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Kurt

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10.05.2005
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Kurt

Kurt

In der Nähe von toten Prominenten beschlich mich seit den Vorkommnissen im letzten Jahr immer ein merkwürdiges Gefühl. Damals hatte ich Elvis beim Einkaufen getroffen und war plötzlich selbst tot. Ich hatte jedoch Glück und wurde ein paar Monate später wieder zurückgeschickt. Keine Sekunde länger hätte ich es mehr im Jenseits ausgehalten. Tot sein war nämlich in erster Linie entsetzlich langweilig, verursachte eine Unmenge Papierkram und dauert zu allem Überfluss auch noch ewig. Meistens jedenfalls.

Wie gesagt ging ich seitdem toten Personen der Zeitgeschichte so gut es eben ging aus dem Weg. Wenn ich hörte, dass jemand Elvis gesehen hatte, mied ich die Gegend weiträumig, obwohl ich mich gerade mit ihm gerne wieder einmal unterhalten hätte. Er war natürlich auch bei den Toten einer der ganz Großen. Einer von den „Triple A“-Promis, die auf gar keinen Fall zurückkommen durften. Das Chaos wäre einfach zu groß gewesen.

Dafür bekamen sie aber – ganz im Gegensatz zu den normalen Toten - wenigstens ab und zu Urlaub. Das hielt sie bei Laune und versorgte außerdem die einschlägigen Gazetten und Internetforen mit entsprechendem Material. Ich hatte sie alle abonniert – auf Tot sein hatte ich nämlich überhaupt keine Lust.

Leider erwischte es mich dann doch wieder. Ich saß gerade in der U-Bahn und blätterte in einer Fachzeitschrift für übersinnliche Phänomene und Erscheinungen. Ich überflog die wichtigsten Meldungen: Kennedy war mal wieder irgendwo gesehen worden, Glenn Miller schien vor kurzem wieder eine Art Konzert gegeben zu haben und Kurt Cobain...

...saß gerade neben mir!

Ich sah ihn an. „Urlaub?“, fragte ich vorsichtig, schließlich war auch er ein „Triple-A“. Er schüttelte langsam den Kopf und machte damit alle meine Hoffnungen zunichte. Sie hatten mich also wieder erwischt. Ich hätte kotzen können!

Gleich am nächsten Morgen führte mich mein Weg zur Wiedereingliederungsbehörde.

„Oh, Sie haben aber einen schönen Hund“, bemerkte mein Sachbearbeiter. Terry, der Hund meiner Mutter, war heute morgen von einem Auto überfahren worden und hatte bereits an der U-Bahn-Station auf mich gewartet.

Ich ignorierte seine Worte und machte dem Ärger über mein neuerliches Tot sein ausgiebig Luft.

Er lächelte süffisant, hörte mir – augenscheinlich sogar recht interessiert - eine Weile zu und schob mir schließlich wortlos ein Blatt Papier zu. Ich warf einen Blick darauf. Es war jedoch kein Wiedereingliederungsantrag, sondern die Hundesteueranmeldung! Die Bürokratie hier war wirklich bemerkenswert.

Ich nahm mich ein wenig zurück, schließlich war in gewisser Weise von ihm abhängig. Ein paar Belanglosigkeiten später deutete ich zögerlich auf die Wiedereingliederungsanträge hinter ihm im Regal: „Könnte ich...? Ich habe nicht soviel Zeit, wissen Sie?“

„Nicht soviel Zeit...“ echote er und kicherte leise vor sich hin. Schließlich schob er mir aufreizend langsam eines der Formulare über den Tisch.

„Wie lange, ich meine, was denken Sie, wann ich, also wir...? Ich deutete auf Terry, dem das Tot sein anscheinend gut gefiel, jedenfalls machte er einen ziemlich lebhaften Eindruck und wälzte sich fröhlich auf dem Boden hin und her.

Der Beamte lehnte sich zurück und gab sich betont nachdenklich: „Wenn überhaupt...“ Als ich empört aufsprang, erschrak er sich und korrigierte sich eilig. „Ganz so schnell wie beim letzten Mal wird es nicht gehen. Sie sind ja jetzt schließlich schon zum zweiten Mal tot.“ Er presste angestrengt die Fingerkuppen gegeneinander und war schnell wieder in Höchstform: “Ihnen scheint es hier wohl zu gefallen?“

„Noch so einen Spruch und ich bringe Sie um“, knurrte ich und sah ihn bewusst nicht an.

Ich wusste, dass er grinste.

Es war wie schon beim letzten Mal alles ziemlich seltsam. Zunächst besorgte ich mir wieder ein Handy und rief meine Mutter an. „Tot? Schon wieder?“, fragte sie erstaunt und wollte wissen, wann ich dieses Mal zurückkehren würde. Ich versprach ihr, mich sofort zu melden, sobald ich näheres wüsste. Sie erkundigte sich noch nach Terry und schluchzte – und zwar erst jetzt wie mir später auffiel - herzergreifend.

Danach ging ich zum Wal-Mart. Ich hoffte, dort meinen alten Freund Elvis zu treffen. Wir hatten uns damals immer sehr nett unterhalten. „Der hat Urlaub“, erklärte mir stattdessen Kurt Cobain, der gerade ein paar Sachen auf das Kassenband legte. Für einen Rockstar hatte er ziemlich banale Dinge gekauft: Zahnpasta, Mischbrot und ein paar Rollen Klopapier.

