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Monstrinho

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30.12.2018
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Monstrinho

Ich höre sie wieder schreien.
Die Sepiasturmtaucher nisten zwei Kilometer entfernt, aber der Sturm trägt ihre Rufe zusammen mit dem Meer über die Insel. Die Scheiben sind nass, obwohl es nicht regnet.
Aua. Aua.
Sie klingen wie die Kinder auf dem Rollfeld, wenn sie in der Abendsonne Fahrradfahren üben und sich die Knie aufschlagen.
Ich decke mich auf und gehe zum Fenster. Statt der Sonne steigt Grau aus dem Meer auf. Die Luft ist kühl und riecht nach Kohle. Vermutlich feuert Papa bereits den Ofen an. Er scheint immer wach zu sein. Morgens entdecke ich die Reste seines Frühstücks: Brotkrümel. Eierschale. Kaffeeränder in der Tasse, für jede Stunde ein weiterer, wie die Ringe eines Baums. Abends versuche ich ihn zu hören, ein Stühlerücken oder die Eisentür des Kamins. Aber oft bin ich bereits eingeschlafen, wenn er in der Dunkelheit nach Hause kommt.
Der Wind lässt die Fensterscheibe knacken.
Aua. Aua.
Ich stehe auf.

*​
»Du bist ja noch da?«
Papa nickt und kaut, ohne aufzusehen. Die Küchenfenster sind beschlagen, es duftet nach Orangenmarmelade und Kaffee. Major liegt vor dem Ofen. Als er mich sieht, springt er auf und drückt den Kopf an mein Bein. Die Schnauze ist heiß vom Feuer. Ich setze mich.
»Heut gehst du in den Caldeirão«, sagt Papa. »Ich muss rüber nach Flores. Die Rinder brauchen Antibiotika.«
»Wieso?«
»Wegen des Sturms. Ihr Fell is dauernd nass. Die Hälfte hat ne Lungenentzündung.«
Er liest die Krümel mit dem Zeigefinger auf. Ich senke den Blick.
»Ich kann heut nicht.«
»Wieso nich?«
»David kommt.«
Die Zugluft bewegt die Tassen an den Haken. Wenn sie aufeinandertreffen, klingt es wie das Ticken einer Uhr.
»Is das dein Ernst?«
Bevor ich antworten kann, springt er auf und lässt das Geschirr in die Spüle fallen. Etwas zerbricht.
»Du bringst die Rinder zum Unterstand.« Er reißt die Regenjacke vom Haken und öffnet die Haustür. Der Sturm fährt in den Raum. »Was du danach machst, ist mir egal.«
Ich bleibe sitzen, lasse den Wind mitnehmen, was er möchte. Servietten wirbeln über den Boden, die Bilderrahmen klackern an der Wand. Major winselt und schiebt seinen Kopf unter meine Hände. »Is schon gut.« Ich stehe mit weichen Beinen auf und lehne mich gegen die Tür, um sie zu schließen. Dann ein Schlag. Major jault auf. Was war das?
Regen schlägt mir ins Gesicht. Ich gehe ums Haus, drücke mich an der Wand entlang, um nicht vom Sturm erfasst zu werden. Ich sehe ihn auf dem Boden sitzen, benommen vom Flug gegen das Küchenfenster. Ein Sepiasturmtaucher. Sie werden vom Licht der Häuser angelockt. Er hält still, als ich ihn aufhebe. Ein hellblauer Fleck am Schnabel. Ist das Farbe?
»Allein schafft er’s nicht«, schreie ich Major entgegen und werfe den Vogel in die Luft. Es dauert keine Sekunde, bis sich sein Körper entfaltet.
*​
Salz auf den Lippen. Ich spucke aus.
Wo man ist auf Corvo, das Meer ist auch dort. Der Caldeirão ist mit Nebel gefüllt wie eine übergroße Milchschüssel und selbst der Wind schafft es nicht, sie zu leeren.
»Scheiße.«
Wo sind die Rinder? Vereinzelte Rufe dringen aus dem Krater. Der Hund könnte die Tiere finden. Ich folge ihm ins Tal, er treibt sie an der Ostseite aus dem Nebel und ich führe sie am Rand zum …
Major bellt und schießt los.
»Was?« Die Überraschung lähmt mich. »Warte!« Dann laufe ich ihm nach, stolpere über Grasbüschel und meine eigenen Gummistiefel. Das Meer erscheint hinter dem Kraterrand. Es wirkt wie Marmor, schwer und dunkel.
»Major!« Ich rufe ein letztes Mal, obwohl ich weiß, dass er zum Wolf geworden ist und keinen Befehlen gehorcht.
Krähen steigen auf. Der Kopf des Rinds ist nach oben verdreht, als befürchte es, im Grasland zu ertrinken. Der Brustkorb wächst aus dem Boden, fünf blanke Rippen.
»Komm weg da«, sage ich in fremdem Ton. Der Schreck verfärbt meine Stimme. Ich packe Major am Halsband. Mir wird schlecht, aber ich muss hinsehen. Die Haut wirkt weich wie die eines Puddings, als könne man sie mit dem Finger durchstoßen.
Ich übergebe mich. Major winselt.
»Alles gut.« Ich schlinge die Arme um seinen warmen Körper, rieche Vanille und Fett und die Asche unseres Ofens. Ich höre mich atmen, die Wellen, die die Küste angreifen, das kratzige Brüllen der Rinder. Und dann weiß ich es. Einfach so. Das ist das Ende der Welt.
*​
»Man hat nen guten Blick von hier aus«, sagt David. Der Wind hat sich im Laufe des Vormittags gelegt und wird von Corvos Fischern abgelöst, die am Hafen ihre Boote für den ersten Fang des Tages vorbereiten.
»Ja schon.« Ich nippe am Kaffee. Er ist kalt. »Hier bin ich schon immer gern gesessen. So wie ...«
Er nickt. Ich sehe ihn an. Sein wettergeformtes Gesicht, jung und erwachsen zugleich, das beste von beidem. Glatte, braune Haut und ein nachdenklicher Knick zwischen den Augen. Er wirkt wie früher, als wir Dinosaurier spielten und uns brüllend über die Wiesen jagten oder abends mit Mikrowellen-Popcorn Die Mumie ansahen.
»Wie geht’s dir?«, fragt er.
Ich zucke mit den Schultern.
»Und deinem Alten?«
»Er redet nicht viel mit mir. Ist mehr bei den Rindern.«
»Dann red du mit mir.« Er holt einen gehäkelten Beutel aus seiner Manteltasche und öffnet ihn. Der Geruch von Gras. Hustensaft und Honig. Routiniert streut er die Flocken auf ein milchiges Papier und dreht sie ein. Dann sieht er mich an.
»Fuck, sorry. Ich hab nicht dran gedacht.«
»Schon okay.«
»Sorry echt.« David steckt den Beutel wieder ein und fixiert einen Punkt in der Ferne. Er scheint Worte zu suchen, zwischen den Fischern und ihren Booten. »Du weißt, dass ich nicht zu ihrer Beerdigung kommen konnte? Dein Alter hat’s verboten.«
»Ich weiß.«
»Hast ja ewig nix von dir hören lassen. Du musst mir sagen, wie’s dir geht, ich wills wissen.«
Ich nippe am Kaffee. Eine Weile geschieht nichts zwischen uns. Die Boote fahren aus.
»Ich geh nach Lissabon«, sagt David. Er zieht die Mütze ab und streicht sich über die Haare.
»Was?«
»Macht für mich mehr Sinn. Die zahlen mir das Doppelte fürs Importieren der Rinder.«
»Okay«, sage ich, weil ich nichts anderes sagen kann. Er steht auf und gibt mir eine Schachtel.
»Das ist für dich.« Ein Leuchtturm aus Holz, beklebt mit Muschelsplittern und Glitzer.
»Die hab ich im Souvenirshop am Doca de Alcântara gefunden. Ich hab auch so einen.«
Die Umarmung bleibt einseitig, ich schaffe es nicht, die Arme zu heben. Er legt die Stirn auf meine.
»Schreib mir. Ich will wissen, wie es dir geht.«
Ich nicke.
»Mach’s gut.«
Dann ist er weg, auf dem Weg zum Hafen, zur Ophelia, die ihn erst nach Flores und dann nach Lissabon bringen wird. Eintausendneunhundert Kilometer weit weg. Ich hätte ihm sagen sollen, dass er bleiben kann. Dass Geld bald keine Rolle mehr spielen wird. Wie alle anderen Dinge.
Auf dem Kieselweg vor unserem Haus liegen tausende tote Bienen. Für den Wind ist es ein Leichtes, die leeren Panzer über den Boden zu wehen. Fast sehen sie aus wie die Blüten vertrockneter Hortensien.
*​
Die Weinernte glüht in der späten Sonne. Corvos Bauern haben die Körbe an der Vulkansteinmauer aufgereiht. Kiloweise Trauben drängen sich aneinander, dunkel und satt wie die Farbe des Gesteins. Ich trete näher, das Summen der Fliegen dröhnt mir in den Ohren. Mit beiden Händen greife ich in die Früchte. Sie sind verfault. Es ist bereits Mittag. Ein Schlag auf der Schulter. Was?
»Steh endlich auf!«
Das Licht schmerzt in den Augen. Ich drücke das Gesicht ins Kissen.
»Ist dir alles egal?«, fragt Papa.
»Nein.« Meine Zunge fühlt sich an wie die eines Fremden.
»Liegst bloß rum, bemitleidest dich selbst. Zum Reden ist Zeit.«
»Zu hell.«
»Was?«
»Die Sonne.«
Durch meine Finger hindurch sehe ich, wie Papa in der Bewegung verharrt und aus dem Fenster starrt.
»Was redest du? Es ist grau, seit Wochen.« Er wirft die Decke über das Bettende. Ich krümme mich in der Kälte zusammen, wickle die Arme um die Beine.
»Steh auf, Kaffee ist in der Kanne. Du kannst nachkommen, wenn du fertig bist.« Ich nicke gegen die Schwere meines Kopfes an.
*​
Major springt auf, als ich die Küche betrete. Seine feuchte Nase hinterlässt Tupfen auf meinem Bein.
»Bist du auch so müde, hm?« Ich schließe den Rollladen und hole die Wolldecke aus dem Wohnzimmer. Major schiebt seinen Kopf auf meinen Schoß. Er weiß, wann ich ihn brauche.
»Du spürst es auch.« Er schnaubt als Antwort, sieht mich mit warmen Augen an.
Papa hat mir Kaffee eingeschenkt, bevor er los ist. Der erste Ring hat sich bereits gebildet. Ich öffne die Milchflasche und gieße aus, doch es kommen nur gelbliche Flocken zum Vorschein. Ich lasse die Flasche fallen. Scherben und schale Milch auf dem Tisch, auf den Fliesen, auf Major. Er leckt sich die Schnauze.
Die Tränen überraschen mich. Sie sind einfach da, wie das Meerwasser auf den Fenstern.
*​
Ich öffne die Augen. Grünliches Licht fällt durch die Lamellen der Jalousie.
»Bráulio.«
Ich drehe mich um, spüre die Kälte des feuchten Bettbezugs an meinem Gesicht.
»Papa?«
Er sitzt am Bettrand, die Hand in meinem Nacken. Die Deckenlampe ist zu hell. Ich drehe den Kopf zur Seite, sehe die Rillen der staubigen Cordhose.
»Wie geht’s dir? Du schläfst viel.« Seine Stimme klingt anders. Warm, wie die der alten Männer, die am Hafen Witze erzählen und Netze für ihre Söhne knüpfen.
»Kannst du …« Ich schließe die Augen. Papa weiß, was ich meine, steht auf und schaltet das Licht aus. Dann setzt er sich wieder.
»Wir haben nich viel geredet in letzter Zeit.«
»Hm.«
»Ist alles okay?«
Ich versuche mich an einem Lächeln, aber scheitere. Stattdessen nicke ich.
»War ein langer Tag.«
Papa streicht mir über den Kopf. Seine Haut riecht wie früher. Es gab keinen Tag, an dem er nicht voller Erde nach Hause kam und versuchte, Hände und Fingernägel mit Schafsmilchseife sauber zu kriegen. Dann rief er »Monstrinho!« und ich rannte los, raus aus meinem Zimmer, zwei Stufen auf einmal, um mich vom letzten Absatz aus in seine Arme fallen zu lassen. Erde und Schafsmilch. Dann wurde Ana geboren. Aus einem kleinen Monster wurden zwei. Monstrinhos.
»Es is erst morgen. Sieben gleich.«
Ich sehe ihn an, seine Silhouette zeichnet sich im fahlen Licht ab. »Ich hab gehört, wie du weinst. Vielleicht denkst du, es is mir egal, aber …« Ich kann sein Gesicht nicht sehen, aber ich höre, wie er atmet. Schwer und schnell, wie die Rinder, wenn Major ihnen aus Spaß auflauert, sie aufschreckt in ihrer gemäßigten Ruhe. »Is es nich.«
»Was?«
»Egal. Es is mir nich egal, was mit dir is.«
»Okay.«
Die Stille schafft Raum für die Geräusche der Insel. Das Meeresrauschen schwillt an, genau wie das Ticken des Weckers. Es sind Töne, an die man sich gewöhnt hat. Die in Vergessenheit geraten, bis man an sie erinnert wird.
»Du musst nich mit zu den Rindern. Is schweinekalt draußen.«
Ich nicke.
»Schlaf so viel du willst. Ich wart auf dich, bis du wieder Kraft hast.«
Er küsst mich auf die Stirn. Dann geht er, schließt lautlos die Tür. Ich ziehe die Decke bis zu den Schläfen. Draußen fällt Asche vom Himmel. Sie tanzt auf jeder Böe, so leicht ist sie. Ich schließe die Augen, damit ich die Flocken nicht sehen muss.
*​
Major kennt den Weg. Ich lasse mich ziehen, stolpere über Lehmbrocken, Wurzeln und Vogelkadaver. Mein Blick huscht über den Boden, über die Körper der Tiere. Zwischen all den braunen und beigefarbenen Federn leuchtet ein kleiner hellblauer Punkt auf. Mir wird schlecht.
»Major«, sage ich. Ein Flüstern, aber nicht für Hundeohren. Er winselt.
Zweimal falle ich hin, schlage mir die Knie auf. Ich schmecke Blut und spucke aus. Die Luft ist dünn, jeder Atemzug scheint die Muskeln zu lähmen. Weiter.
Der Caldeirão eröffnet sich vor uns. Die grüne Sonne steht tief. An den Flanken des Kraters gären die aufgeblähten Körper der Rinder. Hunderte liegen verstreut in den Hügeln des Inselgrases. Der Wind trägt die Süße der Verwesung mit sich. Ich spucke erneut aus.
»Weiter.« Major zieht.
Die letzten Schritte knirschen. Ich kann meine Spuren im weißen Salz sehen, dass sich am Seeufer gesammelt hat. Das Wasser schlägt Blasen und riecht säuerlich, wie schlechter Wein.
Ich brauche all meine Kraft, um die Steine aus dem Salz zu ziehen. Drei Stück passen jeweils in die Taschen des Parkas. Meine Hand blutet. Der Schmerz schüttelt mich wach.
Ich ziehe die Schlaufe von meiner Hand und lege die Leine auf den Boden. Major sieht mich an. Um seine dunklen Augen wachsen erste graue Haare. Es fällt mir erst jetzt auf. Er wartet auf Worte von mir, aber ich weiß nicht, was ich sagen soll, außer, dass es mir leidtut. Und wieder weine ich.
»Geh schon.«
Ja, ich hab es gesehen, Ana. Ich hab’s gesehen. Der Drache flog. War mir egal. Ich war zu müde für diesen Scheiß. Lass du ihn fliegen, hab ich gesagt, wir sehen’s von hier aus. Dann nahm ich noch nen Zug, weil ich glaubte, vor Langeweile einzugehen. Der Wind war stark, der Kratersee schlug kleine Wellen. Selbst die Fischer wollten nicht ausfahren. Zu gefährlich.
Die Steine sind schwerer als gedacht. Auf allen Vieren zum Ufer. Es ist kalt. Das Wasser kriecht die Jeans hoch, die Ärmel des Pullovers. Bráulio. Ich habe eine Scheißangst.
»Bráulio!«
Wenn alles schwer ist, wird es leichter, loszulassen. Ich atme Wasser ein, ziehe es in die Nase, in den Rachen. Es brennt wie der Wodka, den David mitbrachte. Brennt im Brustkorb wie der erste Zug auf Lunge, bitterer Harz und Tabak. Brennt wie die Augen nach dem Schlafen in der Nachmittagssonne, als wir wieder aufwachten, allein am Caldeirão.
»Bráulio!«
Papas Stimme. Ich will vergessen, wie sie klang, als David und ich daheim ankamen. Ohne Ana. Da war nur Angst. Nur Panik.
»Was tust du?«
Er packt mich an der Kapuze. Ich sehe Wasser, Papas Gesicht, Gras. Die Rillen seiner Cordhose. Dann nichts.
*​
Papa setzt sich neben mich. Die Plastiksitze knarzen unter seinem Gewicht. Er steckt die Hände in die Jackentaschen und zieht die Nase hoch.
»Kalt, wa? Wo is David?«
»Der ist drinnen und holt Tee.«
Ich meine, ein kleines Lächeln zu sehen. Dann fällt sein Blick auf das Heft, das auf meinem Schoß liegt. Meerestropfen sammeln sich auf dem Plastikumschlag. Matemática steht darauf. Und mein Name, in enger Kugelschreiberschrift.
»Wozu is das gut?«
»Dr. Correia sagt, ich soll alles aufschreiben und sehen, wie’s vorwärtsgeht.«
»Hm«, sagt er. »Wenn wir in Flores sind, kauf ich dir was Richtiges. Ein Tagebuch aus schönem Leder, was meinst?«
Ich nicke und betrachte ihn, seine rote Nase, die weichen Wangen, die Augen, die verfrühte Schatten werfen und denen man Anas Fehlen ansieht. Wann saßen wir das letzte Mal so beieinander? Ich rücke näher, lege meinen Kopf auf seine Schulter. Erde und Schafsmilch.
»Tut mir leid.«
Ich spüre, dass er nickt.
»Ich weiß.«
Er legt seine Hand auf meine. Corvo liegt hinter uns wie ein ins Meer gestürzter Fels. Die Sepiasturmtaucher fliegen wieder. Ich höre sie noch schreien, aber weit entfernt.

