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Nur berührt

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01.08.2013
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Nur berührt

„Er hat mich berührt“, sagte die Frau tonlos.
Sie hatte beide Fenster des Autos geöffnet und lehnte seitlich an der Tür, so dass ihr Gesicht im Fahrtwind lag. Die Nacht war klar und über den Hügeln auf beiden Seiten des Tals flimmerten Sterne. Die Scheinwerfer beleuchteten nur einen kurzen Abschnitt der Straße, und über dem grellen Lichtkegel waren weit vorne schwach die Umrisse eines Kirchturms erkennbar. Regungslos starrte die Frau hinaus auf die vorbeiziehenden Felder.
„Was hast du gesagt?“, fragte der Mann neben ihr.
„Er hat mich berührt, am Arm.“
Der Mann gab keine Antwort.
„Mit der Hand.“
„Hör auf“, sagte er.
Die Frau lehnte ihren Kopf nach hinten und schloss die Augen. Sie hatte ihre Schultern eingezogen und hielt die Hände eng am Körper, als ob sie sich so klein machen wollte wie nur möglich, und ihre langen Haare wirbelten im Wind.
„Wie ein Kind“, murmelte sie.
Der Mann zog an seiner Zigarette.
„Wenn er mich nur nicht berührt hätte.“ Sie presste die Augen zusammen und ihre Lippen zitterten. „Er wollte mir sagen, dass …“
„Hör endlich auf“, unterbrach sie der Mann und sein Ton war jetzt schärfer. Er steckte die Zigarette zwischen seine Lippen, damit seine rechte Hand frei wurde, griff hinüber und legte seine Finger auf den Oberarm der Frau.
„Siehst du?“, sagte er.
„Was?“
„Nur eine Berührung.“ Die Zigarette in seinem Mund wippte auf und ab.
Sie schüttelte den Kopf. „Das ist nicht dasselbe.“
„Doch, genau dasselbe.“ Der Mann zog seine Hand zurück. „Denk einfach nicht daran.“
Die Frau schwieg und starrte weiter aus dem offenen Fenster. Vor ihnen erschienen Bauernhöfe und die ersten Häuser des Dorfes, und über den steilen Giebeldächern ragte der Kirchturm. Der Mann nahm den Fuß vom Gaspedal und ließ das Auto ausrollen, bis die Geschwindigkeit auf fünfzig Stundenkilometer gesunken war.
„Kannst du das?“, fragte sie nach einer Weile. „Einfach nicht daran denken?“
Er nickte.
„Also denken wir einfach nicht mehr daran?“
„Genau.“
„Und dann ist es, als ob nichts gewesen wäre?“
„Ja.“
„Denkst du nicht, wir sollten es melden?“
„Es war nicht unsere Schuld.“
„Wir sagen also nichts?“
Der Mann gab keine Antwort.
„Wir sagen also nichts?“, wiederholte sie lauter.
Er warf die Zigarette aus dem offenen Fenster. „Sag’s, wenn du willst.“
Die Frau atmete tief ein.
Hoch über der Straße hingen jetzt Lampen und warfen lange Schatten in die Gärten zwischen den Häusern. Die Straße war leer und sie fuhren an der vertrauten, fensterlosen Fassade des Betongebäudes vorbei, wo sie früher beide zur Schule gingen.
„So werden wir nie mehr sein“, sagte sie und blickte auf den dunklen Pausenhof.
„Was?“
„Ich sagte, so werden wir nie mehr sein.“
„Was meinst du?“
„So frei.“
„Wir sind frei.“
„Nein.“
„Wir können tun, was wir wollen.“
„Nein. Im Kopf nicht mehr. Im Kopf werden wir nie mehr so sein.“
Der Mann verzog das Gesicht. „Es ist ja gar nichts passiert“, sagte er verärgert.
„Und wenn ihm doch etwas passiert ist?“
„Er ist sicher bereits zu Hause. Er war nur verwirrt, vom Schock.“
„Wir haben ihn am Boden liegen gelassen.“
Der Mann antwortete nicht.
„Und wenn sie es herausfinden?“
„Werden sie nicht.“
„Und die Stoßstange?“
„Kannst du endlich aufhören?“
„Was ist mit der Stoßstange?“
Der Mann bremste unsanft und bog nach links auf eine Seitenstraße, die zwischen zwei Häusern steil hinauf führte.
„Jan wird sie reparieren“, sagte er.
Sie folgten der engen Straße den Hang hinauf und hielten auf dem Kiesplatz vor einer Reihenwohnung. An der Hauswand ging eine Lampe an, und das Licht fiel auf die sorgfältig geschnittenen Büsche vor dem Haus und spiegelte auf der Motorhaube. Der Mann schloss beide Seitenfester, zog die Handbremse und schaltete den Motor aus. Die Frau saß noch immer zur Seite gelehnt und blickte regungslos aus dem Fenster.
„Was ist?“, fragte er.
Sie antwortete nicht.
„Steigen wir aus?“
Die Frau hob den Kopf und blickte ihn an. Eine Träne rann über ihre Wange. „Ich konnte ihn doch nicht sehen.“
„Nein“, sagte er.
„Es war so dunkel.“
„Es war dunkel und du konntest ihn nicht sehen. Er war selbst schuld.“
„Ich hätte unmöglich bremsen können.“
„Niemand hätte noch bremsen können.“
„Und was ist, wenn er …?“ Ihre Stimme zitterte. „Was dann?“
Der Mann nahm ihre Hand und lächelte. „Es ist doch gar nichts passiert.“
Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Wange.
„Nichts ist passiert“, sagte der Mann nochmals und öffnete die Tür. „Steig jetzt aus.“

