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jeremia jedermann

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04.07.2001
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jeremia jedermann

Jeremia Jedermann

Jeremia Jedermann gehört zur Gattung Homo Sapiens. Er ist mitte dreißig, hat einen kleinen Bart und leichtes Übergewicht. Er ist jemand, der in einer auch nur kleinen Menschenansammlung sofort unsichtbar wird. An ihm ist absolut nichts ungewöhnliches, nichts markantes, er ist JEDER.
Und wie jeder hat Jeremia Probleme. Dinge, die er nicht versteht, die einfach keinen Sinn machen. Er weiß, dass vieles verkehrt läuft, nicht nur in seinem Leben, sondern generell. Aber wie seine Mitmenschen hat auch er keine Lösung.
Die gesamte Struktur ist ihm einfach zu kompliziert. Wie soll er soziale Ungerechtigkeit bekämpfen, wenn er vom Sozialsystem keine große Ahnung hat und nebenbei auch noch selbst über die Runden kommen muss? Wie soll er Lauschangriffen und einem entstehenden Polizeistaat entgegenwirken, wenn der Großteil der Bevölkerung aus Angst vor zunehmenden Gewaltverbrechen wie gelähmt ist? Wie soll er Atomkraftwerkbetreibern nachweisen, dass sie für die erhöhte Krebsrate in ihrer Umgebung verantwortlich sind? Jeder mit einem halbwegs gesunden Menschenverstand sieht den Zusammenhang, er ist aber leider nicht beweisbar. Irgendwie verdammt schizophren! Es gibt zigtausend Kleinigkeiten, die ihm mit der Zeit den Verstand rauben, die ihm das frustrierende Gefühl der absoluten Hilflosigkeit geben.
Er guckt sich um und sieht seinen Nachbarn, dem die Bank den Kredit gekündigt hat. Das Haus wird für ein Drittel seines Wertes an den Filialleiter der Allianz in seiner Kleinstadt versteigert - Pech gehabt! Er sieht den Schwager des Bürgermeisters mit einem neuen SLK durch die Gegend fahren - merkwürdig! Vor ein paar Wochen stand dessen Baufirma doch kurz vor dem Ruin. Er sieht die ganze Zeit Dinge, die er nicht sehen will. Er möchte seine Ruhe, sein Feierabendbier und endlich mal wieder einen Sieg seines Lieblingsvereins. Wenn das mal so einfach wäre.

Aber die anderen schaffen es doch auch. Sie laufen lächelnd durch die leerzukaufenden Einkaufspassagen, plappern angeregt mit Bekannten, die sie treffen, und wirken als hätten sie eine gute Zeit. Haben die denn keine Ahnung? Das kann nicht sein! Alle wissen es, wissen, dass Parteien Schwarzgeldkonten mit Millionenbeträgen von Waffenhändlern haben, sie wissen von den Klügeleien der Polizei mit der örtlichen Unterwelt, von der austretenden Strahlung bei Castortransporten, von der “Allmacht” der Banken, eigentlich wissen sie alles. Sie müssen sich damit arrangiert, eine Art stillen Kompromiss gefunden haben, der es ihnen erlaubt die Dinge anders zu sehen als sie sind. Ob er sie einfach mal fragen sollte?
Sein älterer Bruder ist so ein Mensch. Der hat einen gutbezahlten Job, eine junge blonde Frau, die früher mal Grünkohlkönigin in einem Dorf im Nirgendwo war und sein Haus ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch abbezahlt. Außerdem wirkt er bei fast jedem Treffen absurd gutgelaunt. Ja, ein bierseliges Beisammensein mit ihm würde vielleicht mehr Aufschluss geben. Ist leider derzeit nicht drin : Sein Bruder lebt in Wien und mit dem Trinken hat der schon vor Jahren aufgehört. Von Jeremias Kollegen oder Bekannten ist keiner fröhlich und auch keiner hat mit dem Trinken aufgehört. Von glücklich Verheirateten fehlt auch jede Spur. Ob das was mit den verschiedenen sozialen Klassen zu tun hat? Er hat mal was davon in der Schule gelesen. Ist aber zu lange her, um sich genauer daran zu erinnern. Vielleicht ist das aber auch garnicht nötig. Diese Welt braucht seiner Meinung nach nicht noch mehr Theoretiker. Niemanden mehr, der rhetorische Einwände zu erheben hat. Sie braucht jemanden, der handelt, der nicht reagiert sondern agiert. Und dieser JEMAND wird er sein. Die Waffe hat er sich vor ein paar Tagen gekauft. Er wird gehen und das nicht alleine.

 

Die Geschichte ist ganz gut geschrieben, aber thematisch weis ich nicht recht, was ich von ihr halten soll.
Aus dem Ende schließe ich irgendwie, dass er Amok läuft, denn mit einer Wumme lassen sich diese sozialen Probleme ja wohl kaum lösen.
Aber warum läuft er eigentlich Amok? Das kommt zu kurz, finde ich. Du schreibst ja nur, dass er ein total langweiliger Normalo ist - und Amokläufer sind doch keine total langweilige Normalos, die haben schwerwiegende psychische Störungen.

 

Höret den Worten I3en´s!

Moin,

schon wieder ´ne Geschichte, wie Scheiße unser Staat ist, und das die Gesellschaft schuld hat, wenn man ´nen Knick in der Bommel bekommt? Oh nööööööö, und dann auch nur das 0815-Schema: Scheiß Atomkraft! Scheiß Komerz! Scheiß Staat!

Kurz: Deine Geschichte mag kaum mehr zum Nachdenken anregen, weil es so viele schon gibt, die inhaltlich gesehen "identisch" sind.

Bis bald,

Poncher

 

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