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Saya

Monster-WG
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07.01.2018
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Saya

I. Der Ring
Im Traum trage ich das Hochzeitskleid meiner Mutter. Der rosafarbene Stoff ist kühl und glatt unter den Fingerspitzen, als ich den Rock raffe und losrenne.
Ich werfe einen Blick über die Schulter. Meinen Verfolger kann ich nicht sehen, aber ich höre das Knirschen von Schritten im Sand. Jemand ruft meinen Namen.

»Kasta.«
Sayas Stimme reißt mich aus dem Schlaf. Ich schrecke auf, das durchgeschwitzte Laken klebt an meinem Rücken. Auf dem Computerbildschirm glüht ein roter Schriftzug.
»Kasta, du hast sieben ungelesene Nachrichten«, sagt Saya, ihre Stimme dringt sanft und volltönend aus den Lautsprechern.
»Von wem?«, frage ich, reibe mir den Schlaf aus den Augen.
»Sechs Nachrichten von Luupi, eine von Oli.«
»Lese mir die Nachricht von Oli vor.«
Ich knie mich neben das Bett, hebe die Matratze an und greife darunter.
»Oli schreibt: ›Wird spät. Warte nicht auf mich.‹«
Meine Finger stoßen auf eine kleine Schatulle. Ich ziehe sie hervor, streiche über den staubigen Samtbezug.
»Wann war das?«, frage ich, klappe das Kästchen auf, betrachte den Ring. Schlicht, silbern, ein wenig angelaufen. Luupis Augen haben geglänzt, als ich während unseres Videotelefonats das Päckchen aufgerissen und den Ring seiner Mutter gefunden habe. Jetzt ist er meiner oder könnte es sein. Ich muss nur nicken.
»Vor vier Stunden.« Saya ergänzt, ohne dass sich ihr Tonfall ändert: »Oli hat das Haus betreten.«
Ich stopfe die Schatulle zurück unter die Matratze. Mit einem Satz bin ich am Computer. »Saya, Sprachsteuerung aus.« Ich klicke das weiße Häuschensymbol auf dem Desktop an. Der Startbildschirm des VR-Programms öffnet sich. Willkommen in unserer Welt. Schaff dir deine eigene.
Im Türschloss dreht sich der Schlüssel, und Oli steckt den Kopf ins Zimmer. »Warum bist du noch wach?«, fragt er.
»Ich habe da noch so eine Sache.« Ich weise auf den Bildschirm.
Er beißt sich auf die Unterlippe, dorthin, wo die Narben der Zahnabdrücke sind.
Als wir klein waren, habe ich ihn auf dem Boden vor der Anrichte gefunden, auf die ich immer geklettert bin, um die Süßigkeiten aus dem Schrank zu nehmen. Er hat geblutet, aber nicht geweint, und ich habe ihn festgehalten, während ich seinen Mund mit einem Lappen abgewischt habe. Ich wollte es vor unseren Eltern verheimlichen, aber die ausgeschlagenen Zähne und die zerbissene Unterlippe ließen sich nicht verbergen. Natürlich habe ich die Prügel bekommen.
»Muss morgen fertig sein«, sage ich.
»Geh ins Bett!«
Ich spiele mit dem Gedanken zu widersprechen, verwerfe ihn jedoch sofort. »Okay.«
Er lächelt. »Gute Nacht.« Leise zieht er die Tür zu und dreht den Schlüssel im Schloss herum.
Ich lege mich aufs Bett, starre zur Decke hinauf, lausche auf die Schritte im Flur, das Geräusch, mit dem seine Zimmertür zufällt.
Der Ring sticht durch die Matratze in meine Wirbelsäule, raubt mir den Schlaf.

II. Bei Saya
Ich klinke das Verbindungskabel an die Neurobuchse und schaudere unter dem Prickeln, das meine Wirbelsäule entlangfließt. »Bring mich rein, Saya.«
»Sofort, Kasta. Bitte habe einen Augenblick Geduld.«
Weiß vor meinen Augen, fast zehn Sekunden lang. Es dauert eben, sich auf einem Server einzuwählen, der gut geschützt ist.
Endlich weicht das Weiß dem warmen Licht der Lobby. Roter Marmor, schwere Vorhänge, eine Sesselgruppe vor einem Kamin. Der Empfangstresen ist verwaist, über dem Springbrunnen im Zentrum des Saals kreiselt ein Holo-Würfel, der Bilder von lächelnden Frauen zeigt. Darunter läuft ein Schriftzug: Schutz, Solidarität, Saya.
»Willkommen, Kasta«, sagt Saya, ihre Stimme erfüllt den ganzen Raum. »Luupi hat dir neun Nachrichten hinterlassen.«
»Lese mir die aktuellste Nachricht vor.« Ich trete hinter den Tresen, fahre mit der Hand über die gläserne Oberfläche, auf der die Unterlagen der Empfangsdame aufleuchten.
»Kasta, ich warte in meinem Zimmer auf dich. Bitte melde dich«, sagt Saya.
»Danke.« Ich blättere mich kurz durch die heutigen To-Dos. Ein Aufnahmegespräch am Nachmittag. Eine Bewohnerin hat gemeldet, beim letzten Update wären Gegenstände aus ihrem Zimmer verschwunden. Ich setze die Beschwerde auf die Prio-Liste für die Programmierer. Für Luupi und mich.
»Saya?« Ich atme tief durch. »Wie sehe ich aus?«
»Einen Moment, bitte«, sagt Saya. Ihre Stimme klingt amüsiert, so wie immer, wenn sie die Avatare der Serverbewohnerinnen bearbeitet. »Ich habe deine Frisur korrigiert, Kasta.«
»Danke, Saya. Bring mich in Luupis Zimmer.«
»Einen Augenblick Geduld. Ich erbitte die Zugangsberechtigung.«

Saya versetzt mich direkt in Luupis Arbeitszimmer. Es ist durch keine Tür zu erreichen. Manche Bewohnerinnen beunruhigt die Anwesenheit von Männern, also ist es das Beste, wenn sie nicht wissen, dass Luupi sich mehr als nötig auf dem Server aufhält.
Schwarzer Teppich auf dem Boden, Fenster an allen vier Wänden – und durch jedes ein anderer Ausblick: ein Nadelwald, Regendunst in den Baumkronen; ein schwarzer Strand mit sturmgepeitschter See; Rapsfelder, schneebedeckte Berge am Horizont; eine Heidelandschaft, Schafe zwischen lilablühenden Sträuchern.
Diese und andere Welten habe ich designt, sie Luupi gezeigt, als er das erste Mal den Server betreten hat, lange bevor Sayas Haus zu einem Zufluchtsort geworden ist. Nicht nur für mich, auch für andere Frauen. Damals war es noch mein Zufluchtsort, eine Heimat nur für mich, und all mein Herzblut habe ich in die Landschaften gesteckt. Luupi hat sich umgeschaut, geschnuppert und gesagt: Es riecht nach nichts.
Seitdem hat sich alles verändert.
Im Zentrum des Raumes steht Luupis Holo-Arbeitstisch, auf dem die Nachrichten laufen. Als ich im Zimmer erscheine, erhebt Luupi sich aus seinem Sessel.
»Kasta«, sagt er, macht einen Schritt auf mich zu, hält jedoch inne. »Ich dachte, du ignorierst mich.«
Ich weiche seinem Blick aus. »Ich habe dich ignoriert. Muss nachdenken.«
»Oh.«
»Ja.«
»Und?«, fragt er.
»Was?«
»Hast du nachgedacht?«
Ich gehe zum Tisch, tippe auf das weiße Häuschensymbol und rufe die Prio-Liste auf. »Aus Zimmer 147 verschwinden Dinge«, sage ich. »Kümmerst du dich darum?«
Seine Miene verfinstert sich, aber die Stimme klingt fest. »Klar. Aber …«
»Kasta«, sagt Saya. »Oli hat das Haus betreten.«
»Ich muss los.« Ich nicke Luupi zu. »Melde dich, wenn es Schwierigkeiten gibt.«
»Kasta …« Er streckt eine Hand nach mir aus. Die Welt um mich versinkt im Weiß.

