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Thema des Monats Paris, Neunzehnsiebzehn.

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24.10.2001
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Paris, Neunzehnsiebzehn.

Agent Jenkins grinste, als er zur Tür des Vorzimmers hereinrauschte. "Ein reizender Tag, Miss Minipony."
"Scheißspruch, Mr. Jenkins. Und das wird höchste Zeit. Der Boss wartet. Und er ist wirklich, wirklich sauer." Miss Minipony hieß eigentlich Rita Bosinski und hasste ihren Job wie die Pest, vor allem wegen Typen wie Jenkins, die dauernd grinsten, wenn sie irgendwo reinkamen, dumme Sprüche rissen und ansonsten grundsätzlich alles vermasselten.
"Er ist doch immer sauer. Irgendwelche echten Neuigkeiten?"
"Ja. Ihr Anzug sieht echt scheiße aus. Grüne Ballonseide ..." Sie verzog angewidert ihr hübsches Gesicht. "Wie eine New Orleans Scheißhausfliege."
"Das ist Maßarbeit, Schätzchen!"
"Das war die erste Atombombe auch."
Das Büro des Chefs war ein Alptraum in tropischem Holz, facettierten Karaffen voller teurem Brandy und einer langen Wand voller Computerschirme. Der Chef war wie üblich ein Alptraum aus korinthenkackerischer "Erledigen Sie den Job vernünftig"-Einstellung und gut trainierten Stimmbändern.
"Jenkins. Sie sehen aus wie eine Scheißhausfliege. Ich hoffe, die Abteilung hat nicht für diesen Anzug bezahlt!"
"Natürlich hat sie."
"Das hatte ich befürchtet."
Jenkins räkelte sich in einem der flaschengrünen Ledersessel und goß sich einen Brandy ein. Das Leben als K.R.A.U.T.S.-Agent (Korrekte Revisions-Anstalt für Unerträgliche Temporale Schwachsinnigkeiten) war cool. Anstrengend, aber cool. Genau das richtige für coole Typen wie Jenkins.
"Wo drückt denn der Schuh, Scheffchen?"
"Ist Ihnen nichts aufgefallen? An unserer Wirklichkeit?"
"Ach, Sie meinen, dass derzeit mal wieder nichts so ist, wie es sein soll?"
"Sie haben es versaut, Jenkins. Dreimal dürfen sie raten, wer bei seinem letzten Einsatz einen verdammten Kugelschreiber vergessen und damit die ganze europäische Geschichte durcheinander gebracht hat? Schon wieder, sollte ich hinzufügen."
Jenkins vergaß für einen Moment das Grinsen. Mata Hari. Das verdammte Luder. Er hätte sich denken können, dass sie genug McGyver-Skills hat, um sich ein Fluchtfahrzeug zu bauen. Er hatte den Kuli erst vermisst, als er wieder vom Einsatz zurück war.
"Wie schlimm ist es?"
"Verdammt schlimm. Deutschland hat den 1. Weltkrieg gewonnen. Sie wissen, was das heisst."
"Nun, es erklärt das völlig bescheuerte Akronym für unsere Organisation..."
"Ich will, dass sie zurückgehen und die Sache in Ordnung bringen. Mittlerweile werden selbst unsere Bunker hier instabil."
Jenkins seufzte, kippte seinen Brandy und schraubte sich aus dem Sessel. "Bin schon unterwegs. Wollte sowieso wieder mal dort vorbeischauen."
"Und machen Sie nicht noch mehr Unsinn."
Jenkins klaute sich eine Zigarre aus der Kiste von Chefschreibtisch. Als er an der Tür war, bellte der Chef ihm noch einmal hinterher: "Und Jenkins!"
"Ja?"
"Sehen Sie zu, dass Sie diesen verdammten Anzug loswerden. Verbrennen und den Schneider inhaftieren, verstanden?"
"Ja, Sir..."

