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Licht
Licht
Die Sonne scheint über meinem Kopf. Ihre Strahlen küssen die Wolken, die, ob dieser Liebkosung, in einem dunklen orangerot aufleuchten. Ein Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch – fast zu schön um wahr zu sein.
Ich sitze am Strand, vor mir kräuseln sich die smaragdgrünen Wellen mit ihren schneeweißen Schaumkronen und zerschellen, eine nach der anderen, am Ufer. Möwen gleiten anmutig über das Wasser, weiße Geschöpfe in vollendeter Harmonie mit dem Wind. Der goldene Sand glüht rot im Abendlicht, in ihm erblicke ich hellrosa Muscheln, von fast atemberaubender Perfektion und Symmetrie.
Und neben mir liegst Du, und die Natur, mit all ihrer Schönheit, kommt der Deinen doch nie auch nur nahe. Auf einer dunkelroten Decke liegst Du da, die Augen geschlossen. Ich muß Dich einfach betrachten, meine Augen weiden sich an Deiner Anmut, wie Verdurstende in der Wüste sich am Anblick eines Wasserfalls ergötzen würden. Deine goldenen Haare fallen in sanften Wellen um Dein Gesicht und über Deine Stirn. Deine Haut hat durch die Sonne jenen besonderen Goldton angenommen, wie er nur Dir eigen ist.
Um die Nase hast Du jene winzige Sommersprossen, die nur im Sommer auftauchen. Deine sandfarbenen Wimpern liegen schlafschwer auf den Lidern, sanft, gebogen, wie von einem Maler gezeichnet. Und Dein Mund...wie kann man ihn nur beschreiben? Deine vollen Lippen haben die Farbe von Rosenholz, halbgeöffnet; ich kann deine Zähne hervorblitzen sehen. Vorhin hast Du kurz die Augen geöffnet, Deine dunkelblauen Augen, mit dem weissen Stern in der Iris, und Du hast mich angelächelt. Wenn Du lächelst, erhellt sich die Welt um Dich herum, erhellst Du meine Welt. Und jetzt sitze ich da und frage mich: Kann man Lächeln auch hören? Schmecken? Spüren? Wenn meine Welt ins Dunkel getaucht wird, wird dieses Licht mich dann noch erreichen?
Langsam senkt sich ein Nebel, wie ein Vorhang, über meine Welt. Ich hefte meine Augen an Deine Gestalt, halte meinen Blick auf Dir, in diesen letzten Momenten des Lichtes. Die heftigen Schmerzen in meinen Augen sind nicht so schlimm wie der Schmerz der Gewissheit. Rote und grellorange Kreise beginnen in meinen Augen zu tanzen. Auch sie sind mir willkommen, sind es doch Farben. Wie lange ich mich wohl an sie erinnern werde? Wie ein Ertrinkender an ein Stück Treibgut, halte ich Dein Gesicht mit meinen Augen fest. An Dich will ich mich noch erinnern, wenn Farben nicht einmal mehr Erinnerungen sind. Und dann...
Dunkelheit