Was ist neu

Nie mehr Bolero

Seniors
Beitritt
31.10.2003
Beiträge
1.543
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Nie mehr Bolero

Nie mehr Bolero


Die Detonation des Schusses erreicht mein Ohr bevor der Schmerz einsetzt. Ich sehe das grinsende Gesicht des Uniformierten, der nach guter alter John Wayne-Manier den Revolver zurück in den Halfter gleiten lässt. Meine Beine geben nach.
Real …

Eigentlich hatte es harmlos angefangen. Ein simpler Ausfall synaptischer Verknüpfungen.
Meine Frau Molly und ich hatten noch gelacht. Mir war in einem ganz lapidaren Satz das Wort für dieses hölzerne Ding mit den vier Beinen nicht mehr eingefallen.
„Hast du meinen Autoschlüssel gesehen?“, hatte Molly gefragt.
„Er liegt da drüben auf dem …“ Kurzes Schweigen. „Auf dem …“ Ich hatte die Stirn in Falten gelegt, ebenso wie Molly, die mich fragend angesehen hatte. Ich sah doch diesen Schlüssel auf diesem verdammten …
„Auf dem …“ Ich hatte es noch einmal versucht. Nichts. Das Wort war weg.
Ich deutete mit dem Finger auf das Ding, Mollys verwundertem Blick ausweichend.
„Du meinst den Tisch?“, fragte sie vorsichtig.
Ich sah sie an. Sie hätte mich auch fragen können: „Du meinst den Wrngsslw?“ Das von ihr genannte Wort sagte mir rein gar nichts. Ein Druck war in meinem Kopf entstanden, kein schmerzhafter, lediglich dieser verkrampfte Druck der Verzweifelung. So etwas gab es doch nicht! Ich wusste doch, dass ich dieses Ding, an dem man essen konnte, kannte. Ich wusste es!
Und Sekunden später war es wieder da. Tisch! Natürlich Tisch. Wie hatte ich das vergessen können? Wir hatten gelacht.

Ich höre den Uniformierten etwas brüllen. Mein Magen verkrampft sich. Schweiß steht auf meiner Stirn. Keine Vision …

Vision: ein im äußeren Raum anschaulich gesehenes Bild,
das für andere Betrachter nicht vorhanden ist.

Dann kam der Tag im Park. Und meine erste richtige Vision.
Ich schlenderte mit Molly über den Weg und hörte die Steine unter meinen Schuhen knirschen. Viel zu laut, wie ich fand.
„Ich finde es schön, dass wir mal wieder Zeit für uns haben“, sagte Molly und hakte sich fester bei mir ein.
„Ja schön“, sagte ich durch das Tosen der Steine hindurch. Ich sah nach unten. Ein ganz gewöhnlicher Weg durch einen ganz gewöhnlichen Park. Warum waren die Schritte so laut? Ich blickte zu Molly, doch sie hatte ihren Kopf an meine Schulter gelegt und schaute verträumt in den Himmel. Ich lächelte, sah das Meer von Rosen, die einen farbenprächtigen Kontrast zum tristen Grün der Wiese bildeten. Sie rochen nach gebratenen Würstchen, zumindest drang der einschneidende Geruch zu mir herüber. Mein Magen knurrte.
Ich sah mich um, allerdings konnte ich den Geruchsverursacher nirgends ausmachen. Lediglich unzählige Tauben befanden sich auf der großen Wiese neben uns. Ich runzelte die Stirn. Wo waren die Rosen?
Molly summte ein Lied. Ein Sperling neben uns flog gegen einen der Baumstämme und zerplatzte an der Rinde. Ich zuckte zusammen, verharrte erschrocken in der Bewegung und starrte mit offenem Mund auf den gekrümmten Kadaver im Moos.
Molly sah mich an: „Was hast du?“
Mein Herz donnerte, jedes Wesen im Park musste es hören können. Die Tauben sahen zu uns herüber, dann erhoben sie sich wie auf Kommando in die Luft und stoben auseinander. Der Würstchengeruch wurde stärker. Verbrannter.
„David, was ist mit dir?“
Ich blickte ungläubig in ihre Augen, konnte nicht nachvollziehen, was sie mich gerade gefragt hatte. War sie denn blind? War es ihr entgangen, wie dieser winzige Vogel sich den Schnabel durch seinen Schädel katapultiert hatte? Sah sie denn nicht die dünnen Beinchen, die steil nach oben gerichtet waren, als griffen sie nach der letzten Hoffnung, den Baum doch noch umfliegen zu können?
Meine Hand erhob sich zitternd, deutete auf den Boden, doch da war nur noch Moos. Der Vogel war verschwunden. Auch der Würstchengeruch.

Für einen Moment wird mir schwarz vor Augen. Der Uniformierte verschwimmt, die Geräusche um mich herum werden dumpfer. Ich höre Stimmen vereint mit einem stetigen Piepen direkt neben mir. In mir? …

Die Visionen kamen wieder, die Abstände wurden kürzer, die jeweiligen Sequenzen dafür umso länger. Erschreckender.
Hupende Autos, heulende Sirenen, direkt neben mir. Mein zuckender Körper, der daraufhin beinahe einem Infarkt erlegen wäre. Und wenn ich mich umsah, nur freie Straßen und kopfschüttelnde Passanten.
„Du solltest einen Arzt aufsuchen, David“, hatte Molly eines Morgens am Frühstückstisch gesagt, während sie sich den heißen Kaffee über die Hand schüttete und die verbrühte Haut mit dem Brötchenmesser abschälte.
Inzwischen hatte ich mich fast an solche Anblicke gewöhnt, und ich gab ihr Recht. Und während ich mit meinem Hausarzt telefonierte, hörte ich sie in der Küche grunzen wie ein Schwein bei der Fütterung. Die Geräusche, die sie dabei zusätzlich durch ihren Darmausgang erzeugte, verursachten einen Druck in meinem Magen.

Diagnose: Überarbeitung
Behandlung: Ruhe; zweimal täglich 6 mg Ambroxolhydrochlorid
Resultat: keine positiven Veränderungen
Diagnose: stressbedingte Wahrnehmungsstörungen
Behandlung: Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung; 1,5 ml Ciprofloxacin, dreimal täglich
Resultat: keine positiven Veränderungen
Überweisung, neurologische Untersuchung

Das Ergebnis der darauf folgenden Tage. Und jeder wurde schlimmer.

Heute
Mein Ford Fiesta katapultierte mich über die linke Spur der Autobahn. Vorbei an welkenden Bäumen, deren Stämme träge gen Boden wiesen.
Ich schüttelte den Kopf. Die Leitplanke direkt neben mir schien näher zu rücken. Jetzt bloß nicht nach rechts ausweichen. Alles war unwirklich. Visionen! Ich kannte es ja bereits.
Ich befand mich auf dem Weg zur Klinik. Besprechung der Ergebnisse der neurologischen Untersuchung.
Mein Blick war starr nach vorn gerichtet. Der Lkw, den ich zum Überholen angesetzt hatte, schwankte leicht. Nur nicht ausweichen. Ich war inmitten einer Vision.
Jemand lachte hinter meinem Rücken, und erschrocken blickte ich in den Innenspiegel. In weiter Ferne folgte mir ein Wagen. Nichts weiter.
Ich erreichte den Lkw. Es war ein Viehtransporter. Die dünnen Lüftungsschlitze mit den fingerdicken Gitterstäben wirkten wie grinsende Münder mit unnatürlich geraden Zähnen. Gestank nach verängstigtem Kot drang zu mir herein.
Immer nach vorne schauen; gleich würde es vorbei sein.
Ich sah Hände, die sich bleich aus den lachenden Mündern des Viehtransporters wanden. Hände, deren Haut so blass war, als würde sie in diesem Moment zum ersten Mal das Sonnenlicht sehen. Finger zuckten, griffen nach etwas, das nicht da war; Schreie ersetzten den beißenden Gestank.

Institut für Neuropathologie; Zimmer 305; Prof. Dr. med Walter Brinkmann
Meine Finger hatten sich ineinander geschlungen, so dass die Kuppen einen lilafarbenen Kontrast zum Weiß der Knöchel abgaben.
Nachdem ich die Autobahnfahrt heil überstanden hatte, war ich vor gut fünf Minuten in der Klinik eingetroffen. Ich saß vor dem mächtigen Schreibtisch von Professor Brinkmann, grinste ein wenig aufgrund der Assoziation zu einer längst vergangenen Fernsehserie, und blickte in meinen Schoß.
Der Professor stand vor einer Wand mit leuchtend bunten Fotos der Kernspinuntersuchung meines Schädels, während seine Finger durch seinen Bart kraulten. Ich hörte ihn lautstark lachen, ohne dass er eine Miene verzog. Etwas surrte an meinem Ohr.
„Nun, Herr Riemschneider.“ Ich wusste, was jetzt kommen würde. Schließlich hatten die Wahrnehmungsstörungen, wie Professor Brinkmann sich so vortrefflich auszudrücken pflegte, in letzter Zeit an Intensität deutlich zugenommen.
Der Professor drückte auf einen Knopf an der Wand und die bunten Bilder verblassten. „Es ist leider so, wie wir es vermutet haben.“
Wir? Ich hatte nichts vermutet. Oder doch?
„Wir haben es mit einem Glioblastom zu tun.“ Er hatte hinter seinem Schreibtisch Platz genommen, schob die schmale Brille auf seinem Nasenrücken zurecht, stützte die Unterarme auf und verschränkte fachmännisch die Finger.
„Darf ich Ihnen einen Kaffee bringen?“, fragte eine weibliche Stimme hinter meinem Rücken. Der Professor reagierte nicht. Ich drehte mich herum und sah nur die Tür. Keine Person, kein Tablett mit dampfendem Kaffee darauf. Ich schluckte, blickte wieder auf den bärtigen Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches. Der kleine Finger des Arztes wurde länger, wickelte sich schlangengleich um das Handgelenk. Eine winzige Öffnung bildete sich unter dem Nagel, und spitze Zähne fauchten mich an. Ich schloss die Augen.