***​

Die Abreisehalle war mal wieder in der üblichen Hektik versunken. Mechaniker, die mit Werkzeug rumpolterten, Programierer, die ihre Laptops anschlossen und wichtig auf Tastaturen einhackten. Dazwischen Zeit-Agenten, die in unmöglichen Kostümierungen an ihren Kapseln lehnten, Martinis schlürften und Zigaretten rauchten. Jenkins schlängelte sich durch das Gewühl. Direkt vor seinen Füßen fiel soeben ein Agent aus seiner Kapsel, über und über mit Ruß und Kuhdung bedeckt. Um ihn herum die Überreste einiger Räucherschalen und Tempeljungfrauen. "Hey, Schmitti", polterte Jenkins jovial, während er über ihn hinwegstieg, "kannst nich genug kriegen von Babylon, oder?"
Er steuerte auf seine eigene Kapsel zu. Max der Mechaniker war gerade damit beschäftigt, leere Bierdosen, die auf dem Rand der Kapsel aufgereiht waren, mit einer Steinschleuder abzuschießen. Er war eben ein echter Profi, der wusste, was von ihm erwartet wurde.
"Max!" Ein Stein flog daneben und traf etwas Wichtiges an der Steuerelektronik der Nachbarkapsel. Ein Zischen, ein Rauchwölkchen. Brodkin würde es gefallen im Mesozoikum.
"Käpt'n?"
"Anheizen! Paris, Oktober 1917. Ich muss einen Kugelschreiber einsammeln."
"Also das Übliche." Max grinste.
"Keine Anspielungen, Max." Jenkins begann sich aus dem Anzug zu schälen. "Und sieh zu, dass du diesen Anzug los wirst."

***​

"Sie sind nicht Mata Hari..." Jenkins tat, was er am besten konnte: Gut aussehen und verständnislos glotzen. Er hatte Paris 1917 etwas anders in Erinerung. Vor allem die fliegenden Autos irritierten ihn. Da schien ja jemand ganz gewaltig was vermasselt zu haben...
"Nein", sagte die Blondine, die in einem Minikleid auf dem Diwan des Plüschsalons lümmelte und Halluzinogene durch einen Digital-Inhalator atmete. "Ich bin Kitty Schröder. Möchten Sie Sex?"
"Hrngfh ... Kugelschreiber...", sabberte Jenkins, die Kinnlade auf den Teppichfransen.
"Ich kenne neunzehn verschiedene Methoden, jemanden mit einem Kugelschreiber zum Orgasmus zu bringen. Oder zu töten. Oder beides."
"Manchmal muss ein Mann eben tun, was sein Land von ihm verlangt..." Hätte es im Raum ein Kaminfeuer gegeben, wäre das der richtige Moment gewesen, einen Kameraschwenk dorthin zu machen. So gab es stattdessen eine abscheuliche Sexszene, in deren Verlauf Jenkins mehrmals den Namen seiner Mutter rief. Kitty Schröder schien es allerdings nichts auszumachen, mit "Brunhilde" angestöhnt zu werden. Am Schluss zündete sie sich eine Zigarette an und ließ den bewußtlosen Jenkins von zwei Schergen fesseln und in ihr Anti-Grav-Vehikel schaffen.

***​

Jenkins hatte miese Laune. Er war unausgeschlafen, nüchtern und gefesselt, und bisher hatte ihm absolut niemand einen Drink oder was zu rauchen oder spontanen Sex mit anschließender spektakuläler Flucht aus dem sich selbst zerstörenden Hauptquartier des Oberbösewichts angeboten. So gingen die Standards vor die Hunde.
Kitty Schröder führte ihn ins Wohnzimmer der unterirdischen Welteroberungsgeheimzentrale von P.U.S.S.I.E. (Parasitäre Unabhängige Sekte zur Sexuellen Infiltration Europas). Dort saß Mata Hari auf einem Rattansessel und schlürfte Pina Colada aus einem handgeformten Tonbecher. Auf Bildschirmen hinter ihr flimmerte ein Dokumentarfilm über italienische Kircheneinstürze.
"Sollten Sie nicht eine weiße Katze auf dem Schoß haben?" fragte Jenkins übellaunig.
Mata Hari grinste und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Das Rattan knarzte zufriedenstellend. "Albernes männliches Kompensationsgehabe. Sollte ich das Bedürfnis haben, eine Muschi zu streicheln ... aber lassen wir das."
"Was haben Sie in Paris angestellt? Das gesamte Kontinuum ist durcheinander. Alles wegen dem blöden Kugelschreiber..."
"Seien Sie nicht albern, Agent Jenkins! Der Kugelschreiber war nur ein Werkzeug meines Aufstiegs. Das und die Tatsache, dass du im Schlaf redest, Süßer. Ich benutzte den Kugelschreiber, um eine Konstruktionszeichnung der Zeitmaschine anzufertigen und so das Geheimnis dieser Technologie zu stehlen."
"Aber das ist unmöglich. Du hattest doch höchstens ein paar Minuten Zeit, bevor ich damit abgehauen bin..."
Ein weiteres Grinsen, Zurücklehnen, Rattanknarzen. "Ich hatte doch irgendwann eine Zeitmaschine - so konnte ich zurückkehren und hatte alle Zeit der Welt."
"Aber das ... geht doch gar nicht." Jenkins war die Schlaffheit seiner Argumentation durchaus bewusst. "Das ... das ... ist ein unerlaubtes Paradoxon!"
"Verklag mich doch, Süßer!"
"Damit wirst du nicht durchkommen!"
"Ich bin schon damit durchgekommen. Und jetzt schau ich halt mal, wie weit ich noch komme. Und dank eines genialen Plans, den ich bestimmt nicht so blöd sein werde dir zu erklären, wird mir K.R.A.U.T.S. dabei nicht in die Quere kommen. Schafft ihn weg!"
Kitty Schröder tauchte wieder auf und packte Jenkins am Schlafittchen. "Das Übliche?" fragte sie ihre Chefin.
"Sicher doch."
Jenkins sah zu Kitty. Sie machte nicht den Eindruck, als beabsichtigte sie, ihm Sex plus Flucht anzubieten. Wahrscheinlich nicht mal einen Martini. Er war in echten Schwierigkeiten.