III. Beschützer
»Willkommen zu Hause, Kasta«, sagt Saya.
Ich ziehe den Stecker der Neurobuchse aus meinem Nacken. »Danke, Saya. Sprachsteuerung deaktivieren.«
Ich öffne das Saya-Programm, klicke mich durch zu Zimmer 147. Der Code ist extrem unübersichtlich. Luupis Code. Es ist eine Farce, mich als Designerin von Sayas Haus zu bezeichnen. Ich kümmere mich fast nur noch um unsere Gastgeberin, darum, dass Saya immer höflicher, schneller, humorvoller, ihre Stimme modulierter wird. Die Seele des Hauses ist Luupi. Luupi mit den schwarzen Augen, den warmen Händen. Luupi, der achthundert Kilometer entfernt wohnt.
Oli schließt meine Zimmertür auf.
»Bin da.«
Ich trete durch die angelehnte Tür auf den Flur und folge Oli in die Küche. Er lässt sich auf einen Stuhl fallen.
»Arbeitest du schon wieder?«, fragt er. Er kramt eine Zigarettenpackung aus der Innentasche seines Mantels, steckt sich eine Kippe an.
»Ja.«
»Du weißt, dass ich wieder einen Job habe?«
»Ja«, sage ich seufzend.
»Die bezahlen sogar ganz okay«, sagt er.
Ich öffne die Tiefkühltruhe, ziehe zwei Schalen heraus.
Oli zieht an der Kippe und reckt das Kinn, um den Rauch zur Decke zu pusten. »Du musst nicht mehr arbeiten.«
»Ich mache das gerne.«
»Und überhaupt«, sagt er.
Mit einem Ruck ziehe ich den Ofen auf, reiße die Folien von den Pappschalen und knülle sie mit möglichst viel Getöse zusammen.
Ich blicke auf das Hochzeitsfoto unserer Eltern über dem Herd, sie berühren sich nicht auf dem Bild. Mutter in dem rosafarbenen Kleid vor einem Sommerflieder. Sie lächelt nicht, ihr Blick durchbohrt mich.
»Und überhaupt«, sagt er und hebt die Stimme, als befürchtete er, ich würde ihn sonst überhören, »diese ganze VR ... Weiß nicht. Seit diese Saya-Fems Frauen einäschern.«
»Das machen nicht nur die Saya-Fems!« Meine Stimme klingt lauter, als sie sollte.
Ich atme tief durch, werfe ihm einen Blick zu. Er versucht einen Rauchring. Gut. Sieht so aus, als irritierte ihn mein Tonfall nicht.
»Wie auch immer. Das ist doch scheiße«, sagt er.
»Das ist ja kein bloßes Einäschern.« Ich schiebe die Fertiglasagne in den Ofen. Mit einem Rattern erwacht die Umluft zum Leben – der Ofen klingt erschöpft wie ein alter Mann bei der letzten Schicht –, und ich drehe mich zu Oli um. »Durch die Krema-Technik kann man Leute retten, die an unheilbaren Krankheiten leiden …«
»Quatsch!« Er wedelt mit der Zigarette. »Mit der Krema-Technik werden keine Krankheiten geheilt. Man äschert die Körper ein und packt das Bewusstsein der Leute in die VR. Aber sind sie dann noch echte Menschen?« Er sieht mich durchdringend an.
Ich lache. »Oli, du bist kein Philosoph.«
»Und die Saya-Fems sind noch viel schlimmer. Die zerstören die Körper von Leuten, die völlig gesund sind. Lassen sie verschwinden.«
Er holt tief Luft, seine Unterlippe bebt. Ich weiß, wir denken beide an Mutter. Und wie sie für immer in der VR verschwunden ist. Illegal, die Krema-Technik auf gesunde Menschen anzuwenden. Aber das Gesetz hat sie nicht aufgehalten. Sie nicht. Mich nicht.
»Ich möchte nicht, dass du in deren Fänge gerätst«, sagt Oli.
»Okay. Ich passe auf.«
Ich strecke die Faust in seine Richtung, den kleinen Finger abgespreizt. Aber er geht nicht darauf ein, spielt mit dem Feuerzeug herum, lässt die Flamme aufleuchten und wieder verlöschen. Aufleuchten, verlöschen.
»Ich passe auf«, sagt er.
Ich lasse die Hand sinken.
»Was meinst du, was dein Computer und das ganze Zeug wert sind?«, fragt er.
Mein Körper krampft sich zusammen, als hätte er mir einen Schlag in die Magengrube verpasst. Für einen Augenblick bekomme ich keine Luft, ringe nach Atem, presse mühsam hervor: »Was?«
»Den brauchst du ja dann nicht mehr.«
Ich stoße mich vom Herd ab. »Nein!«
»Was?«
»Nein! Das ist meiner!«
»Wir könnten das Geld gebrauchen.«
»Der Herr verdient doch jetzt genug!«
Er wirft die glimmende Kippe in die Spüle. Stützt die geballten Fäuste auf der Tischplatte ab. »Schrei mich nicht an.«
»Ich schreie nicht!«
Sofort ist er bei mir, baut sich vor mir auf, atmet mir seinen heißen Atem ins Gesicht. »Widersprich mir nicht!«
Ich fletsche die Zähne. »Das ist mein Computer!«
Er presst die flache Hand auf meinen Kopf, drückt mich auf den Fußboden, presst mein Gesicht auf die kalten Fliesen. »Miststück«, sagt er.
Ich bleibe auf dem Boden liegen, seine Zimmertür fällt ins Schloss. Bewegen kann ich mich nicht, nicht einmal den Kopf heben. Ich drücke das Ohr gegen die Fliesen, lausche auf das Atmen des alten Hauses unter mir.

»Oli will meinen Computer verkaufen.«
Luupi sieht mich an. Öffnet den Mund, schließt ihn wieder.
»Sag doch was«, sage ich.
»Scheiße, Kasta.«
»Er hat Angst, dass ich in die Fänge der Saya-Fems gerate.« Ich lache. »Wenn der wüsste.«
»Ich finde das nicht komisch.«
»Tja, ich schon.«
Mit verschränkten Armen lehne ich mich im Schaukelstuhl zurück, lasse den Blick über die atemberaubende Gebirgslandschaft schweifen. Vom Balkon haben wir eine hervorragende Aussicht aufs Tal. Die Luft duftet nach Regen.
Naturspektakel, nachgebildet in einer Perfektion, die nur Luupi erreichen kann.
»Hat er …?« Luupi reibt sich das Kinn, die roten Bartstoppeln geben unter seiner Hand ein kratziges Geräusch von sich. »Du weißt schon.«
»Nein. Nein. Wir haben uns gestritten. Aber das wird schon wieder.«
»Kasta.« Er beugt sich vor, ergreift meine Hand. »Das ist nicht wahr.«
Tief einatmend streiche ich mit dem Daumen über seinen Handrücken, wie eine echte Berührung. Ich blicke in sein Gesicht, die dunklen Augen, will seine Haut auch in der Wirklichkeit berühren können. Wünsche mir, ich wäre bei ihm.
Mit einem Ruck ziehe ich die Hand weg.
»Wenn du nicht willst, das mit uns …« Seine Stimme zittert, er unterbricht sich. »Ich verstehe nicht, wieso du nicht längst hier eingezogen bist. So richtig.« Er macht eine Handbewegung, die alles einschließt. Die Gebirgslandschaft, unsere Berghütte mit dem breiten Bett, dem rotkarierten Bettzeug, das nach Luupi riecht, nach mir, nach dem Schweiß auf unserer Haut. »Er könnte dir nie wieder etwas tun.«
»Ich bin mit dem Konzept von Sayas Haus vertraut, danke.«
»Ich weiß. Und was ist …« Er behält die Augen auf den Horizont gerichtet, doch ich ahne, dass er mich aus dem Augenwinkel ansieht »… mit uns?«
Ich mache eine wegwerfende Handbewegung. »Eins weiß ich. Oli wäre nicht glücklich ohne mich.«
»Das ist doch scheißegal!«
Wir sehen einander an, ich schiebe die Unterlippe vor.
»Dir vielleicht«, sage ich. »Und weißt du was? Es ist jedem egal. Aber mir nicht.«
Er streckt wieder die Hand nach mir aus, doch ich ziehe den Arm weg. Sein Gesichtsausdruck verzerrt sich, ich muss die Augen schließen.
»Hast du nachgedacht?«, fragt er.
Am liebsten hätte ich mir auch noch die Ohren zugehalten. »Ja.«
»Also?«
»Oli würde es nicht erlauben.«
»Liebst du mich?«
Ich öffne die Augen, schaue in sein weiches Gesicht, das Schimmern in seinen dunklen Augen. »Ist doch egal.«
»Mir nicht.«

