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Copywrite Ich fliege in die Sonnennacht

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19.05.2015
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Ich fliege in die Sonnennacht

Obwohl er ein wankender, knorriger Ast mit Furchengesicht ist und nach vertrockneten Christbaumnadeln und Rasiercreme riecht, fühlt sich Pagel babyweich an, nicht überall, aber an der Stelle oberhalb der Achseln, am Ansatz der Arme. Wenn ich ihn dort, anfasse, sie bestreiche, als wolle ich ein Butterbrot schmieren, schwebe ich wie ein Luftkissen über einem wellenlosen See. Pagel sagt nichts und wartet, bis ich über den Hals gleite und er die Schleierwasseraugen verdreht. Seufzer kriechen in meine Ohren, als wolle er seine Seele zum Himmel schicken. Manchmal muss ich die Tränen zurückhalten, so viel Glück strömt dann zu mir.

Ich schließe die Augen und denke an die erste Begegnung mit Pagel, sehe ihn vor mir, wie er mir entgegenrollt, das elfenbeinerne Hemd leuchtet, das Zittern der Hände nicht verbergen kann. Er öffnet den Mund, als ob er etwas sagen wolle, fährt mit dem Rolli vor und zurück, bis es aus ihm herausquillt, Worte, die er sich lange zurechtgelegt haben muss. Ich besuche einen Heimbewohner, das wisse er, und ob ich meine Künste auch bei ihm anwenden könne, auch wenn er kein Ex-Minister sei, so wie der Herrndorf aus Zimmer 104. Dabei blickt er zur Seite, wieder zu mir, und setzt sein Sonntagslächeln auf, prüft meine Reaktion, entspannt die Gesichtsmuskeln, bis ich ihm die blassrosa Visitenkarte in die Hand drücke und er einen Luftzug des Fliederparfüms, das ihn umwölkt, zu mir herüberschickt. Ich drehe mich weg, steige ins Auto ein und spüre lange seinen Blick im Nacken. Zwei Wochen später besuche ich ihn, massiere seine schlaffen Muskeln. Pagel spricht praktisch nichts. Alles, was er sagen will, drücke er mit einem kaum erkennbaren Zucken der Lider aus. Er vertiefe sich, verwandelt sich in den Mann, der er vor langer Zeit war, den aufrechten, schönen Edelmann, und ich wünsche mir, ich könnte neben ihm einschlafen, wieder aufwachen und sähe genau diesen Ich-will-dir-die-Sterne-vom-Himmel-holen-Blick auf mich gerichtet, wenn ich die Augen öffne.

***

„Sie is wech, die Streichlerin!“, sagt der Hohenegger.
„Ne, ne, die kommt wieder“, antwortet Pagel.
„Woher weeste ded denn?“
„Die Vögelchen kommen im Frühjahr auch zurück.“
„Träumer!“
Pagel singt fröhlich: Ein Vogel wollte Hochzeit machen in dem grünen Walde. Fidirallala, fidirallala, fidirallalalala.


***​

Ich bin wie eine Hure, verkaufe mein Herz, versklave meine Seele stundenweise. Wenn ich den Pagel, den Ex-Minister, die anderen besuche, das Geld im Umschlag bereitliegt, stecke ich alles, was ich habe, meine ganze Energie, in meine Finger und Hände, vergesse die welken Körper, die sich vor mir ausstrecken, will aus den Hüllen das Schöne herauslocken, das verborgene Kind.

Ich träume vom Küssen, von einer Zitterzunge, die meinen Mund füllt, über meinen Hals streicht, mich aus der Schneckenhülle befreit, mich lockt, mich fordert. Wenn es dann so weit ist, wenn ich einen finde, krieche ich wieder zurück, traue mich nicht, auch wenn ich es immer wieder probiere. Stattdessen rieche ich an ihnen, stecke meine Nase in ihren speziellen Duft, um ihn für immer bei mir zu tragen und gebe ihnen nichts außer der klaffenden, pochenden Öffnung zwischen meinen Beinen. So war es auch mit Max. Er umschlich mich wie eine Katze, die darauf wartet, dass ein Mäuschen aus dem Bau huscht, trank Bier, spielte auf der Gitarre irgendwelches Flamenco-Zupf-Zeugs und roch nach Quitten, Seealgen und dem Moos des Waldes. Manchmal lächelte er mich an und ich wagte einen kurzen Blick in seine Augen.


***​

Der Max steht total auf die Nina. Und sie auf ihn, obwohl sie sich zurückhält, die Schüchterne gibt. Ihr Verhalten verrät sie. Da kann sie nichts gegen machen. Diese dahingeworfenen Blicke, die beiläufig und abschätzend wirken sollen und über seinen Hintern und die Muskeln geilen. Manchmal läuft sie an ihm vorbei, wirft den Kopf zurück, drückt das Kreuz durch, damit sie noch größer wirkt, tänzelt mit ihren langen Beinen, zeigt alles, was sie hat und genießt seine Blicke. Manchmal hat sie diesen Tunnelblick, wie eine Autistin, die sich für gar nichts interessiert, völlig in sich selbst gefangen ist. Besonders wenn sie schwimmen geht, das Wasser aufspritzen lässt, sich richtig verausgabt, aus dem Wasser steigt, ein verzücktes Lächeln aufzieht, sich klein macht, als sie zu ihrem Zimmer geht. Außerdem widerspricht sie sich dauernd.
„Rike, du bist dumm! Eine Beziehung ist komplett oldschool. Ich will feiern, frei sein und ficken, wen ich will“, sagt sie zu mir.
Wenn ich ihr dann erzähle, dass ich mir einen guten, treuen Mann, Familie, Kinder und ewiges Glück wünsche, fängt sie an zu träumen, komplett romantisch, so Romeo-und-Julia-mäßig.
„Man muss verschmelzen können mit dem Liebsten, alles andere ist sinnlos.“
Ich setze einen Käsekuchen plus eine Flasche Secco darauf, dass sie was mit Max anfängt. Sie schlägt ein.


***​

Tagelang streifen wir uns, füllen die Luft mit unseren Sehnsüchten. Ich zerfließe an den Glanzblicken seiner grüngesprenkelten Augen, stelle mir vor, wie Max auf dem Bauch liegt, die Beine eng beisammen, die Wadenmuskeln schimmern durch und der Hintern wölbt sich obszön, sodass ich reinbeißen und das Fleisch schmecken möchte. Ich lege mich auf ihn, reibe mich an ihm. Zwischen uns bloß ein zarter Schweißfilm.

Max drückt mir eine Bierflasche in die Hand. Die Flasche Wein, die ich mir für den Abend extra gekauft habe, vereinsamt in meinem Zimmer. Es läuft mit Max ganz anders, schlichter, realer, enttäuschender. Er riecht nach Nivea-Creme. Sein Körper fühlt sich haarlos, fein, ein wenig schwabbelig an. Ich entere seine Mundhöhle mit meiner Sehnsuchtszunge, pelle ihn aus den Kleidern, lasse mir Zeit, lege beide Hände auf den Rundhintern, spreize die Finger und freue mich über den Sekundenabdruck, der sich augenblicklich bildet. Danach berühre ich ihn nicht mehr. Sein Schwanz gleicht einem zu dick geratenen Bleistift, gerade an ihm abstehend, pulsiert und drückt sich an meinen Bauchnabel. Er gleitet in mich, keucht. Ich schreie, werfe mich ihm entgegen und komme, noch bevor er sein Lavazeug in den Gummi spritzt. Die aufgestaute Sehnsucht ergießt sich, ein Lustballon, aus dem die Luft entweicht. Ich unterdrücke die Tränen der Enttäuschung und beschließe, am Morgen längs durch den See zu schwimmen.

***​

Eine ganze Woche lang habe ich ein Bier nach dem anderen getrunken, auf der Gitarre geklimpert und wegen Nina darauf verzichtet, die Urlauberinnen anzugrinsen. Dann hält sie es selbst nicht mehr aus. Am letzten Abend, bevor wir alle weiterziehen, quatscht sie davon, dass sie lieber Wein trinkt, will das Bier nicht nehmen, das ich ihr reiche, bis ich beschließe, schlafen zu gehen. Keine zehn Minuten später öffnet sie meine Tür, lässt den Bademantel fallen und kommt mir entgegen, völlig nackt, sagt gar nichts, zieht mich aus, rollt sogar die Socken runter, berührt mich überhaupt nicht, steckt mir die Zunge bis zum Gaumen in den Mund, packt meinen Schwanz und versenkt ihn. Ich mach sie richtig fett weg, genieße es, weil sich ihre Muschi wie eine warme Höhle anfühlt, wie Heimat. Sie seufzt, schreit und murmelt ununterbrochen, streckt mir ihr Becken, ihren Hintern entgegen. Ich verstehe nicht, was sie flüstert. Fickausdrücke sind es nicht, klingt nach Namen, nach Orten. Dass ich in ihr bleibe, bis das schwarze Kondom knistert, verwirrt mich total, aber ich kann nicht anders, will mich gemütlich einrichten, bis ich wieder Lust bekomme. Ich nehme ihre Hand, streichle ihre dünnen Finger. Sie reagiert nicht, steckt die Nase in meine Achselhöhle, schaut aus dem Fenster und flüstert was von den Sternen. Nach einer Weile schiebt sie den Schwanz aus sich heraus, wischt ihn mit dem Bettlaken ab, ganz sorgfältig, zieht die Vorhaut zurück, tastet über das das rosa Fleisch, die Adern, die unter der Haut hervortreten. Sie hält ihn, spielt mit ihm, zögert, als wolle sie ihn doch noch in den Mund nehmen, und streift ein Kondom drüber. Dabei schaut sie mich unentwegt an, ohne etwas zu sagen, und setzt sich auf mich, bestimmt den Rhythmus. Danach schläft sie ein, kuschelt sich eng an mich und ich wünsche mir, dass wir morgen Hand in Hand am See spazieren gehen. Nina bleibt nicht bei mir. Als ich aufwache, ist sie verschwunden und mein Lieblingspullover fehlt, ein scheißteures Kaschmir-Ralph-Lauren-Teil. Keine Ahnung, was mit Nina los ist. Ich meine, die ist echt gestört.


