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Monstrinho

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30.12.2018
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Monstrinho

Ich höre sie wieder schreien.
Die Sepiasturmtaucher nisten zwei Kilometer entfernt, aber der Sturm trägt ihre Rufe zusammen mit dem Meer über die Insel. Die Scheiben sind nass, obwohl es nicht regnet.
Aua. Aua.
Sie klingen wie die Kinder auf dem Rollfeld, wenn sie in der Abendsonne Fahrradfahren üben und sich die Knie aufschlagen.
Ich decke mich auf und gehe zum Fenster. Statt der Sonne steigt Grau aus dem Meer auf. Die Luft ist kühl und riecht nach Kohle. Vermutlich feuert Papa bereits den Ofen an. Er scheint immer wach zu sein. Morgens entdecke ich die Reste seines Frühstücks: Brotkrümel. Eierschale. Kaffeeränder in der Tasse, für jede Stunde ein weiterer, wie die Ringe eines Baums. Abends versuche ich ihn zu hören, ein Stühlerücken oder die Eisentür des Kamins. Aber oft bin ich bereits eingeschlafen, wenn er in der Dunkelheit nach Hause kommt.
Der Wind lässt die Fensterscheibe knacken.
Aua. Aua.
Ich stehe auf.

*​
»Du bist ja noch da?«
Papa nickt und kaut, ohne aufzusehen. Die Küchenfenster sind beschlagen, es duftet nach Orangenmarmelade und Kaffee. Major liegt vor dem Ofen. Als er mich sieht, springt er auf und drückt den Kopf an mein Bein. Die Schnauze ist heiß vom Feuer. Ich setze mich.
»Heut gehst du in den Caldeirão«, sagt Papa. »Ich muss rüber nach Flores. Die Rinder brauchen Antibiotika.«
»Wieso?«
»Wegen des Sturms. Ihr Fell is dauernd nass. Die Hälfte hat ne Lungenentzündung.«
Er liest die Krümel mit dem Zeigefinger auf. Ich senke den Blick.
»Ich kann heut nicht.«
»Wieso nich?«
»David kommt.«
Die Zugluft bewegt die Tassen an den Haken. Wenn sie aufeinandertreffen, klingt es wie das Ticken einer Uhr.
»Is das dein Ernst?«
Bevor ich antworten kann, springt er auf und lässt das Geschirr in die Spüle fallen. Etwas zerbricht.
»Du bringst die Rinder zum Unterstand.« Er reißt die Regenjacke vom Haken und öffnet die Haustür. Der Sturm fährt in den Raum. »Was du danach machst, ist mir egal.«
Ich bleibe sitzen, lasse den Wind mitnehmen, was er möchte. Servietten wirbeln über den Boden, die Bilderrahmen klackern an der Wand. Major winselt und schiebt seinen Kopf unter meine Hände. »Is schon gut.« Ich stehe mit weichen Beinen auf und lehne mich gegen die Tür, um sie zu schließen. Dann ein Schlag. Major jault auf. Was war das?
Regen schlägt mir ins Gesicht. Ich gehe ums Haus, drücke mich an der Wand entlang, um nicht vom Sturm erfasst zu werden. Ich sehe ihn auf dem Boden sitzen, benommen vom Flug gegen das Küchenfenster. Ein Sepiasturmtaucher. Sie werden vom Licht der Häuser angelockt. Er hält still, als ich ihn aufhebe. Ein hellblauer Fleck am Schnabel. Ist das Farbe?
»Allein schafft er’s nicht«, schreie ich Major entgegen und werfe den Vogel in die Luft. Es dauert keine Sekunde, bis sich sein Körper entfaltet.
*​
Salz auf den Lippen. Ich spucke aus.
Wo man ist auf Corvo, das Meer ist auch dort. Der Caldeirão ist mit Nebel gefüllt wie eine übergroße Milchschüssel und selbst der Wind schafft es nicht, sie zu leeren.
»Scheiße.«
Wo sind die Rinder? Vereinzelte Rufe dringen aus dem Krater. Der Hund könnte die Tiere finden. Ich folge ihm ins Tal, er treibt sie an der Ostseite aus dem Nebel und ich führe sie am Rand zum …
Major bellt und schießt los.
»Was?« Die Überraschung lähmt mich. »Warte!« Dann laufe ich ihm nach, stolpere über Grasbüschel und meine eigenen Gummistiefel. Das Meer erscheint hinter dem Kraterrand. Es wirkt wie Marmor, schwer und dunkel.
»Major!« Ich rufe ein letztes Mal, obwohl ich weiß, dass er zum Wolf geworden ist und keinen Befehlen gehorcht.
Krähen steigen auf. Der Kopf des Rinds ist nach oben verdreht, als befürchte es, im Grasland zu ertrinken. Der Brustkorb wächst aus dem Boden, fünf blanke Rippen.
»Komm weg da«, sage ich in fremdem Ton. Der Schreck verfärbt meine Stimme. Ich packe Major am Halsband. Mir wird schlecht, aber ich muss hinsehen. Die Haut wirkt weich wie die eines Puddings, als könne man sie mit dem Finger durchstoßen.
Ich übergebe mich. Major winselt.
»Alles gut.« Ich schlinge die Arme um seinen warmen Körper, rieche Vanille und Fett und die Asche unseres Ofens. Ich höre mich atmen, die Wellen, die die Küste angreifen, das kratzige Brüllen der Rinder. Und dann weiß ich es. Einfach so. Das ist das Ende der Welt.
*​
»Man hat nen guten Blick von hier aus«, sagt David. Der Wind hat sich im Laufe des Vormittags gelegt und wird von Corvos Fischern abgelöst, die am Hafen ihre Boote für den ersten Fang des Tages vorbereiten.
»Ja schon.« Ich nippe am Kaffee. Er ist kalt. »Hier bin ich schon immer gern gesessen. So wie ...«
Er nickt. Ich sehe ihn an. Sein wettergeformtes Gesicht, jung und erwachsen zugleich, das beste von beidem. Glatte, braune Haut und ein nachdenklicher Knick zwischen den Augen. Er wirkt wie früher, als wir Dinosaurier spielten und uns brüllend über die Wiesen jagten oder abends mit Mikrowellen-Popcorn Die Mumie ansahen.
»Wie geht’s dir?«, fragt er.
Ich zucke mit den Schultern.
»Und deinem Alten?«
»Er redet nicht viel mit mir. Ist mehr bei den Rindern.«
»Dann red du mit mir.« Er holt einen gehäkelten Beutel aus seiner Manteltasche und öffnet ihn. Der Geruch von Gras. Hustensaft und Honig. Routiniert streut er die Flocken auf ein milchiges Papier und dreht sie ein. Dann sieht er mich an.
»Fuck, sorry. Ich hab nicht dran gedacht.«
»Schon okay.«
»Sorry echt.« David steckt den Beutel wieder ein und fixiert einen Punkt in der Ferne. Er scheint Worte zu suchen, zwischen den Fischern und ihren Booten. »Du weißt, dass ich nicht zu ihrer Beerdigung kommen konnte? Dein Alter hat’s verboten.«
»Ich weiß.«
»Hast ja ewig nix von dir hören lassen. Du musst mir sagen, wie’s dir geht, ich wills wissen.«
Ich nippe am Kaffee. Eine Weile geschieht nichts zwischen uns. Die Boote fahren aus.
»Ich geh nach Lissabon«, sagt David. Er zieht die Mütze ab und streicht sich über die Haare.
»Was?«
»Macht für mich mehr Sinn. Die zahlen mir das Doppelte fürs Importieren der Rinder.«
»Okay«, sage ich, weil ich nichts anderes sagen kann. Er steht auf und gibt mir eine Schachtel.
»Das ist für dich.« Ein Leuchtturm aus Holz, beklebt mit Muschelsplittern und Glitzer.
»Die hab ich im Souvenirshop am Doca de Alcântara gefunden. Ich hab auch so einen.«
Die Umarmung bleibt einseitig, ich schaffe es nicht, die Arme zu heben. Er legt die Stirn auf meine.
»Schreib mir. Ich will wissen, wie es dir geht.«
Ich nicke.
»Mach’s gut.«
Dann ist er weg, auf dem Weg zum Hafen, zur Ophelia, die ihn erst nach Flores und dann nach Lissabon bringen wird. Eintausendneunhundert Kilometer weit weg. Ich hätte ihm sagen sollen, dass er bleiben kann. Dass Geld bald keine Rolle mehr spielen wird. Wie alle anderen Dinge.
Auf dem Kieselweg vor unserem Haus liegen tausende tote Bienen. Für den Wind ist es ein Leichtes, die leeren Panzer über den Boden zu wehen. Fast sehen sie aus wie die Blüten vertrockneter Hortensien.
*​
Die Weinernte glüht in der späten Sonne. Corvos Bauern haben die Körbe an der Vulkansteinmauer aufgereiht. Kiloweise Trauben drängen sich aneinander, dunkel und satt wie die Farbe des Gesteins. Ich trete näher, das Summen der Fliegen dröhnt mir in den Ohren. Mit beiden Händen greife ich in die Früchte. Sie sind verfault. Es ist bereits Mittag. Ein Schlag auf der Schulter. Was?
»Steh endlich auf!«
Das Licht schmerzt in den Augen. Ich drücke das Gesicht ins Kissen.
»Ist dir alles egal?«, fragt Papa.
»Nein.« Meine Zunge fühlt sich an wie die eines Fremden.
»Liegst bloß rum, bemitleidest dich selbst. Zum Reden ist Zeit.«
»Zu hell.«
»Was?«
»Die Sonne.«
Durch meine Finger hindurch sehe ich, wie Papa in der Bewegung verharrt und aus dem Fenster starrt.
»Was redest du? Es ist grau, seit Wochen.« Er wirft die Decke über das Bettende. Ich krümme mich in der Kälte zusammen, wickle die Arme um die Beine.
»Steh auf, Kaffee ist in der Kanne. Du kannst nachkommen, wenn du fertig bist.« Ich nicke gegen die Schwere meines Kopfes an.
*​
Major springt auf, als ich die Küche betrete. Seine feuchte Nase hinterlässt Tupfen auf meinem Bein.
»Bist du auch so müde, hm?« Ich schließe den Rollladen und hole die Wolldecke aus dem Wohnzimmer. Major schiebt seinen Kopf auf meinen Schoß. Er weiß, wann ich ihn brauche.
»Du spürst es auch.« Er schnaubt als Antwort, sieht mich mit warmen Augen an.
Papa hat mir Kaffee eingeschenkt, bevor er los ist. Der erste Ring hat sich bereits gebildet. Ich öffne die Milchflasche und gieße aus, doch es kommen nur gelbliche Flocken zum Vorschein. Ich lasse die Flasche fallen. Scherben und schale Milch auf dem Tisch, auf den Fliesen, auf Major. Er leckt sich die Schnauze.
Die Tränen überraschen mich. Sie sind einfach da, wie das Meerwasser auf den Fenstern.
*​
Ich öffne die Augen. Grünliches Licht fällt durch die Lamellen der Jalousie.
»Bráulio.«
Ich drehe mich um, spüre die Kälte des feuchten Bettbezugs an meinem Gesicht.
»Papa?«
Er sitzt am Bettrand, die Hand in meinem Nacken. Die Deckenlampe ist zu hell. Ich drehe den Kopf zur Seite, sehe die Rillen der staubigen Cordhose.
»Wie geht’s dir? Du schläfst viel.« Seine Stimme klingt anders. Warm, wie die der alten Männer, die am Hafen Witze erzählen und Netze für ihre Söhne knüpfen.
»Kannst du …« Ich schließe die Augen. Papa weiß, was ich meine, steht auf und schaltet das Licht aus. Dann setzt er sich wieder.
»Wir haben nich viel geredet in letzter Zeit.«
»Hm.«
»Ist alles okay?«
Ich versuche mich an einem Lächeln, aber scheitere. Stattdessen nicke ich.
»War ein langer Tag.«
Papa streicht mir über den Kopf. Seine Haut riecht wie früher. Es gab keinen Tag, an dem er nicht voller Erde nach Hause kam und versuchte, Hände und Fingernägel mit Schafsmilchseife sauber zu kriegen. Dann rief er »Monstrinho!« und ich rannte los, raus aus meinem Zimmer, zwei Stufen auf einmal, um mich vom letzten Absatz aus in seine Arme fallen zu lassen. Erde und Schafsmilch. Dann wurde Ana geboren. Aus einem kleinen Monster wurden zwei. Monstrinhos.
»Es is erst morgen. Sieben gleich.«
Ich sehe ihn an, seine Silhouette zeichnet sich im fahlen Licht ab. »Ich hab gehört, wie du weinst. Vielleicht denkst du, es is mir egal, aber …« Ich kann sein Gesicht nicht sehen, aber ich höre, wie er atmet. Schwer und schnell, wie die Rinder, wenn Major ihnen aus Spaß auflauert, sie aufschreckt in ihrer gemäßigten Ruhe. »Is es nich.«
»Was?«
»Egal. Es is mir nich egal, was mit dir is.«
»Okay.«
Die Stille schafft Raum für die Geräusche der Insel. Das Meeresrauschen schwillt an, genau wie das Ticken des Weckers. Es sind Töne, an die man sich gewöhnt hat. Die in Vergessenheit geraten, bis man an sie erinnert wird.
»Du musst nich mit zu den Rindern. Is schweinekalt draußen.«
Ich nicke.
»Schlaf so viel du willst. Ich wart auf dich, bis du wieder Kraft hast.«
Er küsst mich auf die Stirn. Dann geht er, schließt lautlos die Tür. Ich ziehe die Decke bis zu den Schläfen. Draußen fällt Asche vom Himmel. Sie tanzt auf jeder Böe, so leicht ist sie. Ich schließe die Augen, damit ich die Flocken nicht sehen muss.
*​
Major kennt den Weg. Ich lasse mich ziehen, stolpere über Lehmbrocken, Wurzeln und Vogelkadaver. Mein Blick huscht über den Boden, über die Körper der Tiere. Zwischen all den braunen und beigefarbenen Federn leuchtet ein kleiner hellblauer Punkt auf. Mir wird schlecht.
»Major«, sage ich. Ein Flüstern, aber nicht für Hundeohren. Er winselt.
Zweimal falle ich hin, schlage mir die Knie auf. Ich schmecke Blut und spucke aus. Die Luft ist dünn, jeder Atemzug scheint die Muskeln zu lähmen. Weiter.
Der Caldeirão eröffnet sich vor uns. Die grüne Sonne steht tief. An den Flanken des Kraters gären die aufgeblähten Körper der Rinder. Hunderte liegen verstreut in den Hügeln des Inselgrases. Der Wind trägt die Süße der Verwesung mit sich. Ich spucke erneut aus.
»Weiter.« Major zieht.
Die letzten Schritte knirschen. Ich kann meine Spuren im weißen Salz sehen, dass sich am Seeufer gesammelt hat. Das Wasser schlägt Blasen und riecht säuerlich, wie schlechter Wein.
Ich brauche all meine Kraft, um die Steine aus dem Salz zu ziehen. Drei Stück passen jeweils in die Taschen des Parkas. Meine Hand blutet. Der Schmerz schüttelt mich wach.
Ich ziehe die Schlaufe von meiner Hand und lege die Leine auf den Boden. Major sieht mich an. Um seine dunklen Augen wachsen erste graue Haare. Es fällt mir erst jetzt auf. Er wartet auf Worte von mir, aber ich weiß nicht, was ich sagen soll, außer, dass es mir leidtut. Und wieder weine ich.
»Geh schon.«
Ja, ich hab es gesehen, Ana. Ich hab’s gesehen. Der Drache flog. War mir egal. Ich war zu müde für diesen Scheiß. Lass du ihn fliegen, hab ich gesagt, wir sehen’s von hier aus. Dann nahm ich noch nen Zug, weil ich glaubte, vor Langeweile einzugehen. Der Wind war stark, der Kratersee schlug kleine Wellen. Selbst die Fischer wollten nicht ausfahren. Zu gefährlich.
Die Steine sind schwerer als gedacht. Auf allen Vieren zum Ufer. Es ist kalt. Das Wasser kriecht die Jeans hoch, die Ärmel des Pullovers. Bráulio. Ich habe eine Scheißangst.
»Bráulio!«
Wenn alles schwer ist, wird es leichter, loszulassen. Ich atme Wasser ein, ziehe es in die Nase, in den Rachen. Es brennt wie der Wodka, den David mitbrachte. Brennt im Brustkorb wie der erste Zug auf Lunge, bitterer Harz und Tabak. Brennt wie die Augen nach dem Schlafen in der Nachmittagssonne, als wir wieder aufwachten, allein am Caldeirão.
»Bráulio!«
Papas Stimme. Ich will vergessen, wie sie klang, als David und ich daheim ankamen. Ohne Ana. Da war nur Angst. Nur Panik.
»Was tust du?«
Er packt mich an der Kapuze. Ich sehe Wasser, Papas Gesicht, Gras. Die Rillen seiner Cordhose. Dann nichts.
*​
Papa setzt sich neben mich. Die Plastiksitze knarzen unter seinem Gewicht. Er steckt die Hände in die Jackentaschen und zieht die Nase hoch.
»Kalt, wa? Wo is David?«
»Der ist drinnen und holt Tee.«
Ich meine, ein kleines Lächeln zu sehen. Dann fällt sein Blick auf das Heft, das auf meinem Schoß liegt. Meerestropfen sammeln sich auf dem Plastikumschlag. Matemática steht darauf. Und mein Name, in enger Kugelschreiberschrift.
»Wozu is das gut?«
»Dr. Correia sagt, ich soll alles aufschreiben und sehen, wie’s vorwärtsgeht.«
»Hm«, sagt er. »Wenn wir in Flores sind, kauf ich dir was Richtiges. Ein Tagebuch aus schönem Leder, was meinst?«
Ich nicke und betrachte ihn, seine rote Nase, die weichen Wangen, die Augen, die verfrühte Schatten werfen und denen man Anas Fehlen ansieht. Wann saßen wir das letzte Mal so beieinander? Ich rücke näher, lege meinen Kopf auf seine Schulter. Erde und Schafsmilch.
»Tut mir leid.«
Ich spüre, dass er nickt.
»Ich weiß.«
Er legt seine Hand auf meine. Corvo liegt hinter uns wie ein ins Meer gestürzter Fels. Die Sepiasturmtaucher fliegen wieder. Ich höre sie noch schreien, aber weit entfernt.

