Oh wie schön, Antworten. Vielen lieben Dank.
Danke, @Katla, dann schau ich noch mal bei Wood rein, das ist eine gute Idee, den hab ich ja hier, hab aber gar nicht mehr auf dem Schirm, was er dazu schreibt.
Und liebe @Maedy, ich weiß jetzt gar nicht, ob ich dich taggen soll, aber du kannst ja einfach weiterpausieren und dann in zwei Wochen noch mal reinschauen, ich antworte aber jetzt trotzdem schon mal.
Entgegen Deiner Annahme ist der Ich-Erzähler eigentlich der Anspruchvollste.
Möglicherweise beim Schreiben, ich meinte aber, dass die Ich-Erzähler-Struktur einfach zu durchschauen ist. Es ist klar, was der wissen kann und was nicht. Viel schwieriger finde ich beim Ich-Erzähler, warum der überhaupt erzählt und wem er was erzählt. Witzig ist, wenn ich jetzt drüber nachdenke, dass alle drei Texte, die ich hier eingestellt habe, Ich-Erzähler haben. Ich glaube, dass das auch so ist, weil ich das einfacher finde. Einer der Texte ist in 1.Person Präsens und da habe ich mich schon die ganze Zeit gefragt, wem erzählt sie das eigentlich? Das ist ja kein innerer Monolog, sondern sie kommentiert ja auch, was sie macht. Niemand denkt: Ich setze mich an den Computer.
Beim personalen Erzähler bist Du freier. Du kannst zwischen verschiedenen Charakteren switchen, unterschiedlich nah an sie und in sie herein zoomen,
Das verstehe ich nicht bzw. mglw anders. 1. Frage: Wenn ich zwischen bspw drei Figuren switche, hat dann jede der Figuren einen eigenen personalen Erzähler? Muss ja, oder? Das heißt, ich brauche für drei Perspektiven 3 Erzähler. Das wäre im Grunde das gleiche wie beim Ich-Erzähler. Schriebe ich diese drei Perspektiven aus der Ich-Perspektive, bräuchte ich auch drei Ich-Erzähler.
Ich denke auch (lerne aber gerne dazu, deswegen habe ich ja hier gepostet), dass ein Ich-Erzähler unterschiedlich nah von sich erzählen kann, also sehr intim oder auch distanziert. Dass das also kein Unterschied ist zwischen Ich-Erzähler und personalem Erzähler. Außerdem denke ich, dass auch ein auktorialer Erzähler rein- und rauszommen kann. Also ich denke, dass das Nähe-Distanz-Verhältnis etwas ist, das nicht an die Perspektive (1., 2. oder 3. Person) gebunden ist, sondern jeweils einen individuellen Erzähler auszeichnet. Aber kann auch sein, dass ich mir da irgendwas zusammengereimt habe, wo jeder Literaturwissenschaftler den Kopf schüttelt.
Auktoriale Erzähler, die von oben auf die Story blicken, sind selten geworden, haben aber z. B. die Freiheit das Verhalten der Figuren zu bewerten.
Das ist auch etwas, was ich mich frage: Ein personaler Erzähler kann das nicht? Das Verhalten von Figuren bewerten? Auch nicht in seinem begrenzten Wissensrahmen? Ein Ich-erzähler kann doch auch andere Figuren und auch sich selbst bewerten. Kann das ein personaler Erzähler nicht? Insbesondere im Rückblick kann ein Ich-Erzähler ja bewerten und einordnen.
Und ist es notwendigerweise so, dass auktoriale Erzähler von oben auf die Story blicken? Klar, sie können von oben auf die Story blicken, aber sie wollen ja eine Geschichte erzählen und dafür können sie doch beliebig dicht an eine Person ranzoomen und aus der Sicht dieser Person erzählen, oder nicht? Und dann können sie wieder rauszoomen und in eine andere Person reinzoomen. Das heißt, ich kann, wie du oben geschrieben hast, zwischen Personen switchen, muss aber bei der auktorialen Perspektive nicht den Erzähler switchen.
Was ich mich frage, wenn ich einfach schön geschriebene Geschichten mag, mit viel Setting oder bspw Naturbeschreibungen, dann wäre ich doch darauf angewiesen, dass beim Ich-Erzähler und auch personalen Erzähler (oder nicht?) die Perspektivfigur das kann, dann muss doch am Ende die perspektivtragende Figur immer eine sensible und eloquente Figur sein. Oder bin ich gerade total auf dem Holzweg. Keine Ahnung. Knoten im Kopf.
Ja, liebe @greenwitch, gerne gegenseitig helfen. Ich schaue mir mal deinen Originaltext an. Das ist der hier, oder?
Charlotte sieht gerade noch, dass die Frau winkt und auf ein langsam näherkommendes Fahrzeug zeigt. Den Schriftzug der Behindertenwerkstatt kennt Charlotte, man sieht sich ab und an auf den Märkten der Umgebung.
Verwirrt läuft sie Richtung Anleger über die Dünen. Dann waren dies wohl die neuen Bewohner des Boldschen Hofes.
Blau ist auktorial: Wieso darf ein personaler Erzähler nicht sagen, was Charlotte kennt? Ist das tatsächlich so? Der weiß doch, was Charlotte weiß und der weiß also auch, dass Charlotte den kennt. Wieso ist das auktorial? Die gleiche Frage habe ich zum zweiten blauen Satz. Das könnte doch auch personal sein?
Ich finde die Sequenz schwierig, weiß aber nicht, ob das an der Perspektive liegt. Das ist ja ein Auszug aus etwas und mir ist nicht klar, was das gerade für eine Szene ist, warum Charlotte verwirrt ist und was der Boldsche Hof ist, darum ist das Folgende jetzt vielleicht Schmarn.
Ich verstehe nicht, warum jemand (d.h. der Erzähler) sagt, dass jemand etwas sieht, wo doch eine Beschreibung immer impliziert, dass es jemand sieht. Oder ist das "gerade noch" irgendwie relevant für die Geschichte? Dann: Man sieht sich ab und an auf den Märkten. --> Aber wer ist "man"? Die Mitarbeiter der Werkstatt, die Bewohner? Ist es wichtig, woher Charlotte den Schriftzug kennt bzw. die Werkstatt? Der bestimmte Aritkel "der" vor Behindertenwerkstatt impliziert zumindest, dass es eine bekannte ist, weil es sonst ja "mit dem Schriftzug einer Behindertenwerkstatt" heißen würde.
Beispiel: Die Frau winkt und zeigt auf ein langsam näherkommendes Fahrzeug mit dem Schriftzug der Behindertenwerkstatt. Verwirrt läuft Charlotte über die Dünen Richtung Anleger. Dann waren dies wohl die neuen Bewohner des Boldschen Hofes.
Ich denke, das erfüllt wohl die Kriterien für eine personale Perspektive, oder? Insbesondere der letzte Satz ist ja erlebte Rede, oder? Das ist ja, was sie zu sich selbst sagt: Dann sind das wohl die neuen Bewohner. Meine Frage ist: Kann/Darf ein auktorialer Erzähler erlebte Rede benutzen? Mit "darf" ist es ja eh immer so eine Sache, letztlich ist ja die Frage, ob es funktioniert. Aber wenn du dann im nächsten Absatz/Kapitel etwas aus einer anderen Sicht schreibst, der Erzähler aber der gleiche ist, ist es mMn eigentlich ein auktorialer Erzähler, der hier in diesem Abschnitt als personaler Erzähler in Erscheinung tritt. Aber keine Ahnung, wieder Knoten im Kopf.
Bsp:
Die Frau winkt und zeigt auf ein langsam näherkommendes Fahrzeug mit dem Schriftzug der Behindertenwerkstatt. Verwirrt läuft Charlotte über die Dünen Richtung Anleger. Dann waren dies wohl die neuen Bewohner des Boldschen Hofes.
..... TEXT ....
Die neuen Bewohner des Boldschen Hofes haben ihre Sachen ausgepackt und sitzen im Gemeinschaftsraum, als Charlotte kommt.
--> das wäre ja dann auktoriale Perspektive, weil Charlotte das mit den Sachen nicht wissen kann, aber wäre es ein Fehler zu oben? Würde jemand sagen, die Perspektive stimmt nicht, weil es oben personal ist? Aber wieso kann mein auktorialer Erzähler denn nicht phasenweise personal erzählen, wenn er denkt, dass ist für die Geschichte von Vorteil ist?
Fragen über Fragen.
Liebe Grüße
Katta