***

Am Morgen gleite ich in den Nebelsee. Max schläft. Tau perlt auf den Gräsern. Ich schwimme langsam, belausche das Gurgeln, das ich erzeuge, und spüre mit jedem Armzug, mit jedem Beinschlag die Wellen, die sich bilden, weil ich das Wasser bedränge.
Ich fröstle, als ich zum Ufer zurückkehre und mich schüttle. Ein älteres Pärchen kommt mir Hand in Hand entgegen. Ein Ich-bin-ein stolzer-Bierbauchpapa tobt mit seinen Kindern auf einer Luftmatratze. Zwei Hängebusenfrauen sitzen auf dem Steg und schnattern über schwarze Kondome. Drei Jungs mit Taucherbrille und Schnorchel suchen Gold im wirbelnden Sandgrund. Ein Mann, der wie eine Insel im Wasser steht, glotzt mir nach. Ich denke an Ivo, schreibe ihm eine Nachricht.


***​

Sie hat sich gemeldet, nach ganzen zwei Jahren. Ich dachte, sie hat mich längst vergessen und den Jugo-Kroaten, den Halbkanaken Ivo, gegen was Besseres, eingetauscht, gegen einen Max oder Paul wahrscheinlich. Sie will mir den Pullover wiedergeben, den sie mir geklaut hat, der mich an Zagreb, an den Laden in der Nähe unserer Wohnung erinnert, an die Johannisbeeraugen meiner Mutter, die ihn mir schenkte, damit ich es im Westen warm habe. Wir könnten uns in Genf treffen, textet sie. Sie habe die Berge satt, den Jura, die Residenzen für alte Leute, die eiskalten Seen und müsse in die Stadt. Ich will sie wiedersehen, das steht fest. Allein, um zu erfahren, was das war zwischen uns. Dabei lässt sich Nina irgendwie mit einem Eisberg vergleichen, jahrtausendealtes gefrorenes Gletschereis, zum größten Teil unter der Oberfläche verborgen. Und das, was aus dem Wasser herausragt, zerschmilzt in der Sonne. Ein rätselhaftes Wesen, das sich von anderen ernährt, groß, skinny, ellenlange Beine, A-Cup, schimmernde Augen, die pausenlos umherirrten.
Wir kamen einander bei unserem ersten Treffen zaghaft, richtig behutsam näher. Während der Bergtour, eine Woche zwischen La Dole, Dent de Vauilon und Grand Colombie, spürte ich ihren Blick ständig, viel intensiver, als ein Teilnehmer normalerweise zum Bergführer schaut, so sehr, dass es die anderen bemerkten. Ein Deutscher, Klaus, sprach mich darauf an und ich nickte, lächelte und ging weiter. Wir hörten die Rufe der Eulen, Bussarde, Wölfe, trafen auf Gämsen und Böcke, rochen das Gebirgsgras, die Kräuter und Blumen, die dazwischen wuchsen. Am zweiten Tag der Tour liefen Nina und ich nebeneinander. Ich zeigte ihr die Vegetation und die Spuren der Tiere, die unseren Pfad kreuzten, erzählte ihr von den Schakalen in meiner steinigen Heimat, von den Römervillen und den alten Leuten in den Dörfern, die vor ihren Häusern saßen und darauf warteten, dass ein Auto vorbeifuhr oder ein Nachbar sie besuchte. Sie hörte zu, wedelte mit den Armen, streifte mich, bis sie selbst etwas sagte. Nina klang wie ein fröhlicher Bergbach. Sie sprach über Kinderferien am Meer, in den Bergen, über Skifahren und Reiten und eine unbeschwerte Kindheit im selben Ton wie über das Heim, in dem sie lebte, nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Bären sahen wir nicht, obwohl Nina fest daran glaubte, dass sie einem begegnen würde. Ich sagte ihr, dass wir Schakale hören würden, sobald die Nachtstille sich über das Tal legt. Neben der Hütte, in der wir übernachteten, verlief ein Bergkamm. Wir beschlossen, um Mitternacht loszuziehen. Ich zog die Thermojacke an und lieh ihr meinen dicken Pullover. Wir setzten uns auf einen Felsbrocken und warteten, lauschten in die Dunkelheit, schwiegen, weil wir das Wild nicht vertreiben wollten. Irgendwann nahm sie meine Hand, drückte sie fest. Später flüsterten wir, erzählten uns Geschichten, alles, was uns gerade einfiel. Wir kicherten und tranken von dem Whiskey, den ich in den Flachmann gefüllt hatte. Wir haben die Bären und Schakale verpasst. Ich küsste sie, bevor sie zu ihrem Schlafsack trottete, der weit entfernt von meinem ausgebreitet war, und nahm ihre Lippen mit in den Schlaf. Die Spannung, die seit dieser Nacht zwischen uns knisterte, entlud sich erst, als wir wieder in Genf ankamen. Sie stieg zu mir ins Auto. Wir fuhren zu dem Mietshaus, in dem ich wohne, nahmen den Aufzug in den achten Stock, ohne uns anzusehen oder zu berühren. Die Tür schloss sich hinter uns. Wir schliefen keine einzige Minute in dieser Nacht. Sie schaute mich mit ihren riesendunkelblauen Augen an, küsste meine Ohren, hielt krampfhaft meine Hand, wollte mich nicht loslassen und konnte es kaum fassen, dass ich aufstehe, um ohne sie zur Toilette zu gehen. Dennoch war sie am nächsten Tag weg. Die Erinnerung an ihren Geschmack, ihren Geruch schlummert seither in mir, eintätowiert und verborgen.

***​
Ich fliege in den Wald, raus und weg von allem, knirsche barfuß über Äste und Laub. Die Erinnerungen wachen über das Mondgeheul meiner Gedanken. Ich schreite der Sonnennacht entgegen, beobachte die Eichhörnchen, wie sie sich in den Wipfeln einen Unterschlupf bauen, atme die Luft ein und werde zu Ivo fahren, auf dem kürzesten Weg. Pagel besuche ich im Frühjahr, wenn die Vögel fröhlich singen.

 

Ich mach sie richtig fett weg, genieße es, weil sich ihre Muschi wie eine warme Höhle anfühlt, wie Heimat.

Ich noch ma',

bevor sich die Nebel lichten und ich trunken von dem Text mich um Guido und vor allem Frauchen kümmer,

liebe Isa,

zum "elfenbeinern" das bei allem Wohlwollen Ernsts nun mal nicht "elfenbeinfarben" bedeutet, sondern schlicht "aus Elfenbein", dem Zahnbein des Elefanten (ahd. "helfantbein" = Elefantenknochen, mhd. "helfenbein"), eine Substanz, die auch bei anderen Säugetieren vorkommt.

Was Du tatsächlich üben musst, ist die Zeichensetzung in längeren (sind ja noch nicht kleist'schen Formats) Satzkonstruktionen, wenn i. d. R. eine Konjunktion den Hauptsatz fortsetzt, wie hier das "und"

Dabei blickte er zur Seite, wieder zu mir[,] und setzte sein Sonntagslächeln auf, ...
("Dabei blickte er zur Seite und setzte sein ...")

Sie hält ihn, spielt mit ihm, zögert, als wolle sie ihn doch noch in den Mund nehmen[,] und streift ein Kondom drüber. Dabei schaut sie mich unentwegt an, ohne etwas zu sagen[,] und setzt sich auf mich, bestimmt den Rhythmus.

Am Morgen gleite ich in den Nebelsee. Max schläft. Tau perlt auf den Gräsern. Ich schwimme langsam, belausche das Gurgeln, das ich erzeuge[,] und spüre mit jedem Armzug, ...

Ich küsste sie, bevor sie zu ihrem Schlafsack trottete, der weit entfernt von meinem ausgebreitet war[,] und nahm ihre Lippen mit in den Schlaf.

Hier schnappt die Fälle-Falle zu
Besonders wenn sie schwimmen geht, das Wasser aufspritzen lässt, sich richtig verausgabt, aus dem Wasser steigt, ein verzücktes Lächeln aufzieht, sich klein macht und in ihrem Zimmer verschwindet.
wenn sie "in ihrem" Zimmer verschwindet - über ihre magischen Kräfte wissen wir nix (ob sie nun eben in ihrem Zimmer ist oder nicht), aber dass sie "in ihr Zimmer" geht und darin "verschwindet" schon. Etwas weiter unten geht's doch
..., will das Bier nicht nehmen, das ich ihr reiche, bis ich auf mein Zimmer verschwinde.

Nicht wegen des "um", das ja auch ein "gegen" sein könnte, sondern wegen der Abhänigkeit des Infinitivs von der Mitternacht ist m. E. hier das Komma zu setzen
Wir beschlossen[,] um Mitternacht loszuziehen.

Ach, was sehn ich mich nach dem Äppelwoi-Dialekt ... Berliner Schnauze ist ja nur'n schwaches Abbild des Ruhrlateins ...

Bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims,

wie gut, dass du diese Version ausgearbeitet hast.

Ich konnte dem Text zunächst nicht viel Positives abgewinnen. Zum einen fand ich es respektlos den Originaltexten gegenüber, so als ob man wie aus einem Steinbruch herausschleppen dürfe, was man brauchen könne. Das ist wohl ein grundsätzliches Problem im Copywrite. Zwar heißt es, man könne als Autor Texte sperren, aber es steht ja nirgends, dass man sich in jedem Fall vorher verständigen müsse.