 

Wow. Da gibt es wirklich viel in diesem Text, dass ich sehr mag!
Besonders, wie mir eine fremde Welt erklärt wird, eine exotische Realität.

Von der Existenz von Sepiasturmtauchern habe ich hier zum ersten Mal gehört und habe meinen Impuls, erst einmal gründlich zu googlen, nur schwer unterdrücken können.
So bin ich immer noch in dem schönen Zwiespalt, ob es sich dabei um echte Vögel handelt, oder um Deine Schöpfung. Da bleibe ich dann auch gerne.

Einen Satz wie:

Die Zugluft bewegt die Tassen an ihren Haken. Wenn sie aneinandertreffen, klingt es wie das Ticken einer Uhr.

... hätte ich auch gerne selber geschrieben!

Allerdings muss ich bemerken, dass ich vieles auch nicht verstehe. Vor allem: Wer ist Ana? Des Erzählers kleine Schwester? Und ist sie beim Drachensteigenlassen verunglückt? Und nun ist der Erzähler so depressiv, dass er versucht, sich zu ersäufen?

Trotzdem sehr gerne gelesen! Liebe Grüße, Oliver

 

@Sisorus

Feuchte Augen meinerseits wurden erreicht. Kritik gibt's später oder morgen früh, wenn ich nicht am Handy tippe ;)

Haha, was will man mehr als das? :rotfl:Da braucht es keine literarische Revolution, davon bin ich weit entfernt! Tausend Dank dir, na dann freue ich mich sehr auf die ausführliche Variante von deinem Kommentar. ;)

Viele liebe Grüße bis dahin!

PP

@Herr Wunderlich

Cool, dass du bei mir kommentierst, ich weiß garnicht, ob wir uns hier schon mal geschrieben haben? ;)

Besonders, wie mir eine fremde Welt erklärt wird, eine exotische Realität.

Danke dir! Corvo ist die kleinste Insel der Azoren, also quasi halb exotisch, wenn man so will. Sie gehört zu Portugal und umfasst (momentan) wohl so um die 500 Einwohner.

So bin ich immer noch in dem schönen Zwiespalt, ob es sich dabei um echte Vögel handelt, oder um Deine Schöpfung. Da bleibe ich dann auch gerne.

Na dann mische ich mich da auch nicht ein. ;) Freut mich aber sehr, wenn ich dich mitnehmen konnte, auf Corvo und seine Welt.

Allerdings muss ich bemerken, dass ich vieles auch nicht verstehe. Vor allem: Wer ist Ana? Des Erzählers kleine Schwester? Und ist sie beim Drachensteigenlassen verunglückt? Und nun ist der Erzähler so depressiv, dass er versucht, sich zu ersäufen?

Haha, interessant, dass du sagst, du verstehst vieles nicht. Treffer, versenkt würde ich sagen. Hundert Punkte an Herrn Wunderlich! :lol: Du liegst exakt richtig.

Trotzdem sehr gerne gelesen! Liebe Grüße, Oliver

Schön, dich hier als Kommentatoren unter meiner KG zu haben!

Bis bald und liebe Grüße, PP

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @PlaceboParadise,

ich habe mich wirklich schon sehr auf deine neue Geschichte gefreut, denn so aufmerksam und hilfreich, wie du seit Anfang an hier kommentierst, war eigentlich klar, dass da was Gutes dabei rumkommen wird. :) Und was soll ich sagen: Erwartungen voll und ganz erfüllt, ich finde die Geschichte wirklich absolut gelungen. :thumbsup:
Und es ist zu spüren, dass du sie richtig reifen lassen hast!