***​

Weiße gestärkte Laken. Halbdunkel. Frieden. Die leise Stimme des Arztes: "Dann glauben Sie also jetzt, dass es keine Zeitmaschinen gibt?"
"Natürlich nicht. Wie albern. Ich muss verrückt gewesen sein, sowas zu glauben..."
"Natürlich sind sie verrückt. Deshalb sind Sie ja hier."
"Was immer Sie sagen, Doc. Könnte ich noch einen Martini haben?"
"Nicht vor dem Abendessen, Agent Jenkins!"
"Mist."
Der Doktor erhob sich vom Bettrand, blickte mitleidig auf seinen Patienten herab, wie es sein Job verlangte, und wandte sich dann an die Schwester. Sie war eine adrette Blondine, ganz in gestärktem Weiß, mit einem netten Häubchen. Sie hatte ein klein wenig Ähnlichkeit mit Kitty Schröder.
"Schwester, würden Sie bitte mal kurz nachsehen, wie es unserem Patienten morgen gehen wird? Damit ich weiß, ob ich die Medikation gleich richtig dosiere."
Die Schwester lächelte ein sardonisches kleines Lächeln. "Ist bereits erledigt, Doktor. Der Patient war morgen gegen Abend verstorben."
"Oh. Na, dann werde ich wohl gleich einen fatalen Fehler machen. Wie peinlich." Der Doktor notierte etwas auf einem Klemmbrett und ging zusammen mit der Schwester hinaus.
Jenkins wandte sich auf dem gestärkten Laken hin und her. Alles war unwirklich und verwirrend. War er verrückt? Oder war das ein Trick von P.U.S.S.I.E.? Dann dachte er an den Anzug. Nun war alles klar: Das musste die Vision eines Wahnsinnigen sein. Kein Mensch würde jemals so einen scheußlichen grünen Anzug tragen. Er war also doch nur verrückt. Dann war ja alles gut. Er zerrte der Form halber ein wenig halbherzig an den Gurten, mit denen er am Bett festgeschnallt war, und lachte und lachte, bis er heiser war.

[Thema des Monats Dezember 2006: Zeitreise]

 

Okay, dieses üble kleine Machwerk entstand dereinst in seiner Urform einmal im Rahmen einer geplanten und dann kläglich gescheiterten Zeitreisen-Verschwörung. Skrupellos wie ich bin, hab ich dann heute noch die letzten Bröckchen angefügt, nachdem ich zufällig über das TdM gestolpert war und werfe das Ergebnis nun achtlos hinter mich und suche blitzschnell das Weite. :D Aber so findet dieses ... ähm ... Kleinod ... *hüstel* ... dann wenigstens doch noch eine Verwendung... :Pfeif:

 

Hallo!

Schließe mich WMS vorbehaltlos an. Die nächste sehr gute Geschichte zum Thema des Monats. Gut, der Wortwitz war manchmal wirklich unterste Schublade, aber was soll's.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Horni,

solltest dich öfter mal nach SF verirren, einen Fan hast du jedenfalls schon mal. Obwohl die Geschichte auch gut in Humor reingepasst hätte.

Das Argument mit der unteren Schublade in manchen Teilen stimmt wohl schon, aber mich hats nicht wirklich gestört, was natürlich auch gegen mich als Kritiker sprechen könnte. Was ich damit sagen will: Im Gesamtkontext deiner Geschichte ordnen sich die gelegentlichen Schwächen deiner Dialogideen fast zwangsläufig dem Grinsfaktor unter.

Oder so.

Frohes Neues
Heinz

 

Mahlzeit!

Und wieder ein paar Leser grinsen gemacht - Missionsziel erfüllt! Freut mich, dass ihr gern gelesen habt, sowas hört man gerne! :)

@WMS: Thanx für die Bügeltipps - werd gleich mal korrigieren. Mit dem letzten Satz muss ich mal gucken, evtl. kommt der wirklich weg oder was anderes hin oder so...

Was die "unterste Schublade" angeht - ihr habt ja so recht. Aber das macht gar nix. Ursprünglich war das mal ein aus niederen Beweggründen erstellter Spontanzeitreiseschuss, dessen Zielsetzung ganz explizit nicht in literarischer Qualität oder feingeistigem Humor lag. :Pfeif: Insofern sei eure Diagnose bestätigt - Asche auf mein Haupt. Oder auch nicht. Es sollte vor allem schräg sein und das ist es wohl geworden, denke ich. :D

So weit, so hoopy! Danke und frohes Neues!

Horni

 

Auch ich schließe mich meinen Vorrednern an. Eine Zeitreisen-Parodie muss auf Logik keine Rücksicht nehmen, sondern kann rücksichtslos Paradoxa zu beliebig flachen Scherzen nutzen und diese dem Leser um die Ohren hauen, bis er so: :D macht.

Und das ist Dir sehr gut gelungen. Wirklich sehr amüsant und unterhaltsam :thumbsup:

Uwe
:cool:

 

Hi Markus,

jup, nice. :)

Ich kann mich den Vorkritikern (fast) ausnahmslos anschließen. Witzig und natürlich sehr gut umgesetzt.

Zwei kleine Kritikpunkte habe ich aber doch (damit du uns hier nicht größenwahnsinnig wirst ;) ):

1. Der Schluss
Hmm, entweder entgeht mir da was oder der Schluss fällt echt hinter dem Rest der Geschichte stark ab. Ich hatte mit einem Paukenschlag gerechnet, aber irgendwie ist das ein bisschen dröge - also ganz anders als der Rest der Story.

2.

Alles wegen dem blöden Kugelschreiber..."
Da das direkte Rede ist, kann ich dir das nicht um die Ohren hauen, weil du halt mit merkwürdigen Sprachgewohnheiten kontern könntest. Aber ich bin immer noch eine Freundin des Genetivs. Biiitte! :huldig:
Und noch ein Leerzeichen vor die drei Pünktchen, wenn du eh schon dabei bist. :D

Ansonsten: Schön, nett, lustig, gern gelesen. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin, Leute!

Offenbar hat die Geschichte definitiv einen gewissen Grinsefaktor, das stimmt mich heiter und zufrieden! Mehr sollte auch gar nicht erhofft worden sein... äh. Ja. Auf jeden Fall danke für die lieben Worte und so. :)

@Z-P: "Machwerk" weil... naja, normalerweise brüte ich bei meinen Geschichten monatelang über jedem Absatz und wälze mich in perfektionistischen Traumata und so. Sollte ich jemals öffentlich gestehen, wieviel Zeit ich hingegen in diese hier investiert habe, werde ich wahrscheinlich öffentlich gesteinigt... :Pfeif:

@Katz: Nix Paukenschlag. Was hast du denn erwartet? Jenkins Supertrottel rettet die Welt? Mata Hari ist schwanger? Kitty Schröder findet zu Jesus und macht mit ihm zusammen einen Schuhladen auf?
Ich finde, jeglicher exlaborierter "Paukenschlag" in Form einer ausgetüftelten Pointe/Showdown/Whatever würde bedeuten, die Geschichte samt ihres Themas ernster zu nehmen, als sie es m.E. verdient hat. Es sollte halt nur ein extrem ironischer "Kommentar" zum Thema Zeitreise sein, und ich brauchte halt einfach nur irgendeinen möglichst unernsthaften Schluss, da kam mir eben dieser gerade recht dahergeschlappt. Okay? Druschba? :D
(Achja, wegen dem Genetiv: Normalerweise würde ich sowas natürlich niemals nicht machen. Hier ist es tatsächlich Absicht, bleibt also drin. Und das mit den drei Pünktchen... ich lass das Leerzeichen mittlerweile hier i.d.R. bewusst weg, weil es nämlich sonst immer wieder passiert, dass die je nach Fensterbreite so ganz verloren und kläglich ganz alleine in die nächste Zeile rutschen, was doch irgendwie ziemlich doof aussieht. Deshalb dürfen sie sich bei mir - hoffnungslos guter Mensch, der ich bin - in Online-Texten immer am Wort davor festhalten. Ist zwar nicht 1000% dudenkonform, aber hey... was soll ich sagen, I'm a rebel! :D)

So much! Thanx and good vibes to you!

Horni

 

Hi Horni!

Jupp, war witzig. Schön mit Klischees gespielt und Gags sicher platziert. Natürlich alles total albern, besonders die Abkürzungen, aber das macht mir nix. ;)
Hat Spaß gemacht! :)

Viele Grüße,
Seaman

 

Hi Horni,

für mich wickelt sich die Geschichte um das Paradoxon, wie Mata Hari ihm die ZM-Pläne abjagt: Das ist eine geniale Kernidee. Der Rest ist witziges, wenn auch ein wenig beliebiges Beiwerk. Well done!

Weil's nichts Substantielles zu bemeckern gibt, hier ein wenig Kleinkram:

Das Büro des Chefs war ein Alptraum in tropischem Holz, facettierten Karaffen voller teurem Brandy und einer langen Wand voller Computerschirme. Der Chef war wie üblich ein Alptraum aus korinthenkackerischer "Erledigen Sie den Job vernünftig"-Einstellung und gut trainierten Stimmbändern.
Die Alptraum-Wiederholung wirkt unbeabsichtigt (auch, wenn sie das nicht ist) und der zweite Satz ist ziemlich kompliziert zu lesen.
Max der Mechaniker war gerade damit beschäftigt, leere Bierdosen, die auf dem Rand der Kapsel aufgereiht waren, mit einer Steinschleuder abzuschießen.
Wo bekommt man in einem Zeitmaschinen-Hangar Steine her? Aus der Steinzeit? :rotfl: Ich denke, er sollte eher mit Schrauben oder Unterlegscheiben schießen.
Pina Colada aus einem handgeformten Tonbecher
Igitt! :D
Er zerrte der Form halber ein wenig halbherzig an den Gurten
Entweder "halbherzig" oder "ein wenig". Beides ist zu viel.

Grüße,
der Naut

 

Hi Horni,
für meinen Geschmack ein wenig zu viel Klamauk. Aber da die Story von dir ja so beabsichtigt ist, kannst du das ja unter Privatmeinung verbuchen. Vielleicht bin ich ja qualitätsmäßig einfach von deinen anderen Geschichten zu verwöhnt. ;)

Unbedingt bemängeln muss ich allerdings das hier

die in einem Minikleid auf dem Paravant des Plüschsalons lümmelte

Es ist schlichtweg unmöglich, sich auf einer faltbaren "Spanischen Wand", die üblicherweise zum Sicht- oder Windschutz benutzt wird, zu lümmeln und selbst wenn, dann würde sich dieses Teil Paravent schreiben. Was du meinst, wäre eine Recamiere, Ottomane oder - bevor man sich bei Fremdworten vertut - ein Sofa. :D

Schönen Gruß,
kira.

 

Hey, Kira!

Eigentlich solltest du dich zweifelhaft geehrt fühlen, da die Urform dieser Geschichte auf deiner Couch entstand, derweil auf dem Laptop nebenan gerade "Propusk" entstand und Häkelsäckchen durch die Gegend flogen usw... du erinnerst dich sicher an jenes legendäre Wochenende. :D
Das erklärt glaube ich auch bereits alles bezüglich der Geschichte... *hüstel*

Das mit dem Sofa - frag mich besser nich, wo ich da gerade war in Gedanken ... wahrscheinlich bei Diwan oder Canapee oder so. Und hab dann doch irgendwelchen Quatsch geschrieben. Besser ich gleich mal aus. Gepriesen seien deine Argusaugen und deine Nörgelseele! :D

Liebe Grüße,
Horni

 

Hast recht,
ich fühle mich zweifelhaft geehrt, das notwendige kreative Ambiente für diese Geschichte geschaffen zu haben - und unzweifelhaft angenehm zurückerinnert. (Man sollte mal wieder eine Lesung ausfallen lassen.) ;)
Mit Diwan und Canapee hast du die Scharte wieder wett gemacht und gezeigt, dass es tastächlich Sitzmöbel gibt, bei denen man unbedarften Lesern mit vier verschiedenen Fremdworten imprägnieren kann. :D
Gruß,
Nörgelseele.

 

Hi Horni!

Ja, es gibt sie auch, diese locker-flockig, ohne große Anstrengung hingeschriebenen Texte, die aber gerade deshalb Spaß machen zu lesen.
Dieser hier wirkt besonders über die Sprache, die witzigen Vergleiche ( "Das war die erste Atombombe auch." ) und die Betrachtungsweisen ( "Der Chef war wie üblich ein Alptraum aus korinthenkackerischer "Erledigen Sie den Job vernünftig"-Einstellung und gut trainierten Stimmbändern." ) Kurz: Über die flotten Sprüche, die sich durch den ganzen Text ziehen.
Die für Zeitreisegeschichten typische Unlogik ( ""Aber das ist unmöglich. Du hattest doch höchstens ein paar Minuten Zeit, bevor ich damit abgehauen bin..."
Ein weiteres Grinsen, Zurücklehnen, Rattanknarzen. "Ich hatte doch irgendwann eine Zeitmaschine - so konnte ich zurückkehren und hatte alle Zeit der Welt."" ) gibt dem Ganzen die richtige Würze.
Dass die Gags und Sprüche allesamt nicht allzu neu waren, störte mich weniger.

Ich fand übrigens nicht, dass das Ende hinter dem Rest der Geschichte zurückfällt. Im Gegenteil, es passte hervorragend, um dem Nonsense die Krone aufzusetzen und dem Leser noch ein ironisches Rätsel am Schluss aufzugeben: Hat der Typ das alles nur zusammenphantasiert, oder ist er gerade Gefangener in der Hirnwäscheklinik der Mata Hari? Für Letzteres spricht, dass der Arzt ihn mit "Agent Jenkins" anredet ( das würde ich allerdings streichen, um das Ganze unklarer zu halten ).

Fazit: Nichts, was einem lange im Gedächtnis haften bleiben würde, aber für die Mittagspause sicher amüsante Kurzweil. :)

Ciao, Megabjörnie

 

Hi Horni,

Einerseits ja ganz witzig, zumal Zeitreisestorys eigentlich nur mit Humor zu ertragen sind.
Andererseits eine Story von denen man, ohne Anstregung Hunderte schreiben kann.
Zum Glück nicht alzu lang, also alles in allem noch angenehm zu lesen.
Proxi

 

Das hat ja schon ein wenig von Zeitreise, wenn hier eine Geschichte von 2006 wieder auftaucht.

Insgesamt erschien mir Agent Jenkins zu albern, um die Geschichte wirklich ernst zu nehmen. Aber ja, ich musste zwischenzeitlich schmunzeln.

Hier noch ein bisschen Krümelsuche.

"Das ist Maßarbeit, Schätzchen!"
"Das war die erste Atombombe auch."
Der ist gut.

"Wo drückt denn der Schuh, Scheffchen?"
"Ist Ihnen nichts aufgefallen? An unserer Wirklichkeit?"
"Ach, Sie meinen, dass derzeit mal wieder nichts so ist, wie es sein soll?"
"Sie haben es versaut, Jenkins. Dreimal dürfen sie raten, wer bei seinem letzten Einsatz einen verdammten Kugelschreiber vergessen und damit die ganze europäische Geschichte durcheinander gebracht hat? Schon wieder, sollte ich hinzufügen."
Scheffchen? Aua, selbst in so einer Persiflage schwer zu ertragen.

"Verdammt schlimm. Deutschland hat den 1. Weltkrieg gewonnen. Sie wissen, was das heisst."
"Nun, es erklärt das völlig bescheuerte Akronym für unsere Organisation..."
Der ist gut.

"Schwester, würden Sie bitte mal kurz nachsehen, wie es unserem Patienten morgen gehen wird? Damit ich weiß, ob ich die Medikation gleich richtig dosiere."
Die Schwester lächelte ein sardonisches kleines Lächeln. "Ist bereits erledigt, Doktor. Der Patient war morgen gegen Abend verstorben."
Der "Patient war morgen gegen Abend verstorben". Das ist zwar grammatikalischer Unfug, aber eine schöne Anwendung von Zeit-Schau.

Der ganze Sex-Teil erschien mir ein wenig prä-pubertär. Aber das ist vermutlich Geschmacksache.

Schmunzelnde Grüße,
Gerald

 

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