Was ist neu

Nie mehr Bolero

Seniors
Beitritt
31.10.2003
Beiträge
1.543
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Nie mehr Bolero

Nie mehr Bolero


Die Detonation des Schusses erreicht mein Ohr bevor der Schmerz einsetzt. Ich sehe das grinsende Gesicht des Uniformierten, der nach guter alter John Wayne-Manier den Revolver zurück in den Halfter gleiten lässt. Meine Beine geben nach.
Real …

Eigentlich hatte es harmlos angefangen. Ein simpler Ausfall synaptischer Verknüpfungen.
Meine Frau Molly und ich hatten noch gelacht. Mir war in einem ganz lapidaren Satz das Wort für dieses hölzerne Ding mit den vier Beinen nicht mehr eingefallen.
„Hast du meinen Autoschlüssel gesehen?“, hatte Molly gefragt.
„Er liegt da drüben auf dem …“ Kurzes Schweigen. „Auf dem …“ Ich hatte die Stirn in Falten gelegt, ebenso wie Molly, die mich fragend angesehen hatte. Ich sah doch diesen Schlüssel auf diesem verdammten …
„Auf dem …“ Ich hatte es noch einmal versucht. Nichts. Das Wort war weg.
Ich deutete mit dem Finger auf das Ding, Mollys verwundertem Blick ausweichend.
„Du meinst den Tisch?“, fragte sie vorsichtig.
Ich sah sie an. Sie hätte mich auch fragen können: „Du meinst den Wrngsslw?“ Das von ihr genannte Wort sagte mir rein gar nichts. Ein Druck war in meinem Kopf entstanden, kein schmerzhafter, lediglich dieser verkrampfte Druck der Verzweifelung. So etwas gab es doch nicht! Ich wusste doch, dass ich dieses Ding, an dem man essen konnte, kannte. Ich wusste es!
Und Sekunden später war es wieder da. Tisch! Natürlich Tisch. Wie hatte ich das vergessen können? Wir hatten gelacht.

Ich höre den Uniformierten etwas brüllen. Mein Magen verkrampft sich. Schweiß steht auf meiner Stirn. Keine Vision …

Vision: ein im äußeren Raum anschaulich gesehenes Bild,
das für andere Betrachter nicht vorhanden ist.

Dann kam der Tag im Park. Und meine erste richtige Vision.
Ich schlenderte mit Molly über den Weg und hörte die Steine unter meinen Schuhen knirschen. Viel zu laut, wie ich fand.
„Ich finde es schön, dass wir mal wieder Zeit für uns haben“, sagte Molly und hakte sich fester bei mir ein.
„Ja schön“, sagte ich durch das Tosen der Steine hindurch. Ich sah nach unten. Ein ganz gewöhnlicher Weg durch einen ganz gewöhnlichen Park. Warum waren die Schritte so laut? Ich blickte zu Molly, doch sie hatte ihren Kopf an meine Schulter gelegt und schaute verträumt in den Himmel. Ich lächelte, sah das Meer von Rosen, die einen farbenprächtigen Kontrast zum tristen Grün der Wiese bildeten. Sie rochen nach gebratenen Würstchen, zumindest drang der einschneidende Geruch zu mir herüber. Mein Magen knurrte.
Ich sah mich um, allerdings konnte ich den Geruchsverursacher nirgends ausmachen. Lediglich unzählige Tauben befanden sich auf der großen Wiese neben uns. Ich runzelte die Stirn. Wo waren die Rosen?
Molly summte ein Lied. Ein Sperling neben uns flog gegen einen der Baumstämme und zerplatzte an der Rinde. Ich zuckte zusammen, verharrte erschrocken in der Bewegung und starrte mit offenem Mund auf den gekrümmten Kadaver im Moos.
Molly sah mich an: „Was hast du?“
Mein Herz donnerte, jedes Wesen im Park musste es hören können. Die Tauben sahen zu uns herüber, dann erhoben sie sich wie auf Kommando in die Luft und stoben auseinander. Der Würstchengeruch wurde stärker. Verbrannter.
„David, was ist mit dir?“
Ich blickte ungläubig in ihre Augen, konnte nicht nachvollziehen, was sie mich gerade gefragt hatte. War sie denn blind? War es ihr entgangen, wie dieser winzige Vogel sich den Schnabel durch seinen Schädel katapultiert hatte? Sah sie denn nicht die dünnen Beinchen, die steil nach oben gerichtet waren, als griffen sie nach der letzten Hoffnung, den Baum doch noch umfliegen zu können?
Meine Hand erhob sich zitternd, deutete auf den Boden, doch da war nur noch Moos. Der Vogel war verschwunden. Auch der Würstchengeruch.

Für einen Moment wird mir schwarz vor Augen. Der Uniformierte verschwimmt, die Geräusche um mich herum werden dumpfer. Ich höre Stimmen vereint mit einem stetigen Piepen direkt neben mir. In mir? …

Die Visionen kamen wieder, die Abstände wurden kürzer, die jeweiligen Sequenzen dafür umso länger. Erschreckender.
Hupende Autos, heulende Sirenen, direkt neben mir. Mein zuckender Körper, der daraufhin beinahe einem Infarkt erlegen wäre. Und wenn ich mich umsah, nur freie Straßen und kopfschüttelnde Passanten.
„Du solltest einen Arzt aufsuchen, David“, hatte Molly eines Morgens am Frühstückstisch gesagt, während sie sich den heißen Kaffee über die Hand schüttete und die verbrühte Haut mit dem Brötchenmesser abschälte.
Inzwischen hatte ich mich fast an solche Anblicke gewöhnt, und ich gab ihr Recht. Und während ich mit meinem Hausarzt telefonierte, hörte ich sie in der Küche grunzen wie ein Schwein bei der Fütterung. Die Geräusche, die sie dabei zusätzlich durch ihren Darmausgang erzeugte, verursachten einen Druck in meinem Magen.

Diagnose: Überarbeitung
Behandlung: Ruhe; zweimal täglich 6 mg Ambroxolhydrochlorid
Resultat: keine positiven Veränderungen
Diagnose: stressbedingte Wahrnehmungsstörungen
Behandlung: Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung; 1,5 ml Ciprofloxacin, dreimal täglich
Resultat: keine positiven Veränderungen
Überweisung, neurologische Untersuchung

Das Ergebnis der darauf folgenden Tage. Und jeder wurde schlimmer.

Heute
Mein Ford Fiesta katapultierte mich über die linke Spur der Autobahn. Vorbei an welkenden Bäumen, deren Stämme träge gen Boden wiesen.
Ich schüttelte den Kopf. Die Leitplanke direkt neben mir schien näher zu rücken. Jetzt bloß nicht nach rechts ausweichen. Alles war unwirklich. Visionen! Ich kannte es ja bereits.
Ich befand mich auf dem Weg zur Klinik. Besprechung der Ergebnisse der neurologischen Untersuchung.
Mein Blick war starr nach vorn gerichtet. Der Lkw, den ich zum Überholen angesetzt hatte, schwankte leicht. Nur nicht ausweichen. Ich war inmitten einer Vision.
Jemand lachte hinter meinem Rücken, und erschrocken blickte ich in den Innenspiegel. In weiter Ferne folgte mir ein Wagen. Nichts weiter.
Ich erreichte den Lkw. Es war ein Viehtransporter. Die dünnen Lüftungsschlitze mit den fingerdicken Gitterstäben wirkten wie grinsende Münder mit unnatürlich geraden Zähnen. Gestank nach verängstigtem Kot drang zu mir herein.
Immer nach vorne schauen; gleich würde es vorbei sein.
Ich sah Hände, die sich bleich aus den lachenden Mündern des Viehtransporters wanden. Hände, deren Haut so blass war, als würde sie in diesem Moment zum ersten Mal das Sonnenlicht sehen. Finger zuckten, griffen nach etwas, das nicht da war; Schreie ersetzten den beißenden Gestank.

Institut für Neuropathologie; Zimmer 305; Prof. Dr. med Walter Brinkmann
Meine Finger hatten sich ineinander geschlungen, so dass die Kuppen einen lilafarbenen Kontrast zum Weiß der Knöchel abgaben.
Nachdem ich die Autobahnfahrt heil überstanden hatte, war ich vor gut fünf Minuten in der Klinik eingetroffen. Ich saß vor dem mächtigen Schreibtisch von Professor Brinkmann, grinste ein wenig aufgrund der Assoziation zu einer längst vergangenen Fernsehserie, und blickte in meinen Schoß.
Der Professor stand vor einer Wand mit leuchtend bunten Fotos der Kernspinuntersuchung meines Schädels, während seine Finger durch seinen Bart kraulten. Ich hörte ihn lautstark lachen, ohne dass er eine Miene verzog. Etwas surrte an meinem Ohr.
„Nun, Herr Riemschneider.“ Ich wusste, was jetzt kommen würde. Schließlich hatten die Wahrnehmungsstörungen, wie Professor Brinkmann sich so vortrefflich auszudrücken pflegte, in letzter Zeit an Intensität deutlich zugenommen.
Der Professor drückte auf einen Knopf an der Wand und die bunten Bilder verblassten. „Es ist leider so, wie wir es vermutet haben.“
Wir? Ich hatte nichts vermutet. Oder doch?
„Wir haben es mit einem Glioblastom zu tun.“ Er hatte hinter seinem Schreibtisch Platz genommen, schob die schmale Brille auf seinem Nasenrücken zurecht, stützte die Unterarme auf und verschränkte fachmännisch die Finger.
„Darf ich Ihnen einen Kaffee bringen?“, fragte eine weibliche Stimme hinter meinem Rücken. Der Professor reagierte nicht. Ich drehte mich herum und sah nur die Tür. Keine Person, kein Tablett mit dampfendem Kaffee darauf. Ich schluckte, blickte wieder auf den bärtigen Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches. Der kleine Finger des Arztes wurde länger, wickelte sich schlangengleich um das Handgelenk. Eine winzige Öffnung bildete sich unter dem Nagel, und spitze Zähne fauchten mich an. Ich schloss die Augen.