 

Beschwörung der Wirklichkeit

Hallo Jered,

gerne folgte ich dem Dialog, gespannt, wer denn die Frau berührt, ihr eventuell etwas Böses zugefügt hat. So nimmt sie den Leser für sich ein.
Anscheinend aber hat der Mann jemanden überfahren, sie müssen ausgestiegen sein, der Überfahrene muss noch gelebt und die Frau beührt haben.
So ergänze ich das Ausgesparte.
Flott geschrieben, schnell gelesen - und dabei daran gedacht, wie man durch Selbstbeschwörung das Geschehene ungeschehen macht.

und dahinter war es dunkel und man sah nur schwach die Umrisse eines Kirchturms über dem Horizont.
Wo ist der Kirchturm? Vor oder hinter ihnen? Welche Bewandtnis hat es mit dem Kirchturm? War der Überfahrene der Pfarrer? Sind die Fahrerflüchtlinge Katholisch? Ich meine, da der Kirchturm so herausgehoben ist, dass er einen Sinn haben müsste.
„Wie ein Kind“, murmelte sie.
Guter Satz, weil er an das Weibliche appelliert, sie möge ihn doch retten, das Leben wieder schenken, indem sie den Krankenwagen holt.
„Ich sagte, so werden wir nie mehr sein.“
„Was meinst du?“
„So frei.“
„Wir sind frei.“
„Nein.“
„Wir können tun, was wir wollen.“
„Nein. Im Kopf nicht mehr. Im Kopf werden wir nie mehr so sein.“
Der Mann verzog das Gesicht. „Es ist ja gar nichts passiert“, sagte er verärgert.
„Und wenn ihm doch etwas passiert ist?“
„Er ist sicher bereits zu Hause. Er war nur verwirrt, vom Schock.“
„Wir haben ihn am Boden liegen gelassen.“
Natürlich werden sie Gefangene der üblen Tat. Das kommt schön heraus. Typisch Mann: leugnen? Typisch Frau: Schuldgefühle?
Es ist allen zu wünschen, dass sie nie in eine solche Situation kommen.
Eine nachdenklich machende Lektüre!
Fröhliches Wochenende
Wilhelm Berliner

 
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Ich fand den Text überwiegend wirklich gut geschrieben, Jered, vor allem die knappen Dialoge zwischen der Frau und dem Mann klangen sehr echt für mich, waren sozusagen das Highlight des Textes. Immerhin gelingt es dir mit diesen wenigen Sätzen, die du den Figuren in den Mund legst, einen Großteil der Geschichte zu erzählen. So was ist nicht einfach, aber du machst das richtig gut.
In den Textstellen dazwischen allerdings fand ich ein paar Sachen, die mit nicht so gefielen. Da könntest du für meinen Geschmack ruhig noch ein wenig straffen und verdichten, da sind noch einige Formulierungen, die mir nicht so recht zu dem wortkargen, beinahe lakonischen Stil des Gespräches der beiden zu passen scheinen.

Der Mann fuhr schnell und die Scheinwerfer beleuchteten einen kurzen Abschnitt der Straße und der hohen Gräser am Straßenrand vor ihnen,
Einen kurzen Abschnitt der Gräser? Das gefällt mir nicht. Braucht es dieses Detail wirklich?

und dahinter war es dunkel und man sah nur schwach die Umrisse eines Kirchturms über dem Horizont.
Das ist auch nicht gut. Wer ist man? Die beiden im Auto? Ein Spaziergänger am Straßenrand oder gar ich, der Leser?
Und wie schon Wilhelm war auch mir nicht recht klar, ob die Kirche jetzt hinten oder vorne ist.

und ihre langen Haare wirbelten an den Enden im Wind.
Kann für mein Gefühl weg.