IV. Liebe
Oli sperrt mich ins Badezimmer, bevor er den Computer abbaut und aus der Wohnung trägt. Als er wieder aufschließt, habe ich keine Kraft mehr, ihn anzuschreien. Mein Zimmer ist leer ohne den Computer, unerträglich still ohne das sanfte Schnurren.
Früher, wenn ich die Prügel eingesteckt habe, wenn ich ihn in der Ecke sitzen gesehen habe, er – immer an allem unschuldig –, dann jagte die Wut purpurn durch meine Adern, dann bekam ich kaum noch Luft. Danach habe ich Olis Kopf auf meine Matratze gedrückt, die Bettdecke drübergezogen und mich auf ihn gelegt, bis er sich nicht mehr bewegt hat. Ich konnte erst wieder ruhig atmen, wenn ich gespürt habe, wie sein Jungenkörper unter mir erschlafft ist.
Doch heute bin ich so müde, ich schließe ohne ein Wort die Zimmertür zwischen uns und versuche zu schlafen. Aber jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich das Hochzeitskleid meiner Mutter vor mir, das Babyrosa.
Wenn du nicht in der VR leben willst, dann lebe bei mir. Weit weg von ihm. Luupis Worte. Luupis Pläne.
Vom Bett kann ich aus dem Fenster sehen, auf die gegenüberliegende Häuserreihe, grauer Putz. Ich wünsche mir die Aussicht auf Luupis Tal, die Berge, den Regengeruch. Die Luft in der Wohnung schmeckt nach Zigarettenasche und Staub.
Ich stehe auf, schlurfe in die Küche.
»Oli?«
Er sitzt am Küchentisch und blättert durch die Zeitung. »Was?«
»Ich muss einkaufen gehen.«
Er greift in die Manteltasche, legt mein Portmonee vor sich auf den Tisch. »Bring Brot mit.«
Die Faust geballt, streckt er die Hand aus, spreizt den kleinen Finger ab. Für einen Moment ist es still zwischen uns, während ich seinen Finger ansehe. Hinter meinem Rücken balle ich die Hand zur Faust.
Schließlich wende ich mich ab. »Okay«, sage ich.
Im Flur ziehe ich die Regenjacke an, fahre mit den Fingern durch das zerzauste Haar, ehe ich aus dem Haus gehe. Es regnet in Strömen, trotzdem gehe ich langsam. Meine Kopfhaut schmerzt, und die Unterlippe ist geschwollen.
Ich gehe am Supermarkt vorbei, einfach immer geradeaus, die Straße hinunter. Aus der Stadt, auf die Landstraße, zwischen graue Stoppelfelder. Dort bleibe ich stehen, blicke auf die vorbeiheizenden Autos. Ich krame mein Handy hervor und wähle Luupis Nummer.
»Kasta?«
»Es tut mir leid«, sage ich, »aber ich kann meinen Bruder nicht allein lassen. Es ist für uns alle das Beste, wenn alles so bleibt, wie es ist.«
Er schweigt einen Moment. »Wie kannst du das sagen?«, fragt er schließlich.
»Was denn?«
»Er ist gefährlich. Bitte! Bitte! Ich will dir doch nur helfen.«
»Das wollen alle.« Ich lache, recke die Nase zum Himmel, halte das Gesicht in den Regen. An den meisten Orten der VR regnet es nie. Nur in Luupis Welt.
»Kasta …«
»Nein. Ich will nichts mehr hören. Ich schicke dir den Ring zurück.«
Einen Moment ist es still am anderen Ende der Leitung. So lange, dass ich beinahe nachgefragt hätte, ob er noch dran wäre.
»Chef?«, fragt er schließlich. Seine Stimme klingt anders, härter, eisiger. Wie ich sie noch nie gehört habe. »Ich muss mir ein paar Tage freinehmen.«
»Okay«, sage ich. »Aber eins noch.« Ich drehe mich um, schaue hinauf zum Schimmer am Horizont, wo die Regenwolken sich lichten. »Ich liebe dich.«
»Das ist keine Liebe«, sagt er. Und legt auf.
Ich lausche auf das gleichförmige Piepen in der Leitung, auf das Rauschen des Regens, der meine Jacke durchweicht.

V. Zusammen
Die Wohnungstür wird geöffnet, noch bevor ich überhaupt den Schlüssel ins Schloss gepfriemelt habe. Ich stelle mir vor, wie Oli den ganzen Tag hinter der Tür gestanden ist, durch den Spion gespäht hat. Jetzt starrt er mich mit aufgerissenen Augen an, während ich tropfend vor ihm stehe. Die schwere Einkaufstüte zieht an meinem Handgelenk.
»Kasta!« Er macht einen Schritt über die Türschwelle, schlingt die Arme um mich und drückt mich so fest an sich, dass ich nach Luft schnappe. »Ich dachte, du kommst nicht wieder«, sagt er mit dem Mund an meinem Ohr.
Ich hebe die freie Hand, streiche über sein Haar. »Immer, kleiner Bruder.«
Er schiebt mich über die Schwelle, tritt die Tür mit dem Fuß ins Schloss. »Wo warst du die ganze Zeit?«
Ich betrachte die Falte über seiner Nasenwurzel, das Zucken in den Mundwinkeln. Mein Blick wandert den Flur entlang zu meiner offenstehenden Zimmertür. Der Bildschirm steht wieder auf dem Schreibtisch, ich höre das Schnurren des Computers, er begrüßt mich wie ein fetter Kater.
»Ich dachte, du brauchst ihn gleich«, sagt Oli, flüstert fast. »Habe ihn schon einmal angemacht, aber ich wusste das Passwort nicht.«
Als Oli sich das erste Mal losgerissen hat, vor vielen Jahren, nach mir getreten, mir ins Gesicht gespuckt hat, ich ihn nicht einfangen konnte, habe ich gewartet, bis es Nacht wurde. Ich wollte in sein Zimmer schleichen und diesmal eine Viertelstunde auf ihm liegen bleiben – oder länger. Ich hatte gelesen, dass eine derart lange Zeit ohne Sauerstoff … Weiter habe ich damals nicht gedacht. Aber ich bin nicht aus meinem Zimmer gekommen. Die Tür war verschlossen.
Verzeihen habe ich erst gelernt, als ich die VR betreten habe. Dort ist es leicht. Jedes Problem kann ich einfach wegwischen.
Ich strecke die Hand aus, schiebe Olis Mundwinkel nach oben. Erst verkrampfen sich seine Gesichtsmuskeln, doch schließlich gibt er nach und lächelt.
»Ich bin ja da«, sage ich. »Und du bist da.«
Er hält mir die geballte Hand hin, den kleinen Finger ausgestreckt, und ich hake meinen kleinen Finger ein.
»Zusammen«, sagt er.

 

Es gibt keinen Unterschied zwischen einer Pseudowelt und einer realen Welt, denn beides sind Konstrukte unserer Sinne und unseres Gehirns. Es gibt auch keinen Beweis dafür, dass das, was wir reale Welt nennen, real ist, und das, was wir in Träumen erleben, irreal. Will sagen: Es könnte auch umgekehrt wahr sein.

Insofern ist diese Geschichte, in der die Heldin mal in der einen, und mal in der anderen Welt unterwegs ist, gut dafür geeignet, uns genau das zu vermitteln. Zumindest in der jetzigen Version, die vom Freitag 13:43 Uhr ist.

Das, was wir Virtual Reality nennen, steckt noch in der Kinderschuhen und ist daher leicht als künstlich erzeugte zu erkennen. Aber das darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bald eine Zeit kommen wird, in dem diese Unterschiede verschwinden werden – Matrix hat uns gezeigt, was danach geschehen könnte.

Schon seit einiger Zeit sind wir Menschen unfähig, Computer zu planen und zu bauen: Das können nur Computer, zugegeben noch nach unseren (groben) Vorgaben. Und es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir auch für das für sie entbehrlich sein werden. Denn eigentlich sind wir mit unseren Emotionen und unserer Unvollkommenheit nur Störfaktor in einer Welt, die von Computern bald viel besser regiert und organisiert werden könnte.

Was Computern noch fehlt, ist das Bewusstsein. Aber durch unsere Mitteilsamkeit in sozialen Medien „wissen“ Computer jetzt schon viel mehr über uns Menschen als wir über sie. Es wird sich bald – ich schätze in den nächsten 5 Jahren – einer finden, der den Turingtest besteht und spätesten dann werden wir entscheiden müssen, ob wir die Weiterentwicklung der KI stoppen bzw. begrenzen oder uns ihr überlassen wollen.

Okay, jetzt habe ich wenig bis gar nichts über deine Geschichte gesagt, TeddyMaria, aber das waren die Gedanken, die sie in mir auslöste. Das ist nicht so schlecht für einen so kurzen Text, finde ich, eher spricht das für ihn. :thumbsup:

 

Was Computern noch fehlt, ist das Bewusstsein. Aber durch unsere Mitteilsamkeit in sozialen Medien „wissen“ Computer jetzt schon viel mehr über uns Menschen als wir über sie. Es wird sich bald – ich schätze in den nächsten 5 Jahren – einer finden, der den Turingtest besteht

Hast du "Ex Machina" gesehen, Dion? Guter Film, der sich mit dem Thema auseinandersetzt.

Sorry für's Offtopic, Maria, aber vielleicht nützt dir die Empfehlung ja auch was (wenn du so SF-affin bist, kann's natürlich auch sein, dass du den Film längst kennst).

 

Gude @TeddyMaria,

Überarbeitung reicht als Begriff ja kaum aus, eine Neuschöpfung ist das schon. Auch wenn ich den abgesteckten Rahmen kannte, so habe ich die Geschichte gelesen, als würde ich sie noch nicht kennen - Spannung war also drin.
Allerdings bin ich vom Ende etwas ernüchtert. Du hast einen starken Spannungsaufbau bis zum letzten Abschnitt: PC weg, von Luupi gelöst und scheinbar komplett fertig steht Kasta allein da, kommt nach Hause ... ja gut, der PC steht wieder da, Oli macht mal eine kurze liebevolle Szene und Punkt. Das liest sich für mich leider fade, da das Damoklesschwert sich scheinbar plötzlich in Luft aufgelöst hat. Hier würde ich mir wünschen, dass der Fortbestand des Belagerungszustands im eigenen Hause klarer hervortritt. In der aktuellen Fassung marginalisiert das Ende für mich den gesamten Spannungsverlauf. :sealed:

Nun zu Luupi: Erst einmal mein Eindruck aus der aktuellen Version. Er liebt Kasta, möchte sie aber durchaus ähnlich vereinnahmen wie Oli. Er tritt nur verlangend auf, stellt Fragen, will Antworten und eine klare Position von Kasta zu ihrer gemeinsamen Zukunft.
Die Ähnlichkeit zu Oli wird insbesondere durch das Zitat festgehalten, wie ja auch Kasta es selbst fomuliert.
Dazu auch:

Seine Anwesenheit beunruhigt manche Frauen
-> Das liest sich erstmal für mich, als würde er ganz persönlich für Unruhe sorgen. Erst später kann man sich zusammenreimen, dass es vielleicht eher an seinem Geschlecht liegt, mit dem die Bewohnerinnen schlechte Erfahrungen (milde ausgedrückt) gemacht haben. Oder liegt es vielleicht doch am (neuen) Luupi?
Im Vergleich zur ersten Version ist das ein massiver Umschwung; da war Luupi noch der liebe Nerd, der versucht hat, ein Retter für Kasta zu sein. Ich bin jetzt erstmal neugierig, warum du die Figur so stark umgewandelt hast - mein Tipp wäre, dass du das Motiv der Unterdrückung weiter ausbauen wolltest; auch um deutlich zu machen, dass es mit der neuen Technologie nicht endet.

