Hallo apropos,
ich habe mal zu jedem Satz geschrieben, was ich verstehe.
Funkelnd ragt Glas aus ihrem Körper.
Da liegt eine Frau und in ihr steckt ein Stück Glas, das buntes bis rotes Licht reflektiert. Ich assoziiere mit funkeln Diamanten und Rubine und die Art, in der sie das Licht reflektieren.
Eisberge im Meer ihrer noch weichen Haut.
Eine andere Beschreibung für den ersten Satz, in dem das Glas mit Eisbergen verglichen wird. Da habe ich ein Problem mit dem Funkeln. Ich kann mir keine funkelnden Eisberge vorstellen. Ihre Haut wird mit einem Meer gleichgesetzt.
Kein Seegang.
Wenn ich das Meer und die Haut gleichsetze, ist es eigentlich klar, das auf diesem Meer kein Seegang herrscht. Was wäre Seegang auf einem Hautmeer?
Und das Eis verbirgt sein wahres Ich unter der seichten Oberfläche.
Das wahre Ich des Eises wäre das Glas. Wie kann es sein Ich verbergen, wenn wir seit dem ersten Satz wissen, dass es Glas ist. Was ist die seichte Oberfläche? Nur etwas was Höhe hat kann seicht sein. Jedes Gewässer könnte seicht sein.
Kein Kleid verhüllt ihre Blässe.
Die Frau, die da liegt, ist sehr hellhäutig und nackt.
Ihr Sarg ist zu groß.
Die Frau befindet sich in einem überdimensionierten Sarg. Ich vermute der Sarg, in dem sie liegt, ist das Zimmer, in dem sie sich befindet.
Ausgeschlagen mit zu wenig Seide.
Dem Hersteller des Sarges ist der Stoff ausgegangen.
Roter Seide.
Der Stoff war rot.
Flüssiger Seide.
Jetzt stellt sich heraus, dass es gar keine Seide ist, sondern die Seide nur eine Metapher für irgend etwas flüssiges war.
Fast schön das Spiel der Kontraste.
Jetzt muß ich sehr weit ausholen und mir überlegen, dass damit nur der Kontrast zwischen blasser samtiger Haut und der flüssigen roten Seide gemeint sein kann. Aber wo und was spielen die Kontraste? Fangen?
Neonlicht verklärt die Wirklichkeit künstlerisch.
Im überdimensionierten Sarg gibt es Neonlicht.
Künstlich.
Was ist künstlich?
Doch war das Glas nicht bloß Ersatz.
Wieso war das Glas überhaupt ein Ersatz, wo steht das es ein Ersatz war?
Nein, Intention.
Wie kann Glas Absicht oder Ziel sein?
Material.
Das ist klar, jedes Glas ist Material. Aus ihm kann man Spiegel, Fenster und Flaschen machen.
Aussage.
Wie kann Glas eine Aussage machen?
Gefäße zerstören sich gegenseitig.
Das hat nun gar nichts mit dem vorhergehenden zu tun. Ich muß also schließen, dass irgend etwas mal ein Gefäß war. Es gibt nur drei Dinge: Sarg, Glas und Körper. Wenn das Glas kaputt ist war es vielleicht mal vorher ein Gefäß. Aber die drei Dinge sind alle nicht in der Lage zu agieren.
Demonstrieren Gemeinsamkeit.
Wer kann demonstrieren und wo sind Gemeinsamkeiten zwischen Sarg, Glas und Körper.
Universalität.
Wird auch die Universalität demonstriert? Wie geht das? Das übersteigt mein Vorstellungsvermögen.
So ist sie Abbild und Urbild zugleich.
Wer ist sie? Bis jetzt gab es noch keine Sie. Aber ich hatte ja schon interpretiert, dass der Körper mal eine Frau war. Also ist sie wohl gemeint. Nur Abbild und Urbild gleichzeitig funktioniert beim besten Willen nicht in meiner Vorstellung. Ich kann mir nichts vorstellen, bei dem Kopie und Original identisch sind.
Sie selbst ist ihr Werk.
Aha. Die Frau ermordete sich mit dem Glas, das früher ein Gefäß war.
Gewidmet den Lebenden.
Wenn ich etwas widme könnte es ein Kunstwerk sein. Wer sind die Lebenden und wo kommen die her?
Den anderen.
Was für eine andere Sorte von was sind denn diese?
Dennoch bleibt sie wie alle Kunst nur Selbstzweck.
Sie ist Kunst und ihr eigenes Ziel? Für mich ist das so nicht verständlich.
Denn Vergessen bleibt nur eine Frage der Zeit.
Denn Vergessen ist nur eine Frage der Zeit, wäre banal. Wieso steht da ein bleibt?
Kurz:
Meine Verwirrung steigt mit jedem Satz, weil ich immer weniger verstehe.
Weder Aussage noch Hintergrund kommen für mich herüber.
Liebe Grüsse
Tuerkis