„Siehst du?“, sagte er mit angespannten Lippen, damit die Zigarette nicht herunterfiel.
„Was?“
„Nur eine Berührung.“ Die Zigarette in seinem Mund wippte auf und ab.
Das auch.

Die Frau schwieg und starrte weiter aus dem offenen Fenster. Vor ihnen erschienen Straßenlampen und die ersten Häuser des Dorfes, und über den steilen Giebeldächern stand der Kirchturm. Der Mann nahm den Fuß vom Gaspedal und ließ das Auto ausrollen, bis die Geschwindigkeit auf fünfzig Stundenkilometer gesunken war.
„Kannst du das?“, fragte sie nach einer Weile. „Einfach nicht daran denken?“
Er nickte.
Den Satz bräuchte ich auch nicht.

wo sie früher beide zur Schule gingen [gegangen waren].

Sie folgten der engen Straße den Hang hinauf und hielten auf dem Kiesplatz vor einer Reihenwohnung. Auf dem engen Rasen vor der Hausmauer standen sorgfältig geschnittenen [geschnittene] Büsche,
Abgesehen davon, dass dir die Wortwiederholung beim Durchlesen hätte auffallen müssen, wäre sie hier wirklich nicht notwendig gewesen, weil ein Rasen (eine Fläche) ohnehin nicht eng sein kann, sondern höchstens schmal. Hier könntest du getrost sowohl die Straße als auch den Rasen eigenschaftlos sein lassen.

und an der Hauswand schaltete [sich?] eine Lampe ein [oder: ging eine Lampe an] und das Licht spiegelte auf der Motorhaube. Der Mann schloss beide Seitenfester, zog die Handbremse und schaltete den Motor aus.
Auch diese Wortwiederholung solltest du vermeiden.

Ist im Grunde nicht so viel was mich störte, und alles andere finde ich wie gesagt wirklich stark geschrieben. Ist überhaupt eine starke Geschichte, kurz, lapidar, trotzdem voller Dramatik und mit zwei Figuren, die du mit nur ganz wenigen Sätzen zum Leben erweckst.


offshore

 

Hallo Wilhelm, Offshore und Tashmetum,

Vielen Dank für Eure Rückmeldungen! Freut mich zu hören bzw. zu lesen, dass diese knappen Dialoge gut funktioniert haben. Die Idee war, eine emotional sehr intensive Situation nur mit Dialog und knappen Beschreibungen wiederzugeben, ohne je explizit darauf einzugehen.

Damit diese Dialoge nicht im leeren Raum hängen, habe ich die Beschreibung der Umgebung eingefügt, um dem Ganzen Rahmen und Hintergrund zu geben, sozusagen. Vielen Dank für die detaillierten Verbesserungsvorschläge dazu; ich werde mich morgen hinsetzen und versuchen, das etwas besser zu schreiben (ist ja Sonntag). Schwierige Sache, solche Beschreibungen - ich werde Tashmetums Tipp mit dem Umzugskarton mal ausprobieren müssen... :D
Übrigens, den Kirchturm gibt's und der ist nachts wirklich am Horizont zu sehen (in Längsrichtung des Tals), habe gestern kontrolliert. Die Idee war, dass dem Mann in diesem Moment, wo er dabei ist, sich eine lebenslange moralische Schuld aufzubürden, unbewusst vor allem die Kirche auffällt.

Noch etwas zur Geschichte:

Ich habe das jetzt so verstanden, dass die einen Autounfall hatten, dachten, der Mann sei tot, aber anscheinend hat er die Frau eben noch berührt und beide sind dann im Schock geflohen/Fahrerflucht.
(So ungefähr.)
Ist das richtig?!

Ja, so hatte ich das im Kopf; ein Mann geht im Dunkeln auf der Strasse, sie sehen ihn zu spät, können nicht mehr bremsen, und es ist die Frau, die das Auto fährt; deshalb ist sie nachher derart verstört in der Geschichte. Ich hoffe, das ist am Schluss klar, dass sie den Unfall verursacht hat.

Also, vielen Dank nochmals für die Rückmeldungen und die Vorschläge. Ich werde das morgen nochmals genau lesen und mir Gedanken machen zu den Beschreibungen.

Vielen Dank!
Jered

 
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Tashmetum schrieb:
Nein, sorry, mir war am Schluss nicht klar, dass SIE es war.

Musst du halt genauer lesen, Tashmetum, bevor du einer Geschichte Unverständlichkeit vorwirfst.

Die Frau hob den Kopf und blickte ihn an. Eine Träne rann über ihre Wange. „Ich konnte ihn doch nicht sehen.“
„Nein“, sagte er.
„Es war so dunkel.“
„Es war dunkel und man konnte ihn nicht sehen. Er war selbst schuld.“
Ich hätte unmöglich bremsen können.“
„Niemand hätte noch bremsen können.“

Genau diese Stelle nämlich empfand ich als einen tollen, weil unvorhergesehenen Twist in der Geschichte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Jered,
auch mir gefällt deine Geschichte mit ihrem unerwarteten Ende sehr gut.
Ich fand das Gespräch zwischen den beiden sehr glaubwürdig. Ich geb den anderen wirklich Recht, Dialoge, so ganz knappe, trockene Dinger, die in ihrer Kürze aber dennoch die Gefühle der Personen zeigen, das kriegst du gut hin.

Es ist eine Geschichte von Schuld und Verantwortung, und da mit dem Symbol eine Kirchturms zu spielen, finde ich nicht falsch, er steht als Sinnbild für Moral und für die böse Tat, die sie hier begehen, den Mann einfach liegenzulassen. Und für die drohende Sühne, die bei ihnen wohl eher in einem pochenden Gewissen bestehen wird. Das fand ich gerade besonders schön, wenn die Frau sagt, dass jetzt nichts mehr so sein wird wie bisher.
Und dass der Kirchturm erst nur am Horizont ist, dann aber beim Einfahren ins Dorf über ihnen aufragt, das gefällt mir gut als Entwicklung darüber, wie das schlechte Gewissen und die Moral doch zunehmen.

Kennst du von Josef Reding die Geschichte Fahrerflucht? Lies die mal, das wird dich interessieren, da geht es um das gleiche Thema, ein Mann fährt vom Unfallort weg, wird aber durch sein schlechtes Gewissen, symbolisiert durch das Kreuz, das z.B. in Form von Schatten auf den Kühler fällt, und immer wieder unerwartet auftaucht, an den Unfallort zurückgeführt.
Interessant fand ich im Vergleich, wie du dich an das Thema herangewagt hast, deine Geschichte endet moderner, wenn ich das mal so sagen darf.

Aber noch mal zum Kirchturm. Vielleicht kommt man bei einem solchen Thema automatisch auf die Versinnbildlichung des schlechten Gewisssens, keine Ahnung, jedenfalls finde ich es passend und würde den Kirchturm echt nicht rausstreichen.

Ich weiß nicht mehr, ob ich es richtig in Erinnerung habe, irgendjemand sagte, glaube ich, du könntest die Beschreibungen vielleicht gänzlich weglassen. Ich hab die Komms der anderen nur quer gelesen und nicht mehr richtig im KOpf. Von daher sorry, wenn ich was falsch in Erinnerung habe oder auch was doppelt sage.
Aber zurück zu den Beschreibungen. Ich würde sie auf keinen Fall weglassen. Ich würd sie nur umarbeiten, wie die anderen es dir geraten haben. Aber lass den Kirchturm, lass die anderen Beschreibungen.

Deine Beschreibungen seien weniger gut als die Dialoge, sagten die anderen, da gebe ich ihnen Recht. Und um dir noch einen Tipp zu geben, wie man das vielleicht verändern könnte: Du hast fast nur relativ ausdrucksschwache Verben benutzt, oder ein "sah" zwischen Betrachter/Leser und zu beschreibende Objekt geschoben. Das macht das Beschriebene blass und distanziert.

Die Nacht war klar und man sah auf beiden Seiten des Tals die Sterne über den Hügeln. Der Mann fuhr schnell und die Scheinwerfer beleuchteten einen kurzen Abschnitt der Straße und der hohen Gräser am Straßenrand vor ihnen, und dahinter war es dunkel und man sah nur schwach die Umrisse eines Kirchturms über dem Horizont.
Du siehst hier taucht wirklich zweimal das Hilfsverb "sein" auf auf und gleich zweimal benutzt du "man sah", auch die benutzten Adjektive sind eher geläufige und dadurch blasse Dinger. Und auch beim Kirchturm geb ich den anderen Recht. Man hat keine Ahnung, wo der steht, klingt hier so, als würde er zwischen den Gräsern hervorgucken. Ansonsten habe ich schon viele Täler gesehen, in denen man die Kirchtürme des Dorfes sieht, fraglich ist nur, ob man ihn in der Nacht sehen kann. Aber dir wird schon eine Lösung dafür einfallen. In den Gräsern jedenfalls haben Kirchtürme nicht zu suchen.
Natürlich darf hier keine farbige, blumige Beschreibung hin, sondern sie muss nüchtern bleiben, aber Verben und Blickrichtungen, die Gestaltung des Gesehenen, die müssen eben stimmen.

Schöne Geschichte.
Viele Grüße von Novak

 
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Hallo zusammen,

Ich habe jetzt etwas an den Beschreibungen gewerkelt, Wörter verschoben und ersetzt und versucht, die Vorschläge aufzunehmen. Beim nächsten Text werde ich genauer auf solche Beschreibungen achten und vielleicht, wie gesagt, mal so etwas wie einen Umzugskarton beschreiben;). Die Kommentare haben mir auf jeden Fall gute Denkanstösse gegeben für weitere Texte.

Und ich werde die Geschichte von Josef Reding lesen, danke für den Hinweis Novak, das wäre interessant.

Also, vielen Dank nochmals für Eure detaillierten Rückmeldungen!
Jered

 

Hej Jered,

hat mir gefallen. Vielleicht hast Du alles, was beanstandet wurde rausgestrichen, ich hab die anderen Kommentare nur überflogen, ich hatte jedenfalls keinerlei Verständnisprobleme und habe das genossen.

Eigentlich nur schade, dass es so kurz war (in einer längeren Version könnte man das Beklemmende der Situation vllt noch stärker betonen, das fehlt mir aber erst im Nachhinein ein bisschen, als ich ihre Situation ganz durch habe).

Die Straße war leer und sie fuhren an der vertrauten, fensterlosen Fassade des Betongebäudes vorbei, wo sie früher beide zur Schule gingen.
So werden wir nie mehr sein“, sagte sie und blickte auf den dunklen Pausenhof.

Irgendwie kommt mir dieses Denken in die Vergangenheit wie ein Umweg vor. Die Schuld ist gerade eben entstanden und hier wirkt es, als wären sie zuletzt auf dem Pausenhof unschuldig gewesen und erinnerten sich jetzt daran. Zumal der ganze Ort, schon die Straße zur Schule zu dieser Vergangenheit gehört.

„Was?“
„Ich sagte, so werden wir nie mehr sein.“
„Was meinst du?“
„So frei.“
„Wir sind frei.“
„Nein.“
„Wir können tun, was wir wollen.“
„Nein. Im Kopf nicht mehr. Im Kopf werden wir nie mehr so sein.“
Dieses frei-sein im Kopf finde ich interessant, weil es auf mich passend und absurd zugleich wirkt.
Ich stelle mir vor, dass man nach einem solchen Erlebnis einerseits nicht gut abstellen kann und der Kopf von Bildern geflutet wird, die genau so einen Dialog, so ein Denken wie Du es hier beschreibst unmöglich machen, weil Gedanken über Freiheit (im Kopf) danach zu abstrakt sind.
Andererseits kann ich mir auch gut vorstellen, dass man sofort als eine Art Schutzreaktion versucht zu verdrängen, und dann genau in solch komischen Gesprächen landet.

LG
Ane

 
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Hallo Ane

Anscheinend haben sich die Anpassungen gelohnt, danke für die Rückmeldung; ja, ich habe die Vorschläge der anderen aufgenommen, waren echt hilfreich.

Irgendwie kommt mir dieses Denken in die Vergangenheit wie ein Umweg vor. Die Schuld ist gerade eben entstanden und hier wirkt es, als wären sie zuletzt auf dem Pausenhof unschuldig gewesen und erinnerten sich jetzt daran. Zumal der ganze Ort, schon die Straße zur Schule zu dieser Vergangenheit gehört.

Mir ging es mit dieser Pausenhof-Passage darum, dass sie über einen Umweg über die Tat sprechen, da sie ja bereits zum Zeitpunkt der Geschichte beginnen, die Sache totzuschweigen.
Deine Überlegung, ob so ein Denken in einem solchen Moment überhaupt möglich ist, finde ich interessant. Ja, dieses Verdrängen als Schutzreaktion, und dass die Sache dann eben doch ungewollt überall wieder auftaucht, im Kirchturm, im Gespräch, war die Idee hinter dieser Passage. Ob man überhaupt so denkt oder redet in diesem Moment? Keine Ahnung - zum Glück, denn so etwas ist mir nie passiert.

LG
Jered

 

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