 

Hallöchen, liebe @Chutney

Vom Stil her spannst du da einen Bogen, so ein Satz könnte aus einer früheren Zeit stammen, das Abgebrochene, Verstümmelte in den Tagebucheinträgen später wirkt moderner, die Verwendung von medizinischen Ausdrücken verortet den Text, abgesehen von den Daten, in der heutigen Zeit.

Wie cool, dass du das anmerkst. :bounce: Ja, wollte da die Waage halten zwischen Poesie und moderner Sprache. Hoffe, das ist gelungen. Ich mag die medizinischen Ausdrücke eigentlich auch, den Kontrast, den sie bilden zum Rest.

Und hier dieser Moment der Linderung, sein Ringen, das immer vergeblicher wird, das ist schon echt berührend.

Danke, wollte die Kadaverszene auch wirklich einschneidend gestalten, damit man versteht, das es ihm nah geht. :)

Ich weiß nicht, ob du es so gemeint hast, aber ich verstehe das so, dass da auch etwas zwischen den Beiden kaputt gegangen ist, das sie sich eigentlich nicht mehr erreichen.

Interessanter Gedanke, stimmt, das könnte man so herauslesen. Für mich war es eher ein behilfsmäßiges Geschenk, etwas, das er in Lissabon am Hafen entdeckt und mitgenommen hat, ohne groß darüber nachzudenken. Er möchte Bráulio etwas schenken, das sie verbindet, und dieser Touristen-Souvenir-Leuchtturm war das Beste, was er finden konnte. Er ist ja auch Teenager, also nicht unbedingt super emotional bei sowas. ;)

Das verstehe ich nicht ganz. Geht es um seinen Entschluß, sich umzubringen? Warum spielt dann Geld keine Rolle mehr?

Wegen dem Ende der Welt, dem Ende der Insel, das er in seiner Depression herbeifantastiert. ;)

Möglicherweise wäre es besser, den zweiten Satz wegzulassen, gerade weil das so ein starkes Bild ist.

Ich finde, es braucht den Hinweis auf die Realität. Hab das ja öfter gemacht, als Hinweise für den Leser, das Bráulio sich diese schrecklichen Dinge nur einbildet. Es sind eben nur Hortensienblüten, Schneeflocken und normales Sonnenlicht, das er da sieht.

Nochmal verweste Rinder. Hm. Ich weiss nicht genau, warum die da alle liegen, das haut mich irgendwie raus. Und ich weiß nicht, ob es so gut ist, sowas nochmal zu benutzen.

Das ist die Steigerung des toten Rinds, das er zu Beginn der Geschichte findet. Sein Vater erzählte ihm ja bereits vom Sterben der Rinder. Dann findet er eines, das tatsächlich im Krater verwest. Sein fiebriger Verstand baut die Geschichte aus, verzerrt die Realität in einem solchen Maße, das er tatsächlich am Ende nur noch tote Rinder sieht, keine Lebenden mehr.

Mir ist das zu wenig subtil.

Interessant, ich empfand das als einigermaßen subtil. ;) So unterschiedlich kann man das warnehmen. Aber ohne die inhaltliche Klammer der Sepiasturmtaucher wäre es mir etwas zu offen vielleicht. Ich überlege mal :)

Ich habe das sehr gerne gelesen, deine Sprache ist wunderbar und diese Geschichte entfaltet eine große Wucht.

Tausend Dank!!!! Danke für den tollen Kommentar, Chudney! :herz:

Viele liebe Grüße, PP

 

Hi @PlaceboParadise

Viel kann ich gar nicht sagen, obwohl ich (wie wohl einige andere auch) eine lange Reihe Lieblingsstellen zitieren könnte - wenn ich die Zeit hätte. Habe ich aber nicht, und bevor ich deshalb nie auch nur eine einzige Lieblingsstelle zeige, hier einfach mal zwei davon:

Aua. Aua.
»Allein schafft er’s nicht«, schreie ich Major entgegen und werfe den Vogel in die Luft. Es dauert keine Sekunde, bis sich sein Körper entfaltet.

Wow! In Deiner Geschichte wimmelt es von Details, sie ist so persönlich, so authentisch, oder, einfach gesagt: so echt. Das ist nicht nur wunderbar zu lesen, ich finde es auch wunderbar inspirierend. Jetzt will ich selbst schreiben, will tiefer eintauchen.

Danke!

Aber das hier wäre wohl kein Maria-Kommentar, wenn ich nicht noch ein paar Kleinigkeiten mitgebracht hätte. Ich darf doch? (Habe die anderen Kommentare nicht gelesen, also bitte entschuldige, wenn sich da was doppelt.)

Ich rufe ein letztes Mal, obwohl ich weiß, das er jetzt Wolf ist und keinen Befehlen gehorcht.

"dass" statt "das"

Er wirkt wie früher, als wir Dinosaurier spielten und uns brüllend über die Wiesen jagten oder abends mit Mikrowellen-Popcorn die Mumie ansahen.

"Die Mumie" ist ja quasi ein Eigenname, den Du ja deshalb schon kursiv gesetzt hast. Wenn Du konsequent wärest, würdest Du außerdem das "Die" groß schreiben.

Das Geld bald keine Rolle mehr spielen wird.

"Dass" statt "das"

Ich würd Papa gern alles sagen, was ich gefunden hab und das es nicht mehr lang dauert, bis alles zu Ende geht, aber er ist nich da.

Na, hoppla, da ist aber jemand auf dem Kriegsfuß mit dem "dass", kann das sein? ;) "dass" statt "das"

Tut mr leid.

Hier bin ich unschlüssig. Die zerfahrene Sprache entwickelt sich ja über die Tagebucheinträge hinweg, und eigentlich ist das ja hier ein Eintrag, in dem vor allem die Wörter durcheinander gehen, nicht aber (wenn ich das richtig sehe) die Rechtschreibung. Und vor allem im ersten Satz dieses Eintrags ... Ich bin mir unsicher, ob das ein Tippfehler oder beabsichtigt ist, aber in beiden Fällen würde ich "mir" schreiben.