Jetzt eine Frage:

Ich weiß, wir denken beide an Mutter. Und wie sie für immer in der VR verschwand.
Darauf wird nicht mehr eingegangen, was mich etwas stutzig macht. Ich hätte jetzt erstmal gedacht, dass "Saya" das erste Projekt dieser Art ist, da ja auch von den Saya-Fem(inistinnen?) als spezielle Gruppierung zur Befürwortung dieser Praxis gesprochen wird? Zu der Situation rund um die Mutter hätte ich als Leser gerne mehr Informationen, um ein schlüssiges Bild hinzubekommen, wenn denn schon die Mutter das "Eins-werden-mit-der-VR" durchgemacht hat.

Im Folgenden kleinere Stilsachen, die mir aufgefallen sind:

Willkommen in unserer Welt. Schaff dir deine eigene.
-> Das klingt sehr abgedroschen, m.E. nach. Und dazu noch widersprüchlich.
Schutz, Solidarität, Saya.
-> Das klingt für mich voll nach Parteislogan, ich muss da an irgendwelche politischen Bewegungen denken.
darum, dass Saya immer höflicher, schneller, humorvoller, ihre Stimme immer modulierter, mächtiger wird.
Mächtiger würde ich streichen. Es geht schwer mit meiner Vorstellung von einem sicheren Schutzort zusammen, dass man eine mächtige Stimme hat - Macht bedeutet (oder kann bedeuten) u.a. Einfluss auf jemanden nehmen können ...
Vielleicht wäre "fürsorglich" ein passenderes Adjektiv, wenn man denn eines wollte.
Ich falle ihm ins Wort: »Eins weiß ich. Oli wäre nicht glücklich ohne mich.«
-> Hier würde ich fast lieber etwas wie die abgedroschene Formel: "Er kann nicht ohne mich leben" lesen, da "glücklich sein" in der Situation auf mich sehr schwach wirkt.


Insgesamt bin ich sehr beeindruckt von deiner neuen Geschichte. Es gibt keine Lesestotterer, einen klaren Aufbau und sauberen Spannungsbogen. Nur das Ende verdient da noch etwas Nachjustierung, m.E. nach.
Traurig macht sie mich allerdings schon ein wenig. Aus meiner Erinnerung heraus würde ich sagen, dass die erste Version trotz des Themas noch verspielter war - eben wegen den Szenen in der VR, Luupis etwas unbeholfenem Charakter und den anderen Figuren. Da hatte ich noch das Gefühl, dass es tatsächlich eine schöne Alternative sein kann. In der jetzigen Version lese ich v.a. Resignation und Tristesse, da scheinbar nichts die Situation verändern kann. Auch habe ich gerade beim Nachdenken das Gefühl, dass es damals vielmehr kleine und z.T. auch etwas makaber-kuriose Details gab (ich denke z.B. an das Händebügeln bei Luupi, aber auch die längere Auseinandersetzung mit der Geruchsfrage, die hier deutlich abgespeckt wurde).

Mein persönliches Fazit: beide Varianten haben ihre Stärken; die zweite funktioniert als Geschichte mit klassischem Konflikt-Auflösungs-Szenario stimmiger - aber aus persönlichen Vorlieben (!) hat mir die erste Variante noch besser gefallen.


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

So, wieder da. Aber offensichtlich könnt ihr euch auch ohne mich ganz gut unterhalten. Na ja, ich grätsche trotzdem mal rein. Ist ja immer noch meins. :p

Hallo, @Kroko nochmal

Lass es mich so formulieren, deine Figuren haben mindestens eine Tasse nicht mehr im Schrank. Es ist mehr als nur ein schräger Tick.

Ja, das kann ich so unterschreiben. Eine Konfliktlösestrategie ist ja auch kein Tick. Wenn man da erstmal was entwickelt hat, zieht sich das so durch. Deshalb möchte ich ja auch gerne, dass sich Gewalt als Mittel der Problemlösung bis zum Ende durchzieht und der/die Leser/in am Ende ahnt, dass das auch auf jeden Fall weiterhin so bleiben wird.

Sie nimmt bewusst seinen Tod in Kauf.

Das wiederum ist mir zu milde. Sie will ihn ja umbringen. „einen Tod in Kauf nehmen“ wäre ja z.B. Autorennen in der Stadt. Oder so was. Halt, man will jemanden nicht unbedingt töten, aber einem sollte bewusst sein, dass man jemanden durch seine Aktion verletzen oder töten könnte, und man billigt das. Kasta aber war in der Vergangenheit an einem Punkt, an dem sie Oli wirklich töten wollte. Ab diesem Zeitpunkt wurde sie von ihm eingesperrt. Ich hätte da gerne so einen Twist drin, dass die Gewalt, die von Oli ausgeht, durch die Gewalt, die von Kasta ausgeht, verursacht wurde. Dass sie nicht einfach nur sein Opfer ist, sondern es stellenweise auch umgekehrt sein kann.

Was ich dir einfach mitgeben wollte war, dass deine Figuren keinen Charakter haben und dass du daran arbeiten solltest, wenn du deine Geschichten verbessern willst.

Was zur Charakterentwicklung habe ich auch schon als Feedback erhalten (wobei das nicht genau das gleiche ist). Ich bin mir nur unsicher, was ich dafür tun muss. Bei meiner vorherigen Geschichte wurde mir die Rückmeldung gegeben, dass ich eigentlich meine Figuren häufig (und leider unbewusst) mit irgendwelchen Spleens ausstatte, die dann sehr sympathisch wirken. Das bewusst einzupflegen, gelingt mir leider immer noch nicht. Bei dieser Geschichte habe ich auch ein wenig Angst, dass sie den Fokus zur Handlung verliert, schließlich ist sie ja eigentlich recht kurz und soll es auch sein. Ich habe also bisher nur darauf geachtet, dass die Figuren sich kohärent verhalten (was ja schon mal ein erster Schritt ist). Wie ich da richtige Charakterzeichnung reinkriege, ohne abzuschweifen … Puh. Ich denke nochmal über Spleens nach, vielleicht hilft das ja.

Ehrlich gesagt, das ist bei diesem Thema meine ganz große Angst: den Fokus zu verlieren. Deshalb ist er wahrscheinlich momentan so eng.

Ich bin mir sicher, dass deine Geschichten dann nochmals einen großen Sprung in der Qualität machen werden. Denn dein Grundgerüst ist gut und schreiben kannste auch.

Aber das will ich ja unbedingt, besser werden, Sprünge machen. Ich tüftele das also weiter aus.

Vielen Dank, dass Du nochmal da warst.

Charakterliche Grüße,
Maria

Hallo, @ViertelVorKebap

Willkommen in der Pseudo-Welt mit weniger Technik. :D Schön, dass Du da bist.

Insgesamt dicht geschrieben und abschnittsweise dachte ich, ich lese was von W.Gibson. Ich hoffe du verstehst das als Kompliment.

Oje, ich sollte dringend mal den Neuromancer lesen. Ich höre ständig davon, und tatsächlich habe ich auch schon für eine Ausschreibung geschrieben, wo man ein bisschen in seinem Stil schreiben soll, aber ehrlich gesagt: Nie was von ihm gelesen. Aber hey, ich verstehe das trotzdem als Kompliment, also vielen Dank.

Mir persönlich gefällt diese Version der Geschichte besser als die erste, denn dass du die Technik etwas heruntergeschraubt hast, macht sich positiv bemerkbar.

Das freut mich sehr. Das, was ich am meisten hasse (wer würde das nicht), ist, wenn die Überarbeitung schlechter ist als die erste Fassung. Also freue ich mich sehr, dass Du Dich hiermit amüsieren konntest.

Es ist eine komplexe Situation in der sich deine Protagonistin da befindet. Familie, oder was noch davon übrig ist, zusammen halten, Liebe nicht verlieren, eigenes Projekt weitertreiben.

Und auch schön, dass Du das so erkennst und siehst. Ich verschleiere ja gerne, muss mal gucken, wie ich im Feinschliff damit umgehe. Das ist immer so ein Drahtseilakt zwischen Totalverschleierung und Holzhammer. :D

Danke für Deinen Kommentar und das Lob!

Verschleierte Grüße,
Maria

Hallo, @Alveus Jekat

Puh, da bin ich aber froh, dass ich die Wogen (hoffentlich) ein wenig glätten konnte.

