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Petulia

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04.03.2018
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Petulia

Warum Petulia an einem Mittwoch um Dreiviertel Zwölf auf einen Baum stieg, konnte niemand sagen. 'Vielleicht will sie wissen, wie die Welt von weiter oben ausschaut', mutmaßten die Eltern, '… oder ob sie von dort über die Dächer bis zum Meer sehen kann?' Aber was wussten Eltern schon? Jedenfalls nicht, warum Petulia auf den Baum gestiegen war, und erst recht nicht, warum sie nicht mehr herunterkam. Dabei war es so einfach, das zu wissen, wenn man Petulia war. Sie hatte nur einmal 'Ja' gezwinkert und zweimal 'Nein'. Damit war es ausgemacht. Soll ich auf den Baum klettern? Zwinker. Soll ich wieder runter? Zwinker zwinker. Tausenddreihundertsiebenundfünfzig Tage würde sie den Boden nicht mehr betreten, so viel stand fest. Als sie überlegte, was das ungefähr in Jahren bedeutete, wurde ihr schwindelig und Schwindel ist kein guter Zustand für ein Mädchen auf einem Baum.

Petulia hatte für jedes ihrer Jahre einen Finger. Jedes Jahr verdiente einen eigenen, denn immer, wenn sie den entsprechenden Finger ausstreckte, war das Jahr da, mit allem Wichtigen, das darin passiert war. Nur den kleinen Finger der rechten Hand, den zählte sie schneller als die anderen und und kniff dazu die Augen zusammen. Im Kleinen-Finger-Jahr war Oma Else gestorben.
Der rechte Daumen für die Zehn war erst vor wenigen Tagen dazugekommen. Ein Teil von ihr fühlte sich nun vollständig und vollständig war ein sehr gutes Gefühl. Ein anderer Teil fragte sich, was denn nächstes Jahr werden sollte, wenn sie einen elften Finger bräuchte? Sie dachte an ihre Zehen. Wenn sie mit den Zehen wackeln konnte, würden sie auch zum Zählen taugen. Aber wie sollte sie mit den Zehen zählen, wenn sie die ganze Zeit in Schuhen versteckt waren? Und was sollte sie tun, wenn jemand nächstes Jahr fragte, wie alt sie sei? Meistens taten das ja die Nachbarinnen, vor allem die tüdelige Zitschke. Sollte sie 'Einen Moment, Frau Zitschke!' sagen, erst den linken Schuh ausziehen, bevor sie antwortete, und das alles nur für die blöde Elf? Abgesehen davon war es eine blöde Idee, auf einem Baum den linken Schuh auszuziehen, damit er derjenigen, die gefragt hat, womöglich auf den Kopf fällt. Wobei, bei der Zitschke konnte das nicht mehr viel anrichten.

Natürlich hatte sie in der Schule schon weiter gezählt, im Kopf hinter geschlossenen Augen. Als die Lehrerin, Frau Bommel, 'Petulia' gerufen hatte, war sie bei tausenddreihundertsiebenundfünfzig gewesen und das hatte sie laut ausgesprochen, als Antwort auf eine Frage, die leider niemand gestellt hatte.
Alle hatten gelacht, nur die olle Frau Bommel nicht. Das lag aber wahrscheinlich eher daran, dass Petulia aus Versehen noch 'Frau Ollebommel' gesagt hatte. Seitdem war sie beim Rechnen von einer Zwei auf eine Vier gerutscht, wie Frau Bommel flugs in der nächsten Stunde kundtat. Ihre Nase hatte sie dabei gerümpft und ein wenig mehr Richtung Decke gehalten als sonst.
Trotzdem blieb tausenddreihundertsiebenundfünfzig Petulias ganz eigene Antwort auf ungestellte Fragen. Und sie wurde zu ihrer Lieblingszahl, auch wenn sie natürlich niemand kannte, der so viele Finger und Zehen hatte. Selbst einem Tausendfüßler fehlten ja noch dreihundertsiebenundfünfzig, vorausgesetzt, er hatte an jedem Beinchen nicht mehr als einen Zeh. Und es war gut, dass niemand so alt werden konnte, denn manchmal kam sie schon jetzt mit zehn Fingern durcheinander. Und wie mochte das erst sein, wenn man seine unzähligen Jahre ganz ohne Hilfestellung in die Reihe bringen musste?

Jedenfalls stieg Petulia bis in die Spitze der riesigen Kastanie und sah tatsächlich zum ersten Mal die Welt von ganz oben. Die beiden tiefen Teiche, die nach dem letzten Deichbruch vor langer Zeit geblieben waren, glitzerten im Sonnenlicht. Oma hatte erzählt, als sie selbst ein junges Mädchen gewesen war, hatte das Meer vor und hinter dem Haus große Strudel gedreht und dabei zwei riesige Kuhlen in die Erde gebohrt. Das Meer ging zurück, die Teiche blieben. Oma Else nannte sie die 'Augen des Meeres', der vor dem Haus hieß Karlchen, der dahinter Fiete. Seit sie das gesagt hatte, fühlte sich Petulia immer ein wenig beobachtet. Ein ganz klein wenig. Aber sie wusste, das Meer würde ihr nichts tun, weil es neben den Kühen schon die beiden Brüder von Oma geholt hatte und auch ein Meer musste schließlich wissen, wann es genug ist.

Der neue Deich war weit vor den Überresten des alten errichtet und auf dem grasigen Marschland dazwischen standen neue Kühe. Eine Allee hoher Bäume zog sich Richtung Dorf, nur der Kirchturm ragte über die Wipfel.
Als der Wind die Kronen auseinanderbog, sah sie die Kirchturmuhr. Dreiviertel Zwölf. Sie war also an einem Mittwoch um Dreiviertel Zwölf in die Kastanie gestiegen. Wer wusste schon, wozu es gut sein mochte, das zu wissen? Den Turmschlag hörte sie nur an manchen heißen Sommertagen, wenn auch der Westwind Urlaub machte – und auf dem Weg zur Schule.
Aber zur Schule würde sie ja nicht mehr gehen, auch nach den Sommerferien nicht, was den Vorteil hatte, dass sie in Ruhe weiter als tausenddreihundertsiebenundfünfzig zählen könnte, wenn sie das mal wollen sollte.
Hauptsache, sie würde den Neuen, den Hauke nicht mehr wiedersehen. Der Hauke war ein Blödian und dabei war er erst seit ein paar Wochen in der Klasse.
'Petusilia' hatte er sie am letzten Schultag vor den Ferien genannt und selbst ein grimmiges Doppelzwinkern hatte ihn nicht aufhalten können. In ihrem kleinen Finger zog es ein wenig, als er 'Petusilia' sagte. Vielleicht zog es im Finger, weil laut Mama die Oma den Namen für sie ausgesucht hatte und dabei hatte sie sicher nicht an Petersilie gedacht. Obwohl, wer wusste das bei Oma schon?
'Tausenddreihundertsiebenundfünfzig' hatte sie den neuen Hauke angeschrien und ihn mit runzliger Stirn stehen lassen – was sie als kleinen Triumph feierte, zumal auch die Allermeisten mit dem Lachen aufhörten, nur Frau Ollebommel nicht. Ihr Lachen hatte etwas Wieherndes, weil sie zwischendurch immer wieder mit einem pfeifenden Schnarchen Luft holte. Das war so selten wie lustig und allemal besser als der scharfe Blick, mit dem sie sonst alles Laute abrasierte.
Als dann irgendwer mit Händen und Oberschenkeln einen Galopp nachmachte, konnten die anderen nicht mehr an sich halten und prusteten los. Und das Lachen der Klasse war so ansteckend, dass selbst der blöde Hauke mit einfiel. Nur Petulia nicht.

Das erste, woran Petulia nicht gedacht hatte, war der Wind. Aber das war wirklich nur das erste. Wenn ein Mädchen an einem Mittwoch um Dreiviertel Zwölf auf einen Baum steigt, weil es erst einmal und dann zweimal zwinkert, fehlt ein wenig die Vorbereitung. Zu der Windjacke, die Petulia vermisste, gesellten sich bald Durst, Appetit und Bedürfnisse, die für denjenigen, der gerne unter Bäumen spazieren geht, höchst unangenehm werden können. Unangenehmer als ein linker Schuh, der aus einem anderen Grund herunterfällt.
»Petulia, in zehn Minuten gibt es Essen«, rief Papa aus der offenen Terrassentür.
Er konnte nicht wissen, dass sie zweimal gezwinkert hatte und selbst wenn er es gesehen hätte, hätte er nicht gewusst, was es bedeutete.
»Hab keinen Hunger«, rief Petulia von oben zurück, was so nicht stimmte, aber alles andere wäre für Papa zu schwierig zu verstehen gewesen.
Papa legte den Kopf in den Nacken und schaute in die Kastanie. Wer schon einmal in der Spitze einer riesigen Kastanie gesessen hat, der weiß, wie dicht so ein Sommerblätterdach sein kann. So dicht jedenfalls, dass einfaches Gucken nicht ausreicht. Da Papa aber nicht mehr tun wollte, als einfach zu gucken, zuckte er mit den Schultern und als er damit fertig war, ging er wieder ins Haus.
Blöd nur, dass er die Tür offenließ und aus der offenen Tür ein Duft nach oben stieg, der Petulia verriet, dass Mama Grünkohl mit Pinkel machte und Grünkohl mit Pinkel war mit Abstand das Leckerste, das aus Mamas Küche kam.
Da sie aber zweimal gezwinkert hatte, konnte sie nicht mir nichts dir nichts vom Baum steigen, ins Haus spazieren und sich an den Tisch setzen. In der Spitze einer Kastanie zu sitzen, mit knurrendem Magen und dem Duft ihres Lieblingsgerichts in der Nase, ging aber ebenso wenig.
Also stieg Petulia auf den nächstgrößeren Ast, der wie eine Brücke zu einer großen Linde wuchs, und kletterte hinüber. Hier roch sie das Essen nicht mehr und das war gut, denn ihr Magen knurrte immer noch, als hätte sie eine ganze Bärenhorde verschluckt. Möglicherweise ließ sich der Aufenthalt hier oben verkürzen, vielleicht auf tausenddreihundertsiebenundfünfzig Stunden? Das wären dann immerhin bestimmt noch die ganzen Sommerferien.
Von der Linde kletterte sie auf eine Lärche und von dort aus auf den großen Kirschbaum von Frau Zitschke. Dass sie das ein oder andere Mal dabei doch den Boden berührte, nahm sie als unvermeidbares Übel, aber Fliegen hatte sie noch nicht gelernt. Jeder Schritt fühlte sich an wie ein Wassertropfen, der auf einer heißen Herdplatte tanzt, weil er da nicht hingehört. Vielleicht war das der erste Schritt zum Fliegen, wenn jeder Schritt auf dem Boden zischt?
Petulia liebte Süßkirschen und der Baum hing gerappelt voll damit, weil die Zitschke nicht nur ihr Alter vergaß, sondern auch, dass ein Kirschbaum in ihrem Garten stand.
Nachdem sie einige Hände voll gegessen hatte, machte Petulia eine Pause. Süßkirschen sind köstlich, unbestritten, aber bei jemand, der wenige Minuten vorher Grünkohl mit Pinkel in der Nase hatte und bei dem das nun mal das Lieblingsgericht ist, haben es auch die leckersten Kirschen auf Dauer schwer. Also pflückte sich Petulia einen kleinen Vorrat in ihre Kapuze und hangelte sich hinüber zu den Pappeln entlang der Straße, die zum Kirchturm führte.

Kurz vor dem Kirchturm endete die Allee an einer knorrigen Eiche. Petulia musste in den wilden Garten des alten Kapitänshauses wechseln, das letztens erst neue Besitzer bekommen hatte. Das Strandgut hatten die Neuen schon von der Terrasse geräumt und dafür ein Baugerüst aufgestellt. Nur die vom Salz angefressene Schiffsglocke hing noch.
Und schon hatten sie in die alte Eiche ein Baumhaus gezimmert. Eines, das mal ganz um den Stamm herumging, mit Teerpappe, Geländer und allem Schnick und Schnack. Es war noch nicht fertig, aber wo die Strickleiter festgemacht war, gab es eine Falltür und in die hatte jemand ein großes Ha geschnitzt.
Petulia kannte niemand, dessen Name mit einem Ha anfing, nur blöde Wörter wie Haflinger, Husten und Hibiskus. Wobei … jasses, einen gab es.
»Petusilia«, rief Hauke, »was machst du denn da oben auf meinem Baumhaus?«
Abgesehen von dem kleinen Finger, der wieder pochte, hatte Petulia mit einem Mal große Lust, beide Schuhe auszuziehen und auf den Blödian zu pfeffern. Und dann würde sie die Hose runterziehen und ... nee, das doch nicht.
»Nenn mich nicht so, Hauke Kackfresse, ich heiße Petulia, weil meine Oma Else den Namen für mich ausgesucht hat.«
Kackfresse war übel und es war ihr rausgerutscht. Es war sogar übler als das übelste Schimpfwort, das Petulia bis dahin je gesagt hatte und wahrscheinlich übler, als alles, was Hauke je sagen würde, aber da war noch dieses Bild im Kopf. Und schließlich war er ja der Grund, warum sie hier oben hockte, statt zuhause am Tisch Grünkohl mit Pinkel zu essen. Aber das war nicht der einzige Grund, noch nicht einmal der eigentliche. Der eigentliche war, dass sie abgesehen davon, in der Klasse die Jüngste zu sein, einfach anders war als die anderen. Und deshalb lachten auch alle über sie, statt ihr zur Seite zu stehen.
Hauke machte den Mund auf und wieder zu, wie ein Fisch, der nach Luft schnappt, und Petulia dachte, dass der hierhin passte, der Fisch, hier in den Garten des Kapitänshauses. Außerdem dachte sie noch, wo sie es ihm gerade halbwegs zurückgezahlt hatte, würden ja vielleicht auch tausenddreihundertsiebenundfünfzig Minuten Baumzeit reichen und zwinkerte einmal dazu.

