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Mein Baby

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28.04.2005
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Mein Baby

Der Regen prasselte in endlosem monotonen Rhythmus auf den Schirm, bildete Rinnsaale und ergoss sich über die Kanten auf ihre Schulter.
Susanne bemerkte es nicht. Sie hatte nur Augen für den kleinen Sarg vor ihr, den gerade ein paar Männer aufhoben, um ihn langsam die Grube hinab zu lassen.
Das ist nicht mein Kind. Mein Kind liegt nicht in dem Sarg!
Susanne verzog keine Miene, während ihr Blick starr auf die kleine Kiste geheftet blieb, die Stück um Stück hinter der Grasnabe verschwand.
Sie sah die Menschen nicht, die nach und nach vor sie traten und eine Blume oder eine Schaufel Sand in das Loch warfen. Sie spürte es auch nicht, als eine Hand sie sanft am Arm nahm und zum Parkplatz führte, auf dem ihr Mann sie erwartete.
Er wirkte unschlüssig, wie er so vor ihr stand, doch als sie zu seinem Gesicht aufsah, fasste er sich.
„Susanne ...“ Seine Stimme war ein heiseres Krächzen und er räusperte sich, bevor er wieder begann. Sie sah ihm in die Augen und fand den Vorwurf.
Die Wut, von der sie dachte, dass sie heiß bis in ihren Kehlkopf fahren würde, war nur ein dumpfes Pochen. Wieder schwieg sie.
„Ich werde mich bei dir melden.“
Das war es. Keine Umarmung. Kein Kuss. Keine Vergebung.
Er stieg einfach in seinen Wagen und fuhr davon. Aus ihrem Leben.

Die Autofahrt verlief schweigsam. Sie beobachtete die perlenden Tropfen an der Scheibe, blickte in den Himmel und verfolgte den Lauf der Wolken.
Ein sanftes Flüstern neben ihr. Rosas Stimme.
Susanne drehte den Kopf und sah ihre Freundin an.
„Wir sind da“, wiederholte Rosa. „Möchtest du, dass ich mit hineinkomme? Ich könnte dir einen Tee machen und dann schauen wir noch ein bisschen Fern, ja? Matthias wird das verstehen, wenn ich heute bei dir bleibe.“
Susanne schüttelte nur den Kopf und stieg aus. Sie wollte keine Gesellschaft.

„Du bist mir geblieben, meine Süße“, flüsterte Susanne liebevoll und wiegte das Baby sanft in ihren Armen.
„Du bist mir geblieben. Ich werde immer auf dich aufpassen, Mina. Mama ist immer für dich da.“
Susanne wanderte langsam mit dem Säugling auf dem Arm durch die Stiege.
„Hast du Hunger?“
Vorsichtig ließ sie sich in dem Sessel nieder und entblößte die Brust, während sie weiter sanft über das kleine Köpfchen und die samtenen Haare strich. Als ihre Brustwarze die winzigen Lippen fand, versteifte sie sich fast sofort und ein Schauder überlief Susannes Rücken.