Die Kombination aus beiden Texten hat sich mir da noch nicht erschlossen. Und an einer Schlampengeschichte habe ich kein Interesse, wenn ich nicht erfahre, warum und wie eine weibliche Seele so verstört wurde. Denn verstört ist sie doch, wenn sie am glücklichsten ist, alte Männer wie Babys zu streicheln und verwöhnen, andererseits Männer wie Max auszubeuten und sich als Erinnerung ein Kleidungsstück mitzunehmen.
Aber gut, die Zerissenheit und Widersprüchlichkeit Ninas, verbunden mit utopischen Glücksvorstellungen kommt jetzt gut zur Geltung, und damit hast du für mich eine interessante Figur kreiert.

Richtig gut finde ich, dass du die beiden Dialoge auf das Nötigste eingedampft hast, gerade so viel, um den Zusammenhang zwischen den beiden Vorlagen plausibel zu machen.

Auch hast du deine Experimentierfreude im Formulieren für mein Gefühl wieder etwas gezähmt. Für mich - aber das muss nicht jeder so sehen - gewinnt der Text an Klarheit. Weniger ist mehr, das ist ja eher meine Devise beim Schreiben.
So wie der Text jetzt dasteht, kann ich ehrlich sagen, ja, er gefällt mir.

Freundliche Grüße
wieselmaus
,

 

Hallo Isegrims,

als ich erste Fassung gelesen, na ja eher überflogen hab, hab ich gedacht: Äh ja, das ist also Kunst, auf welchem Planeten bin ich da gelandet?
Deswegen wollte ich dir jetzt einen Verriss schreiben. :D Nee, Quatsch, natürlich nicht!

Aber beim Lesen der aktuellen Fassung war ich dann doch angenehm überrascht. Deine Erzählsprache gefällt mir. Da hast du echt viel Arbeit reingesteckt, oder?

Außerdem widerspricht sie sich dauernd.

Deine Nina ist schon eine! Ich finde es sehr sehr wichtig, dass dieser Satz drin ist, wirklich. Ich hoffe, der bleibt. Da baust du mir als Leser eine dezente Brücke. Nein, es ist kein Zaunpfahl. Aber es hilft mir, zu kapieren, dass es da um eine geht, die ein bisschen kompliziert ist. Oder die noch nicht zu sich selbst gefunden hat.

schwebe ich wie ein Luftkissen über einen wellenlosen See.

Vielleicht spitzfindig: Schweben ist für mich passive Bewegung, daher kann für mich nur "über + Dativ (Ort)" folgen, und nicht "über + Akkusativ (Bewegungsrichtung)", daher: "über einem wellenlosen See".

Ich schließe die Augen und denke an die erste Begegnung mit Pagel, sehe ihn vor mir, wie er mir entgegenrollte, das elfenbeinerne Hemd leuchtete, das Zittern der Hände nicht verbergen konnte.

Ich schließe mich meinen Vorrednern an: Das "wie" muss für zu vieles herhalten. Und ein "elfenbeinfarbenes" Hemd gefiele mir besser.

und er einen Luftzug des Fliederparfüms, das ihn umwölkte, zu mir herüberschickte.

Wie viele Männer riechen nach Flieder? Ist das nicht ein typischer Frauenduft?
Und im ersten Satz riecht er schon nach Christbaumnadeln und Rasiercreme, was mir persönlich viel viel realistischer erscheint.

und roch nach Quitten

:Pfeif: Ich kenn noch jemanden, der nach Quitte riecht ... (Lukas aus Kirchenschatten)

Manchmal hat sie diesen Tunnelblick, wie eine Autistin, die sich für gar nichts interessiert, völlig in sich selbst gefangen ist.

Das Hantieren mit medizinischen Begriffen ist so eine Sache. Dass Autisten sich für gar nichts interessieren stimmt nicht! Ich würd den ersten Teil des Relativsatzes weglassen, also: "wie eine Autistin, die völlig in sich selbst gefangen ist". Oder, wenn du drauf bestehst, dann würde ich es relativieren, also schreiben: "die sich scheinbar für gar nichts interessiert".

ich wünsche mir, dass wir Morgen Hand in Hand am See spazieren gehen.

An der Stelle wird morgen kleingeschrieben.

Ein rätselhaftes Wesen, das sich von anderen ernährt, groß, skinny, ellenlange Beine, A-Cup, schimmernde Augen, die pausenlos umherirrten.

A-Cup: Wie viele Männer denken in den Cup-Kategorien A, B, C ..., wissen überhaupt, wie die Größen von BHs eingeteilt werden? Ich glaub, Ivo würde das anders beschreiben, jetzt lach nicht, irgendein Obstvergleich, so klein und rund wie Aprikosen? Ja, ist schwierig. So, wie es jetzt da steht, ist es natürlich sehr griffig, aber ganz ehrlich, hier bin ich mir 100% sicher, dass mir das eine Frau erzählt.

Sie sprach über Kinderferien am Meer, in den Bergen, über Skifahren und reiten und eine unbeschwerte Kindheit im selben Ton wie über das Heim, in dem sie lebte, nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren.

Reiten wird großgeschrieben.
Und das mit dem Heim, das ist mir jetzt too much. Das soll wieder so ein Erklärungsversuch sein, warum ist die so 'anders'. Ich persönlich fänd es besser ohne. Man braucht kein Heim, um so zu sein, wie Nina ist.

Wir beschlossen [,] um Mitternacht loszuziehen.

Ein Komma fehlt.

Ich schreite der Sonnennacht entgegen, beobachte die Eichhörnchen, wie sie sich in den Wipfeln einen Unterschlupf bauen, atme die Luft ein und werde zu Ivo fahren, auf dem kürzesten Weg.

Diese Aufzählung und dann im letzten Teil das Futur, mir ist das zu ungelenk. Gerade an dieser exponierten Stelle: Der vorletzte Satz. Und der Satz, der den Titel der Geschichte aufgreift. Hm. Würde ich noch mal überdenken, ob du das auseinanderdröseln kannst. Sorry, hab jetzt keinen Quickfix dafür.

Ja, also das sind jetzt nicht so meine persönlichen Lieblingsthemen, die du hier behandelst, aber ich find schon, dass du das schön umgesetzt hast.

LG, Anne

 

Hi Fliege,

ach wie habe ich mich gefreut, dass der Text dich berührt hat. Ohne deine so schönen Vorlagen, gäb's ihn ja gar nicht, keine Nina, keinen Pagel, keinen Ivo, keinen Max.

Gleich mal vorneweg:

Am Feuer sitzt Peer. Er hilft mir, die Weinflasche zu öffnen. Ein Däne mit halblangem Haar und wettergegerbtem Gesicht. Mein Englisch bröckelt in Wortfetzen, die er geduldig zusammenfügt. Wir teilen seine Tütensuppe und meinen Wein. Seit drei Tagen ist er unterwegs. Stolz erzählt er von den Schwarzbären, die er beobachtet hat.
„Bären? Hier gibt es Bären?“ Ich will das nicht glauben.
„Sicher.“ Aus seinem Munde klingt es so normal, als würden wir über Mäuse reden.
„Hast du keine Angst?“
„Mach Lärm, wenn du das Gefühl hast, sie kommen dir zu nahe. Aber man braucht schon viel Glück, sie überhaupt zu sehen. Sie meiden die Menschen.“
„Aha“, nicke ich und bin bereit, auf das Bärenglück zu verzichten.
das Bärenmotiv stammt aus einem älteren Text von dir: das Bild des Tigers, übrigens auch eine starke Geschichte. Eine kleine Anspielung, nur für dich sozusagen, ich wollte sie eigentlich nach einem Falken suchen lassen.
Bären sahen wir nicht, obwohl Nina fest daran glaubte, dass sie einem begegnen würde.
Anleihe aus einem dritten Text, oder Zufall?

Du lobst den Text so ausführlich, das mag ich nicht alles wiederholen, das genieße ich ganz still. Kennst du das? Manche Stellen, die graben sich beim Schreiben tief ins Herz, besonders Tränen und Glücksstellen. Du zählst sie alle auf.

Bis auf die Dialoge, die sind grottig. Na gut, ist vielleicht zu hart, ich finde sie jedenfalls nicht gelungen.
die Dialoge habe ich mittlerweile stark verkürzt und in den Text integriert, gefällt mir jetzt selbst viel besser, die waren bisschen eirig.

Ja. Die Alten sind nicht gefährlich. Die können ihr nicht das Herz brechen. Sie erfüllt Sehnsüchte, die Männer sind ihr dankbar. Punkt. Ende. Aus. Sie kann Kommen und Gehen wie es ihr beliebt. Keine Verpflichtungen.
ich glaube so empfindet Nina, ja.

Ja, irgendwie macht sie da dicht. Sie hat Sehnsucht, will körperliche Nähe, aber alles was danach kommt, was mit der Nähe kommen könnte, davor hat sie Angst. Im Gegensatz zu den Alten. Da gibt es kein danach. Da ist alles hübsch sauber durch die Umschläge vertraglich abgemacht.
von dieser unerfüllten, vielleicht für sie unerfüllbaren Sehnsucht erzählt der Text, lieben zu wollen, unbedingt, aber ob sie es schafft?

Das klingt hart nach Männerphantasie, irgendwie. Sie nimmt mich, alles beschränkt sich auf den Akt als solches, mehr Dusel braucht's eigentlich auch nicht. Das ist hart und begehrlich zugleich. Da schwingt etwas mit, was man so nicht erwartet, nicht dem "normalen" Muster entspricht. Das ist neu und aufregend. Anders halt. Jetzt könnte man Nina eine Masche unterstellen, funktioniert, bin ich mir sicher, sich mal eben einen Mann nehmen, lassen sich Männer zu gern gefallen.
das ist ihr stärkster Schutzschild. Je mehr sie die Männerfantasie erfüllt, desto unsichtbarer, unberührbarer wird sie selbst.