Hauke stand unten am Fuß der Eiche und schluchzte, zumindest hörte sich das für einen Moment so an. Er hatte die Augen zusammengekniffen und holte Luft. Und gerade, als er kurz davor war, Petulia leid zu tun, lachte er aus vollem Hals los. Nicht so wiehernd wie Frau Ollebommel und nicht so keckernd wie die tüdelige Frau Zitschke, sondern richtig nett und geradeaus.
»Kackfresse, das ist … echt übel, Petulia. Jasses, das ist so übel, das werde ich immer im Ohr haben, wenn ich dich sehe.«
'Hatte er gerade Petulia gesagt?', fragte sich Petulia im Stillen und merkte, wie ihre Wangen warm wurden. Laut sagte sie: »Tschuldige, ist mir rausgerutscht.«
Da sie das aber nicht wirklich so meinte, aß sie eine Kirsche aus der Kapuze und spuckte ihm den Kern auf den Kopf.
»He du, … na warte«, rief Hauke, griff nach der Strickleiter und machte sich an den Aufstieg. Petulia stellte sich auf die Falltür, bis er von unten dagegen bollerte.
»Lass mich hoch«, sagte Hauke. Petulia zwinkerte zweimal.
»Jawoll, Herr Kapitän, aber erst, wenn du mir zwei Fragen beantwortest.«
»Von mir aus.«
»Die erste: Wie alt bist du?«, fragte Petulia.
»Elf, wieso?«
»Die zweite: Wie fühlt sich das an … ich meine … du hast nur zehn Finger.« Petulia kniff feste die Augen zu und hoffte ganz doll, dass er sie nicht auslachte, weil sie wusste, wie speziell diese Frage war. Dazu hielt sie die Luft an und biss auf die Zähne, bis es wehtat. Das Knarzen der Strickleiter im Wind war lauter als das Rauschen der Blätter, ein doppelter Turmschlag, es war halb.

»Hm, ich glaub, ich weiß, was du meinst«, sagte Hauke. »Am Anfang hab ich immer noch den kleinen linken Zeh dazu genommen, aber dann war es mir zu lästig, immer den Schuh auszuziehen. Jetzt denke ich ohne Finger an die Jahre und an das Besondere, was in jedem Jahr passiert ist. Geht auch.«
»Hm, ... geht auch«, sagte Petulia leise. Tausenddreihundertsiebenundfünfzig Sekunden waren sicher schon vorbei. Sie zwinkerte einmal, in ihren Wimpern hing ein wenig Nebelwasser. Vollständig war ein gutes Gefühl.
»Komm, wir pflücken Kirschen bei der Zitschke.« Petulia sprang von der Falltür und griff in die Blätter der ersten Pappel. Hinter ihr schlug die Falltür mit einem Quietschen auf.
»Grünkohl mit Pinkel wär mir lieber«, maulte Hauke grinsend und begann, hinter ihr her zu hangeln. Petulia hätte beinahe danebengegriffen. Als sie das hörte, wurde ihr schwindelig und Schwindel ist kein guter Zustand für ein Mädchen auf einem Baum. Doch dann dachte sie ans Fliegen und an Schritte, die auf dem Boden zischen und griff den nächsten Ast. Zwei Pappeln weiter dachte sie, Mama würde es nichts ausmachen, zwei große Teller Grünkohl mit Pinkel in die alte Kastanie hochzureichen. Sie würden in der Baumkrone sitzen, trotz der Sonne im Wind frieren und beim Essen den glitzernden Augen des Meeres namens Karlchen und Fiete zukniepen, die sie beobachteten, aber nur ein ganz klein wenig. Es war Mittwoch Dreiviertel Eins.

 
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Hallo @Frieda Kartell,

na Du bist ja von der flotten Sorte mit Deinem Gegenbesuch, ich dachte nach über fünf Wochen käme nichts mehr und dann dieser ausführliche Kommentar. Vielen Dank.

Warum Petulia an einem Mittwoch um Dreiviertel Zwölf auf einen Baum stieg, konnte niemand sagen.
Wunderbarer Einstiegssatz. Ich bin sofort mittendrin, möchte eine Antwort auf das "Warum" erfahren, im Hinterstübchen laufen alle Zahnräder auf Hochtouren: Wer oder was ist Petulia, was bedeutet der Name, wer hat sie/es so genannt und aus welchem Grund? Ein spannender Einstieg.
Freut mich, der scheint durch die Bank weg ganz gut anzukommen. Du beschreibst gut, warum.

Allerdings arbeitest Du ja auf "Was wussten Eltern schon?" hin, da müssten doch eigentlich (plump gesagt) blöde Fragen vorausgehen. Die Fragen, die sich die Eltern vielleicht stellen, empfinde ich aber als schön und liebevoll.
Ja, sie versuchen, Petulia zu verstehen, zu unterstützen, vllt. auch einzufangen, kochen Lieblingsessen, schauen mal kurz in den Baum und machen sich so ihre Gedanken. Die Fragen, ob "das Mädchen schon ihre Hausaufgaben gemacht hat" oder "vor dem Essen da auch wieder runterkommt" suggerieren eine bodenständige Normalität, die es so in der Familie nicht geben kann, denn Petulia ist ja nicht erst "eigenartig, einzigartig", wie Du schreibst, seit sie auf den Baum gestiegen ist. Da gibt es eine Entwicklung, eine Vorgeschichte. "Romantisch verträumt" sehe ich die Eltern auch nicht, eher als normale Menschen mit einem besonderen Kind. Deshalb sind die Fragen schön und liebevoll, aber sie tappen im Dunkeln.

Tausenddreihundertsiebenundfünfzig Tage würde sie den Boden nicht mehr betreten, so viel stand fest. Als sie überlegte, was das ungefähr in Jahren bedeutete, wurde ihr schwindelig und Schwindel ist kein guter Zustand für ein Mädchen auf einem Baum.
Kategorie Lieblingssatz. Und nein, Schwindel ist wirklich kein guter Zustand für egal wen in großer Höhe. Toll, wie Du aus dem Selbstverständlichen einen so schönen und klangvollen Satz zauberst.
Ist auch einer meiner Lieblingssätze und ich bin froh, dass der so angeflogen kam.

Petulia hatte für jedes ihrer Jahre einen Finger. Bei ihr verdiente jedes Jahr einen eigenen, denn immer, wenn sie den entsprechenden Finger ausstreckte, war das Jahr da, mit allem Wichtigen, das darin passiert war.
Petulia klingt so botanisch. Dass Du zuvor bereits ihre Eltern erwähnt hast und, dass sie auf einen Baum gestiegen ist, hat mich nicht davon abgehalten, Petulia an dieser Stelle selbst für einen Baum zu halten. Mama Eiche, Papa Eiche, jeder Finger ein Jahr, mit allem Wichtigen, das darin passiert war, aus irgendeinem Grund dachte ich kurzzeitig die Finger wären ein Synonym für Jahresringe.
Jemand anders fühlte sich an die Petunie erinnert, vielleicht hast du das im Ohr. Damit, dass du aus den dreien eine Baumfamilie machst und an Jahresringe denkst, habe ich als jemand, der, wo er kann, Bäume sucht (nicht nur beruflich), kein Problem. :D

Nur den kleinen Finger der rechten Hand, den zählte sie schneller als die anderen und zwinkerte dazu. Im Kleinen-Finger-Jahr war Oma Else gestorben.
Der rechte Daumen für die Zehn war erst vor wenigen Tagen dazugekommen.
Tut mir Leid, kann es mir nicht verkneifen: niedlich! Du hast eine sanfte Art, den Schmerz des Mädchens über den Verlust ihrer geliebten Oma zum Ausdruck zu bringen. Gefällt mir.
Frage mich jedoch, warum sie hier zwinkert und wie sie zwinkert. Einmal? Zweimal? Einmal kurz, zweimal lang? Und mit welcher Bedeutung? Dachte bisher, das Zwinkern sei ihre Art zu antworten. An dieser Stelle scheint durch, dass das Zwinkern auch dem Ausdruck ihrer Gefühle dient.
Alles gut, niedlich? Gerne. Ich mach an der Stelle ein "und kniff die Augen zusammen" aus dem Zwinkern, damit es kein Entscheidungszwinkern ist, sondern eine schmerzhafte Erinnerung. Macht Sinn, das abzugrenzen.

Ein Teil von ihr fühlte sich nun vollständig und vollständig war ein sehr gutes Gefühl. Ein anderer Teil fragte sich, was denn nächstes Jahr werden sollte, wenn sie einen elften Finger bräuchte? Sie dachte an ihre Zehen. Wenn sie mit den Zehen wackeln konnte, würden sie auch zum Zählen taugen. Aber wie sollte sie mit den Zehen zählen, wenn sie die ganze Zeit in Schuhen versteckt waren? Und was sollte sie tun, wenn jemand nächstes Jahr fragte, wie alt sie sei?
Mir ist nicht ganz klar, warum sie ihre besondere Zählweise nicht für sich behält. Als Schatz, den es zu behüten gilt. Wäre sie nicht vllt doch irgendwo "seltsam" eigenartig, könnte sie nächstes Jahr doch einfach alle Finger ansehen, mit dem großen Zeh wackeln und ihrem Gegenüber antworten: "Ich bin elf." Sie kann doch längst über die Eintausenddreihundertfünundsiebzig hinaus zählen.
Und wenn sie das partout nicht will, warum denn nicht?
Sie macht sich diese Gedanken, weil sie sich momentan vollständig fühlt und das noch nicht lange, weil sie gerade erst zehn geworden ist. Sie theoretisiert, Gedankenspiele, was wäre wenn und da werden Probleme viel größer, als sie realiter je sein können. Meistens reicht schon einmal drüber schlafen und der Problemberg ist nur noch ein Maulwurfshügelchen.

Als die Lehrerin Frau Bommel 'Petulia' gerufen hatte, war sie bei Tausenddreihundertsiebenundfünfzig gewesen und das hatte sie laut ausgesprochen, als Antwort auf eine Frage, die leider niemand gestellt hatte.
:lol: So ein verträumtes Mädchen. Ist leider echt schwer, Anschluss zu finden, wenn man gewisse Eigenarten an den Tag legt, die als wenig gesellschaftsfähig anerkannt sind. Ich wurde auch gerügt, weil ich mich in weite Ferne geträumt habe. Ich finde, das sollte man nicht kritisieren, sondern fördern und begrüßen.
Dazu möchte ich RinaWu zitieren, die es auf den Punkt brachte.
Aber sie ist besonders und ich bin froh, dass es unter all dem Groben, Schnellen, Leistungsorientierten usw. noch Träumer gibt.

wird fortgesetzt ...

20.08. Und weiter gehts

Jedenfalls stieg Petulia bis in die Spitze der riesigen Kastanie und sah tatsächlich zum ersten Mal die Welt von ganz oben.
Also doch noch nie auf nem Leuchtturm gewesen. Trotz Küste und Meerblick. Schade.
Ich wohne Luftlinie 20 km vom Kölner Dom entfernt, rate mal, wann ich oder meine Kinder das letzte Mal oben waren ...

Das Meer ging zurück, die Teiche blieben. Oma Else nannte sie die 'Augen des Meeres', der vor dem Haus hieß Karlchen, der dahinter Fiete. Seit sie das gesagt hatte, fühlte sich Petulia immer ein wenig beobachtet. Ein ganz klein wenig.
Herrlich. Nicht nur die Namen an sich, sondern das Petulia die Worte ihrer Oma aufsaugt, sie verinnerlicht, sie in ihrer Wahrnehmung lebendig werden lässt. Oma nennt es Augen, Petulia fühlt sich beobachtet. Das zeigt mir ganz deutlich, welch lebensverändernde Wirkung Oma Else auf ihre Enkelin hatte. Schöne Stelle!
Ja, für mich sind die "Augen" auch der Kontakt zu denen, die schon gegangen sind und die halt nicht aus dem "Himmel" schauen, sondern von woanders.

Aber sie wusste, das Meer würde ihr nichts tun, weil es neben den Kühen schon die beiden Brüder von Oma geholt hatte und auch ein Meer musste schließlich wissen, wann es genug ist.
Kann ich nicht nachvollziehen. Bin ich zu "normal" für Petulia? Aber was ist schon "normal"?
Mein Gedanke: Wenn ein Kind sich vor etwas fürchtet und ich dann erfahre, dass sie einen überaus driftigen Grund hat sich zu fürchten (zwei Opas gestorben, Kühe verschwunden), dann ist mir unerklärlich, wie sie sich selbst durch eine "Erwachsenen-Lehre" (man muss wissen, wann genug ist) die Angst nimmt?
In einer Welt, die im Gleichgewicht ist, darf sich nichts Böses wiederholen, da hat auch ein Meer einen letzten Rest Anstand.

Als der Wind die Kronen auseinanderbog, sah sie die Kirchturmuhr.
Das klingt so melodisch, ich könnte es immer und immer wieder (vor-)lesen.
Ich halte Dich nicht davon ab ...

auch der Westwind Urlaub machte – und auf dem Weg zur Schule.
Dann plötzlich poetisch - und noch plötzlicher (wirkt so beiläufig angehängt) was ganz nüchternes. Da bin ich im Lesefluss mal kurz gestolpert.
Das ist der Punktwo es ernst wird, an dem der Konflikt benannt wird, das darf dann auch mal unpoetisch und nüchtern.

Aber zur Schule würde sie ja nicht mehr gehen, auch nach den Sommerferien
Sie nennt Frau Bommel Olle-Bommel (nicht besonders nett), sie zwinker-verteidigt sich selbstbewusst um Kopf und Kragen, sie wird ausgelacht - all das steckt sie weg. Aber das Hauke sie Petusilie nennt, ist für Petulia ein Grund, nie wieder in die Schule gehen zu wollen?
Sie ist verletzt wegen der Verhöhnung des Namens, den Oma ihr geschenkt hat, das ist wie eine direkte Beleidigung der Oma.

Wenn ein Mädchen an einem Mittwoch um Dreiviertel Zwölf auf einen Baum steigt, weil es erst einmal und dann zweimal zwinkert, fehlt ein wenig die Vorbereitung.
Das wirkt, verzeih mir bitte, so "behauptet", in den Raum gestellt. Petulia scheint ziemlich genau zu wissen, was sie will und was sie nicht will. Da wäre es für mich nicht verwunderlich, wenn sie für die Tausenddreihundertfünfundsiebzig Stunden, die sie auf dem Baum verbringen will, wenigstens einen Picknickkorb vorbereitet.
Das geschieht aus einem Impuls heraus, wird spontan beschlossen, ohne Vorplanung. Sonst wäre sie nach dem Lieblingsessen in die Kastanie gestiegen und hätte sich über den Zeitraum von 1357 Tagen Aufenthalt den ein oder anderen Gedanken mehr gemacht.

Er konnte nicht wissen, dass sie zweimal gezwinkert hatte und selbst wenn er es gesehen hätte, hätte er nicht gewusst, was es bedeutete.
Warum lässt Petulia nicht einmal ihre Eltern an sich heran?
Weil sie nicht das Verständnislevel aufbringen, der Vater gibt sich ja keine Mühe richtig hinzuschauen, um sie zu sehen. das ist auch sinnbildlich gemeint.

Ganz schön stur, die kleine Petulia. Würde sie nicht einmal für ihr Lieblingsgericht eine Ausnahme machen, um ihrer Zwinkerwelt großzügig gegenüberzustehen? Warum ist sie so streng zu sich?
Weil sie sich an die Regeln hält, die sie selbst aufgestellt hat, sonst wären diese und ihre für den Moment vollständige Welt nichts wert.

Jeder Schritt fühlte sich an wie ein Wassertropfen, der auf einer Herdplatte tanzt, weil er da nicht hingehört.
Wäre das schön, wenn die Wassertropfen von meiner Herdplatte wie von selbst hinfort tanzen würden. Bei mir bleiben die liegen, bis sie verdunsten und einen unschönen Kalkfleck hinterlassen.
Habe gesehen, dass diese Stelle schon für Diskussionsstoff gesorgt hat. Wie wäre es mit einer "heißen" Herdplatte? Da tanzen auch bei mir die Tropfen.
Recht Du hast, hab "heißen" eingefügt.

Also pflückte sich Petulia einen kleinen Vorrat in ihre Kapuze und hangelte sich hinüber zu den Pappeln, die an der Straße standen, die zum Kirchturm führte.
Das macht sie wieder sehr sympathisch, wie sie die Kirschen in die Kapuze füllt. Verzeih mir den frechen Ausdruck, sie ist ein kleines Kletteräffchen, deine Petulia. Die Doppelung finde ich unschön.
Petulia pflückte sich einen kleinen Vorrat in ihre Kapuze und hangelte sich hinüber zu den Pappeln. Die Pappeln an der Straße, die zum Kirchturm führten. (Doppelungen bei Substantiven hingegen mag ich überaus gern.)
Hab jetzt was anderes draus gemacht: "und hangelte sich hinüber zu den Pappeln entlang der Straße, die zum Kirchturm führte."

Petulia musste in den wilden Garten des alten Kapitänshauses wechseln, das letztens erst neue Besitzer bekommen hatte. Das Strandgut hatten die Neuen schon von der Terrasse geräumt und dafür ein Baugerüst aufgestellt. Nur die vom Salz angefressene Schiffsglocke hing noch.
Und schon hatten sie in die alte Eiche ein Baumhaus gezimmert.
Wie Du die Ortschaft beschreibst (dabei träume ich mich in meinen letzten Urlaub zurück), erweckt in mir den Eindruck einer sehr beschaulichen Gegend. Kennt da nicht jeder jeden? Warum weiß Petulia nicht, dass der "Blödian Hauke" "vor einigen Wochen" nur zwei Häuser weiter eingezogen ist?
Also da sind schon gefühlt ein paar Straßen dazwischen und Petulia hat ja nicht gerade das Hörrohr im Dorfgossip, sondern kümmert sich um eigene Dinge.

»Nenn mich nicht so, Hauke Kackfresse, ich heiße Petulia, weil meine Oma Else, die nicht mehr ist, den Namen für mich ausgesucht hat.«
Genial! Ich musste so lachen. Hauke Kackfresse, mannoman. Da hat sie sich aber weit aus ihrer verträumten Zwinker-Welt herausgelehnt. Herrlich. Ich gönne ihr diesen Moment, denn oftmals bedarf es klarer Worte, um beim Gegenüber anzukommen ... und siehe da ....
Klarer Punkt auf der bleibt-so-Seite, Thanx. Den Halbsatz streiche ich.

Kackfresse war übel und es war ihr rausgerutscht. Es war sogar übler als das übelste Schimpfwort, das Petulia bis dahin je gesagt hatte und wahrscheinlich übler, als alles, was Hauke je sagen würde, aber da war noch dieses Bild im Kopf.
Welches Bild im Kopf?
Das mit dem Baumstamm-Donnerbalken, ähem.

Hauke machte den Mund auf und wieder zu, wie ein Fisch, der nach Luft schnappt, und Petulia dachte, dass der hierhin passte, der Fisch, hier in den Garten des Kapitänshauses.
Goldig. Passende Metapher an passender Stelle.
Yep, die kam spät um die Ecke und durfte bleiben.

»Kackfresse, das ist … echt übel, Petulia, so übel, das werde ich immer im Ohr haben, wenn ich dich sehe.«
'Hatte er gerade Petulia gesagt?', fragte sich Petulia im Stillen und merkte, wie ihre Wangen warm wurden. Laut sagte sie: »Tschuldige, ist mir rausgerutscht.«
:herz: Übrigens, was Hauke antwortet, empfinde ich als so realistisch, dass ich ihn regelrecht hören kann!
Oh, Dialog-Lob, das geht bei mir Dialog-Vermeider doppelt geschmiert runter.

Da sie das aber nicht wirklich so meinte, aß sie eine Kirsche aus der Kapuze und spuckte ihm den Kern auf den Kopf.
Ein bisschen gemein finde ich deine Petulia schon. Das ging mir schon bei Frau Bommel so. Mir erschließt sich aus der Geschichte nicht, was an Frau Bommel so doof ist, dass es ein "Olle-Bommel" rechtfertigt. Und jemanden für seinen Namen zu hänseln, nun ja, das weiß Petulia ja selbst.
Die ist nicht gemein, die ist frech, ein kleines Baumstilzchen. Und wer oben ist, hat die besseren Karten.

Petulia kniff ganz feste die Augen zu und hoffte ganz doll, weil sie wusste, wie speziell diese Frage war.
Sie reflektiert sich selbst. Warum versteht sie dann nicht, dass es eigenartig ist, auf allerlei Fragen mit Tausend...na du weißt schon, zu antworten?
Ich glaub, ich tausche wusste gegen ahnte, dann ist es weniger reflektiert.

»Komm, wir pflücken Kirschen bei der Zitschke.«
Ui, das ging aber schnell. Zumal sie ja erst hinterher erfährt:
»Grünkohl mit Pinkel wär mir lieber«, maulte Hauke grinsend
ja schon, geht schnell, aber das eine bereitet dem anderen den Weg.

Als sie das hörte, wurde ihr schwindelig und Schwindel ist kein guter Zustand für ein Mädchen auf einem Baum, doch dann fing sie sich.
Ich bin ein großer Fan von Wiederholungen bedeutsamer Stellen. Das gibt dem ganzen einen Rahmen, in dem ich mich als Leser aufgehoben fühle. Und dann noch diese überaus schöne Stelle, habe ich ja oben bereits gelobt.
Mag Klammern auch, sofern sie Sinn stiften.

zukniepen,
zukniepen? Was bedeutet das? Zuschauen? Der Duden kennt nur "kniepig" = geizig. Schon wieder was gelernt.
zublinzeln, echt nordisch

Sie würden in der Baumkrone sitzen, trotz der Sonne im Wind frieren und beim Essen den glitzernden Augen des Meeres namens Karlchen und Fiete zukniepen, die sie beobachteten, aber nur ein ganz klein wenig. Es war Mittwoch Dreiviertel Eins.
Deine beiden Schlusssätze sind so wunderschön wie dein Einstiegssatz.
Mega, danke.

Ich wünschte mir, dass das Ende mehr Raum hätte. ... da hätte mir ein bisschen mehr Rampenlicht, gerichtet auf Petulia und Hauke, gut gefallen. Die Geschichte endet dort, wo ich die beiden gerade erst so richtig lieb gewonnen habe.
Länge ist schwierig. Oft. Meistens, weil es gefühlt immer noch was zu sagen gäbe. Doch manche springen vorher ab, wegen der Lääänge (Vorschlag: Kürzen!).

Mit nunmehr großem Appetit auf Grünkohl, Flämmchen und Branko -
Gutes Essen bei einer schönen Wintergeschichte.

Danke für Deinen Besuch und für die Zeit, die Du mitgebracht hast.

Peace, linktofink

 

Moin, moin lieber @linktofink , ich sag mal "Pech gehabt" - denn irgendwie ist es wohl doch nicht schaffbar, alle Krümelgeschichten zu kommentieren, aber meine Lieblingsgeschichten müssen sein und somit kriegst Du auch noch einen Komm oben drauf -sorry!

Warum Petulia an einem Mittwoch um Dreiviertel Zwölf auf einen Baum stieg, konnte niemand sagen.
Ja, eigentlich könnte sich von hierab jeder Leser seine eigene Geschichte bauen, denn Du hast einen tollen Rahmen gesteckt (wäre auch eine Challenge). Was für ein besonderer Einstieg. Ich fürchte ja sowieso, das es nur lauter Zitate mit Loben werden, also nix mit konstruktivem Beitrag, sei gewarnt.

Tausenddreihundertsiebenundfünfzig Tage würde sie den Boden nicht mehr betreten, so viel stand fest.
nur gut, das umrechnen ja nicht unser aller Sache ist, denn das ist ja wirklich sehr, sehr lange.

Bei ihr verdiente jedes Jahr einen eigenen,
okay, hier hab ich doch einen Mini-Haker! das "bei ihr" ist mir persönlich hier zusehr herausgestellt. Ja, das Mädchen ist etwas ganz besonderes, aber definiert sie sich auch so? Gefühlt, gehört die Welt doch genau so, wie sich Petulia sie sich vorstellt. Also wäre das bei allen so!

Nur den kleinen Finger der rechten Hand, den zählte sie schneller als die anderen und und kniff die Augen zusammen. Im Kleinen-Finger-Jahr war Oma Else gestorben.
Das hast Du so nett dargestellt, ich kann sie vor mir sehen, mit einem ganz kurzen, aber festen zusammenkneifen der Augen.

Der rechte Daumen für die Zehn war erst vor wenigen Tagen dazugekommen. Ein Teil von ihr fühlte sich nun vollständig und vollständig war ein sehr gutes Gefühl.
Ja, die doofen Altersangaben.Ich glaube zum Lesen macht Deine Geschichten vielen besonderen Kindern Spaß, und auch Erwachsene werden sie gerne vorlesen. Trotzdem habe ich natürlich am Anfang überlegt, wie alt mag die Süße denn sein? Nun habe ich mir gemerkt, das Kinder eher Bücher, Geschichten lesen, in denen die Helden ein bis zwei Jahre älter sind. Aber klappt das auch bei einer so speziellen Persönlichkeit wie Petulias? Hat SVG Testlesen gemacht? (sorry, ich hab nicht mehr alle Komms gelesen). Also mein Enkelmonster ist leider extrem altklug und in vielen Dingen .... eigen ... sie fand das Kind einfach doof und zurückgeblieben, was mir in der Seele leid tat. Okay, so schnell gibt Oma nicht auf und wir hatten dann ein tolles Gespräch in Richtung, jeder darf so sein, wie er möchte, wie er glücklich ist, nicht die anderen. Aber war schon ein Hindernis.

Sollte sie 'einen Moment, Frau Zitschke!' sagen, erst den linken Schuh ausziehen, bevor sie antwortete, und das alles nur für die blöde Elf? Abgesehen davon war es eine blöde Idee, auf einem Baum den linken Schuh auszuziehen,
Und schau mal einer an, und wieder was dazu gelernt: Ich finde Widerholungen als Stilmittel meist sehr doof und so klassisch "künstlerische freiheit". Aber in diesem Text, zu dieser Prota passen sie perfekt und sind für mich genau richtig, naja, privater Geschmack und Tagesform zählen ja auch immer ein wenig mit.

Das lag aber wahrscheinlich eher daran, dass Petulia aus Versehen noch 'Frau Ollebommel' gesagt hatte.
Naja, das kann ja schonmal passieren ...

Den Turmschlag hörte sie nur an manchen heißen Sommertagen, wenn auch der Westwind Urlaub machte
Hier weiß ich noch ganz genau, das ich beim ersten Lesen eine Verortung gesucht habe, denn in meinem Norden schlagen die Turmuhren nur sehr selten. Aber der Grünkohl hat es dann gerichtet ...

'Tausenddreihundertsiebenundfünfzig' hatte sie den neuen Hauke angeschrien und ihn mit runzliger Stirn stehen lassen
Was für eine herrliche Gegenwehr, merke ich mir mal für einen besonders penetranten Kunden oder stänkernden Kollegen.

Bedürfnisse, die für denjenigen, der gerne unter Bäumen spazieren geht, höchst unangenehm werden können. Unangenehmer als ein linker Schuh, der aus einem anderen Grund herunterfällt.
Das sind so Sätze, die mir Deine Geschichte so liebevoll nahe bringen (also neben Petulia., Du lässt DIr Zeit, man könnte ja auch einfach etwas vom Baum herunter pieseln" schreibenoder agr harte Bauarbeitersprache nutzen - nein, Du traust auch den Kindern zu, hier um die Ecke denken (und es klappt)

Und dann würde sie die Hose runterziehen und ... nee, das doch nicht.
gut erzogene Deern, man kann ja mal drüber nachdenken, aber tun tut man es halt nicht!

Kackfresse war übel und es war ihr rausgerutscht.
jo, das ist böse und passt hier sehr gut! Bei uns wäre das Hackfresse, warum auch immer ...

Laut sagte sie: »Tschuldige, ist mir rausgerutscht.«
so süß!

»Die zweite: Wie fühlt sich das an … ich meine … du hast nur zehn Finger.« Petulia kniff ganz feste die Augen zu und hoffte ganz doll, weil sie wusste, wie speziell diese Frage war. Dazu hielt sie die Luft an und schloss die Augen.
Dies ist meine zweit Mini-Hakel-Stelle. Also erstmal macht sie die Augen zweimal zu, das ist unnötig. Aber dieses "sie hofft ganz doll" - ich verstehe was Du meinst, denn Sie erahnt ja bereits eine Gemeinsamkeit mit dem doch gar nicht so blöden Hauke, aber das glaube ich ihr einfach nicht in der Situation. Ich sehe da eher zwei Dinge: Luft anhalten, das er sie nicht auslacht. Und hoffen, das er erkennt, wie wichtig die Antwort ist. Aber vielleicht lese ich es ja auch falsch. Denn irgendwie steht es da ja, nur für mich nicht ordentlich sortiert.

Und insgesamt - ich liebe diese Geschichte und neben Deiner tollen Heldin sind es für mich solch schöne Wörter wie: kniepen, dreiviertel, Karlchen und Fiete, Gucken mit G und gerappelt voll. Ja, und auch den Grünkohl zur Sommerszeit lasse ich durchgehen - es war ein absoluter Spaß, Dankeschön!
Beste Wünsche
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin, moin lieber @linktofink , ich sag mal "Pech gehabt" - denn irgendwie ist es wohl doch nicht schaffbar, alle Krümelgeschichten zu kommentieren, aber meine Lieblingsgeschichten müssen sein und somit kriegst Du auch noch einen Komm oben drauf -sorry!
Moin moin, liebe @greenwitch, solches Pech hab ich gerne, ich komme nur heute Abend nicht mehr zum Kommentieren, aber eines vorab: Megafreude wegen Lieblingsgeschichte :kuss: Bis späder.

21.08.:

Warum Petulia an einem Mittwoch um Dreiviertel Zwölf auf einen Baum stieg, konnte niemand sagen.
Ja, eigentlich könnte sich von hierab jeder Leser seine eigene Geschichte bauen, denn Du hast einen tollen Rahmen gesteckt (wäre auch eine Challenge). Was für ein besonderer Einstieg. Ich fürchte ja sowieso, das es nur lauter Zitate mit Loben werden, also nix mit konstruktivem Beitrag, sei gewarnt.
Bei der Challenge würde ich aus Gründen der Befangenheit aussetzen. ;)

Bei ihr verdiente jedes Jahr einen eigenen,
okay, hier hab ich doch einen Mini-Haker! das "bei ihr" ist mir persönlich hier zusehr herausgestellt. Ja, das Mädchen ist etwas ganz besonderes, aber definiert sie sich auch so? Gefühlt, gehört die Welt doch genau so, wie sich Petulia sie sich vorstellt. Also wäre das bei allen so!
Hast Recht, ich habe das bei ihr rausgenommen, gefällt mir besser ohne.

Hat SVG Testlesen gemacht? (sorry, ich hab nicht mehr alle Komms gelesen). Also mein Enkelmonster ist leider extrem altklug und in vielen Dingen .... eigen ... sie fand das Kind einfach doof und zurückgeblieben, was mir in der Seele leid tat. Okay, so schnell gibt Oma nicht auf und wir hatten dann ein tolles Gespräch in Richtung, jeder darf so sein, wie er möchte, wie er glücklich ist, nicht die anderen. Aber war schon ein Hindernis.
Ich vermute mal, dass die svgs die auch zusammen gelesen haben, aber eine Rückmeldung gab es nur vom Alten ( :D ). Deswegen finde ich sehr ehrenwert, dass die Petulia gegenüber deinem Enkelmonster verteidigt hast.
In den Kommentaren war die Kindgerechtheit des Textes schon auch ein Thema, aber eines zu dem ich kein Urteil abgeben kann.

Sollte sie 'einen Moment, Frau Zitschke!' sagen, erst den linken Schuh ausziehen, bevor sie antwortete, und das alles nur für die blöde Elf? Abgesehen davon war es eine blöde Idee, auf einem Baum den linken Schuh auszuziehen,
Und schau mal einer an, und wieder was dazu gelernt: Ich finde Widerholungen als Stilmittel meist sehr doof und so klassisch "künstlerische freiheit". Aber in diesem Text, zu dieser Prota passen sie perfekt und sind für mich genau richtig, naja, privater Geschmack und Tagesform zählen ja auch immer ein wenig mit.
Schön, dass es für Dich funktioniert. Ich mag das hier in diesem Text auch, das Schleifenziehen und immer wieder zu dem Punkt zurückzukehren, wo man schon mal war.

'Tausenddreihundertsiebenundfünfzig' hatte sie den neuen Hauke angeschrien und ihn mit runzliger Stirn stehen lassen
Was für eine herrliche Gegenwehr, merke ich mir mal für einen besonders penetranten Kunden oder stänkernden Kollegen.
Ja, ist bestimmt besser, als die mit Rosen abzuwatschen.

Bedürfnisse, die für denjenigen, der gerne unter Bäumen spazieren geht, höchst unangenehm werden können. Unangenehmer als ein linker Schuh, der aus einem anderen Grund herunterfällt.
Das sind so Sätze, die mir Deine Geschichte so liebevoll nahe bringen (also neben Petulia., Du lässt DIr Zeit, man könnte ja auch einfach etwas vom Baum herunter pieseln" schreibenoder agr harte Bauarbeitersprache nutzen - nein, Du traust auch den Kindern zu, hier um die Ecke denken (und es klappt)
Falls das bei deinem Enkelmonster geklappt hat, würde mich das sehr freuen.

Und dann würde sie die Hose runterziehen und ... nee, das doch nicht.
gut erzogene Deern, man kann ja mal drüber nachdenken, aber tun tut man es halt nicht!
Genau, das Gewissen als Korrektiv funktioniert.

Kackfresse war übel und es war ihr rausgerutscht.
jo, das ist böse und passt hier sehr gut! Bei uns wäre das Hackfresse, warum auch immer ...
Ja, sehr böse, aber ich wollte sowas Krasses haben, damit der Hauke Größe zeigen kann.

»Die zweite: Wie fühlt sich das an … ich meine … du hast nur zehn Finger.« Petulia kniff ganz feste die Augen zu und hoffte ganz doll, weil sie wusste, wie speziell diese Frage war. Dazu hielt sie die Luft an und schloss die Augen.
Dies ist meine zweit Mini-Hakel-Stelle. Also erstmal macht sie die Augen zweimal zu, das ist unnötig. Aber dieses "sie hofft ganz doll" - ich verstehe was Du meinst, denn Sie erahnt ja bereits eine Gemeinsamkeit mit dem doch gar nicht so blöden Hauke, aber das glaube ich ihr einfach nicht in der Situation. Ich sehe da eher zwei Dinge: Luft anhalten, das er sie nicht auslacht. Und hoffen, das er erkennt, wie wichtig die Antwort ist. Aber vielleicht lese ich es ja auch falsch. Denn irgendwie steht es da ja, nur für mich nicht ordentlich sortiert.
Mit dem doppelten Augenschließen hast Du mich, das ist natürlich Unsinn, der geändert gehört. Danke dafür. Auch das mit dem Auslachen ist ein guter Punkt. Hab das jetzt so:
Petulia kniff feste die Augen zu und hoffte ganz doll, dass er sie nicht auslachte, weil sie wusste, wie speziell diese Frage war. Dazu hielt sie die Luft an und biss auf die Zähne, dass es wehtat.
Ich hoffe, so ist es etwas ordentlicher.

Und insgesamt - ich liebe diese Geschichte und neben Deiner tollen Heldin sind es für mich solch schöne Wörter wie: kniepen, dreiviertel, Karlchen und Fiete, Gucken mit G und gerappelt voll. Ja, und auch den Grünkohl zur Sommerszeit lasse ich durchgehen - es war ein absoluter Spaß, Dankeschön!
Jasses, das ist so schön zu lesen, wünsch Dir und meiner Lüttdeern alles Gute.

Peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich vermute mal, dass die svgs die auch zusammen gelesen haben, aber eine Rückmeldung gab es nur vom Alten ( :D ). Deswegen finde ich sehr ehrenwert, dass die Petulia gegenüber deinem Enkelmonster verteidigt hast.
In den Kommentaren war die Kindgerechtheit des Textes schon auch ein Thema, aber eines zu dem ich kein Urteil abgeben kann.
Hat er. Der alte svg war nur so geflascht von dem Text hier, dass er das nicht so explizit erwähnt hat. Mein Sechsjähriger hat durchaus interessiert zugehört, ich glaube aber, manche war ihm noch ein bisschen zu hoch (aber hey, das ist ok, die Geschichte spielt auf einem Apelbaum - und ich glaube, das anvisierte (Vor)lesealter was 10 Jahre, was ich auch für angemessen halte). Die 11jährige war voll dabei und fand die Geschichte toll. Hat aber auch gemerkt, dass Papa beim Vorlesen ein bisschen neidgelb um die Nase wurde. Oder wird man neidgrün?

 

Die 11jährige war voll dabei und fand die Geschichte toll. Hat aber auch gemerkt, dass Papa beim Vorlesen ein bisschen neidgelb um die Nase wurde. Oder wird man neidgrün?
Chaka, Ghettofaust für deine 11-Jährige und ein Taschentuch für den Papa, damit er sich die unnötige Farbe um die Nase herum abwischt. Gewöhn Dich schon mal an den Goldglanz der Buchstabensuppe ...

 

Chaka, Ghettofaust für deine 11-Jährige und ein Taschentuch für den Papa, damit er sich die unnötige Farbe um die Nase herum abwischt. Gewöhn Dich schon mal an den Goldglanz der Buchstabensuppe ...
Ghettofaust bekommt sie, wenn der Stubenarrest wegen Anhimmeln anderer Wortkrieger-Autoren aufgehoben ist. März 2022,schätze ich. ;)

 

Ghettofaust bekommt sie, wenn der Stubenarrest wegen Anhimmeln anderer Wortkrieger-Autoren aufgehoben ist. März 2022,schätze ich. ;)
Wie ich sie einschätze, wird sie auch das überstehen, selbst wenn sie die ganze Zeit nur Buchstabensuppe zu löffeln und Jola-Geschichten zu lesen bekommt. :D

 

Moin @linktofink ,
Mich hat deine Geschichte sehr gepackt und ich mag deine Petulia gerne! Du hast so eine ganz eigene, etwas melancholische Stimmung drin, das finde ich schön. Auch dass derjenige, der sie ja eigentlich erst auf den Baum getrieben hat, wieder befreit, gefällt mir sehr. So einen Hauke bräuchte eigentlich jedes Kind!
Grünkohl und Pinkel ist schön. Da hast du etwas gewählt, dass nicht alltäglich ist (zumindest nicht überall), mal etwas abseits von Pfannkuchen oder Nudeln. Das verleiht deiner Geschichte mMn nochmal eine ganz besondere Würze. Den Geruch werde ich so schnell nicht wieder los. (Was blöd ist. Sowas kriegt man hier leider nicht!) So, lange Rede, kurzer Sinn: Tolle Geschichte, sehr gerne gelesen!
Liebe Grüße
Sijo

 

Hey @Sijo,
auch wenn Du vermutlich der angedachten Zielgruppe entwachsen bist (:lol:), freut mich Deine Rückmeldung. Schön, dass ich Dir Petulia nahebringen konnte, da gab es auch ganz andere Stimmen. Die Melancholie, die Du spürst und die auch ich im Text verorte, die braucht eine feine Antenne. Du scheinst sie zu haben. Dass der Konflikt namens Hauke auch die Lösung in sich birgt, ist bewusst gesetzt, weil ich denke, dass manche Freundschaften erst erkämpft werden müssen. Und das geht nur, wenn man bereit ist, wie Hauke über Hürden zu springen.
Über Grünkohl mit Pinkel frühmorgens zu lesen und das dann in der Nase zu haben, muss man auch wollen ... Danke für Deinen Kommentar.
Peace, linktofink

 

Lieber @linktofink,

wie hilfreich kann ein Komm sein, wenn schon 50 Beiträge unter der Geschichte stehen?

Viel Neues werde ich dir nicht erzählen können, außer, dass mich bald der Blitz getroffen hat, als ich den Titel Petulia sah. Du musst schon zugeben, dass die kleinen und großen Ähnlichkeiten, zwar nur im Ansatz, entweder auf heimliche Absprache oder telepathische Fähigkeiten schließen lassen könnten. Viel hat nicht gefehlt und ich hätte mein Konzept in die Ecke gepfeffert. Das Los der Bummelletzten.

Ich lass dir einfach mal quer Beet ein paar Gedanken da.

Warum Petulia an einem Mittwoch um Dreiviertel Zwölf auf einen Baum stieg, konnte niemand sagen.
Der Einstiegssatz ist genial!

Sie hatte nur einmal 'Ja' gezwinkert und zweimal 'Nein'. Damit war es ausgemacht. Soll ich auf den Baum klettern? Zwinker. Soll ich wieder runter? Zwinker zwinker.
Mit dem Baumbesteigen trägst du das „Spinnerte“, das du so magst, in den Text und mit dem Zwinkern setzt du es fort. Es entwickelt sich im Verlauf der KG zu einer Lawine von fantasievollen, ganz ungewöhnlichen, überraschenden Ideen. Das ist eine deiner Stärken, das erkenne ich (beinahe) neidlos an. (Die Besonderheit des Zwinkerns lässt mich an eine Fernsehserie denken, ist kein Vorwurf.)

Nur den kleinen Finger der rechten Hand, den zählte sie schneller als die anderen und und kniff dazu die Augen zusammen.

Im Kleinen-Finger-Jahr war Oma Else gestorben.
Toller Einfall! Ich erkenne hier schon, dass eine enge Bindung bestanden haben muss.

Abgesehen davon war es eine blöde Idee, auf einem Baum den linken Schuh auszuziehen, damit er derjenigen, die gefragt hat, womöglich auf den Kopf fällt. Wobei, bei der Zitschke konnte das nicht mehr viel anrichten.
Humoristische Einlage, glaube, das gefällt den jungen Lesern.

Als die Lehrerin Frau Bommel 'Petulia' gerufen hatte, war sie bei Tausenddreihundertsiebenundfünfzig gewesen und das hatte sie laut ausgesprochen, als Antwort auf eine Frage, die leider niemand gestellt hatte.
Der Zahlenspleen, auch super Ansatz!
Warum setzt du Frau Bommel nicht zwischen Kommas?

Ihre Nase hatte sie dabei gerümpft und ein wenig mehr Richtung Decke gehalten als sonst.
Die Lehrerin kommt aber schlecht weg.

Das Meer ging zurück, die Teiche blieben. Oma Else nannte sie die 'Augen des Meeres', der vor dem Haus hieß Karlchen, der dahinter Fiete. Seit sie das gesagt hatte, fühlte sich Petulia immer ein wenig beobachtet.
Gefallen mir, das Unheimliche und der Brückenschlag zur Oma.

Ein ganz klein wenig. Aber sie wusste, das Meer würde ihr nichts tun, weil es neben den Kühen schon die beiden Brüder von Oma geholt hatte und auch ein Meer musste schließlich wissen, wann es genug ist.
Und das ist Erwachsenendenke, glaube ich.

Hauptsache, sie würde den Neuen, den Hauke nicht mehr wiedersehen. Der Hauke war ein Blödian und dabei war er erst seit einigen Wochen in der Klasse.
'Petusilia' hatte er sie am letzten Schultag vor den Ferien genannt und selbst ein grimmiges Doppelzwinkern hatte ihn nicht aufhalten können.
Länger hätte der Hauke nicht auf seinen Auftritt warten können.

... zumal auch die Allermeisten mit dem Lachen aufhörten, nur Frau Ollebommel nicht. Ihr Lachen hatte etwas Wieherndes, weil sie zwischendurch immer wieder mit einem pfeifenden Schnarchen Luft holte.
Die Umkehrung der vorherigen Situation in der Klasse. Nur dass die Lehrerin jetzt noch unsympathischer gezeichnet ist. Wirkt auf mich wie eine Karikatur. Du wirst mir entgegenhalten, ist ja auch Petulias Sichtweise.

Das war so selten wie lustig und allemal besser als der genervte Blick, mit dem sie sonst alles Laute abrasierte.
Achtung! Ich höre den Autor sprechen.

Wer schon einmal in der Spitze einer riesigen Kastanie gesessen hat, der weiß, wie dicht so ein Sommerblätterdach sein kann. So dicht jedenfalls, dass einfaches Gucken nicht ausreicht. Da Papa aber nicht mehr tun wollte, als einfach zu gucken, zuckte er mit den Schultern und als er damit fertig war, ging er wieder ins Haus.
Ohne, dass ich je ein Buch von ihr gelesen hätte, behaupte ich, könnte es die Geschichte vom Tonfall her mit einer Astrid Lindgren aufnehmen.

Blöd nur, dass er die Tür offenließ und aus der offenen Tür ein Duft nach oben stieg, der Petulia verriet, dass Mama Grünkohl mit Pinkel machte und Grünkohl mit Pinkel war mit Abstand das Leckerste, das aus Mamas Küche kam.
Kennst du Kinder, die das Gericht lieben? Also für mich wäre es ein Grund gewesen, nie mehr die Kastanie zu verlassen.

Dass sie das ein oder andere Mal dabei doch den Boden berührte, nahm sie als unvermeidbares Übel, aber Fliegen hatte sie noch nicht gelernt. Jeder Schritt fühlte sich an wie ein Wassertropfen, der auf einer heißen Herdplatte tanzt, weil er da nicht hingehört. Vielleicht war das der erste Schritt zum Fliegen, wenn jeder Schritt auf dem Boden zischt?
Super Schlussfolgerung von Petulia. Insgesamt kann sich deine Prota nicht über mangelnde Individualität beklagen. Außergewöhnlich sensibel und nachdenklich, mutig und konsequent.

Ebenso konsequent wie der Autor, der es schafft, Petulias Zahlen-, Zehen- und Zwinkertick immer wieder geschickt aufzugreifen.

Die Begegnung der beiden im Baumhaus ist für mich spannend und ich freue mich kindgerecht, wie schnell sie doch den verbindenden gemeinsamen Nenner finden.

»Hm, ich glaub, ich weiß, was du meinst«, sagte Hauke. »Am Anfang hab ich immer noch den kleinen linken Zeh dazu genommen, aber dann war es mir zu lästig, immer den Schuh auszuziehen. Jetzt denke ich ohne Finger an die Jahre und an das Besondere, was in jedem Jahr passiert ist. Geht auch.«
Hauke kann also ihre Bedenken zerstreuen, dass man ohne Finger wichtige Ereignisse vergessen könnte.

»Grünkohl mit Pinkel wär mir lieber«, maulte Hauke grinsend und begann, hinter ihr her zu hangeln. Petulia hätte beinahe danebengegriffen.
Ja, das ist erstaunlich, noch ein Berührungspunkt, noch ein Kind, das Grünkohl mag. Ich denke, in dem Punkt fehlt dir die Recherche. :lol:

Zwei Pappeln weiter dachte sie, Mama würde es nichts ausmachen, zwei große Teller Grünkohl mit Pinkel in die alte Kastanie hochzureichen. Sie würden in der Baumkrone sitzen, trotz der Sonne im Wind frieren und beim Essen den glitzernden Augen des Meeres namens Karlchen und Fiete zukniepen, die sie beobachteten, aber nur ein ganz klein wenig. Es war Mittwoch Dreiviertel Eins.
Schönes Ende, die Gemeinsamkeiten verbinden, sind Grundlage der sich anbahnenden Freundschaft.
Ist das der richtige Ausdruck für zublinzeln oder zuzwinkern? Wenn, dann wohl nur in Norddeutschland. Zukniepen ist für mich die Augen schließen, weil man von etwas geblendet wird. Oder ist das der Gag, den ich nur nicht begreife?
Und einmal über Regionen Deutschlands gesprochen.
Die Zeitangabe mit Dreiviertel irgendwas, soll übrigens ein untrügliches Unterscheidungsmerkmal zwischen Bewohnern der östlichen und westlichen Bundesländer sein. Der im Westen des Landes aufgewachsene Bundesbürger benutzt ausschließlich Viertel vor. Angeblich. Ist dir bekannt!

Du weißt, ich bin ein großer Fan deiner Geschichten, besonders deiner fantasievollen Kindergeschichten. Und obwohl ich die hohe sprachliche Qualität dieses Textes, die schillernden Einfälle des Autors erkenne und wertschätze, will doch der letzte zündende Funke nicht überspringen. Und das ist mein eigentliches Dilemma.

Vllt. liegt es daran, dass ich mir (bisher) unter einer Geschichte für Kinder etwas anderes vorgestellt habe: weniger sprachgewaltig, weniger zahlenlastig und weniger philosophisch angehaucht. Ich zweifle daran, dass die Handlung, die über weite Strecken von den Gedankenschleifen der Heldin bestimmt wird, ein Kind bei der Stange halten kann. Ich befürchte, einerseits zu anspruchsvoll geschrieben, andererseits zu wenig spannungsgeladen. Aber wer weiß, womöglich revolutionierst du damit den Kinderbuchmarkt. Ist ja nur – du ahnst, was nun folgt – eine subjektive Einschätzung.

Trotz meiner skeptischen „Einlassung“ eine großartige Arbeit, linktofink.

LG von peregrina

 

Liebe @peregrina,

hat ein wenig gedauert, ich musste die letzten Tage erstmal nach Garmisch reisen und Regen abwarten ... Mal sehen, was du mitbringst.

wie hilfreich kann ein Komm sein, wenn schon 50 Beiträge unter der Geschichte stehen?
no worries, die Hälfte davon sind meine, die andere Hälfte wartet auf Ergänzung. :lol:

Viel Neues werde ich dir nicht erzählen können, außer, dass mich bald der Blitz getroffen hat, als ich den Titel Petulia sah. Du musst schon zugeben, dass die kleinen und großen Ähnlichkeiten, zwar nur im Ansatz, entweder auf heimliche Absprache oder telepathische Fähigkeiten schließen lassen könnten. Viel hat nicht gefehlt und ich hätte mein Konzept in die Ecke gepfeffert. Das Los der Bummelletzten.
Ja, ich fand die Ähnlichkeit zumindest der Namen und einiger Details auch gegeben, Maastricht-Köln scheint auf einer Gedankenfluglinie zu liegen, doch alles unbegründet, die riesigen Unterschiede lassen die kleinen Ähnlichkeiten verblassen.

Warum Petulia an einem Mittwoch um Dreiviertel Zwölf auf einen Baum stieg, konnte niemand sagen.
Der Einstiegssatz ist genial!
Bedankt!

Sie hatte nur einmal 'Ja' gezwinkert und zweimal 'Nein'. Damit war es ausgemacht. Soll ich auf den Baum klettern? Zwinker. Soll ich wieder runter? Zwinker zwinker.
Mit dem Baumbesteigen trägst du das „Spinnerte“, das du so magst, in den Text und mit dem Zwinkern setzt du es fort. Es entwickelt sich im Verlauf der KG zu einer Lawine von fantasievollen, ganz ungewöhnlichen, überraschenden Ideen. Das ist eine deiner Stärken, das erkenne ich (beinahe) neidlos an. (Die Besonderheit des Zwinkerns lässt mich an eine Fernsehserie denken, ist kein Vorwurf.)
Da ich kein Fernsehtyp bin, stehe ich bei der Serie auf dem Schlauch?
Ansonsten: ja, das ist das Spinnerte, das ich so mag. Es gibt da ein Buch von Italo Calvino "Der Baron auf den Bäumen", das ich mal vor zwanzig Jahren gelesen hab. Der zieht es durch und kommt fünfzig Jahre gar nicht mehr runter. Das wollte ich Petulia ersparen. :D

Abgesehen davon war es eine blöde Idee, auf einem Baum den linken Schuh auszuziehen, damit er derjenigen, die gefragt hat, womöglich auf den Kopf fällt. Wobei, bei der Zitschke konnte das nicht mehr viel anrichten.
Humoristische Einlage, glaube, das gefällt den jungen Lesern.
Ich hoffe es ist nicht zu sehr um die Ecke.

Im Kleinen-Finger-Jahr war Oma Else gestorben.
Toller Einfall! Ich erkenne hier schon, dass eine enge Bindung bestanden haben muss.
Schön, scheint gelungen.

Als die Lehrerin Frau Bommel 'Petulia' gerufen hatte, war sie bei Tausenddreihundertsiebenundfünfzig gewesen und das hatte sie laut ausgesprochen, als Antwort auf eine Frage, die leider niemand gestellt hatte.
Der Zahlenspleen, auch super Ansatz!
Ja, bin auch dankbar für den Einfall, da lässt sich gut mit spielen.

Warum setzt du Frau Bommel nicht zwischen Kommas?
Done.

Das Meer ging zurück, die Teiche blieben. Oma Else nannte sie die 'Augen des Meeres', der vor dem Haus hieß Karlchen, der dahinter Fiete. Seit sie das gesagt hatte, fühlte sich Petulia immer ein wenig beobachtet.
Gefallen mir, das Unheimliche und der Brückenschlag zur Oma.
Das hat mir ein Freund erzählt, der ein reetgedecktes Haus an der Küste hatte, mit zwei Teichen, die nach einer Sturmflut geblieben sind. Beim Rest ist mir die Fantasie durchgegangen ...

Ein ganz klein wenig. Aber sie wusste, das Meer würde ihr nichts tun, weil es neben den Kühen schon die beiden Brüder von Oma geholt hatte und auch ein Meer musste schließlich wissen, wann es genug ist.
Und das ist Erwachsenendenke, glaube ich.
Für mich ist das Denke von Menschen, die auf einen Karma-Ausgleich des Gut/Böse-Kontos hoffen.

Hauptsache, sie würde den Neuen, den Hauke nicht mehr wiedersehen. Der Hauke war ein Blödian und dabei war er erst seit einigen Wochen in der Klasse.
'Petusilia' hatte er sie am letzten Schultag vor den Ferien genannt und selbst ein grimmiges Doppelzwinkern hatte ihn nicht aufhalten können.
Länger hätte der Hauke nicht auf seinen Auftritt warten können.
Der Hauke hat es noch pünktlich zur Party geschafft, Hauptsache! ;)

Ihre Nase hatte sie dabei gerümpft und ein wenig mehr Richtung Decke gehalten als sonst.
Die Lehrerin kommt aber schlecht weg.
... zumal auch die Allermeisten mit dem Lachen aufhörten, nur Frau Ollebommel nicht. Ihr Lachen hatte etwas Wieherndes, weil sie zwischendurch immer wieder mit einem pfeifenden Schnarchen Luft holte.
Die Umkehrung der vorherigen Situation in der Klasse. Nur dass die Lehrerin jetzt noch unsympathischer gezeichnet ist. Wirkt auf mich wie eine Karikatur. Du wirst mir entgegenhalten, ist ja auch Petulias Sichtweise.
Hab schonmal Roald Dahls Frau Knüppelkuh aus Matilda zitiert. Eine Ex-Hammerwerferin, die Kinder aus dem Fenster schmeißt. Dagegen ist die Ollebommel ein harmloses Würstchen, das nur komisch lacht und unsympathisch ist.

Wer schon einmal in der Spitze einer riesigen Kastanie gesessen hat, der weiß, wie dicht so ein Sommerblätterdach sein kann. So dicht jedenfalls, dass einfaches Gucken nicht ausreicht. Da Papa aber nicht mehr tun wollte, als einfach zu gucken, zuckte er mit den Schultern und als er damit fertig war, ging er wieder ins Haus.
Ohne, dass ich je ein Buch von ihr gelesen hätte, behaupte ich, könnte es die Geschichte vom Tonfall her mit einer Astrid Lindgren aufnehmen.
Welch ein Lob. Würde ich gerne mitnehmen, ziehe es aber vor, einem von meiner Seite möglicherweise anmaßenden Vergleich aus dem Weg zu gehen.

Blöd nur, dass er die Tür offenließ und aus der offenen Tür ein Duft nach oben stieg, der Petulia verriet, dass Mama Grünkohl mit Pinkel machte und Grünkohl mit Pinkel war mit Abstand das Leckerste, das aus Mamas Küche kam.
Kennst du Kinder, die das Gericht lieben? Also für mich wäre es ein Grund gewesen, nie mehr die Kastanie zu verlassen.
Ja, meine, früher mit reichlich Mettwurst, wie die Omma das gemacht hat, heute vegan.

Dass sie das ein oder andere Mal dabei doch den Boden berührte, nahm sie als unvermeidbares Übel, aber Fliegen hatte sie noch nicht gelernt. Jeder Schritt fühlte sich an wie ein Wassertropfen, der auf einer heißen Herdplatte tanzt, weil er da nicht hingehört. Vielleicht war das der erste Schritt zum Fliegen, wenn jeder Schritt auf dem Boden zischt?
Super Schlussfolgerung von Petulia. Insgesamt kann sich deine Prota nicht über mangelnde Individualität beklagen. Außergewöhnlich sensibel und nachdenklich, mutig und konsequent.
Das freut mich wirklich extrem, denn an der Stelle habe ich lange getüftelt und war mir nicht sicher, ob der Zusammenhang Herdplatte/Fliegen so funktioniert.

Ebenso konsequent wie der Autor, der es schafft, Petulias Zahlen-, Zehen- und Zwinkertick immer wieder geschickt aufzugreifen.
Danke, ja, das sind die Schleifen, die der Text immer wieder zieht, worauf die Struktur basiert.

Die Begegnung der beiden im Baumhaus ist für mich spannend und ich freue mich kindgerecht, wie schnell sie doch den verbindenden gemeinsamen Nenner finden.
Da braucht es dann nicht mehr viel und obwohl das mit den Gemeinsamkeiten in der Summe doch überraschend bis eher unwahrscheinlich ist, finde ich das als Petulias Erlösung genau gut so.

Ist das der richtige Ausdruck für zublinzeln oder zuzwinkern?
@greenwitch fand das zukniepen schön, wobei ich nicht weiß, ob das so richtig ist. Falls nicht, muss ich das tauschen gegen zublinzeln, zwinkern ist anders vorbelastet.

Die Zeitangabe mit Dreiviertel irgendwas, soll übrigens ein untrügliches Unterscheidungsmerkmal zwischen Bewohnern der östlichen und westlichen Bundesländer sein. Der im Westen des Landes aufgewachsene Bundesbürger benutzt ausschließlich Viertel vor. Angeblich. Ist dir bekannt!
Ja, wobei mir die strikte Trennung so nicht klar war. Nach mehr als dreißig Jahren wird das vllt. ein wenig in den Westen diffundiert sein.

Du weißt, ich bin ein großer Fan deiner Geschichten, besonders deiner fantasievollen Kindergeschichten. Und obwohl ich die hohe sprachliche Qualität dieses Textes, die schillernden Einfälle des Autors erkenne und wertschätze, will doch der letzte zündende Funke nicht überspringen. Und das ist mein eigentliches Dilemma.

Vllt. liegt es daran, dass ich mir (bisher) unter einer Geschichte für Kinder etwas anderes vorgestellt habe: weniger sprachgewaltig, weniger zahlenlastig und weniger philosophisch angehaucht. Ich zweifle daran, dass die Handlung, die über weite Strecken von den Gedankenschleifen der Heldin bestimmt wird, ein Kind bei der Stange halten kann. Ich befürchte, einerseits zu anspruchsvoll geschrieben, andererseits zu wenig spannungsgeladen. Aber wer weiß, womöglich revolutionierst du damit den Kinderbuchmarkt. Ist ja nur – du ahnst, was nun folgt – eine subjektive Einschätzung.
Schwieriges Thema, ich spreche mal nur für mich. Als Kind habe ich die Märchen "Zwerg Nase/ Kalif Storch" und "Das Gespensterschiff" auf Platte gehört, fand das faszinierend, fesselnd und gruselig. Als Jugendlicher habe ich die Märchen von Hauff gelesen (eine Auswahl) und fand sie befremdlich. Aber irgendwas daran hat sich in mir festgehakt, so dass ich sie als Erwachsener noch einmal ganz anders, zwar mit Genuss und Wiedererkennung, aber auch nachdenklicher las.
@kiroly schrieb: eine "Kindergeschichte für Erwachsene". Das ist aufgrund der Sprache und der Einlassungen nicht von der Hand zu weisen. Doch meine Erwartung/ Hoffnung ist, dass Kinder trotzdem dieser Geschichte etwas abgewinnen können, und auch wenn sie nicht ausschließlich auf sie zugeschnitten ist, sich dennoch etwas in ihrem Kopf verhakt und sie von den Älteren nochmal ganz anders gelesen wird.

Trotz meiner skeptischen „Einlassung“ eine großartige Arbeit, linktofink.
Danke für deine Gedanken und deine Zeit, liebe peregrina.

Bis bald, peace, linktofink

 

Hey @linktofink,

ich finde deine Kinder-Geschichte sehr gut. Allen voran gefällt mir Petulia als Figur sehr gut. Sie erinnert mich ein wenig an Pünktchen aus dem Kinderbuch von Erich Kästner in ihrer Eigenwilligkeit und Fröhlichkeit.

Bei mir hast du es geschafft, mir die Kinder(gedanken)welt für eine kurze Zeit wieder aufleben zu lassen und das rechne ich der Geschichte hoch an und ich glaube, das zeichnet auch eine funktionierende, gute Kindergeschichte aus.

Für den Feinschliff finde ich, könntest du die Sprache an einigen Stellen noch klarer und unzweideutiger konstruieren. Ich finde, du verwendest hin und wieder Worte oder Beschreibungen, die ich als Kind nicht ganz verstanden hätte und die mich womöglich aus dem Text gebracht hätten.

Diese wären:

Die beiden tiefen Teiche, die nach dem letzten Deichbruch vor langer Zeit geblieben waren, glitzerten im Sonnenlicht.
Hier setzt du die Kenntnis über Deichbrüche - wie sie vonstatten gehen, was sie hinterlassen - voraus. Nicht mal ich - Süddeutscher - weiß das leider - ich kann mir vorstellen, dass das jungen Lesern auch Schwierigkeiten bereiten könnte. Also, wieso bleibt etwas nach einem Deichbruch liegen? Und wie sieht das aus, wenn ein Deich bricht? Vielleicht sogar: Was ist ein Deich? Wenn du die Fragen in dem Text beantworten könntest, fände ich es besser

Oma hatte erzählt, als sie selbst ein junges Mädchen gewesen war, hatte das Meer vor und hinter dem Haus große Strudel gedreht und dabei zwei riesige Kuhlen in die Erde gebohrt.
Ich glaube, wenn du von der Küste kommst, ist dir geläufig, was hier gemeint ist. Wenn du ein Kind aus anderen Regionen bist, könnte das schwierig werden zu verstehen, was hier gemeint ist. Wieso dreht das Meer große Strudel?
Auch das Wort "Kuhle" finde ich schwierig für einen Kindertext, vielleicht vereinfachen in dem Sinne, wie das Phänomen durch Kinderaugen aussehen würde?

Das Meer ging zurück, die Teiche blieben.
Das Gleich hier, wenn man als Kinderleser nicht mit dem Meer vertraut ist, könnte man u.U. nicht ganz verstehen, weswegen das Meer "zurück geht", was Teiche sind und wieso diese bleiben.

Der neue Deich war weit vor den Überresten des alten errichtet und auf dem grasigen Marschland dazwischen standen neue Kühe.
Ich weiß z.B. selbst in meinem Alter nicht, wie der von dir gemeinte Deich tatsächlich aussieht, weil ich nie im Norden war, nur das Wort kenne. Also, wieso muss man überhaupt Deiche bauen und aus was errichtet man sie? Wenn der Text das beantworten bzw. implizieren würde, würde er gerade für junge Leser gewinnen, meiner Meinung nach

Ein Saum hoher Bäume zog sich Richtung Dorf, nur der Kirchturm ragte über die Wipfel.
Saum könnte ein schwierig zu decodierendes Wort für junge Leser sein

Der Hauke war ein Blödian und dabei war er erst seit einigen Wochen in der Klasse.
evtl. "ein paar"? Klänge möglicherweise ein wenig mehr im Duktus deiner Geschichte

Das war so selten wie lustig und allemal besser als der genervte Blick, mit dem sie sonst alles Laute abrasierte.
abrasierte? :D Geht das in einer Kindergeschichte? Ich kenne das nur als "Slang"-Wort in dem Zusammenhang

Und ihr Lachen war so ansteckend, dass selbst der blöde Hauke mit einfiel.
Vielleicht "Frau Ollebommels Lachen", wäre einfacher zu verstehen für Kinder

Wobei … jasses, einen gab es.
»Petusilia«, rief Hauke, »was machst du denn da oben auf meinem Baumhaus?«
Haha, starke Wendung

Nicht so wiehernd wie Frau Ollebommel und nicht so keckernd wie die tüdelige Frau Zitschke, sondern richtig nett und geradeaus.
keckernd und tüdelig könnten schwierig zu decodierende Worte für junge Leser sein

Als sie das hörte, wurde ihr schwindelig und Schwindel ist kein guter Zustand für ein Mädchen auf einem Baum, doch dann fing sie sich.
"sich fangen" ist hier u.U. schwierig zu decodieren für Kinder, da man damit auch assoziieren könnte, dass Petulia vom Baum fällt und sie sich auffängt? Es wird schon klar, ist aber nur zu 80% auf den ersten Blick eindeutig, was gemeint ist, gerade für Jüngere, finde ich

Zwei Pappeln weiter dachte sie, Mama würde es nichts ausmachen, zwei große Teller Grünkohl mit Pinkel in die alte Kastanie hochzureichen. Sie würden in der Baumkrone sitzen, trotz der Sonne im Wind frieren und beim Essen den glitzernden Augen des Meeres namens Karlchen und Fiete zukniepen, die sie beobachteten, aber nur ein ganz klein wenig. Es war Mittwoch Dreiviertel Eins.
Gutes Ende!


Ja, mir gefällt die Geschichte sehr gut, gerade die Wendung mit Hauke, die Figur Petulia mit ihrem Innenleben und das Gefühl, Kind zu sein, das die Geschichte in mir ausgelöst hat. Ich denke mir gerade, theoretisch könnte man bei einer Publikation das Problem der "schwierigen Naturbeschreibungen" - Deiche, Deichbruch etc. - auch mit kleinen Illustrationen für junge Leser lösen.

Und Glückwunsch zur gerechten Empfehlung.


Beste Grüße,
zigga

 

Servus @zigga,

Ich freue mich sehr über deinen Besuch, wir hatten länger keinen Austausch mehr (Koffer-Challenge?).

ich finde deine Kinder-Geschichte sehr gut. Allen voran gefällt mir Petulia als Figur sehr gut. Sie erinnert mich ein wenig an Pünktchen aus dem Kinderbuch von Erich Kästner in ihrer Eigenwilligkeit und Fröhlichkeit.
Besonders die Fröhlichkeit der Petulia, die Du siehst, finde ich überraschend, weil ich im Text auch einen melancholischen Grundton höre. Damit das Ganze nicht absäuft, habe ich diese Stellen drin, wo ihr das "Ollebommel" rausrutscht und sie dem Hauke einen Kirschkern auf den Kopf spuckt. Eigenwilligkeit? Ja, auf jeden Fall. Fröhlichkeit? Eher eine Unbekümmertheit, die sie alles, was sie sagt und tut, als richtig empfinden lässt, so ein Urvertrauen in das eigene Ich vielleicht.

Bei mir hast du es geschafft, mir die Kinder(gedanken)welt für eine kurze Zeit wieder aufleben zu lassen und das rechne ich der Geschichte hoch an und ich glaube, das zeichnet auch eine funktionierende, gute Kindergeschichte aus.
Die Kindgerechtheit des Textes wurde kontrovers gesehen und wenn du - abgesehen von der Sprache, dazu später - in die kindliche Gedankenwelt eintauchen konntest, spricht das dafür, dass Kinder das womöglich auch können. Da muss etwas im Text sein, das in Dir was von früher zum Schwingen bringt, ein Stück kindliche Perspektive, die gekauft wird. Dass das funktioniert, ist als Rückmeldung beruhigend zu lesen, denn es ist auch eine Antwort auf meine größte Sorge bei dem Text.
Ja, mir gefällt die Geschichte sehr gut, gerade die Wendung mit Hauke, die Figur Petulia mit ihrem Innenleben und das Gefühl, Kind zu sein, das die Geschichte in mir ausgelöst hat.
Wirklich schön.

Nun zum Feinschliff, danke für dein sorgfältiges Lesen.
Zu dem Ganzen Bereich: Deich, Deichbruch, Marschland, Teiche, etc., da ist es schon schwer, das zu vermitteln, ohne den Erklärbär auszupacken. Mir wurde vorgeworfen, dass im Text nichts passiert, dass die Handlung zu spät einsetzt und wenn ich da noch mehr in die Breite gehe und das alles zeige, ufert die Einstimmung wortwörtlich aus. Auf das spezielle Setting will ich jedoch auch nicht verzichten und das abflachen. Du selbst lieferst aber eine gute Lösung für das Problem.

Ich denke mir gerade, theoretisch könnte man bei einer Publikation das Problem der "schwierigen Naturbeschreibungen" - Deiche, Deichbruch etc. - auch mit kleinen Illustrationen für junge Leser lösen.
Halte ich für eine grandiose Idee, da ich Kinderbücher mit Zeichnungen als Trigger fürs Kopfkino als reichhaltiger empfinde als reinen Text. Vielleicht weckt das auch Interesse bei den Zehnjährigen, genau das nachzuschlagen und sich mit Deichen, Küste und dem Drumherum zu beschäftigen?

Ein Saum hoher Bäume zog sich Richtung Dorf, nur der Kirchturm ragte über die Wipfel.
Saum könnte ein schwierig zu decodierendes Wort für junge Leser sein
Ja, stimmt, habe es erst mal gegen "Eine Allee" getauscht. Vllt. fällt mir noch was anderes ein.

Der Hauke war ein Blödian und dabei war er erst seit einigen Wochen in der Klasse.
evtl. "ein paar"? Klänge möglicherweise ein wenig mehr im Duktus deiner Geschichte
gekauft.

Das war so selten wie lustig und allemal besser als der genervte Blick, mit dem sie sonst alles Laute abrasierte.
abrasierte? :D Geht das in einer Kindergeschichte? Ich kenne das nur als "Slang"-Wort in dem Zusammenhang
Was passt da besser, hm, ich hatte gerade abmähte oder abschnitt, auch kein Treffer. -
Ha, beim Rumspielen hab ich den genervten Blick gegen einen scharfen Blick getauscht und jetzt finde ich es stimmiger. Und ja, scharf und rasierte müsste für Kinder okay sein.

Und ihr Lachen war so ansteckend, dass selbst der blöde Hauke mit einfiel.
Vielleicht "Frau Ollebommels Lachen", wäre einfacher zu verstehen für Kinder
Oha, das ist wirklich missverständlich, denn Frau Ollebommel ist gar nicht gemeint, sondern die Klasse. Hab es jetzt so: "Als dann irgendwer mit Händen und Oberschenkeln einen Galopp nachmachte, konnten die anderen nicht mehr an sich halten und prusteten los. Und das Lachen der Klasse war so ansteckend, dass selbst der blöde Hauke mit einfiel.." Hoffe, es ist deutlich genug?

Wobei … jasses, einen gab es.
»Petusilia«, rief Hauke, »was machst du denn da oben auf meinem Baumhaus?«
Haha, starke Wendung
Ja, bin glücklich mit dem Twist.

Nicht so wiehernd wie Frau Ollebommel und nicht so keckernd wie die tüdelige Frau Zitschke, sondern richtig nett und geradeaus.
keckernd und tüdelig könnten schwierig zu decodierende Worte für junge Leser sein
Das stimmt einerseits, das ist keine einfache Kindersprache. Andererseits sind das Wörter, deren Bedeutungen aus dem Zusammenhang ablesbar sind, da sehe ich keine Stolperfallen. Arten zu Lachen waren ja vorher schon Thema und die Vergesslichkeit der Zitschke auch.

Als sie das hörte, wurde ihr schwindelig und Schwindel ist kein guter Zustand für ein Mädchen auf einem Baum, doch dann fing sie sich.
"sich fangen" ist hier u.U. schwierig zu decodieren für Kinder, da man damit auch assoziieren könnte, dass Petulia vom Baum fällt und sie sich auffängt? Es wird schon klar, ist aber nur zu 80% auf den ersten Blick eindeutig, was gemeint ist, gerade für Jüngere, finde ich
Guter Einwand und zugleich eine Chance, das Thema Fliegen nochmal aufzugreifen. Hab es jetzt so:
"Als sie das hörte, wurde ihr schwindelig und Schwindel ist kein guter Zustand für ein Mädchen auf einem Baum. Doch dann dachte sie ans Fliegen und an Schritte, die auf dem Boden zischen und griff den nächsten Ast."

Zwei Pappeln weiter dachte sie, Mama würde es nichts ausmachen, zwei große Teller Grünkohl mit Pinkel in die alte Kastanie hochzureichen. Sie würden in der Baumkrone sitzen, trotz der Sonne im Wind frieren und beim Essen den glitzernden Augen des Meeres namens Karlchen und Fiete zukniepen, die sie beobachteten, aber nur ein ganz klein wenig. Es war Mittwoch Dreiviertel Eins.
Gutes Ende!
Ja, manche meinten, die Geschichte würde aufhören, wo sie erst beginnen sollte, aber für mich ist das so auch okay, was nicht heißten muss, dass die Petulia sich nicht mehr blicken lässt, mal sehen.

Und Glückwunsch zur gerechten Empfehlung.
Danke, zigga, freut mich auch mega.

Bis bald, peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi linktofink,

ich habe die bisherigen Kommentare etwas quergelesen. Keiner hat sich an der Schreibweise von Dreiviertel zwölf gestört. Das sieht für mich falsch aus. Also entweder Dreiviertelzwölf oder dreiviertel zwölf - ich habe auch rumgegoogelt, kann dir aber keinen Link präsentieren, das ist jetzt aus meinem Bauch raus.


Der rechte Daumen für die Zehn war erst vor wenigen Tagen dazugekommen.
Sowas bringt mich total raus. Wie hat denn Petulia angefangen zu zählen?
Als Rechtshänder würde man doch mit dem rechten Daumen anfangen und sich dann bis zum kleinen Finger weiterhangeln. Dann im 6. Jahr den linken Daumen und von da zum kleinen Finger.
Also nach meiner Art des Zählens wäre die Oma gestorben, als Petulia 5 war.
Als Linkshänder zählt man wohl erst mit der linken Hand und fängt mit dem Daumen an.
Dann wäre Oma aber erst im laufenden Jahr gestorben, das ist aber anders beschrieben, so ist Petulia meiner Ansicht nach auf jeden Fall eine Rechtshänderin.
Wie man aber zählt, damit der rechte Daumen der letzte in der Reihe sein soll, kann sich mir bei aller Märchenhaftigkeit des Textes nicht erschließen. In sich sollten Aktionen doch auch logisch sein. :shy:

Sollte sie 'Einen Moment, Frau Zitschke!' sagen, erst den linken Schuh ausziehen, bevor sie antwortete, und das alles nur für die blöde Elf? Abgesehen davon war es eine blöde Idee, auf einem Baum den linken Schuh auszuziehen, damit er derjenigen, die gefragt hat, womöglich auf den Kopf fällt.
Diese Wortwiederholung könnte man doch problemlos umgehen. Wenn das Wort blöd extra zweimal gebraucht wird, sollte das anders formuliert werden.

. Als die Lehrerin, Frau Bommel, 'Petulia' gerufen hatte, war sie bei Tausenddreihundertsiebenundfünfzig gewesen und das hatte sie laut ausgesprochen, als Antwort auf eine Frage, die leider niemand gestellt hatte.
auch wenn sie so groß ist, die Zahl, wird sie mMn kleingeschrieben, aber wahrscheinlich gibt es da eine Regel, die ich nicht kenne, soviele Wortkrieger können da ja nicht drüber weggelesen haben, wenn es anders sein sollte. :D

Der neue Deich war weit vor den Überresten des alten errichtet und auf dem grasigen Marschland dazwischen standen neue Kühe.
Können Kühe neu sein, noch unbenutzt glänzen? Ich stolpere da ein wenig drüber.
Umgangssprachlich vielleicht nachvollziehbar, aber ich würde "andere" dem neue Vorzug geben, zudem umgehst du dann der Wortwiederholung.

und Grünkohl mit Pinkel war mit Abstand das Leckerste, das aus Mamas Küche kam.
Schwierig mit der regionalen Küche, als Süddeutsche assoziiere ich nur Kohl und Pinkeln, also was eher Unappetitliches. Bei uns weiß kein Mensch, was Pinkel ist :D


Hier roch sie das Essen nicht mehr und das war gut, denn ihr Magen knurrte immer noch, als hätte sie eine ganze Bärenhorde verschluckt.
Hä? Diesen Satz verstehe ich überhaupt nicht. Eine Bärenhorde ist so überdimensioniert für einen bildhaften Vergleich - und wenn sie denn Bären gegessen hätte, wäre der Hunger doch weg. Ich steh vor einem Rätsel.


Nachdem sie einige Hände voll gegessen hatte, machte Petulia eine Pause.
Wenn man auf einem Baum Kirschen schnabuliert, dann zupft man die vom Ast weg und stopft die gleich in den Mund - man sammelst sie sicher nicht erst in einer Hand (wo soll sie sich denn dann festhalten in der Zeit?)
Mein Vorschlag wäre: nachdem sie sich einige Male den Mund mit Kirschen vollgestopft hatte ...

»Hm, ich glaub, ich weiß, was du meinst«, sagte Hauke. »Am Anfang hab ich immer noch den kleinen linken Zeh dazu genommen, aber dann war es mir zu lästig, immer den Schuh auszuziehen. Jetzt denke ich ohne Finger an die Jahre und an das Besondere, was in jedem Jahr passiert ist. Geht auch.«
Das ist mir jetzt eine Schippe zuviel des Guten. Mir hätte gereicht, wenn Hauke ein eigenes System zum Zählen hätte, so dass Petulia merkt, dass nicht nur sie anders tickt, sondern jeder für sich anders denkt. Dass er aber auch über die Zehenfrage nachgedacht hat ... naja, mir zuviel hier.


»Grünkohl mit Pinkel wär mir lieber«, maulte Hauke grinsend und begann, hinter ihr her zu hangeln.
Ach, und das jetzt auch noch :rolleyes:

Mir hätte gereicht, wenn sie sich langsam verstehen würden - aber nicht gleich so dicke sind.
Nun ja, das ist Geschmackssache.

Ich mag die Geschichte von der Petulia. Ich finde sie auch gar nicht seltsam. Ich hatte auch immer so Zahlenspiele als Kind, zB zählte ich ganz oft die im Gehweg verbauten Steine und es musste immer auf eine gerade Zahl herauskommen, dann hatte ich demnächst besonders Glück, wenn sie ungerade war, passierte was Blödes.
Auch bin ich mal in Nachbars Garten, weil ich nicht in den Kindergarten wollte und habe mir vorgenommen, künftig immer die Zeit unter dem Busch abzuwarten und dann wieder heimzugehen und so zu machen, als wäre ich im Kindi gewesen :D leider hat mich meine Nachbarin schon bald gefunden und bei meinen Eltern verpetzt.
Also von daher kann ich Petulia sehr gut verstehen, außer der Art, wie sie die Finger abzählt. ;)

Eine schöne Geschichte vom Mädchen in den Bäumen, hat mir sehr gut gefallen.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo @bernadette,
es freut und ehrt mich und Petulia, dass du trotz deines beruflichen Stresses dich unserer angenommen hast. Mal sehen, was du mitbringst.

ich habe die bisherigen Kommentare etwas quergelesen. Keiner hat sich an der Schreibweise von Dreiviertel zwölf gestört. Das sieht für mich falsch aus. Also entweder Dreiviertelzwölf oder dreiviertel zwölf - ich habe auch rumgegoogelt, kann dir aber keinen Link präsentieren, das ist jetzt aus meinem Bauch raus.
Da hole ich mal den Friedel ins Boot, wenn er möchte, @Friedrichard, denn was Zuverlässiges finde ich dazu nicht.

Der rechte Daumen für die Zehn war erst vor wenigen Tagen dazugekommen.
Sowas bringt mich total raus. Wie hat denn Petulia angefangen zu zählen?
Als Rechtshänder würde man doch mit dem rechten Daumen anfangen und sich dann bis zum kleinen Finger weiterhangeln. Dann im 6. Jahr den linken Daumen und von da zum kleinen Finger.
Also nach meiner Art des Zählens wäre die Oma gestorben, als Petulia 5 war.
Als Linkshänder zählt man wohl erst mit der linken Hand und fängt mit dem Daumen an.
Dann wäre Oma aber erst im laufenden Jahr gestorben, das ist aber anders beschrieben, so ist Petulia meiner Ansicht nach auf jeden Fall eine Rechtshänderin.
Wie man aber zählt, damit der rechte Daumen der letzte in der Reihe sein soll, kann sich mir bei aller Märchenhaftigkeit des Textes nicht erschließen. In sich sollten Aktionen doch auch logisch sein. :shy:
Ich verstehe deinen Einwand, klar hab ich mir dazu vorher Gedanken gemacht, aber ganz wasserdicht ist es natürlich nicht, weil das auch jeder anders macht. Bei Kindern ist es idR so, dass sie beim Zählen immer auf die Handflächen schauen, heißt der linke Daumen ist die eins und der kleine Finger der rechten Hand die sechs, der Daumen die zehn. Das in der Luft Zählen mit Rausschnacken der Finger, das ist ein Erwachsenending.

Sollte sie 'Einen Moment, Frau Zitschke!' sagen, erst den linken Schuh ausziehen, bevor sie antwortete, und das alles nur für die blöde Elf? Abgesehen davon war es eine blöde Idee, auf einem Baum den linken Schuh auszuziehen, damit er derjenigen, die gefragt hat, womöglich auf den Kopf fällt.
Diese Wortwiederholung könnte man doch problemlos umgehen. Wenn das Wort blöd extra zweimal gebraucht wird, sollte das anders formuliert werden.
Könnte ich streichen, klar, hab ich jedoch so gelassen, weil diese Wiederholungen sich durch den ganzen Text ziehen, ebenso viele Füllwörter, die sonst auch sehr verpönt sind. Für mich ist das ein Vorlesetext, der dadurch seinen Sound erhält. Später auch neue Kühe, neuer Deich.

. Als die Lehrerin, Frau Bommel, 'Petulia' gerufen hatte, war sie bei Tausenddreihundertsiebenundfünfzig gewesen und das hatte sie laut ausgesprochen, als Antwort auf eine Frage, die leider niemand gestellt hatte.
auch wenn sie so groß ist, die Zahl, wird sie mMn kleingeschrieben, aber wahrscheinlich gibt es da eine Regel, die ich nicht kenne, soviele Wortkrieger können da ja nicht drüber weggelesen haben, wenn es anders sein sollte. :D
Das ist richtig und gehört direkt geändert. Danke für den Hinweis.

Hier roch sie das Essen nicht mehr und das war gut, denn ihr Magen knurrte immer noch, als hätte sie eine ganze Bärenhorde verschluckt.
Hä? Diesen Satz verstehe ich überhaupt nicht. Eine Bärenhorde ist so überdimensioniert für einen bildhaften Vergleich - und wenn sie denn Bären gegessen hätte, wäre der Hunger doch weg. Ich steh vor einem Rätsel.
Für mich war das völlig klar, der Magen knurrt so laut, als säße eine Bärenhorde darin. Es geht ja nicht um den Hunger, es geht um die Lautstärke bei dem Bild. Aber gut, wenn das missverständlich ist (die Rückmeldung hatte ich noch nicht), muss ich nochmal überlegen, wie ich es verändern kann, damit es nicht zu diesem Unverständnis kommt.

Nachdem sie einige Hände voll gegessen hatte, machte Petulia eine Pause.
Wenn man auf einem Baum Kirschen schnabuliert, dann zupft man die vom Ast weg und stopft die gleich in den Mund - man sammelst sie sicher nicht erst in einer Hand (wo soll sie sich denn dann festhalten in der Zeit?)
Mein Vorschlag wäre: nachdem sie sich einige Male den Mund mit Kirschen vollgestopft hatte ...
Finde ich nichts Verkehrtes dran. Also ich mache das so, dass ich erst pflücke, dann esse, weil die ja meistens nicht einzeln vor der Nase rumhängen. Heißt, ich verrenke mich danach, sammele einige mit langen Armen ein und esse danach händeweise. Sehe da keinen Änderungsbedarf.

»Hm, ich glaub, ich weiß, was du meinst«, sagte Hauke. »Am Anfang hab ich immer noch den kleinen linken Zeh dazu genommen, aber dann war es mir zu lästig, immer den Schuh auszuziehen. Jetzt denke ich ohne Finger an die Jahre und an das Besondere, was in jedem Jahr passiert ist. Geht auch.«
Das ist mir jetzt eine Schippe zuviel des Guten. Mir hätte gereicht, wenn Hauke ein eigenes System zum Zählen hätte, so dass Petulia merkt, dass nicht nur sie anders tickt, sondern jeder für sich anders denkt. Dass er aber auch über die Zehenfrage nachgedacht hat ... naja, mir zuviel hier.
Ist sicherlich grenzwertig, war mir auch sehr bewusst, doch ich finde genau diese Gemeinsamkeit wichtig um zu zeigen: Petulia ist nicht so völlig einzigartig, es gibt noch jemanden, der nicht nur vergleichbar, sondern genauso tickt. Deshalb auch dieselbe unwahrscheinliche Vorliebe für Grünkohl.
Mir hätte gereicht, wenn sie sich langsam verstehen würden - aber nicht gleich so dicke sind.
Nun ja, das ist Geschmackssache.
Sehe ich auch so, ja, aber ich wollte eine Auflösung mit einem fetten, übertriebenen Happy End.

Ich mag die Geschichte von der Petulia. Ich finde sie auch gar nicht seltsam. Ich hatte auch immer so Zahlenspiele als Kind, zB zählte ich ganz oft die im Gehweg verbauten Steine und es musste immer auf eine gerade Zahl herauskommen, dann hatte ich demnächst besonders Glück, wenn sie ungerade war, passierte was Blödes.
geht mir auch so, ich hatte das bei Bürgersteigen, dass ich immer mitten auf die Platten treten wollte und nicht auf die Fugen. Verbuche ich unter spielerische Ticks, nicht unter behandlungsbedürftig.

Eine schöne Geschichte vom Mädchen in den Bäumen, hat mir sehr gut gefallen.
Iwie beruhigend, auch weil du mit meinen bisherigen Stories eher weniger anfangen konntest, wenn ich das richtig erinnere. :Pfeif:

Danke für deinen späten Besuch, da waren viele neue Sachen dabei, über die es sich lohnt weiter nachzudenken.
Schade, dass aus dem Gathering nichts geworden ist dieses Jahr. Vielleicht nächsten Sommer, peace, linktofink

 

@bernadette schreibt:

ich habe die bisherigen Kommentare etwas quergelesen. Keiner hat sich an der Schreibweise von Dreiviertel zwölf gestört. Das sieht für mich falsch aus. Also entweder Dreiviertelzwölf oder dreiviertel zwölf - ich habe auch rumgegoogelt, kann dir aber keinen Link präsentieren, das ist jetzt aus meinem Bauch raus.
worauf @linktofink vorschlägt
Da hole ich mal den Friedel ins Boot, wenn er möchte, @Friedrichard, denn was Zuverlässiges finde ich dazu nicht.
und ich darum vorschlag, obwohl ich die Schreibweise keineswegs für falsch halte, warum nicht "elf Uhr fünfundvierzig", oder schlicht 11:45 Uhr? Aber auch noch einen feinen Aufsatz empfehlen kann
Schrift & Rede, Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.

Tschüss

Friedel

 

und ich darum vorschlag, obwohl ich die Schreibweise keineswegs für falsch halte, warum nicht "elf Uhr fünfundvierzig", oder schlicht 11:45 Uhr?
Danke, @Friedrichard, wenn es nicht falsch ist, bleibt es so wie es ist, denn "elf Uhr fünfundvierzig", oder schlicht 11:45 Uhr ist zwar deutlicher, passt aber nicht zu meiner Figur.
Tschau und schönen Sonntag, peace, ltf.

 

Dumdidum @linktofink,
kam mal auf die Schnelle vorbei, um Petulia Clark zu lesen. Vielleicht hat das die Omma immer gehört. Was waren meine Lieblinge? Bullerbü und Saltkrokan. Neues aus Uhlenbusch. Guck ich heute noch. Und in der Tat erinnert mich dein Text daran. Das von-Baum-zu-Baum steht mir noch stark in Erinnerung aus meiner Kindheit. Wer den Boden berührte, war verloren. Okay, es gab ordentlich Blessuren, denn manchmal musste man auf Gedeih und Verderb springen. Aber: Egal!

Ein schönes Stück Kindheit so erzählt, dass ich erwachsener Sepp es wieder riechen kann, die Gerüche von damals. Auch wenn meine Mutti Grünkohl mit Pinkel machte, weil Vattern es wollte.

Das liest man gerne vor. Und so Nullen wie die Bommel oder die Zitschke gibt es glücklicherweise überall. Man braucht immer Leute zum Ärgern. :Pfeif::cool:

Ich konnte mich sehen.

Gut gemacht und gesund bleiben.
Morphin

 

Ein schönes Stück Kindheit so erzählt, dass ich erwachsener Sepp es wieder riechen kann, die Gerüche von damals.
Moin @Morphin und danke für die Rückmeldung,
freut mich, dass dich dieses Krümelmärchen erreicht hat und in dir was von früher zum Klingen brachte. Bullerbü, Saltkrokan, Uhlenbusch, passende Bezüge, auch auf unsere im Rückblick recht unbeschwerte Kindheit.
Ich hab den Text bedingt durch deinen Kommentar seit längerem mal wieder gelesen und würde ihn als einen der wenigen fertigen der Texte bezeichnen, die ich hier eingestellt habe. Danke fürs Aufwärmen.
Peace, l2f

 

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