„Wir dürfen die Operation auf keinen Fall länger hinauszögern.“
Ich zuckte zusammen, sah den Professor an, der jetzt in einem großen Buch blätterte. Die halbvertrocknete Pflanze im Hintergrund verströmte einen unangenehmen Geruch. Ich konnte ihn nicht zuordnen. Er war einfach nur unangenehm. Hatte der Professor gerade etwas von einer Operation gesagt? Mein Kopf schmerzte.
„Was habe ich?“ Meine Stimme klang so weit weg, so winzig. Zart.
Der Professor sah nicht auf. „Einen Tumor, Herr Riemschneider.“ Er blickte auf seinen Finger mit dem winzigen Mund, der jetzt damit begonnen hatte, die Kuppe seines Daumens zu fressen.
Ich nickte. Ein Tumor, logisch. Und ich dachte schon, ich würde verrückt werden.
„Eine äußerst seltene Art. Äußerst selten“, murmelte Professor Brinkmann andächtig. Es klang wie ein einstimmiger Choral unter göttlicher Kuppel.
„Wir sollten so schnell als möglich selektieren, Herr Riemschneider. Wirklich. So schnell als möglich. Irgendwie möglich. Ja, das sollten wir. Wir. Ich.“
Ich sah ihn an. Konnte dieser Mann keine vollständigen Sätze sprechen?
„Ich werde es selektieren, Herr Riemschneider. Mit meinen eigenen Zähnen werde ich diese böse Wucherung herausbeißen. Werde den Eiter lutschen, mich mit Ihrem Blute balmen.“ Er lachte laut und schallend, schlug sich dabei übertrieben die Schenkel und wischte den Speichel von den Lippen.
Ein schrilles Pfeifen platzte gegen mein Trommelfell. Ich presste die Hände gegen die Ohren, und genauso plötzlich, wie es gekommen war, verschwand es auch wieder. Das sollte der Tumor auch tun.
„Die Wahrnehmungsstörungen werden immer häufiger auftreten, Herr Riemschneider“, fuhr Professor Brinkmann fort. „Wie Sie ja bereits festgestellt haben, werden Sie Dinge sehen oder hören, die nicht der Realität entsprechen.“ Er blickte mich eindringlich an. Die Pflanze im Hintergrund sah völlig gesund aus. „Es wird Ihnen allerdings wie die Realität erscheinen. Wir müssen daher schnellstmöglich operieren.“
„Wieviel Zeit bleibt mir?“
„Passt es Ihnen morgen?“
„Was morgen?“ War ich schwer von Begriff?
„Wir werden morgen mit den letzten Vorbereitungen beginnen. Übermorgen entfernen.“
Ein Kloß breitete sich in meinem Hals aus, nahm mir die Luft. „Morgen?“
Hatte ich gewimmert?
Professor Brinkmann nahm die Brille ab. Sein linker Augapfel quoll hervor, löste sich zwischen den Lidern und fiel heraus. In Höhe des Mundwinkels blieb er schwingend hängen, gehalten durch den rotschimmernden Sehnerv.
„Oh, bitte entschuldigen Sie.“ Der Professor grinste verlegen und drückte die gallertartige Masse wieder zurück an ihren angestammten Platz.
„Ich werde morgen früh hier sein“, erwiderte ich und stand auf.

Wahrnehmungsstörungen. Unstimmigkeit der Akustik. Halluzinationen.
Die Worte des Professors hallten durch die Luft, erfüllten den Innenraum meines Fiestas mit ihrer Niedertracht. Ich blickte durch die Scheibe auf das Klinikgebäude, das ich vor zehn Minuten verlassen hatte.
Im Radio bekundete Bob Geldorf seine Abneigung gegen Montage. Wie Recht er doch hatte.
Kurz darauf ertönte Nie mehr Bolero in der deutschen Fassung von Karel Gott. Ich drehte am Lautstärkeregler, und die Musik erfüllte mich mit sanfter Gleichgültigkeit. Es tat gut.
Wie hieß mein Freund zwischen den Gehirnwindungen doch gleich? Die Bezeichnung fiel mir nicht mehr ein. Ich begann zu schwitzen. Auf jeden Fall war er bösartig. Wenn man es gelinde ausdrückte. Mittlere Überlebenszeit von weniger als einem halben Jahr. Es sei denn, ich stürzte mich vorher schon vor einen herannahenden Zug, den ich irrtümlich für eine nackte Frau hielt.

Ein Klopfen an der Seitenscheibe meines Wagens ließ mich aufblicken. Ich schaute in das grinsende Gesicht eines bärtigen Mannes mit schmalzigem Hut. Kannte ich ihn? Sein Grinsen wurde breiter, als wolle er mir stolz seinen letzten verbliebenen Zahn präsentieren. Er klopfte noch einmal. Er lachte. Woher kannte ich ihn? Ich drehte Karel die Stimme ab, wollte gerade das Fenster öffnen, als wieder dieses ohrenbetäubende Pfeifen ertönte. Ich schrie auf, gleichzeitig entstand ein spinnennetzartiges Gebilde auf der Windschutzscheibe. Dann war es still.
Der letzte Zahn des grinsenden Mannes löste sich aus dem Kiefer, fiel auf die Unterlippe. Der Bärtige schluckte ihn hinunter. Er winkte mir zu und ging davon.
Ich blickte ihm hinterher, sah den langen Mantel, der wallend seinem kräftigen Körper folgte. Noch einmal drehte er sich zu mir herum. Es war Professor Dr. med. Brinkmann.
Ich schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Zum ersten Mal, seit es begonnen hatte, konnte ich weinen.

Nach einer Weile begann mein Kopf zu schmerzen. Ein dumpfer Druck entstand. Ich hatte das Gefühl, einen dieser Luftballons, der an den Gasflaschen auf dem Rummel angeschlossen war, unter der Schädeldecke zu haben. Hatte ich bisher jemals Schmerzen verspürt? War die Region, in der sich diese Geschwulst eingenistet hatte, überhaupt schmerzempfindlich? Die Gasflasche zischte; der Kirmesfritze mit dem Dreck unter den Fingernägeln drehte den Hahn weiter auf.
Professor Brinkmann hatte mir vorhin eine Tablette gegeben. „Nehmen Sie die, Herr Riemschneider. Sie wird Ihnen für eine gewisse Zeit. Ruhe geben. Fahren Sie nach Hause. Morgen früh. Nehmen Sie noch eine. Kommen Sie danach wieder. Sofort.“
Er konnte einfach keine vollständigen Sätze sprechen. Vielleicht lag es aber auch nur an meinen Wahrnehmungsstörungen. Mit Sicherheit lag es daran. Ich durfte auf jeden Fall nach Hause. Und übermorgen stand die Operation an. Ein Leben ohne Visionen. Ein Gefühl der Erleichterung breitete sich in meiner Brust aus. Ich würde wieder leben …

Die Stimmen dröhnen. Alles ist unscharf. Ich muss hier weg. Reiß dich zusammen, David! Meine Finger werden taub …

Ich stieg aus dem Wagen und schloss ihn ab. Die Tablette begann zu wirken. Ich merkte es an einem tauben Gefühl auf meiner Kopfhaut. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, klarer denken zu können. Ich würde trotzdem zu Fuß gehen. Vielleicht tat mir die Luft ja ganz gut. Es war kalt. Ich knöpfte den Mantel zu, sah die anderen Passanten, die in T-Shirts und kurzen Hosen der strahlenden Sonne trotzten.
Warum hatte ich eigentlich keine Angst? Ein bösartiges Geschwür wucherte zwischen meinen Hirnwindungen, übermorgen stand mir die neurochirurgische Entfernung bevor. Müsste ich nicht vor lauter Panik heulend zusammenbrechen? Was würde sein, wenn etwas schief ging? Ein winziger Schnitt zuviel. Würde ich als sabbernder Grinser in einem metallischen Stuhl mit Rädern enden? All das malte ich mir aus, doch ich verspürte keinerlei Regung. War mir alles egal? Ich könnte mich doch zumindest freuen, dass es bald vorbei sein würde. Keine Regung. Setzte der Tumor meine Gefühle außer Kraft?
Ein junges Mädchen kam mir entgegen. Sie lächelte mich an, hauchte mir im Vorbeigehen einen schemenhaften Kuss zu. Ich blieb stehen und blickte ihr nach. Sie war höchstens zehn, doch ihr schwingender Gang stand dem von Marilyn Monroe in „Manche mögen´s heiß“ in nichts nach.
„Hey, bist du ein Kinderficker?“
Ich riss meinen Kopf herum. Vor mir hatte sich ein kleiner, kahlköpfiger Kerl aufgebaut. Seine Hand schlug gegen meine Schulter.
„Bist du ein Kinderficker?“ Er brüllte es laut. Einige Passanten blickten beschämt herüber, andere überhörten auffällig.
Ich steckte die Hände in die Manteltasche und wollte an Mister Zivilcourage vorbeigehen. Ich fragte mich, was er mich wirklich gefragt hatte. Sein schaler Atem, der nach knoblauchüberdeckter Vanille roch, stand in der Luft. Der schleichende Druck in meinem Kopf war immer noch nicht ganz verschwunden, oder er war wieder neu entstanden. Was waren das für scheiß Tabletten? Der Vanillegeruch nahm eine exkrementebehaftete Nuance an. Ein würgender Kloß breitete sich in meinem Hals aus.
Die Glatze packte mich am Oberarm und hielt mich fest. „Ich hab dich etwas gefragt.“
Sollte ich antworten? Doch worauf?
Ich blickte hinab, sah das hohlwangige Gesicht, sah die herausgefallenen Augäpfel an ihrem Sehnerv vor der Stirn schweben. Die geäderten Pupillen hatten sich gedreht und starrten mich an.
„Pack deine Augen rein!“, brüllte ich. Der Griff um meinen Arm lockerte sich. Ich stieß die Finger beiseite und ging.
„Kinderficker!“, tönte es hinter meinem Rücken. Ich ignorierte es. Es war nicht echt.

Das gleichmäßige Pfeifen wird lauter, mein Blick wieder klar. Der Uniformierte zielt …

Fünf Minuten später sah ich, wie auf der anderen Straßenseite einer älteren Dame von einem Herrn in Uniform in den Kopf geschossen wurde. Ein Mann im Nadelstreifenanzug beschwerte sich, als ein roter Strahl seine Hose beschmutzte. Der Uniformierte, ein wahrhafter Hüne, sah ihn eindringlich an. Er war mit Sicherheit zwei Meter groß, mindestens.
Der Nadelstreifenmann begann zu schreien, ohrenbetäubend und eindringlich. Das Gesicht verzerrte sich zu einer grotesken Maske, das Kreischen wurde schriller. Ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück, obwohl ich mich auf der anderen Straßenseite befand.
Urplötzlich verstummte der Mann, der Schrei war weiterhin in seinem Gesicht eingebrannt, und es begann zu einer zähflüssigen Masse zu zerschmelzen. Augen, Nase und Mund flossen ineinander, bildeten eine verwirrende Einheit. Der Körper tat es dem Gesicht gleich, der Stoff des Anzugs vereinte sich auf molekularer Ebene mit dem Fleisch, zerlief zu einer breiigen Pfütze auf dem Asphalt.
Wahrnehmungsstörungen. Wie sollte ich so etwas mit der Realität verwechseln, Herr Professor? Gab es überhaupt noch eine reale Realität? Keiner der übrigen Passanten zeigte eine Reaktion, niemand unterbrach sein geschäftiges Treiben. Nichts war real.
Als der Uniformierte zu mir herüberblickte, merkte ich erst, dass ich stehen geblieben war und ihn mit offenem Mund fixierte.
Schwerer Kotgeruch drang in meine Nase. Der Uniformierte grinste, richtete seine Waffe auf mich und schoss.
Ein harter Schlag an meiner Schulter schleuderte mich gegen die Häuserwand. Ich schrie und presste die Hand gegen den Schmerz. Blut quoll zwischen meinen Fingern hindurch. Meine Knie knickten ein. Ich schwankte, hatte Mühe, nicht den Halt zu verlieren.