Ja, wenn das am nächsten Tag so läuft, dann kann man sich schon mal benutzt fühlen. Scheiß Gefühl. Ich kann Max seine Verärgerung gut nachvollziehen.
:Pfeif: die Mäxchen dieser Welt eben.

Und doch geht sie. Ich weiß nicht, ob Du mein Thema mit übernommen hast, könnte sein, muss nicht. Nina ist auf jeden Fall die ambivalente Figur, das macht sie spannend für mich als Leser. Man wird aus ihr nicht schlau, der Leser nicht, die Männer, auf die Nina in der Geschichte trifft, nicht.
deine Nina ist auch ambivalent, ebenso rätselhaft und doch anders.

Im vorletzten Satz schwingt eine Hoffnung auf ein Happy End für Nina mit. Der letzte Satz macht es wieder zu nichte. Ich mag es .
sie weiß ja selbst nicht, wie es kommt.

PS: Bisschen ist der Text wie ein Roadmovie durch die Betten. Finde ich übrigens sehr cool, so als Ansatz
;) guter Gedanke, machen wir ein Copywrite draus?

sehr gern gelesen,
:Pfeif:

Liebe Grüße
Isegrims

 

Hey Isegrims,

Gleich mal vorneweg:
das Bärenmotiv stammt aus einem älteren Text von dir: das Bild des Tigers, übrigens auch eine starke Geschichte.
Schon klar, woher das kommt. Deshalb fragte ich ja, ob es Zufall oder eine Anleihe war. Denn wenn Anleihe - wie könnte ich je den Dänen in der Schutzhütte vergessen, wo wir hier doch beim Bettenmovie sind ;).

Kennst du das? Manche Stellen, die graben sich beim Schreiben tief ins Herz, besonders Tränen und Glücksstellen.

Kennen wir alle, würde ich behaupten.

die Dialoge habe ich mittlerweile stark verkürzt und in den Text integriert, ...

Ja, besser.

Und ich bin für das elfenbeinerne Hemd. Jeder weiß, was gemeint ist und wenn man versteht, ist gut. Im Ernst, ich lese gerade das neuste Buch von Zuza Bánk. Ich liebe die Frau ja. Und gestern dachte ich so, hier würde man ihr jeden zehnten Satz ankreiden, weil sie mit Worten spielt, sie verdreht, neu zusammensetzt. Aber man versteht, was sie sagen wollen und es macht einfach eine irre Freude. Irgendwann werde ich mir ein Bánk-Wörterbuch zurechtbasteln ;).
Also meinen Strich bitte auf die pro Seite von der Liste.

Schönen Abend Dir, Fliege

 

Liebe barnhelm,

wie immer bin ich dir sehr dankbar für deinen Kommentar. Du liest und beschreibst Texte auf eine besondere Art: ich schlucke, das Herz schlägt höher, ich brauche ein paar Tage, bis ich genau lese, was du schreibst und nehme dann doch eine ganze Menge mit. Selbst wenn ich deine Einschätzungen naturgemäß nicht vollständig teilen kann. :shy:

Am besten gehe ich auf die einzelnen Punkte ein, die du ansprichst.

eine Prostituierte, die gegen Bezahlung zu alten Männern ins Altenheim geht und ihnen hilft, mit ihren immer noch vorhandenen sexuellen Bedürfnissen fertig zu werden, andererseits ist sie aber auch viel mehr.
nein, sie streichelt sie ja nur, ich beschreibe nicht mehr, aber ja: sie gibt alles, ihr Herz vor allem, was viel mehr sein kann als Bedürfnisse zu befriedigen.

Damit endet (bis auf die Erwähnung im Schlusssatz) das Copywrite der ‚Streichlerin’. Ich frage mich, warum du diese Geschichte mit aufgenommen hast. Denn, damit das einen Sinn ergibt, muss Nina eine besondere Qualität bekommen, darf sie ihre Dienstleistung nicht nur als solche betrachten, sondern muss völlig in ihrer Aufgabe aufgehen (s.o.). In diesem Berliner Altersheim gelingt ihr das, in den ‚Residenzen’ der reichen Alten macht es ihr wohl weniger Spaß:
sie hat so schöne Gedanken, tief im Inneren, diese Nina beschreibe ich (und übrigens darf genau deshalb gerade der erste Abschnitt überhaupt nicht fehlen. Die sprachliche Form passt zu ihrer Seele.

Auch der Dialog mit dem Kinderlied ist ein Kleben an der Vorlage und transportiert eigentlich nur die Mitteilung, dass Nina wohl im Frühjahr wiederkommen werde. Ich würde ihn streichen und darüber nachdenken, ob es dieser Pagel-Facette Ninas eigentlich bedarf.
den Pagel braucht es schon, den Dialog, beide Dialoge, habe ich stark gekürzt (wie du schon angemerkt hast), danke der Hinweise von dir und den anderen.

Diese Nina sitzt in einem Schneckenhaus und möchte aus diesem befreit werden, kann es aber nicht, weil sie sich wieder zurückzieht, sich nicht traut.

… mich aus der Schneckenhülle befreit, mich lockt, mich fordert. Wenn es dann so weit ist, wenn ich einen finde, krieche ich wieder zurück, traue mich nicht, auch wenn ich es immer wieder probiere.
Das kommt der Nina der Vorlage sehr nahe.

das stimmt, dennoch unterscheiden sie sich deutlich.

Keucht dieser zu dick geratene Bleistift? Über diesen Satz müsstest du überhaupt noch einmal nachdenken, denn auch die Verben ‚gleichen, abstehen, pulsieren, drücken, gleiten, keuchen’ können sich mMn nicht auf dasselbe Subjekt beziehen.
sicher, ich gebe dir recht, aber die Vorstellung des keuchenden Bleistiftes mag ich. :Pfeif:

Den ‚Lustballon’-Lacher finde ich allerdings recht deplatziert.
muss ich drüber nachdenken, war so ein Bild, das mich amüsiert hat.

Längs, nicht quer und auch nicht diagonal. Warum so genau?
ließe sich vielleicht streichen, aber ich will ausdrücken, dass sie die weiteste Strecke schwimmt.

Es fällt mir schwer, Ninas Reaktion an dieser Stelle zu verstehen: Sie ist befriedigt und doch enttäuscht. Denn im Gegensatz zur Nina der Vorlage ist sie – so verstehe ich zumindest deine Adaption – kein asexuelles Wesen, was sich zum Sex zwingen muss.
finde ich nachvollziehbar, weil sie im Grunde nach Liebe sucht.

Und hier fehlt mir dann wirklich und sehr deutlich deine sprachliche Kraft des Anfangs.
der Wechsel zu Max gehört zu den Risiken des Textes, die ich eingehen musste, weil ich Nina umkreisen wollte und Max durfte gar nicht mit derselben sprachlichen Wucht sprechen.

Keine Ahnung, was diese Max-Sicht der Geschichte bringt. Einer von beiden scheint mir ein unglaubwürdiger Erzähler zu sein.
na ja, Max ist eher ein Blender.

doch ist dir ein insgesamt stimmiger und sehr anschaulicher Abschluss deines Umkreisens dieser widersprüchlichen Person gelungen.
:Pfeif:

Ich wünsche dir einen guten und hoffentlich angenehm warmen südlicheren Start ins Wochenende
viele Grüße
Isegrims

 

Hallo hell,

vielen Dank für deinen wunderbaren Kommentar. Mittlerweile habe ich ja einiges gestrafft und geändert, die Dialoge zum Beispiel eingeschmolzen. Einige deiner Vorschläge habe ich übernommen. Super, wie genau du den Text liest.

sehr ambitioniert von dir, gleich zwei (sehr gute) Texte als Vorlage zu nehmen und sie - miteinander verschmelzend - in etwas Neues zu gießen. Ganz schön mutig, Respekt.
ich glaube, das war gar nicht so mutig, ambitioniert, ja klar, ein paar Wagnisse inklusive.

Gleich zwei Vergleiche in einem Satz, okay. Aber es funktioniert ja beinahe, obwohl das schon eine dick mit Butter beschmiertes Stulle ist: "wie ein Luftkissen über einen wellenlosen See". Das ist schön, keine Frage, aber dafür, dass sie nur seine Arme anfasst, vielleicht etwas too much, meine ich.
ich wollte den Leser direkt in die Szene führen. Ja, vielleicht könnte ich (in zukünftigen Texten) etwas zurückfahren), aber diese, ich nenne es mal sprachliche Überwältigung, funktioniert offenbar.

Ja, deine Nina ist nicht asexuell, sie hat ein anderes "Defizit". Sehnsucht nach Liebe, danach, sie zu leben, zu zeigen, aber mehr als ihren Körper, kann sie nicht geben. Und wenn es auch anders mit Max ist (weil sie für ihn etwas empfindet), bleibt die Enttäuschung nach dem Sex, weil die Gefühle sich darauf reduzieren, weil es dann doch wie immer ist.
ich glaube, dass sie so ist. Sie flüchtet, um der Enttäuschung zu entgehen, doch die Sehnsucht bleibt.

Es fällt ihr leichter, die alten Männer zu beglücken (physiotherapeutisch), da bekommt sie schon mehr von dem, was sie sich wünscht, etwas Reineres, Realeres, Sauberes, und sie projiziert dann ihre Sehnsüchte in die nicht verbindliche Handlung (gegen Bezahlung), in die Arbeitstätigkeit, der sie nachgeht. Ja, sie benutzt die Alten auch.
bei den Alten kann sie Distanz wahren und dennoch Liebe, einen Hauch davon, in sich aufsaugen.