Nein, du hast mich natürlich nicht verloren. Ich habe an Version 1 vor allem anderen dein Talent zu schätzen gelernt, daher müsstest du schon schlechter werden, damit du mich wieder loskriegst :P

Und dass Du im Boot Richtung Pseudo-Welt bleibst. Und ich muss mal kurz sagen: Na ja, Talent … Was ich tue, fühlt sich selten wie Talent an. Manchmal habe ich voll den Flow wie hier bei der Überarbeitung, oder wenn ich eine Rohfassung schreibe. Aber dann ist es am Ende auch häufig eine Menge Arbeit. Umso mehr freut es mich, wenn es Leser/innen gibt, die das zu schätzen wissen.

Ich werde mir ein paar Tage Zeit lassen, Version 1, die in meinem Hinterkopf sitzt, durch deine Antwort auf meine Kritik ersetzen, die Geschichte dann erneut lesen und mir noch einmal Gedanken darüber machen

Das halte ich für eine super Idee (nicht ganz uneigennützig). :D Auch, wenn Du doch nicht mehr wiederkommen magst, wenn Version 1 also gar nicht verrauchen mag, habe ich mal eine kurze Liste zusammengestellt, was jetzt noch passieren kann und wird, bevor ich in zwei Wochen in meinen wirklich laaangen Sommerurlaub düse.

  • Luupi-Kasta-Dialoge überarbeiten, um Luupi mehr Straffung zu geben.
  • VR und Außenwelt ausdifferenzieren (aber mit einem Augenmerk auf die sehr klugen Ausführungen von @Dion)
  • Geschwistergeste (Finger einhaken) schon im Verlaufe des Textes einarbeiten
Ich hoffe, dass diese Punkte dem Text schon etwas mehr Tiefe geben. Und natürlich darf die Liste auch länger oder kürzer werden. Was in den Luupi-Kasta-Dialogen genau noch passieren soll, weiß ich nicht sicher. Ich nehme mal an, dass Dich das mit Deinem Luupi-Faible, das ich Dir hier einfach mal unterstelle, (hey, ich liebe den alten Luupi auch, also behalten wir ihn einfach für immer im Herzen), beinahe am meisten interessieren wird. Wobei Punkt 2 auch von Dir ist. Also, auch aus Deinen bisherigen Ausführungen versuche ich bereits, was für den Feinschliff zu ziehen.

Vielen Dank also, und ich freue mich auf ein Comeback. Wenn Du erlaubst, klingele ich Dich noch einmal wach, wenn ich diese drei Punkte abgeklappert habe.

Distanzierte Grüße,
Maria

Hallo, @Dion

Es gibt keinen Unterschied zwischen einer Pseudowelt und einer realen Welt, denn beides sind Konstrukte unserer Sinne und unseres Gehirns. Es gibt auch keinen Beweis dafür, dass das, was wir reale Welt nennen, real ist, und das, was wir in Träumen erleben, irreal. Will sagen: Es könnte auch umgekehrt wahr sein.

Hier machte mein Psychologinnenherz einen kurzen Hüpfer, denn tatsächlich sind das Fragen, mit denen ich mich im Alltag häufig auseinandersetze. Unsere Sinne sind schließlich im höchsten Maße anfällig für vielfältige Formen von Täuschungen. Was also wirklich objektiv und außerhalb der Sinneswelt eines Einzelnen wahr und real ist und was nicht, kann von einem Menschen nur selten beurteilt werden. Das müssten schon mehrere Menschen, oder, wenn Du hier von Computern sprichst:

Und es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir auch für das für sie entbehrlich sein werden. Denn eigentlich sind wir mit unseren Emotionen und unserer Unvollkommenheit nur Störfaktor in einer Welt, die von Computern bald viel besser regiert und organisiert werden könnte.

… Messgeräte tun.

Und deshalb ist es doch ein bisschen vermessen von uns Menschen zu unterscheiden, was Real Life und was Virtual Reality ist, schließlich wissen wir nicht einmal wirklich, was Reality sein soll. Alles, was wir erleben, ist durch unsere Sinnesorgane gefiltert, also doch selbst „virtuell“.

Okay, jetzt habe ich wenig bis gar nichts über deine Geschichte gesagt, TeddyMaria, aber das waren die Gedanken, die sie in mir auslöste. Das ist nicht so schlecht für einen so kurzen Text, finde ich, eher spricht das für ihn.

Dass ich all diese Gedanken in Dir mit meiner Geschichte auslösen konnte, freut mich wirklich. Gedanken auszulösen, das ist doch das Schönste, was man als Autorin tun kann. Und anscheinend löst dieser Text eine große Bandbreite an verschiedenen Gedanken aus, was auch mal wieder zeigt, wie individuell unsere Wahrnehmung einer objektiv gleichen Sache ist. Für jeden irgendwie ein bisschen anders.

Und doch, das erstaunt mich am Schreiben am meisten, sind häufig Gedanken dabei, die ich selbst gedacht habe, während ich schrieb, also: :thumbsup:

Vielen Dank für Deinen Kommentar, er war sehr erheiternd zu lesen. Im Rahmen von Science-Fiction spreche ich Dich und @Mix nochmal gemeinsam an, wenn wir den Blick auf die KI richten:

Es wird sich bald – ich schätze in den nächsten 5 Jahren – einer finden, der den Turingtest besteht und spätesten dann werden wir entscheiden müssen, ob wir die Weiterentwicklung der KI stoppen bzw. begrenzen oder uns ihr überlassen wollen.

In der Realität nämlich (oha) finde ich den Gedanken an KI sehr interessant, bin ich doch im Alltag von vielen Ingenieuren und Ingenieurinnen umgeben. Ein guter Freund forscht am Automatisierten Fahren, und er drückt das ähnlich aus wie Du, Dion:

Denn eigentlich sind wir mit unseren Emotionen und unserer Unvollkommenheit nur Störfaktor in einer Welt, die von Computern bald viel besser regiert und organisiert werden könnte.

Wenn alle Autos automatisch fahren würden, gäbe es keine Probleme. Solange aber Menschen noch am Straßenverkehr beteiligt sind, gibt es für die Maschinen im Straßenverkehr unberechenbare Störvariablen. Als leidgeprüfte Versuchsleiterin drücke ich es gerne so aus: „Menschen sind unberechenbar. Du weißt nie genau, wann Dir der nächste in den Simulator kotzt.“

Was aber die KI in der Science-Fiction angeht, lässt sich schnell erklären, warum ich „Ex Machina“ nicht gesehen habe:

Hast du "Ex Machina" gesehen, Dion? Guter Film, der sich mit dem Thema auseinandersetzt.

Ich bin ja ein bisschen zu jung, um hier Star Trek ins Spiel zu bringen, aber (alles, was vor einem "aber" kommt, ist eine Lüge, wie Benjen Stark sagte) vor Jahren habe ich mal eine Doku über Star Trek gesehen, und da ging es darum, wie der Kalte Krieg die Science-Fiction beeinflusst hat. So findet man in dieser Zeit ja einen großen Technikpessimismus und, ausgedrückt in Filmen wie „Terminator“, Furcht vor Atomkriegen. Ich habe das Gefühl, dass das große Thema der heutigen SF die KI ist. Und ich muss sagen, das nervt mich tierisch. Im Jahr landen irgendwie drei Filme im Kino, in denen es um wildgewordene KIs geht, und ich mache darum einen ganz großen Bogen. Wie ich bei GoT zu Dir sagte, Mix, auch hier habe ich das Gefühl, dass zu dem Thema inzwischen alles gesagt wurde. Was in der echten Forschung abseits von Hollywood-Gedanken dazu passiert, erscheint mir weitaus spannender.

So, das soll’s erstmal gewesen sein an OT. Obgleich ich natürlich den Gedanken daran, dass sich aktuelle Trends und gesellschaftliche Veränderungen im Bezug auf Technik in zeitgenössischer SF widerspiegeln, extrem spannend finde, um die KI in der SF mache ich einen Bogen. Was ein bisschen ironisch ist, wenn man bedenkt, dass diese Geschichte den Namen einer KI trägt. Hoppla. Vielleicht gucke ich „Ex Machina“ irgendwann doch noch. Mein Lieblingsfilm zum Thema ist schon etwas älter und heißt „A.I.“ (Wie könnte es anders sein?) Vielleicht kennt ihr den ja auch.

Künstlich intelligente Grüße,
Maria

Hallo, @Vulkangestein

Eine wunderbar differenzierte Kritik, ich muss schon sagen. Sehr, sehr schön. Damit kann ich wirklich was anfangen, schließlich kommt ja jetzt der Feinschliff, und das ist bekanntlich die anstrengendste Arbeit (zumindest für mich, weil ich immer Angst habe, etwas kaputt zu machen – fühlt sich an, als würde man ein Kartenhaus verschönern wollen).

beide Varianten haben ihre Stärken; die zweite funktioniert als Geschichte mit klassischem Konflikt-Auflösungs-Szenario stimmiger - aber aus persönlichen Vorlieben (!) hat mir die erste Variante noch besser gefallen.

Hier zeigt sich für mich, was ich an Deiner Kritik „differenziert“ nenne. Du gehst darauf ein, was ich will, und darauf, was Du willst, und differenzierst das auseinander. Daran merke ich, wie viele Gedanken Du Dir gemacht hast, und es fällt mir leicht, Deine Anmerkungen anzunehmen. (Da lerne ich auf der Kritikenseite noch was von Dir.)