Oh mein Gott! Wie eine Explosion dringt die Erkenntnis in meinen Schädel. Es ist real! Keine Wahrnehmungsstörungen! Dort drüben auf der anderen Straßenseite steht tatsächlich ein Irrer, der auf mich geschossen hat. Ich schreie erneut, spüre, wie sich mein Magen zusammenzieht. Trotz der für mich kalten Hitze beginne ich zu schwitzen.
Eine Frau geht an mir vorbei, sieht kurz herüber und lächelt.
Der Polizist richtet erneut seine Waffe auf mich. Durch seine Größe hat er keine Mühe über die anderen Passanten hinwegzuzielen. Ich stürme los, höre die Kugel, die in die Häuserwand einschlägt, vor der ich eben noch gestanden hatte. Ein weiterer Schuss folgt.
Der Kerl ist verrückt. Was zum Teufel geht hier vor? Ich stürme durch die Figuren, die träge den Gehsteig entlang schleichen, stoße gegen einige von ihnen, schreie auf, wenn meine Schulter gegen diese menschlichen Barrikaden schlägt. Sie machen nichts, sie scheinen mich nicht einmal wahr zu nehmen.
Hektisch blicke ich zurück, sehe den Polizisten, der mit strammen Schritten die Straße überquert. Ist er noch größer geworden? Wie ein Berserker stößt er die Leute beiseite, die seinen Weg kreuzen. Wieder dringt ein kurzer Schmerzensschrei an meine Ohren, als ein kleiner Junge neben mir in den flüssigen Aggregatzustand wechselt. Diese Realität kann nicht real sein.
Der zersetzende Fäkaliengestank nimmt an Intensität zu, legt sich auf meinen Verstand; gibt mir das unbändige Verlangen, ihn hinauskotzen zu wollen. Was ist mit diesen scheiß Tabletten? Sie scheinen alles schlimmer zu machen. Oder wirklicher? Der schießende Idiot ist existent. Eindeutig! Oder etwa nicht? Während des Laufens blicke ich auf meine Schulter. Der Mantel hat sich rot gefärbt. Real! Der Schmerz dringt durch den Stoff hindurch, schreit mich zur Bestätigung an. Ich stoße gegen eine alte Frau, fasse ihre eingefallenen Schultern.
„Hey!“, schreie ich sie an. „Was ist hier los?“ Ich schüttle sie. Sie sieht mich nur an, lächelt. Ihre Augen werden größer, beginnen hervorzuquellen. Ich lasse sie los und renne weiter.
Wieder donnert ein Schuss durch die träge Luft, wieder reagiert keiner der Passanten, nur mein Herz macht einen beängstigenden Sprung.
Wolken ziehen auf. Dicht und undurchdringlich. Die Sonne sticht hell durch ein winziges Loch. Sie brennt in meinen Augen. Ich renne und meine Schulter explodiert mit jedem Atemzug. Ich höre den Polizisten hinter mir durch die Menge brüllen. Seine Waffe brüllt ebenfalls, die Schädeldecke der Frau neben mir mit den beiden Alditüten, platzt weg. Sie geht noch einige Schritte, bis die Tüten sie zu Boden ziehen.
Ein VW-Kombi rast auf mich zu. Ich reiße die Augen auf, sehe den Fahrer, der ohne Augen und jegliche Regung das Lenkrad umklammert. Der Motor heult auf. Ich kenne den Fahrer. Es ist Molly, meine Frau.
Ich springe zur Seite, schaffe es gerade noch, in einer kleinen Gasse zu verschwinden, bevor ich den Aufprall des Wagens in einem Schaufenster vernehme. Eine gewaltige Detonation fräst sich hinter meinem Rücken über die Straße. Ich höre Schreie, sehe brennende Menschen durcheinander laufen. Jetzt reagieren sie endlich.
Und trotz allem höre ich immer noch das tosende Brüllen des Polizisten. Es durchdringt die Symphonie des Chaos wie die prägnante Disharmonie eines unpassenden Solos.
Warum laufe ich eigentlich davon? Es sind doch lediglich Visionen. Ich flüchte vor unechten Erscheinungsformen! Etwas sticht in meinem Schädel, tief drin.
Ich bleibe stehen, keuchend, kurz davor, meinen Mageninhalt über meine Schuhe zu verteilen. Der penetrante Fäkaliengestank, der unverändert in der Luft hängt, hilft nicht gerade dabei, dieses zu verhindern.
Auf dem von hohen Häuserwänden gesäumten Weg vor mir liegen zwei Personen. Es sind das zehnjährige Mädchen mit dem Marilyn-Monroe-Gang und der kleine, kahlköpfige Kerl. Das Mädchen liegt nackt auf dem Rücken, hat die Beine bis zu den Wangen angewinkelt. Der Kerl liegt über ihr mit herabgelassenen Hosen. Sie blicken mich an und grinsen breit. Ihre Münder sind rund, ebenso wie die kreisförmig angeordnete, doppelte Zahnreihe. Die Reihe unzähliger, nadelspitzer Zähne des Kahlköpfigen beginnen zu rotieren, werden immer schneller, erzeugten sogar ein surrendes Geräusch. Er drückt sie auf den Brustkorb des Mädchens und fräst sich durch spritzende Knochensplitter bis sein Gesicht in ihrem Innern verschwunden ist. Das Mädchen grinst mich weiterhin an. Die rhythmischen Bewegungen des Mannes werden heftiger.
Ich spüre den Ekel tief aus mir emporsteigen, wie das heiße Blut aus meiner zerschossenen Schulter.

„Los, kommen Sie hier herein!“, schreit ein gedrungener Kerl in einem der Häusereingänge, unterstrichen durch wildes Gestikulieren mit den Armen. Er reißt mich aus meiner Vision. Oder holt er mich in eine hinein? Das Licht, das hinter seinem Rücken aus dem Türrahmen auf die Straße fällt, ist so grell, dass es in den Augen sticht. Für einen Augenblick vergesse ich die Schmerzen in der Schulter.
Sekunden später schließt sich die Tür hinter mir.
„Das war knapp“, sagt der Mann.
Ich kann sein Gesicht nicht erkennen. Es wirkt unscharf. Meine Augen brennen weiter, obwohl das Licht nicht mehr so grell ist.
„Kommen Sie hier herüber. Setzen Sie sich erst einmal.“
Der Schemenhafte deutet auf einen Stuhl in einem angrenzenden Zimmer, den ich klar erkennen kann.
„Ich hole etwas für Ihre Schulter. Ziehen Sie schon mal den Mantel aus.“
Er verschwindet aus dem Raum. Ich höre polternde Geräusche. Sie klingen metallisch. Vorsichtig befreie ich mich von meinem Mantel und sehe mich um. Eine unordentliche Küche, Kochtöpfe türmen sich aus einer Spüle heraus, der Herd steht offen, und Reste der letzten Pizza leben auf einem schmierigen Blech. Meine Schulter stößt einen spitzen Schmerz hervor, mein Schädel ebenfalls. Ich habe das Gefühl, nicht mehr klar denken zu können. Die Mikrowelle fiept gleichmäßig. Es nervt.
„Sie müssen in ein Krankenhaus. Als Laie würde ich sagen, die Kugel steckt noch drin.“ Der Mann hockt sich vor mich und knöpft mein Hemd auf. Ich bin verwirrt, habe gar nicht bemerkt, wie er wieder den Raum betreten hat. Eine Schüssel mit Wasser steht auf den Tisch. Eine Mullbinde liegt daneben.
„Ich kann das hier nur notdürftig versorgen. Sie müssen in ein Krankenhaus.“
Etwas surrt in meinem Schädel. Spricht Kumpel Tumor zu mir? Immer noch ist der Mann unscharf. Wenn ich ihn ansehe, beginnen meine Augen zu brennen. Und je länger ich es versuche, umso schlimmer wird es.
Ich will ihn fragen, ob er real ist, doch was wird er sagen, wenn er es ist? Warum fragt er mich eigentlich nicht, was passiert ist? Warum will er nicht wissen, weshalb ich verfolgt wurde?
„Ich … ich kann Sie nicht richtig erkennen“, sage ich. Das Sprechen tut weh. Augenblicklich steigt mir wieder dieser Kotgeruch in die Nase. Habe ich etwa extremen Mundgeruch?
Der unscharfe Mann hat mein Hemd entfernt. Er säubert vorsichtig die Wunde.
„Mein Name ist Martin Bechtel.“ Er hat eine sehr beruhigende Stimme. Sein Atem weht ein leichtes Zitronenaroma in den Kot.
„David Riemschneider.“ Ich versuche mir vorzustellen, wie alt er wohl ist, doch seine Stimme kann sowohl einem Mittzwanziger als auch einem Fünfzigjährigen gehören.
„Sie müssen in ein Krankenhaus, David“, sagt Herr Wie-alt-auch-immer-Bechtel noch einmal. Er hat meine Schulter verbunden. Irgendetwas zischt unter dem Verband. Der Kotgeruch wird stärker, das Brennen meiner Augen auch.
Ein lautes Klopfen an der Tür lässt mich zusammenzucken.
„Warten Sie hier, und verhalten Sie sich ruhig“, sagt Martin. Er verlässt den Raum.
Ich atme schwer, spüre kalten Schweiß, der auf meiner Stirn entsteht. Er rinnt mir in die Augen. Ich wische ihn nicht fort. Mein Kopf ist leer; ich versuche, die aufkeimende Lethargie zu verdrängen. Wer ist dieser Martin Bechtel? Wer ist dieser irre Polizist? Wo bin ich und warum quäle ich mich mit diesen dummen Fragen?
„Die Wahrnehmungsstörungen werden immer häufiger auftreten, Herr Riemschneider. Sie werden dazu führen, dass sie Dinge sehen oder hören, die nicht der Realität entsprechen. Es wird Ihnen allerdings wie die Realität erscheinen.“ Professor Brinkmanns Stimme in meinem Kopf verstärkt meine Gleichgültigkeit.
Eigentlich ist es doch auch egal. Ich kann nicht mehr zwischen Realität und Vision unterscheiden. Was soll´s also? Ich weiß weder, ob Martin Bechtel real ist, noch die Sache mit der Schießerei. Ist das Loch in meiner Schulter echt? Bilde ich mir den Schmerz nur ein? Hat sich mein Kumpel im Kopf sosehr in den Nervenstrukturen verankert, dass er über sie bestimmen kann wie ein Dirigent über seine zuckenden Statuen?
Ich höre leise Stimmen hinter der angelehnten Küchentür, erkenne die beruhigende Stimme von Herrn Bechtel und dazwischen eine tiefere, dumpfe, die kurz lauter wird.
„… eliminieren!“, meine ich zu hören. Oder war es intubieren?
Ein „Pscht“ dämpfte sie. Dumpfe Detonationen dringen von außen herein. Es herrscht das Chaos.
„Es ist doch einerlei“, sagt die tiefe Stimme. Sie erzeugt in mir ein Gefühl, das mir den Brustkorb zu zerdrücken scheint. Ich habe das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Blitze zucken vor meinen Augen.
Durch den grellen Spalt der Küchentür sehe ich zwei Personen im Halbdunkel des Flurs. Die eine trägt Polizeiuniform, die andere einen weißen Kittel. Die Kittelperson steht mit dem Rücken zu mir gewandt. Ich blicke auf behaarte Beine, die in hornigen Hufen enden. Martin Bechtel erkenne ich nicht, höre ihn aber jetzt.
„Ich werde ihn rüberbringen!“, zischt er unsichtbar.
Der weiße Kittel schabt mit den Hufen über den Holzboden. Als er sich kurz umdreht, erkenne ich das Gesicht von Professor Brinkmann. „Er ist ein Seher!“, keucht er als hätte er einen Hundertmetersprint hinter sich.
„Ich werde ihn rüberbringen“, wiederholt die beruhigende Stimme von Martin Bechtel.
„Er hat schon viel zu viel gesehen“, dröhnte jetzt der Polizist. „Wir müssen es hier und jetzt erledigen!“
Der Druck auf meiner Brust nimmt zu. Mein Atem erzeugt einen pfeifenden Ton. Mein Hals brennt. Ich ersticke, doch meine Hände verweilen ruhig in meinem Schoß.
„Er hat sich bereits“, kreischt Brinkmann, „mit meiner Version des Hirntumors abgefunden. Sie hätten daher nicht auf ihn schießen müssen, mein Lord.“
Ich lächle, atme flach.
„Er hat mich gesehen!“ Der Polizist brüllt so laut, dass die Küchentür leicht vibriert. „Ihr wagt es, mich in Frage zu stellen?“
Brinkmann wimmert, hebt seinen Kittel, dreht sich und streckt dem Uniformierten sein mit dichtem Fell überwuchertes Hinterteil entgegen.
Der Polizist grunzt zufrieden. Ich erkenne einen etwa unterarmgroßen Penis, der gewandt in den Professor eindringt. Brinkmann grinst, die Zunge hängt hechelnd aus seinem geifernden Maul. Die Augen fallen heraus. Hüpfen wie Flummis über den Boden. Eines verfängt sich in einem Nagel und platzt auf. Es knallt.
„Wir werden es sofort erledigen, Diener“, dröhnt der Uniformierte.
Ich lege meinen Kopf zurück, blicke zur Decke, grinse. Die Lampe ist grell. Es ist doch alles egal. Spätestens übermorgen wird es vorbei sein. Übermorgen werden sie dieses Ding aus meinem Schädel schneiden. Ich schließe die Augen. Nichts ist real. Auch nicht dieser beißende Gestank.
Die Haustür fällt ins Schloss. Ich höre Schritte. Es sind eindeutig mehr als eine Person, die jetzt die Küche betreten. Ich öffne die Augen nicht. Es ist nicht real …

