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Käfermord
Ein Stapel botanischer und zoologischer Bücher trennte uns. Ich hörte nur, wie er sie eins nach dem anderen aufschlug und austippte. Die oberen Bücher wanderten nach unten, wurden irgendwann von den unteren bedeckt und trieben den gesamten Stapel wie eine unendlich langsame Kreissäge von der Tischmitte ans Ende der Längsseite. Schließlich gab er mir den Blick auf seine Hände frei. Das letzte Buch lag offen zwischen uns. Er schaute hinein, dachte nach und endlich konnte ich jenes Geräusch sehen, dass ich bisher nur gehört hatte. Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Er tippte noch immer und je länger ich hinschaute, desto mehr sahen seine Handbewegungen danach aus, als würde er über einen Haufen Käfer laufen, in der Absicht, keinem von ihnen auch nur einen Fühler oder ein Beinchen zu krümmen. Er blieb stecken, schaute auf den Monitor, dann ins Buch, schüttelte den Kopf, wartete kurz und drückte dann mit alles negierender Leidenschaft den langen Pfeil nach links, tief und dauerhaft. Löschen. Zu spät. Unter seinem Finger knackte es dezent.