Mitten in der Nacht zog die Kälte in ihr Schlafzimmer, kroch über den Boden und fand sie unvorbereitet im Schlaf.
Die Bilder liefen wieder und wieder vor ihr ab, geißelten sie und zeigten ihr schonungslos, was sie vergessen wollte. Sie hatte - wie jetzt – geschlafen, als es passierte. Sie hatte nicht gehört, wie ihr Kind schrie. Hatte ihren Rausch ausgeschlafen und nichts mitbekommen.
Immer wieder stand sie im Traum auf und lief den Flur entlang, auf dem Weg zur Toilette und spürte dabei wieder und wieder die Schwere ihres Kopfes. Immer wieder öffnete sie die Tür zum Kinderzimmer, trat an das Bettchen und hob den leblosen Körper heraus. Immer schneller wurden die Bilder. Immer häufiger die Wiederholungen. Das Erbrochene. Die starren Augen. Die blauen Lippen. Die Augen. Der verzerrte Mund. Grünes Erbrochenes AugenMundlippengrün... Bis sie die Augen aufschlug und an die Decke starrte, dem Alptraum entkommen, nur um sich bewusst zu werden, dass der Alptraum jüngste Vergangenheit war.
Wimmern wurde in ihrem Kopf zu klagendem Geweine und schwappte in hysterisches Kreischen über.
Ruckartig sah sie auf. Das war kein Traum mehr. Das Weinen. Das Kreischen.
Mein Kind. Mein Baby.
Susanne sprang auf und stürzte auf die Tür zu, riss sie so kräftig auf, dass sie fast gestürzt wäre.
Mein Baby. Mein Baby. „Mina? Mina!“ Susanne kreischte nun unverhohlen, während sie wie in Zeitlupe die wenigen Meter bis zur Tür des neuen Kinderzimmers lief.
„Mina, ich komme!“
Das Kreischen wurde lauter, hallte in Susannes Kopf nach und trieb sie schier in den Wahnsinn.
Sie riss die Tür auf und wurde im ersten Moment von dem aufflammenden Licht geblendet, doch tastete sie sofort nach der Klappe und fand sie.
Und da lag sie. Es war alles in Ordnung. Mina war nur einsam gewesen und wollte zu ihrer Mama.
„Ich bin ja da, meine Süße. Mama ist da!“
Susanne zog den Säugling zu sich heran und stieß dabei ein paar verschimmelte Flaschen Babynahrung um.
„Dir ist bestimmt kalt, meine Kleine. Ich wärme dich.“
Liebevoll strich sie Mina ein paar Eisklümpchen vom Kopf und schloss die Kühlschranktür.

 

Tach Zensur
ab hier:

„Du bist mir geblieben, meine Süße“, flüsterte Susanne liebevoll und wiegte das Baby sanft in ihren Armen.
war alles ziemlich klar.

Eine kurze, bündige, gezielt geschriebene Geschichte über ungewöhnliche Trauerüberwindung. Man fragt sich zwar, wie die Mutter es geschafft hat, ihr Kind vor dem Begräbnis zu "retten", aber das sei dir erlaubt, dass du es offen lässt.
Gut geschrieben, hat mir gefallen.


Eike

 

Huch, Starsailor war schneller :D

Mir war an genau der gleichen Stelle klar das da was nicht stimmt.

Spätestes bei:

Als ihre Brustwarze die winzigen Lippen fand, versteifte sie sich fast sofort und ein Schauder überlief Susannes Rücken.

War der letzte Zweifel weg - denn normalerweise findet die Babylippen die Brustwarze und nicht umgekehrt.

Den Gruseleffekt macht hier die Tasache das sowas durchaus real sein könnte ...

Hat mir gefallen. :thumbsup:

 

Hi star,

ich bedanke mich für die Kritik und das Lob.

„Du bist mir geblieben, meine Süße“
Der Satz ist ja auf zwei Weisen zu lesen. Entweder "Du bist..." oder "... mir geblieben".
Du hast wohl letztere gewählt. :)

Übrigens wird es sanft angedeutet, wie sie es geschafft hat:

Das ist nicht mein Kind. Mein Kind liegt nicht in dem Sarg!
Entweder alggemeine Verleugnung oder eine Möglichkeit für den Leser etwas herauszuinterpretieren. Dies habe ich allerdings offen gelassen. ;)

Also: Nochmals ein Dankeschön für das schnelle Lesen und die positive Rückmeldung.

Gruß, Zensur

 

Oh, Doppelposting. :)

Hi Jadzia,

es freut mich, dass auch dir diese Geschichte gefallen hat. Und: Ja, auch du hast eine der Andeutungen gefunden. Es sind noch ein paar kleinere andere Anspielungen eingeflochten, aber ich wollte es allgemein nicht einfach so auf den Tisch knallen.

Danke für das Lob. :)

Gruß, Zensur

 

Hi Zensur, schön dich hier zu lesen.