 

hi nochmal!!!!!!!!!!!!!!!!

Zitat:
Zitat:
Hände, deren Haut so blass war, als würde sie in diesem Moment zum ersten Mal das Sonnenlicht sehen.
würd ich weglassen. klingt runder

Nö!
Ich meinte nur das "das" vor Sonnenlicht. (oder meintest du das auch? wenn ja, sorry dass ich so penetrant bin :schiel: )


Zitat:
Kurze Fragen dazwischen:
Wenn jemand unter solch starken Halluzinationen leidet, darf er dann überhaupt noch autofahren? Bzw. lässt seine Frau ihn das dann überhaupt noch?
Nein, darf er nicht. Wenn es jemand weiß. Nehmen wir mal an, er hat das Härteste gar nicht erzählt.
das hat sich ja mit meiner interpretation sowieso erübrigt. schließlich wirds doktor devil ziemlich wurscht sein, ob er gegen die leitplanke knallt, oder? ;)

 

Hey Salem!

Ich gestatte mir mal ein sehr kurze Statment. Das tue ich sonst nicht gerne, schliesslich hat der Autor eine gewisse Zeit in seine Arbeit investiert und dafür keine Kohle und nur wenig Ehre erhalten, doch diesmal bleibt mir kaum was anderes übrig. Ich habe deine Geschichte nämlich in drei Etappen gelesen, einfach weil ich die beiden ersten Mal aus zeitlichen Gründen unterbrechen musste :(. (Aufgeschrieben habe ich demnach auch nichts...)
Doch das ist schonmal ein Lob: Storys, die ich unterbreche lese ich nur dann weiter, wenn ich das Gefühl habe, dass es sich auch wirklich lohnt.
Es hat sich.
Du hast natürlich ein Sujet gewählt, bei dem du dein ganzes Horrorarsenal ausfahren kannst. Hat mir gefallen. Spannung ist bei dir üblich, die Sprache ist - mir dünkts - sogar noch besser geworden. Kräftige Sätze, nette Vergleiche und vor allem coole Beschreibungen.
Sehr gut gefallen hat mir zudem der Schluss, vor allem das "Er ist ein Seher." Beim anschliessenden Arschfick hatte ich etwas das Gefühl, dass es nur des Perversen wegen drinsteht...
Aber egal, das Lesen hat Spass gemacht und ich mach mich jetzt wieder davon...

mfg,

Van

PS: Sollte ich irgendwann nochmals lesen und sollte mir da Krummes auffallen, würd ich dir natürlich Bescheid sagen.

 

Ja hi Van.

Da gestatte ich mir auch das Vergnügen einer kurzen Antwort. Wenn man einen wahren Splatterschreiber beeindrucken kann, dann macht das mächtig stolz. Vielen Dank!
Du hast natürlich Recht, wenn es um Visionen geht, ist es nicht sonderlich schwierig, Ekelszenen einzubauen.

Hat mich gefreut, von dir zu hören!

Gruß! Salem

Edit: An Tama nochmal: Ich werde das "das" drin lassen. Gefällt mir so besser.

Tschau zusammen!

 

Hi Sue! Es gibt dich tatsächlich noch???!
Die Frau, die durch Amputation und Am sonnigen Nil zum Horrorgenre gefunden hat ... :D
Freut mich riesig, wieder mal von dir zu hören.

Bei dieser Geschichte ist man quasi ebenso ahnungslos wie David selbst und das macht am Ende die Spannung aus.
Genau das wollte ich erreichen. Schön, dass es geklappt hat ...

Prima, dass es dir gefallen hat; und Tippfehlerchen werden natürlich ausgebessert!

Lieben Gruß! Salem

 

Hi Salem!

Was soll ich sagen, was unerwähnt ist? Bei deinen Geschichten scheint man
a) immer der Letzte zu sein mit seinem Kommentar und
b) es scheint alles gesagt zu sein und man ist in der Gefahr, zu wiederholen, was andere längst erkannt haben.

Also werde ich so tun, als wäre ich der Erste und niemand hat noch einen Kommentar geschrieben. (Ich habe auch keinen der anderen Kommentare gelesen, bin also zumindest für mich der Erste [die Realität entsteht ja immer im eigenen Bewusstsein, nicht wahr ;) ])

Hat mir die Story gefallen?
Jein. :cool:
Klar hat sie mir gefallen, aber ich war auch entäuscht. Du hast dir wieder mal eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen und dann schließlich den Schwanz eingekniffen und hast dich dem Mainstream hingegeben. Es hätte klappen können, ehrlich.

Natürlich war die Geschichte geschickt aufgebaut und mit jeder irrealen Episode war ich begeisterter, allein schon wegen der Fantasie, die drin steckte. Und wegen der Abgefucktheit, mit der du manchmal gearbeitet hast. Manchmal heißt zum Beispiel Auamacher wie diese HIer:

klinisch gebaute Klinikgebäude

als ein aufkeimender roter Strahl...

sofort umschlang mich ein kühler Windzug

Der zersetzende Fäkaliengestank

Das sind keine wirklich groben Schnitzer, aber man merkt ihnen an, dass du originell sein wolltest, und das darf man nicht. Das muss unbemerkt vonstatten gehen. :D

Gut, die wirklich, wirklich, wirklich positive Seiten habe ich genannt, die fantasievollen Episoden und der Aufbau der Story. Gleichsam die Irrationalität in die Realität einschwimmen zu lassen, ist dir sehr gut gelungen. Sehr gut.
Hat mich an Blackwoods "Schlachtfeld" erinnert.

Teilweise der Stil, der nicht mehr zu vergleichen ist mit deinen Anfängen. Du bist einer der Besten hier geworden, ohne Zweifel, auch wenn du sehr konventionell schreibst. Aber :

Die Detonation des Schusses erreichte mein Ohr...
Bitte? :confused: Der SChall kann dein Ohr erreichen, aber die Detonation selbst doch wohl nicht.

synaptische Verknüpfungen

Sind die Synapsen selbst nicht die Verbindungen?

So, kommen wir zum Teil, der mir nicht gefallen hat, der Schluss: Er war zwar in Ordnung für jemanden, der eine gute Unterhaltungsstory wünscht. Doch ich dachte wirklich, du führst uns auf eine andere Ebene. Das Spiel mit den Realitäten verführt doch geradezu dazu. Dass du es auf solch eine profane Art abschließt, hat mich dann doch ein bisschen entäuscht. Die scharrenden Hufe, also nee!

Aber gut, man muss wissen, was man will. Und wenn man gut unterhalten werden will - prächtig, prächtig!

Viele Grüße von hier!

P.S. Ich sehe, du hast die Story überarbeitet. Meine Kritik bezog sich auf die alte Version und ist dann wohl hinfällig. :D

 

P.S. Ich sehe, du hast die Story überarbeitet. Meine Kritik bezog sich auf die alte Version und ist dann wohl hinfällig.
Leider nicht, denn der Schluss ist gleich geblieben ... :shy:

Hi Hannibal!

[die Realität entsteht ja immer im eigenen Bewusstsein, nicht wahr])
So sollte es sein ...

Klar hat sie mir gefallen, aber ich war auch entäuscht. Du hast dir wieder mal eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen und dann schließlich den Schwanz eingekniffen und hast dich dem Mainstream hingegeben. Es hätte klappen können, ehrlich.
Was bitte bedeutet Mainstream im Bezug aufs Schreiben? Der Begriff wurde bereits von Lukas benutzt, und ich Dummerchen kann damit nichts anfangen *schäm*
ja, das Ende. Mal wieder zuu offen? Mir schwebte durchaus eine Idee vor, die allerdings äußerst konfus wirkte (für mich). Ich werde aber noch einmal nachdenken. Du kannst mir ja mal per PN deine Vorstellung schicken, wenn du Lust und Zeit hast. Keine Angst, werde sie nicht übernehmen, will nur lernen :D

Okay, die Auamacher werden ausgemerzt. Neue Wortkonstruktionen sind wohl nicht mein Ding. :crying:

Zitat:
klinisch gebaute Klinikgebäude
Diese fand ich sooo gut ... snief


Hat mich an Blackwoods "Schlachtfeld" erinnert.
Ich verneige mich, obwohl ich zugeben muss, dass ich Blackwoods Schlachtfeld nicht verstanden habe. Vielleicht sollte ich es noch mal in Ruhe lesen...

Zitat:
Die Detonation des Schusses erreichte mein Ohr...

Bitte? Der SChall kann dein Ohr erreichen, aber die Detonation selbst doch wohl nicht.

Besteht eine Detonation nicht auch aus Schall?


Zitat:
synaptische Verknüpfungen

Sind die Synapsen selbst nicht die Verbindungen?

Eigentlich schon, aber so wie die klinische Klinik ... ach, lassen wir das ...

Aber gut, man muss wissen, was man will. Und wenn man gut unterhalten werden will - prächtig, prächtig!
Das will ich natürlich immer, logisch. Aber wenn ich es schaffe, auch noch ein wenig zu überraschen, dann freut mich das natürlich auch.

Wenn du meine Geschichten kritisierst, muss ich immer an deine erste Kritik in Menschenopfer denken. Da kann ich inzwischen ja schon ein bisschen stolz sein ... Vielen Dank, und hat mich gefreut, wieder von dir zu hören / lesen!

