Ich wollte dir nie weh tun...
Zitternd saß sie in der Ecke des kleinen Raumes und starrte ihn an. Er stand still in der Ecke, die Augen auf den Boden gerichtet als würde er etwas suchen... Langsam hob er den Blick, sah sie mit seinen großen kalten grauen Augen an, eindringlich, musterte sie von oben bis unten. Ein Schauer lief ihr über den rücken. Das einzige was sie spürte war ihre panische Angst. Was hatte er vor? Was würde er diesmal tun. Er hatte ihr schon mit so vielem gedroht. Sie begann sanft auf ihn einzureden.
"Bitte, du mußt das verstehen, ich habe dich geliebt, aber..."
Sie hielt inne, er starrte sie weiterhin aus toten, leeren Augen an. Dann öffnete er seine blutlosen Lippen und fragte:
"Aber?..."
sie redete weiter:
"Aber du mußt doch einsehen das es so besser war. Verdammt noch mal..." Ihre Stimme zitterte merklich. "Es wäre nie etwas geworden! Du warst einfach zu perfekt! Alles an dir, ohne einen bloßen Fehler. Nie haben wir uns gestritten, hatten nie eine Auseinandersetzung. Verdammt ich hielt das einfach nicht aus !Du Hast mich in meiner Freiheit nie eingeschränkt, dich nie beklagt und warst immer zuvorkommend. Da wird man doch wahnsinnig!" Sie stoppte um Luft zu holen und er übernahm das Wort:
"Und ich liebe dich immer noch, aber du weißt ja anscheinend nicht was das bedeutet. Warum kann man euch Menschen nie zufriedenstellen?! Ich habe dir alles gegeben. Aber du hast es so gewollt!"
Mit diesen Worten zog er eine Waffe aus seinem Gürtel und richtete sie auf ihren Kopf. Ihre Augen brannten und weiße Punkte fingen an vor ihrem Blick zu schwirren. Der Angstschweiß floß in Strömen über Stirn und Wangen. Er machte ein paar Schritte auf sie zu. Der Lauf blitzte im Licht das spärlich durch das kleine, vergitterte Dachfenster drang. Sieh flehte auf Knien rutschend:
"Tu das nicht bitte! Sei doch vernünftig, wir können doch reden! Ich wollte dir nie weh tun!"
"Das hast du aber!" kam es scharf zurück. Seine Augen glitzerten. Dieser irrsinnige Blick schien nicht von dieser Welt zu sein. Ein Schritt genügte und er hätte sie erreicht. Sie machte den letzten verzweifelten Versuch ihn von seinem Vorhaben abzuhalten.
"Bitte, laß uns das in Ruhe regeln!"
"Nein, das werden wir nicht!" sagte er bestimmt. Er betonte jedes Wort langsam und deutlich. Der letzte Schritt. Heiße Tränen und verschwommene Umrisse unter ihrem Schleier. Langsam richtete er die Waffe auf die Stelle zwischen ihren Augen. Sie sah nur ein kurzes Blitzen und starb mit einem seltsam lächelnden Blick in den Augen. Neben ihr saß zusammengekauert er, und wimmerte leise vor sich hin...
Am nächsten Tag war in der Zeitung zu lesen das ein junges Mädchen erschossen im Zimmer 13 der Nervenklinik aufgefunden wurde. Sie erlitt damals einen Schock als sie zusehen musste wie ihr Freund sich durch eine Kugel in den Mund umbrachte. Es sah auch bei ihr wie Selbstmord aus, und der Fall wäre erledigt gewesen. . Aber es gab keine Tatwaffe. Es war die gleiche Kugel, aber wer hätte sie abfeuern sollen? Keiner hätte ungesehen in eines der Zimmer eindringen können. Auch auf der Aufnahme der in jedem Zimmer installierten Überwachungskameras war nichts zu sehen, außer dem in der Ecke zusammengekauerten Mädchens. So wurde der Fall schließlich als unlösbar geschloßen. Ein Arzt hatte ausgesagt sie hätte mehrmals über nächtliche Besuche geklagt, aber keiner wurde bemerkt. Bald war der Mord vergessen...
Nur sie weiß wer sie geholt hat und mit welchem Grund... Wozu unsere Einbildungskraft doch fähig ist!