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Im Glückstal

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15.11.2004
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Im Glückstal

Vor Vierzig Jahren wurde hier im Glückstal noch Bleierz gefördert. Ältere Besucher erinnern sich an die Gebäude und an den Stollen, der vom heutigen Festplatz in den Berg führte. Jetzt sind nur noch Wälder, Wiesen und der zugemauerte Eingang des Stollens zu sehen.
Das Fest geht seinem Ende entgegen. Wo der Grill stand, brennt nun ein Feuer. Dahinter, wie eine bunte Lichtinsel vor dem Nachtwald, die provisorisch aufgebaute Tanzfläche. Seit die laute Musik abgestellt ist, sind der Geist und die Schönheit dieses Ortes wieder fühlbar. Die Menschen sind unter der kleinen Sonne der Nacht zusammengerückt.
Auf der Wiese, im Halbschatten zwischen Feuer und Schachteingang sitzen Calvin, Thomas, Hanne und Marion.
Marion, die aus einem Dorf in der Nähe kommt, hatte Calvin den Tipp zu diesem Fest gegeben. Sie erzählt, dass ihr Urgroßvater, der hier gearbeitet hatte, nicht mal 50 Jahre alt wurde. Erst fielen ihm die Zähne und die Haare aus. Später stellten sich Lähmungen, Krämpfe, und Blutarmut ein. Seine einzige Medizin war der Schnaps gewesen. Im Totenschein hatte Alkoholmissbrauch gestanden.
Calvin starrt ins Feuer, dann sieht er Marion an: „Auch wenn das jetzt hart klingt, aber ich glaube jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich. Was Bleivergiftung ist, wusste man damals doch auch schon, und dein Urgroßvater - auch wenn er arm war - konnte doch eine andere Arbeit annehmen. Und dass Schnaps nicht hilft und viel Geld kostet, wird er wohl auch gewusst haben.“ „Aber dafür war er eben nicht schlau genug“ meint Marion und sieht ihrem Schatten zu, der wie ein Gespenst auf dem Stolleneingang tanzt. Sie denkt an all die zerlumpten Kinder, die, um ihren Vätern das Essen zu bringen, im Winter durch den Wald liefen; die hoffnungslosen, kaum gelebten Leben, die Not, den Schweiß; die Gier der Drahtzieher und Profiteure nach immer mehr Blei, immer mehr Krieg, immer mehr Land; an Verwüstung und großen Reibach und Kriegerdenkmäler mit verlogenen Inschriften. All die zerlumpten Kinder stellt sie sich vor, wie sie mit kleinen Windlichtern durch den Nachtwald zogen. Für die müsste hier ein Denkmal stehen.
Calvin rät ihre Gedanken: „So viel Elend, aber die Menschen werden nicht schlauer.“
Jetzt sagt keiner mehr etwas. Sie fühlen sich verbunden.

Thomas, der in Köln eine Lehre macht, hat schwarzen Afghanen mitgebracht und baut einen Joint. Alle außer Marion probieren und versuchen den Rauch möglichst in der Lunge zu halten. Das führt zu Hustenanfällen. Hanne und Calvin behaupten nichts, aber auch gar nichts zu spüren, wälzen sich aber kichernd im Gras.
Hanne fängt an, den Augenblick zu zerreden. „Der Vollmond scheint nur uns zu leuchten“ sagt sie und setzt sich neben Calvin. Der schaut geradeaus ins Feuer.
Hannes Mutter hat ihren Mann von der Theke losgeeist. Wie eine Kreissäge zerreißt Ihre Stimme die Nacht: Hannelörchen, Kind, komm, et is ald spät mir fahren jetz. Thomas deutet auf den Stolleneingang: „Nehmt doch die U-Bahn“. Mit Calvin macht er sich über Hannes Mutter lustig. Sie heulen den Mond an und finden sich witzig. Hanne nimmt Calvins Gesicht in ihre Hände, verpasst ihm eine kleine Ohrfeige, drückt ihn an sich und geht zu ihren Eltern. Marion ist genervt und verschwindet.
Bald wird hier nur noch Nacht sein, Frieden und zeitlose Stille.

 

Hallo dimusi!

Na sowas, obwohl Du selbst Kommentare geschrieben hast, hat niemand Deine Geschichte gelesen? Ich hab es jetzt jedenfalls getan. :)

"Glückstal" ist wohl eher ironisch gemeint, wenn ich das richtig verstehe. Quelle für das Blei, das im Krieg verschossen wurde, Ursache für Krankheiten, die Menschen dem Alkohol oder anderen Drogen verfallen. Und das, obwohl es oberflächlich wohl tatsächlich wie ein Glückstal aussieht.

Ein bisschen ausführlicher könnte sie halt sein, aber da ich nicht weiß, ob Du das hier jetzt noch liest, wäre es verfrüht, darauf viel einzugehen.

Wo der Grill stand, brennt nun ein Feuer.
Nachdem ein Griller nicht automatisch ein Feuer hinterläßt, solltest Du das vielleicht genauer ausdrücken.

Thomas, ..., hat schwarzen Afghanen mitgebracht und baut einen Joint.
Wann spielt Deine Geschichte? :susp:

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Tag dimusi,

nette kleine Geschichte. Eigentlich 3 Geschichten oder?
1. Die Geschichte des Stollen und des Urgroßvaters
2. ersten Joint der Clique
3. Hannes Mutter
Irgendwie fehlt mir da der Zusammenhang. Wenn snicht für eine eigene Geschichte reicht würde ich imr wünschen du baust die 1. einfach aus, da sie interessant begonnen hatte, doch dann kam nix mehr (okay, U-Bahn-Anspielung)

Vor Vierzig Jahren
vierzig

Das Fest geht seinem Ende entgegen
welches Fest?

Im Totenschein hatte Alkoholmissbrauch gestanden
Der Totenschein bescheinigt eine möglich Todesursache und vermerkt die Todesart, also, ob es sich um einen natürlichen oder nicht-natürlichen Tod handelt (Leichenschau). Also kann da Alkoholmißbrauch nicht stehen.

Was Bleivergiftung ist, wusste man damals doch auch schon
Urgroßvater, d.h.wenn man pro Generation20-25 Jahre rechnet 60-75 her. Zwar kannte man damals auch Bleivergiftung, diese ensteht aber schleichender, als z.B. eine Staublunge, die typische Bergarbeiterkrankheit.

und versuchen den Rauch möglichst in der Lunge zu halten
und veruschen, den

Hanne und Calvin behaupten nichts, aber auch gar nichts zu spüren, wälzen sich aber kichernd im Gras.
Hanne und Calvin behaupten, nichts, aber auch gar nichts zu spüren, wälzen sich jedoch/dabei kichernd im Gras. Insgesamt unschöner Satz.

Der Vollmond scheint nur uns zu leuchten" sagt sie
Der Vollmond scheint nur für uns zu leuchten
sie? hier wird das erste mal erklärt das Hanne weiblich ist.

Hannelörchen, Kind, komm, et is ald spät mir fahren jetz.
"Hannelörchen, Kind, komm, et ist ald(?) spät mir fahren jetzt."

U-Bahn“. Mit Calvin macht er
U-Bahn.“ Mit Calvin, macht er

Hanne nimmt Calvins Gesicht in ihre Hände, verpasst ihm eine kleine Ohrfeige, drückt ihn an sich und
Warum?

Marion ist genervt und verschwindet.
dito Warum?


Hoffe hilft Dir ein bißchen :shy:
MfG

 

dimusi schrieb:
V
or Vierzig Jahren wurde hier im Glückstal noch Bleierz gefördert. Ältere Besucher erinnern sich an die Gebäude und an den Stollen, der vom heutigen Festplatz in den Berg führte. Jetzt sind nur noch Wälder, Wiesen und der zugemauerte Eingang des Stollens zu sehen.
nüchterne beschreibung eines ortes - eine skizze -
Das Fest geht seinem Ende entgegen. Wo der Grill stand, brennt nun ein Feuer. Dahinter, wie eine bunte Lichtinsel vor dem Nachtwald, die provisorisch aufgebaute Tanzfläche. Seit die laute Musik abgestellt ist, sind der Geist und die Schönheit dieses Ortes wieder fühlbar. Die Menschen sind unter der kleinen Sonne der Nacht zusammengerückt.
- zarte farben kommen hinzu - eine stimmung - welches fest zu ende geht ist für diese geschichte irrelevant - dass der grill weggeräumt werden musste, ist klar - eine beschreibung des vorgangs würde den fluss der geschichte stören -
Auf der Wiese, im Halbschatten zwischen Feuer und Schachteingang sitzen Calvin, Thomas, Hanne und Marion.
schon an dieser textstelle hielt ich Hanne für einen weiblichen namen - wird wohl vom fokus der leserInnen abhängen -
Marion, die aus einem Dorf in der Nähe kommt, hatte Calvin den Tipp zu diesem Fest gegeben. Sie erzählt, dass ihr Urgroßvater, der hier gearbeitet hatte, nicht mal 50 Jahre alt wurde. Erst fielen ihm die Zähne und die Haare aus. Später stellten sich Lähmungen, Krämpfe, und Blutarmut ein. Seine einzige Medizin war der Schnaps gewesen. Im Totenschein hatte Alkoholmissbrauch gestanden.
wunderschöner "schwenk der kamera" auf die "andere seite des glücks" - ich kenn mich mit totenscheinen nicht so genau aus, wie mein vorredner - vielleicht könnte der "totenschein" durch eine "diagnose" ersetzt werden - somit wäre auch dem faktenwissen genüge getan -
Calvin starrt ins Feuer, dann sieht er Marion an: „Auch wenn das jetzt hart klingt, aber ich glaube jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich. Was Bleivergiftung ist, wusste man damals doch auch schon, und dein Urgroßvater - auch wenn er arm war - konnte doch eine andere Arbeit annehmen. Und dass Schnaps nicht hilft und viel Geld kostet, wird er wohl auch gewusst haben.“ „
sich einmal mehr mitgefühl gespart - aber Marion lässt nicht locker -
Aber dafür war er eben nicht schlau genug“ meint Marion und sieht ihrem Schatten zu, der wie ein Gespenst auf dem Stolleneingang tanzt.
Sie denkt an all die zerlumpten Kinder, die, um ihren Vätern das Essen zu bringen, im Winter durch den Wald liefen; die hoffnungslosen, kaum gelebten Leben, die Not, den Schweiß; die Gier der Drahtzieher und Profiteure nach immer mehr Blei, immer mehr Krieg, immer mehr Land; an Verwüstung und großen Reibach und Kriegerdenkmäler mit verlogenen Inschriften. All die zerlumpten Kinder stellt sie sich vor, wie sie mit kleinen Windlichtern durch den Nachtwald zogen. Für die müsste hier ein Denkmal stehen.
sie sieht im eigenen schatten die schatten der vergangenheit - was für ein schönes bild -
Calvin rät ihre Gedanken: „So viel Elend, aber die Menschen werden nicht schlauer.“
Jetzt sagt keiner mehr etwas. Sie fühlen sich verbunden.
bedächtig und sorgfältig hast du dich an diesen augenblick herangetastet: glück & unglück & glück - vergangenes gegenwärtig - und im nächsten absatz gegenwärtiges schon wieder vergangen - die verbundenheit zerfällt:
Thomas, der in Köln eine Lehre macht, hat schwarzen Afghanen mitgebracht und baut einen Joint. Alle außer Marion probieren und versuchen den Rauch möglichst in der Lunge zu halten. Das führt zu Hustenanfällen. Hanne und Calvin behaupten nichts, aber auch gar nichts zu spüren, wälzen sich aber kichernd im Gras.
Hanne fängt an, den Augenblick zu zerreden. „Der Vollmond scheint nur uns zu leuchten“ sagt sie und setzt sich neben Calvin. Der schaut geradeaus ins Feuer.
Hannes Mutter hat ihren Mann von der Theke losgeeist. Wie eine Kreissäge zerreißt Ihre Stimme die Nacht: Hannelörchen, Kind, komm, et is ald spät mir fahren jetz. Thomas deutet auf den Stolleneingang: „Nehmt doch die U-Bahn“. Mit Calvin macht er sich über Hannes Mutter lustig. Sie heulen den Mond an und finden sich witzig. Hanne nimmt Calvins Gesicht in ihre Hände, verpasst ihm eine kleine Ohrfeige, drückt ihn an sich und geht zu ihren Eltern. Marion ist genervt und verschwindet.
Bald wird hier nur noch Nacht sein, Frieden und zeitlose Stille.[
/QUOTE]
ich habe eine fantasie dazu, warum Hanne Calvin ohrfeigt und an sich drückt und, warum Marion genervt verschwindet...
"versuchen den Rauch möglichst in den Lungen zu halten" - Beistrich nicht zwingend notwendig - bei erweiterten Nennformgruppen kann man ihn sinngemäß setzen -
"Der Mond scheint nur uns zu scheinen" - zulässige Dativwendung - usw. -
mich hat deine geschichte berührt - die behutsamkeit, mit der du in eine stimmung führst - wie sich die beiden seiten des glücks in diesem tal (auch der titel stimmig) annähern, verbinden - indem die prot. anwesend sind - im doppelten sinne- die sammlung - das innehalten - die zerstreuung -
schön und tief -
krissy

 

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