Fundsachen:

Susanne bemerkte es nicht. Sie hatte nur Augen für den kleinen Sarg vor ihr, der gerade von ein paar Männern angehoben wurde, um daraufhin langsam in die Grube hinab gelassen zu werden.
den gerade ein paar Männer aufhoben, um ihn langsam die Grube hinab zu lassen, fände ich schöner

Susanne bewegte keine Miene, während ihr Blick starr auf die kleine Kiste geheftet blieb, die Stück um Stück hinter der Grasnabe verschwand.
ich denke: verzog.

Möchtest du, dass ich mit hereinkomme?
hinein. Herein sagt man bei uns zumindest nur, wenn der hereinbittende Part sich bereits im Haus befindet. ;)

Immer wieder stand sie im Traum auf und lief den Flur entlang, auf dem Weg zur Toilette und spürte dabei wieder und wieder die Schwere ihres Kopfes. Immer wieder öffnete sie die Tür zum Kinderzimmer, trat an das Bettchen und hob den leblosen Körper heraus. Immer schneller wurden die Bilder. Immer häufiger die Wiederholungen. Das Erbrochene. Die starren Augen. Die blauen Lippen. Die Augen. Der verzerrte Mund. Grünes Erbrochenes AugenMundlippengrün... Bis sie die Augen aufschlug und an die Decke starrte, dem Alptraum entkommen, nur um sich bewusst zu werden, dass der Alptraum jüngste Vergangenheit war.
Gefällt mir. Du triffst die Atmosphäre eines Traumes recht gut!

Das ist nicht mein Kind. Mein Kind liegt nicht in dem Sarg!
Ebenfalls schön, wie dieser Satz erst zum Schluss Sinn gibt, erst hier weiß man, dass die Mutter wohl zu einem etwas drastischem Mittel gegriffen hat, die Leiche glaubwürdig auszutauschen. Wie das möglich war? Nein, darüber mache ich mir jetzt mal keine Gedanken. :D

Auch hier hast du mich eiskalt erwischt:

Als ihre Brustwarze die winzigen Lippen fand, versteifte sie sich fast sofort und ein Schauder überlief Susannes Rücken.
Beinah hätte ich hier rumgemäkelt! :D


Im Gegensatz zu meinen Vorkritikern habe ich allerdings bei diesem Satz eher daran gedacht, sie hätte mehrere Kinder. Ja, sowas gibt es! *g*

„Du bist mir geblieben, meine Süße“

Was bleibt? Äh, ja, die Geschichte hat mir gefallen und das Ende habe ich nicht voraus geahnt. Außerdem bin ich kaum über sprachliche Unebenheiten gestolpert. Darfst dich gerne öfters hier blicken lassen :D

Liebe Grüße
Tamira

 

Hi Tamira,

Wow, eine solch lobende Kritik? Nicht komplett vorweg zu ahnen? Du siehst mich beinahe sprachlos. Ich freue mich wirklich sehr. (Vor allem, dass es keinen Grund zum Meckern gab) :D

Die Verbesserungsvorschläge gefallen mir recht gut und das mit dem "herein" ist sinnig. Wo du es sagst, fällt es mir auch auf. :)

Dass die Stellen, die bemäkelt hätten werden sollen, im Endeffekt zur Lösung beitragen war zwar so geplant, aber es freut natürlich, wenn es klappt.

Darfst dich gerne öfters hier blicken lassen
Fein, ich denke darauf komme ich zurück.


Ganz lieben Dank für deine Antwort.

LG, Zensur

 

Hi Zens!

Die Geschichte ist stilistisch sicher erzählt, wenn ich sie auch stellenweise etwas "schmalzig" finde.
Allerdings ist sie auch sehr schnell vorbei und wirkt wie um die Pointe konstruiert. Ich finde, da hätte ruhig noch ein bisschen Handlung reingedurft, z.B. hätte der Ehemann vom zerwühlten Grab des Kindes kommen und das Kind im Kühlschrank finden können - und in ihrer Verzweiflung sticht sie ihm ein Messer in die Rippen, etc. Außer einem toten Kind im Kühlschrank passiert in der Story nichts Gruseliges - die Ereignisse haben keine tieferen (oder zumindest nicht näher dargelegten) Auswirkungen auf das Leben der Charaktere, das passende Wort dafür wäre vielleicht "Oberflächenhorror".

Schmalz:

Das ist nicht mein Kind. Mein Kind liegt nicht in dem Sarg!
Viel zu "hollywood-archetypisch" für die verzweifelte Mutter.
Das war es. Keine Umarmung. Kein Kuss. Keine Vergebung.
Er stieg einfach in seinen Wagen und fuhr davon. Aus ihrem Leben.
Das trieft geradezu.
„Du bist mir geblieben, meine Süße“, flüsterte Susanne liebevoll und wiegte das Baby sanft in ihren Armen.
„Du bist mir geblieben. Ich werde immer auf dich aufpassen, Mina. Mama ist immer für dich da.“
Hier bringst du dich mE etwas um die Pointe, denn wenn in einer Horrorstory so geredet wird ist zumindest die grobe Richtung (etwas stimmt mit dem Kind nicht) schon relativ klar.

Viele Grüße!
Seaman

 

Hi mrs, hi lukas,

@seaman:

Die Geschichte ist stilistisch sicher erzählt
Dankeschön
wenn ich sie auch stellenweise etwas "schmalzig" finde.
Hui, schmalzig war eigentlich nicht geplant, auch wenn ich dir bei den betreffenden Stellen natürlich Recht geben muss. Zumindest, dass man sie so auslegen kann.
„Du bist mir geblieben, meine Süße“, flüsterte Susanne liebevoll und wiegte das Baby sanft in ihren Armen.
„Du bist mir geblieben. Ich werde immer auf dich aufpassen, Mina. Mama ist immer für dich da.“
Hier bringst du dich mE etwas um die Pointe, denn wenn in einer Horrorstory so geredet wird ist zumindest die grobe Richtung (etwas stimmt mit dem Kind nicht) schon relativ klar.
OK, da habe ich vermutlich wirklich zu dick aufgetragen, da die Betonung durch die Wiederholung tatsächlich einen direkten Verweis darstellt. Da werde ich auf jeden Fall noch einmal drüber gehen.
Ich finde, da hätte ruhig noch ein bisschen Handlung reingedurft, z.B. hätte der Ehemann vom zerwühlten Grab des Kindes kommen und das Kind im Kühlschrank finden können - und in ihrer Verzweiflung sticht sie ihm ein Messer in die Rippen, etc.
Ah, hier erhebe ich Einspruch, Euer Ehren :D Es ist in dieser Geschichte bewusst so, dass nicht literweise Blut fließen, oder der Leser durch Splatter-Effekthascherei um den Appetit gebracht wird. Klar mag ich auch Splatter und ehrlich gesagt meist auch lieber als "Grusel"geschichten, aber ich hätte es in dieser Geschichte einfach fehl am Platz gefunden.
Als "Oberflächenhorror" würde ich es trotzdem nicht generell bezeichnen (höchstens dadurch, dass ich es nicht vernünftig ausgearbeitet hätte), denn mE ist eine Mutter, die ihr totes Kind im Eisfach aufbewahrt und zum Stillen an die Brust legt wesentlich mehr "Horror", als ein ein Psychopath, der sich durch einen Kindergarten metzelt und die besten Stücke über dem Feuerzeug grillt. ;)

Ich bedanke mich auf jeden Fall fürs Lesen und Auseinanderpflücken. :)

Allerdings ist sie auch sehr schnell vorbei und wirkt wie um die Pointe konstruiert.
Da habt ihr nicht unrecht. Das Bild, auf dem diese Geschichte aufbaut, ist ein Baby im Kühlschrank. Ich musste mich allerdings entscheiden, ob ich dieses an den Anfang der Geschichte stelle und darauf aufbaue (was vermutlich anspruchsvoller gewesen wäre, aber generell zu wenig hergegeben hätte und somit wohl doch auf Splatter hinausgelaufen wäre) oder an das Ende als Pointe stelle (und dann eben eher Grusel).
Dass eine Geschichte um eine Pointe herum kreiert wird ist ja nicht zwangsläufig negativ, wenn die Geschichte beim Lesen/r jedoch so wirkt, dann schon. :D Ich bemühe mich das besser zu vertuschen.

@lukas:
Das man einem alten Literaturhasen wie dir nicht so leicht was vormachen kann ist klar - vor allem nicht bei einer so nahezu gradlinigen Story. ;)

wie auch schon erwähnt worden ist, zu früh klar wird, so dass der text gegen ende nichts mehr zu erzählen hat bzw. er tut es dummerweise auch nicht mehr.
Dass das Ende zu früh klar wird ist zwar auch nicht unbedingt beabsichtigt, muss eine Geschichte aber auch nicht direkt schlecht machen. Wenn sie nach dem "Erraten/Vorwegahnen" kaum noch etwas bietet, ist dies dann aber nicht von Vorteil.

dadurch dass der text auf die pointe hinarbeitet, ordnet er sich ihr auch unter, so dass die personen, setting, letztlich erzählstil vernachlässigt werden. ehrlich gesagt, reisst mich die idee auch nicht vom hocker.
Ich werde mich bemühen einen höheren Anspruch einfließen zu lassen. Oder ich werfe sie komplett über den Haufen und baue neu auf, das überlege ich mir dann noch mal. :D

Ich danke euch beiden in jedem Falle, trotz (oder gerade wegen) der negativen Rückmeldung.

LG, Zensur

 

Hi Zensur,

Gute Geschichte.
Ja, gute Geschichte. Letztendlich könnte man das noch ein bisschen ausbauen, denke ich. Irgendwie, aber ich habe momentan keine Ideen. Aber ein bisschen mehr Text würde die Geschichte vielleicht noch gruseliger machen.

Details:

Die Wut, von der sie dachte, dass sie heiß bis in ihren Kehlkopf fahren würde, war nur ein dumpfes Pochen.
Wut, die in den Kehlkopf fährt? Nur ein dunkles Pochen? *verwirrt*

ann schauen wir noch ein bisschen Fern, ja?
Also ob es hier sinnvoll ist, fernzusehen, stelle ich mal in Frage. Es geht doch eher darum, dass man nicht alleine ist, oder?

Als ihre Brustwarze die winzigen Lippen fand,
Ist es nicht eher umgekehrt? (Mhm, ich habe gerade das Ende gelesen... dann kannst du es natürlich lassen.)

und trieb sie schier in den Wahnsinn.
Ja, mhm, das könnte man eleganter ausdrücken.

In diesem Sinne
c

 

Hi chazar,

freut mich, dass dir die Geschichte gefällt, selbst in der Form, wie sie steht, aber auch deinem Kommentar entnehme ich, dass du nichts gegen eine tiefgründigere Überarbeitung einzuwenden hättest. :D

Wut, die in den Kehlkopf fährt? Nur ein dunkles Pochen? *verwirrt*
Hm, kennst du dieses Gefühl nicht, wenn du auf jemanden oder etwas so sauer bist, dass sich dieses heiße Gefühl der Aggression/Wut aus dem Bauch heraus bis in die Kehle ausbreitet und die einfach die Stimme raubt? Der Prot kennt dieses Gefühl wohl, oder stellt es sich zumindest so vor, aber zumindest in dieser Situation ist es eben bloß ein dumpfes Pochen, als wirkliche Wut (Auslöser ist der Vorwurf in den Augen des Mannes, aber sie resigniert eher und wartet einfach ab).

Also ob es hier sinnvoll ist, fernzusehen, stelle ich mal in Frage. Es geht doch eher darum, dass man nicht alleine ist, oder?
Richtig. Generell geht es darum, dass Susanne nicht allein ist. Allerdings kann man ja auch schlecht dann mal munter über das Baby quatschen. Die Freundin macht also nur einen Vorschlag, der ihr gerade in den Sinn kommt. Ob der jetzt so sinnig ist, sei mal dahin gestellt. Sie ist ja auch bloß ein Mensch. ;)

Ist es nicht eher umgekehrt? (Mhm, ich habe gerade das Ende gelesen... dann kannst du es natürlich lassen.)
Ob es nach der Überarbeitung noch so stehen wird, weiß ich noch nicht. Aber allein schon, weil jeder sich das erst einmal als Fehler notiert, reizt es mich, diesen Satz zu behalten. :D

Ja, mhm, das könnte man eleganter ausdrücken.
Das glaube ich auch. Vielleicht fällt mir ja heute im Laufe des Tages noch eine schöne Umschreibung ein.


Auch dir ein herzliches Dankeschön, für die Anmerkungen und Vorschläge.

LG, Zensur

 

Erst mal Glückwunsch, deine Geschichte hat mich gut unterhalten und darauf kommt es ja letzt endlich an.

Susanne verzog keine Miene, während ihr Blick starr auf die kleine Kiste geheftet blieb, die Stück um Stück hinter der Grasnabe verschwand.
Grasnarbe
Er wirkte unschlüssig, wie er so vor ihr stand, doch als sie zu seinem Gesicht aufsah, fasste er sich.
„Susanne ...“ Seine Stimme war ein heiseres Krächzen und er räusperte sich, bevor er wieder begann. Sie sah ihm in die Augen und fand den Vorwurf.
Die Wut, von der sie dachte, dass sie heiß bis in ihren Kehlkopf fahren würde, war nur ein dumpfes Pochen. Wieder schwieg sie.
„Ich werde mich bei dir melden.“
Das war es. Keine Umarmung. Kein Kuss. Keine Vergebung.
Er stieg einfach in seinen Wagen und fuhr davon. Aus ihrem Leben.
Tolle Passage, vorallem, weil man sie erst am Ende versteht.
„Du bist mir geblieben, meine Süße“, flüsterte Susanne liebevoll und wiegte das Baby sanft in ihren Armen.
„Du bist mir geblieben. Ich werde immer auf dich aufpassen, Mina. Mama ist immer für dich da.“
Susanne wanderte langsam mit dem Säugling auf dem Arm durch die Stiege.
„Hast du Hunger?“
Du hast mich ganz schön auf's Glatteis geführt, ich dachte zuerst, dass sie den Tod des Babys verdrängt und ein imaginäres Kind im Arm wiegt.
Liebevoll strich sie Mina ein paar Eisklümpchen vom Kopf und schloss die Kühlschranktür.
Erst hier ist der Groschen gefallen.
Echt Klasse.

 

Hallo Zensur,

Schuld, egal ob n ur real oder nur erlebt, kann einen schon in den Wahnsinn treiben, wie du an deiner Protagonistin eindrucksvoll demonstrierst.

Sie hatte nur Augen für den kleinen Sarg vor ihr
Der Sarg stand vor ihr, aber sie hatte ihn vor sich. Aber es ist ohnehin redundant (ach welch schönes Modewort ;)).
die Stück um Stück hinter der Grasnabe verschwand
sorry, das habe ich dir gestern im Chat echt falsch gesagt
sie sanft am Arm nahm und zum Parkplatz führte, wo ihr Mann auf sie wartete.
Ich finde solche "Wo" Formulierungen immer sher ungangssprachlich. "auf dem" würde mir besser gefallen.
und stieß dabei ein paar verschimmelte Flaschen Hipp-Baby-Nahrung um
ich würde Hipp weglassen und stattdessen Babynahrung schreiben.

Hat mir gefallen. Lieben Gruß, sim

 

Hallo Phoenix26, sim und S.H.,

Phoenix26:
Schön, dass du dich gut unterhalten gefühlt hast und die Handlung sich erst im letzten Satz für dich aufgelöst hat.
Das gibt Hoffnung, dass eine Überarbeitung doch nicht so vollständig stattfinden muss, wie allmählich befürchtet.

Vielen Dank für dein Lob. :)

Sim:

sorry, das habe ich dir gestern im Chat echt falsch gesagt
Na toll, und ich war selbst so überzeugt. :D

Ich finde solche "Wo" Formulierungen immer sher ungangssprachlich. "auf dem" würde mir besser gefallen.
Wird umgesetzt. Ebenso die Babynahrung.

Hat mir gefallen.
Das freut mich. Vor allem, da du ja den groben Plot schon vorher kanntest.

S.H.:
Auch dir ein liebes Dankeschön für das Offtopic. ;)

HA! Wusste ich es doch! :D

*räusper*

Und ich sag noch so treudoof "Sim hat sicher Recht"...

Aber: Jaaaa, du hast Recht und ich bin unwürdig. :D

Lieben Gruß an Euch alle und herzlichen Dank für das Lesen dieser Geschichte.

Zens

 

Hi Zensur!

Deine Art zu schreiben gefällt mir. Eine wirklich schaurige Geschichte. Die Verzweiflung und Trauer der Mutter hast Du auch gut rüber gebracht :thumbsup: . Wie schon zuvor erwähnt, merkt man das du noch nie gestillt hast ;) .

Grüße,

DarkLady

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi DarkLady,

hab Dank fürs Lesen, deine Kritik und vor allem das Lob.
Aber wieso denkst du, ich hätte noch nie gestillt? (Mal abgesehen davon, dass ich männlich bin und allein dadurch dieser Umstand schon schlecht erfüllbar ist.)
Wenn du wegen der Formulierung, dass die Brust die Lippen suchte und nicht umgekehrt darauf gestoßen bist, so ist das ja korrekt, da das Baby tot ist und die Formulierung somit korrekt, auch wenn sie dem Leser sofort ins Auge springt. ;)

Lieben Gruß, Zensur

 

Hallo Zensur,

mir hat die Geschichte gefallen. Du erzählst präzise und die Bilder entstehen dabei, das funktioniert. Die Geschichte bildet einen Farbverlauf zum Verstehen hin, der Leser hat nicht plötzlich die Einsicht, wie es sich mit dem Baby verhält, sondern wird schrittweise herangeführt. Auch das passt gut zur Situation.

Nicht ganz optimal fand ich die Wahl mancher Bilder. Das Begräbnis im Regen ist so eine Sache: Hart am Klischee. Trotzdem hat es bei mir funktioniert.

Grüße,
Naut

 

Hallo Naut,

vielen Dank für die Beschreibung, wie die Geschichte auf dich gewirkt hat. Das bringt mich einerseits weiter, andererseits führt es mich weiter an die allmählich aufkommende Frage heran, ob die Geschichte doch vorerst so stehenbleiben sollte und nur minimal überarbeitet wird.

Würde mich freuen, wenn zukünftig auch ein wenig auf diese Frage eingegangen werden könnte und dementsprechende Anmerkungen/Vorschläge gemacht werden, damit ich ein wenig absehen kann, in welche Richtung die Geschichte ausgearbeitet werden soll.

Lieben Gruß, Zensur

 

Das hängt sehr stark von Dir ab. Ich empfand die Wirkung als optimal (aber ich bin auch kein großer Freund von literarischem Splatter), nur die Bilder hätten etwas mehr gebrochen werden können, oder vielleicht noch mehr übersteigert.

Wenn es schon regnet, warum schwimmt z.B. der Rollrasen nicht gleich mit in die Grube (ein inverses Erbrechen analog der Todesursache)? Oder wäre ein anderes Wetter vielleicht besser?

 

Hui, das ging zügig. :D

Wie schon in einer vorherigen Kritik erwähnt, finde ich Splatter oftmals unterhaltsamer als einfachen Grusel, wollte es aber einfach in dieser Geschichte nicht dazu kommen lassen.

Also werde ich dann mal an der Umsetzung der Bilder arbeiten und einige generelle Textstellen überdenken.
Ich danke dir nochmals für die schnelle Antwort.

Gruß, Zensur

 

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