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Licht!

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28.12.2009
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Licht!

Wir trafen uns jeden Abend auf der Bank vor der katholischen Kirche. Wir rauchten selbstgedrehte Zigaretten, tranken warmes Dosenbier und erzählten alte Witze. Warum isst Stevie Wonder besonders gerne Mohnbrötchen? Na, weil da so tolle Geschichten drauf stehen natürlich!
Frank wird in sechs Wochen eingezogen und nach Darmstadt versetzt werden. Sie nannten das heimatnah, obwohl es mehr als hundertfünfzig Kilometer weit weg ist. An den Wochenenden werden wir ihn noch ein paarmal wiedersehen, gemeinsam einen Joint rauchen und er wird uns vom Bund erzählen, wie langweilig es ist und wie er sich alleine unter der Dusche einen runterholt und an ein Mädchen aus der Schule denkt, dessen Name er uns nie verrät. Irgendwann werden wir ihn aus den Augen verlieren, er verpflichtet sich als Berufssoldat und wird in eine Kaserne bei Flensburg versetzt. Zweimal telefonieren wir noch miteinander. Der Name von dem Mädchen war Chrisula, die Tochter eines Griechen, dem auf der Kaiserstraße eine Wäscherei gehörte, die explodierte, als wir in der achten Klasse waren. Frank wird eine Fortbildung beginnen, Instandsetzung von Flugzeugen. An irgendeinem Samstagnachmittag fährt er auf der Jägerstraße in einem grünen Golf I an mir vorbei und macht das Victory-Zeichen. Ein paar Jahre später treffe ich seinen Vater an der Kasse vom EDEKA, und als ich ihn nach Frank frage, senkt er den Blick und sagt, sein Sohn sei bei einem Autounfall verunglückt. Ich weiß noch, wie Frank geraucht hat, die Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger, wie eine Tunte haben wir gesagt, anfangs hat er auch nur gepafft, es aber immer abgestritten. Verunglückt. Damals hatten wir noch keinen Führerschein. Damals saßen wir auf der Bank vor der katholischen Kirche und rauchten und tranken und glaubten, uns gehöre die Welt. Wenigstens ein kleines Stück davon. Christian, den wir nur den Dicken nannten, hatte es noch nie gemacht, und damit zogen wir ihn auf. Wir wollten von unseren ersten Monatslöhnen zusammenlegen und ihm eine Nutte im Laufhaus spendieren, damit er endlich zum Schuss kommt. Christian würde eine Lehre als Koch beginnen und sie bald darauf abbrechen, weil er die Drogen für sich entdeckt hatte. Er würde auch nicht mehr sehr lange dick bleiben, er würde so sehr abmagern, dass ich ihn nicht mehr wiedererkenne, als er in der Fußgängerzone vor dem Kaufhof in seiner eigenen Pisse liegt und mit sich selbst spricht. Bald wird er zum Stadtbild gehören, ein Junkie, der am Marktplatz rumhängt, auf den Stufen beim Engel, das Gesicht voller weißer Schuppen. Irgendwann verschwindet er einfach. Einmal noch sehe ich ihn, wie er am Bahnhof mit einem leeren Becher von McDonald's im Regen steht und fremde Leute nach Kleingeld anbettelt.
Wir saßen auf dieser Bank vor der katholischen Kirche. Wir saßen nebeneinander auf dieser Bank und sprachen davon, im nächsten Sommer mit einem T2 nach Korsika zu fahren, wir hatten sogar schon die Zeiten für die Fähre in Genua in Erfahrung gebracht. Wir saßen auf dieser Bank, das war so, das muss so gewesen sein.
Ich bin siebzehn Jahre alt und glaube, ich werde irgendwann einer der besten Gitarristen der Welt, besser als Slash und Paul Gilbert, stattdessen schwängere ich in drei Monaten ein blondes Mädchen aus Kaldauen, breche meine Lehre nach dem ersten Jahr ab und arbeite im Lager von Reifenhäuser, wo ich als Ungelernter weniger verdiene als alle anderen. Ich halte mich für etwas Besseres, weil ich denke, das hier ist nur vorübergehend und bald spiele ich Gitarre in einer Band und werde berühmt und verdiene viel Geld. Meine Kollegen schneiden mich. Es ist mir egal. Später stellt mich mein Cousin in seinem Betrieb ein, Kernbohrungen und Abriss, ich mache viel schwarz. Meine Tochter sehe ich so gut wie nie. Sie heißt Karla. Aus der Mutter wird ein blondes Flittchen, die alle paar Wochen einen neuen Onkel mit nach Hause bringt. Wir reden schon lange nicht mehr miteinander. Mit Sechsundzwanzig bekomme ich einen Bandscheibenvorfall und beginne ernsthaft mit dem Trinken, weil ich den Schmerz nicht mehr spüren will. Das ist eine Ausrede. Ich will nichts mehr spüren, aber das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Entgiftung und LZT, nach dem zehnten Geburtstag meiner Tochter werde ich rückfällig, ich ziehe drei Tage durch die Gegend und wache halbnackt auf einem Maisfeld in Birk auf. Ein Bauer findet mich mit einer leeren Flasche Apfelkorn in der Hand. Die nächsten Jahre lebe ich wieder bei meinen Eltern, in meinem Kinderzimmer, die Poster von Guns 'n Roses und Mickey Rourke hängen noch an den Wänden. Ich rauche gestopfte Zigaretten, die mir meine Mutter bei Netto kauft, trinke Kaffee und schaue den ganzen Tag Serien. Mein Vater geht nach einem Herzinfarkt in Frührente. Wir sitzen bis Mittags vor dem Fernseher und füttern dann die Enten im Stadtwald. Eine Stelle bei Reifenhäuser wird frei, wieder im Lager, ich lasse mir einen Vollbart wachsen, aber von den alten Kollegen ist keiner mehr da. Ich ziehe in eine Apartment am Stallberg, meine Tochter macht mich zum Großvater, manchmal kommt sie mich besuchen, dann bringt sie mir Aktive mit. Den Kleinen bringt sie nie mit, ihr Mann hat etwas dagegen, er hält mich für einen Säufer und schlechten Einfluss. Nach der Arbeit koche ich mir Tütensuppen und schaue oft die gleichen VHS-Kassetten, Headbangers Ball, GNR in Paris '92, und wenn es ruhig ist im Haus, spiele ich leise auf meiner Akustischen.
Wir saßen auf der Bank vor der katholischen Kirche, und die Kreuzung war von den Lichtern der KEPEC so hell erleuchtet, das es nie richtig dunkel wurde, selbst nachts nicht. Beim Schichtwechsel fuhren die Arbeiter in ihren Autos los und vergaßen oft das Licht einzuschalten, dann sprangen wir halb betrunken von der Bank und schrien: Licht! Licht!, wir rannten ihnen auf der Straße hinterher, winkten und schrien so laut wie wir konnten, Licht!, Licht!, bis sie es endlich begriffen, und dann war es das Beste, wenn die Scheinwerfer endlich angingen, ein kurzer Moment, und du hast gesehen, was vor dir lag, du hast alles vor dir gesehen, alles lag im Licht, alles war hell.