Das danach und auch die folgenden Einträge gefallen mir gut. Entgegen aller Strenge möchte ich mich ja nicht als RGZ-Diktatorin verstanden wissen. Die Regeln sind da, um sie zu brechen, und gerade um die gedankliche Zerfahrenheit zu zeigen, finde ich das ein hervorragendes Mittel.

Ich fand es auch richtig unheimlich, die Stelle, an der Dein Prot zu dem Schluss kommt, dass jetzt alles zu Ende ginge. Da hatte ich ja wirklich schlimme Befürchtungen. Und am Ende dieses vorsichtige (sehr vorsichtige) Happyend. Ich möchte eigentlich nicht von einem "Happy"end sprechen ... Puh. Können wir es ein Hopefullyend nennen? Das ist so zerbrechlich wie das echte Leben, denn das bedeutet ja, dass es weitergeht. Immer weitergeht. Wie das echte Leben eben. Eben echt.

Gefällt mir sehr gut, und ich hüpfe jetzt zurück an die Arbeit (wenn auch schweren Herzens). Der Abstecher hat sich gelohnt. Vielen Dank!

Cheers,
Maria

 

Hi @TeddyMaria

wie schön, dass du es auch noch unter die Geschichte geschafft hast!! :herz:

und bevor ich deshalb nie auch nur eine einzige Lieblingsstelle zeige, hier einfach mal zwei davon:

Ich find's immer super, wenn Leser einem sagen, welche Stelle sie am schönsten finden. :shy: Das freut mich sehr!

Das ist nicht nur wunderbar zu lesen, ich finde es auch wunderbar inspirierend.

Dankeschön! :herz:

Aber das hier wäre wohl kein Maria-Kommentar, wenn ich nicht noch ein paar Kleinigkeiten mitgebracht hätte. Ich darf doch?

Hahaha, natürlich, Feuer frei! :baddevil:

Wenn Du konsequent wärest, würdest Du außerdem das "Die" groß schreiben.

Stimmt!

Na, hoppla, da ist aber jemand auf dem Kriegsfuß mit dem "dass", kann das sein? ;) "dass" statt "das"

Jaaah, du erwischt meine Schwachstellen. :D Stimmt, ich nehm die teilweise garnicht richtig wahr, ich muss einen Extra-Korrekturdurchlauf planen, nur für das/dass. :read:

... Ich bin mir unsicher, ob das ein Tippfehler oder beabsichtigt ist, aber in beiden Fällen würde ich "mir" schreiben.

Der ist schon beachsichtigt. Seine Depression soll sich ja in den immer schlechter geschriebenen Tagebucheinträgen äußern. Daher zunächst kleine Fehler, damit man stutzt – und dann immer mehr. Aber es wäre warscheinlich richtiger, das etwas zu trennen, erst ein wenig merkwürdige Grammatik und dann im nächsten finalen Eintrag das volle Chaos.

Ich fand es auch richtig unheimlich, die Stelle, an der Dein Prot zu dem Schluss kommt, dass jetzt alles zu Ende ginge.

Freut mich, das die Stelle so gut ankommt! :) Ich hatte erst noch mehr inneren Monolog dabeistehen, aber ich fand es dann in seiner Schlichtheit doch am besten. Dann entfaltet es die größte Wirkung.

Können wir es ein Hopefullyend nennen?

Durchaus! Er ist erschöpft nach der Krankheit – und auf dem langen Weg der Besserung. Die Beziehung zu seinem Vater wurde eben erst neu geknüpft, aber er glaubt Bráulio das erste Mal. Und er verzeiht ihm ... vielleicht noch nicht vollständig, aber er beginnt den Prozess des Vergebens. Beide gemeinsam, aber auch jeder für sich. :schiel:

Wie das echte Leben eben. Eben echt.

Das dachte ich mir auch. Manchmal reicht es, wenn es nicht gut ist, sondern einfach nur besser, als am Tag davor. Und am Tag davor. Und ...

Der Abstecher hat sich gelohnt. Vielen Dank!

Vielen lieben Dank, Teddy! Freut mich sehr, dass du dich, trotz Zeitdruck und Co. durchgerungen hast, meine Geschichte zu lesen. :)

Viele liebe Grüße, PP :herz:

 

Hallo Mostrinho,

der text ist gut geschrieben, und ich versuche grad rauszufinden, was mich daran iwie stört. Ich mag das Azoren-Feeling, aber ich bin beim Lesen doch überwiegend verwirrt.

»Allein schafft er’s nicht«, schreie ich Major entgegen und werfe den Vogel in die Luft. Es dauert keine Sekunde, bis sich sein Körper entfaltet.

Da fliegt ein Vogel gegen die Scheibe und liegt da, dann sagt der Erzähler zum Hund: "alleine schaffts er nicht" -- und dann wirft man den halb-bewusstlosen Vogel einfach nach oben in die Luft? Das macht man so?

Das ist ja auch ne schöne Szene, aber du hast so viele Auslassungen in dem Text, was den Plot angeht, und viele solche Stellen, wo ich dann erstmal denke: hä?

Was ist ein Caldeirão? Okay, vermutlich ein Tal oder so was -- dann liegen da Rinderkadaver, dann ist es das Ende der Welt. Okay.


Dann red du mit mir.« Er holt einen gehäkelten Beutel aus seiner Manteltasche. Der Geruch von Gras. Hustensaft und Honig. Er sieht mich an.
»Fuck, sorry. Ich hab nicht dran gedacht.«
»Schon okay.«
»Sorry echt.« David steckt den Beutel wieder ein und fixiert einen Punkt in der Ferne.

Wie, er hat nicht dran gedacht? Ist da Gras drin in dem Beutel oder nicht? Da denkt man doch im ersten Moment: er holt das Gras raus.

Aber gut, egal. Dann ist das auch iwie egal und die reden über nichts.

Das ist für dich.« Ein Leuchtturm aus Holz, beklebt mit Muschelsplittern und Glitzer.
»Die hab ich im Souvenirshop am Doca de Alcântara gefunden. Ich hab auch einen, im Inneren ist Technik, die ein Signal bis zu fünzig Kilometer weit senden kann.«
»Fünzig«, sage ich.
»Ja, bis nach Lissabon reicht’s nicht, klar. Aber sobald ich in der Nähe von Flores bin, leuchtet das Licht bei mir auf.«

Das klingt spannend -- was soll das sein? Ein Licht? Kommt das nochmal? Oder ist das einfach so da?


Ich würd Papa gern alles sagen, was ich gefunden hab und das es nicht mehr lang dauert, bis alles zu Ende geht, aber er ist nich da.
Ich weiß nich, wie er reagieren würde.
Vielleicht wäre er froh, dass es vorbei ist.
Vielleicht bin ich es auch?

Ich würde auch gerne wissen, was er gefunden hat, und warum die Welt endet.


*​
Die Weinernte glüht in der späten Sonne. Corvos Bauern haben die Körbe an der Vulkansteinmauer aufgereiht. Kiloweise Trauben drängen sich aneinander, dunkel und satt wie die Farbe des Gesteins. Ich trete näher, tauche die Hände in die Früchte. Sie sind verfault. Das Summen der Fliegen dröhnt mir in den Ohren. Es ist bereits Mittag. Ein Schlag auf der Schulter. Was?
»Steh endlich auf!«
Das Licht schmerzt in den Augen. Ich drücke das Gesicht ins Kissen.
»Ist dir alles egal?«
»Nein.« Meine Zunge fühlt sich an wie die eines Fremden.
»Liegst bloß rum, bemitleidest dich selbst. Zum Reden ist Zeit.«
»Zu hell?«
»Was?«
»Die Sonne.«
Durch meine Finger hindurch sehe ich, wie Papa in der Bewegung verharrt und aus dem Fenster sieht.
»Was redest du? Es ist grau, seit Wochen.« Er wirft die Decke über das Bettende. Ich krümme mich in der Kälte zusammen, wickle die Arme um die Beine.
»Steh auf, Kaffee ist in der Kanne. Du kannst nachkommen, wenn du fertig bist.« Ich nicke gegen die Schwere meines Kopfes an.

Major springt auf, als ich die Küche betrete. Seine feuchte Nase hinterlässt Tupfen auf meinem Bein.
»Bist du auch so müde, hm?« Ich schließe den Rollladen und hole die Wolldecke aus dem Wohnzimmer. Major schiebt seinen Kopf auf meinen Schoß. Er weiß, wann ich ihn brauche.
»Du spürst es auch.« Er schnaubt als Antwort, sieht mich mit warmen Augen an.
Papa hat mir Kaffee eingeschenkt, bevor er los ist. Der erste Ring hat sich bereits gebildet. Ich öffne die Milchflasche und gieße aus, doch es kommen nur gelbliche Flocken zum Vorschein. Ich lasse die Flasche fallen. Scherben und schale Milch auf dem Tisch, auf den Fliesen, auf Major. Er leckt sich die Schnauze.
Die Tränen überraschen mich. Sie sind einfach da, wie das Meerwasser auf den Fenstern.

*​

Und so geht das weiter - was passiert da? Er liegt im Bett, soll Kaffee trinken, trinkt kein Kaffee, weint, kuschelt mit dem Hund - was ist passiert? Überlese ich was? Was ist los mit dem?


02. Nov 17, uhr
Tut mr leid.
ich habs oft gesagt, es hat kein Bedeutung mehr. Tut mir leid. Tut mir leid.
Tut leid.
Auch geschrieben hilft es nich. Atmen geht schwerer. ich werd wach, um schlafen zu gehn.
Warte auf Abends.
Ich werd dir zeigen, wie man den Drachen. Wie er steigen kann?
Sie hats falsch gemacht.
Zu wenig Schnur. Ich seh hin, wie du läufst.
Ana. Immer entlang am See. Ich seh nicht weg. Ich bin nur müde gewesen. Ich habs schon so oft gesagt.
Ich kan nicht aufhörn.
Tut mir leid.

Okay, hier die Antwort. Die Ana ist wohl gestorben.


Und dann in der nächsten Szene mit dem Vater, da redet man die ganze Zeit über nichts, da passiert auch nichts. Da lebt alles in den Beschreibungen. Die Beschreibungen sind schön, die Dialoge langweligen mich. Und das Grundthema, die Schuld .. ich weiß auch nicht, warum, packt mich irgendwie nicht. Was hat der Erzähler denn gefunden? Sagt er dazu noch was? Hat er wirklich was gefunden oder ist das ein Bild? Er hat tote Rinder gefunden, oder? Ich hab das Gefühl, mit vielen Details hingehalten zu werden, während ein Mädchen stirbt. Und dann weiß ich aber gar nicht, ob das Mädchen wirklich das Hauptthema ist -- geht's hier wirklich um eine tote Schwester oder doch um was anderes? Die eigentliche Sehnsucht geht doch eher Richtung Festland, oder? Richtung Lissabon. Er will David sehen, David wird immerhin beschrieben. Wobei der Dialog mit David auch ein Anti-Diaiog ist. "Mein Vater redet nicht mir -- rede du mit mir --sorry kein Gras " Ana wirkt fast vorgeschoben, ich weiß fast gar nichts über dieses Mädchen, hab da kein Bild.
Hm ja --- ich kann's auch nicht ganz festmachen. Es ist halt ein überwiegend depressiver Text mit vielen Beschreibungen, die subtil um was kreisen - bin vielleicht grad auch nicht in der Stimmung für. Ist dennoch so, dass man sieht, dass du Schreiben kannst, keine Frage!

MfG

JuJu

 

Hallo Mostrinho,

Hello! Haha, ich wollte mich grad um deinen Text kümmern, da kamst du mir bei meinem zuvor :D Na dann widme ich eben erst deiner Verwirrung und steig dann danach in deine Kurzgeschichte ein. :)

aber ich bin beim Lesen doch überwiegend verwirrt.

Oh no! Mal sehen, ob man das ändern kann. ;)

Da fliegt ein Vogel gegen die Scheibe und liegt da, dann sagt der Erzähler zum Hund: "alleine schaffts er nicht" -- und dann wirft man den halb-bewusstlosen Vogel einfach nach oben in die Luft? Das macht man so?

Tatsächlich macht man das so, ja. :) Die Sepiasturmtaucher fliegen meist in der Nacht, bis zur Dämmerung. Sie werden vom Licht der Häuser angelockt und knallen gegen die Scheiben. Meist sind sie danach nicht tot, aber quasi bewusstlos und geschockt. Sie fliegen nicht weiter, sondern bleiben sitzen und verenden. Daher gibt es in den Azoren sogar ganze Sepiasturmtaucher.Rettungaktionen und Videos, in denen gezeigt wird, wie man den armen Tieren wieder Starthilfe gibt. ;)

Das ist ja auch ne schöne Szene, aber du hast so viele Auslassungen in dem Text, was den Plot angeht, und viele solche Stellen, wo ich dann erstmal denke: hä?

Hmmh, das ist gewollt, zumindest zum Teil. Natürlich nicht in dem Ausmaß, wie du es jetzt empfindest. In Kurzgeschichten wird ja oft mit Auslassungen gearbeitet, mehr noch sogar, als in Büchern. Macht ja auch Sinn. Der Text ist kurz und je nach Plot muss man Dinge implizieren, damit die Geschichte nicht ausufert. Für meinen Geschmack habe ich eigentlich genügend Hinweise gegeben, um die Geschichte in Gänze zu verstehen.

Der Caldeirão ist mit Nebel gefüllt wie eine übergroße Milchschüssel und selbst der Wind schafft es nicht, sie zu leeren.
»Scheiße.«
Wo sind die Rinder? Vereinzelte Rufe dringen aus dem Krater.

dann liegen da Rinderkadaver, dann ist es das Ende der Welt. Okay.

Ich hoffe dir ist klar, dass das nicht wörtlich gemeint ist, oder? ;)

Da denkt man doch im ersten Moment: er holt das Gras raus.

»Ich hab nicht drangedacht.« bezieht sich auf die Vorgeschichte der Beiden. Aus mehreren anderen Stellen im Text wird eigentlich klar, das die beiden gekifft haben, als Ana ums Leben gekommen ist. Demnach reagiert der Protagonist natürlich nicht besonders gut auf Gras.

Das klingt spannend -- was soll das sein? Ein Licht? Kommt das nochmal? Oder ist das einfach so da?

Ich weiß ehrlich gesagt nicht so ganz, was ich darauf antworten soll. :D

Ich würde auch gerne wissen, was er gefunden hat, und warum die Welt endet.

Das tote Rind.

Ich hab das Gefühl, mit vielen Details hingehalten zu werden, während ein Mädchen stirbt.

Das Mädchen ist schon lange tot. Deswegen die Beerdigung, von der gesprochen wird.

Hm ja --- ich kann's auch nicht ganz festmachen.

Ist nicht böse gemeint, aber das Gefühl habe ich leider auch. ;) Ich danke dir sehr für deinen kritischen Kommentar, auch wenn er streckenweise etwas ... sagen wir mal uninspiriert wirkt. Ich glaube, du wolltest dich nicht wirklich damit auseinandersetzen und es wirkt auf mich so, als hättest du die Story eher überflogen. Was echt okay ist, kein Ding! :D Und wenn dein Kommentar als Erstes gekommen wäre, hätte ich ernsthaft an meiner Geschichte gezweifelt. Aber da ich aus den anderen Kommentaren herauslesen kann, das die meisten bisher gut mit dem Inhalt klargekommen sind, wage ich jetzt einfach mal zu behaupten, das die Geschichte vielleicht einfach nicht deinen Geschmack getroffen hat. :lol:

Aber ich gebe zu, dass ich versuche, sehr viel zu implizieren und zwischen den Zeilen zu schreiben und das ich da immer noch üben muss, was die Balance angeht! Meine letzte Story hatte auch teilweise Probleme damit, von dem her. :lol: Ich persönlich mag einfach, wenn man als Leser ein wenig rätseln darf und selbst Dinge kombinieren und entdecken kann. Aber das ist logischerweise nicht jedermanns Sache.

Dann vielleicht beim nächsten Mal, wer weiß? :anstoss:

Ist dennoch so, dass man sieht, dass du Schreiben kannst, keine Frage!

Vielen Dank! Das freut mich! Jetzt les ich mir deine Story durch, da hat mir der Anfang bereits gut gefallen! :thumbsup:

Viele liebe Grüße, PP

 

„Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
Vieler Menschen Städte gesehn, und Sitte gelernt hat,
Und auf dem Meere so viel' unnennbare Leiden erduldet,
Seine Seele zu retten, und seiner Freunde Zurückkunft.
Aber die Freunde rettet' er nicht, wie eifrig er strebte,
Denn sie bereiteten selbst durch Missetat ihr Verderben:
Toren! welche die Rinder des hohen Sonnenbeherrschers
Schlachteten; siehe, der Gott nahm ihnen den Tag der Zurückkunft,
Sage hievon auch uns ein weniges, Tochter Kronions“, lässt Voß
den ersten Gesanges der „Odyssee“ beginnen.​

„Eines der ersten Zeichen, dass der Haschisch zu wirken beginnt, »ist ein dumpfes Ahnungs- und Beklommenheitsgefühl; etwas Fremdes, Unentrinnbares naht ... Bilder und Bilderreihen, längst versunkene Erinnerungen treten auf, ganze Szenen und Situationen werden gegenwärtig, sie erregen zuerst Interesse, zuweilen Genuss, schließlich, wenn es kein Abwenden von ihnen gibt, Ermüdung und Pein. Von allem, was geschieht, auch von dem, was er sagt und tut, wird der Mensch überrascht und überwältigt“, beginnt Walter Benjamins „Haschisch in Marseille“ (im Netz unter „Walter Benjamin: Haschisch in Marseille“) um später fortzufahren: „Man müsste, um den Rätseln des Rauschglücks näher zu kommen, über den Ariadne-Faden nachdenken. Welche Lust in dem bloßen Akt, einen Knäuel abzurollen. Und diese Lust ganz tief verwandt mit der Rauschlust wie mit der Schaffenslust. Wir gehen vorwärts; wir entdecken dabei aber nicht nur die Windungen der Höhle, in die wir uns vorwagen, sondern genießen dieses Entdeckerglück nur auf dem Grunde jener anderen rhythmischen Seligkeit, die da im Abspulen eines Knäuels besteht. Eine solche Gewissheit vom kunstreich gewundenen Knäuel, das wir abspulen — ist das nicht das Glück jeder, zumindest prosaförmigen, Produktivität? Und im Haschisch sind wir genießende Prosawesen höchster Potenz“, eine viel schönere Einleitung zu Deinem Text, als es der alte Homer sein kann.

Und wie angekündigt, betret ich nochmals Deine „Gute Stube“ fern von hier auf den Azoren mit dem etwas anderen Blick, wenn es um Medikamente – selbst für Rinder - und „Gras“, aber auch einem „Drachen“ geht, der fern aller modernistischen Fantasialändereien sehr real wirkt und schon dem Ikaros den Tod brachte.

Hätte Ikaros‘ Vater den Tod des Sohnes verhindern können?
Wird der Vater später einmal bedauert haben, Kreta zu verlassen?
Zu flieg-/-hen?
Die einfachste Technik birgt schon ihre Risiken.

Aber das Glück der Droge/n (wozu auch legale wie jedes Medikament zu rechnen sind) lässt eine unerträgliche (natürliche oder vor allem Gesellschafts-)Ordnung erträglich/er erscheinen, was ein vernunftbegabter, nüchterner Mensch selbstverständlich leugnen wird (spätestens nach erstem Schmerz/Kater), der Mythos und das kollektive Unbewusste (m. E. der verborgene Wortschatz wie die gesammelten Erzählungen, die in einem jeden – und sei er noch so schlicht gebaut – ruhen und sich bereithalten, als Alp oder Inspiration „auszubrechen“) aber ungebrochen darlegt (siehe die Lotosfresser in der Odyssee, wie sie Adorno/Horkheimer in der „Dialektik der Aufklärung“ deuten, worinnen die Odyssee auf die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft bis hin zum Faschismus als seiner extremsten Form umgeschrieben wird).

Die alte Odyssee aber berichtet – wie schon wesentlich ältere Sagen, am deutlichsten im Zug der Argonauten zu erkennen – von den Entdeckungsfahrten nebst dem Kennenlernen fremder und befremdlicher Sitten und Gebräuche durch die antiken Griechen und Corvo bildet mit der benachbarten Insel Flores – auf den Namen komm ich gleich noch mal in diesem ersten Bericht drauf zurück - den Westen der Azoren.

Den Griechen lag der Antipode zur Welt der Schatten (Tartaros, Herrschaftsgebiet des Hades, die germanistische Zunge ist da deutlicher und sagt „Hel“, Hölle, und das Märchen der Frau Holle lässt die Zweiteilung des Reiches der Toten – Schatten = Pechmarie, Elysium = Goldmarie aufleben), die Insel der Glückseligen (Elysion) jenseits und folglich westlich der Säulen des Herakles und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie eine/ oder auch alle Insel/n der Azoren meinten (andere vermuten die Kanaren als geografisch gedachte Stätte Elysions – wogegen die abweichenden Breitengrade an sich sprechen. Umgekehrt wurden die Kanaren wesentlich früher „ständig“ besiedelt als die Azoren). Der Fund phönizischer Münzen auf den Azoren beweist bisher freilich gar nix, wenn er sich insgesamt als Schwindel herausstellen sollte. Da bleib ich eher beim Mythos und Mutmaßungen über … tote Rinder (des Helios, s. o. Und dem 5. Gesang) denn in der Odyssee werden die Rinder des Helios – trotz ausdrücklicher Anweisung – getötet, gefressen. Aber Hunger – körperlich wie geistig - ist stärker als jeder Befehl oder auch jenseits aller guten Erziehung. Und das göttliche Urteil lässt vor allem Odysseus allein zurück und der kann nun aller Welt von sich erzählen, was er will ...

Ich werde volljährig und
ein Sturm naht. Ist das ein Zeichen? Die Warnung für Corvo kam heut morgen rein, aber bis jetzt sieht’s noch ganz gut aus. Die Sonne scheint und die Wolken ziehen schnell, würde sagen, der Wind hat so 30 Knoten.
Die beste Nachricht: David kommt! Er nimmt Papas Rinder mit nach Flores. Und bringt Gras für mich mit. Hoffentlich vergisst er’s nicht.
Wenn der Wind nicht stärker wird, nehm ich Ana [= hebr. Channah, „Gnade – wem Gott gnädig ist, bekanntlich holen die Götter ...] mit zum Kratersee. Sie liegt mir seit Wochen mit dem Drachen in den Ohren.

Bliebe der Name „Flores“, der westlichste Ort Europas, wegen seiner blumigen Landschaft von einem Flamen benannt, mit einem wesentlich größeren, gleichnamigen Antipoden in den ehem. Niederländischen Kolonien, auf dem eine ausgestorbene Menschenart (Homo floresiensis, von Fantasten „Hobbit“ genannt) gefunden wurde wie auch gerade eben auf einer Insel der Philippinen, die aber nun die Frage aufwerfen, ob nicht die Isolation auf der Insel die Kleinwüchsigkeit begünstigte.

So viel oder doch wenig für jetzt. Essen kitzelt in der Nase. Aber wenn ich mich nun umwende mit dem mythischen Blick in die nahe Zukunft, ahne ich einen Konflikt aufkommen jenseits dem Wirtschaftsfaktor Gesundheitsindustrie in der Lithiumtherapie, wenn Lithium für Akkus gebraucht wird …

Genug für heute geplaudert, bis bald und

frohe Ostern vom

Friedel!

 

Hej @PlaceboParadise,

und ich kann dir gar nicht deutlich machen, wie sehr ich mich freue, endlich einmal Zeit mit dir zu verbringen. ;)
Es geht doch kaum was drüber über eine nahe Tagebucherzählform. Vom ersten Satz an klebe ich am 18jährigen Kifferbruder und warte mit ihm auf den Sturm.

Ich werde volljährig und ein Sturm naht. Ist das ein Zeichen?

Nicht dass ich gleich nörgeln wollte, aber ich traue der Kraft der Worte und misstraue ihnen, wenn sie sich mir aufdrängen. So könnte ich auf den Fragesatz gern verzichten.

Hier ist alles eng, viel Wind und keine Luft.

Oh ja! Ein herrlicher Satz!

Ich decke mich auf, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Statt einer Sonne scheint Grau aus dem Meer aufzusteigen.

Genaugenommen scheint er aufzustehen, um aus dem Fenster zu sehen und es wird wohl nicht genügen, sich aufzudecken. Ich mag es nicht, wenn ich über Kleinigkeiten nachdenken muss. :D So irritiert mich auch der unbestimmte Artikel für die Sonne. Er wird sich nicht in einem Land mit vielen Sonnen befinden, oder etwa doch?:hmm:

Kaffeeränder in der Tasse, für jede Stunde ein weiterer, wie die Ringe eines Baums.
Schön. Ein alternder beständiger Papa.

Die Zugluft bewegt die Tassen an ihren Haken. Wenn sie aneinandertreffen, klingt es wie das Ticken einer Uhr.

As time goes by. Ich mag diese kleinen einprägsamen Bilder ungemein.

Er hält ruhig, als ich ihn aufhebe

Er hält ruhig? Verhält er sich ruhig? Hält er still?

Der Caldeirão ist mit Nebel gefüllt wie eine übergroße Milchschüssel und selbst der Wind schafft es nicht, sie zu leeren.

Es ist eine schöne Vorstellung, einen Krater wie eine gefüllte Schüssel zu betrachten.
Hundefell riecht nach Vanille und Fett und manchmal nach Trost.

Wie hübsch: eine nach Vanille und Trost duftender Hund. Nicht, was ich denken würde und deswegen doppelt schön für mich.

Die Verabschiedung ist einseitig, ich schaffe es nicht, die Arme zu heben und versinke stattdessen in seinen. Er legt seine Stirn auf meine.

Und obwohl ich immer noch nicht weiß, was sie sich sind, ist das ein feines Bild der beiden für einen Abschied.

Und so lese und lese und im Grunde ist mir währenddessen völlig schnuppe, wer mit wem an wem und warum ... nicht scheitert. Deine beiden Protagonisten sind eindeutig und ich kämpfe mit ihnen in dieser Landschaft gemeinsam gegen den Sturm ... des Lebens. Sorry für den Pathos.

Und vielen Dank für die Geschichte und das Ende, dafür dass du mich nicht wirr erklärst und ich das Gefühl habe, dennoch alles zu verstehen und sehen.

Lieber Gruß, Kanji

 

Hallo liebste @Kanji

und ich kann dir gar nicht deutlich machen, wie sehr ich mich freue, endlich einmal Zeit mit dir zu verbringen. ;)

Ja, gleichfalls! :bounce:

Es geht doch kaum was drüber über eine nahe Tagebucherzählform.

Haha, ist das so halb-ironisch vielleicht auch? :D Ich habe da lange hin- und herüberlegt, ob ich wirklich die Tagebucheinträge integriere. Tagebuchstil ist ja nicht unbedingt die feine englische Art und bereits ziemlich verpönt, oder? Weil man so wenig zeigen, und soviel erzählen muss? Fand aber auch, dass es in diesem Fall gut funktioniert, weil ich ja daran gut seinen mentalen Zustand abbilden konnte. ;)

So könnte ich auf den Fragesatz gern verzichten.

Stimmt! :Pfeif:

Genaugenommen scheint er aufzustehen, um aus dem Fenster zu sehen und es wird wohl nicht genügen, sich aufzudecken.

Haha, ein Klassiker! :D Da sah das Ganze in meinem Kopf wohl anders aus, als ich es aufs Papier bringen konnte. In meiner Vorstellung steht das Bett am Fenster, das heißt, er setzt sich auf und kann dann eben aus dem Fenster sehen. Das muss ich noch spezifizieren.

Er hält ruhig? Verhält er sich ruhig? Hält er still?

Er hält still. :) Richtig erkannt und gut entdeckt, danke!

Und obwohl ich immer noch nicht weiß, was sie sich sind, ist das ein feines Bild der beiden für einen Abschied.

Sie sind Freunde aus Kindheitstagen. Ich dachte, es wird eventuell klar, auch wenn ich nicht irgendwo das Wort "Freunde" einbaue. Vielleicht sollte ich da an der Stelle auch nochmal die Schraube nachziehen.

Und vielen Dank für die Geschichte und das Ende, dafür dass du mich nicht wirr erklärst und ich das Gefühl habe, dennoch alles zu verstehen und sehen.

Haha, also ich interpretiere deinen Kommentar jetzt einfach mal als positiv und freue mich über deine Worte. :thumbsup: Danke, dass du dir die Zeit für meine Geschichte genommen hast! :herz:

Viele liebe Grüße und bis bald, PP

 

Lieber @PlaceboParadise ,

danke für diese Story. Schön, dass du sie geschrieben hast und mit uns teilst. Ein edles Kleinod :wein: Nur Kleinigkeiten:

Aua. Aua.

gefällt mir. Du hättest das auch einfach verbal ausdrücken können, aber du hast dir die Mühe gemacht, das Geräusch wirklich nachzuvollziehen. Die Belohnung: Nicht nur du, auch ich und die übrigen Leser können es hören. Die Kraft der Onomato[tomato]poesie :gelb:

Sie klingen wie die Kinder auf dem Rollfeld, wenn sie in der Abendsonne Fahrradfahren üben und sich die Knie aufschlagen.

Ein stimmungsvolles Bild, dass ganz vom Licht dieser Abendsonne lasiert wird.

Abends versuche ich, ihn zu hören

Das Komma kannst du hier weglassen. (ziemlich ziemlich sicher; wo ist @Friedrichard ?)

»Du bist ja noch da?«
Papa nickt

mir gefällt sehr, wie sparsam dein Dialog in Szene gesetzt ist. Kein », sagte er« zu viel – keins zu wenig.

»Wegen dem Sturm. Ihr Fell is dauernd nass. Die Hälfte hat ne Lungenentzündung.«

Hier dachte ich mir beim Lesen: Beeindruckende Details. Ich habe es nicht nachrecherchiert, weil ich dem Autor bereits hier vertraue, dass er weiß, wovon er schreibt (Dass so eine Lungenentzündung bei Rindern epidemisch auftreten kann).

Ich bleibe sitzen, lasse den Wind mitnehmen, was er möchte.

eine schöne Verlebendigung des Windes

Major bellt und läuft los.
»Was?« Die Überraschung lähmt mich. »Warte!« Dann laufe ich

Hier steht zweimal »laufe«. Ist eigentlich nicht das Problem. Allerdings finde ich »laufen« als Verb für die vierbeinige Fortbewegung von Hunden unpassend. Das geht sicher lebendiger.

Der Brustkorb wächst aus dem Boden,

krasses Bild. Weiß nicht, ob es ganz korrekt ist, aber es brennt sich ein.

wie die eines Puddings, als könne man sie mit dem Finger durchstoßen.

genau wie das hier. Habe ich sofort vor Augen.

Hundefell riecht nach Vanille und Fett

Auch das ist toll. Ich stimme da inhaltlich nicht mal zu, finde ein nasser Hund riecht tautologisch wie nasser Hund. Gerade deshalb mag ich diese euphemistische Zuschreibung: Vanille und Fett. Ich erfahre wie Bráulio den Hundegeruch wahrnimmt. Außerdem habe ich durch das Detail so eine Vanille-Fett-Creme vor Augen (die man essen kann oder mit der man sich wahlweise einreibt :lol:)

mit Mikrowellen-Popcorn die Mumie ansahen

ein hübsches, kleines Detail

Heute nach Motoröl und Marlboro.

genau wie das hier. Der Übergang von Geruch zu Geruch hat mir gefallen.

Er holt einen gehäkelten Beutel aus seiner Manteltasche. Der Geruch von Gras. Hustensaft und Honig. Er sieht mich an.
»Fuck, sorry. Ich hab nicht dran gedacht.«

Dieser Moment indem er das rafft, geht mir zu schnell. Das habe ich beim ersten Lesen nicht mitgeschnitten. Vielleicht:
Er befühlt den Beutel, sieht mich an.
»Fuck, sorry. Ich hab nicht ...«

Auf dem Kieselweg vor unserem Haus liegen tausende tote Bienen. Für den Wind ist es ein Leichtes, die Chitinpanzer über den Boden zu wehen. Fast sehen sie aus wie die Blüten vertrockneter Hortensien.

Klasse! Der Vergleich mit den Blüten vertrockneter Hortensien. Umwerfend!

»Liegst bloß rum, bemitleidest dich selbst. Zum Reden ist Zeit.«
»Zu hell?«
»Was?«

Ist das Fragezeichen bei »Zu hell« gewollt?

Tut mr leid.
ich habs oft gesagt, es hat kein Bedeutung mehr. Tut mir leid. Tut mir leid.
Tut leid.
Auch geschrieben hilft es nich

der verschluckte Vokal ist Absicht, oder? Wirkt aufgrund seiner Alleinstellung aber wie ein Tippfehler. Überlege gerade noch, ob ich das jetzt schlimm finde.

»Wie geht’s dir? Du schläfst viel.« Seine Stimme klingt anders. Warm, wie die der alten Männer, die am Hafen Witze erzählen und Netze für ihre Söhne knüpfen.

Das fand ich rührend, wie jede Darstellung von schroffen Brummbären, die auch nett sein können.

Dann setzt sich wieder.

Setzt er sich wieder. Verbesser das mal, haben ja schon zwei andere draufhingewiesen.

Ich versuche mich an einem Lächeln, aber es scheitert.

wenn man jetzt ganz genau sein wollte, könnte man sagen, dass nicht das Lächeln scheitert sondern Bráulio beim Versuch zu lächeln:

Ich versuche mich an einem Lächeln, aber scheitere.

2 ? Tag
Ur unc ih. Ana Id jau monsheo Müde müde, wir kiffen um zu flien
Weg von hir nur weh Wir sin eingeschlaf eingschlafn
Du auch.
Ich au. Ich auch Ana.

Mochte, wie experimentell du das gelöst hast. Solche stellen konstrastieren einen exakt geschriebenen Text wunderbar.

War mir ein richtiges Vergnügen. Bis zum nächsten Text!
Carlo

 

Hi @Carlo Zwei

cool, dass du auch noch vorbeischaust! :)

Ein edles Kleinod :wein:

Das klingt fein. :thumbsup: Da freu ich mich.

Die Kraft der Onomato[tomato]poesie

Du sagst es! Witzig, was so Kleinigkeiten bereits bewirken können.

mir gefällt sehr, wie sparsam dein Dialog in Szene gesetzt ist. Kein », sagte er« zu viel – keins zu wenig.

Das freut mich besonders. Dialog ist ja echt schwer und ich hab da auch noch meine liebe Not mit.

Dass so eine Lungenentzündung bei Rindern epidemisch auftreten kann

Ja, hab ich recherchiert, gerade in den Küstengegenden ist das wohl öfter mal der Fall. An sich sind die Tiere relativ robust, aber wenn die Wetterbedingungen schwierig sind, entwickeln sie schnell Krankheiten. Gerade auf Corvo ist das wohl schon öfter vorgekommen, obwohl es den Tieren sonst relativ gut auf der Insel geht, mit all dem salzigen Weidegras. :)

Allerdings finde ich »laufen« als Verb für die vierbeinige Fortbewegung von Hunden unpassend.

Stimmt, das mach ich!

krasses Bild. Weiß nicht, ob es ganz korrekt ist, aber es brennt sich ein.

Danke! :herz:

finde ein nasser Hund riecht tautologisch wie nasser Hund. Gerade deshalb mag ich diese euphemistische Zuschreibung: Vanille und Fett.

Hat Friedel auch bereits erwähnt, aber ich weiß nicht, irgendwie hatte ich selbst mal den Fall bei einem Hund, das der Geruch des Fells mich irgendwie an Vanille erinnerte. Vielleicht war er auch grad frisch gewaschen worden. :D Aber das Fett von Schafen, das Lanolin, riecht auch so ähnlich. Es erschien mir als schönes Bild für die tröstende Kraft des Tieres.

Dieser Moment indem er das rafft, geht mir zu schnell. Das habe ich beim ersten Lesen nicht mitgeschnitten.

Okay, schau ich nochmal, ob ich das noch anpassen kann.

Klasse! Der Vergleich mit den Blüten vertrockneter Hortensien. Umwerfend!

Danke, die Stelle mag ich auch. :)

der verschluckte Vokal ist Absicht, oder?

Ja, aber das wurde auch schon angemerkt. Wohl, weil es der einzige Rechtschreibfehler in diesem Absatz ist, der Rest ist ja nur grammatikalisch falsch. Vielleicht nehme ich den Fehler an der STelle wieder raus.

Setzt er sich wieder. Verbesser das mal, haben ja schon zwei andere draufhingewiesen.

Ja ja, nur langsam. ;) Ich hatte jetzt über Ostern nicht so viel Zeit und wollte erstmal alles sammeln. Ich pass das jetzt die Tage alles auf einmal an. :) Ich finde, dann merkt man auch immer gleich, was wirklich dringend überarbeitet werden muss, weil ja direkt mehrere dieselben Dinge anmerken. ;)

War mir ein richtiges Vergnügen. Bis zum nächsten Text!

Mir auch! Tausend Dank! Bis bald, Carlo! :anstoss:

Viele liebe Grüße, PP

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @PlaceboParadise,

so, jetzt bin ich endlich dazu gekommen, deine Geschichte zu lesen. Ich habe die zahlreichen Kommentare bisher nicht komplett durchgelesen, also verzeih, sollte sich etwas doppeln.

Ich muss gleich vorneweg sagen: Ich habe irgendwie Probleme mit den Tagebucheinträgen. Ich habe die Geschichte zwei Mal gelesen und beim zweiten Mal die Tagebucheinträge im Kopf weggelassen und mir hat nichts gefehlt. Ich kann nicht mal mehr genau sagen, woran das liegt, vielleicht wirken sie mir zu platziert. Das, was ich erfahren muss, erfahre ich auch ohne sie. Will sagen, emotional hat mich der übrige Text mehr gepackt, als diese Einträge. Wenn ich mir zum Beispiel vorstelle, der Text würde direkt hier einsteigen:

Ich höre sie wieder schreien.
, dann finde ich das viel stärker.
Außerdem habe ich ein Problem damit, dass die Rechtschreibung im Laufe der Einträge immer schlimmer wird. Ich sehe, was du hier machen willst, sein geistiges Chaos, seine Trauer, die immer schlimmer wird, darzustellen. Aber für mich funktioniert das nicht so recht, wirkt nicht authentisch. Denn, wenn ein Mensch im klaren Zustand fehlerfrei schreibt, tut er das im trauernden, betrunkenen oder wahnsinnigen Zustand auch. Er schreibt zusammenhangloser, das ja! Er schreibt Stichworte, Fetzen, die ihm einfallen, wilde Dinge, um loszuwerden, was in ihm brodelt. Meinetwegen wird sogar die Zeichensetzung eine Katastrophe, weil der Schreibende sich nicht drauf konzentriert. Aber für mich ist nicht klar, warum er dann plötzlich voller Fehler schreibt. Ich habe selbst schon Briefe in schlimmen Zuständen geschrieben und tatsächlich auch solche erhalten, die waren wild und durcheinander, aber nicht plötzlich voller Fehler. Naja, genug drauf rumgetreten, du weißt, was ich meine. Das ist aber tatsächlich auch das einzige Problem, das ich mit deinem Text habe.

Insgesamt finde ich, dass du es gut schaffst, die Stimmung für deinen Text zu erschaffen, dieses Ursprüngliche, Raue, aber auch wild Romantische. Das hat mir gefallen.

Kaffeeränder in der Tasse, für jede Stunde ein weiterer, wie die Ringe eines Baums.
Diese Kaffeeränder als Symbol für vergangene Zeit mochte ich sehr gern, schöner Vergleich!

Was mir manchmal zu viel wurde, da es so gehäuft auftritt, sind die Sinneseindrücke, hier vor allem die vielen unterschiedlichen Gerüche. Ich finde, da täte es dem Text gut, noch ein bisschen zu entschlacken. Da gibt es die Orangenmarmelade und den Kaffee, die Erde, die Schafsmilchseife, Lavendel-Weichspüler, Motoröl, Zigaretten, Gras, Hustensaft, Honig ... Du merkst schon, das ist mir in der Summe einfach zu viel. Ich merke da, dass du mir mit Hilfe der Gerüche etwas erzählen willst, einfach weil das so gehäuft auftritt. Ich glaube, würdest du das noch gezielter einsetzen und weniger häufig, dann gewinnt das mehr an Kraft.

Glatte, braune Haut und ein nachdenklicher Knick zwischen den Augen, der ihm etwas Grüblerisches verleiht.
Das Fettmarkierte ist doppelt gemoppelt, würde ich streichen. Der nachdenkliche Knick zwischen den Augen ist ein schönes Bild, das du mit der Erklärung danach meiner Meinung nach entkräftest.

Das Meeresrauschen schwillt an wie das Ticken eines Weckers
Dieser Vergleich funktioniert für mich nicht. Meeresrauschen ist etwas Mächtiges, ein Geräusch, das schwillt, aber doch sehr weich und durchgehend ist, wohingegen das Ticken eines Weckers hart ist und punktuell. Ich finde, das passt einfach nicht zusammen.

Die Fenster knacken im Wind.
Weiter oben im Text, ziemlich am Anfang, lässt der Wind die Fensterscheiben knacken. Eins von beiden würde ich eliminieren.

Was ich sehr schön und einfühlsam finde, ist die Annäherung zwischen Vater und Sohn. Erst ist da sehr viel Härte, gesprochen wird nur zweckmäßig. Doch als der Vater es dann (so erkläre ich es mir) schafft, einen Blick hinter die eigene Trauer und Gram zu werfen, sieht er plötzlich, wie sehr sein Sohn auch unter allem leidet.

»Schlaf so viel du willst. Ich wart auf dich, bis du wieder Kraft hast.«
Das sagt eigentlich alles.

Ja, ich würde fast behaupten, dass deine Geschichte es ca. ab der Hälfte wirklich geschafft hat, mich reinzuziehen, als dieses zarte Band zwischen Vater und Sohn wieder an Kraft gewinnt, das hat mich berührt.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Gedanken was anfangen, hast ja jetzt schon sehr viel Input bekommen :)

Liebe Grüße
RinaWu

 

Muttertext:

Abends versuche ich, ihn zu hören
woraufhin @Carlo Zwei richtigerweise bemerkt
Das Komma kannst du hier weglassen. (ziemlich ziemlich sicher; wo ist @Friedrichard ?)
Warum? Das Pronomen "ihn" steht doch für ein Substantiv/Nomen "Papa" und ist bei Abhängigkeit von einem Substantiv nicht das KOmma zu setzen? In dem Fall eben nicht, weil das komplexe Prädikat "zu hören versuchen" zerschlagen würde.Wird durch ein bisschen Möbelrücken deutlicher "Ihn zu hören versuche ich ..."

Wir sehen so weit, als die Nase reicht (Volksgut)

Ich noch mal nach einer Kiste Maibock und den Feiertagen, wenn ich darf ...

Helios und Hades, ein gegensätzlicheres Götterpaar lässt sich nicht denken! Aber sind sie nicht untrennbar miteinander verbunden, wenn schon der Volksmund plappert „wo Licht, ist Schatten“? Und wo kein Licht ist nur Schatten. Ein einziger ...

Wie Helios fürs Licht steht, so steht er zugleich für den Gesichtssinn. Und der muss ziemlich wichtig sein, heißt es doch, das Auge sei Spiegel der Seele.

Das Wort Gesicht ist selbst uns Heutigen noch als Partizipbildung des Verbs „sehen“ zu erkennen. Das Grimmsche Wörterbuch wie das Herkunftswörterbuch, Duden Bd. 7, sehen die „eigentliche“ Bedeutung als ein Wahrnehmen mit den Augen und der Duden nennt als Quelle die indoeuropäische Wurzel „sek“ (= „bemerken, sehen“) in der Bedeutung „mit den Augen verfolgen“.
„Wahrscheinlich liegt ein alter Jagdausdruck zugrunde, der sich auf den verfolgenden und spürenden Hund bezog." (Duden Bd. 7, 4. Aufl., Mannh. 2007, S. 751, linke Sp.L da auch die sprachliche Nähe und Verwandtschaft zum Verb "sagen") Nun wird der geneigte Hundefreund rufen, dass der Hund doch an sich besser rieche als sehe.

Aber wusste das der gemeine Indoeuropäer?
Eher nicht.

Und bis auf den Tastsinn sammeln sich alle weiteren Sinnesorgane um den wichtigsten. Mag Helios für den Gesichtssinn stehen – welchen Sinn vertritt Hades? Selbst die Odyssee treibt in guter griechischer Tradition Schabernack, indem Homer im dritten Gesang den Teiresias – einen, der die Zukunft kennt, einen „Seher“ (alles andere als ein Kaffeesatzleser und auch kein Wirtschaftsweiser, der die Bundesregierung berät und Prognosen stellt, die selten stimmen) – der blind ist, ein Paradox im blinden Seher! Und den trifft Odysseus am Eingang des Hades … Ein Man, der nicht mal mehr Schatten sieht, ein Schatten seiner selbst nur noch ist, sagt die Zukunft voraus ...

Wo Licht, da Schatten – sollte Helios etwa Hades sein? Rasen nicht beide mit einem Wagen von Horizont zu Horizont, des tags mit dem Sonnengespann und mit der Dunkelheit dem Streitwagen. Und mit dem Klimawandel wird die Sonne das Wonnige verlieren ... fürchte ich.

»Bráulio!«
(unglaublich, eine von den Namensdateien im Netz führt den Namen aufs ahd. „brant“ zurück), aber am wahrscheinlichsten ist es der „Glänzende“, „Leuchtende“.

"May the good Lord shine a light on you
Warm like the evening sun"
Jagger/Richards auf "Exile on Main Street", 1972​

Friedel

 

Hallo liebe @RinaWu

sodele, jetzt hab ich die Zeit, mich deinem Kommentar zu widmen. Schön, dass du es noch geschafft hast! :bounce:

Ich muss gleich vorneweg sagen: Ich habe irgendwie Probleme mit den Tagebucheinträgen.

Haha, du bist die Erste, die das anmerkt, womit ich sagen will, das mich wundert, das nicht schon früher jemand die Tagebucheinträge kritisierte. :lol: Ich hab da ehrlicherweise ewig rumüberlegt. Tagebucheinträge sind generell kritisch, ich weiß. Zuviel tell, kein show und oft viel Gesülze. In diesem Fall habe ich mich dann doch dafür entschieden, weil mir einfach die Idee gefiel, das man anhand seiner Einträge eben auch seinen seelischen Zerfall erkennen kann. Bei den Rechtschreibfehlern bin ich nun kein Experte, ich habe Beispiele für Briefe gesehen, die von Depressiven verfasst worden sind, die ziemlich fehlerlastig waren, aber das war warscheinlich schon Endstadium, also richtig handfeste Depression. Und es gibt da ja auch dieses kleine Experiment, wo man Depressive ein Ziffernblatt mit Zahlen und Zeigern und allem zeichnen lässt und diese Zeichnungen dann komplett entgleisen. In einigen Fällen waren die Zahlen nicht einmal innerhalb des Kreises. Für mich hat das dann schon so Sinn gemacht, aber ich werde auf jeden Fall nochmal drüber nachdenken. Ich glaube löschen würde ich sie nun nicht mehr, da sie schon in meinen Augen ein integraler Bestandteil des Textes sind und einige sie auch für gut befunden haben, aber ich merk's mir definitiv für das nächste Mal und bin da eher auf deiner Seite. Ich glaube, ab heute sehe ich auch von Tagebucheinträgen ab. ;) Danke also für deine Sicht der Dinge.

Wenn ich mir zum Beispiel vorstelle, der Text würde direkt hier einsteigen:

Ich höre sie wieder schreien.

, dann finde ich das viel stärker.


Ertappt. :) Wie gesagt, da habe ich ewig rumüberlegt, genau an dieser Stelle. Mir gefiel das nämlich auch sehr als Einstieg. :shy: Puuh, man muss immer so viele Entscheidungen treffen, tja, manchmal entscheidet man sich dann auch vielleicht einfach für den umständlicheren Weg.

dieses Ursprüngliche, Raue, aber auch wild Romantische. Das hat mir gefallen.

Dankeschön! :)

Was mir manchmal zu viel wurde, da es so gehäuft auftritt, sind die Sinneseindrücke, hier vor allem die vielen unterschiedlichen Gerüche.

Ja, ich glaube, da übermannt es mich dann beim Schreiben immer etwas, weil ich das so mag. Also die Szene einfangen. Da helfen ja alle Sinneseindrücke ungemein. Aber es kann schnell zuviel werden, da stimme ich zu.

Dieser Vergleich funktioniert für mich nicht. Meeresrauschen ist etwas Mächtiges, ein Geräusch, das schwillt, aber doch sehr weich und durchgehend ist, wohingegen das Ticken eines Weckers hart ist und punktuell. Ich finde, das passt einfach nicht zusammen.

Hier wollte ich den Vergleich ziehen zwischen Geräuschen, die einen täglich umgeben und an die man sich gewöhnt, sie ausblendet, bis man sich an sie erinnert. So ist es für Insulaner das Meeresrauschen, das sie immer hören, dass dann in den Hintergrund rückt. :)

Ich hoffe, du kannst mit meinen Gedanken was anfangen, hast ja jetzt schon sehr viel Input bekommen :)

Na klar, danke für deine Sicht der Dinge, liebe Rina, das hilft sehr! Freut mich, dass du mal bei mir kommentiert hast. :anstoss: Bis bald!

Viele liebe Grüße, PP

***
@Friedrichard

Vielen lieben Dank für den Exkurs. ;)

PS:

(unglaublich, eine von den Namensdateien im Netz führt den Namen aufs ahd. „brant“ zurück), aber am wahrscheinlichsten ist es der „Glänzende“, „Leuchtende“.

Das war sogar Absicht. ;) "Der Brand, das Schwert"

Danke dir, gut erkannt. Ich find's super, dass du immer noch zusätzlich die Namen nachschlägst.

Viele liebe Grüße, PP

 

Hej PlaceboParadise,

heute nachmittag habe ich von Deiner Geschichte nur die ersten drei Absätze gelesen. Die haben immerhin dafür gesorgt, dass ich jetzt hier sitze und gucken will, was da weiter passiert.

Aua. Aua.
Weil sie nicht wirklich dieses Wort sagen, ebensowenig wie eine Katze Miau sagt, finde ich die Beschreibung von den Kindern auf dem Rollfeld stimmiger.

Morgens entdecke ich die Reste seines Frühstücks
Meint das "später am Morgen" oder "jeden Morgen", oder ist es noch Nacht ... aber dann würde man kein Grau aus dem Meer steigen sehen. Ich habe hier ein wirkliches Problem, mit der zeitlichen Ortung.

Kaffeeränder in der Tasse, für jede Stunde ein weiterer, wie die Ringe eines Baums.
Das Bild finde ich wunderschön. Wunderschönen Bildern misstraue ich manchmal. Heisst das, dass der Vater jede Stunde einen großen Schluck nimmt?

es duftet nach Orangenmarmelade und Kaffee.
Das gehört immer noch zu der zeitlichen Ebene: Also ist das unüblich, diese morgendliche Begegnung, der frische Kaffe, der alle Ränder löscht, weil er/sie sonst nur die Ringe in der Kaffeetasse findet?

Ein Sepiasturmtaucher.
Ich vermisse hier etwas Charakteristisches, eine Farbe, eine Kleinigkeit, die mir sagt, dass hier nicht nur ein plakativer Vertreter der Art Sepiasturmtaucher sitzt, sondern genau der Deiner Geschichte.

»Allein schafft er’s nicht«, schreie ich Major entgegen
Dein Erzähler klingt eigentlich sehr versiert, im Umgang mit diesen Vögeln, und der Hund wirkt wie ein ständiger Begleiter. Warum sollte er in der Situation so etwas Selbstverständliches und dann auch noch dem obendrein selbstverständlichen Hund erklären?

Es wirkt wie Marmor, schwer und dunkel.
Das ist schön, ganz klar und einfach trotz der Schwere des Bildes.

obwohl ich weiß, dass er jetzt Wolf ist
Er ist ein Wolf? Warum jetzt?

Die Haut wirkt weich wie die eines Puddings
Wo ist das Fell, bei einem Pudding?

Sein wettergeformtes Gesicht
Ich versuche mir vorzustellen, wie das funktioniert, dass das Wetter ein Gesicht formt ... da kommt in meinem Kopf nur Murks raus.

das beste von beidem
Verstehe ich nicht. Jung und erwachsen, das ist doch eigentlich sehr alltäglich. Und deswegen nicht so sehr "das Beste", sondern Standard.

Damals roch er nach dem Lavendel-Weichspüler, den seine Mama immer benutzte. Heute nach Motoröl und Marlboro.
Das ist mir eine zu plakative olfaktorische Metamorphose vom Kind zum Mann.

»Ich geh nach Lissabon«, sagt David.
Hier bin ich verwirrt und gucke oben nochmal nach. Da war eingangs die Rede davon, dass ein David kommt, Gras mitbringt und der/die Erzähler/in nach Lissabon geht.

Dass Geld bald keine Rolle mehr spielen wird.
Verstehe ich nicht, aber merk ich mir.

Papa hat mir Kaffee eingeschenkt, bevor er los ist.
Ah! :idee: Es geht um die Kanne, nicht um die Tasse!
Doch nicht.

Ich versuche mich an einem Lächeln, aber scheitere.
Wie sieht das dann aus, dieses Scheitern?

Ich schnüre die Taschen mit Kabelbinder zu.
Zuerst habe ich nicht begriffen, was der da macht. Als ich es begreife, finde ich es halbherzig, weil er so Vieles bemitleidet, den Hund, sich selbst.

Ich gehe davon aus, dass Ana im Kratersee ertrunken ist, richtig? Mir fehlt ein wenig das Wie, ohne dass ich mir da groß Details wünsche, nur ein Satz der eine greifbare Klarheit schafft.

Zusammengefasst haben David und der Erzähler gekifft und Wodka getrunken und sind deswegen Schuld an dem Tod der fünfjährigen Ana. Sie haben sich gelangweilt und zugedröhnt, anstatt ein Auge auf das Kind zu haben und jetzt schlägt sich der Erzähler mir entsprechenden Schuldgefühlen und Depressionen herum.

Ich glaube, mein Problem mit der Geschichte ist, dass ich die Sequenzen am spannendsten finde, in denen nicht von Ana oder ihrem Unfall die Rede ist. Ich mag die Beschreibungen des Nebels, der Asche oder der toten Bienen. Ich finde die Idee gut ( wenn ich Dich da richtig verstehe ), die Depression so zu umschreiben, mit verfaulten Früchten und aufgeblähten Rindskadavern. Ob Ana oder neurobiologische Störungen die Ursache sind, ist für mich nicht so wichtig, weil diese Ana kein Verlust ist. So wird sie mir nicht vorgestellt, ich habe nichts richtig in die Hand bekommen, was ich an ihr vermissen könnte.
Auch in den Dialogen mit dem Vater und David passiert mir zu wenig, als dass mir da jemand ans Herz wächst. Speziell was den Vater betrifft. habe ich das Gefühl, dass Du eigentlich jemanden zeigen möchtest, der wenig spricht, erst recht durch den Verlust wortkarg geworden ist, aber er benutzt viel zu viele Worte, die nichts oder nicht genug wollen, zu vage in ihrer Absicht bleiben.
Bei dem würde ich mir wünschen, dass er noch weniger sprechen und dafür mehr tun würde. Auch sein Geruch ist ja eine passive Geschichte, dabei ist der doch ein Macher durch und durch. Wenn er seinen Ärger über Davids Besuch (wohnt der auf einer anderen Insel in der Nähe?) zeigt, dann wirkt dieses "Is das dein Ernst?" komplett lahm. Auch nicht ganz uninteressant, fällt mir gerade ein, dass er auf David eher wütend zu sein scheint, als gegenüber dem eigenen Sohn.

Du hast Dich weniger für den Konflikt interessiert, der zwischen Vater und Sohn und damit auch zwischen David und Erzähler besteht oder bestehen müsste. Eher hast Du die Depression des Erzählers und seinen Selbstmordversuch beschrieben. Ich hätte ein ausgewogeneres Verhältnis wohl überzeugender gefunden. Trotzdem hab ich die Geschichte gern gelesen.

Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie

Dass Geld bald keine Rolle mehr spielen wird.
zu verstehen ist.
Auch nicht ganz, ob der Erzähler ein "er" ist.
Und ich verstehe nicht, warum Dr. Correia von einem neuen Tagebuch abrät.

Soviel von mir. Und natürlich google ich jetzt Sepiasturmtaucher
... sehen aus wie kleine Albatrosse ...

Gruß
Ane

 

Hallo noch mal @PlaceboParadise,

Bei den Rechtschreibfehlern bin ich nun kein Experte, ich habe Beispiele für Briefe gesehen, die von Depressiven verfasst worden sind, die ziemlich fehlerlastig waren, aber das war warscheinlich schon Endstadium, also richtig handfeste Depression.
Experte bin ich natürlich auch nicht. Hast du denn damals auch Briefe von diesen Menschen gesehen, bevor sie krank wurden? Also weißt du, ob sie davor nicht auch schon recht fehlerbelastet geschrieben haben? Sorry, dass ich darauf so rumkaue, aber ich finde das ist ein immens wichtiger Punkt in deiner Geschichte, wenn du die Einträge stehen lassen möchtest. Wegen der Glaubwürdigkeit.
Ich habe genau andere Erfahrungen gemacht, ich hatte in meiner Jugend zwei Freundinnen, die depressiv wurden, und kannte mal einen Mann, der dies ebenfalls war. Bei keinem von ihnen wäre mir aufgefallen, dass die Rechtschreibung sich im Laufe des Krankheitsbildes veränderte. Und gerade hier bei deinem Protagonisten sprechen wir ja von tiefer Trauer, aus der sich die Depression herausbildet, nicht von einem psychotischen Langzeitzustand. Zufälligerweise habe ich mal einen Roman geschrieben, in dem ich anhand der Tagebucheinträge beschreibe, wie die Depression einer Frau fortschreitet und habe damals viel recherchiert und mit einer Freundin gesprochen, die in der Psychiatrie arbeitet. Solche Veränderungen im Schriftbild sind wohl wirklich eher dann der Fall, wenn wir beispielsweise von einer bipolaren Störung sprechen oder von akuten psychotischen Phasen, aber eher weniger bei anfänglicher Depression. Naja, am Ende entscheidest du, ich wollte dir nur noch mal erklären, warum mir das so aufstößt und warum ich es als so wichtigen Punkt sehe.

So, jetzt reicht's aber :) Einen schönen Tag dir noch.
Liebe Grüße
RinaWu

 

Hi @PlaceboParadise,

da ist man mal kaum online und dann sowas...
und da sagst du immer, dass du faul bist! Was eine Lüge!:-)
Da hast du dir aber ordentlich Arbeit gemacht. Ich hätte darauf gewettet, dass du selber schonmal da warst. Ich war auf Corvo auf jeden Fall total gefangen und muss erstmal googeln, was da sonst noch so geht.

Es wurde so viel gesagt, aber hier einige meiner Lieblingsstellen:

Sie klingen wie die Kinder auf dem Rollfeld, wenn sie in der Abendsonne Fahrradfahren üben und sich die Knie aufschlagen.
Könnte grad selber "aua" rufen :-)

Kaffeeränder in der Tasse, für jede Stunde ein weiterer, wie die Ringe eines Baums.
NICEEEE!
Die Haut wirkt weich wie die eines Puddings, als könne man sie mit dem Finger durchstoßen.
Das ist fies und genial :-)
Papa streicht mir über den Kopf. Seine Haut riecht wie früher. Es gab keinen Tag, an dem er nicht voller Erde nach Hause kam und versuchte, Hände und Fingernägel mit Schafsmilchseife sauber zu kriegen.
Mega!
Wenn alles schwer ist, wird es leichter, loszulassen.
Wie wahr. Wie traurig.