Gruß! Salem

 

Hi Salem,

Spannung und tolle Effekte werde natürlich auch ich deiner Geschichte nicht absprechen. Dazu hat sie mir viel zu gut gefallen.
Den Beginn finde ich aber im Timing etwas falsch. Damit meine ich, dass ich die "Visionen" noch nicht ansprechen würde, bevor der Protagonist "lediglich" den Tisch nicht benennen kann. Zum einen ist ein Blackout keine Vision, zum anderen bekommt es daruch eine Bedeutung, der es nicht gerecht wird. Die Erklärung der Visionen würde ich also an deiner Stelle unmittelbar vor dieser Passage platzieren:

Schweiß entsteht auf meiner Stirn. Ich höre den Uniformierten etwas brüllen. Mein Magen verkrampft sich. Keine Vision
Damit bin ich bei meinem zweiten Kritikpunkt. Offenbar musstest du doch erst richtig warm schreiben. Der von mir zitierte Satz, ein etwas späterer und der erste Absatz scheinen mir die beiden einzigen zu sein, bei denen du schon einmal vorweggreifst. Das erscheint mir inkonsequent. Entweder du greifst voll zur alinearen Erzählstruktur und diesen Vorblenden auf den Polizisten oder du lässt es ganz weg. Drei Absätze erscheinen mir als fauler Kompromiss. Vielleicht habe ich aber auch nur welche überlesen.

Was mir sonst noch aufgefallen ist:

Ich lächelt, sah das Meer von Rosen,
lächelte
Und irgendwann beschränkten sie sich nicht mehr nur auf das Visuelle.
Das haben sie von Beginn an nicht getan, denn neben dem Würstchengeruch beschreibst du doch die Lautstärke der Schritte bei der ersten Vision. Der fehlende Tisch ist mE keine.

Die kursiv gesetzte Passage (Diagnose:ff) wirkt auf mich in ihrer Art lieblos, als ob du keine Lust hattest diese Passage spannender zu gestalten und sie rein um des Informationsgehaltes mal eben knapp einbringen wolltest. Das hätte auch funktioniert, wenn du solche Passagen mehr als zwei Mal verwendet hättest. So empfinde ich aber auch das als ein Merkmal erzählerischer Inkonsequenz.

Trotz dieser Anmerkungen habe ich deine Geschichte gern und mit Spannung gelsen.

Lieben Gruß, sim (der sich bei solchen Visionen nicht mehr hinter das Lenkrad gesetzt hätte)

 

Hi Salem!

Um es gleich zu sagen: Was du in diese Geschichte hier gepackt hast ist schlicht TOO MUCH!
Anfangs bin ich wirklich gefesselt gewesen, obwohl mich der Einstieg ziemlich an eine Story von chazar erinnert, die er mal unter "Seltsam" gepostet hat. Das soll jetzt aber kein Plagiatsvorwurf sein. Der Beginn hat mich lediglich an diesen Text erinnert, ansonsten haben eure beiden Storys so gut wie nichts miteinander gemein.
Bevor ich näher kritisiere, ein paar Zitate:

Ich sehe das grinsende Gesicht des Uniformierten, der nach guter, alter John Wayne Manier den Revolver zurück in den Halfter gleiten lässt. Meine Beine geben nach.
Real …
Vision: ein im äußeren Raum anschaulich gesehenes Bild,
das für andere Betrachter nicht vorhanden ist.

Bis auf den guten alten John Wayne ein schöner Einstieg.

Ein simpler Ausfall synaptischer Verknüpfungen.

Gefällt mir nicht.

Sie war kurz, einem vorbei fliegenden Hauch ähnlich, der meine Gedanken durchstreifte.

Ein vorbeifliegender Hauch klingt komisch.

Meinen Magen knurrte.
Auch er hatte es bemerkt.

MEIN Magen knurrte. Ansonsten finde ich den Nachsatz überflüssig.

„Du solltest einen Arzt aufsuchen, David“, hatte Molly eines Morgens am Frühstückstisch gesagt, während sie sich den heißen Kaffee über die Hand schüttete und die verbrühte Haut mit dem Brötchenmesser abschälte.

Schönes Bild.

Diagnose: Überarbeitung

Neee Salem, im Ernst. Ärzte mögen gelegentlich vor Inkompetenz nur so strotzen, aber bei solchen Visionen würde ich jedem Arzt, der mir was von Überarbeitung erzählen will, gründlich in den Arsch treten.

Gestank nach verängstigtem Kot drang zu mir herein.

Verängstigter Kot? Schon klar, du wolltest was abgedrehtes schreiben, aber das passt meiner Meinung nach überhaupt nicht.

„Darf ich Ihnen einen Kaffee bringen?“, fragte eine weibliche Stimme hinter meinem Rücken. Der Professor reagierte nicht. Ich drehte mich herum und sah nur die Tür. Keine Person, kein Tablett mit dampfendem Kaffee darauf.

Sehr gut!
Solche Szenen hätte ich mir öfter gewünscht, und dafür weniger Splatter.

Der kleine Finger des Arztes wurde länger, wickelte sich schlangengleich um das Handgelenk. Eine winzige Öffnung bildete sich unter dem Nagel, und spitze Zähne fauchten mich an.

Solche "Kuriositäten" kenne ich aus unzähligen B-Movies. Kann mich weder schocken, noch amüsieren.

Ich sah ihn an. Konnte dieser Mann keine vollständigen Sätze sprechen?

:D

Die Worte des Professors hallten durch die Luft, erfüllten den Innenraum meines Fiestas mit ihrer Niedertracht. Ich blickte durch die Scheibe auf das klinisch gebaute Klinikgebäude, das ich vor zehn Minuten verlassen hatte.

Was das klinisch gebaute Klinikgebäude angeht, muss ich Hanniball zustimmen.
Ansonsten: Ich denke, normalerweise hätte man den Mann im Krankenhaus behalten, und keinesfalls zugelassen, dass er sich wieder ans Steuer setzt. Schließlich stellt er in seinem Zustand eine Gefahr für sich selbst und andere dar.

Es sei denn, ich stürzte mich vorher schon vor einen herannahenden Zug, den ich irrtümlich für eine nackte Frau hielt.

Achtung, der kommt flach! :D

Er drückt sie auf den Brustkorb des Mädchens

Was stimmt mit diesem Satz nicht, hm?

„Er hat sich bereits“, kreischt Brinkmann, „mit meiner Version des Hirntumors abgefunden. Sie hätten daher nicht auf ihn schießen müssen, mein Lord.“

Neeeeiiiiinnnn! Das kannst du doch nicht wirklich ernst meinen.
Sorry, aber meiner Meinung nach ein ganz großes Faux-Pas.

Die Haustür fällt ins Schloss. Ich höre Schritte. Es sind eindeutig mehr als eine Person, die jetzt die Küche betreten. Ich öffne die Augen nicht. Es ist nicht real …

Hier versuchst du zwar, es dem Leser zu überlassen, was wirklich vor sich geht, aber wirklich befriedigend ist das nicht.

Es sind zudem noch ein paar kleinere Tippfehler drin, und recht viele Tempusfehler, die sich zum Ende hin häufen, insgesamt aber nicht wirklich störend sind.


So, um es auf den Punkt zu bringen: Diese Geschichte gefällt mir überhaupt nicht.

Nach kurzer Zeit überschlagen sich die Visionen. Ich hatte den Eindruck, du wolltest mit jedem neu angefangenen Satz lediglich noch einen draufsetzen, noch ein paar Ekligkeiten mehr bringen (wobei ich mich kein einziges Mal geekelt habe - aber okay, ich bin abgestumpft *g*), noch ein paar abgedrehte Situationen hineinflechten.
Spätestens ab der Hälfte musste ich mich wirklich dazu zwingen, weiterzulesen. Der Text wird einfach extrem unspannend. Hier ein paar Liter Blut, da ein paar heraushängende Augen, von hinten kommen bizarre Kreaturen, von rechts nähern sich Trugbilder, von links kommen Geräusche und ein Metzgermesser. Du weißt hoffentlich, wie ich das meine. Verstehe meinen Kommentar bitte nicht als beleidigend. Ich will dich bloß darauf aufmerksam machen, dass es meiner Ansicht nach einfach viel zu viel des Guten ist.
Angenommen, dein Prot ist tatsächlich ein Seher, dann kann es mir eigentlich auch gleich sein. Niemand wird einem Menschen Glauben schenken, der so einen Trip durchlebt, deshalb wäre in diesem Fall auch die ganze Aufregung um seine Gabe unverständlich.
Angenommen, er ist kein Seher, und bildet sich alles wirklich nur ein: Who cares? Dann wird er halt operiert werden.
Verstehst du? Durch diese Unzulänglichkeiten schaffst du keinen richtigen Spannungsbogen, und auch die Pointe kann nicht funktionieren.
Einige dezente Andeutungen wären viel wirkungsvoller gewesen. Die Sirenen am Anfang, oder der Vogel, der gegen den Baum fliegt, solche Sachen sind gut.
Ein regelrechtes Intermezzo, in dem eine "krasse" Szene der nächsten die Klinke in die Hand gibt, das ist nicht gut.

Jetzt habe ich eine ziemlich vernichtende Kritik geschrieben, etwas Positives kommt aber auch noch: Dein Stil hat sich meiner Meinung nach enorm verbessert, und wirkt mittlerweile richtig professionell. Abgesehen von einigen Kleinigkeiten, lässt sich dieser Text stilistisch sehr flüssig lesen, und ist sehr schön aufgebaut und formuliert.

Nichts für Ungut

Viele Grüße

Cerberus

 

:sconf: :( :crying: :heul:
Hallo cerberus!

So, nachdem meine Tränen getrocknet, die Klinge zu stumpf, der Strick gerissen ist, widme ich mich mal deiner Kritik.

Weißt du, was ich mich beim bzw nach dem Schreiben immer gefragt habe? Ist das nicht ein bisschen zuu viel des Guten? hat mich also gewundert, dass das noch keiner vor dir bemängelt hat.
Aber dann habe ich mir gedacht, nee! Du willst halt so eine Story. Zum Teil ekelig, zum Teil abgedreht. Und es hat richtig Spaß gemacht :D

Und nu mal im Einzelnen:

obwohl mich der Einstieg ziemlich an eine Story von chazar erinnert, die er mal unter "Seltsam" gepostet hat.
Da muss ich doch jetzt tatsächlich mal nachsehen. Dachte ich kenne alles Stories von chazar ...

Zitat:
Diagnose: Überarbeitung

Neee Salem, im Ernst. Ärzte mögen gelegentlich vor Inkompetenz nur so strotzen, aber bei solchen Visionen würde ich jedem Arzt, der mir was von Überarbeitung erzählen will, gründlich in den Arsch treten.

Hier war ich davon ausgegangen, dass er dem Doc nicht sofort haarklein jede Vision beschreibt. Er könnte gesagt haben: "Ich sehe manchmal Dinge, die nicht da sind." Ein typischer Fall von Überarbeitung. Ich denke, nicht jeder rechnet sofort mit dem Schlimmsten.


Zitat:
Gestank nach verängstigtem Kot drang zu mir herein.

Verängstigter Kot? Schon klar, du wolltest was abgedrehtes schreiben, aber das passt meiner Meinung nach überhaupt nicht.

Das gefällt mir persönlich sooo gut, dass ich es gern drin lassen möchte. Dafür schmeiß ich die klinische Klinik raus, versprochen.