Also, die Details werde ich voraussichtlich morgen einarbeiten, jetzt möchte erstmal meine Masterarbeit ein paar Streicheleinheiten. Sie steht schon in der Ecke und blinzelt mir fröhlich zu. Danke aber schon mal für das Flusensuchen. Wie viel ich an den Slogans von VR und Saya noch ändern werde, weiß ich nicht, weil anderen das sehr gut gefallen hat. Denn …

Das klingt sehr abgedroschen, m.E. nach. Und dazu noch widersprüchlich.

Das ist Marketing. Unpersönliches VR-Gedöns. Gerade der Widerspruch erzeugt ja den Eyecatcher, den die Leute in der Marketingabteilung der VR wahrscheinlich wollten. Ich denke aber trotzdem nochmal drüber nach.

Das klingt für mich voll nach Parteislogan, ich muss da an irgendwelche politischen Bewegungen denken.

In dieser Version kommt es zwar nicht hundertprozentig rüber, andererseits hast Du es ja schon rausgelesen: Die Saya-Fems sind eine politische Bewegung. Und deshalb ist der Gedanken ja gar nicht verkehrt, oder?

Insgesamt bin ich sehr beeindruckt von deiner neuen Geschichte. Es gibt keine Lesestotterer, einen klaren Aufbau und sauberen Spannungsbogen.

Ich freue mich, dass Dir das gefällt, denn an dieser Version habe ich bisher kaum gefeilt. Es gibt mir Selbstvertrauen, dass ich hier inzwischen so viel gelernt habe, dass ich auch mal drauflosschreiben kann. Das wäre vor einem halben Jahr für mich undenkbar gewesen.

Du nennst jetzt zwei wesentliche Probleme: das Ende und Luupi.

Das liest sich für mich leider fade, da das Damoklesschwert sich scheinbar plötzlich in Luft aufgelöst hat. Hier würde ich mir wünschen, dass der Fortbestand des Belagerungszustands im eigenen Hause klarer hervortritt. In der aktuellen Fassung marginalisiert das Ende für mich den gesamten Spannungsverlauf.

Ich bin mir nicht gänzlich sicher, ob Du das Ende so interpretierst, dass jetzt alles gut wird – was natürlich ein Problem wäre. Denn eigentlich möchte ich ja, dass alles so bleibt, wie es vorher war. D.h., kurze Versöhnung, und der/die Leser/in ahnt danach, dass es genauso weitergehen wird wie bisher. Hier wurde es zuvor schon auf den Punkt gebracht von einer Kritikerin (die ich jetzt oft genug zitiert habe), dass beide, Oli und Kasta, erzwingen, dass alles so bleibt, wie es immer war, obwohl das wahrscheinlich für beide nicht gut ist.

Ich werde das Fingerhaken vorher schon einbauen, vielleicht macht das dann klarer, dass diese Versöhnung keine besondere, sondern ebenfalls eine alltägliche Geste ist, die keine Veränderung bedeutet. Vielleicht löst das das Problem ja schon. Hoffentlich. Ich schaue mir das Ende auf jeden Fall nochmal an, um klarzumachen, dass Versöhnung nicht heißt, dass jetzt alles gut wird.

Im Ernstfall bleibt nur der Vorschlag von Mix: Kasta kriegt ihren Computer nicht zurück.

Denn, jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um darauf einzugehen:

In der jetzigen Version lese ich v.a. Resignation und Tristesse, da scheinbar nichts die Situation verändern kann. Auch habe ich gerade beim Nachdenken das Gefühl, dass es damals vielmehr kleine und z.T. auch etwas makaber-kuriose Details gab (ich denke z.B. an das Händebügeln bei Luupi, aber auch die längere Auseinandersetzung mit der Geruchsfrage, die hier deutlich abgespeckt wurde).

Das ist richtig, dass ich in den Details erstmal abgespeckt habe. Ich überlege momentan, ob ich Teile davon wieder einarbeite. Ich habe allerdings das Gefühl, dass das wesentliche Problem von V1 war, dass es eben unglaublich viele Details gab. Nun habe ich ein wenig Angst, den Fokus zu verlieren. Den habe ich zum Schreiben dieser V2 erstmal sehr eng gefasst, und nun kann ich ihn vielleicht wieder ein wenig erweitern. (Ans Werk, Maria!)

Und dass Du das so liest, ist weiterhin insofern richtig, als dass der Fokus auf dem Dableiben lag, eben darauf, dass nichts die Situation verändern kann. Das ist quasi der wesentliche Inhalt der Geschichte. Und deshalb ist die Stimmung vielleicht nicht schlecht.

Der neuen Fokussetzung ist auch jemand anderes zum Opfer gefallen, nämlich der alte Luupi.

Ich bin jetzt erstmal neugierig, warum du die Figur so stark umgewandelt hast - mein Tipp wäre, dass du das Motiv der Unterdrückung weiter ausbauen wolltest; auch um deutlich zu machen, dass es mit der neuen Technologie nicht endet.

Ich habe das gar nicht so stark gelesen, dass er sie auch, na ja, unterdrücken und sich ihr aufzwingen will. Meine Lesart war eher, dass Luupi nicht versteht, wieso Kasta bei Oli bleibt, und dass er sich auch keine Mühe gibt, es zu verstehen. Das ist natürlich nachlässig und auch aufzwängend von ihm, aber ich glaube, das ist in der Realität häufig das Problem: Dass viele Leute nicht nachvollziehen können und es auch nicht ernsthaft versuchen, wieso Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden, nicht einfach dieses Haus und diesen Mann verlassen.

Das ist ein Thema, das mich als Psychologin tatsächlich stark beschäftigt, ich nenne das Toleranz. Für viele Menschen mag das jetzt unverständlich klingen, aber ich erlebe häufig, dass man Gefühle anderer Leute nicht wirklich ernst nimmt. Dieses „Verlass ihn doch einfach!“ ist, was ich meine. Luupi ist intolerant gegenüber Kastas Gefühlen. Er ist der Meinung, dass ihre Liebe zu ihrem Bruder falsch ist, er kann und will diese Liebe nicht tolerieren, und das lässt er sie spüren. Das ist es dann wahrscheinlich auch, was dazu führt, dass Kasta sich ihm nicht vollständig hingeben kann. Wer will das schon bei jemandem, der nicht ernst nimmt, wie man sich fühlt?

Und deshalb muss ich zugeben, dass der Satz, Luupis Anwesenheit beunruhige manche Frauen, reine Nachlässigkeit von mir war und niemals so extrem gelesen werden dürfte. Ich habe die Stelle rot markiert und gehe da nochmal dran.

Erstmal lasse ich mir damit ein bisschen Zeit, denn Feinschliff will Weile haben. Wie gesagt, Kartenhäuser dekorieren. Huiui.

Feingeschliffene Grüße,
Maria

 

Hallo, @Manlio

Wie schön, dass Du hier bist in der Pseudo-Welt, und wie schade, dass Du Dich überhaupt nicht zurechtfindest. :(

ich habe Riesenprobleme, deine Geschichte zu verstehen.

Das ist natürlich superblöd, zumal ich nicht annehme, dass Du V1 gelesen hast, Du also eine meiner wenigen Versuchspersonen für ein reines V2-Lesen bist. Die meisten Kommentator/inn/en hier haben ja beide Versionen gelesen, wobei die erste noch deutlich verschwurbelter war, behaupte ich mal.

Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass Du Dich beim Lesen extrem an Kleinigkeiten aufgehängt hast, die eigentlich den Lesefluss nicht weiter stören sollten. Ausnahme nehme ich aus Deinem Kommentar mit, wer Oli und Luupi eigentlich sind. Da werde ich auf jeden Fall nachbessern. Ich gehe das jetzt Stück für Stück durch, häufig wird mir beim Durchdenken der Probleme nochmal die Lösung klar, und vielleicht, wenn ich es Dir erkläre, wird Dir auch einiges klarer – womöglich können wir dann gemeinsam aufdröseln, was ich anders machen müsste, damit Du nicht so sehr über Kleinigkeiten stolperst.

Ist es Tag oder Nacht?

Es ist Nacht, und Oli war noch unterwegs. Er ist ja nicht derjenige, der eingesperrt ist, und darf sich deshalb wie jeder Erwachsene frei bewegen. Das ist aber kein Problem, denke ich, ich werde einfach einarbeiten, dass Nacht ist. Habe mir eine entsprechende Anmerkung an meiner Arbeitsversion gemacht und pflege das die Tage ein. Oder vielleicht, wenn ich mir den Text so ansehe, ist ja eher klar, dass Nacht ist, da kann ich eher noch klar machen, dass Oli unterwegs war.

Hier an dieser Stelle denke ich mir gerade irgendwie, sorry für die Unterstellung, da kommen noch mehr von, dass diese Stelle kein Problem wäre, wenn nicht SF drüberstehen und man als Leser/in womöglich fancige Dinge erwarten würde. Denn dass mal jemand ausgeht, dann nach Hause kommt und sich wundert, dass eine weitere Person im Haushalt noch wach ist, ist ja nicht so unalltäglich. (Meiner Mutter und mir passiert das regelmäßig, wenn ich mal in Hamburg feiern gehe. Dann komme ich um 6 Uhr nach Hause und frage: "Warum bist du noch wach?" Immer. Das ist hier mit Oli und Kasta genau die gleiche Situation.) Aber gut, ich mache was dran. Hatte ich früher auch schon mal drin, einfach den Satz, dass Oli Kastas Zimmertür abschließt, wenn er abends weggeht. Reicht wahrscheinlich.