„Wir dürfen die Operation auf keinen Fall länger hinauszögern.“
Ich zuckte zusammen, sah den Professor an, der jetzt in einem großen Buch blätterte. Die halbvertrocknete Pflanze im Hintergrund verströmte einen unangenehmen Geruch. Ich konnte ihn nicht zuordnen. Er war einfach nur unangenehm. Hatte der Professor gerade etwas von einer Operation gesagt? Mein Kopf schmerzte.
„Was habe ich?“ Meine Stimme klang so weit weg, so winzig. Zart.
Der Professor sah nicht auf. „Einen Tumor, Herr Riemschneider.“ Er blickte auf seinen Finger mit dem winzigen Mund, der jetzt damit begonnen hatte, die Kuppe seines Daumens zu fressen.
Ich nickte. Ein Tumor, logisch. Und ich dachte schon, ich würde verrückt werden.
„Eine äußerst seltene Art. Äußerst selten“, murmelte Professor Brinkmann andächtig. Es klang wie ein einstimmiger Choral unter göttlicher Kuppel.
„Wir sollten so schnell als möglich selektieren, Herr Riemschneider. Wirklich. So schnell als möglich. Irgendwie möglich. Ja, das sollten wir. Wir. Ich.“
Ich sah ihn an. Konnte dieser Mann keine vollständigen Sätze sprechen?
„Ich werde es selektieren, Herr Riemschneider. Mit meinen eigenen Zähnen werde ich diese böse Wucherung herausbeißen. Werde den Eiter lutschen, mich mit Ihrem Blute balmen.“ Er lachte laut und schallend, schlug sich dabei übertrieben die Schenkel und wischte den Speichel von den Lippen.
Ein schrilles Pfeifen platzte gegen mein Trommelfell. Ich presste die Hände gegen die Ohren, und genauso plötzlich, wie es gekommen war, verschwand es auch wieder. Das sollte der Tumor auch tun.
„Die Wahrnehmungsstörungen werden immer häufiger auftreten, Herr Riemschneider“, fuhr Professor Brinkmann fort. „Wie Sie ja bereits festgestellt haben, werden Sie Dinge sehen oder hören, die nicht der Realität entsprechen.“ Er blickte mich eindringlich an. Die Pflanze im Hintergrund sah völlig gesund aus. „Es wird Ihnen allerdings wie die Realität erscheinen. Wir müssen daher schnellstmöglich operieren.“
„Wieviel Zeit bleibt mir?“
„Passt es Ihnen morgen?“
„Was morgen?“ War ich schwer von Begriff?
„Wir werden morgen mit den letzten Vorbereitungen beginnen. Übermorgen entfernen.“
Ein Kloß breitete sich in meinem Hals aus, nahm mir die Luft. „Morgen?“
Hatte ich gewimmert?
Professor Brinkmann nahm die Brille ab. Sein linker Augapfel quoll hervor, löste sich zwischen den Lidern und fiel heraus. In Höhe des Mundwinkels blieb er schwingend hängen, gehalten durch den rotschimmernden Sehnerv.
„Oh, bitte entschuldigen Sie.“ Der Professor grinste verlegen und drückte die gallertartige Masse wieder zurück an ihren angestammten Platz.
„Ich werde morgen früh hier sein“, erwiderte ich und stand auf.

Wahrnehmungsstörungen. Unstimmigkeit der Akustik. Halluzinationen.
Die Worte des Professors hallten durch die Luft, erfüllten den Innenraum meines Fiestas mit ihrer Niedertracht. Ich blickte durch die Scheibe auf das Klinikgebäude, das ich vor zehn Minuten verlassen hatte.
Im Radio bekundete Bob Geldorf seine Abneigung gegen Montage. Wie Recht er doch hatte.
Kurz darauf ertönte Nie mehr Bolero in der deutschen Fassung von Karel Gott. Ich drehte am Lautstärkeregler, und die Musik erfüllte mich mit sanfter Gleichgültigkeit. Es tat gut.
Wie hieß mein Freund zwischen den Gehirnwindungen doch gleich? Die Bezeichnung fiel mir nicht mehr ein. Ich begann zu schwitzen. Auf jeden Fall war er bösartig. Wenn man es gelinde ausdrückte. Mittlere Überlebenszeit von weniger als einem halben Jahr. Es sei denn, ich stürzte mich vorher schon vor einen herannahenden Zug, den ich irrtümlich für eine nackte Frau hielt.

Ein Klopfen an der Seitenscheibe meines Wagens ließ mich aufblicken. Ich schaute in das grinsende Gesicht eines bärtigen Mannes mit schmalzigem Hut. Kannte ich ihn? Sein Grinsen wurde breiter, als wolle er mir stolz seinen letzten verbliebenen Zahn präsentieren. Er klopfte noch einmal. Er lachte. Woher kannte ich ihn? Ich drehte Karel die Stimme ab, wollte gerade das Fenster öffnen, als wieder dieses ohrenbetäubende Pfeifen ertönte. Ich schrie auf, gleichzeitig entstand ein spinnennetzartiges Gebilde auf der Windschutzscheibe. Dann war es still.
Der letzte Zahn des grinsenden Mannes löste sich aus dem Kiefer, fiel auf die Unterlippe. Der Bärtige schluckte ihn hinunter. Er winkte mir zu und ging davon.
Ich blickte ihm hinterher, sah den langen Mantel, der wallend seinem kräftigen Körper folgte. Noch einmal drehte er sich zu mir herum. Es war Professor Dr. med. Brinkmann.
Ich schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Zum ersten Mal, seit es begonnen hatte, konnte ich weinen.

Nach einer Weile begann mein Kopf zu schmerzen. Ein dumpfer Druck entstand. Ich hatte das Gefühl, einen dieser Luftballons, der an den Gasflaschen auf dem Rummel angeschlossen war, unter der Schädeldecke zu haben. Hatte ich bisher jemals Schmerzen verspürt? War die Region, in der sich diese Geschwulst eingenistet hatte, überhaupt schmerzempfindlich? Die Gasflasche zischte; der Kirmesfritze mit dem Dreck unter den Fingernägeln drehte den Hahn weiter auf.
Professor Brinkmann hatte mir vorhin eine Tablette gegeben. „Nehmen Sie die, Herr Riemschneider. Sie wird Ihnen für eine gewisse Zeit. Ruhe geben. Fahren Sie nach Hause. Morgen früh. Nehmen Sie noch eine. Kommen Sie danach wieder. Sofort.“
Er konnte einfach keine vollständigen Sätze sprechen. Vielleicht lag es aber auch nur an meinen Wahrnehmungsstörungen. Mit Sicherheit lag es daran. Ich durfte auf jeden Fall nach Hause. Und übermorgen stand die Operation an. Ein Leben ohne Visionen. Ein Gefühl der Erleichterung breitete sich in meiner Brust aus. Ich würde wieder leben …

Die Stimmen dröhnen. Alles ist unscharf. Ich muss hier weg. Reiß dich zusammen, David! Meine Finger werden taub …

Ich stieg aus dem Wagen und schloss ihn ab. Die Tablette begann zu wirken. Ich merkte es an einem tauben Gefühl auf meiner Kopfhaut. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, klarer denken zu können. Ich würde trotzdem zu Fuß gehen. Vielleicht tat mir die Luft ja ganz gut. Es war kalt. Ich knöpfte den Mantel zu, sah die anderen Passanten, die in T-Shirts und kurzen Hosen der strahlenden Sonne trotzten.
Warum hatte ich eigentlich keine Angst? Ein bösartiges Geschwür wucherte zwischen meinen Hirnwindungen, übermorgen stand mir die neurochirurgische Entfernung bevor. Müsste ich nicht vor lauter Panik heulend zusammenbrechen? Was würde sein, wenn etwas schief ging? Ein winziger Schnitt zuviel. Würde ich als sabbernder Grinser in einem metallischen Stuhl mit Rädern enden? All das malte ich mir aus, doch ich verspürte keinerlei Regung. War mir alles egal? Ich könnte mich doch zumindest freuen, dass es bald vorbei sein würde. Keine Regung. Setzte der Tumor meine Gefühle außer Kraft?
Ein junges Mädchen kam mir entgegen. Sie lächelte mich an, hauchte mir im Vorbeigehen einen schemenhaften Kuss zu. Ich blieb stehen und blickte ihr nach. Sie war höchstens zehn, doch ihr schwingender Gang stand dem von Marilyn Monroe in „Manche mögen´s heiß“ in nichts nach.
„Hey, bist du ein Kinderficker?“
Ich riss meinen Kopf herum. Vor mir hatte sich ein kleiner, kahlköpfiger Kerl aufgebaut. Seine Hand schlug gegen meine Schulter.
„Bist du ein Kinderficker?“ Er brüllte es laut. Einige Passanten blickten beschämt herüber, andere überhörten auffällig.
Ich steckte die Hände in die Manteltasche und wollte an Mister Zivilcourage vorbeigehen. Ich fragte mich, was er mich wirklich gefragt hatte. Sein schaler Atem, der nach knoblauchüberdeckter Vanille roch, stand in der Luft. Der schleichende Druck in meinem Kopf war immer noch nicht ganz verschwunden, oder er war wieder neu entstanden. Was waren das für scheiß Tabletten? Der Vanillegeruch nahm eine exkrementebehaftete Nuance an. Ein würgender Kloß breitete sich in meinem Hals aus.
Die Glatze packte mich am Oberarm und hielt mich fest. „Ich hab dich etwas gefragt.“
Sollte ich antworten? Doch worauf?
Ich blickte hinab, sah das hohlwangige Gesicht, sah die herausgefallenen Augäpfel an ihrem Sehnerv vor der Stirn schweben. Die geäderten Pupillen hatten sich gedreht und starrten mich an.
„Pack deine Augen rein!“, brüllte ich. Der Griff um meinen Arm lockerte sich. Ich stieß die Finger beiseite und ging.
„Kinderficker!“, tönte es hinter meinem Rücken. Ich ignorierte es. Es war nicht echt.