Sehr berührend, emotional, mit leichtem Gruseleffekt.

Liebe Grüße und großes Kompliment!

 

Huhu @RinaWu

danke nochmal für deinen Input. Hmmh, ich finde die Glaubwürdigkeit auch sehr wichtig. Dementsprechend lange habe ich rumüberlegt, wie ich die Tagebucheinträge am Ende schreibe, da ich ja nicht vollständig nachvollziehen kann, wie eine depressive Person schreiben würde und im Prinzip die Fehler "erfinden" muss.

Das was du sagst klingt auf jeden Fall gut, ich glaube, ich werde die Tagebucheinträge nochmal anfassen. Du hast ja gesagt, der Satzbau würde sich schon verändern, vielleicht wirrer werden und sich in Gedankensprügen verheddern, richtig? Dann probiere ich das mal aus. ;)

Kann ich dich dann später nochmal @-den, damit du mir nochmal zu diesem spezifischen Punkt Feedback geben kannst? ;) Das wär spitze! :D

Danke dir, dass hilft mir sehr! :)

Viele liebe Grüße, PP

***
Hi @Ane

Die haben immerhin dafür gesorgt, dass ich jetzt hier sitze und gucken will, was da weiter passiert.

Das ist doch schon mal was. ;)

Meint das "später am Morgen" oder "jeden Morgen", oder ist es noch Nacht ...

Jeden Morgen, wenn es ja "Morgens" heißt, oder? ;)

Das Bild finde ich wunderschön. Wunderschönen Bildern misstraue ich manchmal. Heisst das, dass der Vater jede Stunde einen großen Schluck nimmt?

Haha, danke :D Nein, es bedeutet, das der Kaffee verdunstet und weniger wird, wenn man ihn stehen lässt. Ich beobachte das regelmäßig bei meinem Kaffee im Büro. Irgendwann hat man lauter kleine Ringe in der Tasse. Möglicherweise auch nur in Verbindung mit Milch, das würde ich nochmal nachprüfen. ;)

Das gehört immer noch zu der zeitlichen Ebene: Also ist das unüblich, diese morgendliche Begegnung, der frische Kaffe, der alle Ränder löscht, weil er/sie sonst nur die Ringe in der Kaffeetasse findet?

Ganz genau! Besser gesagt, es konnten sich noch keine Ränder bilden, da Papa ja unüblicherweise ja noch da ist. ;)

Ich vermisse hier etwas Charakteristisches, eine Farbe, eine Kleinigkeit, die mir sagt, dass hier nicht nur ein plakativer Vertreter der Art Sepiasturmtaucher sitzt, sondern genau der Deiner Geschichte.

Das verstehe ich nicht. Es ist ja auch kein ganz spezifischer Sepiasturmtaucher, sondern irgendeiner. :D

Er ist ein Wolf? Warum jetzt?

Weil er Witterung aufgenommen hat. Da kommt ja dann bei Hunden oft der Trieb an die Oberfläche.

Ich versuche mir vorzustellen, wie das funktioniert, dass das Wetter ein Gesicht formt ... da kommt in meinem Kopf nur Murks raus.

Naja: Die Sonne formt schon mal ganz schön mit ihren UV-Strahlen. Die ist der Hauptgrund für Falten, Sonnenflecken und zugekniffene Augen, die Lachfalten bilden . Seeluft, Wind und Regen machen die Haut trocken und grob. Ich nehme an das ist der Grund, warum ein Seemann so aussieht und nicht so.

Und deswegen nicht so sehr "das Beste", sondern Standard.

Naja, eben nicht "Standard", sondern das Beste aus beiden Welten. Als Teenager bzw. Kind hat man die Vorzüge der Jugendlichkeit, die glatte Haut ... als Erwachsener kommt die Intelligenz und die Lebenserfahrung dazu, also rein optisch gesehen. Und sein Gesicht besitzt eben beides. ;)

Das ist mir eine zu plakative olfaktorische Metamorphose vom Kind zum Mann.

Da hast du recht, ich überlege nochmal. :)

Wie sieht das dann aus, dieses Scheitern?

Er lächelt eben nicht.

Zuerst habe ich nicht begriffen, was der da macht. Als ich es begreife, finde ich es halbherzig, weil er so Vieles bemitleidet, den Hund, sich selbst.

Das finde ich merkwürdig. Glaubst du nicht, der eigene Selbstmord ist die richtige Zeit für Selbstmitleid? Er bringt sich ja nicht ohne Grund um. Was ist halbherzig an Mitleid für sich selbst und die Menschen, die einem nahestehen?

Ob Ana oder neurobiologische Störungen die Ursache sind, ist für mich nicht so wichtig, weil diese Ana kein Verlust ist. So wird sie mir nicht vorgestellt, ich habe nichts richtig in die Hand bekommen, was ich an ihr vermissen könnte.

Naja, das stimmt, aber ich fand die Geschichte jetzt schon relativ lang. Ich wusste nicht, wo ich jetzt noch mehr von Ana unterbringen sollte. Außerdem geht es ja nicht um Ana, sondern um Bráulio und sein Leid. :)

Danke für dein Feedback, liebe Ane, auch wenn ich streckenweise nicht so gut mit klargekommen bin, da ich teilweise nicht so ganz verstehe, was du genau kritisierst. Aber ich glaube im Großen und Ganzen hab ich's kapiert. :D

Danke dir und viele liebe Grüße, PP

 

»Bráulio!« (unglaublich, eine von den Namensdateien im Netz führt den Namen aufs ahd. „brant“ zurück), aber am wahrscheinlichsten ist es der „Glänzende“, „Leuchtende“
schrieb ich, worauf Du, @PlaceboParadise antwortest
Das war sogar Absicht. "Der Brand, das Schwert"

Kann das sein?, dass ein ahd. Wort (frühestes schriftliches Zeugnis des ahd. ist 843 der Vertrag von Verdun zwischen den drei Enkeln des großen Karls)? Nun gut, im 5. Jh. zogen im Verband der Vandalen auch Sueben mit auf die iberische Halbinsel, aber von ihren Verwandten im heutigen Schwabenlande weiß man nur, dass sie alles können - außer Hochdeutsch, die Vandalen hinterließen – bevor sie die Säulen des Herakles Richtung römischer Provinz Afrika verließen – den Namen (V)Andalusiens zurück. Die gotischen Verbände, die nun folgten, hielten bis 711 das römische Erbe hoch– aber Vandalen wie Goten sprachen nicht mit westgermanistischer Zunge. Immerhin gibt es schriftliche Zeugnisse der gotischen Sprache und die weisen zum Teil erstaunliche Ähnlichkeiten mit ahd. Wörtern auf, so bedeutet got. „branda“ zunächst, was jeder daraus erkennen kann „(Feuer-)Brand“, „branþs („þ“ entspricht dem heutigen tea-aitsch, das sehr früh der deutschen Zunge abhanden kam und oft nur noch auf dem Thrönchen buchstäblich besessen wird)/ brands“ bedeutet auch „Schwert“. Und auch in der Edda (!, ganz am andern Ende der europäischen Welt) taucht „brandr“ fürs Schwert auf …

Wieder was dazugelernt!

Friedel

 

Lieber @PlaceboParadise,

danke, dass du mir mein Draufrumbeharren nicht krumm nimmst. Ich bin ja wie gesagt auch keine Expertin, ist ein sehr persönliches Bauchgefühl von mir und ich weiß eben aus eigener Erfahrung, wo die Crux bei solchen Tagebucheinträgen liegt. Daher kann ich dich sehr gut verstehen.

Du hast ja gesagt, der Satzbau würde sich schon verändern, vielleicht wirrer werden und sich in Gedankensprügen verheddern, richtig? Dann probiere ich das mal aus.
Wir sprechen hier ja von dem Moment, in dem er in die Depression hineinrutscht. Noch nicht vom Extremzustand. Daher würde ich sagen, versuche, dich in diese tiefe Trauer reinzuversetzen, jeder von uns hat sicher schon Dinge erlebt, die ihm das Herz zerrissen haben. Sich da zu sortieren, ist im akuten Moment des Schmerzes oft unmöglich. Von daher wäre meine bescheidene Meinung: Klar verändert sich der Satzbau, da kannst du dich voll ausprobieren, würde ich sagen. Vielleicht kannst du da aus eigenen oder aber erzählten Erinnerungen schöpfen, wie sehr die Gedanken da hin- und herspringen, vielleicht manchmal auch nur in Fetzen oder Bildern. Bin sehr gespannt, was du daraus machst. Und klar kannst du mich dann noch mal ver-@-en :)

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hej PlaceboParadise,

danke für Deine Erklärungen, vor allem für die Auflösung des Kaffeerätsels. :)
Weil Du sagst, dass Du oft nicht weisst, was ich meine, versuche ich es nochmal, auch auf die Gefahr hin, dass Du das für kleinteiligen Bockmist hälst, ich werd Dich danach dann auch in Ruhe lassen. ;)

Jeden Morgen, wenn es ja "Morgens" heißt, oder? ;)
Ich habe das "Morgens" als zeitliche Abfolge gelesen, als etwas, was nach dem Aufdecken und dem Blick aus dem Fenster passiert - was dann aber keinen Sinn macht, weil es ja bereits morgens ist. Wenn Du magst, nimm das als Kompliment, ich war richtig im Text drin und kann mir natürlich im Nachhinein gut erklären, wie Du es meinst, aber noch lieber werde ich gar nicht erst rausgeworfen.
"Jeden Morgen ..." oder "immer die Reste seines Frühstücks ... " würde es deutlicher machen.

Das verstehe ich nicht. Es ist ja auch kein ganz spezifischer Sepiasturmtaucher, sondern irgendeiner. :D
Moah, aber es muss ja einen Grund dafür geben, dass er es in Deine Geschichte geschafft hat. Du möchtest an dieser Stelle, wo Dein Erzähler schon irgendwie auch theatralisch sagt, nein, gegen den Wind schreit: Allein schafft er's nicht - da willst Du nur irgendeinen Sepiasturmaucher zeigen, der mir und auch Deinem Erzähler und jedem total egal sein kann. Okay, mein Fehler, dass ich da mehr reinlesen wollte.
Also geht es eher um die Inselversiertheit und den Automatismus, mit dem man als Einheimischer diesen Vögeln da Starthilfe gibt? In meinen Augen trotzdem eine vertane Gelegenheit. Wenn Du den Sepiasturmtaucher als Individuum zeigst, wird halt auch Dein Erzähler greifbarer, seine Motivation wird deutlicher, bla, bla, bla.

Da kommt ja dann bei Hunden oft der Trieb an die Oberfläche.
Ich dachte, Hütehunde dürfen sowas nicht. Ihren Trieben nachgeben.

Die Sonne formt schon mal ganz schön mit ihren UV-Strahlen. Die ist der Hauptgrund für Falten, Sonnenflecken und zugekniffene Augen
Ja, die Sonne verändert die Haut, aber nur in schlimmen Fällen verändert das die Gesichtsform.

als Erwachsener kommt die Intelligenz und die Lebenserfahrung dazu, also rein optisch gesehen.
Wie zeigt sich Intelligenz, optisch gesehen? :D Das würd mich echt interessieren.
(abgesehen davon, dass David nur wenig Lebenserfahrung besitzt, weil er ja trotzdem noch ein junger Mann ist und sein bisheriges Leben auf einer Insel verbracht hat)

Er lächelt eben nicht.
Nur, dass Du eben nicht schreibst: Ich lächelt nicht.
Weil er eben doch etwas anderes tut, als bloß nicht zu lächeln. Das ist das, was vor dem Scheitern passiert. Und das gehört nach meinem Empfinden beschrieben. Für mich gibt es da eine Lücke.

Glaubst du nicht, der eigene Selbstmord ist die richtige Zeit für Selbstmitleid?
Wenn es im richtigen Leben hilft, den Selbstmord zu vermeiden, natürlich, absolut.
In einer Geschichte finde ich Selbstmitleid als Gefühlsgrundlage für einen Selbstmord aber zu kurz gedacht, wohingegen ich Depressionen sehr plausibel finde. Deswegen hat mir die grüne Sonne und die Rindskadaver etc. wohl auch besser gefallen, als die Szene am Seeufer.

Gruß
Ane

 

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