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Lichtblick
Nachdenklich blickte er in das Grau des Himmels. Er fror, so wie jeder der an der Oberfläche überlebt hatte.
Er sah sich noch als junger Mann in der Welt des grenzenlosen Konsums, vor fast 60 Jahren, als das Unheil seinen Anfang genommen hatte. Die Westliche Welt lebte wie im Rausch, während sich die Kluft zwischen ihr und den Arabern weiter vertiefte.
Als die Araber dann ihr Atomprogramm nicht aufgaben und ihre erste Bombe testeten, da wurde es den Amerikanern zu viel. Die grenzenlosen Naivität des Wunsches ihre eigene Überlegenheit wiederherstellen zu müssen führte dazu, das sie eine neue Waffe entwickelten um das Gleichgewicht des Schreckens, aus ihrer Sicht, wieder ins Lot zu bringen.
Einer ihrer Forscher hatte nämlich herausgefunden wie man Seismische Wellen, also Erdbeben, künstlich erzeugen und auf eine bestimmte Zielregion lenken könne. Mit dem ersten Test wollte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, was jedoch erst später herauskam.
Zum Einen die Wirksamkeit der Waffe unter beweis stellen und zum Anderen den Arabern das zu geben, was sie aus Sicht der Amerikaner verdienten.
Hätte man die Theorie des amerikanischen Forschers zuerst überprüft, währe es wohl nie zu einem Test gekommen, denn sie funktionierte zu gut. Eine Seismische Welle ungeahnter Stärke raste um den Globus, ließ Häuser einstürzen, löste Flutwellen aus, brachte unzählige Vulkane zum Ausbruch und ihre Asche verdunkelte den Himmel.
Während all diese Erinnerungen wieder durch seinen Kopf schossen, ging er langsam durch die, von zerfallenden Bäumen und Ruinen von Bauwerken die sich immer noch über den gefrorenen Boden erhoben, gebildete Landschaft.
Wie viele Menschen durch diese Katastrophe ihr Leben verloren hatten, wusste niemand. Panik brach unter den Überlebenden aus, als klar wurde, das in kürzester Zeit der Großteil des Lebens von der Erdoberfläche verschwunden sein würde, da kaum noch Sonnenlicht zur Oberfläche gelangte. Zwar gab es autarke, unterirdische Bunker, aber nur für Wenige war darin platz.
Eine dieser Wenigen war sie gewesen.
Sie, die er liebte und die er hatte heiraten wollen, ehe sich die Ereignisse überschlugen. Die Gedanken an sie waren die an ein anderes Leben, voll Freude und Wärme, weit weg von der ewigen Kälte der Gegenwart.
So lange wie der Himmel nicht wieder blau ist, so lange werden sie unter der Erde bleiben, hatte sie ihm zuletzt gesagt, kurz bevor sie sich trennten. Es klang wie ein Versprechen.
Wieder blickte er hinauf zum Himmel und sah wie sich ein Lichtstrahl seinen Weg durch die Wolkendecke bahnte und man für einen kurzen Moment einen Blick auf das Blau des Himmels erhaschen konnte.
Er lächelte.