Das gleichmäßige Pfeifen wird lauter, mein Blick wieder klar. Der Uniformierte zielt …

Fünf Minuten später sah ich, wie auf der anderen Straßenseite einer älteren Dame von einem Herrn in Uniform in den Kopf geschossen wurde. Ein Mann im Nadelstreifenanzug beschwerte sich, als ein roter Strahl seine Hose beschmutzte. Der Uniformierte, ein wahrhafter Hüne, sah ihn eindringlich an. Er war mit Sicherheit zwei Meter groß, mindestens.
Der Nadelstreifenmann begann zu schreien, ohrenbetäubend und eindringlich. Das Gesicht verzerrte sich zu einer grotesken Maske, das Kreischen wurde schriller. Ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück, obwohl ich mich auf der anderen Straßenseite befand.
Urplötzlich verstummte der Mann, der Schrei war weiterhin in seinem Gesicht eingebrannt, und es begann zu einer zähflüssigen Masse zu zerschmelzen. Augen, Nase und Mund flossen ineinander, bildeten eine verwirrende Einheit. Der Körper tat es dem Gesicht gleich, der Stoff des Anzugs vereinte sich auf molekularer Ebene mit dem Fleisch, zerlief zu einer breiigen Pfütze auf dem Asphalt.
Wahrnehmungsstörungen. Wie sollte ich so etwas mit der Realität verwechseln, Herr Professor? Gab es überhaupt noch eine reale Realität? Keiner der übrigen Passanten zeigte eine Reaktion, niemand unterbrach sein geschäftiges Treiben. Nichts war real.
Als der Uniformierte zu mir herüberblickte, merkte ich erst, dass ich stehen geblieben war und ihn mit offenem Mund fixierte.
Schwerer Kotgeruch drang in meine Nase. Der Uniformierte grinste, richtete seine Waffe auf mich und schoss.
Ein harter Schlag an meiner Schulter schleuderte mich gegen die Häuserwand. Ich schrie und presste die Hand gegen den Schmerz. Blut quoll zwischen meinen Fingern hindurch. Meine Knie knickten ein. Ich schwankte, hatte Mühe, nicht den Halt zu verlieren.

Oh mein Gott! Wie eine Explosion dringt die Erkenntnis in meinen Schädel. Es ist real! Keine Wahrnehmungsstörungen! Dort drüben auf der anderen Straßenseite steht tatsächlich ein Irrer, der auf mich geschossen hat. Ich schreie erneut, spüre, wie sich mein Magen zusammenzieht. Trotz der für mich kalten Hitze beginne ich zu schwitzen.
Eine Frau geht an mir vorbei, sieht kurz herüber und lächelt.
Der Polizist richtet erneut seine Waffe auf mich. Durch seine Größe hat er keine Mühe über die anderen Passanten hinwegzuzielen. Ich stürme los, höre die Kugel, die in die Häuserwand einschlägt, vor der ich eben noch gestanden hatte. Ein weiterer Schuss folgt.
Der Kerl ist verrückt. Was zum Teufel geht hier vor? Ich stürme durch die Figuren, die träge den Gehsteig entlang schleichen, stoße gegen einige von ihnen, schreie auf, wenn meine Schulter gegen diese menschlichen Barrikaden schlägt. Sie machen nichts, sie scheinen mich nicht einmal wahr zu nehmen.
Hektisch blicke ich zurück, sehe den Polizisten, der mit strammen Schritten die Straße überquert. Ist er noch größer geworden? Wie ein Berserker stößt er die Leute beiseite, die seinen Weg kreuzen. Wieder dringt ein kurzer Schmerzensschrei an meine Ohren, als ein kleiner Junge neben mir in den flüssigen Aggregatzustand wechselt. Diese Realität kann nicht real sein.
Der zersetzende Fäkaliengestank nimmt an Intensität zu, legt sich auf meinen Verstand; gibt mir das unbändige Verlangen, ihn hinauskotzen zu wollen. Was ist mit diesen scheiß Tabletten? Sie scheinen alles schlimmer zu machen. Oder wirklicher? Der schießende Idiot ist existent. Eindeutig! Oder etwa nicht? Während des Laufens blicke ich auf meine Schulter. Der Mantel hat sich rot gefärbt. Real! Der Schmerz dringt durch den Stoff hindurch, schreit mich zur Bestätigung an. Ich stoße gegen eine alte Frau, fasse ihre eingefallenen Schultern.
„Hey!“, schreie ich sie an. „Was ist hier los?“ Ich schüttle sie. Sie sieht mich nur an, lächelt. Ihre Augen werden größer, beginnen hervorzuquellen. Ich lasse sie los und renne weiter.
Wieder donnert ein Schuss durch die träge Luft, wieder reagiert keiner der Passanten, nur mein Herz macht einen beängstigenden Sprung.
Wolken ziehen auf. Dicht und undurchdringlich. Die Sonne sticht hell durch ein winziges Loch. Sie brennt in meinen Augen. Ich renne und meine Schulter explodiert mit jedem Atemzug. Ich höre den Polizisten hinter mir durch die Menge brüllen. Seine Waffe brüllt ebenfalls, die Schädeldecke der Frau neben mir mit den beiden Alditüten, platzt weg. Sie geht noch einige Schritte, bis die Tüten sie zu Boden ziehen.
Ein VW-Kombi rast auf mich zu. Ich reiße die Augen auf, sehe den Fahrer, der ohne Augen und jegliche Regung das Lenkrad umklammert. Der Motor heult auf. Ich kenne den Fahrer. Es ist Molly, meine Frau.
Ich springe zur Seite, schaffe es gerade noch, in einer kleinen Gasse zu verschwinden, bevor ich den Aufprall des Wagens in einem Schaufenster vernehme. Eine gewaltige Detonation fräst sich hinter meinem Rücken über die Straße. Ich höre Schreie, sehe brennende Menschen durcheinander laufen. Jetzt reagieren sie endlich.
Und trotz allem höre ich immer noch das tosende Brüllen des Polizisten. Es durchdringt die Symphonie des Chaos wie die prägnante Disharmonie eines unpassenden Solos.
Warum laufe ich eigentlich davon? Es sind doch lediglich Visionen. Ich flüchte vor unechten Erscheinungsformen! Etwas sticht in meinem Schädel, tief drin.
Ich bleibe stehen, keuchend, kurz davor, meinen Mageninhalt über meine Schuhe zu verteilen. Der penetrante Fäkaliengestank, der unverändert in der Luft hängt, hilft nicht gerade dabei, dieses zu verhindern.
Auf dem von hohen Häuserwänden gesäumten Weg vor mir liegen zwei Personen. Es sind das zehnjährige Mädchen mit dem Marilyn-Monroe-Gang und der kleine, kahlköpfige Kerl. Das Mädchen liegt nackt auf dem Rücken, hat die Beine bis zu den Wangen angewinkelt. Der Kerl liegt über ihr mit herabgelassenen Hosen. Sie blicken mich an und grinsen breit. Ihre Münder sind rund, ebenso wie die kreisförmig angeordnete, doppelte Zahnreihe. Die Reihe unzähliger, nadelspitzer Zähne des Kahlköpfigen beginnen zu rotieren, werden immer schneller, erzeugten sogar ein surrendes Geräusch. Er drückt sie auf den Brustkorb des Mädchens und fräst sich durch spritzende Knochensplitter bis sein Gesicht in ihrem Innern verschwunden ist. Das Mädchen grinst mich weiterhin an. Die rhythmischen Bewegungen des Mannes werden heftiger.
Ich spüre den Ekel tief aus mir emporsteigen, wie das heiße Blut aus meiner zerschossenen Schulter.