Vor dem Markt fragte er mich über meine letzte Wiedereingliederung aus. „Uns lassen sie hier ja nicht wieder weg“, seufzte er. Ich erzählte ihm von meinem ersten Ableben. Ich hatte Elvis Presley im Wal-Mart getroffen und war plötzlich selbst tot. Mitbekommen hatte ich so gut wie gar nichts und genauso war es dann auch bei der Wiedereingliederung. Ich stand abermals hinter Elvis an der Wal-Mart-Kasse und war plötzlich wieder lebendig. Kein Rauch, kein Knall, kein Flackern, kein Flimmern - man war einfach wieder da.

Leider hatte man auf den Zeitpunkt keinen Einfluss. Ich deutete grob in Richtung der Wiedereingliederungsbehörde. „Das entscheiden allein die da“, sagte ich. Ich würde also abwarten müssen.

Zeit hatte ich ja.

Ein paar Wochen später saß ich mit Terry in der U-Bahn. Die Wiedereingliederungsbehörde hatte mich einbestellt. Ich blätterte in meiner Lieblingszeitschrift und überflog die wichtigsten Meldungen: Kennedy war wieder mal auf Urlaub, Glenn Miller auch und Kurt Cobain...

...saß gerade neben mir!

Ich sah ihn an. „Urlaub?“, fragte ich vorsichtig.

Er schüttelte langsam den Kopf.

Ich war also wieder zurück. Auch dieses Mal hatte ich rein nichts mitbekommen. Ich war einfach wieder da.

„Wiedereingliederungsbehörde – Besucher bitte hier aussteigen!“

Der Zug hatte gehalten und ich starrte ungläubig auf das große Hinweisschild an der Wand der U-Bahn-Station.

Ich sprang aus dem Waggon und stürmte zur Wiedereingliederungsbehörde.

Bevor mein Sachbearbeiter etwas sagen konnte, fing ich an zu toben.

Er lächelte süffisant, hörte mir – augenscheinlich sogar recht interessiert - eine ganze Weile zu und überreichte mir schließlich wortlos ein Blatt Papier.

Ich warf einen Blick darauf: Die Hundesteuerabmeldung!

Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Die U-Bahn, die Zeitung, Kurt Cobain...all das hatte Terry gegolten! Deswegen war der verdammte Köter eben auch nicht mit gelaufen.

Ich ließ mich resigniert auf den Besucherstuhl fallen. „Wie lange, ich meine, was denken Sie, wann ich...?

Der Beamte lehnte sich zurück und gab sich nachdenklich: „Wenn überhaupt...“, sagte er und vollführte sogleich ein paar beschwichtigende Handbewegungen. Aber ich hatte nicht vor, ihn anzugehen. Seltsamerweise amüsierte mich die Situation inzwischen sogar ein wenig.

Er rückte sich zurecht. „Wie gesagt, ganz so schnell wie beim letzten Mal wird es nicht gehen“, er presste die Fingerkuppen gegeneinander, “finden Sie es denn wirklich so schlimm hier?“

„Noch so einen Spruch...“, knurrte ich.

„...und Sie bringen mich um“, vervollständigte er meinen Satz.

Dieses Mal musste ich grinsen.

 

Hallo Path,

erst einmal hab ich dir was zum Korrigieren rausgesucht:

Glenn Miller schien vor kurzem
vor Kurzem

...saß gerade neben mir!
stellvertretend für alle Stellen : ... saß

der Hund meiner Mutter, war heute morgen
heute Morgen

Ich nahm mich ein wenig zurück, schließlich war in gewisser Weise
Da fehlt ein "ich"

Ich habe nicht soviel Zeit, wissen Sie?“

„Nicht soviel Zeit...“ echote er

hier: so viel; und überprüfe noch einmal deine Zeichensetzung zur wörtliche Rede in dem Text. Hier: ... Zeit ...", echote er ...

sobald ich näheres wüsste
Näheres

Die Hundesteuerabmeldung
die

Deswegen war der verdammte Köter eben auch nicht mit gelaufen.
mitgelaufen

So, das wars soweit ich weiß :)

Zum Text. Das Hin und Her mit dem Tod hab ich nicht ganz verstanden, störte mich aber nicht weiter.
Mmh ich weiß nicht wie ich es Ausdrücken soll ...
Sagen wir mal: Ich hab mich nicht geärgert den Text gelesen zu haben, fand diese Stelle

und dauert zu allem Überfluss auch noch ewig.
auch recht amüsant (nur als Beispiel)
Andererseits hätte ich auch nichts verpasst, wenn ich ihn nicht gelesen hätte.
Sprich: deine Geschichte hat mich weder besonders mitgerissen, noch sehr zum Lachen gebracht oder sonst irgendeine starke Gefühlsregung in mir ausgelöst. Trotzdem war er nett für zwischendurch.

LG, Lyenn

 

@Lyenn: Man sollte die Geschichten einfach nicht zu spät noch posten! Man übersieht leider doch viel zu viel (und ich hab sie zigfach durchgelesen). Vielen Dank für Deine Mühe, die ich Dir (in Bezug auf meine Fehler) gerne erspart hätte! Danke auch für die ehrlichen Kommentare! Mit einem "Nett für zwischendurch" bin ich sehr zufrieden :-)

 

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