; hallo Mike!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Van, alter Schwede, äh Schweizer *g*

Herzlichen Dank für's Lesen und dein Lob, geht runter wie ein kühles Bier an einem heissen Sommertag *rülps* :-)

Der Satz "Wir sind doch alle schon tot...":

Es ist die Meinung des Prots., daß sowieso alles egal ist, weil er (und alle anderen) schon so gut wie tot sind. Und ist es nicht wirklich so? Klar, wir haben alle noch ein wenig Zeit bis es soweit ist, aber es ist nur aufgeschoben und unausweichlich. Deshalb der Vergleich mit "an die Reihe kommen". Wie im Wartezimmer des Arztes: "der nächste bitte".

Von mir aus darfst du auch weiterhin mal wieder hier was posten, aber dir sei bewusst, dass dieser kleine Ausflug hier nicht das Fehlen deiner Horror-Storys entschuldigt, ok?

Zu Befehl, Sergeant! Eine größere (wird wohl ziemlich lang) Horror-Story ist in Arbeit.

Nur positive Kritiken bisher? Unglaublich! Ich sollte nur noch in Alltag posten ;-)

Viele Grüße und schönen Abend
Mike

 

Hallo Mike!
Auch ich kann nur ein Lob aussprechen! Ich finde deine Geschichte sehr gelungen und konnte mich gut in deinen Prot. hineinversetzen! Du beschreibst seine Stimmung und seine Gefühle echt gut und stellst sie für ihn als ganz normal hin... das finde ich gut.
Es hat mir Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen!
Könnt auch gerne meine lesen! In Alltag-> "Zeit". Würde mich über Kritiken, oder Lob freuen! :-)
Liebe Grüße,

dOminO

 

Lieber Mike!

Jetzt komm ich endlich dazu, meine Versprechen einzulösen, eins nach dem anderen…

Eigentlich gefällt mir Deine Geschichte schon sehr gut, aber ich finde, Du könntest sie auch ruhig noch ein bisschen ausbauen, das würde ihr nicht schaden. Mir persönlich ging es ein bisschen schnell, als der Protagonist plötzlich zum Waffenschrank ging, aber das ist sicher Geschmacksache. Also, es ist schon von der Handlung her alles Notwendige vorhanden und auch stilistisch gut geschrieben, nur eben für mein Empfinden zu kurz angerissen - für das eigentlich schwierige Thema. So geht es mir ein bisschen zu schnell vorbei, um mit ihm mitfühlen bzw. mich in ihn hineinversetzen zu können. ;)

Bei den bereits zitierten Sätzen möchte ich mich dem Lob auf jeden Fall anschließen, die sind Dir wirklich sehr gelungen, besonders der mit der Styropor-Fassade. :)

Aufgefallen ist mir, daß Du die Bezeichnungen Pistole und Revolver für ein- und dieselbe Waffe verwendest – mir hat man einmal erklärt, es gäbe da grundlegende Unterschiede. Wenn Du willst, frag ich dort noch einmal nach, gemerkt hab ich sie mir nämlich nicht…

Der Rest der Reihe nach:

»Zu meinen Füßen liegt Balu, der Familienhund und im Fernsehen«
– Familienhund, und

»Stimmen von Marie, meiner Frau und meinen beiden Söhnen«
– wenn die Frau und Marie dieselbe Person sind, gehört nach Frau ein Beistrich, sonst sind es zwei verschiedene Frauen

»Aber im Lauf der letzten Jahre habe ich zumindest teilweise gelernt, meinen Begleiter zu akzeptieren.«
– „zumindest teilweise gelernt“ klingt irgendwie umständlich, finde ich – Vorschlag: habe ich gelernt, meinen Begleiter immer mehr zu akzeptieren, oder: habe ich versucht/mich bemüht, meinen Begleiter zu aktzeptieren

»Für was morgens aufstehen und lästige Pflichten«
– „Für was“ – evtl. „Wofür“ oder „Wozu“?

»vielleicht schaffe ich es ja sogar mir ein kleines«
– sogar, mir

»Ja, dass habe ich mir eingeredet. Eine Fassade, gebaut aus Styropor, dass man grau angemalt hatte, damit es wie Beton aussieht.«
– beide „dass“ = das
– der zweite Satz klingt ein wenig umständlich, wenn Du z.B. „Eine Styroporfassade, die man grau angemalt hatte, damit sie …“ schreibst, wiederholst Du auch das „das“ nicht

»Aber das ist es nicht, was mich verzweifeln lässt. Er ist es, der mich um den Schlaf bringt. Aber ich stelle mich ihm.«
– Wiederholung von „Aber“ als Satzanfang

»Die Pistole ist im obersten Fach des Wohnzimmerschrankes. Der Schlüssel dazu befindet sich in meiner Hosentasche.«
– „befindet sich“ könntest Du streichen und evtl. einen Satz aus den beiden machen
Im selben Absatz wiederholst Du „die Waffe“, vielleicht kannst Du es ja einmal vermeiden? Mir fallen leider nur wienerische Synonyme ein, die passen nicht in Deine Geschichte…:D

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Domino, Hallo Susi!

Danke euch beiden für's Lesen.

Susi: stimmt, Revolver ist eigentlich die Knarre mit der Trommel, und bei der Pistole hat man ein Magazin, oder? Sollte mehr Krimis kucken :-)

Zu der Länge der Geschichte: natürlich hätte ich sie noch ausbauen können und (wie ich Cerberus schon geschrieben habe) war sie auch ursprünglich länger, habe einiges rausgekürzt. Ich wollte den Leser nicht langweilen, so in der Art seitenlanger Abschiedsbrief. Das Ganze ist eine Momentaufnahme, der letzte Akt sozusagen. Die letzten Gedanken des Prots, bevor er zur Waffe greift.

Ich bin weder Psychologe, noch habe ich selbst so was erlebt, deshalb habe ich mich kurz gefasst um nicht in Klischees abzudriften. Schade das dir alles zu schnell ging. Wenn ich dich wenigstens für zehn Minuten unterhalten konnte, hab ich dennoch mein Ziel erreicht.

Vielen Dank auch für die angesprochenen Fehler, werde mich im Laufe des Tages darum kümmern.

Viele Grüße
Mike

P.S. schön das du wieder da bist :-)

 

Hi Mike,

kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.
In erster Linie aber Häferl.
Ich finde auch, dass Du die Geschichte nicht konsequent genung zu Ende geschrieben hast. Die Idee hätte eine ausführlichere Umsetzung verdient. Ich glaube nicht das sie dadurch langatmiger geworden geworden wäre. Im Gegenteil.
Mit der Rubrik bin ich mir allerdings nicht ganz so sicher, da dies nicht wirklich alltäglich ist. Wäre schlimm, wenn es denn so wäre.
Vielleicht Gesellschaft ?

 

Vor so etwas habe ich mich als Jugendliche immer gefürchtet. So was kommt ja vor. Man hört ja davon, dass Mama oder Papa durchdrehen. Man weiß ja nie, kann nicht vorhersagen, ob diese Angst unbegründet ist.
Du hast die andere Seite dargestellt. Gut, wie ich finde.
Vielleicht ein bisschen zu schnell zum Schluss gekommen. Mehr Nervenkitzel oder Begründung wäre angebracht, sonst ist es nicht so leicht nachzuvollziehen, dass er so entschlossen zur Waffe greift. Ist die Angst vor dem Tod Grund genug, um ihm diesen Schritt entgegen zu gehen? Ich weiß nicht... Vielleicht, wenn Alkohol im Spiel ist oder

Muss ich zustimmend erwähnen:

Zitat:
--------------------------------------------------------------------------------
»Ich bin soweit«, nicke ich ihm zu und er nickt zurück. Auf dem Weg zum Kinderzimmer kann ich die Tränen nicht zurückhalten. Ich höre immer noch das fröhliche Lachen meiner Familie.
--------------------------------------------------------------------------------


Zitat:
--------------------------------------------------------------------------------
Als ich aufstehe, um die Waffe zu holen, wedelt Balu glücklich mit dem Schwanz.
--------------------------------------------------------------------------------


Auch eine atmosphärische Szene, gut eingebettet in diesen Absatz. Aber dass er den Schlüssel zur Waffe in seiner Hosentasche trägt, verdutzt mich schon ein wenig.

Ach ja, was die Rubrik betrifft, ist die Geschichte in ihrer Form ganz gut untergebracht, finde ich. Ein wenig aufrüttelnd passt sie hier her.

Liebe Grüße
Barbara

 

Lieber Mike!

habe ich mich kurz gefasst um nicht in Klischees abzudriften.
Das ist wohl ein Argument, das nicht so leicht von der Hand zu weisen ist. Aber es hat irgendwie was von Schwimmflügeln, und ich glaub nicht, daß Du nicht ohne Schwimmflügel schwimmen kannst. ;)
Also, ich will Dich nicht überreden, aber wenn nur das Dein Grund ist, warum Du es nicht ausführlicher machen willst, dann solltest Du Dir mehr zutrauen. :)

Die Rubrik finde ich auch nicht verfehlt, da sowas doch immer wieder vorkommt, und für die Betroffenen ist es dann Alltag...