Ja, das ist wohl typisch Nina. Letztendlich hat sie wohl Angst, dass das Erträumte durch die Realität zunichte gemacht wird. Armer Ivo. Arme Nina.
haben wir davor nicht alle Angst? Jedenfalls die Träumenden.

Mir hat der Text gefallen, Isegrims, sehr sogar. Auch hier erkenne ich wieder richtig viel Arbeit, die du investiert hast. Und die Experimentierfreude wieder. Du scheust dich nicht vor schweren Herausforderungen, nein, du suchst sie regelrecht.
:Pfeif:

Ferner könntest du dir überlegen, ob du die verschiedenen Perspektivelemente vielleicht deutlicher trennen möchtest. In Kapiteln oder durch Sternchen oder so (also eben Kapitel )
erledigt. :thumbsup:

Ich wünsche dir einen guten Wochenstart
liebe Grüße
Isegrims

 

Hallo alexei

Ich bin so gnadenlos im Rückstand mit der Beantwortung der Kommentare, bitte verzeih mir, verzeiht mir alle, aber leider wartet neben all den Vergnügungen, die das Leben bietet (zum Beispiel hier bei uns), fucking real life gelegentlich mit Zeitanforderungen, die völlig indiskutabel sind, kaum zu bewältigen, einfach schreiend unverschämt.

Ich danke dir für deinen Kommentar, für deine Zeit und freue mich sehr, dass dir der Text Vergnügen bereitet hat.

Was ist das?
Schleierwasseraugen, mm, das sind diese verschleierten Blicke, wenn jemand völlig verzückt ist. Oder nicht bei der Sache.

Der kurze Dialog zwischen Pegel und einem anderen Heimbewohner enthält eine Anspielung auf Flieger Text, in dem Berliner Dialekt vorkommt. Darin habe ich mich versucht.

Allgemein verstehe ich nicht, wieso du hier einen Dialekt verwendest. Dialekte werden doch entweder zur Charakterisierung von Figuren verwendet, oder für einen humorvollen Effekt, denke ich. Erstes ergibt keinen Sinn, Hohenegger allgemein nur wenig charakterisiert wird und ein humorvoller Effet würde die Atmosphäre der Geschichte ruinieren. Naja, vielleicht hat das etwas mit einem der Originale zu tun.

Warum nicht einfach grün? Grüngesprenkelt zu lesen ist anstrengender. Glanzblick hört sich ziemlich eigenartig an.
da wollte ich einfach präzise sein. Grüne Augen sind meist nicht flächig grün, da gibt es Einsprengsel und Glanzaugen sind glänzende Augen.

Hier wird zweimal gesagt, dass Nina denkt, dass sie Bären sehen werden. Das scheint mir redundant zu sein.
stimmt, ich habe den zweiten Bärensatz gestrichen.

Man kann sehen, dass du dir sehr viel Mühe gegeben hast. Ich wünschte, ich könnte meine Geschichten mit einer Professionalität wie deiner schreiben.
na ja, wenn du professionell als Lob meinst, soll's mir recht sein. :Pfeif:

So, und bald, sehr bald, lese ich mir dein Stück durch und freu mich schon bärenmäßig.
liebe Grüße
Isegrims

 

Liebe Novak,

dankeschön für den wunderbaren Kommentar. Den lese ich wieder und wieder, weil ich den Text kaum besser erklären oder interpretieren könnte.

Hie verstehe ich das so, dass jede Perspektive auf Nina eine neue Facette bildet zu dem Charakter, der Nina ist. Wie so ein Kaleidoskop, in der immer wieder neue Farben oder Muster auftauchen. Die verschiedenen Sprachebenen spiegeln Innen- und Außenwelt wider. Ihre eigene Innensicht. Ihre Außensicht. Und die Sicht anderer auf sie.
Genau das war mein Ansatz. Ich wollte eine Mischung aus Außen- und Innensicht erreichen und sie durch die Perspektivwechsel besser sichtbar machen.

Ja, Isegrims, deine Experimente lohnen sich doch, auch wenn du sie mit viel Schweiß bezahlen musstest. :)
ja? Das fasse ich als großes Lob auf. Schweiß und Ärger und Frust, wenn sich das auszahlt, freue ich mich umso mehr. :shy:

denn ein alter Körper schreckt sie nicht, sie sieht das Kind in ihm.
ein schöner, romantischer Gedanke, den ich transportieren wollte.

als sei die Liebe oldschool und dabei will sie nichts weiter als das Ideal der Liebe: in der Liebe mit dem Liebsten zu verschmelzen.
:Pfeif:

Und klar, so wie der beschrieben ist, so ein einsamer Wolf, der andere durch die Berge führt, kann man das verstehen. ich fand es aber auch ganz schön, dass sie dennoch den alten Pagel nicht vergessen will.
ein richtiger Kerl ist er ja wenigstens auch ;)


viele Grüße und das allerbeste Gref-Völsings-Finest-Wochenende
Isegrims

 

Lieber Friedrichard, Freatle, Vogelweidl:Pfeif:

"friedel" (auch schon mal mit v, auch schon mal ohne Dehnungs-e, was heute dazu führt, dass in diesem Fall das i mit einem accent versehen wird, diesen aber nicht auf meiner Tastatur finde, werd ich gleich mal studieren, blind schreiben kommt für einen wie mich, der sich freut, dass er noch sehen kann, überhaupt nicht in Frage!) hat der von der Vogelweide tatsächlich unter den Linden stehn!
Was haben deine Recherchen ergeben? :D


denn
Ich schließe die Augen und denke an die erste Begegnung mit Pagel, sehe ihn vor mir, wie er mir entgegenrollte, das elfenbeinerne Hemd leuchtete, das Zittern der Hände nicht verbergen konnte.
geht gar nicht - ein "elfenbeinernes" Hemd - wer kann das tragen? Nicht mal ein Elefant und Pagel erst recht nicht und ich zieh eh T-Shirt und Pullover vor.
tja Friedel, dabei würde dir ein leuchtend elfenbeinenes Unschuldshemd womöglich zu einem Pagel-Glanz-Blick verhelfen.
Was ich meine: sicher kann man den Ausdruck missverstehen, wenn man will, aber wer käme auf die Idee, ein Hemd aus Elfenbein herzustellen? Ich will eine Farbe beschreiben, eine Wirkung erzielen und wenn sie darin besteht, dass du dem Gedanken, dem Bild nach einigem Zögern folgst. Die Wahrnehmung durchbrechen ermöglicht einen neuen Blick, bin ich fest davon überzeugt.
Was ich meine: sicher kann man den Ausdruck missverstehen, wenn man will, aber wer käme auf die Idee, ein Hemd aus Elfenbein herzustellen? Ich will eine Farbe beschreiben, eine Wirkung erzielen und wenn sie darin besteht, dass du dem Gedanken, dem Bild nach einigem Zögern folgst. Die Wahrnehmung durchbrechen ermöglicht einen neuen Blick, bin ich fest davon überzeugt.

Ach übrigens: du könntest dich auch in Friederalala umbenennen, ein fröhlich pfeifender Nachfahre Walthers. :Pfeif:

Viele Grüße und ein sehr sehr angenehmes Ich-stemme-mich-gegen-die-Herbststürme Wochenende.
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

schon der Beginn deines Textes hat mich echt vom Hocker gehauen. Die ersten beiden Abschnitte sind grandios, sprachlich üppig, extrem in dem, was sie beschreiben und gleichzeitig erstaunlich nachvollziehbar.

Den Dialog von Pagel mit Hohenegger mochte ich sehr und auch, wie du das ganz am Ende wieder aufgreifst. Das gibt dieser Geschichte und auch dieser chaotischen Frau irgendwie Halt.


Tagelang streifen wir uns, füllen die Luft mit unseren Sehnsüchten. Ich zerfließe an den Glanzblicken seiner grüngesprenkelten Augen, stelle mir vor, wie Max auf dem Bauch liegt, die Beine eng beisammen, die Wadenmuskeln schimmern durch und der Hintern wölbt sich obszön, sodass ich reinbeißen und das Fleisch schmecken möchte. Ich lege mich auf ihn, reibe mich an ihm. Zwischen uns bloß ein zarter Schweißfilm.

Ich musste mich erst darauf einlassen, dass es bei deiner Nina definitiv nicht um das Thema Asexualität geht. Im Gegenteil, sie ist sehr sinnlich, lüstern, auch wenn ihre Sehnsucht offenbar nicht so gestillt wird, wie sie es bräuchte.


Es läuft mit Max ganz anders, schlichter, realer, enttäuschender.

Der Satz fällt für mich raus. Wie so eine neutrale Erläuterung zwischendurch. Und ich gestehe, so richtig habe ich nicht verstanden, was sie enttäuscht hat. Also die Frau verwirrt mich auch.


Sie seufzt, schreit und murmelt ununterbrochen, streckt mir ihr Becken, ihren Hintern entgegen. Ich verstehe nicht, was sie flüstert. Fickausdrücke sind es nicht, klingt nach Namen, nach Orten.

Toll! Wie du so ganz eigene Bilder schaffst. Wunderschön.

Am Morgen gleite ich in den Nebelsee. Max schläft. Tau perlt auf den Gräsern. Ich schwimme langsam, belausche das Gurgeln, das ich erzeuge und spüre mit jedem Armzug, mit jedem Beinschlag die Wellen, die sich bilden, weil ich das Wasser bedränge.
Ich fröstle, als ich zum Ufer zurückkehre und mich schüttle. Ein älteres Pärchen kommt mir Hand in Hand entgegen. Ein Ich-bin-ein stolzer-Bierbauchpapa tobt mit seinen Kindern auf einer Luftmatratze. Zwei Hängebusenfrauen sitzen auf dem Steg und schnattern über schwarze Kondome. Drei Jungs mit Taucherbrille und Schnorchel suchen Gold im wirbelnden Sandgrund. Ein Mann, der wie eine Insel im Wasser steht, glotzt mir nach. Ich denke an Ivo, schreibe ihm eine Nachricht.

Das hat mir auch gefallen, wie du das aufgreifst, in einen anderen, atemloseren Zusammenhang stellst, während das bei Fliege den Charakter des Immergleichen hatte. Eine Art Auswegslosigkeit, ein Nicht-dazu-gehören zeigt es bei euch beiden, so wie ich es verstehe.

Sie sprach über Kinderferien am Meer, in den Bergen, über Skifahren und reiten und eine unbeschwerte Kindheit im selben Ton wie über das Heim, in dem sie lebte, nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren.

Du bist so freundlich und gibst einen Hinweis auf die Ursache ihrer Probleme.

Ich bin wieder einmal beeindruckt von deiner Sprachgewalt, Isegrims. Deine Protagonistin kommt mir nicht wirklich nah. Ich empfinde sie wie ein märchenhaftes, mystisches Wesen. Sie sollte sich mit dem Waldgott vermählen und dem kommt der Ivo wahrscheinlich am Nahesten.

Pagel besuche ich im Frühjahr, wenn die Vögel fröhlich singen.

Das Ende gefällt mir richtig gut.

Liebe Grüße von Chutney

 

Lieber ernst offshore,

was für ein Kommentar! Ehrlich, ich musste mir ein Gläschen Prickelwasser einschenken und es durch mich durchjagen, bevor ich es gewagt habe, zu lesen, was du geschrieben hast, weil ich deinen Stilwillen fürchtete und wusste, wie waghalsig der Text daherkommt. Umso sprachloser fühle ich mich jetzt und genieße das Lob, das mir sehr viel bedeutet.

aber nicht wegen des Begriffs elfenbeinern – den ich allemal als saloppe Bezeichnung des Farbtons verstanden und dementsprechend akzeptiert hab, genauso wie ich kein Problem damit hätte, was weiß ich, kupferner Sonnenuntergang oder flamingoide Morgenröte
das elfenbeinerne Hemd wieder, dabei ist es in meiner Vorstellung komplett verständlich. Kupferner Sonnenuntergang: gefällt mir, flamingoid weniger, aber was hältst du von Flamingomorgen?:D

Aber egal, weil in Wahrheit ging‘s mir Freitagnacht, als ich den Text gelesen hab, bei mehreren Formulierungen so, also dass ich mir dachte, na hallo, so geht’s aber nicht, aber das war mir so was von wurscht, weil ich einfach ... ja, regelrecht verschlungen wurde von dem Text, kein Witz.
:Pfeif:

eine Spur zu gesucht, zu manieristisch fast, also nicht alle der zahlreichen Wortneuschöpfungen verdienen tausend Punkte, aber echt, drauf geschissen, mir ist deine so offensichtliche Fabulierfreude allemal lieber als betulicher schreibratgeberkonformer Mainstreamscheiß.
dabei habe ich nach dem Flow, beim Überarbeiten die ein oder andere Formulierung geglättet.
Nein, ist natürlich Blödsinn, in Wahrheit muss ich mich um meinen eigenen Copywrite-Text kümmern.
wieder eine Gelegenheit zur Entkorkung eines Jetzt-feier-ich-den-Ösi-Ernstl-Fläschchens.:wein:

Und ja, ich denk ernsthaft über eine Empfehlung nach. Hab allerdings noch null Ahnung, wie ich die halbwegs seriös begründen könnte.

Toller Text, Ise, ehrlich.

so eine Ernst-Offshore-Empfehlung, ja, die wäre eine Ehre für mich :huldig::cool:

Vielste Grüße und einen hammerkreativen Wochenstart
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Was haben deine Recherchen ergeben?

Der gelegentliche "accent" ist eine Schöpfung der Nachgeborenen - um die Betonungen des mhd. anzuzeigen (dabei gilt die erste Silbe eh als die zu betonende, es sei, es wäre eine "Vor"silbe). Unsere Vorgänger waren da wenig zimperlich. Musst ich eigentlich gar nicht recherchieren. Man schrieb anno tobac nach Gehör (wie modern das klingt, wenn man heute nach Gehör schreiben lernt - da hätte die Gnade des tauben Ohres mir aber mächtig eine Fußfalle gestellt). Naja, wer glaubt in elfenbeinernen Sachen wäre ich pingelig, der muss scheitern, wenn für Produkte der Rheinmetall & co. die amtliche Formulierung lautet "Geräte zur Abwehr von Gefahren",

liebe Isa!

Bis bald

Friedel

So, weiter zur Historik!

 

Liebe barnhelm,

schön, dass du den Text weiter verfolgst und mir deine Zeit und deine Gedanken schenkst.

Vor allem finde ich, dass die Umformung des zweiten Dialogs in die u.st. Textstelle die einzelnen Nina-Facetten deines Textes umrahmt und mir so nun einen leichteren Zugang zu dieser ambivalenten und schillernden Nina ermöglicht.
die Dialoge zu komprimieren hat sich wirklich gelohnt, super, dass du das auch so empfindest. Mittlerweile denke ich, die Nina könnte sogar noch weitere Draufsichten vertragen, andere Personen, die einen Blick auf sie werfen.

Nun möchte ich diesen fantastischen Herbst, den wir hier im Süden Ungarns, aber wohl auch ihr im Norden, gerade erleben, genießen.
ach, du hast es gut und ich wünsche dir, dass die südliche Glückssonne noch eine Weile in Umgarn anhält.

Viele Grüße aus dem kalten Norden, dem südlichen Taunus mit der klaren, windgefüllten Luft.
Isegrims

Lieber Friedel, Friedrichard,

ich danke dir für deinen wie immer genauen Blick auf die orthografischen Fallstricke. O je, wann werde ich es lernen, die Kommas auch vor ein „und“ zu setzen ohne gleich zu kleistern. Die fehlenden Satzzeichen habe ich ergänzt.

zum "elfenbeinern" das bei allem Wohlwollen Ernsts nun mal nicht "elfenbeinfarben" bedeutet, sondern schlicht "aus Elfenbein",
selbst wenn das Hemd als eins aus Elfenbein verstanden werden kann, die Zweideutigkeit des Bildes wird dadurch ja eher ausgeweitet. Der Pagel hüllt sich in Elfenbein: passt.

Ach, was sehn ich mich nach dem Äppelwoi-Dialekt ... Berliner Schnauze ist ja nur'n schwaches Abbild des Ruhrlateins ...
oha, höre ich da einen heimlichen Hessischbabbel- Fan?:D

Gudde!
Isegrims


Hallo wieselmaus,

ich bin froh, dass du an der Geschichte mittlerweile Gefallen gefunden hast und danke für deinen Kommentar.

Zum einen fand ich es respektlos den Originaltexten gegenüber, so als ob man wie aus einem Steinbruch herausschleppen dürfe, was man brauchen könne. Das ist wohl ein grundsätzliches Problem im Copywrite.
zum Glück wogen die Worte manchmal wie das Meer.:Pfeif:

Aber gut, die Zerissenheit und Widersprüchlichkeit Ninas, verbunden mit utopischen Glücksvorstellungen kommt jetzt gut zur Geltung, und damit hast du für mich eine interessante Figur kreiert.
mehr wollte ich nicht, eine Nina zeigen, die in all ihrer Widersprüchlichkeit eine Glücks- und Liebessuchende bleibt.

Richtig gut finde ich, dass du die beiden Dialoge auf das Nötigste eingedampft hast, gerade so viel, um den Zusammenhang zwischen den beiden Vorlagen plausibel zu machen.
dankeschön:shy:

Auch hast du deine Experimentierfreude im Formulieren für mein Gefühl wieder etwas gezähmt.
wundert mich, dass du das so empfindest, weil ich nach meiner Empfindung dem Stil, dem Ausdruck, den ich mir vorstelle, gerade mit den Sprachexperimenten etwas näher komme. Andererseits verlasse ich vielleicht den Experimentierstatus.

So wie der Text jetzt dasteht, kann ich ehrlich sagen, ja, er gefällt mir.
schönes Schlusswort.:Pfeif:

Viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Anne,

dankeschön für deine Zeit und deinen aufmerksamen Blick. :thumbsup:

Äh ja, das ist also Kunst, auf welchem Planeten bin ich da gelandet?
Deswegen wollte ich dir jetzt einen Verriss schreiben. Nee, Quatsch, natürlich nicht!
klingt doch im Grunde genommen wir Begeisterung: auf einem fremden Planeten, mit den Sternen im Gepäck. :shy:

Aber beim Lesen der aktuellen Fassung war ich dann doch angenehm überrascht. Deine Erzählsprache gefällt mir. Da hast du echt viel Arbeit reingesteckt, oder?
mm, ehrlich gesagt habe ich bei diesem Text meine Gewohnheiten verlassen, nicht erst von Hand eine Rohversion verfasst, dann eingetippt, sondern den Text ohne Umweg direkt eingehackt und danach bei jedem Öffnen der Datei sauber durchgelesen, einzelne Stellen nachgebessert. Vielleicht sollte ich diese Arbeitsweise beibehalten.

Die von dir entdeckten Fehler habe ich ausgebessert, bei deinen sprachlichen und inhaltlichen Vorschlägen, bin ich anderer Meinung.

Zitat von Isegrims
Ich schließe die Augen und denke an die erste Begegnung mit Pagel, sehe ihn vor mir, wie er mir entgegenrollte, das elfenbeinerne Hemd leuchtete, das Zittern der Hände nicht verbergen konnte.
Ich schließe mich meinen Vorrednern an: Das "wie" muss für zu vieles herhalten. Und ein "elfenbeinfarbenes" Hemd gefiele mir besser.
für mich fließt der Satz und das elfenbeinern kann ruhig zweideutig bleiben.

Zitat von Isegrims
schwebe ich wie ein Luftkissen über einen wellenlosen See.
Vielleicht spitzfindig: Schweben ist für mich passive Bewegung, daher kann für mich nur "über + Dativ (Ort)" folgen, und nicht "über + Akkusativ (Bewegungsrichtung)", daher: "über einem wellenlosen See".
ja, das nehme ich, danke

Zitat von Isegrims
und er einen Luftzug des Fliederparfüms, das ihn umwölkte, zu mir herüberschickte.
Wie viele Männer riechen nach Flieder? Ist das nicht ein typischer Frauenduft?
Und im ersten Satz riecht er schon nach Christbaumnadeln und Rasiercreme, was mir persönlich viel viel realistischer erscheint.
ja, stimmt, er roch anfangs anders, aber da kannte sie ihn noch nicht.

Zitat von Isegrims
Manchmal hat sie diesen Tunnelblick, wie eine Autistin, die sich für gar nichts interessiert, völlig in sich selbst gefangen ist.
Das Hantieren mit medizinischen Begriffen ist so eine Sache. Dass Autisten sich für gar nichts interessieren stimmt nicht! Ich würd den ersten Teil des Relativsatzes weglassen, also: "wie eine Autistin, die völlig in sich selbst gefangen ist". Oder, wenn du drauf bestehst, dann würde ich es relativieren, also schreiben: "die sich scheinbar für gar nichts interessiert".
muss ja nicht korrekt sein, was der denkt.:hmm:

A-Cup: Wie viele Männer denken in den Cup-Kategorien A, B, C ..., wissen überhaupt, wie die Größen von BHs eingeteilt werden? Ich glaub, Ivo würde das anders beschreiben, jetzt lach nicht, irgendein Obstvergleich, so klein und rund wie Aprikosen? Ja, ist schwierig. So, wie es jetzt da steht, ist es natürlich sehr griffig, aber ganz ehrlich, hier bin ich mir 100% sicher, dass mir das eine Frau erzählt.
na ja, so einfach denkend (große, Kleine Brüste) sind Männer auch nicht.:lol:

Und das mit dem Heim, das ist mir jetzt too much. Das soll wieder so ein Erklärungsversuch sein, warum ist die so 'anders'. Ich persönlich fänd es besser ohne. Man braucht kein Heim, um so zu sein, wie Nina ist.
mm, muss ich drüber nachdenken, aber so viel erfährt man nicht gerade über sie, da finde ich das schon hilfreich.

Ich schreite der Sonnennacht entgegen, beobachte die Eichhörnchen, wie sie sich in den Wipfeln einen Unterschlupf bauen, atme die Luft ein und werde zu Ivo fahren, auf dem kürzesten Weg.
Diese Aufzählung und dann im letzten Teil das Futur, mir ist das zu ungelenk. Gerade an dieser exponierten Stelle: Der vorletzte Satz. Und der Satz, der den Titel der Geschichte aufgreift. Hm. Würde ich noch mal überdenken, ob du das auseinanderdröseln kannst. Sorry, hab jetzt keinen Quickfix dafür.
mir gefällt dieses Ende.:)

aber ich find schon, dass du das schön umgesetzt hast.
:Pfeif:

liebe Grüße
Isegrims

 

Wenn ich ihn dort, anfasse, sie bestreiche, als wolle ich ein Butterbrot schmieren, schwebe ich wie ein Luftkissen über einem wellenlosen See.

Ich lese das als sprachliches Experiment, also als Versuch in lyrisch-schwingender Sprache. Ich spüre beim Lesen deinen Willen zum Stil und auch zum Wagnis. Das finde ich gut. Manchmal, für meinen Geschmack, bist du aber drüber, so wie in dem o.g Satz. Butterbrot, Luftkissen, wellenloser See - das finde ich, vor allem wenn man es so isoliert sieht und liest, zu viel, auch zu unzusammenhängend.

Ich schließe die Augen und denke an die erste Begegnung mit Pagel, sehe ihn vor mir, wie er mir entgegenrollte, das elfenbeinerne Hemd leuchtete, das Zittern der Hände nicht verbergen konnte

Im Grunde ist dieser erste Part ja Rollenprosa, da kannst du doch auch tatsächlich in die akute Zeit wechseln, ich würde diesen Absatz komplett im Präsens erzählen, er sieht ihn vor sich, wie er ihm/ihr entgegenrollt, das würde ich unmittelbarer erzählen, das kann man ruhig mal machen, da würde ich jetzt nicht direkt Perspektive! schreien wollen, denn auch das ist ja ein beliebtes Mittel, um Dynamik zu erzeugen.

Ich bin wie eine Hure, verkaufe mein Herz, versklave meine Seele stundenweise.

Der Absatz danach erklärt das Gefühl, was du beim Leser erzeugen willst. Ich finde das Explizite hier nicht nötig. Da solltest du eventuell auch überhaupt noch mal drüber gucken, das hier nicht zu viel erklärt wird.

Manchmal lächelte er mich an und ich wagte einen kurzen Blick in seine Augen.

So was. Da spürt man die Gemachtheit des Textes, und das finde ich schade, denn ansonsten bist du ja nah an der Stimme dran, aber hier wirkt es verschwurbelt, style over substance.

Ich zerfließe an den Glanzblicken seiner grüngesprenkelten Augen, stelle mir vor, wie Max auf dem Bauch liegt, die Beine eng beisammen, die Wadenmuskeln schimmern durch und der Hintern wölbt sich obszön, sodass ich reinbeißen und das Fleisch schmecken möchte.

Kann man an Blicken zerfließen? Oder eher: durch Blicke zerfließen? IDK. Der ganze Absatz ist mir auch etwas zu heavy on the kitsch, um ehrlich zu sein. Lavazeug, grün gesprenkelte Augen, Glanzblicke, Lustballon ... puh, das ist alles schon sehr blumig-lieblich.


Ich mach sie richtig fett weg, genieße es, weil sich ihre Muschi wie eine warme Höhle anfühlt, wie Heimat.

Sound auch hier drüber. Passt null zu dem Erzähler, es sticht aus dem Text sofort heraus. Das ist übrigens der Absatz, den ich am schwächsten finde, die Stimme klingt ziemlich unsicher gemacht, als ob du nicht hättest so richtig gewollt, als fehle da etwas, die letzte Überzeugung, schwer zu sagen. Fällt auf jeden Fall von der Intensität her ab.

Ein rätselhaftes Wesen, das sich von anderen ernährt. Auch hier, der Absatz, der fällt insgesamt ab, da stimmt irgendetwas nicht, auch die Bilder gleichen sich, die Sprache ist an den entscheidenden Punkten zu ähnlich, beide lyrisch, beide um Poesie und das große Ganze bemüht, aber das funktioniert für mich nicht. Es ist natürlich sehr schwer, gerade auf diesem reduzierten Platz, den dir eine KG bietet, das zu bewerkstelligen. Du hast es ja versucht, ich lese das auch, aber es überzeugt mich nicht. Das wirkt auf mich immer mehr wie ein Amalgam, und ich denke, genau das wolltest du nicht.

Stilistisch mutiger Text mit Abstrichen. Gerne gelesen.

Gruss, Jimmy

 

Liebe Fliege,

danke für den zweiten Besuch. :Pfeif:

Gleich mal vorneweg:
das Bärenmotiv stammt aus einem älteren Text von dir: das Bild des Tigers, übrigens auch eine starke Geschichte.
Schon klar, woher das kommt. Deshalb fragte ich ja, ob es Zufall oder eine Anleihe war. Denn wenn Anleihe - wie könnte ich je den Dänen in der Schutzhütte vergessen, wo wir hier doch beim Bettenmovie sind
der Däne in der Schutzhütte, solcherart Motive sind aucuh wirklich lesenswert, ts. :D

Und ich bin für das elfenbeinerne Hemd. Jeder weiß, was gemeint ist und wenn man versteht, ist gut. Im Ernst, ich lese gerade das neuste Buch von Zuza Bánk. Ich liebe die Frau ja. Und gestern dachte ich so, hier würde man ihr jeden zehnten Satz ankreiden, weil sie mit Worten spielt, sie verdreht, neu zusammensetzt.
ich hab mal ein Hörbuch von Zusza Bank beim Autofahren reingeleiert, aber gelesen habe ich nichts von ihr. Kommt auf die Leseliste! Und im Ernst, Wörter drehen, wenden, neu zusammensetzen, lohnt sich, weil es die Sichtweise verändert.

wochendstarte allerbestens
Isegrims

Hallo Chutney,

was für ein Kommentar! Ich lese und lese und lese und wieder und wieder und freue mich wahnsinnig. Über das Lob, ja klar, aber vor allem darüber, dass der Text bei dir die Wirkung entfalten konnte, die ich mir gewünscht habe, bestätigt mich in der Idee vom Schreiben.

schon der Beginn deines Textes hat mich echt vom Hocker gehauen. Die ersten beiden Abschnitte sind grandios, sprachlich üppig, extrem in dem, was sie beschreiben und gleichzeitig erstaunlich nachvollziehbar.
:Pfeif:

Den Dialog von Pagel mit Hohenegger mochte ich sehr und auch, wie du das ganz am Ende wieder aufgreifst. Das gibt dieser Geschichte und auch dieser chaotischen Frau irgendwie Halt.
bin ich sehr froh drüber, weil viele den Dialog anfangs kritisch sahen und ich ihn daraufhin verändert habe.

