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Ken Saro-Wiwa: Lemonas Geschichte.
Ken Saro-Wiwa war ein nigerianischer Schriftsteller, Fernsehproduzent und Bürgerrechtler. Er gehörte zum Volk der Ogoni, die im Nigerdelta einen aussichtlosen Kampf gegen die Ölförderungen und die damit verbundenen verheerenden Umweltverschmutzungen führten. Als einer der führenden Köpfe der Bürgerbewegung wurde er 1995 verhaftet und wegen Anstiftung zum Mord in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung im selben Jahr löste internationale Proteste aus. Es gab deutliche Hinweise auf die Verstrickung des Shell-Konzerns in den Prozess und das Urteil.
Während der letzten Wochen in seiner Todeszelle schrieb Ken Saro-Wiwa einen letzten Roman, der auf einer CD aus dem Gefängnis geschmuggelt werden konnte: Lemonas Geschichte erzählt vom Schicksal einer Frau, die von Männern ausgenutzt und mißbraucht wird und in der Folge verwirrender Schicksalsschläge nach Jahren im Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartet. Eine Journalistin aus den USA kommt sie zu besuchen; sie erzählt in einer Nacht ihr ganzes Leben.
In diesem Roman, der sehr schlicht und nah das Leben und Leiden einer Frau im Nigerdelta schildert, ist alles verwoben; so wie der Autor eine Hauptperson wählt, die sich in derselben letzten Lebensphase wie er selbst befindet, ist auch die Journalistin seit ihrer Geburt mit Lemona verbunden. „Lemonas Geschichte ist kein wirklich bedeutender Roman, das konnte er auch unter den verzweifelten Bedingungen seiner Entstehung kaum werden, aber doch das ergreifende Vermächtnis eines Märtyrers der Menschenrechte,…“ schrieb Dieter Borchmeyer 2000 in „Die Zeit“. Nein, dies ist nicht „nur“ ein Vermächtnis, dafür könnte man auch das umfangreiche Werk des Autors nehmen, sondern auch eine starke Geschichte, die zeigt, daß ein Schriftsteller auch und gerade dann Herausragendes leisten kann, wenn er mit dem Tod um die Wette schreibt. Vielleicht gilt es ja - neben dem handwerklichen Finish - auch etwas, wenn ein Roman wirklich intensiv und authentisch ist…
