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Kandierte Veilchen

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14.12.2002
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Kandierte Veilchen

Ich verliebte mich augenblicklich in meine Träume mit ihm als wir unsere ersten paar Worte über die Weltentstehung wechselten. Ich war beeindruckt und hingerissen, von einer Eleganz, die bei Männer nicht oft anzutreffen ist und bewunderte seine ausdrucksstarken Worte und Augen.
Ich verfiel im geradezu, bekam das Gefühl, das Unmögliche sei doch möglich.
Eine spontane Reise nach Paris, später in München studieren, heiraten in einem abgeschiedenem Blumenparadies mit hundertjährigen Gärtnern und einem Swimmingpool an der Klippe, sodass man vom Wasser ins Meer schauen konnte.
Er bot mir ein kandiertes Veilchen an, dessen süßlich reiner Geschmack pures Glück versprechen zu schien. Erst nach einer Weile war die Blüte übrig und ich schmeckte den leicht bitteren Rest des Veilchens.
Es wurde Nacht und da waren die Sterne und Lichter des gegenüberliegenden Hauses. Zwei, wie er anmerkte, wie wir zwei. Ich fror, aber das störte mich nicht. Auch nicht, dass er mehr auf das Wasser sah, an dem wir saßen, als auf mich. Er zitierte alte Klassiker und redete von Menschen, die er so interessant und einzigartig beschrieb, dass ich sie sofort kennenlernen wollte. Er konnte Orte in meiner Phantasie ausmalen, so dass ich nichts sehnlichster wünschte, als einmal dort zu sein. Die Straßen von Paris entlanglaufen, den Louvre überqueren und den Rekord aus "Die Träumer" brechen. Diese Nacht noch eine geheimnisvolle Reise antreten, in ein Land in der Träumer noch Hoffnung haben konnten.

Die Ernüchterung kam überraschend und bedrückend. Die Realität, mit einem immer leidendem Werther und Reisen, die geplant und berechnet werden mussten. Paris verschwand am Horizont, etwas später er auch.
Aber er bewegte etwas, trotz seiner Abwesenheit. Ich fing an zu grübeln, zu zweifeln. Ich verließ den Werther, der sich bald darauf selbst umbringen wollte, was er jedoch nie tat.
Ich grub in meiner Vergangenheit um die Zauberhaftigkeit zu finden, die mein Leben einst hatte, vor Werther und den Selbstzweifeln.
Ich fiel, dachte an den Unbekannten und weinte.

Doch dann traf ich ihn wieder. Auf einem Bahnhof, zufällig. Es schien die Sonne, also ergriff ich die Chance und stieg mit ihm in den nächsten Zug.
Er war abenteuerlustig genug um nicht wieder auszusteigen. Er wusste sogar einen Ort, an dem wir ein paar Tage bleiben konnten.
Ich lächelte wieder, philosophierte mit ihm über das Leben, diskutierte und schmeichelte. Es war warm im Zug, fast wie im Sommer obwohl es doch noch Frühjahr war und ich meinen Wintermantel anhatte.
Die Welt außerhalb des Zuges tanzte vorbei und verlor an Bedeutung. Bis wir an diesem riesigem weißem Haus ankamen. Wir buchten ein Zimmer, was mich mein halbes Vermögen kostete, aber es spielte alles keine Rolle mehr. Es war fast wie in einem Märchen mit ihm als Prinzen, was bedeutete da schon der Alltag und so etwas wie Geld.
Ich ließ mich auf Alles ein. In manchen Momenten schien er so perfekt, dass ich versuchte, Fehler zu finden, Schwächen oder Marotten. Ich fand keine. Er hatte zahlreiche Weltreisen hinter sich, kannte jedes Werk von Goethe und Schiller, und wusste, dass das Leben keine Grenzen für ihn hatte. Kein Schritt wirkte unsicher, kein Wort ungewählt. Manchmal murmelte er meinen Namen vor sich hin, was mich rot werden und mein Herz hüpfen ließ. Und während ich mit großen Kinderaugen vor den Marmorbädern und dem Obst, wozu Besteck gereicht wurde stand, legte er einen Arm um mich und lächelte sicher.