Zitat:
„Darf ich Ihnen einen Kaffee bringen?“, fragte eine weibliche Stimme hinter meinem Rücken. Der Professor reagierte nicht. Ich drehte mich herum und sah nur die Tür. Keine Person, kein Tablett mit dampfendem Kaffee darauf.

Sehr gut!
Solche Szenen hätte ich mir öfter gewünscht, und dafür weniger Splatter.

Und gerade dort dachte ich, das wäre viel zu laff. Wie man sich täuschen kann...


Zitat:
Der kleine Finger des Arztes wurde länger, wickelte sich schlangengleich um das Handgelenk. Eine winzige Öffnung bildete sich unter dem Nagel, und spitze Zähne fauchten mich an.

Solche "Kuriositäten" kenne ich aus unzähligen B-Movies. Kann mich weder schocken, noch amüsieren.

Kenn ich zwar noch nicht, war mir aber klar, dass es eher ein wenig lächerlich klingt. Finde ich persönlich gar nicht so schlimm. Vielleicht assoziiert David ja gesehene Filme in seinen Visionen.
Oder vielleicht wurden solche B-Movies ja von "Sehern" gedreht... kleiner Scherz.


Was das klinisch gebaute Klinikgebäude angeht, muss ich Hanniball zustimmen.
Ansonsten: Ich denke, normalerweise hätte man den Mann im Krankenhaus behalten, und keinesfalls zugelassen, dass er sich wieder ans Steuer setzt. Schließlich stellt er in seinem Zustand eine Gefahr für sich selbst und andere dar.
Das wäre in jedem Fall so gewesen! Denn mit einem Hirntumor darf man kein Fahrzeug mehr führen.


Zitat:
Es sei denn, ich stürzte mich vorher schon vor einen herannahenden Zug, den ich irrtümlich für eine nackte Frau hielt.

Achtung, der kommt flach!

hey, das sagt David. Er ist halt ein lustiges Kerlchen :-D


Zitat:
Er drückt sie auf den Brustkorb des Mädchens

Was stimmt mit diesem Satz nicht, hm?

:confused: Das würde ich auch gern wissen. Haben Mädchen keinen Brustkorb, oder was meinst du?


Zitat:
„Er hat sich bereits“, kreischt Brinkmann, „mit meiner Version des Hirntumors abgefunden. Sie hätten daher nicht auf ihn schießen müssen, mein Lord.“

Neeeeiiiiinnnn! Das kannst du doch nicht wirklich ernst meinen.
Sorry, aber meiner Meinung nach ein ganz großes Faux-Pas.

Meinst du das "mein Lord"?


Hier versuchst du zwar, es dem Leser zu überlassen, was wirklich vor sich geht, aber wirklich befriedigend ist das nicht.
Eigentlich habe ich ziemlich viele Dinge eingebaut (auch noch nachträglich zur Verdeutlichung), und ein wichtiges hast du ja auch schon genannt.

Ich hatte den Eindruck, du wolltest mit jedem neu angefangenen Satz lediglich noch einen draufsetzen, noch ein paar Ekligkeiten mehr bringen (...)noch ein paar abgedrehte Situationen hineinflechten.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, das wollte ich ... :shy:


(wobei ich mich kein einziges Mal geekelt habe - aber okay, ich bin abgestumpft *g*),
Ich werde dran arbeiten!!! :D


Dein Stil hat sich meiner Meinung nach enorm verbessert, und wirkt mittlerweile richtig professionell.
Wenn das mein allererster Kritiker hier sagt, dann macht mich das mächtig stolz. Vielen Dank!

Und bitte, bitte, entschuldige dich nicht für deine Kritiken. Durchaus ist es schön, wenn es einem Leser gefallen hat, aber es ist doch unrealistisch, das bei jedem zu erreichen, oder? Von daher bin ich froh, wenn auch jemand schreibt, dass er die Story grottenschlecht fand, wenn es so ist.
Und du hast doch sogar noch eine richtig gute Begründung eingefügt.
eigentlich bin ich ja auch ein Fan von "Weniger ist mehr!" aber manchmal muss es halt raus.

Dank dir noch mal für deine ehrliche Meinung und für deine Mühe.

Gruß! Salem

 

Lieber Salem!

Einiges hab ich Dir ja schon per PM geschrieben, vieles wurde auch in den anderen Kritiken schon erwähnt, hier also nur noch eine kleine Draufgabe, um Dich endgültig bis aufs Blut zu quälen…:D

Ganz besonders, wenn ich die Kritik von Cerberus lese, fühl ich mich darin bestätigt, zu sagen: Du kannst mehr. An dem gemessen, was ich Dir zutraue, ist Dir die Geschichte aus dem linken kleinen Finger gerutscht. Wenn Du Dich richtig anstrengen würdest, könntest Du da noch viel viel mehr rausholen. Du unterforderst Dich. ;)

Es ist zwar schön, daß Du willst, daß der Leser die Geschichte auf zwei oder mehr Arten lesen kann, aber es ist alles nur so halb. Verfolgt man zum Beispiel die Sicht, daß er sich alles nur einbildet und in Wirklichkeit im Krankenhaus ist, wäre es schön, wenn sich für mich als Leser bei genauem Hinsehen eine reale Entsprechung des Halluzinierten ergeben könnte, und umgekehrt, für die andere Betrachtungsweise ebenso. Wenn ihm wirklich nur von Teufel & Co alles vorgespielt wird und er in Wirklichkeit gar nicht halluziniert oder er „sieht“, dann sollte das ebenfalls mehr Sinn ergeben.
Was ich meine, ist aber vielleicht am besten anhand dieses Escher-Bildes zu sehen. Je nachdem, wie man es betrachtet, zeigt es ganz deutlich entweder eine Vase oder zwei Gesichter – Deine Geschichte deutet nur in vagen Strichen an, daß es beides sein könnte. Ich bin mir aber sicher, wenn Du willst, kriegst Du das so hin wie das Escher-Bild. Und am Schluß noch eine Überraschung.

Heute läuft mir schon wieder die Zeit davon… Hab so lange Bilder angeschaut. Deshalb schreib ich Dir erst morgen meine Anmerkungen. Jetzt hab ich Dir ja hoffentlich eh erst einmal was zum Nachdenken gegeben. ;)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Susi,

ganz kurz nur: das mit dem Escher-Bild ist sehr gut. Wenn man das so hinkriegen könnte, wäre es mit Sicherheit nicht schlecht. Jedoch habe ich einige Hinweise gestreut, die den ganzen Schlamassel aufklären, ist aber doch wohl zu wage.

Meine erste Intention beim Schreiben ist natürlich immer die Unterhaltung. Ich liebe es, Splatter oder Ekel zu schreiben (Sinn hin oder her). Aber du hast natürlich Recht (sowie cerberus), ein bisschen Anspruch kann ja nicht schaden. Aber wie gesagt, ein paar Hinweise gibt es, man kann die Story aber auch lediglich zum Unterhalten lesen (oder zum Amüsieren) :D

Gruß! Salem

 

Zitat von Salem:

Das wäre in jedem Fall so gewesen! Denn mit einem Hirntumor darf man kein Fahrzeug mehr führen.

:rotfl: :rotfl: :rotfl:

Hier spricht der Fahrlehrer! :D

 

Schande über mich

Oh mein Gott, lieber sim, es ist mir tatsächlich durchgegangen. Und wenn du keine "Erinnerung" geschickt hättest ... Sorry, sorry, sorry!

So, dann wolln wir mal sehen:

Spannung und tolle Effekte werde natürlich auch ich deiner Geschichte nicht absprechen. Dazu hat sie mir viel zu gut gefallen.
Na, das tut mal wieder gut. Vielen Dank!

Den Beginn finde ich aber im Timing etwas falsch. Damit meine ich, dass ich die "Visionen" noch nicht ansprechen würde, bevor der Protagonist "lediglich" den Tisch nicht benennen kann.
Das habe ich so noch gar nicht gesehen, aber ich gebe dir Recht. Wird geändert.

Damit bin ich bei meinem zweiten Kritikpunkt. Offenbar musstest du doch erst richtig warm schreiben. Der von mir zitierte Satz, ein etwas späterer und der erste Absatz scheinen mir die beiden einzigen zu sein, bei denen du schon einmal vorweggreifst. Das erscheint mir inkonsequent. Entweder du greifst voll zur alinearen Erzählstruktur und diesen Vorblenden auf den Polizisten oder du lässt es ganz weg. Drei Absätze erscheinen mir als fauler Kompromiss. Vielleicht habe ich aber auch nur welche überlesen.
Ich muss auch noch mal drüber schauen. Es ist schon ein gewisses Konzept enthalten (welches auch zur Auflösung führen könnte), aber ich denke, es fehlt wie du sagst an der konsequenten Umsetzung.

Zitat:
Ich lächelt, sah das Meer von Rosen,

lächelte

Ist doch schon lange ausgebessert. Wenn du dich einfach heimlich dazwischen schleichst ... :shy:

Zitat:
Und irgendwann beschränkten sie sich nicht mehr nur auf das Visuelle.

Das haben sie von Beginn an nicht getan,

Ups, stimmt. Den Geruch und die Schritte hatte ich nachträglich eingefügt.

Die kursiv gesetzte Passage (Diagnose:ff) wirkt auf mich in ihrer Art lieblos, als ob du keine Lust hattest diese Passage spannender zu gestalten und sie rein um des Informationsgehaltes mal eben knapp einbringen wolltest.
Ähm... das wollte ich tatsächlich. Denke, sie ist zu langweilig, wenn ich es ausführlicher gemacht hätte.

Das hätte auch funktioniert, wenn du solche Passagen mehr als zwei Mal verwendet hättest. So empfinde ich aber auch das als ein Merkmal erzählerischer Inkonsequenz.
Ach so meinst du das. Werde noch mal schauen, ob ich noch was einbauen kann.

Trotz dieser Anmerkungen habe ich deine Geschichte gern und mit Spannung gelsen.
Das freut mich ungemein. Und so schlimm waren deine Anmerkungen doch gar nicht. Da gibt es Schlimmere, gelle cerberus und Häferl? :xxlmad: ;)

Vielen Dank für deinen Kommentar, den ich aufgrund meines hohen Alters (Augenschwäche und so ...) übersehen habe.

Lieben Gruß, sim (der sich bei solchen Visionen nicht mehr hinter das Lenkrad gesetzt hätte)
Sehr löblich!

Lieben Gruß! Salem

P.S.

Cerberus: Hier spricht der Fahrlehrer!
Wenn er nix weiß, aber bei sowas kennt sich der Salem aus :klug:

 

Hm, Du scheinst es nicht zu bemerken, denn das ist schon seit gestern:

Der Posteingang von Salem ist voll. Salem kann keine weiteren Privaten Nachrichten empfangen, solange ältere Private Nachrichten nicht gelöscht worden sind.
Wollte nur sagen, daß ich erst morgen zu den versprochenen Anmerkungen komm. ;)

Alles Liebe,
Susi :)

 

So, lieber Salem, jetzt ... :)

»der nach guter, alter John Wayne Manier den Revolver zurück in den Halfter gleiten lässt«
– den Beistrich könntest Du Dir eigentlich sparen, aber ein Bindestrich gehört da hin: nach guter alter John Wayne-Manier

sim schrieb:
Den Beginn finde ich aber im Timing etwas falsch. Damit meine ich, dass ich die "Visionen" noch nicht ansprechen würde, bevor der Protagonist "lediglich" den Tisch nicht benennen kann.
Dem kann ich mich nur anschließen und würde sims Vorschlag umsetzen, also die Erklärung der Vision nach hinten verschieben, außerdem würde ich dann noch »Sie wurden häufiger« streichen. ;-)

»Scheinbar harmlos hatte es angefangen.«
– »Scheinbar« gefällt mir da nicht so, würde schreiben: Es hatte ganz harmlos angefangen, oder: Eigentlich hatte es ganz harmlos angefangen.