 

Leute, da geht man einmal Gin Tonic trinken und schon brechen hier alle Dämme! Ich melde mich im Laufe des Tages, wenn der Kater nachgelassen hat. Cheers!

 

Lieber @jimmysalaryman

ich habe Deine Geschichte vor ein paar Tagen schon mal kurz überflogen und jetzt habe ich sie in Ruhe gelesen. Mit dem Einstieg hast Du mich gleich gepackt. Ich bin im Dorf aufgewachsen und kann mich noch gut an die Clique von meinem Bruder erinnern. Zu der würde Deine Geschichte passen. Der Text hat einen unglaublichen Flow und ich finde ihn sehr glaubhaft geschrieben.

Hier einige Leseeindrücke:

Einmal noch sehe ich ihn, wie er am Bahnhof mit einem leeren Becher von McDonald's im Regen steht und fremde Leute nach Kleingeld anbettelt.

Müsste es nicht "um" heißen? Um etwas betteln?

Wir saßen auf dieser Bank vor der katholischen Kirche. Wir saßen nebeneinander auf dieser Bank und sprachen davon, im nächsten Sommer mit einem T2 nach Korsika zu fahren, wir hatten sogar schon die Zeiten für die Fähre in Genua in Erfahrung gebracht. Wir saßen auf dieser Bank, das war so, das muss so gewesen sein.

Absolut glaubhaft und authentisch. Ja, da gab es noch Träume.

Ich bin siebzehn Jahre alt und glaube, ich werde irgendwann einer der besten Gitarristen der Welt, besser als Slash und Paul Gilbert, stattdessen schwängere ich in drei Monaten ein blondes Mädchen aus Kaldauen, breche meine Lehre nach dem ersten Jahr ab und arbeite im Lager von Reifenhäuser, wo ich als Ungelernter weniger verdiene als alle anderen.

Und auch diese Stelle ist absolut nachvollziehbar. Die Träume, von denen man in dem Moment total überzeugt ist - und dann kommt das Leben dazwischen.

Ich halte mich für etwas Besseres, weil ich denke, das hier ist nur vorübergehend und bald spiele ich Gitarre in einer Band und werde berühmt und verdiene viel Geld. Meine Kollegen schneiden mich.

Dein Prota wirkt auf mich absolut glaubhaft.

Die nächsten Jahre lebe ich wieder bei meinen Eltern, in meinem Kinderzimmer, die Poster von Guns 'n Roses und Mickey Rourke hängen noch an den Wänden. Ich rauche gestopfte Zigaretten, die mir meine Mutter bei Netto kauft, trinke Kaffee und schaue den ganzen Tag Serien. Mein Vater geht nach einem Herzinfarkt in Frührente. Wir sitzen bis Mittags vor dem Fernseher und füttern dann die Enten im Stadtwald.

Sehr schön beschrieben.

Den Kleinen bringt sie nie mit, ihr Mann hat etwas dagegen, er hält mich für einen Säufer und schlechten Einfluss. Nach der Arbeit koche ich mir Tütensuppen und schaue oft die gleichen VHS-Kassetten, Headbangers Ball, GNR in Paris '92, und wenn es ruhig ist im Haus, spiele ich leise auf meiner Akustischen.

Kann mir alles total gut vorstellen. Die Stelle, an der er auf seiner Akustischen spielt hat mich sehr berührt.

Wir saßen auf der Bank vor der katholischen Kirche, und die Kreuzung war von den Lichtern der KEPEC so hell erleuchtet, das es nie richtig dunkel wurde, selbst nachts nicht. Beim Schichtwechsel fuhren die Arbeiter in ihren Autos los und vergaßen oft das Licht einzuschalten, dann sprangen wir halb betrunken von der Bank und schrien: Licht! Licht!, wir rannten ihnen auf der Straße hinterher, winkten und schrien so laut wie wir konnten, Licht!, Licht!, bis sie es endlich begriffen, und dann war es das Beste, wenn die Scheinwerfer endlich angingen, ein kurzer Moment, und du hast gesehen, was vor dir lag, du hast alles vor dir gesehen, alles lag im Licht, alles war hell.

So wunderschön! Das Licht, die Düsternis. Da kriegt man Gänsehaut beim Lesen.

Ich danke Dir für diesen wunderbaren Text.

Liebe Grüße,
Silvita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @jimmysalaryman

Du beginnst mit der Realität fernab von Leuchten und Helle und konfrontierst sie am Ende mit den lichterfüllten Träumen auf der Bank vor der katholischen Kirche. Das funktioniert sehr gut. Das Ende ist Weltklasse. Ich kann es nicht gut fassen, aber mir erscheint es eminent wichtig, dass das Licht kein natürliches ist, sondern eines, das künstlich erzeugt wird, eines, das auch begrenzt in seiner Reichweite ist und schon sind wir beim Glück, das allen Menschen zuteil werden sollte, aber eben doch auf einige begrenzt ist, wiederum nicht aus natürlichen Gründen, sondern weil wir (oder: die) es so eingerichtet haben. Da schwingt sehr viel mit in dieser Lichtmetapher und der poetische Ton, der hier im Sprachduktus anklingt, klappt im Kontrast mit den realistischen, eher nüchtern gehaltenen, nichtsdestotrotz aber sinnlich erfahrbaren Beschreibungen der Leben, die geführt wurden, sehr gut.

Manöverkritik:

Ich stolpere über die Kombination von Konjunktiv, Futur und Präsens, das ist etwas schwerfällig. Rina hat schon Vorschläge gemacht. Ich wäre noch konsequenter und würde auch auf das Futur verzichten. Also ein wenig Konjunktiv und danach gleich ins Präsens, wie du es später ja auch machst. Zudem halte ich "sollte" für eine passable Alternative zu "würde".

Frank würde sollte in sechs Wochen eingezogen und nach Darmstadt versetzt werden. Sie nannten das heimatnah, obwohl es mehr als hundertfünfzig Kilometer weit weg ist. Später sehen wir ihn an den Wochenenden würden wir ihn noch ein paarmal wiedersehen, rauchen gemeinsam einen Joint rauchen und er erzählt wird uns vom Bund erzählen, wie langweilig es ist und wie er sich alleine unter der Dusche einen runterholt und an ein Mädchen aus der Schule denkt, dessen Name er uns nie verrät.
Frank wird beginnt eine Fortbildung beginnen,
Christian würde eine Lehre als Koch beginnen und sie bald darauf abbrechen, weil er die Drogen für sich entdeckt hatte.
Auch hier Präsens oder evtl. "sollte"
Er würde bleibt auch nicht mehr sehr lange dick bleiben, er würde magert so sehr abmagern, dass ich ihn nicht mehr wiedererkenne, als er in der Fußgängerzone vor dem Kaufhof in seiner eigenen Pisse liegt und mit sich selbst spricht.
Bald wird gehört er zum Stadtbild gehören,

Kleinigkeiten:
Warum isst Stevie Wonder besonders gerne Mohnbrötchen? Na, weil da so tolle Geschichten drauf stehen natürlich!
Würde ich streichen.
Der Name von dem Mädchen war
Genitiv läge bei diesem Erzähler schon drin, finde ich.
Wir saßen auf dieser Bank, das war so, das muss so gewesen sein.
Das konnte ich nicht so recht integrieren, diesen Zweifel. Weshalb sollte es nicht so gewesen sein?
Ich halte mich für etwas Besseres, weil ich denke, das hier ist nur vorübergehend und bald spiele ich Gitarre in einer Band
Die hast du oben schon erwähnt.

Starker Text, verdiente Empfehlung.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Jimmy!

Friedl hat sich ja bereits ausführlich zur inflationären Verwendung des Konjunktivs geäußert. Nicht nur in diesem Text, sondern ganz allgemein macht das Mode.
Ich fand die Geschichte interessant und gut geschrieben, die Metapher des Lichts gefiel mir ebenfalls, besonders die Schlussszene ist großartig gelungen. Deine Motten Figuren erscheinen mir lebendig und authentisch gezeichnet. Kurz gefasst auf Wienerisch: Mir hots narrisch guat gfoin!
Ich habe nach den vielen konstruktiven Kommentaren kaum noch etwas anzuführen. Nur den folgenden Absatz habe ich etwas abgeändert. Vielleicht passt das für dich.

Frank sollte in sechs Wochen eingezogen und nach Darmstadt versetzt werden. Sie nannten das heimatnah, obwohl es mehr als hundertfünfzig Kilometer weit weg ist. Später sahen wir ihn an den Wochenenden noch ein paarmal, rauchten gemeinsam einen Joint und er erzählte uns vom Bund, wie langweilig es ist und wie er sich alleine unter der Dusche einen runterholt und an ein Mädchen aus der Schule denkt, dessen Name er uns nie verriet.

Ach ja, noch was. Die ersten beiden Sätze des folgenden Zitats würde ich zusammenziehen. Damit fiele auch die "Wir-Doppelung" weg.

Wir trafen uns jeden Abend auf der Bank vor der katholischen Kirche. Wir rauchten selbstgedrehte Zigaretten, tranken warmes Dosenbier und erzählten alte Witze.

Wir trafen uns jeden Abend auf der Bank vor der katholischen Kirche, rauchten selbstgedrehte Zigaretten, tranken ...

LG, Manuela :)

 

Lieber Jimmy, hab die Tage ziemlich viel Cajon gespielt, zusammen mit paar Leuten, die sehr schwermütiger Folkmusik was abgewinnen können. Beim Lesen dieser Geschichte fühle ich mich jetzt gerade mitten in einem Song von Towns van Zandt, den er nur noch nicht geschrieben hat. Wie du dieses Gefühl erzeugst, das ist großartig.
Es liegt an dem Aufbau, den du wählst. Da ist ein Eintauchen in das Jugendleben der Protagonisten, ihre Treffen. Das konfrontierst du mit dem Verlauf ihrer jeweiligen Biographien, dieser Mischung aus Zufällen, Bestimmung und falschem Umgang mit den Verhältnissen, wenn ein richtiger überhaupt möglich ist. Wer weiß das schon. Dann jeweils die Wiederaufnahme ihrer Hoffnungen, Wünsche und Vorhaben, und dann der Abschluss, der Kontrast dieser Biographien zu dem Licht, das alles hell erstrahlen ließ. Was das Ende betrifft, kann ich nur @Peeperkorn zitieren, der es auf den Punkt bringt: "Das Ende ist Weltklasse".

Die anderen haben es teilweise schon gesagt, an den "Würde" und Futursätzen, würde (hehe) ich noch was ändern. Das klingt oft noch nicht flüssig genug. Vor allem musst du ja nicht immer wieder die Konjunktiv- und Futursätze verwenden, denn nach dem Lebenslauf von Frank versteht der Leser ja schon, was du machst. Außerdem verwendet man ja oft das Präsens statt des Futurs.
Das Folgende wiederholt sich zum Teil, ich schreibs mal trotzdem auf, ist ja gut, wenn man sieht, dass es mehr Leute sind, die eine Stelle vielleicht noch etwas rucklig finden.

Na, weil da so tolle Geschichten drauf stehen natürlich!
Brauchts aus meiner Sicht nicht
An den Wochenenden würden wir ihn noch ein paarmal wiedersehen, gemeinsam einen Joint rauchen
Hier vielleicht "sollte".
Irgendwann werden wir ihn aus den Augen verlieren
Irgendwann verlieren wir ihn aus den Augen.
Christian würde eine Lehre als Koch beginnen und sie bald darauf abbrechen, weil er die Drogen für sich entdeckt hatte.
Christian beginnt ...
Er würde auch nicht mehr sehr lange dick bleiben, er würde so sehr abmagern, dass ich ihn nicht mehr wiedererkenne, als er in der Fußgängerzone
Hier so: Er wird/würde (finde ich egal) auch nicht mehr sehr lange dick bleiben, sondern so sehr abmagern, dass ...
spart dir die erneute "würde"-Konstruktion.
Wir saßen auf dieser Bank, das war so, das muss so gewesen sein.
Ich verstehe, warum du das schreibst, es ist ja so, als müsste der Protagonist sich regelrecht selbst versichern, dass am Anfang noch alles offen und hell war, alles noch vor ihnen lag. Und das finde ich im Prinzip sehr gut, dass im Nachhinein die Pläne, die Hoffnung, das Offene so anders verlaufen, dass der Beginn fremd und wird. Für die Hoffnung, das Offene steht das gemeinsame Sitzen auf der Bank, ich finde es trotzdem bisschen rucklig, weil man es leicht nicht symbolisch sondern zu realistisch bezieht, als würde er anzweifeln, ob sie wirklich physisch gesessen haben. Ich drücks irgendwie blöd aus, vielleicht verstehst du trotzdem, was ich meine.

Wenn ich ein songschreiber wäre, ich glaube, ich würde dich um Erlaubnis bitten, diese Geschichte auf die Songessenz zu verdichten. Bin ich aber leider nicht. Hast du das schon mal probiert? Das Zeug dazu hättest du allemal, ich kenn ja deine Gedichte.
Einfühlsam und großartig geschrieben. Gut, dass Morphin die Kleine empfohlen hat. Glückwunsch dazu.
Viele Grüße von Novak

 

Wahrscheinlich weißtu es, aber bevor jemand darauf wartet,

Towns van Zandt, den er nur noch nicht geschrieben hat.

liebe @Novak,

er ist in den 90ern die Treppe (ich bin da hoffentlich keinem Scherzbold aufgesessen) runtergefallen ... aber der beste "Stone" ever in Dead Flowers ...

Schönes Wochenende aus'm Pott!

 

@Manlio

danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar.

Ja, Poesie ist so ein zweischneidiges Schwert. Ich versuche das nicht, zu erzwingen. Man liest - oder ich habe das Gefühl, ICH lese oft Texte, die so auf poetisch gebürstet sind, und dann geht dieser Effekt verloren, man will ja als Autor irgendwo eine Tiefe erzeugen, und das verliert sich, wenn es zu offensichtlich gewollt ist. Also, wie bei allem, Dosis macht das Gift! Deswegen freut es mich, wenn du es so siehst. Und ja, ich denke, mein persönlicher Blick zurück ist gleichzeitig wehmütig aber auch bitter, das ist schon eine seltsame Mischung, es gibt immer beides, die Verzückungsspitzen und die Niederlagen, und wichtig bleibt eben immer, wie man durchs Feuer geht; das gilt auch für Männlichkeit, bzw deren Krise. Natürlich ist das irgendwie auch konstruiert, das ist so eine gesellschaftliche Debatte, die zu ganz seltsamen Fronten und verhärteten Positionen geführt hat, wie ich finde. Ich denke, wichtig ist doch auch die Herkunft, wo und wie man ins Leben startet, wer dir weiterhilft, wer dein Gatekeeper ist, mit welchen Voraussetzungen du deine Reise beginnst.

Freut mich, wenn der Text dir gefallen hat und er Fragen aufwerfen konnte.

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt ...

 

Und warum schau ich hier vorbei? Weil’s eine gute Geschichte ist und vor allem, weil das schlichte Futur derzeit zunehmend mit dem Konjunktiv verwechselt und "eigentlich" unzulässig verwurstet und missbraucht wird.

Moin Friedel,

ich bin nicht so ein Grammatik-Genie wie du, deswegen glaube ich dir sofort! Sind jetzt ja mehrere Möglichkeiten aufgetaucht, wie man es machen könnte, ich bastel da die Woche mal dran rum - ich meine, ich gestehe, dass ich einfach drauflosgeschrieben habe ohne wirklich einen Plan zu haben oder mir einen zu machen. Ich hatte eine vage Idee, wie es wirken soll, und dann einfach mal gemacht.

Also, ich gelobe Besserung und begebe mich alsbald an die Textarbeit.
Danke dir sehr für deinen Kommentar und deine Zeit!

Die anderen sind nicht mehr oder vegetieren. Mitunter nicht schlecht. Rasen, Zaun, Schaukel und Auto. Aber ohne Licht im Inneren und ohne Licht am Horizont.

Moin @Morphin,

danke dir für deinen Kommentar und auch die Empfehlung. Hammer! Ja, Licht kann man hier auch mehrdeutig lesen; natürlich steht das hier für eine Art der Zukunft, für etwas, was vor einem im Licht liegt, aber man kann es auch so lesen, als eine Art inneres Licht, das ist eigentlich auch eine sehr schöne Leseweise. Sagen wir so: Vielleicht fehlt hier tatsächlich etwas das Gegengewicht. Einer sollte es doch schaffen! Oder nicht? Aber ich nehme an, das ist einfach zu autobiographisch. Ich denke, das ist - für mich persönlich jetzt - eine hauchdünne Sache. Manchmal frage ich mich, warum hat es mich nicht gefegt? Ich hatte auch genug Drogen und "falsche Leute" um mich herum, aber irgendetwas hat mich immer im allerletzten, krassesten Moment zurückgehalten, da setzte so etwas wie der gesunde Menschenverstand ein, vielleicht auch das Umfeld?, ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, eine der Stärken solcher Texte ist ja, dass jeder solche Freunde aus dem Umfeld kennt, es gibt immer ein paar, die vom Weg abkommen, die richtig abstürzen, das ist auch schon ein wenig manipulativ, weil es scheinbar ein Identifikationspotential gibt, jeder kennt eben solche Menschen aus seiner eigenen Vergangenheit, das evoziert immer auch ein seltsam nostalgisches Gefühl, man muss auch aufpassen, das nicht zu sehr zu romantisieren. Deswegen freut es mich, wenn du den Text so mehrschichtig liest!

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt ...

 

Das ist einfach ein richtig gelungenes Ende, das ist melancholisch, das ist unbeschwert, das erinnert mich an Abende an der Tanke oder auf dem Schulhof oder im Park, an denen man noch so im Jetzt verankert war, ohne fixe Vorstellungen oder Verpflichtungen. Vielleicht hat man damals schon gespürt, wie sich die Lebenswege entwickeln, bzw. dass es nicht immer so bleiben wird, so etwas Unbestimmtes, worüber man aber nicht gesprochen hat. Gezählt hat das in dem Moment aber nicht, gezählt hat, dass man zusammen war und alles möglich.

Ja, genau so. @RinaWu Das ist toll, wenn das so ankommt. Ist glaube ich auch so eine Sache, die man nur schwer erklären kann, wenn man das nicht selbst erlebt hat, oder? Entweder du verstehst es sofort oder eben nicht. Ich glaube, das entscheidet auch darüber, wie man den Text insgesamt wahrnimmt. Als eher gelungen oder der bleibt einem irgendwie gleichgültig.
Entweder man dockt da an, oder man hat kein vergleichbares Element in seiner eigenen Vita.

Hab es jetzt mal von den Zeiten so gemacht, wie du es vorgeschlagen hast, Peeperkorns Version mit "sollte" probiere ich auch mal aus und lese die dann nebeneinander. Ich brauch da immer was länger für! So wirkt es jetzt noch unmittelbarer, finde ich, direkter, packender, es zieht einen mehr mit rein. Am Ende, das ich den Erzähler sozusagen im Präsens erzählen lasse, das finde ich irgendwie logisch, weil es wie ein Zirkelschluss ist, ganz zum Schluss noch einmal die Szene mit der Bank. Das ist irgendwie organisch passiert, ich kann gar nicht sagen, dass ich mir da technisch jetzt Gedanken zu gemacht habe, es ist so passiert.

Ja, vielen Dank für deinen Kommentar, echt super und hilfreich, ich habe das jetzt mal umgebastelt und kaue da weiter drauf rum.

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt!

 

Ich bin im Dorf aufgewachsen und kann mich noch gut an die Clique von meinem Bruder erinnern. Zu der würde Deine Geschichte passen. Der Text hat einen unglaublichen Flow und ich finde ihn sehr glaubhaft geschrieben.

Moin @Silvita

und danke dir für Zeit und Kommentar. Das ist natürlich genau dieser Effekt, wenn du selbst jemanden kennst oder eine ähnliches Aufwachsen hattest, dann wirkt der Text natürlich anders. In meinem Kopf ist ja die Hierarchie Großstadt - Kleinstadt - Dorf, ich bin auch in einer Kleinstadt aufgewachsen, in einem Vorort der Vorstadt, da wirken solche Lebensläufe wie in der Geschichte, glaube ich, noch einmal spektakulärer, weil es einfach weniger Jugendliche gibt, man irgendwie auch näher beisammen ist, die Eltern treffen sich oder man trifft die Eltern tatsächlich irgendwo an der Kasse oder auf der Straße, es ist viel in Bewegung, und wenn man das selbst kennt, dockt man anders an solche Texte an.

So wunderschön! Das Licht, die Düsternis. Da kriegt man Gänsehaut beim Lesen.
Ja, danke für die Blumen, ich muss natürlich zugeben, das Motiv ist etwas geklaut, aber ich habe es NATÜRLICH auf meine Erzählsituation umgeschrieben, damit man mir nicht noch so was wie Plagiat vorwirft.

Gruss, Jimmy

wird forgesetzt.

 

Ein Kommentar über die Kommentare ...

Faszinierend, wie dieser Text, sein kurzer Inhalt, ähnlich dem Schälen einer Orange, die Erinnerungen Mancher oder Vieler freilegt. Wie es sie überall gab, gibt und geben wird. Nicht nur in einem Dorf oder dem Stadtteil oder diesem und jenem Land. Selbst wenn wir zu den entferntesten Sternen fliegen könnten, es läge immer noch einer weiter dahinter, unerreichbar. So dass wir uns lieber oder deswegen dem Leben ergeben, weil wir ja eh nicht an dieses Ziel kommen, zu diesem Licht.

Viel Literatur, Religion und Philosophie haben sich um diesen Weg zum Licht gekümmert und Machbarkeitstheorien, -studien, -empfehlungen ent- und verworfen.

Für mich persönlich muss ich feststellen, dass dieses Licht da in der Ferne, die wunderbare Zukunft, in der uns alles gelingt, nach der wir streben und viele doch scheitern, nur der Lichtkegel eines Leuchtturmes im Nebel ist. Für mich ist es das Licht in uns, das noch so hell strahlt, weswegen wir es in weiter Ferne als Reflektion sehen und dabei seine Quelle ganz übersehen. Wir selbst. @jimmysalaryman blickt für mich also nicht in die Ferne, er beschreibt was in uns scheint, aber nie als eigenes Licht empfunden wird. So streben wir von uns weg, erreichen nie die Karotte vor uns - wie der Esel - und hängen am Ende im Nichts.

Wenn ich den Text nochmals ausquetsche, dann bleibt das für mich übrig.

Grüße
Morphin

 

Du beginnst mit der Realität fernab von Leuchten und Helle und konfrontierst sie am Ende mit den lichterfüllten Träumen auf der Bank vor der katholischen Kirche. Das funktioniert sehr gut. Das Ende ist Weltklasse

Moin Peter,

hast mir den Tag versüßt. Weltklasse, ich nenne mich jetzt Jimmy Maradonna! Oder Jimingway, haha.

Prinzipiell glaube ich ja, solche Texte sind manipulativ. Das sind fast alle Texte, die coming of age (oder rage!) sind, und auch ebenso alle, die mit einem nostalgischen Faktor arbeiten. In der Serie South Park gibt es dafür einen stehenden Begriff, er nennt sich "Member Berries", das sind kleine Blaubeeren, die ständig darüber reden, an was sie sich alles erinnern. Das wirkt skurril, ist aber der gleiche Effekt. "Member A-Team?" "Awwww, A-Team!" Da steckt ja so etwas wie ein Dispositiv drin, ein sich erweiternder Wissens-und Erfahrungsschatz (habe ich bei Foucault gelesen!) und das zahlt sich dann halt in diesem subjektiven Lesegewinn aus. Mir fällt auf, vor allem beim Lesen von aktuellen Büchern, die auch alle mit coming of age operieren, das die Zeit auch immer festgemacht werden muss: es heißt dann direkt im ersten Satz "damals", oder "1984", oder "im Sommer 82." Damit färbt man den Ton schon so sepia ein, und man erwartet bestimmte Tropen, die sich dann entweder erfüllen oder eben nicht erfüllen - daran misst man solche Texte dann, es sind im Grunde Genrestücke. Hier ist das nicht anders. Jeder projiziert da etwas Eigenes hinein, weil jeder eine Jugend hatte. Man kann das ablehnen in Gänze und sagen: So war ich nie und ich kannte auch nie solche Leute, aber jeder hat schon von solchen Schicksalen gehört oder eben andere, eigene Varianten dessen erlebt, und da ist wieder das Potential zur Identifikation. Ich muss mir hier also selber den Vorwurf machen, ganz schön manipulative Texte zu schreiben, die massivst auf Effekt gebürstet sind! Aber: Einmal im Jahr darf man das!


Ich stolpere über die Kombination von Konjunktiv, Futur und Präsens, das ist etwas schwerfällig. Rina hat schon Vorschläge gemacht.
Ich habe es mal so gemacht, wie Rina vorgeschlagen hat, werde aber deine Version am WE mal ausprobieren und die beide nebeneinander wirken lassen.

Danke dir sehr für deine Zeit und deinen Kommentar!

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt.

 

Kurz gefasst auf Wienerisch: Mir hots narrisch guat gfoin!
Ich habe nach den vielen konstruktiven Kommentaren kaum noch etwas anzuführen.

Moin Manuela,

danke dir für deine Zeit und den Kommentar. Freut mich, wenn es dir gefällt. Ich bastel im Hintergrund an diversen Versionen, um mal zu testen, wie die sich lesen. Ich habe mich da noch nicht entschieden, weil die sich alle irgendwie gut lesen und jede seine Vorteile und auch Nachteile hat. Ich lasse den Text mal was köcheln und dann sehen wir weiter, meistens ergibt sich nach einer gewisen Zeit eine Präferenz!


Lieber Jimmy, hab die Tage ziemlich viel Cajon gespielt, zusammen mit paar Leuten, die sehr schwermütiger Folkmusik was abgewinnen können. Beim Lesen dieser Geschichte fühle ich mich jetzt gerade mitten in einem Song von Towns van Zandt, den er nur noch nicht geschrieben hat. Wie du dieses Gefühl erzeugst, das ist großartig.

Hey Novak,

long time no hear, freut mich sehr, etwas von dir zu lesen. Townes van Zandt ist natürlich Adel, und ich habe auch noch eine gute Townes-Story, aber dazu später. Freut mich natürlich immens, wenn dich der Text an Townes erinnert. Das ist so ungefähr das allergeilste Kompliment, dass man mir machen kann, um ehrlich zu sein. Ich würde ja auch immer behaupten, das meine Hauptinspiration viel mehr die Musik ist, wenn ich einen guten Song höre, entstehen automatisch Bilder, und daraus automatisch meistens eine Story, die ich nicht mal immer notiere oder aufschreibe, aber die, die bleiben, die immer wiederkehren und sich manifestieren, die werden später verarbeitet.

Ich verstehe, warum du das schreibst, es ist ja so, als müsste der Protagonist sich regelrecht selbst versichern, dass am Anfang noch alles offen und hell war, alles noch vor ihnen lag. Und das finde ich im Prinzip sehr gut, dass im Nachhinein die Pläne, die Hoffnung, das Offene so anders verlaufen, dass der Beginn fremd und wird. Für die Hoffnung, das Offene steht das gemeinsame Sitzen auf der Bank, ich finde es trotzdem bisschen rucklig, weil man es leicht nicht symbolisch sondern zu realistisch bezieht, als würde er anzweifeln, ob sie wirklich physisch gesessen haben.
Habe ich in der neuen Version geändert, ich weiß genau, wie du das meinst.

Nun zu meiner Townes-Story. Wolfgang Pracht war ein guter Freund von Townes, und er war auch mein Mentor. Er hat in einem Kulturcafe offene Tür gearbeitet, und eines Tages brachte er einen abgerissenen, hageren Typen mit langen Haaren und Mantel mit. Die beiden sprachen Englisch miteinander, und saßen vorne an einem Tisch zusammen. Ich war fünfzehn Jahre alt, rauchte wie ein Schlot und fummelte an den Kerzen herum, die auf jedem Tisch standen. Wolfgang ermahnte mich, das bleiben zu lassen, aber ich habe natürlich nicht auf ihn gehört und weitergemacht. Dann drehte sich dieser andere Typ um und schiss mich kurz und knapp auf Englisch an, und danach habe ich es bleibengelassen. Long story short, dieser Typ war Townes van Zandt! ich kann also behaupten, vom guten Townes zusammengeschissen worden zu sein. Wolfgang ist immer noch ein guter Freund und sehr wichtig für mich, er ist mit Barbara K verheiratet, die ihrerseits auch in einer bekannten Band gespielt hat in den 1980ern, und zwar Timbuk 3, hatten sogar einen richtigen MTV-Hit damals. Hier mal ein Link: https://barbarakmusic.com/wolf-and-townes

Ja, danke dir sehr für deinen Kommentar, Novak!

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 

Das ist schon so, wie linktofink gesagt hat: „Es ist dieser Moment, bevor es zerfällt, bevor die Wege sich trennen …“

Aber dieser Moment der ca. 17-jährigen passt nicht zu dem eigentlichen Anlass - Zitat: „Licht! Licht!, wir rannten ihnen auf der Straße hinterher …“

Solche Sachen machen Kinder, nicht Halbwüchsige.

Ansonsten: Toller Text, echter jimmysalaryman. Das Leben darstellen wie es sein könnte oder ist, das kannst du. Wäre dem anders, die Leute in der S- und U-Bahn würden nicht in so großer Zahl so mürrisch dreinschauen morgens, oder auch abends, dann auf dem Weg nach Hause.

 

Faszinierend, wie dieser Text, sein kurzer Inhalt, ähnlich dem Schälen einer Orange, die Erinnerungen Mancher oder Vieler freilegt. Wie es sie überall gab, gibt und geben wird

Moin Morphin,

ich denke, das ist ja so ein wenig der Trick auch am Text, dass fast jeder irgendwie etwas damit verbinden kann, wenn er will. Das ist so ein: Ja damals! Moment. Damit kann eben fast jeder etwas anfangen. Ist interessant, so etwas zu beobachten, so ein nostalgischer Effekt, der ja stets etwas im Vagen bleibt. Ja, ist spannend zu sehen, was der Leser alles kauft, wenn man einmal eine halbwegs glaubwürdige Erzählerfigur etabliert hat.

Danke dir für deine erneute Rückmeldung.

Aber dieser Moment der ca. 17-jährigen passt nicht zu dem eigentlichen Anlass - Zitat: „Licht! Licht!, wir rannten ihnen auf der Straße hinterher …“
Moin Dion, und danke für deinen Kommentar und deine Zeit, hat mich gefreut.

Ich weiß gar nicht, ob das Kinder sein müssen, wir haben so etwas auch gemacht, irgendwo kommt dieses Thema ja schon her. Ich weiß aber, was du meinst - es ist ja nicht dieses Kindliche, sondern da schwingt ja auch etwas seltsam Verantwortungsvolles mit, ich glaube im Grunde ist das ein wenig erwachsen spielen, das ist genau diese Schwelle.

as Leben darstellen wie es sein könnte oder ist, das kannst du. Wäre dem anders, die Leute in der S- und U-Bahn würden nicht in so großer Zahl so mürrisch dreinschauen morgens, oder auch abends, dann auf dem Weg nach Hause.
Ich glaube, so ist das, große Erwartungen und dann zerbricht etwas, Hemingway sagte ja immer :“The world breaks everyone and afterward many are strong at the broken places. But those that will not break it kills. It kills the very good and the very gentle and the very brave impartially. If you are none of these you can be sure it will kill you too but there will be no special hurry.” Und da ist denke ich, eine Menge Wahrheit drin.

Gruss, Jimmy

 

Nur eine kurze Replik, weil ich mich so gefreut habe.

Freut mich natürlich immens, wenn dich der Text an Townes erinnert. Das ist so ungefähr das allergeilste Kompliment, dass man mir machen kann, um ehrlich zu sein. Ich würde ja auch immer behaupten, das meine Hauptinspiration viel mehr die Musik ist, wenn ich einen guten Song höre, entstehen automatisch Bilder, und daraus automatisch meistens eine Story, die ich nicht mal immer notiere oder aufschreibe, aber die, die bleiben, die immer wiederkehren und sich manifestieren, die werden später verarbeitet.
Das ist ja witzig, ich wusste nicht, dass du Townes van Zandt so gut findest, ich hoffe, ich merke mir das, damit ich deine Texte nicht permanent mit Townes-Vergleichen überziehe, es ist nämlich nicht das erste Mal, dass ich seine Musik beim Lesen deiner Texte assoziiere. Ich selbst kenne seine Musik ganz gut, und bin ein tierisch großer Fan, auch wenn viele meiner Freunde das nicht verstehen können, für sie ist er oft zu düster, zu schwermütig, aber diese Düsterkeit gehört ja zum Leben dazu und er berührt mich einfach sehr.
Übrigens, Kompliment wollte ich gar nicht machen, wenn mans genau nimmt, ist das "Kompliment" eher so eine Art Tatsachenbeschreibung für mich. Interessant finde ich, dass du schreibst, Musik würde bei dir innere Bilder erzeugen, die manchmal immer wiederkehren, und dann können sie zu Geschichten werden. Ich glaube, das ist eine der schönsten Inspirationsquellen, die ich mir vorstellen kann.
ich kann also behaupten, vom guten Townes zusammengeschissen worden zu sein.
:rotfl:
Herrlich! Kann nicht jeder von sich sagen.

Danke auch für deinen Tipp, weißt schon, da schreibe ich dir noch PM dazu. Aber schon mal vorweg: Supermucke!
Lass es dir gut gehen
Novak

 

Moin @jimmysalaryman,

schon einen Tag älter der Text, aber man freut sich ja über jede Rückmeldung, besonders wenn sie positiv ausfällt. Und das tut sie...hat mir sehr gefallen, der Text. Will auch gar nicht viel quatschen, habe nichts zu meckern und nichts zu verbessern, außer

Ich ziehe in eine Apartment

dann bringt sie mir Aktive mit.
Keine Ahnung was das sein soll, aber ist auch nicht so wichtig.

Zwischendurch kamen Erinnerungen hoch an das Lied Manfred Mustermann von Blumentopf, für mich eins der großartigsten des deutschen Hip Hop, und gleichzeitig ein Abriss eines Lebens. Ist also eine sehr positive Assoziation.

Damit bin ich auch schon wieder weg, schönen Abend noch!
rainsen

 

Hallo @rainsen,

sorry, ich hatte dich nicht vergessen, sondern es war einfach brutal viel los die letzten Wochen.

Keine Ahnung was das sein soll, aber ist auch nicht so wichtig.
Aktive = bereits fertige Zigaretten, alles was du nicht selber drehen musst und in der Schachtel kaufen kannst.

Zwischendurch kamen Erinnerungen hoch an das Lied Manfred Mustermann von Blumentopf, für mich eins der großartigsten des deutschen Hip Hop, und gleichzeitig ein Abriss eines Lebens. Ist also eine sehr positive Assoziation.
Kenne ich nicht, aber schaue ich mir mal an, bzw höre, bin immer dankbar für Tips.

Ja, danke dir rainsen, auch wenn es nicht zu meckern gab, ist ja auch mal schön!

Gruss und frohes Fest, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jimmy,
ich habe deine Geschichte und die Kommentare dazu gelesen und es geht mir so als hätte mir gerade jemand auf einer Party erzählt, dass ein Typ, der unbedingt zur Tanke wollte und dabei eine Autobahn überquerte, von einem Laster erfasst wurde.
Natürlich weiß ich, dass ich etwas mitleidiges sagen oder spüren muss, aber ich kann es nicht. Ich versuche das mit dem "wenn ich es wäre" Trick geht aber auch nicht. Also sage ich nichts und zucke nur die Achseln auf die Gefahr hin als kaltherziges Schwein zu gelten.
Naja, heucheln muss man ja nicht immer und hier bei den Wortkriegern schon gar nicht, oder?

Deine Geschichte ist handwerklich gut gemacht, keine Frage aber für mich ist die der typische Mitleidsdrücker der Schneeflockengeneration.
Drei Verlierer verpfuschen ihr Leben, weil sie ( darf ich es sagen?) halt Verlierer sind. Wobei gut, der Erste, der vom Runterholen in der Dusche erzählt ( was ihn natürlich bestens charakterisiert) war zumindest mal auf dem guten Weg. Doch dann Unfall, tot. Leider erfahre ich nicht, wie genau es passiert ist. Wurde ihm der Vorfahrt genommen oder fuhr er sturzbetrunken gegen einen Baum und hat dabei noch womöglich ein paar Fußgänger überfahren?
Mit dem Zweiten ist das auch nicht klar, warum er eigentlich Junkie wird. Ich vermute mal, weil er dick ist und kein Mädchen abbekommt. So schlimm, so gewöhnlich. Klar, dass man da Drogen nehmen muss. Einfach mal die Figur Sport machen zu lassen, um sie aus dem Loch zu bekommen, wäre zu tough, zu unrealistisch. Dafür wird fleißig im Dreck und Schwäche gesuhlt: Der Arme liegt in der Pisse und bettelt am Bahnhof und ich als Leser soll bitte schön Mitleid haben.
Am Ende kommt der Prota selbst dran: Der scheint weniger Probleme mit "Schuss" zu haben und landet (ganz unverschuldet natürlich) mit einem Flittchen im Bett, die noch dazu die Frechheit besitzt von ihm schwanger zu werden. Ein Kind wird geboren und schon läuft die Geschichte wie sie in solchen Fällen immer läuft, denn laut dem Topos ist ein Kind nicht etwa ein Ansporn dafür sich verdammt noch mal zusammenzureißen, oh nein, es ist eine Fahrkarte direkt in die Hölle!

Und dann noch dieser Traum: Mit T2 nach Korsika. Wow! Meine Oma hatte es, vor Corona Zeiten, jeden Sommer geschafft.

Gut, vielleicht übertreibe ich ein wenig mit meiner Häme, aber Jimmy warum schreibst du bei deinem Talent nicht über wirkliche Themen? Die Welt ist voll davon. Warum ständig diese standarisierte klein, klein Leben Kramerei? Muss auch sein, klar! Aber immer nur das? Warum nicht mal ein paar Helden? Zum Beispiel mal eine Geschichte über einem LKW-Fahrer, der während der Ruhepausen nicht in der Kabine hockt und über die kaputten Bandscheiben jammert, sondern draußen auf dem Parkplatz joggen geht und in der Fahrerkoje Schillers "Räuber" liest. Warum nicht so was? Oder mal eine klischeefreie Erzählung über Flüchtlinge oder über Menschen in Kenia, die aufgrund von uns hier verursachtem Klimawandels vor der Hunde gehen oder von den Uiguren, oder, oder oder...
Wie wäre es damit Jimmy und alle anderen begabten Wortkrieger? Ich ebenfalls würde mich sehr freuen, mal hier überrascht zu werden und zwar nicht nur von der feinen Grammatik und Wortkunst, sondern auch von den starken lebendigen Figuren, die was drauf haben oder auch von wirklich(!) bewegenden Schicksalen. Die Welt ist voll davon!

Beste Grüße
Ruess

 

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