P.S. schön das du wieder da bist :-)
Danke, das freut mich. :)

Alles Liebe,
Susi

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Wow! Diese Geschichte hat mich ziemlich überrumpelt. Und blöderweise habe ich schon wieder, bevor ich den Cursor ins Antwortfenster gesetzt habe, die Kritiken zuerst gelesen. Ich weiß doch genau, dass da nichts Gescheites bei rauskommt. Es ist ein Jammer! Egal...

Jedenfalls umgibt diese Geschichte eine ziemlich flache Aura, und man bekommt gar nicht so richtig mit, dass der Prot am (implizierten) Ende seine ganze Familie getötet hat ... und dann kommt das schlechte Gewissen, ihr nicht zur Hilfe gekommen zu sein. Man (=ich) kommt sich irgendwie vor wie Mister Habenichtsgewusst, der jetzt stupefiert die Toten anstarrt. Ich fühle mich als Opfer meines zu schnellen Lesens, aber wie soll ich auch langsamer lesen, wenn ich nicht durch schwere, nachdenklich machende Worte gebremst werde.

Aber genau das! macht für mich die Qualität dieser Geschichte aus. Nennen wir es "unterschwellige Entlarvung der Schein-Normalität".

Mike, Deine Geschichte hätte einen Überrollbügel verdient, aber gut, dass Du ihr keinen gegeben hast.


FLoH.

 

stimmt, Revolver ist eigentlich die Knarre mit der Trommel, und bei der Pistole hat man ein Magazin, oder?
Genau so ist es - hab nachgefragt. ;)

 

Hallo liebe Kritiker!

Freut mich, daß ihr so zahlreich meine Geschichte gelesen habt.

Mehr Nervenkitzel oder Begründung wäre angebracht, sonst ist es nicht so leicht nachzuvollziehen, dass er so entschlossen zur Waffe greift. Ist die Angst vor dem Tod Grund genug, um ihm diesen Schritt entgegen zu gehen?

Es ist nicht nur die Angst vor dem Tod, sondern auch die Gewissheit, daß es sowieso egal ist, was er mit dem Rest seines Lebens anstellt. Dazu hab ich Gründe genannt, wie z.B. die verkorkste Ehe, oder seine baldige Arbeitslosigkeit. Aber stimmt, das hätte ich ausführlicher schildern können.

Aber dass er den Schlüssel zur Waffe in seiner Hosentasche trägt, verdutzt mich schon ein wenig

Das verdutzt dich? Nun, die Waffe befindet sich im Schrank und die Schublade ist abgeschlossen, weil der Prot. verhindern möchte, daß die Kinder rankommen. Deshalb hat er den Schlüssel immer bei sich. Würde ich persönlich auch so machen (wenn ich eine Waffe hätte).

Aber es hat irgendwie was von Schwimmflügeln, und ich glaub nicht, daß Du nicht ohne Schwimmflügel schwimmen kannst.

Du wirst lachen, aber ... ich kann tatsächlich nicht schwimmen :D

@Floh: Besten Dank, auch wenn ich nicht ganz sicher bin, ob das jetzt ein Lob war oder nicht *g*

Ich weiß jetzt auch nicht so recht, ob ich sie nochmal ausführlicher machen soll, oder nicht. Eine Geschichte im Nachhinein nochmal grundlegend zu überarbeiten hat für mich immer einen etwas faden Beigeschmack. Denn die, die sie schon gelesen haben, werden sie wohl nicht nochmal lesen, oder ihnen fällt kein Unterschied zur Urversion auf. Das euch der Text zu kurz war, sehe ich aber als gutes Zeichen. Denn wenn etwas nicht besonders gut ist, dann will man so schnell wie möglich mit dem Lesen fertig werden ;-)

Ich denke, ich werde zu diesem Thema eine längere Geschichte schreiben, vielleicht sogar diese hier als Grundgerüst benutzen. Auf jeden Fall vielen Dank an euch alle. Eure positiven Worte haben mir gezeigt, daß ich nicht nur Horror, sondern auch realitätsnah und gefühlvoll schreiben kann.

Viele Grüße
Mike

 

Hi Mike!

Bin durch Zufall auf diese Geschichte gestoßen, weil ich schon mal was von dir in Horror gelesen habe.

Jedenfalls wollte ich dir sagen, daß mich deine Geschichte sehr nachdenklich gemacht hat! Hab selbst zwei kleine "Racker" daheim und dein so "normal" geschilderter Familienmord wirkt wie ein Schlag ins Gesicht, vorallem da er so plötzlich kommt.

Dein Schreibstil hat mir auch sehr gefallen, Beispiele sind ja schon weiter oben aufgezählt worden.

Marie hatte ich erzählt, sie sei zum Schutz vor Einbrechern, aber auch diese Lüge war nur Teil der Styroporfassade.

Meintest du damit, daß dein Prot. den Selbstmord schon länger geplant hat, und deshalb die Waffe im Schrank lagert?

Klingt es bei dem Thema blöd, wenn ich sage, daß mir die Geschichte gefallen hat?

Wie ich sehe, hat sie eigentlich durchweg sehr positive Kritiken, deshalb würde ich sie auch gern empfehlen.

So, jetzt geh ich erst mal nach meinen Kids kucken ;-)

Viele Grüße
dd999

 

Hallo Mike,

kann mich den anderen nur teilweise anschließen, da ich das Gefühl habe, daß hinter solchen Wahnsinns-Taten mehr steckt, als der Lebensüberdruß.

Du beschreibst einen Menschen, der alles hat:
- Frau
- Kinder
- Haus
- Geld
- Freunde

und doch unzufrieden ist.
Warum?

Warum ist er unzufrieden mit seiner Frau?
Was stört ihm am Job?
Eigentlich nix.
Er hat es gut, ist unzufrieden, aber hat es gut. Es gibt keinen Grund zu gehen.

Die Angst vor dem Tod kommt als Motiv auch nicht in Frage, denn aus Angst vor dem Tod in selbigen zu gehen, ist schizophren und so wirkt der Protagonist nicht auf mich.

Eher macht er den Eindruck eines übersättigten Menschen, der sich an all das schöne gewöhnt hat und nicht in der Lage ist, sich neue Herausforderungen zu suchen.
Aber diese Erkenntnis muß erstmal wachsen. D.h. irgendwie muß er doch etwas versucht haben, anders zu machen. Denn so eine Erkenntnis: am Ende ist alles sinnlos
kommt doch nicht morgens, wenn man aufwacht, sondern muß auf Erfahrungen beruhen. Es muß also ein fatalistischer Denkprozess abgelaufen sein, der irgendwo seine Ankerpunkte hat.
- die Frau ist fett geworden
- beim Job kann er nicht mehr aufsteigen
- die Kumpels sind alt geworden und nicht mehr wie früher etc.

Aber einfach so zu sagen, es ist sinnlos, also beende ich es jetzt, wirkt unmotiviert. Es sei denn, Dein Prot. ist krank (z.B. manisch depressiv), aber dann muß es einen Hinweis geben.
Ansonsten kann ich nicht mal im Ansatz die Gedanken nachvollziehen.
- Ich kann vermuten, daß er so beschränkt ist, daß er nicht in der Lage ist, sich Herausforderungen zu stellen -> dann frage ich mich, wie er im Job erfolgreich ist
- Ich kann vermuten, daß nicht in der Lage ist, Liebe zu empfinden -> dann frage ich mich, wie er es geschafft hat, eine Familie zu gründen, die bisher glücklich ist
- Ich kann vermuten, daß ihn ein Urlaub, eine Begebenheit nicht mehr anhebt -> dann frage ich mich, was er schon alles erlebt hat, daß er so satt ist

Man kann auch nicht sagen:
Heute habe ich schlechte Laune, also laufe ich Amok.

Du versuchst einige Indizien reinzubauen
-> rote Zahlen der Firmen (Zukunftsangst) -> wird aber gleich wieder negiert
-> keine Freude an den Kindern -> kann ich nicht nachvollziehen

Kurz:
Die Entwicklung des Prot. vom normalen Erdenbürger zum (Selbst)Mörder fehlt. Natürlich beschreibst Du nur die kurze Zeit vor der Entscheidung, aber hier muß eigentlich viel mehr Hintergrund rein, der es uns, den Lesern, ermöglicht, die Sache ansatzweise nachzuvollziehen oder zu erkennen, wo der Prot. falsch abgebogen ist. Hier käme dann praktisch auch die Intention des Autors rein, was im allgemeinen oder speziellen Fall schief gelaufen ist.
Dein derzeitiges Motiv: "Wir werden sowieso alle sterben" ist kein Motiv, sondern eine oberflächliche Rechtfertigung Deines Prots. Im Unterbewußtsein, muß viel mehr vorhanden sein, um solche Dinge in Gang zu setzen, wie Du sie beschreibst.
Ich will wissen, warum er nicht einfach wegfährt und nicht mehr wiederkommt. Denn das könnte er auch machen und das wäre auch ziemlich krass, müßte auch begründet werden, aber würde hier für mich mehr passen.

Dein Stil ist routiniert und sicher. Aus meiner Sicht wäre es an der Zeit, tiefer in die Psychologie Deiner Prots vorzudringen und als Autor auch Ursachen aufzudecken und/oder Lösungen aufzuzeigen.

Grüsse
mac

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom