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Rob Gelbnase

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03.07.2004
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Rob Gelbnase

Alle kennen Rudolf, das rotnasige Rentier. Aber wer erinnert sich noch, wie Rob Gelbnase Weihnachten rettete?

Am 24. Dezember 1926 fuhr der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten durch New York und verteilte seine Geschenke. Zu seinen acht Rentieren gehörte auch Rob und natürlich Rudolf, der an der Spitze lief und mit seiner roten Nase dunkle Stellen erhellte.

Der Autoverkehr war um diese Nachtzeit ein wenig zurückgegangen, aber immer noch fuhren viele Fahrzeuge durch die Häuserschluchten. Auch die Polizei war unterwegs und drei Beamte saßen in einem Ford T und durchsuchten die New Yorker Slums nach Bösewichten. Inzwischen waren sie an diesem Heiligen Abend sehr schlechter Stimmung, denn bisher hatten sie weder ein Verbrechen noch einen Gangster gesichtet. Sie wussten an dem Abend noch nicht, dass viele zwielichtige Gestalten aus New York mit der Eisenbahn nach Chicago gereist waren. Dort sollte ein Treffen der Jungs von Al Capone mit der Konkurrenz stattfinden und alle erwarteten ein fulminantes Feuerwerk.

Als unsere Polizeibeamten nun so mürrisch durch die Straßen der Bronx kurvten, kam ihnen ein Fahrzeug entgegen, das an der Spitze ein rotes Licht trug. Officer George Cole, der am Lenkrad saß, fuhr ein Stückchen weiter, bis er seinen Augen traute und ausrief: „Habt ihr das gesehen? Der ist ja wohl vom Affen gebissen. Mit einem roten Frontscheinwerfer fahren. Wo gibt’s denn sowas?“ Seine Kollegen stimmten ihm lauthals zu, aber Cole hatte den Streifenwagen schon gewendet. Sein Beifahrer schaltete das große rote Licht ein und setzte die Sirene in Gang. Und schon verfolgten sie das eigenartige Fahrzeug, das auch noch die zulässige Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde weit überschritt. Und obwohl die Polizisten mit der Höchstgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometern über die Straßen jagten, kamen sie dem Fahrzeug vor ihnen erst näher, als dieses plötzlich anhielt.

Die drei Beamten sprangen sofort aus ihrem Wagen, zogen ihre Dienstwaffen und umringten den dicken Mann, der einen schweren Sack auf dem Rücken trug.

„Na, war die Nacht erfolgreich?“, frotzelte Sergeant Georg Klemper.

Der Mann sah ihn irritiert an und antwortete nur „Ho, ho, ho.“

„Der spielt Weihnachtsmann!“ Officer George Cole grölte vor Lachen.

Und Peter Potts, der jüngste der Crew, meinte: „Ja klar, und ich bin der Osterhase!“

Klemper öffnete den Sack und fand lauter verpackte Geschenke, die nach den Anhängern für verschiedene Menschen bestimmt waren, die im Haus 38, vor dem sie standen, wohnten. Er wusste nicht, was er nun tun sollte und seine Unsicherheit griff auch auf seine Kollegen über. Das war nicht gut für die Disziplin. Also griff er wieder auf das ursprüngliche Anliegen zurück und bellte: „Sie fahren mit einem roten Scheinwerfer. Das dürfen nur die Polizei und die Feuerwehr. Also bauen Sie den Scheinwerfer sofort ab und hängen ihn an das Ende von ihrem .. äh .. Fahrzeug .. also …äh … Schlitten.“

Der Weihnachtsmann warf den Sack in den Schlitten und bat Rudolf, seine rot leuchtende Nase auszuschalten. „Ist es so in Ordnung?“

Klemper war inzwischen auf dem Siedepunkt, weil sie hier wohl einen ziemlichen Bock geschossen hatten. „Nichts ist in Ordnung. Sie fahren hier zwar eine Kutsche ohne Motorkraft, aber auch die muss ordnungsgemäß beleuchtet sein, also ein weißes oder gelbes Licht vorne und ein rotes Licht hinten.“
„Und wo soll ich mitten in der Nacht einen weißen Scheinwerfer herbekommen?“

„Das ist alleine ihr Problem. Von uns bekommen Sie einen Strafzettel wegen Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung.“

„Ähm .. Entschuldigung.“ kam es aus der Reihe der Rentiere.