Ich werde volljährig und ein Sturm naht. Ist das ein Zeichen? Die Warnung für Corvo kam heut morgen rein, aber bis jetzt sieht’s noch ganz gut aus. Die Sonne scheint und die Wolken ziehen schnell, würde sagen, der Wind hat so 30 Knoten.
Der Titel deutet ja sprachlich darauf hin, dass die Story vermutlich etwas mit Portugal zu tun hat, was mich persönlich besonders freut, weil ich da im Juni hinfahre :) und gerade mit Duolingo versuche, mir ein paar Brocken Portuguese beizubringen (u.a. so sinnvolle Sätze wie: Meine Schildkröte trinkt kein Bier … :lol:). Die kleine Azoreninsel Corvo kannte ich nicht, habe ich schnell gegoogelt – und du hast dir ein wunderbares Setting für die Geschichte ausgewählt. Warst du dort schon mal? So, wie du es beschreibst, denke ich, ja.
Die beste Nachricht: David kommt! Er nimmt Papas Rinder mit nach Flores. Und bringt Gras für mich mit. Hoffentlich vergisst er’s nicht.
Hier weiß ich noch nicht, wer David ist, was mich kurz stört, man könnte auch denken, es ist der ältere Bruder, aber später wird es dann ja deutlicher, und damit stört es mich dann wieder nicht mehr.
Sie liegt mir seit Wochen mit dem Drachen in den Ohren. »Du hast ihn gemacht, also musst du dabei sein, wenn er fliegt.« Muss ich echt? Ich wäre auch gern wieder so begeistert wie eine Fünfjährige.
Auch hier, man weiß nicht genau, wer die kleine Ana ist, aber auch das wird später klar. Also, eine schöne Art, die Personen so nach und nach einzuführen. Muss ich echt? finde ich auch sehr gelungen, es zeigt zum einen die Genervtheit deines Prots, aber man erkennt auch die Gutmütigkeit des älteren Bruders.
Hier ist alles eng, viel Wind und keine Luft.
Eigentlich gibt es nichts weiter als ganz viel Luft – aber trotzdem nicht genug für deinen Prot zum Atmen - das ist wunderschön ...
Die Sepiasturmtaucher nisten zwei Kilometer entfernt, aber der Sturm trägt ihre Rufe zusammen mit dem Meer über die Insel.
Auch einfach schön!
Aua. Aua.
Sie klingen wie die Kinder auf dem Rollfeld, wenn sie in der Abendsonne Fahrradfahren üben und sich die Knie aufschlagen.
Damit gelingt es dir wunderbar, die Abgeschiedenheit und Einsamkeit dieser kleiner Insel zu zeigen, wo die Kinder auf der Rollbahn spielen. Top!
Statt einer Sonne scheint Grau aus dem Meer aufzusteigen.
Führt etwas in die Irre, das „scheint“. Weil man denkt, die Sonne scheint, aber dann scheint das Grau ...
Er scheint immer wach zu sein
Und hier scheint es gleich weiter, vllt.: Es kommt mir so vor, als wäre er immer wach.
Abends versuche ich, ihn zu hören, ein Stühlerücken oder die Eisentür des Kamins. Aber ich schlafe ein, bevor er nach Hause kommt.
Das finde ich etwas verwirrend, oder - wann geht dein Prot denn schlafen? Dass er schon schläft, wenn der Vater heimkommt, wie ein kleines Kind? Das ist doch noch vorher...
Der Wind lässt die Fensterscheibe knacken.
Aua. Aua.
Ich stehe auf.
Schön, diese Wiederholung der Lautmalerei.
Ich bleibe sitzen, lasse den Wind mitnehmen, was er möchte. Servietten wirbeln über den Boden, die Bilderrahmen klackern an der Wand.
Auch schön! Ich sehe, wie er da sitzt.
Ein Sepiasturmtaucher. Er hält ruhig, als ich ihn aufhebe. Sie werden vom Licht der Häuser angelockt.
Vielleicht das Kursive ans Ende, dann ist der Bezug klarer?
»Allein schafft er’s nicht«, schreie ich Major entgegen und werfe den Vogel in die Luft. Es dauert keine Sekunde, bis sich sein Körper entfaltet.
Dass er dem Hund erklärt, warum er den Vogel hochwirft … Sicher wolltest du nicht so tellen, oder?;) Aber ab und zu, ganz kurz, macht das ja auch mal nichts.
3. Oktober 17, mittag
Ich beginne wieder zu schreiben, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll. Alles braucht Zeit, das weiß ich.
Okay, hier wird klar, dass irgendwas passiert ist, denn es ist nun ja bereits Herbst, wo er doch eigentlich in Lissabon sein wollte ...
Wo man auch ist auf Corvo, das Meer ist auch dort. Der Caldeirão ist mit Nebel gefüllt wie eine übergroße Milchschüssel und selbst der Wind schafft es nicht, sie zu leeren.
Tolles Bild! Ich denke, du warst schon dort!
»Major!« Ich rufe ein letztes Mal, obwohl ich weiß, das er jetzt Wolf ist und keinen Befehlen gehorcht.
dass. Das finde ich klasse: dass er jetzt Wolf ist ...
Die Haut wirkt weich wie die eines Puddings
Das klingt etwas hochgestochen, auch wenn es natürlich richtig ist, aber vllt. so irgendwie: weich wie bei einem Pudding
»Alles gut.« Ich schlinge die Arme um seinen lebendigen Körper. Hundefell riecht nach Vanille und Fett und manchmal nach Trost.
lebendigen: klar, als Kontrast zu dem toten Rind, aber mich hat es etwas rausgehauen, weil es ja klar ist, das der Hund lebendig ist. Vllt. besser warmen Körper?
Ich höre mich atmen, die Wellen, die die Küste angreifen, das kratzige Brüllen der Rinder. Und dann weiß ich es. Einfach so. Das ist das Ende der Welt.
Ich weiß es noch nicht. Aber du machst es spannend, wirklich gut. :thumbsup:
Der Wind hat sich im Laufe des Vormittags gelegt und wird von Corvos Fischern abgelöst, die am Hafen ihre Boote für den ersten Fang des Tages vorbereiten.
Wie – lösen die Fischer den Wind ab? Hä? ;)
»Ich saß schon als Kind gern auf den Treppen, genau wie ...«
Klingt auch etwas geschraubt für wörtliche Rede … Vllt. Ich hab hier schon immer gern hier gesessen ….
Sein wettergeformtes Gesicht, jung und erwachsen zugleich, das beste von beidem. Glatte, braune Haut und ein nachdenklicher Knick zwischen den Augen, der ihm etwas Grüblerisches verleiht.
Das nachdenklich würde ich streichen, weil danach ja schon grüblerisch kommt, aber sonst finde ich das auch wieder sehr toll beschrieben, alle Achtung!
»Ich hab ewig nix von dir gehört. Du musst mir sagen, wie’s dir geht, klar?«
Klingt irgendwie unecht, der erste Satz. Vorschlag: Warum hast du nichts mehr von dir hören lassen, Mann?
»Ich geh nach Lissabon.« David zieht die Mütze ab und streicht sich über die Haare.
»Was?«
»Macht für mich mehr Sinn. Die zahlen mir das Doppelte fürs Importieren der Rinder.«
Hier war mir kurz nicht ganz klar, wer spricht, weil ja auch dein Prot nach Lissabon wollte.
Ich hätte ihm sagen sollen, dass er bleiben kann. Das Geld bald keine Rolle mehr spielen wird. Wie alle anderen Dinge.
Hier frage ich mich natürlich, wieso, aber auch das wird gegen Ende immer deutlicher. Dein Prot sieht in den ganzen (eingebildeten?) toten Tieren und verdorbenen Früchten tatsächlich Vorboten für das Ende der Welt …
Auf dem Kieselweg vor unserem Haus liegen tausende tote Bienen. Für den Wind ist es ein Leichtes, die Chitinpanzer über den Boden zu wehen. Fast sehen sie aus wie die Blüten vertrockneter Hortensien.
Das sieht nur er, oder?
Hab gestern den Sepiataucher gefunden, auf den Treppen vorm Haus. Genickbruch.
Wahrscheinlich auch hier.
Kiloweise Trauben drängen sich aneinander, dunkel und satt wie die Farbe des Gesteins. Ich trete näher, tauche die Hände in die Früchte. Sie sind verfault. Das Summen der Fliegen dröhnt mir in den Ohren. Es ist bereits Mittag.
Hier dachte ich dann trotzdem wieder erst, es wäre eine reale Szene, aber in Wirklichkeit liegt er noch im Bett … Toll gemacht.
»Ist dir alles egal?«
Hier weiß ich auch erst nicht genau, wer spricht, denn es könnte ja auch sein, dass der Prot seinen Vater fragt ...
Durch meine Finger hindurch sehe ich, wie Papa in der Bewegung verharrt und aus dem Fenster sieht.
Vllt. Kannst du eins austauschen
»Du spürst es auch.« Er schnaubt als Antwort, sieht mich mit warmen Augen an
Das ist so rührend ...
Die Tränen überraschen mich. Sie sind einfach da, wie das Meerwasser auf den Fenstern.
Und das noch mehr ...
Dann rief er »Monstrinho!« und ich rannte los, raus aus meinem Zimmer, zwei Stufen auf einmal, um mich vom letzten Absatz aus in seine Arme fallen zu lassen. Erde und Schafsmilch.
Ach, Mensch ... So rührend, ohne ansatzweise kitschig zu sein!
Ur unc ih. Ana Id jau monsheo Müde müde, wir kiffen um zu flien
Weg von hir nur weh Wir sin eingeschlaf eingschlafn
Du auch.
Ich au. Ich auch Ana.
Puh, das macht mir einen fetten Kloss in den Hals ...
Der Caldeirão eröffnet sich vor uns. Die grüne Sonne steht tief. An den Flanken des Kraters gären die aufgeblähten Körper der Rinder. Hunderte liegen verstreut in den Hügeln des Inselgrases.
Das Ende der Welt ist da ... :eek:
Major sieht mich an. Um seine dunklen Augen wachsen erste graue Haare. Es fällt mir erst jetzt auf.
Da sind superschöne kleine Details in deiner Geschichte, PP!
Ja, ich hab es gesehen, Ana. Ich hab’s gesehen. Er flog. War mir egal. Ich war zu müde für diesen Scheiß. Lass du ihn fliegen, hab ich gesagt, wir sehen’s von hier aus. Dann nahm ich noch nen Zug, weil ich glaubte, vor Langeweile einzugehen.
Ich verstehe ihn ...
nichts.
*

02. März 2018, 11.30 Uhr

Der Wind ist kühl, aber die Sonne ist schön warm auf der Haut. Noch ungefähr zwanzig Minuten, dann sind wir in Flores. Sind nicht viele um diese Zeit auf der Fähre unterwegs. Mariana passt auf die Rinder auf, damit Papa bei mir sein kann. Zumindest die ersten beiden Wochen, bis ich die SSRI absetzen kann und nur noch Lithium nehmen muss.

*

Die Sternchen hast du vergessen, in die Mitte zu rücken. Und deine Absätze sind manchmal etwas gequetscht, da kannst du besser nochmal schauen.
Am Schluss habe ich nicht ganz verstanden, wohin genau sie jetzt fahren, nach Lissabon zur Ausbildungsstelle, oder nur auf die nächgrößere Insel? Zu einer Behandlung?
… Ledereinband.
»Sollen wir in Flores ein Neues kaufen?«
Hier kannst du die wörtliche Rede gleich neben dem letzten Wort anschließen, spricht ja immer noch der Vater.
Ich betrachte ihn, seine rote Nase, die weichen Wangen, die Augen, die verfrühte Schatten werfen und denen man Anas Fehlen ansieht.
Ich bin wirklich begeistert von deinen Details!
Er legt seine Hand auf meine und zieht die Nase hoch. Corvo liegt hinter uns wie ein ins Meer gestürzter Fels. Die Sepiasturmtaucher fliegen wieder. Ich höre sie noch schreien, aber weit entfernt.
Da ist alles drin, was ein berührender Schluss braucht: Wärme, Trauer, Hoffnung …
Also, lieber PlaceboParadise, ich bin total angetan von deiner neuen Geschichte, Hut ab!

Liebe Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

@PlaceboParadise

Junge, Junge, das ist ein dolles Ding, das du da hinlegst, Placebo. Du hast mich von der ersten Zeile an im Sack. Die Geschichte kommt so authentisch um die Ecke, dass es wirkt, als wärst du dabei gewesen. Sie atmet vor allem auch durch die genauen Beobachtungen, die Sorgfalt und die gesättigte Atmo.

Seine Schnauze ist heiß vom Feuer.
Die Zugluft bewegt die Tassen an ihren Haken. Wenn sie aneinandertreffen, klingt es wie das Ticken einer Uhr.
Es dauert keine Sekunde, bis sich sein Körper entfaltet.
Der Caldeirão ist mit Nebel gefüllt wie eine übergroße Milchschüssel
Damals roch er nach dem Lavendel-Weichspüler, den seine Mama immer benutzte. Heute nach Motoröl und Marlboro.
Für den Wind ist es ein Leichtes, die Chitinpanzer über den Boden zu wehen. Fast sehen sie aus wie die Blüten vertrockneter Hortensien.
Seine feuchte Nase hinterlässt Tupfen auf meinem Bein.
Ich betrachte ihn, seine rote Nase, die weichen Wangen, die Augen, die verfrühte Schatten werfen und denen man Anas Fehlen ansieht.
Ich könnte weitermachen, es gibt noch so viele weitere Stellen.

Die Geschichte dreht sich um Schuld, um das Monstrinho, das Bráulio früher im Spiel war und das sich als Menetekel durch den Lauf der Dinge auf bittere Art bewahrheitet. Zugleich verfolgt ihn das zweite, kleinere Monstrinho namens Ana mit Bildern, die er nicht vergessen kann und die ihn final in seinen Suizidversuch treiben. Cleverer Bezug, dass er sich auf die gleiche Art das Leben nehmen will, wie auch Ana gestorben ist. Da schimmert eine große Reife des Textes durch.

Du baust geschickte Klammern ein wie das Schreien der Sepiataucher, das anfangs wie das alarmierende Schreien kleiner Kinder klingt und das er am Ende zwar noch hört, aber weit entfernt. Auch das hier:

»Allein schafft er’s nicht«, schreie ich Major entgegen und werfe den Vogel in die Luft. Es dauert keine Sekunde, bis sich sein Körper entfaltet.
lässt wieder eine Verbindung zum Drachenfliegen und seiner Tragik entstehen. Egal, ob gewollt oder nicht, ich finde das großartig.

Dann der Vater, auf den er immer wieder zurückfällt, als Sinnbild und Inkarnation seiner harten Heimat,

Ich rücke näher, lege meinen Kopf auf seine Schulter. Erde und Schafsmilch.
die ihm mal zuviel abverlangt, mal liebkost, aber nie im Stich lässt.
Die Frage die sich aufwirft, ist: Kann man seiner Schuld entkommen, gibt es Vergebung und wenn ja, wie? Bráulio will die Erlösung, indem er Gleiches mit Gleichem vergilt und wird durch den Vater gerettet. Die Heimat ist es, die nimmt und gibt.

Placebo, das ist großes Kino. Danke für die Geschichte.

Peace, Linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @PlaceboParadise,

war schon lange gespannt auf Deine (gezielt beiläufig:cool:) angekündigte Geschichte – und trara: Da ist sie ja! Gutes Beispiel für ‚Gut Ding will Weile haben’. Auf mich wirkt der Text gereift und sorgfältig überarbeitet. Eine gute Basis, einen vernünftigen Kommentar dazu zu schreiben, weil ich jetzt davon ausgehen kann, dass auch Stellen, wo ich vielleicht ein bisschen stolpere, vom Autor so und nicht anders gewollt sind.
Dass meine Ansichten unmaßgeblich sind, ist ja klar.

22. Juni 17, 10 Uhr
Ich werde volljährig ...

Demnach ist er vor achtzehn Jahren am 22. Juni 17, 10 Uhr geboren. Richtig?

... bringt Gras für mich mit.
Noch ist nicht klar, wer erzählt. Könnte an dieser Stelle ein Rindvieh sein. Oder der Prota, der Futter für seine Tiere braucht. Oder - ach so ...

Der Wind hat sich im Laufe des Vormittags gelegt und wird von Corvos Fischern abgelöst, ...
Kleines Fragezeichen. Die Fischer lösen den Wind ab?

Für den Wind ist es ein Leichtes, die Chitinpanzer über den Boden zu wehen.
Mich stören die wissenschaftlichen ‚Chitinpanzer’; vielleicht: ‚ihre Hüllen’?

02. Nov 17, uhr
Oh, oh.
Aber macht nichts. Muss ich eben zweimal lesen. Ich lass mich nicht sehr gern auf mir verschlüsselt erscheinende Texte ein, egal ob irgendwas geträumt oder fantasiert oder durch Medikamente halluziniert wird – das ist mir zu willkürlich, zu distanziert von der einschätzbaren Realität, weil der Autor sagen kann: Doch, doch, das ist so; das sind die typischen Symptome.

Wir hatten schon Texte im Forum, bei denen der Leser medizinische Kenntnisse oder direkte / indirekte Erfahrungen mit allen möglichen Krankheiten haben müsste, um sie zu verstehen – aber das ist nicht mein Bier.

Hier, lieber PlaceboParadise, endete meine Sympathie für Deinen Text, als ich las:

Zumindest die ersten beiden Wochen, bis ich die SSRI absetzen kann und nur noch Lithium nehmen muss.

Jo, was jetzt? Googeln, was sonst:sconf:. Meine Lesefreude ist allerdings im Eimer, mich überkommt der Frust. Wieso verdammt, frage ich mich, muss dieser Scheißdreck auftauchen in dieser gewaltigen, gewalttätigen Natur, die Du so toll beschrieben hast; Corvo, Flores, Lissabon – genau so gewaltig in ihrer Gegensätzlichkeit, völlig unterschiedliche Lebensentwürfe. Das hätte doch hundertmal gereicht für eine packende Geschichte, wo Leben und Tod so eng beeinander sind! Aber nein – kommen dieses Scheiß-SSRI und das beschissene Lithium ins Spiel und die Freude ist dahin.

Nimm’s nicht krumm, ist nur meine ganz private Meinung. Bin richtig angefressen.

Dein Talent hätte dieses überflüssige Zeugs wirklich nicht nötig gehabt. Trotz alledem: Du schreibst wie ein Weltmeister, viel hätte ich zu zitieren, was mir besonders gut gefallen hat – aber weil ich verärgert bin, mache ich das nicht.:hmm:

Trotzdem viele Grüße und ein Kompliment für Deine Arbeit als Autor!
José

 

Sodele, jetzt mach ich mich mal an die Kommentare. ;)

@Raindog

Und was soll ich sagen: Erwartungen voll und ganz erfüllt, ich finde die Geschichte wirklich absolut gelungen. :thumbsup:

DANKE! :herz:

(u.a. so sinnvolle Sätze wie: Meine Schildkröte trinkt kein Bier … :lol:

Hahaha, ich hab mich totgelacht, als ich das gestern noch auf meinem Handy gelesen habe. :D Wir lernen grad mit Duolingo französisch, aber so weit sind wir noch nicht. ;) Vielleicht kommt da ja dann: »Mein Reh möchte keine Maccarons.« oder so. ;)

Warst du dort schon mal? So, wie du es beschreibst, denke ich, ja.

Ich muss gestehen, das ich nicht dort war. Aber ich wollte mal hin und ich hatte mal darüber nachgedacht, ein Buch zu schreiben, dass auf dieser Insel spielt, daher habe ich bereits viel Informationsmaterial dazu gelesen, Filme angesehen, Urlaubsdokus von anderen.

Muss ich echt? finde ich auch sehr gelungen, es zeigt zum einen die Genervtheit deines Prots, aber man erkennt auch die Gutmütigkeit des älteren Bruders.

Danke dir, das war eine Herausforderung. Bráulio einerseits zu einem typischen Teenager werden zu lassen, andererseits aber auch rüberzubringen, dass er seine kleine Schwester liebt ... aber eben auf diese ruppige Art, wie Teenager das eben tun. :)

… Sicher wolltest du nicht so tellen, oder?;)

Haha, ist mir garnicht aufgefallen. :D Ich mache das echt manchmal, das ich meinen Haustieren erkläre, was ich tue. Gerade bei Hundebesitzern hab ich es schon oft erlebt. Vor allem die, die einsam sind. Aber guter Punkt, ich denke drüber nach. :)

Wie – lösen die Fischer den Wind ab? Hä?

Das find ich schön, das lass ich so :P Naja, der Wind geht ... und im selben Zuge kommen die Fischer, um auszufahren. Sie haben ja förmlich drauf gewartet.

Dein Prot sieht in den ganzen (eingebildeten?) toten Tieren und verdorbenen Früchten tatsächlich Vorboten für das Ende der Welt …

Das tote Rind ist echt ... und dieser Vorfall löst quasi die emotionale Achterbahnfahrt in ihm aus. Seine Depression beginnt und verschlechtert sich rapide. Dadurch formt sich auch sein Blick auf die Welt. Er wird lichtempfindlicher, müder, lethargischer und bildet sich Dinge ein.

Ach, Mensch ... So rührend, ohne ansatzweise kitschig zu sein!

Danke. :schiel: Uff, die Königsdisziplin. (Nach der Sex-Szene) :D

Am Schluss habe ich nicht ganz verstanden, wohin genau sie jetzt fahren, nach Lissabon zur Ausbildungsstelle, oder nur auf die nächgrößere Insel? Zu einer Behandlung?

Genau das. Flores ist die Nachbarinsel. Dort gibt es eine Psychologin.

Da ist alles drin, was ein berührender Schluss braucht: Wärme, Trauer, Hoffnung …

Vielen Dank dir. So schön das von dir zu hören!! Tausend Dank!!! :herz: Oh, übrigens: All die kleinen Verbesserungsvorschläge sind großartig, die übernehme ich sofort! :anstoss:

Danke dir und bis bald!!

***

Lieber @linktofink

vielen Dank für dein wundervolles Kommentar ... und natürlich die Empfehlung! Bin schon seit gestern die ganze Zeit nur am Grinsen. :D

Sie atmet vor allem auch durch die genauen Beobachtungen, die Sorgfalt und die gesättigte Atmo.

Vielen Dank. Das ist tatsächlich eines meiner liebsten Dinge beim Schreiben: Zu Versuchen, die Atmosphäre richtig einzufangen. Umso mehr freut es mich, wenn man das hinterher in den Zeilen spüren kann.

Die Geschichte dreht sich um Schuld, um das Monstrinho, das Bráulio früher im Spiel war und das sich als Menetekel durch den Lauf der Dinge auf bittere Art bewahrheitet. Zugleich verfolgt ihn das zweite, kleinere Monstrinho namens Ana mit Bildern, die er nicht vergessen kann und die ihn final in seinen Suizidversuch treiben.

Ganz genau. :thumbsup:

Cleverer Bezug, dass er sich auf die gleiche Art das Leben nehmen will, wie auch Ana gestorben ist. Da schimmert eine große Reife des Textes durch.

Danke dir! a, ich hatte mir überlegt, was natürlich wäre, wo er auch am einfachsten dran käme, aber eine Schusswaffe erschien mir dann zu martialisch. Vor allem, weil oft berichtet wird, das es nicht einfach ist, sich zu erschießen. Außerdem bräuchte der Vater wohl kaum eine Schusswaffe auf Corvo, es gibt so gut wie keine Kriminalität und keine Wildtiere. Daher der See ... mir erschien es auch sinnig, das er an diesen Ort zurückkehrt.

lässt wieder eine Verbindung zum Drachenfliegen und seiner Tragik entstehen. Egal, ob gewollt oder nicht, ich finde das großartig.

Tatsächlich gewollt. Umso schöner, wenn du die kleinen Details im speziellen so lobst. :shy: Sein Ausruf: »Allein schafft er's nicht!« gilt auch ihm selbst, ein kleiner Hinweis darauf, das er die Hilfe genauso benötigen wird. Das mit den Vögeln ist übrigens ein reeles Problem auf Corvo. Die Sepiasturmtaucher fliegen nachts und werden tatsächlich von den Lichtern der Häuser angelockt. Wenn man sie nicht wieder in die Luft wirft, bleiben sie in ihrer Schockstarre sitzen und sterben. Daher muss man sie in die Luft werfen, um ihnen Starthilfe zu geben.

die ihm mal zuviel abverlangt, mal liebkost, aber nie im Stich lässt.

:anstoss:

Die Frage die sich aufwirft, ist: Kann man seiner Schuld entkommen, gibt es Vergebung und wenn ja, wie? Bráulio will die Erlösung, indem er Gleiches mit Gleichem vergilt und wird durch den Vater gerettet. Die Heimat ist es, die nimmt und gibt.

Ich hätte es nicht besser zusammenfassen können ... was soll ich sagen. 100 Punkte! :bounce:

DANKE noch einmal! Ich freue mich, dich als Kommentator zu haben und hoffe auf baldiges Wiederlesen.

Viele liebe Grüße, PP

***

Hallo @josefelipe

wow, haha, ein wilder Kommentar! :lol:

war schon lange gespannt auf Deine (gezielt beiläufig:cool:) angekündigte Geschichte – und trara: Da ist sie ja!

Gezielt beiläufig? :D Wo hab ich das getan? Unter der Story von hell? Das war aber keineswegs kokettiert, ich hatte tatsächlich keine Ahnung und diverse Ansätze für Geschichten. :hmm:

Demnach ist er vor achtzehn Jahren am 22. Juni 17, 10 Uhr geboren. Richtig?

Ne, wenn schon ist er am 22. Juni 1999 geboren ... und auch nicht um Punkt 10 Uhr, zu dieser Zeit schreibt er ja nur seinen Tagebucheintrag. ;)

Mich stören die wissenschaftlichen ‚Chitinpanzer’; vielleicht: ‚ihre Hüllen’?

Kann ich verstehen. Ich mag das Wort Chitinpanzer sehr, aber ich denk drüber nach.

Doch, doch, das ist so; das sind die typischen Symptome.

Stimmt. Andererseits wäre es doch schade, es nicht zu versuchen, oder? Das ist doch das schöne als Autor, das man da eben tiefer eindringen kann, sich Dinge vorstellen kann, die für einen Selbst außerhalb des alltäglichen Lebens liegen. Kann den Punkt aber nachvollziehen. Wenn so Halluzinationszeugs überhand nimmt, gefällt mir das als Leser auch nicht mehr. Aber ich denke, es hält sich noch die Waage. ;)

Jo, was jetzt? Googeln, was sonst:sconf:. Meine Lesefreude ist allerdings im Eimer, mich überkommt der Frust. Wieso verdammt, frage ich mich, muss dieser Scheißdreck auftauchen in dieser gewaltigen, gewalttätigen Natur, die Du so toll beschrieben hast;

Oha, so viel Frustration wegen Anti-Depressiva? :D Ich brauch doch auch wieder einen Ausstieg aus seiner Krankheit, eine Auflösung, die dem Leser am Ende zeigt, was geschehen ist. Vor allem, da der Rest der Geschichte ja bereits schon so nebulös ist. Aber auch hier kann ich deinen Punkt verstehen. ;) Ich dachte, man kennt vielleicht Lithium als Anti-Depressiva, da es schon sehr lang zur Behandlung eingesetzt wird und auch oft in der Pop-Kultur Erwähnung findet. Aber wie gesagt, ich verstehe den Punkt.

Dein Talent hätte dieses überflüssige Zeugs wirklich nicht nötig gehabt.

Danke! Aber hilf mir zu verstehen, was dich jetzt genau so sehr verärgert hat an dieser Stelle. Ich möchte es wirklich wissen! Ist es, das du die Begriffe googeln musstest und dich das aus dem Text wirft? Oder die Tatsache, dass Bráulio depressiv ist?

Du schreibst wie ein Weltmeister, viel hätte ich zu zitieren, was mir besonders gut gefallen hat – aber weil ich verärgert bin, mache ich das nicht.:hmm:

Hahaha, okay, beim nächsten Mal dann vielleicht wieder. :D Schade, hätte ich sehr gern gewusst. :Pfeif:

Trotzdem viele Grüße und ein Kompliment für Deine Arbeit als Autor!

Tausend Dank dir! Immer wieder top von dir zu hören! :D

Viele liebe Grüße, PP


***

Hallo lieber @Sisorus

danke auch für dein Bomben-Kommentar! :)

Jaaa, der Junge reflektiert das natürlich als eventuellen Zufall, aber natürlich ist es kein Zufall! Du hast mir hier ein staubtrockenes, verwaschenes, zerkautes, von Groschenheft zu Groschenheft durch die Jahrhunderte gereichtes Klischee vorgesetzt!

Urgh, du ertappst mich ganz schön. :sealed: Mit dem Anfang hadere ich auch noch. Total richtig! Ich hatte zuerst als ersten Satz: »Die Rinder sterben und ich werde volljährig.«, was wesentlich besser und spannender ist, aber dann hab ich den Part mit den sterbenden Rindern nach hinten geschoben und musste mit dem Sturm beginnen. Nunja. Es entstand ganz natürlich, ohne da irgendeine Metapher bemühen zu wollen, aber hey ... ich glaube ich brauche da nochmal ne Alternative. ;)

JA MAN! NICE! Generell der Wind als Akteur. Schön gemacht.

Danke dir!

Lass den Jungen doch einfach Vanille und Fett und Erde und Schweiß und den Rest häuslicher Wärme im Fell riechen.

Stimmt, wird geändert.

FIND ICH GUT! Also diesen Ablösevorgang. Schön bildlich. Wieder der Wind auf einer Ebene mit den Menschen. Ein Bewohner der Insel.

Haha, so unterscheiden sich die Geschmäcker. :lol: Manchen gefiel das nicht, ich finde es auch schön.

Mir zu "auf die Nase". Die Stelle klingt auf "nicht sehen muss." mMn besser aus.

Wird geändert.

Sehr pathetisch die Schlaf/Tod Symbolik, aber bei nem Tagebucheintrag lass ichs durchgehen. :P

Ja, das war eine der großen Herausforderungen, die Tagebucheinträge. Ich wollte auch nicht, das die zu pathetisch werden, aber meist sind Tagebucheinträge ja genau das. Vor allem ja auch viel innerer Monolog. In dem Fall dachte ich, geht es, weil sie ja wirklich eingeschlafen sind. ;) Damit ist der Link zur Story gegeben.

Und jemand der selbst Antidepressiva nimmt wird durchaus die Abkürzung für Selective Serotonin Reuptake Inhibitors benutzen ;) Außerdem ist das hier ja nicht Erzählstimme, sondern ein Tagebucheintrag.

Haha, ja, stimmt genau. :) Ich wollte es auch so nebensächlich wie möglich schreiben ... so wie es jemand formulieren würde, der schon seit Monaten Hemmer nimmt und jetzt kein großes Ding mehr draus macht.

Kannste Stolz drauf sein und ich mir ne Scheibe von abschneiden!

VIELEN DANK! Das ist toll. Ich erinnere mich, dass ich das auch schon zu anderen Autoren hier gesagt habe. Schön, mal auf der anderen Seite zu sein. ;)

Viele liebe Grüße, PP

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo!

Schöne Geschichte, solider Schreibstil, versiert und bündig, da kommt man schön durch die Geschichte. Anfangs ist die Kernthematik ein wenig sehr verschleiert, was den ein oder anderen vermutlich aus dem Text holt, der Schreibstil hat mich davor bewahrt auszusteigen, bevor die Intentionen des Autors endlich deutlicher wurden. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Part bezüglich David trotz dessen Nähe zur Prota wirklich wichtig ist. Ich habe diesen Teil zunächst als schön emotional empfunden, als sich die Geschichte daraufhin jedoch immer weiter von ihm entfernt hat, er komplett in die Schatten gerückt ist, war ich mir nicht mehr so sicher, ob dieser Teil wichtig für die Geschichte ist, er hat mich eher irregeführt, dachte ich doch zunächst, die Liebe zwischen den beiden stehe im Vordergrund. Klar steht er stellvertretend für die Droge, welche hier für die Fahrlässigkeit der Prota in Bezug auf ihre Schwester verantwortlich gewesen ist, und damit muss diese Beziehung ja Erwähnung finden, aber wieso dann überhaupt erst mit ihm treffen und das Treffen nicht absagen oder davonlaufen etc.? Mir wurde dem David anfangs ein zu hoher Stellenwert eingeräumt, sodass ich auf einen falschen Pfad geführt wurde, was den Inhalt der Geschichte angeht. Aber das nur so als Kleinigkeit, um überhaupt etwas zu bemängeln.

Es gab viele Textstellen, die mir sehr gefallen haben, hier nur zwei besondere:

Hundefell riecht nach Vanille und Fett und manchmal nach Trost.
Sehr schön :schiel:
Ich bleibe sitzen, lasse den Wind mitnehmen, was er möchte.
Eine sehr aussagekräftige und zugleich atmosphärische Personifikation, schön, wie viel man mit nur wenigen Worten ausdrücken kann :lol:

Ein wenig Orthographie noch? Ich bitte darum, Dopllungen zu entschuldigen.

Ich würd Papa gern alles sagen, was ich gefunden hab und das es nicht mehr lang dauert, bis alles zu Ende geht, aber er ist nich da.
dass
Ich nicke gegen die Schwere meines Kopfes an.
Leicht verständlich, was gemeint ist, aber streng genommen eher schwierig. Kann ich gegen etwas "annicken"? Vielleicht eher
Ich nicke, kämpfe gegen die Schwere meines Kopfes an.
Ich nicke, wirke der Schwere meines Kopfes entgegen.
Warte auf Abends.
abends
Ich warte auf spät abends.
Ich warte auf den späten Abend.
Dann setzt sich wieder.
er?
Auf allen vieren zum Ufer.
auf allen Vieren? Hier war ich mir sicher, dass "Vieren" groß geschrieben wird, habe allerdings noch mal nachgeschaut und widersprüchliche Ergebnisse erhalten. Erbitte Beistand.
Der Geruch von Gras. Hustensaft und Honig.
Steht hier ein Punkt statt eines Kommas?

Habe die Geschichte sehr gerne gelesen, danke für die unterhaltsamen Minuten. Ich hoffe meine Anregungen sind irgendwie hilfreich.


MfG Putrid Palace

 

Hallo PlaceboParadise

Den Einstieg finde ich sehr gelungen. Ich frage mich, welcher Sturm nun bald losgeht und wie der Junge damit zurechtkommt.
Dann das Meer. Es wirkt wie Marmor. Eine solche beeindruckende Umschreibung habe ich noch nie gelesen.
Dieser David hat einen nachdenklichen Knick zwischen den Augen. Ein interessantes Personenbild.
Trauben sind dunkel – und satt – wie die Farbe des Gesteins. Trauben haben bei dir satte Farben. Das hast du sehr schön ausgedrückt.

Liebe Grüße von
`ner flotten Biene.

 

Hey @PlaceboParadise,
is ja schon viel gesagt worden, aber Lob kann man ja nie genug kriegen, und deshalb wollte ich dir auch nochmal sagen, dass mir dein Text wirklich gut gefallen hat. Allerdings habe ich vieles auch erst beim zweiten Lesedurchgang kapiert und auch da erst erkannt, wie dicht der Text gewebt ist, wer hier eigentlich wer ist, bzw. warum die so sind wie sie sind.
Aber ich finde, das macht nichts, denn ich hoffe, ich habe die Story jetzt so einigermaßen aufm Schirm. Dein Prot fühlt sich schuldig am Tod seiner Schwester, vor allem, weil er stoned war und dann eingeschlafen ist. Nun ist er depressiv, was sich in andauernder Müdigkeit niederschlägt, der Vater - den ich beim ersten Lesen als autoritären Tyrannen empfunden hab, aber das bleibt wohl nicht aus -, gibt ihm ebenfalls eine Teilschuld am Tod der Tochter und sieht ihn als totalen Loser, der nichts auf die Reihe kriegt, bis er schließlich rafft, wie schlimm es um ihn steht.
David ... Ich finde ihn nicht überflüssig, ich denke, er hat schon eine wichtige Funktion in der Geschichte, auch, wenn er mir als Person etwas zu nebulös vorkommt. Aber vielleicht wolltest du das ja gerade so haben. Durch die Dinosaurier-Spiele habe ich zunächst auch gedacht, er wäre der ältere Bruder, aber seit klar war, dass der Vater ihn nicht bei der Beerdigung haben wollte, bin ich ins Wanken geraten. Er gibt offenbar ihm die Hauptschuld an Anas Tod. Da scheint mir etwas zu sein, was über harmloses Kiffen hinausgeht. Auch wirkt David seltsam oberflächlich auf mich, da habe ich unten auch eine Textstelle zu herausgesucht.
Aber ich fang mal oben an ;):

Hier ist alles eng, viel Wind und keine Luft. Endlich Festland! Endlich eine Stadt!
Bin da nicht die erste, aber wollte dir auch nochmal sagen, dass ich das total schön fand.

Aua. Aua.
/QUOTE]
Das auch. Den Satz danach mit dem Rollfeld hätte es fast nicht mehr gebraucht, dann ist die Wirkung stärker.

Wo man auch ist auf Corvo, das Meer ist auch dort.
Ja, gruselig irgendwie. War noch nie da und habe keine Ahnung, wie das da ist, aber ich musste sofort an La Gomera denken, wo ich mal einen Winter verbracht hab. Da kam ich mir zum Schluss fast wie auf Alcatraz vor, weil einfach immer irgendwann Schluss war und die Brandung gegen die Steilküste klatschte. Man möchte den vorbeiziehenden Schiffen fast mit herumfuchtelnden Armen suggerieren, dass man gerettet werden will. So habe ich die ganze Stimmung in deiner Geschichte auch empfunden. Der Prota sitzt in der Falle.

Der Schreck verfärbt meine Stimme
Über das verfärbt bin ich gestolpert. Vielleicht eher verzerrt?

Es wirkt wie Marmor, schwer und dunkel.
Irgendwie hab ich bei Marmor immer weiß vor Augen, aber das kann auch an mir liegen.

Ja schon.« Ich nippe am Kaffee. Er ist kalt. »Ich saß schon als Kind gern auf den Treppen, genau wie ...«
Dieses ich saß klang mir in der wörtlichen Rede auch zu gestelzt. Vielleicht: Ich hab hier schon immer gern gesessen ...

»Ich hab ewig nix von dir gehört. Du musst mir sagen, wie’s dir geht, klar?«
So, das war die Stelle mit David. Beim zweiten Lesen war mir schon klar, dass er eben nichts aus dem Prot herauskriegt, vielleicht fragt er deshalb ständig, wie es ihm geht. Aber dieses klar hat sowas ... Ich weiß nicht, von der Pistole auf der Brust. Irgendwie hatte ich den Eindruck, es interessiert ihn nicht wirklich.

bis zu fünzig Kilometer weit senden kann.«
»Fünzig«, sage ich.
Fünfzig. Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob das vielleicht Absicht war, das f zu vergessen. Eben weil es gleich zweimal passiert. Nur verstehe ich den Sinn nicht ...

Auf dem Kieselweg vor unserem Haus liegen tausende tote Bienen.
Das ist auch spooky, apokalyptisch. Wobei ich hier noch gedacht habe, die Bienen wären wirklich da. Sowas kann ja passieren. Spätestens bei den ganzen toten Rindern wurde es dann aber zu abgedreht, um noch real zu sein. Du hast das wirklich toll aufgebaut. Durch das eine tote Rind ist bei dem Prot die zuvor angedeutete Psychose plötzlich durc hgeschlagen.

Etwas ist anders. Es passiert. Die Sonne is heller als sonst, grünstichig.
Auch so ein schönes apokalyptisches Bild.

Ich glaube, das wird ohne h geschrieben.

Ich betrachte ihn, seine rote Nase, die weichen Wangen, die Augen, die verfrühte Schatten werfen und denen man Anas Fehlen ansieht.
Noch so ein schöner Satz.

Also die Empfehlung hast du mMn ehrlich verdient, lieber PP. Meine allerherzlichsten Glückwünsche dazu!

Liebe Grüße,
Chai

 

Hi @PlaceboParadise ,

bin aktuell am Reisen und schreibe am Handy, daher nur kurz und ohne große Textbelege.

Ich hab die Geschichte bereits gestern gelesen. Direkt beim ersten Anlauf verstanden hab ich sie nicht, aber das ist ein generelles Problem von mir, und alle anderen scheinen es ja zu raffen. Ich habe vor geraumer Zeit mal in deine erste Geschichte reingelesen, aber wirklich gefallen hat sie mir nicht, weil ich nur schwer in die Handlung kommen konnte. Das ging hier viel leichter, es fühlt sich smoother an.
Konstruktives hab ich auch nicht, außer Lob, und davon kann man ja bekanntlich nie genug haben. Ich bin schon fast neidisch darauf sein, wie gut dir die Umsetzung gelungen ist :D. Echt sauber und schön ausgeklügelt, passt alles ineinander.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hallo liebe @Tadita

schön, dass du wieder da bist und kommentierst. :)

„Monster“ (?) – nee nee, PP schreibt keine Horror-Story; das erwarte ich nicht. Vielleicht will ich es einfach auch nicht.

Haha, sag niemals nie. ;) Ich mag auch Horrorgeschichten. Aber tatsächlich schreibe ich am liebsten über Menschen und ihre Beziehungen, ihre Probleme miteinander. Weiß ich, dass du da Fan bist von solchen Geschichten. :)

Ich bin mittlerweile beim fünften Lesedurchgang – und sehr nachdenklich geworden.

So oft? Wow! :eek: Na dann bin ich ja geehrt, das du dir so viel Zeit genommen hast für mich. Ist ja nicht die kürzeste Geschichte.

Das Gefühl der Schuld wird man nicht los; es hängt wie mit Kabelbindern festgebundene Steine an Körper und Geist. Der Vater verlagert die Schuld auf David, Bráulios Gras-Freund; nur so ist es ihm möglich, seinen Sohn zu schonen. Am Ende rettet der Vater seinen Sohn. Vergebung.
Bráulios lauter Schmerz (und das Schuldgefühl) ist nach der Zeit und dem Entzug nicht vergangen, aber leiser geworden. Vater und Sohn sind wieder zusammengerückt. Halbes Leid.

Das hast du sehr schön zusammengefasst, liebe Tadita. Genauso ist es. Der Vater gibt beiden die Schuld, aber er kann bei David agieren, ihn ausschließen und bestrafen. Den eigenen Sohn kann er nur ignorieren und versuchen, mit ihm klarzukommen.

Lieber PP, herzlichen Dank für diese berührende Geschichte, die auch ein paar Ringe in meiner Tasse hinterlassen hat.

Gern, freut mich so sehr, wenn sie die so gut gefallen hat! :herz:

Die Gedanken- und Gefühlswelt eines Menschen, der einen Schutzbefohlenen wie auch immer verliert, hätte man nicht besser beschreiben können.

Das ist ein großes Kompliment, vielen lieben Dank!! :shy:

***

Hallo @AWM

auch mir hat deine Geschichte gut gefallen und Glückwunsch zur Empfehlung.

Vielen Dank! Freut mich auch meeeeeega! :rotfl:

Schöne Geschichte jedenfalls. Besonders gefallen mir Setting und die vielen Details, die du toll formuliert hast.

Tausend Dank! :thumbsup:

Danke auch für die kleinen Anmerkungen, sind natürlich alle richtig und werden so übernommen. Tut mir leid, dass du da Verständnisprobleme hattest. Ist manchmal so, ich kenn das auch, kommt immer drauf an, was man selbst für einen Zugang zur Geschichte hat.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Part bezüglich David trotz dessen Nähe zur Prota wirklich wichtig ist.

Berechtigter Einwand. Ich habe ihn dazugeschrieben aus folgenden Gründen:
  1. Er dient Bráulio als moralische Stütze, bzw. diente. Sein Fortgehen beschleunigt zusätzlich die Abwärtspirale
  2. Er gehört als Sandkastenfreund mit zur Insel, genau wie Bráulio, ist in seiner Welt zuhause und quasi ein emotionaler Anker für den Prota. Ohne David wäre mir die Situation zu einseitig gewesen, es gäbe ja nur Vater und Prota. Zu wenig Raum für Dialog und Reflektion.
  3. David als Symbol für das Wegziehen, für die Ferne, für all das, was Bráulio eigentlich auch möchte: Ein selbstbestimmtes Leben führen.
Für mich brauchte es David zusätzlich, um ein wenig Sensibilität in die Geschichte zu bringen. Denn sonst gäbe es nur die streckenweise sehr raue Vaterfigur und den immer schwächer werdenden Bráulio. ;)

auf allen Vieren? Hier war ich mir sicher, dass "Vieren" groß geschrieben wird, habe allerdings noch mal nachgeschaut und widersprüchliche Ergebnisse erhalten. Erbitte Beistand.

Hmmh, hab nachgesehen, duden.de schreibt es klein. Geht vermutlich beides, oder? :D

Ich hoffe meine Anregungen sind irgendwie hilfreich.

Natürlich! Top! Vielen Dank dafür!

****

Hallo @Sabine Kaufmann

Dann das Meer. Es wirkt wie Marmor. Eine solche beeindruckende Umschreibung habe ich noch nie gelesen.

Das freut mich sehr, das gefällt mir auch. ;)

Liebe Grüße von
`ner flotten Biene.

:thumbsup: Gruß zurück!

***

Hallo liebe @Chai

is ja schon viel gesagt worden, aber Lob kann man ja nie genug kriegen, und deshalb wollte ich dir auch nochmal sagen, dass mir dein Text wirklich gut gefallen hat.

Uuuh, toll, dass du das sagst, vor allem, weil ich nicht weniger beeindruckt von deiner »Mensch ärgere dich nicht« Kurzgeschichte! :eek: Vielen Dank!

Leider konnte ich weiter unten irgendwie nichts mehr zitieren, weil du aus Versehen alles in ein großes Zitat gepackt hast? :D Egal, geht auch so. :)

Wegen David, guter Einwand. Ich wollte ihn nicht kühl oder distanziert darstellen, eben eher melancholisch und auf diese gewisse Weise gleichgültig, wie Teenager eben sind. Vor allem in Anbetracht des Wetters und der allgemeinen Stimmung. ;) Das er sagt: »Du musst mir sagen, wie's dir geht, klar?« ist eher vorwurfsvoll-liebevoll gemeint, im Sinne von: Ich interessiere mich für dich, ich will wissen, wie's dir geht, also lass es dir verdammt noch mal nicht aus der Nase ziehen!

Aber spannend, wie das bei dir als Leserin ankommt, ich werde nochmal drüber nachdenken, die wörtliche Rede etwas weicher und einfühlsamer zu gestalten. ;)

Danke dir für deine tollen Hinweise, Chai! :herz:

Viele liebe Grüße!

***

Hallöle @Meuvind


Ich habe vor geraumer Zeit mal in deine erste Geschichte reingelesen, aber wirklich gefallen hat sie mir nicht, weil ich nur schwer in die Handlung kommen konnte.

Haha, ja, mit der Geschichte hatten ja einige so ihre liebe Not. Vielleicht wegen den ganzen Zeitsprüngen? Wie dem auch sei, umso schöner, wenn ich dich dieses mal überzeugen konnte! :)

Ich bin schon fast neidisch darauf sein, wie gut dir die Umsetzung gelungen ist :D.

Uuuh, das freut mich ungemein! :rotfl:Aber kein Grund, neidisch zu sein, so geht es mir die ganze Zeit mit den Werken anderer Autoren. Man denkt ja irgendwie immer, dass die eigenen Sachen nie so gut sind, wie die der anderen, stimmt's? :hmm: Aber danke, dass du das sagst, ich nehm das natürlich sehr gern an. :)


Danke euch alle vielmals!!!!

Viele liebe Grüße, PP

 
Zuletzt bearbeitet:

Huch - üblicherweise „les“ ich weniger Hunde, als dass ich sie rieche als alter Liebhaber des Wolfes und seiner Derivate. Dass ich „Major“nicht mit der Nase wahrnahm – oder besser, falsch interpretierte, liegt wohl eher am „Wohlgeruch aus Vanille“. Meine Köter stinken eher nach Wolf im Schafspelz (sie schrecken auch nicht vor menschlichen Produkten ungenügender Versch(lu)issmuskulatur in freier Wildbahn zurück) und Bingo (+ 2008) roch auch schon mal nach Bier. Major jetzt entdeckt zu haben, hastu der verdienten Empfehlung durch @linktofink zu verdanken, dass ich trotz Theatertages (die Birne ist ziemlich leer) mal eben vorbeischau und nach dem ersten Durchgang (ich komm gewiss noch mal vorbei) - ich sag mal so - vorletzte Flusen auflesen will, womit ich nicht den Genitiv hierzu

»Wegen dem Sturm. ...
anmahnen will, wird doch Umgangssprache geschrieben,

lieber PP,

dass Du gut schreiben kannst, weiß ich ja und sollte bekannt sein.

Also ein kurzer Besuch nur und direkt mit der Frage: Gibt es die Zusammensetzung

Wenn sie aneinandertreffen, klingt es wie das Ticken einer Uhr.
Aneinandergeraten. einander berühren und „(auf)einandertreffen“ schon.

Warum hier das Komma?

Worte zu suchen, zwischen den Fischern und ihren Booten.

Ich hab auch einen, im Inneren ist Technik, die ein Signal bis zu fünzig Kilometer weit senden kann.«
»Fünzig«, sage ich.
„50“ Absicht (Sprachfehler?) vom Endungs-f befreit?

Da fehlt was

Dann setzt sich wieder.
Name oder Pronomen …?

Ich au. Ich auch Ana.

Also bis bald, sacht der

Friedel,

und - natürlich, einen herzlichen Glückwunsch zur Empfehlung!

 

Hallo lieber @Friedrichard

haha, das hat mich amüsiert. :D

Dass ich „Major“nicht mit der Nase wahrnahm – oder besser, falsch interpretierte, liegt wohl eher am „Wohlgeruch aus Vanille“.

Wohlgeruch habe ich nicht geschrieben, das hast du gesagt. :D Aber ich meine mich zu erinnern, das, wenn Hunde nicht völlig verdreckt sind, der Fellgeruch mich immer etwas an Vanille erinnerte. Nicht im unbedingt guten Sinne, also nicht edel wie ein Dessert, mehr so eine ranzige Süße. Könnte es vielleicht am Fellfett selbst liegen, das wie bei den Schafen, an Lanolin erinnert? ich weiß nicht, vielleicht wollte ich auch eher die poetische Variante. :D

wird doch Umgangssprache geschrieben,

Richtig. ;) Auch wenn's mich in den Fingern gejuckt hat, es zu korrigieren, aber nein.

„50“ Absicht (Sprachfehler?) vom Endungs-f befreit?

Nein, das werde ich beizeiten korrigieren. :)

und - natürlich, einen herzlichen Glückwunsch zur Empfehlung!

Vielen Dank lieber Friedel! :anstoss:

 
Zuletzt bearbeitet:

PP: schrieb:
... hilf mir zu verstehen, was dich jetzt genau so sehr verärgert hat an dieser Stelle. Ich möchte es wirklich wissen! Ist es, das du die Begriffe googeln musstest und dich das aus dem Text wirft?
Hola @PlaceboParadise,

die Googelei mitten im Lesefluss hat mich tatsächlich gestört, aber so wahnsinnig hat sie mich nun auch nicht aus dem Text geworfen. Vielleicht hättest Du diese beiden schrecklichen Namen durch ‚Medikamente’, ‚Arznei’ o. ä. ersetzen können?

Aber jetzt hab ich mich genug echauffiert über SSRI und Lithium, und kehre zur gewohnten:hmm:Liebenswürdigkeit zurück. Trotzdem (und insgeheim) denke ich, dass mir die Geschichte besser gefallen hätte ohne diese Zutaten SSRI & Lithium, die auf mich wie unnötige Geschmacksverstärker in einem liebevoll gekochten Essen wirken.

Du hast so eine tolle Küche mit Ausblick aufs Meer, auf kolossale Natur, harte Lebensumstände – auf Helden in Gummistiefeln, resignierende Alte und fernwehkranke Junge, dass ich diesen Psychokram nur als Ballast empfinde. Ebenso die damit zusammenhängenden Unklarheiten, die den Text stellenweise schwieriger zu lesen machen, was dann beinahe der Aufklärung bedarf:

PP: schrieb:
Das tote Rind ist echt ... und dieser Vorfall löst quasi die emotionale Achterbahnfahrt in ihm aus. Seine Depression beginnt und verschlechtert sich rapide. Dadurch formt sich auch sein Blick auf die Welt.
Hier weiß der Autor eindeutig mehr als der Leser,
oder:
Am Schluss habe ich nicht ganz verstanden, wohin genau sie jetzt fahren, nach Lissabon zur Ausbildungsstelle, oder nur auf die nächgrößere Insel? Zu einer Behandlung?

PP: schrieb:
Genau das. Flores ist die Nachbarinsel. Dort gibt es eine Psychologin.
Aha! Da wär’ ich von allein nicht drauf gekommen.

Deine zweite Frage:

PP: schrieb:
... hilf mir zu verstehen, was dich jetzt genau so sehr verärgert hat ... ....
Oder die Tatsache, dass Bráulio depressiv ist?
Nein, ganz und gar nicht. Ist häufig bei Bewohnern kleiner Inseln und Halligen. Bráulios Depri ist eher notwendiger Bestandteil der Geschichte; die wenigen Akteure können nicht nur Normalos sein. Doch Alkoholmissbrauch, um nicht zu sagen Suff, würde mir gefühlsmäßig besser zur Felseninsel im Atlantik passen als SSRI und Lithium. Die wären in den Docks von Lissabon besser aufgehoben – und ein sehr guter Autor wie Du, der seine Sprache beherrscht, kann mit seinen Fähigkeiten auch ohne S + L eine spannendere Geschichte erzählen als einer, der sich schriller Zutaten bedienen muss, um Wirkung zu erzielen

José schrieb:
Du schreibst wie ein Weltmeister, viel hätte ich zu zitieren, was mir besonders gut gefallen hat – aber weil ich verärgert bin, mache ich das nicht:hmm:.

Ich glaube, das Smiley hat schon deutlich gemacht, dass es sich um warme Luft handelt – trotzdem kenne ich die Gefahr, im Alter kindisch zu werden.

PP: schrieb:
Schade, hätte ich sehr gern gewusst.
Diesen Gefallen kann ich Dir gern tun:

Hier ist alles eng, viel Wind und keine Luft.
Das ist wirklich großartig, tolle Aussage!

Die Scheiben sind nass, obwohl es nicht regnet.
Mich schaudert’s.

Kaffeeränder in der Tasse, für jede Stunde ein weiterer, wie die Ringe eines Baums.
Unbedingt als Patent anmelden!

Er liest die Krümel mit dem Zeigefinger auf.
Wunderbar.

Wo man auch ist auf Corvo, das Meer ist auch dort. Der Caldeirão ist mit Nebel gefüllt wie eine übergroße Milchschüssel und selbst der Wind schafft es nicht, sie zu leeren.
Toll beschrieben - sagt ein ehemaliger Caldera-Bewohner (La Palma).

Der Kopf des Rinds ist nach oben verdreht, als befürchte es, im Boden zu ertrinken.
Bravo!

... ein nachdenklicher Knick zwischen den Augen, der ihm etwas Grüblerisches verleiht.
Die Weinernte glüht in der späten Sonne.
Die Tränen überraschen mich. Sie sind einfach da, wie das Meerwasser auf den Fenstern.
Tristeza – obwohl es sich wahrscheinlich um Kondenswasser handelt.

Ich versuche mich an einem Lächeln, aber es scheitert. Stattdessen nicke ich.
Wenn alles schwer ist, wird es leichter, loszulassen.
Vielleicht denkst du, es is mir egal, aber ... »Is es nich.«
»Was?«
»Egal. Es is mir nich egal, was mit dir is.«
Gut zugehört.
Die Stille schafft Raum für die Geräusche der Insel.

Auf dem Kieselweg vor unserem Haus liegen tausende tote Bienen ...... Fast sehen sie aus wie die Blüten vertrockneter Hortensien.
Da steigt in mir der Neid auf! Schreiben kannste (und gucken!).

Er legt seine Hand auf meine und zieht die Nase hoch.
Schön und professionell.

Für mich ist Dein Text trotz meiner Nörgeleien einer der herausragenden im Forum. An den werden wir uns noch lange erinnern.

Zur wohlverdienten Empfehlung gratuliere ich Dir ganz herzlich.
José

PS:

sturmtaucher
Du hast schöne Namen und Orte in Deiner Geschichte, nur bei diesem Vogel stört mich die ‚eine Silbe zu viel’ – ‚Sturmtaucher’ wäre besser im Flow, mMn.

 

Hi @josefelipe

Danke, dass du dir nochmal die Zeit genommen hast, detailliert auf dieses und jedes einzugehen. ;) Das ist super! :thumbsup:

Vielleicht hättest Du diese beiden schrecklichen Namen durch ‚Medikamente’, ‚Arznei’ o. ä. ersetzen können?

Hmmh, ich überlege mir das mal. An sich verstehe ich dich da, das ist natürlich fies Fach-Chinesisch. Aber es gibt doch diese Eigenheit, dass man zwangsläufig ein wandelndes Lexikon wird, sobald einen eine gefährliche (oder tödliche) Krankheit heimsucht. Ich fand es nur natürlich, dass Bráulio diese Begriffe in sein Tagebuch schreibt und sie beim Namen nennt. Für ihn ist es ja kein großer Deal mehr. Wäre es eventuell besser, wenn er sagt: »... bis ich die Hemmer absetzen kann und nur noch Lithium nehmen muss.« ? Ich glaube, es ist einfach authentischer, wenn er nicht schlicht "Medikamente" sagt. Weiß nicht, ich hirne nach. ;)


Aber jetzt hab ich mich genug echauffiert über SSRI und Lithium, und kehre zur gewohnten:hmm:Liebenswürdigkeit zurück.

Sehr gut. :D Aber ich weiß ja, wie's gemeint war. Und verkrafte auch härtere Schläge, wenn es sein muss. :D

Hier weiß der Autor eindeutig mehr als der Leser,

Das Realität und Einbildung miteinander verschwimmen, war schon bewusst so gestaltet, damit man nicht direkt weiß ... bildet er sich das ein? ist das real? So gerät man in den Kopf des Protagonisten und sieht alles aus seiner Sicht.

Aha! Da wär’ ich von allein nicht drauf gekommen.

Das könnte ich noch einmal etwas spezifizieren. :) Vielleicht irgendwo »Nachbarsinsel« oder »benachbarte Insel« einfügen.

Doch Alkoholmissbrauch, um nicht zu sagen Suff, würde mir gefühlsmäßig besser zur Felseninsel im Atlantik passen als SSRI und Lithium.

Stimmt. Alkoholismus ist wahrscheinlich deutlich weiter verbreitet, als Depressionen, aber dann hätten große Teile des Plots leider keinen Sinn mehr gemacht. All die Melancholie, die Einbildungen, diese schläfrige Schwere ... und ich fand auch das hier:

Der azoreanische Dichter Vitorino Nemésio soll das Wort erfunden haben, welches das eigentümliche Lebensgefühl der Azoreaner beschreibt. »Insularidade« hat mit den Schwierigkeiten zu tun, vom Rest der Welt isoliert zu sein, nicht hinauszukönnen, nichts von den Vorzügen dort draußen abzubekommen. Zugleich steht die Insularität jedoch auch für die Sehnsucht der Azoreaner nach ihrer Insel, nachdem sie diese dann doch verlassen haben, um in der Ferne ihr Glück zu suchen.

Das inspirierte mich zu Teilen zum Plot. :)

Ich glaube, das Smiley hat schon deutlich gemacht, dass es sich um warme Luft handelt – trotzdem kenne ich die Gefahr, im Alter kindisch zu werden.

Hahaha, nur zu! Im Alter darf man alles. :lol:

Toll beschrieben - sagt ein ehemaliger Caldera-Bewohner (La Palma).

Echt? Cool, hab's gegoogelt, sieht ja hammer aus, dort. Ganz schön abgeschieden. Hast du irgendwann dann mal unter Insularidade gelitten? ;)


Schreiben kannste (und gucken!).

Vielen Dank! :shy:

Für mich ist Dein Text trotz meiner Nörgeleien einer der herausragenden im Forum. An den werden wir uns noch lange erinnern.

Uff, tausend Dank! Das freut mich sehr!

Du hast schöne Namen und Orte in Deiner Geschichte, nur bei diesem Vogel stört mich die ‚eine Silbe zu viel’ – ‚Sturmtaucher’ wäre besser im Flow, mMn.

Stimmt, kann man auch nochmal drüber nachdenken. Ich mochte den Namen, so spezifisch und merkwürdig. Sepiasturmtaucher passte gut zur Grundstimmung der Geschichte. :D

Wie dem auch sei, vielen Dank und viele liebe Grüße
(ganz ohne Lithium). PP :p

 

Hola@PlaceboParadise,

lass um Gottes Willen die Geschichte, wie sie ist. Was ich zu sagen hatte, ist unerheblich. Und was das angeht:

PP: schrieb:
Hast du irgendwann dann mal unter Insularidade gelitten?

Ja, unter One-Way-Insularidade. Als die Romantik langweiliger Alltag wurde, bin ich wieder abgehauen. War sicherlich zu jung für diese Verrücktheit, oder zu normal.

Ich freue mich mit Dir, dass Dein Text den verdienten Erfolg hat.
José

 

Hallo @PlaceboParadise ,

erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Empfehlung, der Text hat sie absolut verdient. Als ich ihn zu Beginn gelesen habe, habe ich nicht gleich alles verstanden, aber deine Sprache hat mich wirklich gepackt. Und die Tragik dieses jungen Mannes auch.

Der Caldeirão ist mit Nebel gefüllt wie eine übergroße Milchschüssel und selbst der Wind schafft es nicht, sie zu leeren.
Da sind so tolle Bilder drin, es ist wirklich ein Genuß das zu lesen. Vom Stil her spannst du da einen Bogen, so ein Satz könnte aus einer früheren Zeit stammen, das Abgebrochene, Verstümmelte in den Tagebucheinträgen später wirkt moderner, die Verwendung von medizinischen Ausdrücken verortet den Text, abgesehen von den Daten, in der heutigen Zeit. Ich finde das interessant, weil das eben alles in dem jungen Mann zusammenzukommen scheint.

»Alles gut.« Ich schlinge die Arme um seinen lebendigen Körper. Hundefell riecht nach Vanille und Fett und manchmal nach Trost.
Das ist eine starke Szene mit dem Kadaver. Und hier dieser Moment der Linderung, sein Ringen, das immer vergeblicher wird, das ist schon echt berührend.


»Das ist für dich.« Ein Leuchtturm aus Holz, beklebt mit Muschelsplittern und Glitzer.
»Die hab ich im Souvenirshop am Doca de Alcântara gefunden. Ich hab auch einen, im Inneren ist Technik, die ein Signal bis zu fünzig Kilometer weit senden kann.«
Ich weiß nicht, ob du es so gemeint hast, aber ich verstehe das so, dass da auch etwas zwischen den Beiden kaputt gegangen ist, das sie sich eigentlich nicht mehr erreichen. David will weiter, Braulio rutscht immer mehr ab. Und David bringt ein unpassendes Geschenk mit, welches vielleicht sogar mehr sein Bedürfnis nach Abstand ausdrückt, als nach Verbindung.


Das Geld bald keine Rolle mehr spielen wird. Wie alle anderen Dinge.
Das verstehe ich nicht ganz. Geht es um seinen Entschluß, sich umzubringen? Warum spielt dann Geld keine Rolle mehr?


Auf dem Kieselweg vor unserem Haus liegen tausende tote Bienen. Für den Wind ist es ein Leichtes, die Chitinpanzer über den Boden zu wehen. Fast sehen sie aus wie die Blüten vertrockneter Hortensien.
Schön, aber vielleicht auch etwas too much. Möglicherweise wäre es besser, den zweiten Satz wegzulassen, gerade weil das so ein starkes Bild ist. Der Satz davor ist unglaublich schön, aber er kann seine Wirkung nicht so entfalten, wenn ich gleich an Hortensien denke.

Auch geschrieben hilft es nich.
ja, schreiben hilft nicht immer ...


»Du musst nich mit zu den Rindern. Is schweinekalt draußen.«
Ich nicke.
»Schlaf so viel du willst. Ich wart auf dich, bis du wieder Kraft hast.«
Er küsst mich auf die Stirn.
Man ahnt auch das Leid des Vaters. Seine Angst vielleicht, den Sohn auch noch zu verlieren. Das Küssen finde ich hier noch zu viel.


An den Flanken des Kraters gären die aufgeblähten Körper der Rinder. Hunderte liegen verstreut in den Hügeln des Inselgrases. Der Wind trägt die Süße der Verwesung mit sich.
Nochmal verweste Rinder. Hm. Ich weiss nicht genau, warum die da alle liegen, das haut mich irgendwie raus. Und ich weiß nicht, ob es so gut ist, sowas nochmal zu benutzen. Obwohl da die Steigerung durch die Anzahl ist, nutzt es sich irgendwie ab.

Brennt wie die Augen nach dem Schlafen in der Nachmittagssonne, als wir wieder aufwachten, allein am Caldeirão.
Ja, das ist das, was passiert ist. Man muss sorgfältig lesen, aber ich finde deinen Text klar genug.

Ich rücke näher, lege meinen Kopf auf seine Schulter.
Erstaunlich, diese Körperlichkeit, aber hier finde ich das sehr schön und berührend.


Er legt seine Hand auf meine und zieht die Nase hoch. Corvo liegt hinter uns wie ein ins Meer gestürzter Fels. Die Sepiasturmtaucher fliegen wieder.
Ich höre sie noch schreien, aber weit entfernt.

Der letzte Satz scheint so doppeldeutig, das Schreien der Vögel, das Schreien der Schwester, das Schreien in ihm selbst. Es ist nicht mehr ganz so schlimm, weiter entfernt. Es gibt Hoffnung. Mir ist das zu wenig subtil. Vielleicht würde ich die letzten beiden Sätze weglassen und mit dem Fels aufhören. Und eventuell sogar diesen Dialog weglassen, denn da reicht die Körpersprache der beiden:

»Tut mir leid.«
Ich spüre, dass er nickt. »Ich weiß.«

Ich habe das sehr gerne gelesen, deine Sprache ist wunderbar und diese Geschichte entfaltet eine große Wucht.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo @PlaceboParadise,

nach der Empfehlung und den Massen an Kommentaren wollte ich natürlich unbedingt deinen Text lesen. Und eines vorweg: ich bereue es nicht!

Ich muss sagen, mit dem Inhalt mag ich so gar nicht warm werden. Das ist einfach nicht mein Setting. Auch wenn ich die Romantik dahinter verstehen kann, es ist nicht meins.
Die Charaktere sind mir irgendwie zu schwach. Klar – das ist eine Kurzgeschichte, hier ist und soll kein Platz sein für elendslange Charakterentwicklung. Aber ich finde, du hast die Form der Ich-Erzählung unzureichend ausgenutzt. So bizarr das jetzt klingen mag: Deine Technik ist einwandfrei, aber genau da liegt mein Problem. Wenngleich es unpassend wäre, diesen Text in personeller Form zu schreiben, so klingt er doch irgendwie so. Es wirkt distanziert, zu rund. Und nur um das klarzustellen: Das ist ein Luxusproblem, und ich nehme an, es ist sogar so gewollt.
Die Sprache, die du nutzt, ist ein positiver Wahnsinn! Sie ist schwer und traurig, fügt sich wunderbar in den Inhalt und das Setting ein. Auch das World-Building ist dir unglaublich gut gelungen. Man ist sofort vor Ort, man ist sofort dabei und spürt das nasse Wetter in den Knochen.
Ein Punkt, den ich besonders hervorheben möchte, ist jener, dass ich nicht weiß, ob die Hauptfigur männlich oder weiblich ist. Vielleicht bin ich zu blind dafür, es herauslesen zu können, aber egal: Es fasziniert mich! Denn es spiegelt so wunderbar wider, dass kein Label, dass die Gesellschaft einem Menschen auflegt, ihn vor Schmerz, vor Tiefpunkten bewahren kann.
Und dann noch das hier:

Wenn alles schwer ist, wird es leichter, loszulassen.

Ich muss es österreichisch ausdrücken: Oida, was für ein Satz! Hier hatte ich Gänsehaut.

Alles in allem ein großartiger Text, vor allem deshalb, weil ich einfach weiterlesen musste, auch wenn mir recht schnell klar war, dass er mir rein inhaltlich nicht zusagt. Die Empfehlung hast du dir absolut verdient, und ich bin sehr froh, dass sie mich hierher geführt hat!

Liebe Grüße,
Alveus

PS: Wenn du es nicht kennst, darf ich dir vielleicht Marlen Haushofers Die Wand ans Herz legen. Einfach deshalb, weil ich durchaus Parallelen zu deinem Text sehe. Auch Die Wand ist eine wunderbare Ich-Erzählung mit wunderbaren Naturbildern und einem wahnsinnig lieben Hund.

 

Hallo lieber @Alveus Jekat

wie schön, dass du dich auch noch hierher verirrt hast – auch wenn es inhaltlich nicht so ganz dein Ding war. ;)

Ich muss sagen, mit dem Inhalt mag ich so gar nicht warm werden. Das ist einfach nicht mein Setting.

Mich würde einfach sehr interessieren, warum. Also: Liegt es an der Insel oder an der Melancholie? Oder magst du keine Romanzen? :) Wäre spannend zu erfahren.

Aber ich finde, du hast die Form der Ich-Erzählung unzureichend ausgenutzt.

Das kann durchaus sein! Das ist noch einer meiner großen Herausforderungen. Oft denke ich: »Okay, weniger ist mehr.«, was ja prinzipiell eigentlich immer eine gute Idee ist. Aber in der Reduziertheit liegt halt auch die Gefahr, zu wenig über das Innenleben der Protagonisten preiszugeben. Aber wenn man zuviel über ihre Gedanken und Sehnsüchte und Gefühle erzählt, dann driftet man schnell ins Tell ab und nervt den Leser mit Dingen, die sich eigentlich zwischen den Zeilen ergeben müssten. Es ist nicht einfach! ;)

Es wirkt distanziert, zu rund. Und nur um das klarzustellen: Das ist ein Luxusproblem, und ich nehme an, es ist sogar so gewollt.

Haha, nicht unbedingt so gewollt. :D Also gewollt ist, dass die Sprache an sich distanzierter ist, das passt meiner Meinung nach zum Setting, zum Gefühl der Insel und gibt den Protagonisten Luft zum Atmen. Aber es sollte natürlich nicht zu kühl werden!

Die Sprache, die du nutzt, ist ein positiver Wahnsinn! Sie ist schwer und traurig, fügt sich wunderbar in den Inhalt und das Setting ein. Auch das World-Building ist dir unglaublich gut gelungen. Man ist sofort vor Ort, man ist sofort dabei und spürt das nasse Wetter in den Knochen.

Vielen Danke! Freut mich sehr, dass du so empfindest und das du das World-Building gut findest. :) Vor allem, weil ich da viel Wert drauf lege, umso schöner, wenn die Rechnung aufgeht. :thumbsup:

Ein Punkt, den ich besonders hervorheben möchte, ist jener, dass ich nicht weiß, ob die Hauptfigur männlich oder weiblich ist. Vielleicht bin ich zu blind dafür, es herauslesen zu können, aber egal: Es fasziniert mich! Denn es spiegelt so wunderbar wider, dass kein Label, dass die Gesellschaft einem Menschen auflegt, ihn vor Schmerz, vor Tiefpunkten bewahren kann.

Richtig. In meinem Kopf ist er am Ende zu einem Sohn geworden, aber das Geschlecht war lange unklar. Ich finde für die Charakterentwicklung auch wichtig, dass das Geschlecht eine untergeordnete Rolle spielt. Es gibt ja viele Artikel zum Thema: »Wie schreibe ich eine starke weibliche Hauptrolle!« Schlimm, Als Antwort auf einen solchen Artikel hat mal ein Autor geantwortet: »Das ist leicht: Schreibe einen starken Menschen, der zufällig weiblich ist.« Das hat sich in meinen Kopf eingebrannt. Seither ist das Geschlecht der Figuren eigentlich das letzte, das ich entscheide. :D

Oida, was für ein Satz!

:herz:

vor allem deshalb, weil ich einfach weiterlesen musste,

Das ist ein großes Kompliment, vor allem, weil es ja nicht einmal deine Art von Geschichte ist. Vielen Dank! :shy:

PS: Wenn du es nicht kennst, darf ich dir vielleicht Marlen Haushofers Die Wand ans Herz legen.

Haha, das ist eines meiner Lieblingsbücher! :thumbsup: Ist ja ganz schön beliebt hier bei den Wortkriegern, hab ich schon ein paar Mal gehört und ich dachte immer, ich wäre mit meiner Liebe für das Buch ziemlich allein, da es ja eher zu den ruhigen, langsamen Büchern gehört und die meisten es eher dröge und langatmig finden. :lol: Aber in der Art, wie sie ihr Innenleben preisgibt und sich den eigenen Dämonen stellt, trifft es genau meinen Geschmack. Ist übrigens auch meeeeeega verfilmt worden mit Martina Gedeck!

Ich danke dir für das tolle Kommentar meine Liebe! (Mein Lieber? Das ist auch so witzig am Forum, oft weiß man auch nicht, was für ein Geschlecht eigentlich so die lieben Mitkrieger haben. :lol:)

Wie dem auch sei, viele liebe Grüße an dich! PP :wein:

 

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