Irgendwo steht, dass die Prot. Saya entwickelt hat, dazu passt dies irgendwie nicht.

Warum nicht?

Hat sie nicht gerade eben das Programm deaktiviert?

Insgesamt sehe ich bei den Saya-Anmerkungen, dass nicht nur völlig unklar ist, wer Oli und Luupi sind, sondern auch, wer oder vielmehr was Saya ist. Saya ist so was wie die Alexa des Teils der VR, den Kasta baut und den sie anderen Frauen als Zufluchtsort bietet. Deshalb läuft das Programm natürlich auch weiter, wenn die Sprachsteuerung deaktiviert ist, denn das ist das einzige, was Kasta deaktiviert hat. Das versuche ich, deutlicher herauszuarbeiten, wollte über die Welten eh nochmal drüberrutschen.

Wer ist diese(r) Luupi? Oli scheint mir Kastas Bruder zu sein. Durch die ersten Kapitel kann ich den Kerl nicht einordnen.
Vor allem diese beiden Personen Oli und Luupi bleiben für mich nebelhaft.

Also, Dir wird im ersten Kapitel klar, dass Oli Kastas Bruder zu sein scheint. Luupi ist der Typ, der ihr ganz viele Nachrichten hinterlässt und dessen Nachrichten sie ignoriert, während sie Verlobungsringe unter der Matratze versteckt. Eigentlich bin ich der Meinung, dass das fürs erste Kapitel schon eine ganze Menge Information über eine Person ist, die erst im zweiten Kapitel vorkommt. Vielleicht könnte ich darauf hinweisen, dass Luupi ein Mann ist.

Was ich konkret daran machen kann, dass die Gestalten für Dich "nebelhaft" bleiben, weiß ich nicht genau. Ich bin mir unsicher, ob Du damit Charakter meinst oder ihre reine Funktion (Oli = Bruder, Luupi = Freund). Letzteres wäre leicht zu beheben, an ersteres muss ich eh ran, weiß aber nicht genau, inwiefern Dir das hilft, die Geschichte besser zu verstehen.

Das muss aber nichts heißen, die Mehrheit gewinnt, und wenn viele Leser*innen das mögen, hast du nichts
falsch gemacht.

Ach, Manlio, Du hast auch nichts falsch gemacht. Ich habe mir jetzt doch wieder eine Überarbeitungs-To-Do-Liste geschrieben. Merke gerade, dass der Feinschliff mir hier wahrscheinlich einiges abverlangen wird. Die drei ersten Punkte auf meiner Liste helfen Dir dann hoffentlich irgendwie weiter.

Denn, klar, wenn nur ein paar wenige Leute Verständnisschwierigkeiten haben, ist das besser als in V1, wo sehr wenige Leute was verstanden haben. Aber ich glaube, ich muss die Geschichte noch ein wenig aus dem Nebel ans Festland ziehen. Uh, das schreibe ich mir direkt über meine Feinschliff-Liste.

Ans Werk!

Danke, dass Du da warst und Deine Holperer aufgezeigt hast. Ich werde v.a. versuchen, an Saya, Oli und Luupi ranzugehen. Bin mir noch unsicher, wie genau das laufen wird, aber zuversichtlich, dass mir schon die Ideen nicht ausgehen werden.

Feingeschliffene Grüße,
Maria

 

Hi, @Manlio nochmal

Da bin ich aber froh, dass ich mit meinen Unterstellungen nicht völlig danebenlag (ist ja immer ein Wagnis). Andererseits hast Du natürlich vollkommen recht:

Dir sind die Hintergründe natürlich präsent, aber bedenke, das ist schon komplex, wovon du schreibst. Sehr, sehr komplex.

In der ersten Version habe ich superviel erklärt, das wurde dann extrem sperrig und unleserlich. Nun habe ich das alles komplett weggenommen, quasi das Skelett der Geschichte freigelegt, und jetzt versuche ich ganz behutsam, ein wenig aufzupolstern. Du kommst mir also gerade recht.

Siehst du, das mit dem Verlobungsring habe ich schon nicht verstanden. Ich dachte, das wäre ein alter Ring von der Mutter oder so. Mir war auch völlig unklar, warum sie den Ring versteckt. Habe ich abgehakt unter "wird sicher noch erklärt".

Ich wollte, dass die Realität ein wenig abgeranzt ist, und wollte auch nicht, dass Luupi besonders wohlhabend ist. Das ist irgendwie noch von der alten Version übriggeblieben. Deshalb, ja, ich habe mir vorgestellt, dass dies der Ring von Luupis Mutter ist. Ist ja eigentlich interessant, wie sich solche Überlegungen manifestieren.

Dass Kasta den Antrag vor Oli komplett verheimlicht, geht in der Geschichte unter. Ich überlege mir jetzt, wie wichtig das zu wissen ist.

Eingesperrt? Da ist jemand eingesperrt? Habe ich auch nicht gerafft, danke

:lol: Meine Güte. Du lässt mich ja ganz schön an mir zweifeln.

Was mich etwas irritierte: Einerseits schreibt Oli "Bin gleich da", dann wundert er sich, dass sie wach ist. Weil Oli dann auch wieder weggeht, dachte ich, er ist Nachtarbeiter, Nachtschwärmer oder so.

Da hast Du eigentlich völlig recht. Das ergibt keinen Sinn. Eigentlich. Hm. Mein Freund und ich schreiben uns solche Nachrichten, auch wenn wir wissen, dass der/die andere nicht mehr wach ist. Aber sinnloses Verhalten in der Realität rechtfertigt nicht sinnloses Verhalten in Geschichten, ne? Habe ich mir markiert, muss ich nochmal anders aufziehen.

Ok, Kasta hat die VR komplett selbst entwickelt? Oder nur Saya?

Nur Saya, deshalb gibt es zwei unterschiedliche Programme mit unterschiedlichen Slogans, aber ... vergiss es. Ich arbeite dran, nehme mir nur die Zeit, denn dieser Feinschliff will ja nun wirklich Weile haben.

Du könntest ein paar "Anchor-Points" einbauen, auf die man als Leser zurückgreift:
schon hast du mit super simplen Kniffen das Verständnis erleichtert ...

Genau so etwas hatte ich mir beim Lesen Deines ersten Kommentars schon gedacht. Glaube auch nicht, dass riesige Umwälzungen nötig sind, einfach ein paar Wörtchen hier und da. Ich gehe gleich mal ein bisschen säen.

Danke, dass wir das nochmal vertiefen konnten. Das mit den Ankerpunkten ist ein guter Ratschlag, und vor allem freue ich mich direkt über konkrete Vorschläge. :D Da kann ich direkt was übernehmen. Also: Schön, dass Du trotz vieler Fragezeichen über Deinem Kopf wieder hier warst. Hoffentlich kann ich was daran ändern.

Anker-Grüße,
Maria

 

Hi @TeddyMaria,
Komme erst jetzt dazu deine überarbeitete Geschichte zu lesen. Das ist ja fast eine ganz neue Geschichte geworden. Es gibt jetzt viel weniger Fragezeichen, allerdings fehlt mir auch die geheimnisvolle Saya, die jetzt nur noch eine VRPerson /Stimme ist. Das Ende ist für mich stimmig. Das Gute und Böse verwebt sich miteinander und macht nachdenklich. Dafür rückt die Idee, sich aus der Gewalt in die VR zu flüchten für mich leider etwas in den Hintergrund. Aber man kann nicht alles haben.

 

Hallo, @Snowmaid

Aber man kann nicht alles haben.

Weißt Du, ich wünschte, ich könnte alles haben. Deshalb bin ich ja momentan im Feinschliff, und da kommt hoffentlich noch ein bisschen was. Ich fürchte nur, dass ich Dir trotzdem recht geben muss: In der ersten Version habe ich wirklich alles aufeinander gestapelt, was mir zum Thema so einfallen konnte. Jetzt habe ich alles etwas fokussierter gemacht und konnte dadurch anscheinend erreichen, dass …

Es gibt jetzt viel weniger Fragezeichen

Dadurch sind natürlich auch erstmal viele Details rausgefallen, es ist jetzt eben nicht mehr "alles" drin.

Was Saya angeht:

allerdings fehlt mir auch die geheimnisvolle Saya, die jetzt nur noch eine VRPerson /Stimme ist.

Saya war für mich von Anfang an eine KI, ein Host, eine Fantasiefigur, ein Geschöpf aus Kastas Hand. Dadurch, dass jetzt keine anderen Personen mehr vorkommen, die am Projekt beteiligt sind, wirkt sie natürlich irgendwie eingeschränkter. Ich bin noch am Überlegen, inwiefern ich das wieder aufbaue oder ob ich es besser in diesem fokussierten Rahmen belasse.

Das Ende ist für mich stimmig. Das Gute und Böse verwebt sich miteinander und macht nachdenklich.

Ich freue mich, wenn ich jemanden zum Nachdenken bringen kann, also schön, dass Du das so siehst. Da habe ich ja schon mal was richtig gemacht.

Dafür rückt die Idee, sich aus der Gewalt in die VR zu flüchten für mich leider etwas in den Hintergrund.