Der Weihnachtsmann wandte sich seine treuen Begleitern zu: „Hat einer von euch eine Idee?“
„Ja, ich“, erwiderte Rob. „Meine Nase kann auch leuchten.“

„Danke, aber wir haben ja schon eine rote Nase.“

Plötzlich leuchtete die Straße im Licht von Robs gelber Nase.

Während Potts seinen Mund vor Staunen aufriss, raunzte Klemper: „Das ist in Ordnung. Und jetzt noch das Rücklicht.“

Rudolf tuschelte einen Augenblick mit dem Weihnachtsmann und dann verschoben sie die Säcke auf der Rückbank so lange, bis Rudolf sich auf die Bank legen konnte. Seinen Kopf legte er auf die Rücklehne und schon erstrahlte ein rotes Licht am Ende des Schlittens.

Wahrend die drei Polizisten überlegten, was sie noch bemängeln könnten, zog der Weihnachtsmann drei Päckchen aus einem Sack und überreichte sie mit den Worten „Ho, ho, ho.“

Die Beamten waren so perplex, dass sie gar nicht bemerkten, wie der Schlitten in Windeseile im Himmel verschwand.

Was die drei in ihren Päckchen gefunden hatten, haben sie niemandem erzählt. Aber Officer Potts hat diese Geschichte viele Weihnachten seinen Kindern und Enkeln erzählt. Heute nach bald neunzig Jahren erinnert sich allerdings niemand mehr an Rob Gelbnase und Rudolf Rücklicht.

 

Hallo Jobär,

ich habe deine Geschichte mit einem Dauerschmunzeln gelesen. Das ist echt eine herzerwärmende Idee. Ich finde sogar, dieser Text ist toll für Kinder, sozusagen als alternative Weihnachtsgeschichte. Glückwunsch, das ist echt ein guter Einfall gewesen.

Sprachlich habe ich da nichts zu bemängeln, außer dass ich diesen Satz hier

Und Peter Potts, der jüngste der Crew, meinte: „Ich bin jedenfalls der Osterhase!“
umschreiben würde. Vielleicht: Und Peter Potts, der jüngste der Crew, meinte: "Ja klar, und ich bin der Osterhase!" Mir gefällt dieses "jedenfalls" nicht so gut.

Ansonsten finde ich, das ist beschwingt und mit einer gewissen Leichtigkeit geschrieben.

Gerne gelesen!
RinaWu

 

Hallo Rina Wu,

danke für Deine positive Kritik und vielen Dank für Deinen Vorschlag. Genau das wollte ich ausdrücken.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo Jobär,

eine lustige, etwas andere Weihnachtsgeschichte. Straßenverkehrsregelen mit der Tradition des Weihnachtsmannes zu verbinden, darauf muss man erstmal kommen. :thumbsup:
Meinen kleinen Schwestern würde ich das sofort vorlesen :D

Ich habs gerne gelesen!

Saana

 

Hi jo
Die Geschichte hat mir die Mittagspause versüßt! Das war mal wieder eine echt gute Idee die du da umgesetzt hast.

Mit freundlichen Grüßen

Ace

 

Haloo Ace,

vielen Dank. Ich hofffe, bei der Hitze kannst Du noch fröhlich schaffen.

Liebe Grüße

Jo

 

Hallo Jobär,

durch die Jahreszeit inspiriert und weil ich noch an meiner eigenen Weihnachtsgeschichte herumbastle, habe ich deine KG von Rob, dem Rentier mit der gelben Nase gelesen.

Ich denke, dass das Genre "Humor" sehr schwer zu bedienen ist, da jeder etwas anderes als humorvoll sieht oder empfindet. Es ist dir aber gelungen, auch meinen Geschmack zu treffen und ich danke dir, für diese herrliche Geschichte.

Nur etwas klitzekleines ist mir aufgefallen:

Der Weihnachtsmann wandte sich seinen treuen Begleitern zu: „Hat einer von euch eine Idee?“

Ach ja, und gewundert hat mich, dass der Weihnachtsmann und die Polizei in "Stundenkilometern" und nicht "Meilen" durch New York gefahren sind.

Hat mir großen Spaß gemacht zu lesen.

Einen schönen Tag wünscht dir

Tintenfass

 

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