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Jeannetigone
Ares Jeannetigone
Zwo Stockwerk hoch überm Asphalt, dass niemand es sehe, sind Sie lebendig eingemauert. Beladen mit Jahren suchen Sie den Tod wie andre bloßen Schlaf. Selbst den Scheiterhaufen haben eigenhändig Sie geschichtet, das Laken geweißt, dass dem Hemde graut in der Schwärze der Nacht. Am dritten Tage wieder ausgekotzt aus dem Dunkel, eingekleidet mit gebleichter Haut, gekrönt von frisch geweißtem Haar. Ohne Würde, kaum geachtet als irgendein Andrer sterben Sie im Dunst der Sekrete.
Demain je serais morte! –
Demain …?
Der Lärm von draußen hält wach. Sie bitten, das Erkerfenster zu schließen. Der Erker, nur wenige Schritte von Ihnen entfernt, gewährt Aussicht gen Mitternacht, Morgen und Mittag. Der Tag zieht vorüber nach ewigem Gesetz und mit ihm die Schatten – wie der Ihres Pappas, der das Fenster schließt und erkennt –
wo heute Asphalt den kargen Boden versteckt, war einst Acker. Hagel vernichtete manche Ernte, dass die Alten ein Kreuz aufrichteten, den Gott zu versöhnen. Gerechtigkeit stellte sich nicht ein. Weiter zerpflügte Hagel den Acker. Also hat, der da heute noch eisern hängt, keinem geholfen: nicht den Ältern, nicht den Jüngern. Auch sich selbst hat er nicht abhelfen können.
Immondicité, rien qu’immondicité! –
Si seulement je pourrais oublier tout autant que je l’ai été moi-même!
Nicht jeder wird jungfräulich geboren und erlöst alle Welt, spürt er das Kreuz im Rücken. Oidipous Tyrannos, Bibel und Kateschismen - beiseite getan - sind gleich dem Teppich und dem Möbel geronnene Zeit, Erinnerung zahlloser Niederlagen wie der blinde Spiegel. Der hatte stumm gestanden und gelauert. Er haschte nach Ihrem dürren Schatten, bis er Ihren Blick fing.
Entsetzt zeigte der Ihnen die ausgetrocknete Haut eines nackten Halses. Jeder hat seine Haut zu Markte zu tragen, aber das sollten Sie sein? Ist es nicht also, dass Spiegel lügen?
J'ai vu quelquefois ce que l'homme a cru voir,
keifte das fremde Gesicht zurück. Sie warfen einen Hausschuh in das andere Gesicht.
„Si seulement ça aurait cessé de me toucher,
j’aurais cessé de l’haïr.”
Seither fürchten Sie Gewäsch und meiden Wasser, in dem es widerscheint. Gesichtslos ziehen die Tage vorüber. Ab sagen Sie Zauberei und Ketzerei, entsagen aller Ausschweifung. Selbst wenn Sie den Widerruf widerriefen, nimmer wird Ihnen ein glücklicher Mai! Ruhen Sie, Johanna, denn dann werden Sie tot sein und sein wird, als hätten Sie nie gelebt.
Dix-neuf an de vie, c’est bien suffisant!
Je sais le soir …