»Ich deutete mit dem Finger auf das Ding, Mollys verwunderten Blick ausweichend.«
– Mollys verwundertem Blick

»Schweiß entsteht auf meiner Stirn. Ich höre den Uniformierten etwas brüllen. Mein Magen verkrampft sich. Keine Vision …«
– Die Sätze würde ich umstellen: 2 - 3 - 1 - 4 (Evtl. dann das ent- von steht wegnehmen, fände ich schöner: Schweiß steht auf meiner Stirn.)

»meine erste richtige Vision. Sie war kurz, einem vorbei fliegenden Hauch ähnlich, der meine Gedanken durchstreifte.«
– Hm, also die Formulierung wurde ja auch schon kritisiert – dazu kommt aber noch, daß das, was Du anschließend schilderst, schon eine ganz schön lange Vision/Halluzination ist. Ein vorbeifliegender Hauch wäre zum Beispiel: Ich saß im Café, plötzlich sah ich im Augenwinkel jemanden in einem orangen Overall seitlich hinter meinem Stuhl hocken. Er hielt sich mit einer Hand an der Lehne fest. »Was machen Sie da?«, fragte ich, während ich mich umdrehte – aber da war er schon wieder weg. Vom Nachbartisch glotzten mich drei dämliche Gesichter an. Und weit und breit war niemand in orangem Overall zu sehen.
Irgendwie widerstrebt es mir, den Begriff »Vision« zu verwenden, da ich den mehr mit den Indianern verbinde, also nicht wundern, wenn ich dem Begriff aus dem Weg gehe…

»die Steine unter meinen Schuhen knirschen. Irgendwie viel zu laut.
… Warum waren die Schritte so laut?«
– wie hört sich »irgendwie viel zu laut« denn an? Nach Erdbeben? Oder vielleicht so, wie es sich anhört, wenn eine Ladung Steine vom LKW auf die Straße oder sonstwohin gekippt wird? Oder mehr so ein Quietschen, ähnlich wie wenn Stahlplatten senkrecht über den Boden gezogen werden? Oder doch mehr ein Donnern?

Ich blickte zu Molly, doch sie hatte ihren Kopf an meine Schulter gelegt und schaute verträumt in den Himmel. Ich lächelte, sah das Meer von Rosen, die einen farbenprächtigen Kontrast zum tristen Grün der Wiese bildeten. Sie rochen nach gebratenen Würstchen, zumindest drang der einschneidende Geruch zu mir herüber. Mein Magen knurrte.
Sehr schöne Stelle!

»Ich sah mich um, doch konnte ich den Geruchsverursacher nirgends ausmachen.«
– Wiederholung von »doch« (siehe oben)

»Meine Hand erhob sich zitternd, deutete auf den Boden, doch da war nur noch Moos. Der Vogel war verschwunden.«
– Ich denke, hier wäre er vielleicht doch auch ein bisschen erleichtert oder beruhigt, daß der Vogel nicht wirklich war – ist aber nur so ein Gedanke.

»Und irgendwann beschränkten sie sich nicht mehr nur auf das Visuelle.«
– Ähm, nur zur Erinnerung, der Punkt wurde schon einmal genannt: Er hat bereits auch Gerüche und Geräusche wahrgenommen.

»Hupende Autos, heulende Sirenen, direkt neben mir, mein zuckender Körper, der daraufhin beinahe einem Infarkt erlegen war.«
– nach »neben mir« würde ich einen Punkt machen
– erlegen wäre

»Und wenn ich mich umsah, lediglich freie Straßen und kopfschüttelnde Passanten.«
– hm, »lediglich« hab ich noch von »Lediglich unzählige Tauben« im Ohr – Vorschlag: »Und wenn ich mich umsah: freie Straßen und kopfschüttelnde Passanten!«

während sie sich den heißen Kaffee über die Hand schüttete und die verbrühte Haut mit dem Brötchenmesser abschälte.
Die Vorstellung fand ich auch sehr gelungen. :-)

»Und während ich mit meinem Hausarzt telefonierte, hörte ich sie in der Küche grunzen wie ein Schwein bei der Fütterung. Die Geräusche, die sie dabei zusätzlich durch ihren Darmausgang erzeugte, erzeugten einen Druck in meinem Magen.«
– Jetzt sind es schon ein bisschen viel Und-Sätze. ;-)
– Ist da nur ein Druck im Magen, oder vielleicht auch ein Hoffen, daß der Arzt das nicht hören kann? (Wäre ja peinlich…)

»Diagnose: Überarbeitung«
– Einerseits finde ich »Überarbeitung« als erste Diagnose eines praktischen Arztes nicht so falsch – da gibt es schon einige, die eine Weile brauchen, bis sie draufkommen, es könnte doch helfen, den Patienten zum Facharzt zu schicken. Realistischer klingen würde aber meiner Meinung nach sowas wie »Schlafmangel«.
Andererseits gefällt mir diese Darstellung der Diagnose nicht so richtig. Bei einem Dialog zwischen Arzt und Patient könntest Du obendrein für Deine Teufel-Lese-Version erste Anzeichen verstreuen (die sich aber möglichst auch für die andere Lesart erklären lassen sollten ;-)).

Noch einmal zum Escher-Bild: Die Autofahrt läßt sich zum Beispiel problemlos ins Krankenhaus denken:
»Mein Ford Fiesta katapultierte mich über die linke Spur der Autobahn.«
– Sie heben ihn vom Bett in einen Rollstuhl.
»Vorbei an welkenden Bäumen, deren Stämme träge gen Boden wiesen.«
– Kleiderständer, auf denen Jacken und Mäntel hängen, oder Menschen, deren Arme nach unten hängen
»Die Leitplanke direkt neben mir schien näher zu rücken.«
– In »meinem« Krankenhaus ist seitlich an den Wänden in Höhe der Betten und Rollstühle ein Holz als Schutz angebracht, damit niemand an die Wand fährt – sieht aus, wie hölzerne Leitplanken.
»Jetzt bloß nicht nach rechts ausweichen. Alles war unwirklich. Visionen!«
– Natürlich, denn so wie er zu lenken glaubte, fuhr der Rollstuhl ja nicht.
»Der Lkw, den ich zum Überholen angesetzt hatte,«
– Könnte alles mögliche sein, zum Beispiel ein Transportwagen für schmutzige Krankenhauswäsche, bei dem seitlich einige Ärmel heraushängen. Daher könnte natürlich auch der Gestank kommen…

Würde sich nun die ganze Geschichte so erklären lassen, zugleich aber auch Deine Teufelversion schon früher und ebenso nachvollziehbar zu finden sein, wäre das echt ein Hit. Natürlich geht sowas nicht von heute auf morgen… *ansporn* ;-)

»… Schreie ersetzten den beißenden Gestank.«
– Irgendwie ist mir die Beschreibung da zu plötzlich aus. Ist er denn nun hineingefahren, oder ist der Rollstuhl dran vorbeigeschoben worden, oder war es vielleicht der Aufzug, und die herausragenden Hände jene, die die doppelte Aufzugstür aufhielten? Gemeint ist natürlich aus seiner Sicht – er fährt hinein oder nicht, und sieht/hört was?

»„Nun, Herr Riemschneider.“ Ich wusste, …
„Nun, Herr Riemschneider, es ist leider so, wie wir es vermutet haben.“«
– würde das zweite »Nun, Herr Riemschneider« streichen – ein Arzt ist in der Lage, einen Satz einige Atemzüge später fortzusetzen, ohne nochmals den Anfang zu wiederholen. ;-)

»blickte wieder auf den bärtigen Mann am gegenüberliegenden Ende des Schreibtisches.«
– Ich nehme an, sie sitzen sich auf den Längsseiten gegenüber, da finde ich »Ende« eine etwas seltsame Bezeichnung – Vorschlag: schaute wieder den bärtigen Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches an

Der kleine Finger des Arztes wurde länger, wickelte sich schlangengleich um das Handgelenk. Eine winzige Öffnung bildete sich unter dem Nagel, und spitze Zähne fauchten mich an.
Super-Idee!

»Die halbvertrocknete Pflanze im Hintergrund strömte einen unangenehmen Geruch aus.«
– fände schöner »verströmte einen unangenehmen Geruch.«

»Hatte der Professor gerade etwas von einer Operation gesagt.«
– gesagt?

»schlug sich dabei übertrieben die Schenkel und wischte sich den Speichel von den Lippen.«
– zweimal »sich« – Lösung A: schlug dabei übertrieben auf seine Schenkel …, Lösung B: …wischte den Speichel von seinen Lippen.

»„Passt es Ihnen morgen?“«
– In dem Zustand, wo sich der Protagonist bereits befindet, würde der Arzt ihn wohl nicht fragen, ob es ihm paßt, sondern eher: »Zufällig habe ich gleich übermorgen einen Operationstermin frei.« Auch, weil er ja kein »Ja« abwartet, sondern nach »„Was übermorgen?“« sagt: »„Wir werden morgen mit den letzten Vorbereitungen beginnen. Übermorgen entfernen.“«

»Sein linker Augapfel quoll hervor, löste sich zwischen den Lidern und fiel heraus. In Höhe des Mundwinkels blieb er schwingend hängen, gehalten durch den rotschimmernden Sehnerv.«
– Eigentlich wollte ich das schon in meiner ersten Kritik erwähnen, hab aber darauf vergessen: Das ist zu billig für Deine Geschichte bzw. für Dich. Das erinnert mich an Comics… Laß sie ihm wenigstens hinein-, statt herausfallen, hehe.

»erfüllten den Innenraum meines Fiestas mit ihrer Niedertracht.«
– Wenn er wirklich nur halluziniert, war er vermutlich von Beruf Fahrlehrer, sonst würde er sich nicht ständig im Auto sehen…:D

»Im Radio bekundete Bob Geldorf seine Abneigung gegen Montage. Wie Recht er doch hatte.«
– Die Stelle finde ich auch nicht so toll, Du könntest sie ruhig durch eine viel bessere ersetzen. ;-)

»Ich drehte am Lautstärkeregler, und die Musik erfüllte mich mit sanfter Gleichgültigkeit.«
– ohne Beistrich: Lautstärkeregler und

»Ich schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Zum ersten Mal, seit es begonnen hatte, konnte ich weinen.«
– Hier könntest Du noch ein bisschen tiefer gehen – was denkt er, während er weint? Ist aus »konnte ich« zu schließen, daß er es schon früher wollte? Warum konnte er es da nicht? Eventuell könntest Du das noch vorne einbauen.