„Los, kommen Sie hier herein!“, schreit ein gedrungener Kerl in einem der Häusereingänge, unterstrichen durch wildes Gestikulieren mit den Armen. Er reißt mich aus meiner Vision. Oder holt er mich in eine hinein? Das Licht, das hinter seinem Rücken aus dem Türrahmen auf die Straße fällt, ist so grell, dass es in den Augen sticht. Für einen Augenblick vergesse ich die Schmerzen in der Schulter.
Sekunden später schließt sich die Tür hinter mir.
„Das war knapp“, sagt der Mann.
Ich kann sein Gesicht nicht erkennen. Es wirkt unscharf. Meine Augen brennen weiter, obwohl das Licht nicht mehr so grell ist.
„Kommen Sie hier herüber. Setzen Sie sich erst einmal.“
Der Schemenhafte deutet auf einen Stuhl in einem angrenzenden Zimmer, den ich klar erkennen kann.
„Ich hole etwas für Ihre Schulter. Ziehen Sie schon mal den Mantel aus.“
Er verschwindet aus dem Raum. Ich höre polternde Geräusche. Sie klingen metallisch. Vorsichtig befreie ich mich von meinem Mantel und sehe mich um. Eine unordentliche Küche, Kochtöpfe türmen sich aus einer Spüle heraus, der Herd steht offen, und Reste der letzten Pizza leben auf einem schmierigen Blech. Meine Schulter stößt einen spitzen Schmerz hervor, mein Schädel ebenfalls. Ich habe das Gefühl, nicht mehr klar denken zu können. Die Mikrowelle fiept gleichmäßig. Es nervt.
„Sie müssen in ein Krankenhaus. Als Laie würde ich sagen, die Kugel steckt noch drin.“ Der Mann hockt sich vor mich und knöpft mein Hemd auf. Ich bin verwirrt, habe gar nicht bemerkt, wie er wieder den Raum betreten hat. Eine Schüssel mit Wasser steht auf den Tisch. Eine Mullbinde liegt daneben.
„Ich kann das hier nur notdürftig versorgen. Sie müssen in ein Krankenhaus.“
Etwas surrt in meinem Schädel. Spricht Kumpel Tumor zu mir? Immer noch ist der Mann unscharf. Wenn ich ihn ansehe, beginnen meine Augen zu brennen. Und je länger ich es versuche, umso schlimmer wird es.
Ich will ihn fragen, ob er real ist, doch was wird er sagen, wenn er es ist? Warum fragt er mich eigentlich nicht, was passiert ist? Warum will er nicht wissen, weshalb ich verfolgt wurde?
„Ich … ich kann Sie nicht richtig erkennen“, sage ich. Das Sprechen tut weh. Augenblicklich steigt mir wieder dieser Kotgeruch in die Nase. Habe ich etwa extremen Mundgeruch?
Der unscharfe Mann hat mein Hemd entfernt. Er säubert vorsichtig die Wunde.
„Mein Name ist Martin Bechtel.“ Er hat eine sehr beruhigende Stimme. Sein Atem weht ein leichtes Zitronenaroma in den Kot.
„David Riemschneider.“ Ich versuche mir vorzustellen, wie alt er wohl ist, doch seine Stimme kann sowohl einem Mittzwanziger als auch einem Fünfzigjährigen gehören.
„Sie müssen in ein Krankenhaus, David“, sagt Herr Wie-alt-auch-immer-Bechtel noch einmal. Er hat meine Schulter verbunden. Irgendetwas zischt unter dem Verband. Der Kotgeruch wird stärker, das Brennen meiner Augen auch.
Ein lautes Klopfen an der Tür lässt mich zusammenzucken.
„Warten Sie hier, und verhalten Sie sich ruhig“, sagt Martin. Er verlässt den Raum.
Ich atme schwer, spüre kalten Schweiß, der auf meiner Stirn entsteht. Er rinnt mir in die Augen. Ich wische ihn nicht fort. Mein Kopf ist leer; ich versuche, die aufkeimende Lethargie zu verdrängen. Wer ist dieser Martin Bechtel? Wer ist dieser irre Polizist? Wo bin ich und warum quäle ich mich mit diesen dummen Fragen?
„Die Wahrnehmungsstörungen werden immer häufiger auftreten, Herr Riemschneider. Sie werden dazu führen, dass sie Dinge sehen oder hören, die nicht der Realität entsprechen. Es wird Ihnen allerdings wie die Realität erscheinen.“ Professor Brinkmanns Stimme in meinem Kopf verstärkt meine Gleichgültigkeit.
Eigentlich ist es doch auch egal. Ich kann nicht mehr zwischen Realität und Vision unterscheiden. Was soll´s also? Ich weiß weder, ob Martin Bechtel real ist, noch die Sache mit der Schießerei. Ist das Loch in meiner Schulter echt? Bilde ich mir den Schmerz nur ein? Hat sich mein Kumpel im Kopf sosehr in den Nervenstrukturen verankert, dass er über sie bestimmen kann wie ein Dirigent über seine zuckenden Statuen?
Ich höre leise Stimmen hinter der angelehnten Küchentür, erkenne die beruhigende Stimme von Herrn Bechtel und dazwischen eine tiefere, dumpfe, die kurz lauter wird.
„… eliminieren!“, meine ich zu hören. Oder war es intubieren?
Ein „Pscht“ dämpfte sie. Dumpfe Detonationen dringen von außen herein. Es herrscht das Chaos.
„Es ist doch einerlei“, sagt die tiefe Stimme. Sie erzeugt in mir ein Gefühl, das mir den Brustkorb zu zerdrücken scheint. Ich habe das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Blitze zucken vor meinen Augen.
Durch den grellen Spalt der Küchentür sehe ich zwei Personen im Halbdunkel des Flurs. Die eine trägt Polizeiuniform, die andere einen weißen Kittel. Die Kittelperson steht mit dem Rücken zu mir gewandt. Ich blicke auf behaarte Beine, die in hornigen Hufen enden. Martin Bechtel erkenne ich nicht, höre ihn aber jetzt.
„Ich werde ihn rüberbringen!“, zischt er unsichtbar.
Der weiße Kittel schabt mit den Hufen über den Holzboden. Als er sich kurz umdreht, erkenne ich das Gesicht von Professor Brinkmann. „Er ist ein Seher!“, keucht er als hätte er einen Hundertmetersprint hinter sich.
„Ich werde ihn rüberbringen“, wiederholt die beruhigende Stimme von Martin Bechtel.
„Er hat schon viel zu viel gesehen“, dröhnte jetzt der Polizist. „Wir müssen es hier und jetzt erledigen!“
Der Druck auf meiner Brust nimmt zu. Mein Atem erzeugt einen pfeifenden Ton. Mein Hals brennt. Ich ersticke, doch meine Hände verweilen ruhig in meinem Schoß.
„Er hat sich bereits“, kreischt Brinkmann, „mit meiner Version des Hirntumors abgefunden. Sie hätten daher nicht auf ihn schießen müssen, mein Lord.“
Ich lächle, atme flach.
„Er hat mich gesehen!“ Der Polizist brüllt so laut, dass die Küchentür leicht vibriert. „Ihr wagt es, mich in Frage zu stellen?“
Brinkmann wimmert, hebt seinen Kittel, dreht sich und streckt dem Uniformierten sein mit dichtem Fell überwuchertes Hinterteil entgegen.
Der Polizist grunzt zufrieden. Ich erkenne einen etwa unterarmgroßen Penis, der gewandt in den Professor eindringt. Brinkmann grinst, die Zunge hängt hechelnd aus seinem geifernden Maul. Die Augen fallen heraus. Hüpfen wie Flummis über den Boden. Eines verfängt sich in einem Nagel und platzt auf. Es knallt.
„Wir werden es sofort erledigen, Diener“, dröhnt der Uniformierte.
Ich lege meinen Kopf zurück, blicke zur Decke, grinse. Die Lampe ist grell. Es ist doch alles egal. Spätestens übermorgen wird es vorbei sein. Übermorgen werden sie dieses Ding aus meinem Schädel schneiden. Ich schließe die Augen. Nichts ist real. Auch nicht dieser beißende Gestank.
Die Haustür fällt ins Schloss. Ich höre Schritte. Es sind eindeutig mehr als eine Person, die jetzt die Küche betreten. Ich öffne die Augen nicht. Es ist nicht real …

 

Hi Salem,

das mag ich so an deinen Geschichten, man wird einfach nie enttäuscht. ;)

Der Einstieg kam mir zwar etwas zäh vor, aber das kann auch an meiner anfänglichen Müdigkeit gelegen haben, die dann während des Lesens immer mehr verflogen ist.

Loben möchte ich dich für die vielen abgefahrenen Bilder, die du trotz deren Kuriosität sehr plastisch darstellst, teilweise lustig, teilweise schockierend. Die Lacher waren jedenfalls häufig auf deiner Seite.
Gleichzeitig sorgt jedoch auch der ernste Hintergrund der Story für einen hohen Spannungsaufbau: Sorgen, Verzweiflung und Verwirrung sind durch den Ich-Erzähler super rübergebracht. Besonders gefallen hat mir die Stelle, wo David vom Polizisten verfolgt wird.

Leider fehlt eine überraschende Pointe am Schluss, was allerdings nicht weiter ins Gewicht fällt, da das Ende einen trotzdem nicht enttäuscht zurück lässt (ich sag nur „unterarmgroßer Penis“ *hust* :lol: ).

Fazit: Spannend, witzig und stilsicher. :thumbsup:


MfG
Travis

 

Hi Travis.

das mag ich so an deinen Geschichten, man wird einfach nie enttäuscht.
Ja, was soll ich da noch weiter sagen? Du machst mich :sealed:

Loben möchte ich dich für die vielen abgefahrenen Bilder, die du trotz deren Kuriosität sehr plastisch darstellst, teilweise lustig, teilweise schockierend. Die Lacher waren jedenfalls häufig auf deiner Seite.
Auch das freut mich. Habe tatsächlich mal versucht, angehauchten Sarkasmus in einer Horrorstory einzubauen. Eine Art des Prot, mit der Situation umzugehen :cool:

Besonders gefallen hat mir die Stelle, wo David vom Polizisten verfolgt wird.
Ja ja, diese Polizisten ... :baddevil:

Leider fehlt eine überraschende Pointe am Schluss,
Eigentlich ist eine da. Vielleicht ist sie doch zu sehr versteckt.

Fazit: Spannend, witzig und stilsicher.
Das muss ich doch noch einmal hervorheben *stolz*

Vielen Dank für deinen Kommentar!

Gruß! Salem

 

Hi Salem, du seltener Gast!

Das wurde aber wieder mal Zeit für eine Geschichte von dir.
Aber inzwischen kennst du mich ja gut genug, damit du weißt, dass ich wieder was zu nörgeln gefunden hab.

Fangen wir mit den positiven Dingen an.
Das Thema ist nämlich spannend und sehr interessent. Erinnert mich daran, dass ich dazu auch eine Story geschrieben hab.
Und mit dem Ende - das ich zwar konsequent und demzufolge nicht überraschend finde - bist du den richtigen Weg gegangen, wie ich finde.
Sehr schön auch, dass du immer wieder sehr abgedrehte Visionen eingebaut hast, die teilweise durchaus zu begeistern wissen.
Auch der Icherzähler ist gut gewählt.

Aber: ich finde, der Einstieg geht etwas flott. Du sprintest schnell über die einzelnen Episoden und das merkt man beim Lesen - an deiner Stelle würde ich mir gerade für den Anfang mehr Zeit nehmen, den Prot behutsamer einführen und vor allem deutlicher die reale Welt darstellen, bevor er die Visionen hatte, damit der Kontrast stärker wirkt.

Vielleicht wäre es bei den vielen Visonen sinnvoller, auch auf die anderen Sinne einzugehen, nicht zu auf die Augen und den Kotgeruch. Also lass deine Figuren ruhig ein bisschen mehr rede, schreien, heulen, eröffne dem Leser auch andere Gerüche (Rosen, gebratene Steaks), ect., damit wurdest du die Wirkung potenzieren, denke ich.

Details:

Vision: ein im äußeren Raum anschaulich gesehenes Bild,
das für andere Betrachter nicht vorhanden ist.
Wo hast du denn die Definition her? "anschaulich gesehenes Bild", das klingt nach Mörderdeutsch.

Dann kam der Tag im Park. Und meine erste richtige Vision. Sie war kurz, einem vorbei fliegenden Hauch ähnlich, der meine Gedanken durchstreifte. Ich schlenderte mit Molly durch den Park,
Unschön.

1,5 ml Ciprofloxacin
Ein Antibiotikum? Bei stressbedingten Wahrnehmunsstörungen? Mhm? :susp:

Gestank nach verängstigtem Kot drang
Ähm, wie kann Kot verängstigt sein?

Glioplastom
Glioblastom

Für einen kurzen Augenblick wurde der kleine Finger des Arztes länger, wickelte sich schlangengleich um das Handgelenk. Eine winzige Öffnung bildete sich unter dem Nagel, und spitze Zähne fauchten mich an. Ich schloss die Augen.
Gutes Bild.

Wie sollte ich so etwas mit der Realität verwechseln, Herr Professor? Gab es überhaupt noch eine reale Realität?

Ich weiß, was du sagen willst... die Wahrnehmung bestimmt unsere subjektive Realität, aber diesen Satz hier finde ich etwas wirr.
Wie sollte er so etwas mit der Realtität verwechseln... reale Realität, das sind an sich Paradoxen, finde ich.

ie eine Explosion drang die Erkenntnis in meinen Schädel ein. Keine Wahrnehmungsstörungen!
Statt "keine Wahrnehmungsstörungen" fände ich den Satz "Dies war real" viel wirkungsvoller, Geschmacksache.

Was zum Teufel ging hier vor?

Ach, das fragt er sich jetzt erst?

Diese Realität kann nicht real sein.

Auch so ein Satz, den ich nicht gelungen finde, ohne ganz sicher sagen zu können, warum.

Es durchdrang die Symphonie des Chaos wie die prägnante Disharmonie eines unpassenden Solos.