Ich erwachte. Es war kalt in seiner Wohnung, weil die Heizungen in der Nacht abgestellt wurden. Ich erinnerte mich kurz an die Nacht zuvor, an meine Verzweiflung und die Tränen und den Wunsch gehen zu können. Ich blieb, küsste ihn sacht, doch er murmelte nur etwas.
Etwas bedrückte ihn.
"Ich muss dir noch etwas sagen", flüsterte er. "Aber du musst mir versprechen, dass sich nichts ändern wird."
"Wer ist es?", dachte ich und schwieg.
"Ich habe mich in deine Schwester verknallt, aber.." Ich konnte den Schmerz fühlen wie er sich in mir ausbreitete. Ich lag neben ihm und fühlte fasziniert in mich herein. Dann kamen die Tränen, ich drehte mich um und sagte nüchtern "Wir trennen uns."
Er fing an zu schreien, zu weinen und um sich zu schlagen. Der absolute Wahnsinn kroch in seine Gesichtszüge. "Nein", wiederholte er nur immer wieder mit einer Stimme die ein Sterbender haben würde. "Nein!"
Er zitterte und weinte noch heftiger. Die Situation überforderte mich, mein eigener Schmerz und dieser Wahnsinn vor meinen Augen. Ich versuchte beruhigend mit ihm zu reden doch er hörte nicht auf zu schreien.
Taub für meinen eigenen Schmerz machte ich ihm Tee, er zitterte zu sehr um zu trinken, ich versuchte ihn mit Fernsehen abzulenken. Ich beruhigte ihn, wie würden uns ja wiedersehen. Da hielt er inne. "Ich übertrage dir mein ganzes Vermögen!" ich schüttelte verwirrt den Kopf. Er wurde wieder von Heulkrämpfen geschüttelt. "Wir heiraten!" Ich versuchte aus dem Raum zu gehen. "Lass uns nach Paris fahren!" weinte er mit letzter Kraft kurz bevor er machtlos liegenblieb.
Ich nahm mir ein kandiertes Veilchen und ging.

 
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Hallo Fanny,

Deine Geschichte läßt ein paar Fragezeichen in mir aufkommen. Diesen ersten Satz

Ich verliebte mich augenblicklich in meine Träume mit ihm als wir unsere ersten paar Worte über die Weltentstehung wechselten.
verstehe ich nicht. Die Prot verliebte sich in die Träume?

Er bot mir ein kandiertes Veilchen an, dessen süßlich reiner Geschmack pures Glück versprechen zu schien.
zu versprechen schien

Die Ernüchterung kam überraschend und bedrückend. Die Realität, mit einem immer leidendem Werther und Reisen, die geplant und berechnet werden mussten. Paris verschwand am Horizont, etwas später er auch.
War er verheiratet? Wieso verschwand er so geheimnisvoll?


Doch dann traf ich ihn wieder. Auf einem Bahnhof, zufällig. Es schien die Sonne, also ergriff ich die Chance und stieg mit ihm in den nächsten Zug.
Und wenns geregnet hätte?

Bis wir an diesem riesigem weißem Haus ankamen. Wir buchten ein Zimmer, was mich mein halbes Vermögen kostete, aber es spielte alles keine Rolle mehr. Es war fast wie in einem Märchen mit ihm als Prinzen, was bedeutete da schon der Alltag und so etwas wie Geld.
Wieso bezahlte sie? Hoppla - vielleicht ist es gar keine SIE...
Ich erwachte. Es war kalt in seiner Wohnung, weil die Heizungen in der Nacht abgestellt wurden. Ich erinnerte mich kurz an die Nacht zuvor, an meine Verzweiflung und die Tränen und den Wunsch gehen zu können. Ich blieb, küsste ihn sacht, doch er murmelte nur etwas.
Etwas viel ich. Überhaupt im ganzen Text fängst du sehr oft damit an.

"Ich habe mich in deine Schwester verknallt, aber.."
Da wird geschwärmt, was doch dies für ein Weltsmann ist und alle Literaten kennt dann spricht er von "verknallen".
Taub für meinen eigenen Schmerz machte ich ihm Tee, er zitterte zu sehr um zu trinken, ich versuchte ihn mit Fernsehen abzulenken.
Vielleicht hätte sie besser einen Klassiker vorgelesen?
Ich blieb, küsste ihn sacht, doch er murmelte nur etwas.
Etwas bedrückte ihn.
"Ich muss dir noch etwas sagen", flüsterte er. "Aber du musst mir versprechen, dass sich nichts ändern wird."
Eine etwas-Epidemie...