Am Morgen gleite ich in den Nebelsee. Max schläft. Tau perlt auf den Gräsern. Ich schwimme langsam, belausche das Gurgeln, das ich erzeuge und spüre mit jedem Armzug, mit jedem Beinschlag die Wellen, die sich bilden, weil ich das Wasser bedränge.
Ich fröstle, als ich zum Ufer zurückkehre und mich schüttle. Ein älteres Pärchen kommt mir Hand in Hand entgegen. Ein Ich-bin-ein stolzer-Bierbauchpapa tobt mit seinen Kindern auf einer Luftmatratze. Zwei Hängebusenfrauen sitzen auf dem Steg und schnattern über schwarze Kondome. Drei Jungs mit Taucherbrille und Schnorchel suchen Gold im wirbelnden Sandgrund. Ein Mann, der wie eine Insel im Wasser steht, glotzt mir nach. Ich denke an Ivo, schreibe ihm eine Nachricht.
Das hat mir auch gefallen, wie du das aufgreifst, in einen anderen, atemloseren Zusammenhang stellst, während das bei Fliege den Charakter des Immergleichen hatte. Eine Art Auswegslosigkeit, ein Nicht-dazu-gehören zeigt es bei euch beiden, so wie ich es verstehe.
dankeschön, wobei es die einzige Stelle ist, die sehr nah an Flieges Text bleibt, eigentlich nur umformuliert, Die Widersprüchlichkeit, Unsicherheit Ninas will ich transportieren, ja.


Ich bin wieder einmal beeindruckt von deiner Sprachgewalt, Isegrims. Deine Protagonistin kommt mir nicht wirklich nah. Ich empfinde sie wie ein märchenhaftes, mystisches Wesen. Sie sollte sich mit dem Waldgott vermählen und dem kommt der Ivo wahrscheinlich am Nahesten.
aha, du verlangst eine Fortsetzung und eine Waldgottelfenhochzeit, mm, interessante Idee.

Liebe Grüße aus dem Waldrand
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Isegrims,

erstmal in den Text hinein - ich habe keine Kommentare gelesen:

Eine ganze Woche lang habe ich ein Bier nach dem anderen getrunken, auf der Gitarre geklimpert und wegen Nina darauf verzichtet, die Urlauberinnen anzugrinsen. Dann hält sie es selbst nicht mehr aus. Am letzten Abend, bevor wir alle weiterziehen, quatscht sie davon, dass sie lieber Wein trinkt, will das Bier nicht nehmen, das ich ihr reiche, bis HIER FEHLT WAS beschließe, schlafen zu gehen.

Keine zehn Minuten später KOMMA WEG öffnet sie meine Tür, lässt den Bademantel fallen und kommt mir entgegen, völlig nackt, sagt gar nichts, zieht mich aus, rollt sogar die Socken runter, berührt mich überhaupt nicht, steckt mir die Zunge bis zum Gaumen in den Mund, packt meinen Schwanz und versenkt ihn.
Nach einer Weile schiebt sie den Schwanz aus sich heraus, wischt ihn mit dem Bettlaken ab, ganz sorgfältig, zieht die Vorhaut zurück, untersucht das rosa Fleisch, die Adern, die unter der Haut hervortreten. Sie hält ihn, spielt mit ihm, zögert, als wolle sie ihn doch noch in den Mund nehmen, und streift ein Kondom drüber. Dabei schaut sie mich unentwegt an, ohne etwas zu sagen, und setzt sich auf mich, bestimmt den Rhythmus.
Untersuchen bedeutet für mich schon auch, dass man dann hinschaut, da passt für mich dann nicht dazu, dass sie ihn unentwegt dabei anschaut.

Sie will mir den Pullover wiedergeben, den sie mir geklaut, der mich an Zagreb, an den Laden in der Nähe unserer Wohnung erinnert, an die Johannisbeeraugen meiner Mutter, die ihn mir schenkte, damit ich es im Westen warm habe.

Mir fehlt da ein hatte, das liest sich nicht rund für mich, weil es sich nicht schließt.
Während der Bergtour, eine Woche zwischen La Dole, Dent de Vauilon und Grand Colombie, spürte ich ihren Blick ständig, viel intensiver, als ein Teilnehmer normalerweise zum Bergführer schaut, so sehr, dass es die anderen bemerkten.
Ich habe hier länger gebraucht, zuzuordnen, ob sie sich während der Bergtour zum ersten Mal getroffen haben oder ob das das Wiedersehen ist. Das hat mich genervt, weil ich dadurch aus dem Lesegenuß rausgerissen wurde. Vielleicht kannst du noch ein Detail einfügen, dass sofort klar wird, dass es sich dabei um das erste Kennenlernen handelte.

Ich habe direkt vor deinem copywrite Flieges zwei Vorlagen nochmal durchgelesen. Die Umsetzung von der Nina-Max-Geschichte gefällt mir sehr gut und die Erweiterung, der Sehnsucht nach Ivo Folge zu leisten und ihn wieder sehen zu wollen, ist eine schöne Idee. Ich mag die KG sehr, weil das Lesen sehr viel Spaß macht, so wie du mit Worten umgehst. Manchmal sind die Satzkonstruktionen mit den vielen Kommata hintereinander gewöhnungsbedürftig, aber wenn der Satz am Ende rund ist, bringt das Dynamik und gleichzeitig einen eigenen Erzählsound rein.

Einzig was mich ein wenig "stört" ist die Art der Einbettung von der Streichlerin. Vielleicht empfinde ich das jetzt so, weil ich die Ursprungsgeschichte sehr präsent im Kopf und Herz habe. Deine ersten zwei Absätze sind so kraftv- und liebevoll in dem Altenheimsetting, dass das für mich als Leser sehr enttäuschend ist, dass der Schwenk dann komplett in eine andere Handlungsebene geht und es einfach verdammt schade ist, dass Pagel nicht mehr Raum bekommt, die ganze Idee vom Altenheim so in der Schwebe stehenbleibt. Das wirkt für mich dann so ein wenig wie die Rosinen aus der Story rausgepickt, obwohl es des restlichen Kuchens würdig gewesen wäre, mehr darüber zu erzählen.

Aber das nur am Rande. Eine tolles Copywrite ist dir gelungen, Isegrims, die Empfehlung kann ich auch unterschreiben.
Danke für diese Geschichte,
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bas,
ich danke dir für dein Statement, die Zeit, die du aufgewendet hast, die Gedanken, die Worte, weiß allerdings gar nicht so viel darauf zu sagen, weil ich schwer einschätzen kann, was sich dahinter verbirgt, nehme sie deshalb als das, was sie aussagen, und versuche, sie einzuordnen in die Novembernacht, nach dem Vollmondende.

Und jetzt bin ich am Ende angekommen und was soll ich sagen ... ich bin ehrlich gesagt nicht warm geworden mit deiner Sonnennacht.
dabei sind Sonnennächte zu empfehlen, weil sie Wärme in sich tragen.

Ich kann die Empfehlung vollkommen nachvollziehen, das ist ein wortgewaltiges Statement, dass du da rausgehauen hast: Nehmt euch in acht, ich bin Isegrims und ich habe den Kopf voller Wörter, kraftvoller, ausdrucksstarker Wörter, und ich weiß sie auch zu benutzen!
nö, echt nicht, bas, ich schreibe nicht, um Statements abzugeben oder zu posen und wenn ich mich der Sprache bediene, dann immer mit dem Wunsch, genauer, näher zu beschreiben, besser zu schreiben. Feuerwerke verglühen, das weiß ich, und ich fühle, dass ich weiter und weiter lernen muss und will. Aber klar, ich habe eine Menge reingesteckt in der Text, von all dem, was ich nicht zuletzt hier lernen durfte.

mit deinen Wörtern zu hantieren, dass man deinen Geschichten anmerkt, was für ein kreativer Kopf dahinter steckt. Und das ist gleichzeitig ein bisschen das Problem, was ich hier habe: Es ist ein Kopf, der da schreibt, zumindest fühlt es sich so an.
nö, echt nicht, bas, Kopf und Herz gehören zueinander, tränende Augen, Verstand und ein blutendes Herz. So empfinde ich, wenn ich schreibe, und ich hoffe, es geht dir genauso.

Liebe Grüße
Isegrims

 

Hallo Chutney,

dankeschön für deinen wunderbaren Kommentar. Klar, mag sein, dass ich aus harter Kritik eine Menge lerne, aber Lob hilft genauso, zeigt mir und bestätigt meinen Weg.

Die ersten beiden Abschnitte sind grandios, sprachlich üppig, extrem in dem, was sie beschreiben und gleichzeitig erstaunlich nachvollziehbar.
zum Beispiel hier: ein extremer Stil, ungewohnte Gestaltung ermöglichen einen quasi rauschhaften, ästhetischen Zugang.

Den Dialog von Pagel mit Hohenegger mochte ich sehr und auch, wie du das ganz am Ende wieder aufgreifst. Das gibt dieser Geschichte und auch dieser chaotischen Frau irgendwie Halt.
super, das hatte ich nach der ersten Überarbeitung gehofft.:Pfeif:

Es läuft mit Max ganz anders, schlichter, realer, enttäuschender.
Der Satz fällt für mich raus. Wie so eine neutrale Erläuterung zwischendurch. Und ich gestehe, so richtig habe ich nicht verstanden, was sie enttäuscht hat. Also die Frau verwirrt mich auch.
Wut und Sehnsucht, eine ambivalente Figur, so sehe ich sie.:shy:

Ich bin wieder einmal beeindruckt von deiner Sprachgewalt, Isegrims. Deine Protagonistin kommt mir nicht wirklich nah. Ich empfinde sie wie ein märchenhaftes, mystisches Wesen. Sie sollte sich mit dem Waldgott vermählen und dem kommt der Ivo wahrscheinlich am Nahesten.
für mich ist Nina eine lebendige Figur, gerade weil sie so sphärisch bleibt, ein rätselhaftes Märchenwesen, warum nicht, solche Menschen kenn ich zuhauf.

Liebe Grüße und ein wenig Gedankensonne
Isegrims

 

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