Hehe, Koritnthenkakerei der übelsten Art - hier würde ich das "prägnant" vor Disharmnoie weglassen, eine Disharmonie ist bereits prägnant.

Ich floh vor unechten Erscheinungsformen!
Nett fände ich, wenn er sich folgende Gedanken machen würde: er hat ja schon festgestellt, dass Realität etwas subjektives ist - was, wenn er nun annimmt, dass diese Visionen, die er hat, für ihn durchaus real sind und somit durchaus gefährlich.
(Das habe ich geschrieben, bevor ich das Ende gelesen habe...)

In diesem Sinne
c

 

Ahoi Salem!

Endlich mal wieder eine Geschichte von dir!
Zuerst, was mir so aufgefallen ist, wobei ich nicht geschaut hab, was chazar schon angemerkt hat ;)

Vorbei an welkenden Bäumen, deren Stämme träge, wie der schlaffe Phallus eines Hengstes, gen Boden wiesen.
Ich würde sagen entweder: verwelkenden oder welken Bäumen; welkenden hört sich komisch an.

Gestank nach verängstigtem Kot drang zu mir herein.
Verängstigter Kot?

Es klang wie ein einstimmiger Choral unter göttlicher Kuppel.
Toll!

Einige Passanten blickten beschämt herüber, andere überhörten auffällig.
Da fehlt was. Ich denke mal „manche überhörten es auffällig.

Er war mit Sicherheit zwei Meter groß, wenn nicht, sogar noch größer, schätzte ich.
Kannst du weglassen. Ist auch ohne klar, denk ich.

Augen, Nase und Mund flossen ineinander. Der Körper tat es dem Gesicht gleich, der Stoff des Anzugs vereinte sich auf molekularer Ebene mit dem Fleisch, zerlief und bildete eine breiige Pfütze auf dem Asphalt.
Appetitlich ... und gut!

Es durchdrang die Symphonie des Chaos wie die prägnante Disharmonie eines unpassenden Solos
:thumbsup:

Der penetrante Fäkaliengestank, der unverändert in der Luft hing, half nicht gerade dabei, dieses zu verhindern
„dies“ hört sich besser an, finde ich.

Also: Einmal angefangen, hab ich nicht mehr aufhören können, die Geschichte zu lesen. Stil und Ausdrucksweise brauch ich wohl nicht erwähnen.
Du hast alles wunderbar beschrieben und ich konnte mir alles haargenau vorstellen, jede Szene, die du geschildert hast. Nur muss ich eines sagen: vom Ende war ich ein bisschen enttäuscht. Das kleine Gefühl in meinem Hinterkopf, das mich irgendwie an den Film „Constantin“ erinnerte, ähnelte schon beinahe einer Alarmglocke am Ende.
Und zum Ende selbst; handelt er nach dem Prinzip, was ich nicht sehen kann, kann mich auch nicht sehen? Oder ist es gewollt so, dass sich der Leser nun selber denken darf, ob es nun ein Tumor ist, oder die Realität. Der Arzt hatte zumindest, seinem Reden nach, ja David belogen...

Fazit: toll geschriebene Geschichte, die ich mit Spannung gelesen hab. Aber für mich ein eher enttäuschendes Ende.

Gruß!
One

 

Hi chazar und one,

vielen Dank für euren ausführlichen Kommentar. Werde später noch genauer drauf eingehen, erst einkaufen ... :)
Hat mich aber gefreut, dass es euch größten Teils gefallen hat.

Gruß! Salem

 

Hi chazar, hi one (zum Zweiten)!

@chazar

Aber inzwischen kennst du mich ja gut genug, damit du weißt, dass ich wieder was zu nörgeln gefunden hab.
Ich möchte dein Genörgel auch nicht missen. Hilft mir oft weiter.

Erinnert mich daran, dass ich dazu auch eine Story geschrieben hab.
Ehrlich? Auch schon hier?

Und mit dem Ende - (...) - bist du den richtigen Weg gegangen, wie ich finde.
Vielen Dank!

Sehr schön auch, dass du immer wieder sehr abgedrehte Visionen eingebaut hast, die teilweise durchaus zu begeistern wissen.
Auch hierfür!

...der Einstieg geht etwas flott. (...) und vor allem deutlicher die reale Welt darstellen, bevor er die Visionen hatte, damit der Kontrast stärker wirkt.
Der Schuss könnte natürlich auch nach hinten los gehen. Ist es für den eigentlichen Text relevant, etwas über das "normale" Leben des Prot zu erfahren? Wirken die Visionen, die Tatsache des Tumors erschreckender, wenn man z.B. weiß, wie lange er schon verheiratet ist? Wo er arbeitet usw?
Bin da jetzt selbst ein bisschen hin und hergerissen. Es kann natürlich auch langweilig werden ...
Werde aber noch mal drüber nachdenken.

eröffne dem Leser auch andere Gerüche (Rosen, gebratene Steaks), ect., damit wurdest du die Wirkung potenzieren, denke ich.
Die Idee gefällt mir sehr gut. Werde mal sehen, was sich machen lässt. Vielen Dank!


Wo hast du denn die Definition her? "anschaulich gesehenes Bild", das klingt nach Mörderdeutsch.
Aus einem erst fünfzehn Jahre alten Bertelsmannlexikon. Klingt doch richtig gut, oder?! :D


Zitat:
Dann kam der Tag im Park. Und meine erste richtige Vision. Sie war kurz, einem vorbei fliegenden Hauch ähnlich, der meine Gedanken durchstreifte. Ich schlenderte mit Molly durch den Park,

Unschön.

Ach, chazar, lass mir doch meine romantischen Ausflüchte ... ;)


Zitat:
1,5 ml Ciprofloxacin

Ein Antibiotikum? Bei stressbedingten Wahrnehmunsstörungen? Mhm?

Hä...hä... Hatte mich tatsächlich gefragt, wie lange es dauern würde. Kompliment!
Ambroxolhydrochlorid ist übrigens im Hustensaft enthalten. Ich fand aber, es musste hier lediglich gut klingen, daher hab ich ein bisschen geschummelt. Sorry! :shy:

Ähm, wie kann Kot verängstigt sein?
Ja, wenn man es wörtlich nimmt, geht es nicht. Wollte damit die Angst der Eingeschlossenen darstellen (Wortschöpferische Freiheit)


Zitat:
Für einen kurzen Augenblick wurde der kleine Finger des Arztes länger, wickelte sich schlangengleich um das Handgelenk. Eine winzige Öffnung bildete sich unter dem Nagel, und spitze Zähne fauchten mich an. Ich schloss die Augen.

Gutes Bild.

Vielen Dank!


Zitat:
Wie sollte ich so etwas mit der Realität verwechseln, Herr Professor? Gab es überhaupt noch eine reale Realität?

Ich weiß, was du sagen willst... die Wahrnehmung bestimmt unsere subjektive Realität, aber diesen Satz hier finde ich etwas wirr.
Wie sollte er so etwas mit der Realtität verwechseln... reale Realität, das sind an sich Paradoxen, finde ich.

Irreale Realität wäre mMn ein Paradoxon. Reale Realität gefällt mir persönlich sehr gut, da es so verwirrend wirr ist.


Statt "keine Wahrnehmungsstörungen" fände ich den Satz "Dies war real" viel wirkungsvoller, Geschmacksache.
Vielleicht könnte man sogar beides nehmen?!


Zitat:
Was zum Teufel ging hier vor?

Ach, das fragt er sich jetzt erst?

Vorher war er sicher, dass es sich um Visionen handelte. Jetzt nicht mehr.


Zitat:
Diese Realität kann nicht real sein.

Auch so ein Satz, den ich nicht gelungen finde, ohne ganz sicher sagen zu können, warum.

Er sollte den inneren Zwiespalt von David zeigen. Die Realität, von der er denkt, es sei die Realität, kann aufgrund der irrealen Dinge, die passieren, doch nicht real sein. Klar? :D


Hehe, Koritnthenkakerei der übelsten Art - hier würde ich das "prägnant" vor Disharmnoie weglassen, eine Disharmonie ist bereits prägnant.
Ist das immer so? Weiß ich jetzt auch nicht, aber wenn, dann könnte es vielleicht eine Wortverstärkung sein.

Rechtschreibfehlerchen werden ausgebessert. Vielen Dank noch mal, chazar, für deine doch immer wieder "harte" Kritik.


@one

Zitat:
Vorbei an welkenden Bäumen, deren Stämme träge, wie der schlaffe Phallus eines Hengstes, gen Boden wiesen.

Ich würde sagen entweder: verwelkenden oder welken Bäumen; welkenden hört sich komisch an.
Werde ich nochmal drüber nachdenken, weiß im Moment auch nicht recht ...


Verängstigter Kot?
Siehe oben!


Zitat:
Es klang wie ein einstimmiger Choral unter göttlicher Kuppel.

Toll!

Vielen Dank, hat mir auch gefallen *eigenlob*


Zitat:
Einige Passanten blickten beschämt herüber, andere überhörten auffällig.

Da fehlt was. Ich denke mal „manche überhörten es auffällig.

Also ich finde, es passt.


Zitat:
Er war mit Sicherheit zwei Meter groß, wenn nicht, sogar noch größer, schätzte ich.

Kannst du weglassen. Ist auch ohne klar, denk ich.

Gebe ich dir Recht, wird geändert.


Zitat:
Augen, Nase und Mund flossen ineinander. Der Körper tat es dem Gesicht gleich, der Stoff des Anzugs vereinte sich auf molekularer Ebene mit dem Fleisch, zerlief und bildete eine breiige Pfütze auf dem Asphalt.

Appetitlich ... und gut!

Ich verneige mich!


Also: Einmal angefangen, hab ich nicht mehr aufhören können, die Geschichte zu lesen.
Na wenn das nicht stolz macht ...


Das kleine Gefühl in meinem Hinterkopf, das mich irgendwie an den Film „Constantin“ erinnerte, ähnelte schon beinahe einer Alarmglocke am Ende.
Ich entnehme, dass besagter Film ähnlich oder gar gleich endet?

Der Arzt hatte zumindest, seinem Reden nach, ja David belogen...
Man bedenke: Unstimmigkeit der Akustik. Hat der Arzt das wirklich gesagt? :cool:

Vielen Dank auch dir für deinen ausführlichen Kommentar. Hat mich wirklich gefreut.

@Lukas
Zu deinem Kommentar komme ich später. Gebe dir in Bezug auf die Lethargie völlig recht; es hat mich daher auch sehr gefreut, einen Text auf dieser Weise kritisiert zu bekommen. Bis später und danke schon mal vorab!

Lieben Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Einmal reicht.

 

Ah, endlich der neue Salem!
Ich habe mich echt gefreut, als ich Deine Geschichte unter Neue Beiträge sah.


„Du solltest einen Arzt aufsuchen, David“, hatte Molly eines Morgens am Frühstückstisch gesagt, während sie sich den heißen Kaffee über die Hand schüttete und die verbrühte Haut mit dem Brötchenmesser abschälte.
Gutes Bild, das seine Wirkung vor allem durch seine nüchterne Sprache entfaltet.

Ich sah Hände, die sich bleich aus den lachenden Mündern des Viehtransporters wanden. Hände, deren Haut so blass war, als würde sie in diesem Moment zum ersten Mal das Sonnenlicht sehen. Finger zuckten, griffen nach etwas, das nicht da war; Schreie ersetzten den beißenden Gestank.
Meine Lieblingspassage. Allein über dieses Bild könnte man eine eigene Geschichte schreiben.

Ich blickte durch die Scheibe auf das klinisch gebaute Klinikgebäude, das ich vor zehn Minuten verlassen hatte.
Entweder oder, oder?

Ich hatte das Gefühl, einen dieser Luftballons, der an den Gasflaschen auf dem Rummel angeschlossen war, unter der Schädeldecke zu haben.
Zufälle gibt's! Das selbe Bild hatte ich auch in der Urversion meiner letzten Geschichte. Sogar fast im selben Wortlaut!
Im Endeffekt habe ich es aber gestrichen, weil es sich zu sperrig liest. :D

Er war mit Sicherheit zwei Meter groß, wenn nicht, sogar noch größer, schätzte ich.
Würde ich streichen, liest sich nicht schön.

Oder holte er mich in einer hinein?

Bildete ich mir den Schmerz nur ein? Hatte sich mein Kumpel im Kopf sosehr in den Nervenstrukturen verankert, dass er über sie bestimmen konnte wie ein Dirigent über seine zuckenden Statuen?
Vielleicht offenbare ich jetzt meine Unwissenheit, aber dirigiert ein Dirigent nicht nur Musiker? Irgendwie passt das, meiner Meinung nach, nicht zu zuckenden Statuen.

Eine sehr interessante Idee hast Du Dir da ausgesucht, vor allem im Gegensatz zum verfluchten Maisfeld. :D
Chazar hat es bereits angemerkt, es fehlt zwar der Überraschungseffekt, dafür ist die Geschichte wirklich konsequent zu Ende gedacht.
Deine Visionen haben mir auch sehr gut gefallen, allerdings wird es mir ab ungefähr der Hälfte der Geschichte etwas zu chaotisch. Vielleicht wäre es für die Atmosphäre von Vorteil gewesen, wenn Du die Visionen auch zum Ende hin etwas subtiler eingebaut hättest. Ich empfinde manche Passagen einfach als zu hektisch. David sieht etwas, hetzt weiter. Eine genauere Auseinandersetzung mit dem Geschehen findet nicht statt.
Trotz allem erschaffst Du wirklich eine Hölle auf Erden, auch wenn Dein Prot eigentlich nur als Statist fungiert.
Ein paar Worte noch zu Deiner Ironie: Manchmal empfinde ich sie als sehr amüsant, doch teilweise ist sie einfach fehlplatziert und zerstört einfach nur die vorher aufgebaute Spannung. Vielleicht wäre ein sparsamerer Einsatz sinnvoll.
So, genug genörgelt...

Ich wurde nicht enttäuscht von Deiner Geschichte. Sie hat meine Erwartungen erfüllt und vor allem hast Du Dich, in meinen Augen, stilistisch noch einmal ein ganzes Stück weiter entwickelt. :thumbsup:


Jorgo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Lukas! Hi Jorgo!

Deswegen werde ich jetzt mal nicht den Inhalt loben oder kritisieren, sondern rein die Sprache betrachten
Dafür danke ich dir, denn für mich ist es natürlich auch wichtig, was die Sprache im Detail bewirkt, bzw. warum.

(meiner Meinung nach, ist klar!).
Klar!


Darüber hinaus tust du im dritten Absatz das, was einen guten Horrortext meist ausmacht: (...)Das ist Horrorschreibhandwerkskunst!
Das musste ich einmal hervorheben! Vielen Dank!

=Die Sprache hier hat einen leicht poetisierten Einschlag („Hauch“ „aufkeimend“) der etwas gekünstelt, manieriert daherkommt und zum doch sehr nüchternen klaren Anfang kontrastiert, ohne dass ich festellen könnte, dass dadurch irgendetwas gewonnen würde.
Ziel war es, einen durchaus harten Kontrast zum Rest der Geschichte zu zeigen. Würde ich daher gern drin lassen.

*Ein Sperling…
=In diesem Absatz ist dein Erzähltempo merkwürdig lahm und die Bestürzung des Prost wird mehr nacherzählt, als erlebt, was dem Ganzen einen hölzernen Touch verleiht, wie ich meine.
Da werde ich auf jeden Fall noch mal dran arbeiten (hatte chazar ja auch angemerkt)

*Die Visionen…
=Gleiches hier. Durch diesen Erzählduktus drängt sich bei mir die Vermutung auf, da das ruhige Erzählen und die verwandte Zeitform darauf hinweisen, dass der Prot die ganze Sache bereits hinter sich hat und sie von einem ruhigen Schaukelstuhl aus erzählt. Das Erschreckende des Realitätsverlustes wird zwar dargestellt, aber es scheint die Erzählperspektive/der Erzähler hat sich die Realität wieder angeeignet, wie könnet er sonst so ruhig, so ruhige Sätze verwenden?
Das dort erzählte liegt tatsächlich einige Wochen zurück. Allerdings hat er die Sache nicht hinter sich. Auch hier werde ich noch mal versuchen, was sich ändern lässt. Selbstverständlich erwarte ich dann eine entsprechende Stellungnahme deinerseits ... :D

*„Du solltest einen Arzt aufsuchen, David“, hatte Molly eines Morgens am Frühstückstisch gesagt, während sie sich den heißen Kaffee über die Hand schüttete und die verbrühte Haut mit dem Brötchenmesser abschälte.
=Das finde ich wiederum grandios gemacht! Vermischung von Realität und Alptraum in einem Satz, bei welchem der Leser erst im Nachhinein noch mal nachdenken muß, was denn eigentlich hier beschrieben worden ist.
Ehrlich gesagt, war ich auch ein bisschen stolz auf den Satz. Danke!

aber das ist jener coole Horrorhumor, den ich tödlich finde.
Anscheinend ist einiges doch zu viel (auch Jorgo bemängelte es).
Wird diesbezüglich überarbeitet.

*Diagnose: Überarbeitung…
=Jaah! Man möchte Dogma schreien! Mit diesen Einschüben hast du mich vollkommen auf deiner Seite!
Wobei ich eure Dogma-Geschichte ja nicht so ganz verstehe (im wahrsten Sinne des Wortes). War dann hier wohl Zufall. Freut mich aber, dass es dir gefallen hat.


*Heute
=Würde sich da nicht dann das Präsens als Zeitform aufdrängen auch um die Unmittelbarkeit des Geschehens näher an den Leser zu rücken?
Du hast Recht. werde mal einen Versuch starten.

Hmm, ad wir in einer verwischten, vermischten Realität sind, könnten bäume durchaus welken – mir scheint aber dieser Satz ist eine selbstverliebte Metapheranhäufung.
Ein Manko, von dem ich mich aber schon arg entfernt habe. Manchmal taucht es aber noch auf.

*Ich schüttelte den Kopf..
Dieser Ansatz vermischt gelungen Parataxe und Syntaxe, so wie Fetzen eines inneren Monologes. Der Leser wird unmittelbar ins Geschehen hineingezogen; so wird’s gemacht!
Vielen Dank!

*Nachdem ich meine „ominöse“ Autobahnfahrt
=das mag subjektiv sein, aber die Verwendung ungewöhnlicher, nicht sehr gebräulicher Worte, schafft meist eine ironische Distanz, wobei du die vorherige Unmittelbarkeit wieder aufhebst. Mag sein, dass das ein Stilmittel von dir ist, um die jeweiligen Realitäten zu charakterisieren, dann will ich nichts gesagt haben.
Kein bewusstes Stilmittel. Klingt aber gut.

*zu einer längst vergangenen Fernsehserie
=Kropf, oder?
Die Schwarzwaldklinik

*Der Prof
=Igittigitt, bin ich in der Mensa?
Versehen, wird geändert!

*„Nun, Herr Riemschneider…
=Mir ist nicht klar, warum der humorige Ton hier verwendet wird. Diese Horrorcoolness, Abgeklärtheit stößt mir persönlich öfters auf. Hier find eich besonders, das sie dem Text nicht nur Tempo nimmt, sondern auch völlig die vorher in einigen Absätzen aufgebaute Bedrohung verpuffen lässt.
Wie gesagt, ich werde noch mal drübergehen. Wobei ich es an dieser Stelle nicht so ganz nachvollziehen kann.

*Hey, Doc, Sie erzählen mir hier gerade, dass sich da etwas unter meiner Schädeldecke ausbreitet. Etwas, das nicht mal nur eben „Guten Tag“ sagen wollte.
=Örks, schon wieder diese Comedycoolness!
Jep! Fliegt raus!


*„Sie werden dazu führen, dass sie Dinge sehen oder hören, die nicht der Realität entsprechen.“
=Wer wüsste das nicht, da es zu Anfang schon erklärt wurde?
Ebenfalls einleuchtend. Werde den Satz umstellen.

*Professor Brinkmann nahm die Brille ab. Sein linker Augapfel quoll hervor..
=Man möchte fast schon das Wort „kafkaesk“ gebrauchen.
*inEhrfurchtverneig*

*erfüllten den Innenraum meines Fiestas mit ihrer Niedertracht.
=da ist sie wieder, die unnötig lustige Verwendung von Sprache!
*Im Radio bekundete Bob Geldorf seine Abneigung gegen Montage.
=Und da.
Hier sehe ich das nicht so. Denke, das ist Geschmacksache. Aber diese beiden werde ich drin lassen.