Es gibt einige Kommafehler, dazu ist es mir heute aber zu spät.

Fanny, die Sache ist mir zu konstruiert. Die Protagonisten kommen mir überhaupt nicht nahe. Wieso hat er so ausdruckstarke Worte? Lass ihn/sie doch mal reden.
Dann treffen sie sich zufällig wieder und verbringen sogar ganz spontan ein paar Tage miteinander. Hut ab vor soviel Flexibilität.

Plötzlich hat er sich in ihre Schwester verliebt - die ist vorher überhaupt nicht aufgetaucht. Sie sollte vorher eine Rolle spielen sonst wirkt das völlig aufgesetzt. Er wirkte auf mich wie der geheimnisvolle Fremde - aber nach dem Satz mit der Schwester musste ich grinsen. Das passt einfach nicht in die Geschichte mit der Distanz, die du vorher aufgebaut hast.

Geh näher an die Prots ran, lass sie durch Dialoge aufleben.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hey Fanny,

Ich muss mich bernadette anschließen - mir scheint die Geschichte etwas unglaubwürdig.
Erst verschwindet der "Fremde" aus Gründen, die weder annähernd erklärt werden (muss ja auch nicht unbedingt) noch fällt es mir schwer zu erkennen, ob das ganze jetzt nur für eine Nacht, ein Wochenende oder doch über einige Wochen/Monate ging...
Besonders die Erwähnung "Werther" hat mich dann vollends verwirrt. Ich hatte Schwierigkeiten, meinst du nun Goethes Werther (in Anlehnung an das literarische Wissen des Mannes) oder heißt der Mann selber Werther? Im Nachhinein denke ich dass du ersteres meinst, doch beim erstmaligem Lesen hatte ich da meine Probleme mit...

Dann die Geschichte mit dem Zug. Erneute Verwirrung. Folgt sie ihm heimlich in den Zug oder haben sie sich vorher unterhalten und er hat sie eingeladen zu diesem Abenteuer?

Er war abenteuerlustig genug um nicht wieder auszusteigen. Er wusste sogar einen Ort, an dem wir ein paar Tage bleiben konnten.
Spätestens hier war meine Verwirrung komplett. Tut mir leid, ich verstehe nicht was dieser Satz mir/dem Leser sagen soll :hmm:
Hat er sie bemerkt und lässt sich auf das Abenteuer ein? Was willst du damit andeuten?

Bis wir an diesem riesigem weißem Haus ankamen.
Wieder ein Satz der mich stoppen lies, um erstmal zu verstehen was da jetzt passiert ist. Im Satz davor sitzen beide im Zug und unterhalten sich, im nächsten Moment kommen sie am Haus an... Hält der Zug direkt an diesem Haus? Ich würde vielleicht ein Taxi dazwischen setzen... Oder ähnliches.

Dann ein riesen Sprung. Zack! Plötzlich sind wir in seiner Wohnung, waren wir nicht vorher noch in diesem chicen Hotel gewesen? Und dann liebt er ihre Schwester. Nach kurzer Verwirrung wird klar, da sind einige Monate vergangen. Ein kleiner Hinweis würde dem Leser aber vllt. helfen nicht stutzen zu müssen.

Sprachlich fand ich das ganze gar nicht mal so schlecht, bis auf die Sachen die schon bernadette aufgezählt hat. Der Inhalt ist auch okay, nur an den Verknüpfungen und Übergängen muss noch gearbeitet werden. Vielleicht hilft es dir, mal wen Probelesen zu lassen? Ich mach das eigentlich immer :D Das rettet einen häufig vor unglücklichen Formulierungen etc.

Als letztes eine Frage: Was sind kandierte Veilchen? ich kann mir absolut nichts darunter vorstellen - als interessierte Nebenfrage zwischendurch ;)

LG Glori

 

oh je... also ich glaube ich habe tatsache die ganze geschichte zu oberflächlich und schemenhaft erzählt. Tatsache spielt der 2. Teil Monate später.
Der eigentliche Hintergrund war den Kontrast von dem absolutem Traummann und dann der Zusammenfall der Illusion zu zeigen, er erst ganz oben und dann am boden.
Kandierte Veilchen sind Veilchen, die kandiert wurden! ; -)
Die gibt es tatsache, meistens aber nur in Wien oder Paris.
Aber danke für eure Kritiken, ich werde mich wohl noch einmal dransetzen müssen!
Fanny

 

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