»War die Region, in der sich diese Geschwulzt eingenistet hatte, überhaupt schmerzempfindlich?«
– Geschwulst

»Es war kalt. Ich knöpfte den Mantel zu, sah die anderen Passanten, die in T-Shirts und kurzen Hosen dem doch recht heißen Frühlingstag trotzten.«
– Wenn ihm kalt war, warum sagt er dann »dem doch recht heißen Frühlingstag«? Vorschlag: der strahlenden Sonne trotzten

»Würde ich als sabbernder Grinser in einem unflexiblen Stuhl mit Rädern enden?«
– Ich frag mich schon die ganze Zeit, wie Du auf »unflexibel« kommst, oder anders: Was wäre ein flexibler Stuhl? :susp:

»All das malte ich mir aus, doch ich verspürte keinerlei Regung. War mir alles egal? Ich könnte mich doch zumindest freuen, dass es bald vorbei sein würde. Keine Regung. Setzte der Tumor meine Gefühle außer Kraft?«
– Eher ungewöhnlich, daß man sich sowas fragt, oder? Es kommt mir zumindest seltsam vor, da ich mir denke, wenn man nichts mehr fühlt, fehlt es einem nicht unbedingt. Aber sicher weiß ich das nicht.

»„Hey, bist du ein Kinderficker?“«
– Hehe, jetzt hab ich eine ganz neue Interpretation: Er ist ein Kinderficker, und die Geschichte beschreibt die neuen Verhörmethoden: Sie reden den Leuten ein, sie hätten eine dringende Operation nötig, und verhören sie dann in Narkose!
(Man sollte mich nicht immer ernst nehmen.)

»der nach knoblauchüberdeckter Vanille roch,«
– Eine sehr eigenartige Kombination. Was mir dazu einfällt: »Vanillerostbraten« wird mit Knoblauch gewürzt, von Vanille keine Spur…

»Der Vanillegeruch nahm eine exkrementenbehaftete Nuance an.«
– ohne n: exkrementebehaftete

»ein wahrhaftiger Hüne, sah ihn eindringlich an. Er war mit Sicherheit zwei Meter groß, wenn nicht, sogar noch größer.«
– wäre für »wahrhafter«, ohne -ig-
– zwischen »nicht« und »sogar« gehört kein Beistrich, würde das aber kürzer formulieren: …zwei Meter groß, mindestens.

»Und urplötzlich verstummte der Mann, der Schrei war weiterhin in seinem Gesicht eingebrannt,«
– würde das »Und« streichen. Wenn es urplötzlich ist, braucht der Satz auch kein »Und« zum langsamen Starten.

»die Kugel, die in die Häuserwand einschlägt, vor der ich noch vor Sekunden gestanden hatte.«
– um die beiden »vor« zu vermeiden: vor der ich eben noch gestanden hatte.

»Wie ein Berserker stößt er die Leute, die seinen Weg kreuzen, beiseite.«
– stößt er die Leute beiseite, die seinen Weg kreuzen.

»Diese Realität kann nicht real sein.«
– Würde er sie denn als Realität bezeichnen, wenn er der Meinung ist, es könne nichts real sein? Vielleicht eher so: »Das kann doch irgendwie alles gar nicht real sein …«

»Der zersetzende Fäkaliengestank nimmt an Intensität zu, legt sich auf meinen Verstand;«
– »nimmt an Intensität zu« …ähm, was hältst Du von diesem Satzanfang?: Statt mich an den Gestank zu gewöhnen, …

»Ihre Augen werden größer, beginnen hervorzuquillen.«
– hervorzuquellen

»Wieder donnert ein Schuss durch die träge Luft, wieder reagierte keiner der Passanten, nur mein Herz macht einen beängstigenden Sprung.«
– reagiert

»Ich renne und meine Schulter explodierte mit jedem Atemzug.«
– explodiert

»Ich reiße die Augen auf, sehe den Fahrer, der ohne Augen und jeglicher Regung das Lenkrad umklammert.«
– jegliche

»Ich springe zur Seite, schaffe es gerade noch in einer kleinen Gasse zu verschwinden,«
– gerade noch, in

»Eine gewaltige Detonation fräst sich über die Straße hinter meinem Rücken. Ich hört Schreie,«
– würde das umstellen: fräst sich hinter meinem Rücken über die Straße
– höre

»Ich fliehe vor unechten Erscheinungsformen!«
– »Ich flüchte« würde mir vom Klang her besser gefallen

»Der penetrante Fäkaliengestank, der unverändert in der Luft hängt, hilft nicht gerade dabei, dieses zu verhindern.«
– Vorschlag: Der unverändert penetrante Fäkaliengestank macht es mir nicht gerade leicht, das zu verhindern.

»Oder holte er mich in eine hinein?«
– holt

»so grell, dass es in den Augen schmerzt. Für einen Augenblick vergesse ich die Schmerzen in der Schulter.«
– schmerzt/Schmerzen, Vorschlag: dass es in den Augen sticht

»Sein Atem weht einen leichten Zitronenhauch in den Kot.«
– ein leichtes Zitronenaroma

»„David Riemschneider.“«
– kein Satz, kein Punkt, eigentlich

»Hat sich mein Kumpel im Kopf sosehr in den Nervenstrukturen verankert, dass er über sie bestimmen kann wie ein Dirigent über seine zuckenden Statuen?«
– Dein Gedankengang mit den Statuen ist wirklich nicht unbedingt leicht zu entdecken, vielleicht kannst Du es doch treffender beschreiben?

»dazwischen eine tiefere, dumpfe. Letztere wird kurz lauter.«
– »Letztere« würd ich vermeiden: eine tiefere, dumpfe, die kurz lauter wird

»Es herrscht das Chaos.«
– »das« würd ich streichen

»Ich habe das Gefühl, keine Luft zu bekommen.«
– Ich bekomme immer schwerer Luft.

»„Ich werde ihn rüberbringen!“, zischt er unsichtbar.«
– statt »unsichtbar« würde ich »von mir abgewandt« schreiben, denn unsichtbar ist ein Zischen immer. ;-)

»Der weiße Kittel schabt mit den Hufen über den Holzboden.«
– Ja, das mit den Hufen finde ich auch übertrieben, besonders, daß er plötzlich damit schabt…

»Mein Atem erzeugte einen pfeifenden Ton.«
– erzeugt

»„Er hat sich bereits“, kreischt Brinkmann, „mit meiner Version des Hirntumors abgefunden. Sie hätten daher nicht auf ihn schießen müssen, mein Lord.“«
– würde »kreischt Brinkmann« nach »abgefunden« verlegen

»Ich erkenne einen etwa unterarmgroßen Penis, der gewand in den Professor eindringt.«
– gewandt
– »Ich erkenne« ist weniger direkt erzählt, als zum Beispiel »Er hat einen unterarmgroßen Penis! …«

»Die Augen fallen heraus. Hüpfen wie ein Flummi über den Boden.«
– *g* schon wieder sind wir im Comic gelandet … Aber wenn schon, dann müßten es zwei Flummis sein. ;-)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Susi.

Ganz kurz nur. Da hat sich das Warten ja gelohnt. Vielen Dank für deine Mühe, habe vieles entdeckt, das ich durchaus nachvollziehen kann. Werde die Geschichte jetzt noch einmal überarbeiten (auch die Dinge, die sim angemerkt hat) und dann noch mal auf deine einzelnen Punkte eingehen.

Bis dahin lieben Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Salem!

Die Geräusche, die sie dabei zusätzlich durch ihren Darmausgang erzeugte, erzeugten einen Druck in meinem Magen.
Wortwiederholung "erzeugen"


Gestank nach verängstigtem Kot drang zu mir herein.
verängstigter Kot?

Professor Brinkmann nahm die Brille ab. Sein linker Augapfel quoll hervor, löste sich zwischen den Lidern und fiel heraus. In Höhe des Mundwinkels blieb er schwingend hängen, gehalten durch den rotschimmernden Sehnerv.
„Oh, bitte entschuldigen Sie.“ Der Professor grinste verlegen und drückte die gallertartige Masse wieder zurück an ihren angestammten Platz.
:thumbsup:

War die Region, in der sich diese Geschwulzt eingenistet hatte,
Geschwulst
Und urplötzlich verstummte der Mann, der Schrei war weiterhin in seinem Gesicht eingebrannt, und es begann zu einer zähflüssigen Masse zu zerschmelzen. Augen, Nase und Mund flossen ineinander, bildeten eine verwirrende Einheit. Der Körper tat es dem Gesicht gleich, der Stoff des Anzugs vereinte sich auf molekularer Ebene mit dem Fleisch, zerlief zu einer breiigen Pfütze auf dem Asphalt.
Spitze.

Augenblicklich steigt mir wieder dieser Kotgeruch in die Nase. Habe ich etwa extremen Mundgeruch?
:D

Hat sich mein Kumpel im Kopf sosehr in den Nervenstrukturen verankert, dass er über sie bestimmen kann wie ein Dirigent über seine zuckenden Statuen?
Den Dirigentenvergleich habe ich nicht verstanden. Vielleicht wäre der mit einem Puppenspieler und seinen Puppen passender?

„Er hat sich bereits“, kreischt Brinkmann, „mit meiner Version des Hirntumors abgefunden. Sie hätten daher nicht auf ihn schießen müssen, mein Lord.“

Du spielst sehr gekonnt mit der Verwirrung des Protagonisten.
Das Ende ist spitze, man weiß absolut nicht mehr was Einbildung ist und was real.
Die Verzweiflung und Verwirrung des Protagonisten hast du super rübergebracht, der Stil ist bis auf einige Ausrutscher gewohnt sicher.

Fazit: Empfehlung :thumbsup:

Seaman

 

Hi Seaman.

Fazit: Empfehlung:thumbsup:
:bounce: Eine Empfehlung ... jppijahe!
Endlich jemand, der das Werk würdigt und versteht ...;)

Nein, Quatsch, ich freue mich natürlich ungemein über dein Urteil. Wo hast du die Story denn ausgegraben?
Jetzt muss ich doch tatsächlich mal nachschauen, was ich damals verzapft habe. Ich weiß nur soviel: Es hat mir unheimlich Spaß gemacht, diese Geschichte zu schreiben.
Kennst du sowas? Es gibt Geschichten, in die man richtig verliebt ist (als Autor meine ich).
Also, wie gesagt, schön, dass es dir gefallen hat, und danke für die Empfehlung!

Gruß! Salem

 

Hallo Salem,

ohne jtzt die anderen Kommentare gelesen zu haben: hat mir gefallen, deine Geschichte.

Der Anfang liest sich leicht und locker, ab der Mitte verliert das ganze etwas an Fahrt und wird langsamer....verebt aber nie ganz, gott sei Dank.

Das Ende: Naja, ehrlichgesagt...hab ich's glaub ich nicht ganz gecheckt: Ist das jetzt der Tumor, der dem Prot. die Vision einer Vision vom Tumor beschafft?

Einige Klischeesätze haben mich gestört, wie „Du solltest einen Arzt aufsuchen, David“. Gibt ein paar der Sätze, die mir einfach zu oft in Geschichten vorkommen.

Aja: ich glaube kein Arzt dieser Welt wird einen Patienten, der eben erst die Diagnose eines Hirntumors bekommen hat, in ein Auto setzen undheimfahren lassen.- Noch dazu mit Medikamenten. Aber das nur nebenbei ;-)

Fazit: Gute Story, hat mich unterhalten.
Danke.

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom