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Mondstrahlenspaziergang
Mondstrahlenspaziergang
Teddy Timm drehte seinen Kopf nach links. Ganz leise tippte er Jan auf die Schulter.
„Es ist soweit!“, flüsterte er ihm ins Ohr und schlug das Bettlaken auf. Fröstelnd und gähnend zog Jan die Decke wieder ein Stück zurück und blinzelte seinen neuen Teddy an, der noch ganz sauber aussah und ein bisschen nach Fabrik roch. Er setzte sich verschlafen auf und musste einen Moment sogar überlegen, wo er war und warum ihn dieser kleine, grinsende Teddy aufgeweckt hatte, bis es ihm einfiel und er mit einem Satz aus dem Bett sprang. Dabei verursachte er einen solchen Lärm, dass Teddy Timm den flauschigen Plüschfinger auf seine Bärenschnauze legte und Jan ein leises: „Pscht!“ entgegen hauchte. Jans Eltern sollten nicht geweckt werden, denn schließlich hatten Teddy Timm und Jan noch aufregende Pläne in dieser Nacht.
Auf Zehen- und Tatzenspitzen schlichen die beiden grinsend zum Fenster und schauten hinaus in die dunkle Nacht. Sie blickten in den bedeckten Himmel und warteten darauf, dass der Mond hinter einer der vielen Wolken hervorlugen und sein Licht ins Zimmer schicken würde. Dann nämlich könnten sie endlich ihre Reise beginnen. Denn immer, wenn der Mond am dicksten ist, sind seine Strahlen so stark und fest, dass man auf ihnen hinauf in den Sternenhimmel laufen und ihn persönlich besuchen kann.
Und genau das hatten Jan und sein Teddy vor. Sie wollten hinauf in den Himmel spazieren, um dem Mond eine Gute-Nacht zu wünschen. Sie wollten die Sterne aus der Nähe funkeln sehen und sie vielleicht sogar mal anfassen, wenn sie es erlaubten. Jan wollte so gerne wissen, wie sich ein leuchtender Abendstern anfühlte und Teddy Timm wollte einmal vom Mond aus auf die Erde sehen. Deshalb wollten sie in dieser Nacht in den Himmel hinauf. Aber leider ließ sich der Mond nicht blicken.
Teddy Timm und Jan stützten sich mit ihren Ellenbogen auf die Fensterbank, die Köpfe in den Händen und Pfoten liegend, und guckten in die Nacht hinaus. Sie beobachteten die vorbeiziehenden Wolken, die vereinzelnd kurz aufblitzenden Sterne und eine vorbei fliegende, alte Eule. Nur den Mond, den sahen sie nicht.
Müde und ein wenig verfroren kuschelte sich der Teddy an Jan und grinste.
„Weißt Du, Jan, als ich noch im Spielzeuggeschäft gewohnt habe, habe ich mir immer gewünscht, bei einem kleinen Jungen wie Dir in einem schön bunten Kinderzimmer zu wohnen!“
Jan nahm seinen Teddy fest in den Arm, dann antwortete er:
„Und ich habe mir immer einen richtig guten Freund gewünscht, mit dem ich die abenteuerlichsten Dinge erleben kann.“ Er drückte Teddy Timm ganz fest an sich und bemerkte, dass der Fabrikgeruch verschwunden und sein Teddy stattdessen wohlig nach Zuhause roch. In diesem Moment drängte sich der dicke, geheimnisvoll grinsende Mond an den dunklen Wolken vorbei und streckte seine breiten, festen Strahlen auf die schlafende Erde bis in Jans Kinderzimmer hinein. Teddy Timm reichte Jan freundschaftlich seine Pfote und zusammen spazierten sie hinauf in den funkelnden Sternenhimmel. Sie wünschten dem Mond persönlich eine Gute-Nacht und streichelten die sich warm anfühlenden Sterne. Dann setzten sie sich auf die leuchtenden Mondstrahlen, schauten auf die klitzekleine Erde hinab und umarmten sich. Weil ihr Ausflug zum Mond und die Aussicht von dort aus so wundervoll war, aber vor allem, weil sie beide in dem anderen einen wirklich guten Freund gefunden hatten. Und das war noch einiges schöner, als ein aufregendes Mond-Spaziergangs-Abenteuer zu erleben.