*die Musik erfüllte mich mit sanfter Gleichgültigkeit.
=Die wohl treffendste Beschreibung von Mainstream!
Hier muss ich passen: Ich verstehe diesen Satz nicht. Hauptstrom??? :confused:


Im Folgenden kann man wieder sehen, wie du handwerklich geschickt, inneres und äußeres geschehen mischst, im Grunde das, was du vorher in kleinen Absätzen angedeutet hast, kulminiert hierzu einem Finale. Mir scheint, als würde der text ab hier, alles mischen, was er vorher einzeln „aufgezählt“ hat. Das ist gut.
Das Vorherige werde ich einmal mit besagtem Abschnitt vergleichen.

Deine Kritik hat mir sehr viel geholfen. Hoffe, ich kann sie auch adäquat umsetzen. Vielen Dank nochmal!

@Jorgo

Ja ja, doppelt hält besser, oder? :D

Ah, endlich der neue Salem!
Bin doch immer noch der Alte!

Ich habe mich echt gefreut, als ich Deine Geschichte unter Neue Beiträge sah.
Jetzt lässt du mich erröten ... :shy:

Zitat:
Ich sah Hände, die sich bleich aus den lachenden Mündern des Viehtransporters wanden. Hände, deren Haut so blass war, als würde sie in diesem Moment zum ersten Mal das Sonnenlicht sehen. Finger zuckten, griffen nach etwas, das nicht da war; Schreie ersetzten den beißenden Gestank.

Meine Lieblingspassage. Allein über dieses Bild könnte man eine eigene Geschichte schreiben.

Tu dir keinen Zwang an ... Es entstand übrigens, als ich wirklich ein solches Gefährt überholte. Hatte kurz zuvor "Schindlers Liste" gesehen, der entsprechende Assoziation hervorrief.


Zitat:
Ich blickte durch die Scheibe auf das klinisch gebaute Klinikgebäude, das ich vor zehn Minuten verlassen hatte.

Entweder oder, oder?
Habe hier den Begriff "klinisch" tatsächlich anders verwendet, als es seine ursprüngliche Bedeutung wiedergibt. Assoziation: klinisch rein (sauber gebaut; nicht ausgefallen; weiß; langweilig)


Zitat:
Ich hatte das Gefühl, einen dieser Luftballons, der an den Gasflaschen auf dem Rummel angeschlossen war, unter der Schädeldecke zu haben.

Zufälle gibt's! Das selbe Bild hatte ich auch in der Urversion meiner letzten Geschichte. Sogar fast im selben Wortlaut!

Hä...hä... ob der Salem Gedanken lesen kann ... :baddevil:

Zitat:
Er war mit Sicherheit zwei Meter groß, wenn nicht, sogar noch größer, schätzte ich.

Würde ich streichen, liest sich nicht schön.
Werde ich tun!


Vielleicht offenbare ich jetzt meine Unwissenheit, aber dirigiert ein Dirigent nicht nur Musiker? Irgendwie passt das, meiner Meinung nach, nicht zu zuckenden Statuen.
Mit den zuckenden Statuen waren tatsächlich die Musiker gemeint. Satuen im weitesten Sinne, da sie stocksteif dasitzen, keine eigene Initiative ergreifen. Und wenn der Dirigent loslegt, beginnt die Bewegung / das Zucken. Vielleicht doch ein wenig zuuu weit hergeholt ... :shy:


Eine sehr interessante Idee hast Du Dir da ausgesucht, vor allem im Gegensatz zum verfluchten Maisfeld.
Einen Moment, bitte! Das Maisfeld ... egal, ist ja Geschmacksache. ;)

Zum (chaotischen) Ende:
Ziel sollte es tatsächlich sein, die Verwirrung, die David empfindet, rüberzubringen. Der Leser soll ebenso wenig unterscheiden können, ob es Realität oder Vision ist. Tja, was ist es denn nun?
Du siehst, ich habe das Ende bewusst konfus gestaltet.


Trotz allem erschaffst Du wirklich eine Hölle auf Erden, auch wenn Dein Prot eigentlich nur als Statist fungiert.
Danke, danke!

Ein paar Worte noch zu Deiner Ironie: Manchmal empfinde ich sie als sehr amüsant, doch teilweise ist sie einfach fehlplatziert und zerstört einfach nur die vorher aufgebaute Spannung. Vielleicht wäre ein sparsamerer Einsatz sinnvoll.
Okay, da werde ich auf jeden Fall noch mal drübergehen.

vor allem hast Du Dich, in meinen Augen, stilistisch noch einmal ein ganzes Stück weiter entwickelt.
Ein sehr schönes Kompliment. Ich danke dir ganz herzlich! Ging aber nicht ohne eure Hilfe!!!

Lieben Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Salem,

wie schön mal wieder eine Geschichte von dir zu lesen :)
Was ich wunderbar fand, sie ist nicht so lang, wie manch andere von dir.
(Hätte sie dann aber trotzdem gelesen ;) )

Ob sie mir gefallen hat?
Klar, von der ersten bis zur letzten Zeile :thumbsup:

Ich finde nicht, dass der Anfang zu stockend war.
Du beschreibst einen Mann, der ein, bis dahin, harmonisches Leben mit seiner Frau geführt hat.
Die Krankheit schleicht sich heran, verändert sein Bewutsein in Schüben.
Das finde ich hast du mit deiner langsamen Einführung gut rüber gebracht.
Selbst deine witzigen Einschübe, finde ich passend.
Zeigt es doch, dass du deinen Prot, als einen hurmorvollen Menschen siehst, der versucht aus seiner Situation, keinen Weltuntergang zu machen.

Hättest du sein Wesen schwer und depressiv sein lassen, hätte er über seine Lage gejammert und gezetert.
Doch der Karakter deines Prots gefällt mir besser.

Tja, aber was muß der arme Kerl alles ertragen. Vor allem, wo spielen sich seine Erlebnisse ab?

Was ich mir ganz schlecht vorstellen kann, ist, dass Dr. Brinkmann ihn nach seiner Diagnose und auf Grund der Tatsache, dass David zwei Tage später operiert werden soll, noch mal nach Hause schickt.
Nehmen wir einmal an, er mußte in der Klinik bleiben.
Und nehmen wir an, dass David von Beruf Fahrlehrer ist :D
Seine Halluzinationen vermischen sich mit seinem realen Leben. In dem Fall glaubt er in seinem Auto zu sitzen. (vielleicht wird er mit dem Rollstuhl transportiert)
Seine folgenden Erlebnisse vermischt er mit Personen, Geräuschen und Gerüchen, die dort auf ihn niederprasseln.
Warscheinlich bekommt er sogar eine Spritze verpasst, damit er ruhiger wird.
Er wehrt sich, stößt mt der Schulter irgendwo an. ( der Schmerz den er verspürt)
Ich denke seine "kranke Fantasie" begleitet ihn bis zum OP-Tisch.
Ärzte, Pfleger, alle Menschen um ihn herum, spielen in seinem Wahn eine horrormässige Rolle.
Es könnte auch sein, dass seine Hirn während der Operation ihm diese Bilder vorgaukelt.
Dann, als die OP beendet ist und er noch im Aufwachraum liegt, hört er die Stimmen der Ärzte.

Ich legte meinen Kopf zurück, blickte zur Decke, grinste. Es war doch alles egal. Spätestens übermorgen würde es vorbei sein.
Der herrliche Moment, kurz vor dem Aufwachen, in dem einem alles sooo egal ist. :cool: Und in dem man noch nicht realisiert hat, dass die OP schon vorbei ist.

Ich öffnete die Augen nicht.
Weil er noch nicht ganz bei sich war.

Unter diesem Aspekt, ist auch das Ende deiner KG stimmig.
Obwohl, wenn er während des Aufwachens immer noch solch merkwürdige Sätze hört, bedeutet das, dass die Operation nicht gelungen, oder er gestorben ist. :hmm:

Sagst dus mir? :shy:

freue mich schon auf deine nächste KG

ganz lieben Gruß, coleratio

 

Hi coleratio,

schön, dass dir die Geschichte fast ohne Einschränkungen gefallen hat. Deine Interpretation ist durchaus interessant (wie ich es von dir gewohnt bin :) ).
Ich lass sie aber mal noch ein bisschen im Raum stehen.
Werde die Geschichte zunächst noch einmal überarbeiten, vielleicht wird dann einiges klarer.
Habe mich auch sehr über deine positive Rückmeldung im Bezug auf die Ironie des Protagonisten gefreut. Ich werde sie auch nicht komplett entfernen, denn wie du schon sagst, es ist halt sein Charakter. Aber ich habe inzwischen auch schon die ein oder andere Bemerkung gefunden, die doch fehl am Platze ist.

...oder er gestorben ist
Soviel kann ich verraten: Er ist noch nicht tot!

freue mich schon auf deine nächste KG
Also coleratio, ich sitze doch hier nicht am Fließband. Und da ich ja auch nicht jünger werde, dauert es immer eine gewisse Zeit, bis sich die Ideen zu etwas Sinnvollem festigen. Und dann auch noch die Zeit, mit zitternden Fingern (von der Atritis) das Ganze aufs Papier zu bringen ... :D

Vielen Dank nochmal für deinen netten Kommentar!

Lieben Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Ok ich habe die Gechichte jetzt gelesen und bin zu folgendem Schluß gekommen, der Typ hat keinen Tumor.

Die Detonation des Schusses erreichte mein Ohr bevor der Schmerz einsetzte. Ich sah das grinsende Gesicht des Uniformierten, der nach guter, alter John Wayne Manier den Revolver zurück in den Halfter gleiten ließ. Meine Beine gaben nach.
Real …
Sondern eine Kugel im Schädel :D , deswegen die ganzen abstrusen Bilder
Bin schon neugierig auf die wirkliche auflösung

 

Hi Spire.

Ok ich habe die Gechichte jetzt gelesen und bin zu folgendem Schluß gekommen, der Typ hat keinen Tumor.
Sondern eine Kugel im Schädel , deswegen die ganzen abstrusen Bilder
Ich glaube inzwischen, ich sollte einen Preis auf die richtige Lösung aussetzen ... :D

Sehr nette Idee. Doch ich frage: Hat man Schmerzen, wenn man von einer Kugel in den Kopf getroffen wird? Aber vielleicht bildet er sich diese ja auch nur ein ... :hmm:

Salem, the mysterius schreiberling :cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

Grüß dich, Salem!!!!!!!!!!!!!!

Lang ists her, dass ich was von dir gelesen hab. Mit anderen Worten: Wird aber auch Zeit! ;)

Mal außer Acht lassend, dass ich schon wieder verdammt spät dran bin, deine Geschichte zu kritisieren, hier die Kleinigkeiten (von denen ich ziemlich wenig gefunden hab):

Sah sie denn nicht die dünnen Beinchen, die steil nach oben gerichtet waren, als griffen sie nach der letzten Hoffnung, den Baum doch noch umfliegen zu können?
Sehr schön!

Hände, deren Haut so blass war, als würde sie in diesem Moment zum ersten Mal das Sonnenlicht sehen.
würd ich weglassen. klingt runder

„Nun, Herr Riemschneider.“ Ich wusste, was jetzt kommen würde. Schließlich hatten die Wahrnehmungsstörungen, wie Professor Brinkmann sich so vortrefflich auszudrücken pflegte, in letzter Zeit an Intensität deutlich zugenommen.
Der Professor drückte auf einen Knopf an der Wand und die bunten Bilder verblassten. „Nun, Herr Riemschneider, es ist leider so, wie wir es vermutet haben.“
Wir? Ich hatte nichts vermutet. Oder doch? Wusste ich insgeheim, was jetzt kommen würde?
irgendwie widersprüchlich. ich denke, du willst damit sagen, dass er sich fragt, ob er es hatte kommen sehen. wenn ja, dann ist das zweite wusste unpassend. (zumindest ohne hatte)

„Wir haben es mit einem Glioplastom zu tun.“
Darf ich fragen, was genau das ist? :shy:

Hatte der Professor gerade etwas von einer Operation gesagt. Mein Kopf schmerzte
> ?

Einen Tumor, Herr Riemschneider
meine Frage hat sich somit erledigt.

Professor Brinkmann nahm die Brille ab. Sein linker Augapfel quoll hervor, löste sich zwischen den Lidern und fiel heraus. In Höhe des Mundwinkels blieb er schwingend hängen, gehalten durch den rotschimmernden Sehnerv.
Wenn du was wie aus dem Handgelenk zu erzeugen können scheinst, dann ist es Ekel, mein Freund! So nebenbei, und doch so widerlich... :D


Kurze Fragen dazwischen:
Wenn jemand unter solch starken Halluzinationen leidet, darf er dann überhaupt noch autofahren? Bzw. lässt seine Frau ihn das dann überhaupt noch?


Weiter im Text:

Es sei denn, ich stürzte mich vorher schon vor einen herannahenden Zug, den ich irrtümlich für eine nackte Frau hielt.
:lol:

Es war Professor Dr. med. Brinkmann.
gefällt mir auch sehr gut. Hört sich irgendwie an: Der ja alles besser wusste. Fals du das damit gemeint hast.

Er war mit Sicherheit zwei Meter groß, wenn nicht, sogar noch größer, schätzte ich.
kein Komma

Wieder drang ein kurzer Schmerzensschrei an meine Ohren, als ein kleiner Junge neben mir in den flüssigen Aggregatzustand wechselte. Diese Realität kann nicht real sein.
gefällt mir auch

Der penetrante Fäkaliengestank, der unverändert in der Luft hing, half nicht gerade dabei, dieses zu verhindern.
ist m.m.n. zuviel des guten. das oder es würde genügen.

Was soll´s also?
nicht soll, sondern sollte. ergo: Was sollte es also?
klingt dämlich, also würd ich gleich was anderes schreiben.


Ach Salem, du machst es mir echt schwer: Du hast stilistisch einen Mördersatz gemacht, wenn ich das mal so sagen darf! Menno, irgendwann hab ich aufgehört, spitzenmäßige Sätze rauszukopieren. Sonst hätt ich deinen ganzen Text hier stehen haben.

Zur Geschichte: Tolles Thema. Ich liebe diese von Psychoanalyse angehauchten Stories. Du schaffst eine schöne Atmosphäre (obwohl ich dem Don recht gebe: Ein paar Sätze sind zuviel, aber die machst du ja noch raus, gell? ;) ) und der Horror in deiner GEschichte wird nicht mit dem Holzhammer geschlagen, sondern mit einer Feile bearbeitet. Er kommt eher durch das Nichtaseinanderhaltenkönnen des Prots von Realität und Hirngespinst. (hier sollte ich einwerfen, dass ich das Ende nicht einmal geahnt hatte. :shy: )

Auf alle Fälle: Hat mir äußerst gut gefallen, mit Sicherheit eine deiner besten Stories!

Liebe Grüße,
Tama


p.s.:

Zitat von Salem:
Zitat von lukas_iskariot:
*die Musik erfüllte mich mit sanfter Gleichgültigkeit.
=Die wohl treffendste Beschreibung von Mainstream!

Hier muss ich passen: Ich verstehe diesen Satz nicht. Hauptstrom???
ich denke, lukas spricht hier von Mainstreammusik im Radio, etc. (Die Musik erzeut beim Hörenden Gleichgültigkeit, weil es sich immer identisch anhört, wiederholt, alles in einem Strom schwimmt. ;) )


Edit:
rätseln hier alle um die Auflösung?
Ich dachte, der Prot wäre ein "Seher", mit anderen Worten jemand, der Dämonen oder etwas vergleichbares sehen kann. Etwas, das er nicht sehen sollte, schließlich sehen es die anderen Menschen auch nicht. Deshalb wollen sie ihn bei der OP loswerden (was logischerweise keine OP ist).
Steh ich jetzt aufm Schlauch???

 

Oh ja

das wäre eine gute Lösung Tami ;)

er sieht die Kreaturen, die sich in Menschen "versteckt" haben.
Das würde auch viel besser zu Salem passen, als meine Interpretation :D

 
Zuletzt bearbeitet:

hi coleratio:

ich dachte eher : Vor Menschen verstecken, nicht in.
Dass sie einfach neben dir stehen, und du siehst sie nicht, während der Prot in Salems Geschichte sie wahrnehmen kann. Was er eben nicht sollte.

Salem, klär uns gefälligst auf!

 

da hast du natürlich recht.
Ich habe einen Wein getrunken, der vernebelt mein Gehirn :schiel:

Obwohl, er sieht sie ja zuerst als Menschen und dann hinter die Fassade.
So nach dem Motto: Sie leben unter uns.

Ach, ich glaub das mit dem Denken lass ich heute mal :D

Man liest sich :wein:

 

Hey, hey, immer langsam, Ihr beiden.
Insgeheim bin ich natürlich stolz, wenn sich soo viele Gedanken um meine Geschicht gemacht werden ... :shy:

So, hallo Tama!!!!!!!!

Lang ists her, dass ich was von dir gelesen hab. Mit anderen Worten: Wird aber auch Zeit!
Habt Ihr mich wirklich sooo vermisst??? *erröt*

Zitat:
Sah sie denn nicht die dünnen Beinchen, die steil nach oben gerichtet waren, als griffen sie nach der letzten Hoffnung, den Baum doch noch umfliegen zu können?

Sehr schön!

Schön, dass du diesen Satz herrausgefischt hast. Fand ihn auch niedlich. Danke!


Zitat:
Hände, deren Haut so blass war, als würde sie in diesem Moment zum ersten Mal das Sonnenlicht sehen.

würd ich weglassen. klingt runder

Nö!


Zitat:
„Nun, Herr Riemschneider.“ Ich wusste, was jetzt kommen würde. Schließlich hatten die Wahrnehmungsstörungen, wie Professor Brinkmann sich so vortrefflich auszudrücken pflegte, in letzter Zeit an Intensität deutlich zugenommen.
Der Professor drückte auf einen Knopf an der Wand und die bunten Bilder verblassten. „Nun, Herr Riemschneider, es ist leider so, wie wir es vermutet haben.“
Wir? Ich hatte nichts vermutet. Oder doch? Wusste ich insgeheim, was jetzt kommen würde?

irgendwie widersprüchlich. ich denke, du willst damit sagen, dass er sich fragt, ob er es hatte kommen sehen. wenn ja, dann ist das zweite wusste unpassend. (zumindest ohne hatte)

Gebe ich dir Recht!


Zitat:
Professor Brinkmann nahm die Brille ab. Sein linker Augapfel quoll hervor, löste sich zwischen den Lidern und fiel heraus. In Höhe des Mundwinkels blieb er schwingend hängen, gehalten durch den rotschimmernden Sehnerv.

Wenn du was wie aus dem Handgelenk zu erzeugen können scheinst, dann ist es Ekel, mein Freund! So nebenbei, und doch so widerlich...

Vielen Dank. Bei solchen Szenen muss ich immer an dich denken ... :D


Kurze Fragen dazwischen:
Wenn jemand unter solch starken Halluzinationen leidet, darf er dann überhaupt noch autofahren? Bzw. lässt seine Frau ihn das dann überhaupt noch?
Nein, darf er nicht. Wenn es jemand weiß. Nehmen wir mal an, er hat das Härteste gar nicht erzählt.


Zitat:
Der penetrante Fäkaliengestank, der unverändert in der Luft hing, half nicht gerade dabei, dieses zu verhindern.

ist m.m.n. zuviel des guten. das oder es würde genügen.

Würde ich auch gern belassen, da ich den Bezug so deutlicher finde.


Ach Salem, du machst es mir echt schwer: Du hast stilistisch einen Mördersatz gemacht, wenn ich das mal so sagen darf! Menno, irgendwann hab ich aufgehört, spitzenmäßige Sätze rauszukopieren. Sonst hätt ich deinen ganzen Text hier stehen haben.
:huldig: :kuss:

mit Sicherheit eine deiner besten Stories!
Nochmal das Gleiche!!!

ich denke, lukas spricht hier von Mainstreammusik im Radio, etc. (Die Musik erzeut beim Hörenden Gleichgültigkeit, weil es sich immer identisch anhört, wiederholt, alles in einem Strom schwimmt. )
Versteh ich trotzdem nicht ... :shy:


Edit:
rätseln hier alle um die Auflösung?
Ich dachte, der Prot wäre ein "Seher", mit anderen Worten jemand, der Dämonen oder etwas vergleichbares sehen kann. Etwas, das er nicht sehen sollte, schließlich sehen es die anderen Menschen auch nicht. Deshalb wollen sie ihn bei der OP loswerden (was logischerweise keine OP ist).
Steh ich jetzt aufm Schlauch???
Wirklich nicht schlecht. Nicht schlecht, wirklich nicht. Aber ob es richtig ist oder nicht, sagt euch gleich das ... :D

Vielen, vielen Dank für deinen netten Kommentar, liebe Tama!!!!!!

Gruß! Salem

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom