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Meine Freundin und ich
Meine Freundin und ich
Meine Freundin und ich saßen bei Tisch und aßen zu Mittag.
„Hm, die Pfannkuchen sind etwas angebrannt“, sagte ich, ohne mir etwas dabei zu denken.
Sie starrte mich entgeistert an.
Ich sah mich gehetzt im Raum um. Verdammt, ich müsste an ihr vorbei, um dem Folgenden zu entgehen, also keine Chance zu flüchten.
„Wie bitte?“, kam es gefährlich leise von der anderen Tischseite.
„Ich ... äh ... ich wollte nicht sagen, dass –“
„Weißt du eigentlich, was es bedeutet, stundenlang in der Küche zu stehen? Neeiin, der Herr macht es sich ja lieber vor dem Fernseher gemütlich, anstatt sich mal im Haushalt zu beteiligen!“
„Schatz, eigentlich habe doch aber ich geko–“
„Und du hast ja keine Vorstellung davon, wie anstrengend es ist, immer hinter dir herzuräumen!“
Auf was hatte ich mich da nur eingelassen? Hätte ich doch nur nichts gesagt! Dabei wohnten wir noch nicht mal zusammen.
„Streng genommen muss ich nicht nur meine, sondern auch deine Wohnung putz–“
„Aber interessiert dich, was ich sage? Nein, du hörst mir ja bestimmt wieder nicht zu, das geht bei dir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus!“
Jedenfalls endete es damit, dass sie mich dazu verdonnerte, mir im Fernsehen Kochsendungen anzusehen. ... Koch ... sendungen ...
Ich setzte mich am nächsten Nachmittag also vor die Glotze, zappte erst mal durch die Kanäle, bevor mein eigentliches Programm anfing. Ich blieb bei MTV hängen. Es kam ein Video von den Black Eyed Peas. Die mag ich eigentlich nicht, aber die Fergie, du ... haha, das war schon eine süße Sau. Überhaupt bin ich der Meinung, dass man sich Black Eyed Peas Lieder nur wegen den Videos reinziehen konnte, da die Lieder ohne optische Untermalung total langweilig und sinnlos sind.
Wunderschön, wie Fergie es verstand, mich mit ihrem wackelnden Hintern um den kleinen Finger zu wickeln. Ihretwegen könnte ich fast meinem Schatz untreu werden – Gwen Stefani.
Schweren Herzens musste ich mich von dem niedlichen Hinterteil trennen, als es 16 Uhr schlug und ich auf ein öffentlich-rechtliches Programm umschaltete, um den Meisterköchen bei der Arbeit zuzusehen.
Mitten in der laufenden Sendung klingelte es auf einmal an meiner Wohnungstür. Hm, das war bestimmt meine Freundin, diese misstrauische Person. Die glaubte wohl, ich würde mir irgendwelche Musikvideos reinziehen, anstatt die von ihr verordnete Kochsendung.
Ich ging zur Tür und öffnete. Es waren drei meiner Freunde.
„Ah, hallo. Was gibt’s?“
„Ähm ... wir waren verabredet? Zum Poker?“
Das war mir total entfallen! Gehetzt blickte ich mich in Richtung Wohnzimmer um.
„Ähm, stimmt, ja, kommt doch rein. Ich geh schon mal vor ...“
So schnell ich es mir erlauben konnte, ohne lächerlich zu wirken, ging ich ins Wohnzimmer und stellte den Fernseher ab.
„Was war das?“
Mein Herz blieb fast stehen. Einer meiner Freunde war schon im Zimmer, ich hatte ihn gar nicht reinkommen hören.
„Bernhard, du schaust dir Kochsendungen an?“
„Was? Das war doch keine Kochsendung, für was hältst du mich? Das war ein ... ähm ... Porno. Ja, genau!“
„Was?“, fragte Nummer zwei der drei Freunde, der jetzt ebenfalls dazustieß.
„So was erlaubt dir deine Freundin?“
„Was heißt da erlauben? Soweit hab ich sie schon erzogen, dass sie sich da rauszuhalten hat.“
„Alle Achtung. Also, wenn ich da an meine Freundin denke ...“, sagte Nummer drei beim Betreten des Zimmers.
„Du bist eben ein Weichei!“, versetzte ich. „Wie kann man sich nur so von seiner Freundin unterbuttern lassen?“
Wir setzten uns um den Tisch und ich verteilte die Karten. Als wir einige Zeit gezockt hatten – für mich sah es gewinnmäßig ziemlich gut aus – hörten wir den Schlüssel an der Wohnungstür.
Ich erstarrte. „Meine Freundin“, brachte ich ächzend heraus und fing an, den Tisch abzuräumen.
„Was ist denn los? Ist doch nur ein harmloses Spielchen unter Freunden? So tolerant wird sie doch sein, oder?“
„Macht, dass ihr rauskommt!“
Genau eine Sekunde, nachdem ich abgeräumt hatte und wir aufgestanden waren, stand meine Freundin im Zimmer. Ich drängte meine Freunde heraus.
„Hallo Schatz“, begrüßte ich sie.
„Was machen die hier?“, fragte sie mich, als ob meine Freunde Gegenstände wären, die nicht in ein Wohnzimmer gehörten. Jedenfalls nicht in ihr Wohnzimmer.
„Wir ... äh ... haben uns zusammen den Film angeschaut ...“ Ich deutete hilflos Richtung Fernseher.
„Ach so. Na dann“, lächelte sie mich an.
„Find ich übrigens Klasse, Katja, dass du Bernhard erlaubst, sich so etwas anzusehen“, sagte hilfreich einer meiner Freunde.
Katja zog eine Augenbraue hoch.
„Was heißt da erlauben? So was sollte man im Gegenteil noch fördern! –
Hast du wenigstens was dabei gelernt?“, fragte sie an mich gerichtet.
„Ja“, antwortete ich brav.
Meine Freunde kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
„Also, meine Freundin hat mir verboten, mir so etwas anzuschauen.“
„Ja? Nun, dann legt sie vermutlich keinerlei Wert darauf, von dir fachgerecht verwöhnt zu werden. Wie gesagt, alle Männer sollten sich so was ansehen, damit sie das Gesehene bei ihren Frauen anwenden können.“
„Werd’s ihr ausrichten, Katja.“
An diesem Nachmittag war ich in der Achtung meiner Freunde wohl kräftig gestiegen.