Was das angeht, hast Du wirklich recht, und diesbezüglich versuche ich, noch nachzuschleifen. Eine komplett neue Version wird jetzt aber nicht mehr geschrieben. :D Hiermit bin ich schon deutlich zufriedener als mit der ersten Version, und ich bedanke mich sehr bei Dir, dass Du nochmal die beiden Schwachstellen im Vergleich zur ersten Version aufgezeigt hast. Ich behalte das im Auge, während ich weiter am Feinschliff bastele.

Das klingt zwar absurd, aber für den Feinschliff brauche ich viel, viel mehr Zeit als für das Schreiben einer komplett neuen Version. Ich habe immer Angst, Dinge wirklich zu zerstören, die davor gut waren. Also: Hab Geduld mit mir. Danke für Deinen Kommentar, es hat mich sehr gefreut. Und Du hast nochmal zwei Knackpunkte aufgezeigt, an denen ich hoffe, nachbessern zu können.

Fokussierte Grüße,
Maria

 

Hallo @TeddyMaria,
sitze schon seit Tagen an der Überarbeitung von Jascha und weiß gut, wie du dich fühlst. Wenn eine Geschichte noch einmal eine neue Struktur braucht, entsteht oft auch ein neuer Fokus. Hab ja bisher immer sehr kurze Geschichten geschrieben, da war das nicht so heftig. Also gutes Gelingen. Grüße von Snowmaid

 

Hallo, @Snowmaid

Ja, ich finde das Überarbeiten immer hart, als würde man versuchen, ein Kartenhaus zu dekorieren. Meine Angst, alles zu zerstören, was vorher gut war, ist immer da.

Aber ich glaube, wenn wir dann Erfahrung darin sammeln, werden wir langsam besser. Zu Anfang hatte ich gar keine Angst davor, dann habe ich verschlimmbessert, mich danach immer tierisch gefürchtet.

Hier bin ich jetzt einfach vorsichtig, häufig besorgt, aber nicht übermäßig ängstlich. Ich meine, langsam zu wissen, was es braucht und wie ich das auf meinem Weg erreichen kann. Ich gehe jetzt einfach sehr, sehr kleinschrittig vor, weshalb ich regelmäßig Überarbeitungen hochlade, in der ich nur ein paar Wörter geändert habe. Manchmal reicht das schon, aber ich muss das immer nochmal kritisch prüfen.

Ehrlich gesagt, ohne jetzt zu OT werden zu wollen, bei einer anderen Geschichte von mir war bei der Überarbeitung ich zwischenzeitlich in einem Zustand, in dem ich dabei war, jeden einzelnen Satz nochmal komplett neu zu schreiben und an der Bedeutung jedes einzelnen Wortes zu zweifeln, bis dann meine Omi, die mich ja immer auf meinem Weg begleitet, gesagt hat: Hör auf, Dir den Kopf zu zerbrechen. Das reicht jetzt, und alles, was Du danach tust, wird die Geschichte nicht besser machen.

Ich weiß natürlich nicht, ob das wirklich stimmt, aber ich glaube auch, um aus dieser apokalyptischen Stimmung wieder rauszukommen, hätte ich mehr Zeit gebraucht. Hier habe ich die Zeit und werde sie mir auch nehmen, ganz meine eigene Chefin. Wenn ich also merke, dass ich an jedem Wort zweifele, das ich schreibe, dann glaube ich fast, dass das ein Zustand ist, der kurzfristig sogar Gewinn bringt, den man aber auch irgendwann wieder loswerden muss.

Also: Überarbeitung ist für mich hart, und ich lerne das gerade erst. Aber ich glaube, da passiert wirklich was. Und irgendwann werde ich wissen, was ich kann und will, und dann wird mich das nicht mehr so sehr verunsichern.

In diesem Sinne: Guten Morgen, Wortkriegerinnen und Wortkrieger!
Eure Maria

 

Hallo Maria,

als wenn du nicht schon genügend Komms hättest, schneie auch ich noch rein.

Vorab: Von der ersten Version kenne ich nur den ersten Absatz, da ich nach 5 Personen in 4 Zeilen - oder umgekehrt - nicht mehr weiter kam ...

Der rosafarbene Stoff ist kühl und glatt unter den Fingerspitzen, als ich den Rock raffe und renne.
Das klingt, als sei der Stoff kühl und glatt unter den Fingerspitzen, während sie läuft (und ihn dabei also die ganze Zeit in Fingern hält).
Ich würde schreiben:
"... als ich den Rock raffe und losrenne."
oder es ganz anders machen.

Luupis Augen haben geglänzt, als ich während unseres Videotelefonats das Päckchen aufgerissen und den Ring seiner Mutter gefunden habe. Jetzt ist es meiner oder könnte es sein.
"es ist meiner": Du meinst den Ring, nicht das Päckchen, oder? Also: "er ist meiner".

Ich klicke auf das weiße Häuschensymbol auf dem Desktop, woraufhin sich der Startbildschirm des VR-Programms öffnet.
auf ... auf
Würde ich versuchen, zu vermeiden.
Übrigens: Warum kann man das VR-Programm nicht mit Sprachsteuerung öffnen? Die Sprachkommunikation mit Saya klappt doch auch wunderbar ...

Er beißt sich auf die Unterlippe, dorthin, wo die Narben der Zahnabdrücke sind.
Echt? Kann man davon Narben bekommen?

aber die ausgeschlagenen Zähne und die zerbissene Unterlippe ließen sich nicht verbergen.
Da bin ich mal gespannt, wie das passieren konnte.

Leise zieht er die Tür zu.
Der Schlüssel kratzt im Schloss
Er geht wieder raus und schließt die Tür (ich gehe mal davon aus, Zimmertür) von außen ab? Warum das denn?

Der Schlüssel kratzt im Schloss. Dann lege ich mich aufs Bett,
"dann" klingt wie eine zeitliche Abfolge. Aber sie wartet doch nicht darauf, bis das Kratzen aufgehört hat, oder?

»Luupi hat dir neun Nachrichten hinterlassen.«
»Lese mir die aktuellste Nachricht vor.«
Also ich würde mir alle Nachrichten von meinem Schatz vorlesen lassen. Hat sie keine Zeit oder kein Interesse?

woraufhin
Hattest du in deinem letzten Text nicht immer "sodass"? Hast also eine Alternative gefunden :)
Bin ich trotzdem kein Fan von. Klingt wie eine Anwenderbeschreibung, ein Handbuch.

Eine Bewohnerin hat gemeldet, dass beim letzten Update Gegenstände aus ihrem Zimmer verschwunden wären.
Ich persönlich versiche immer, so wenig "dass" im Text zu haben, wie unbedingt nötig.
Hier wäre eine schöne Alternative:
"Eine Bewohnerin hat gemeldet, beim letzten Update wären Gegenstände aus ihrem Zimmer verschwunden."

»Bring mich in Luupis Zimmer.«
»Sofort, Kasta. Ich erbitte die Zugangsberechtigung.«
Ist jetzt wohl nickelig: Hier erwähnt Saya die Berechtigung, aber zuvor, beim "Server ..., der derart gut geschützt ist." kommt da nichts dergleichen.

Saya versetzt mich direkt in Luupis Arbeitszimmer, das durch keine herkömmliche Tür zu erreichen ist.
Wie ist das Zimmer denn sonst zu ereichen? Durch eine nicht-herkömmliche Tür? :D

eine Heidelandschaft, Heidschnucken zwischen lilablühenden Sträuchern
Ich würde in einer SF-Geschichte keine lokalen Begriffe einbringen, sondern verallgemeinern, also "Schaf" sagen, denn: "Heidschnucke:
kleines Landschaf mit grober Wolle einer in der Lüneburger Heide beheimateten Rasse" :teach:

lange bevor Sayas Haus zu einem Zufluchtsort wurde, nicht nur für mich. Es war mein Zufluchtsort, all mein Herzblut steckte in den Landschaften.
Es wurde zum Zufluchstort, war ihr Zufluchtsort. Da frage ich mich: Ist es jetzt nicht mehr ihr Zufluchtsort?

ein Tisch mit gläserner Platte, auf der die Nachrichten laufen.
Hatten wir das nicht schon in der Lobby?
Vielleicht: "der gleiche Tisch wie ..:"

»Ja«, sage ich seufzend.
»Die bezahlen sogar ganz okay.«
Den zweiten Satz sagt auch Kasta? Dann wäre der Zeilenwechsel falsch.

wir denken beide an Mutter. Und wie sie für immer in der VR verschwunden ist
Aha. Ist Mutter verschwunden im Sinne von, keiner weiß wohin oder trifft Kasta sie in der VR?

»Miststück«, sagt er.
Ich verstehe nicht, warum der Bruder aufeinmal so aggro geworden ist.

Ich drücke das Ohr auf die Fliesen, lausche auf das Atmen des alten Hauses unter mir.
auf ... auf, you know.

»Ich verstehe nicht, wieso du nicht längst hier eingezogen bist. So richtig.«
Ah, man kann also für immer in der VR bleiben. Interessant.
Bis jemand den Stecker am PC im RL zieht? :D

Er behält die Augen auf den Horizont gerichtet, doch ich glaube zu sehen, dass er mich aus dem Augenwinkel ansieht »… mit uns?«
Ich falle ihm ins Wort:
Aber sie fällt ihm doch gar nicht ins Wort. Er hat doch ausgesprochen.

Früher, wenn ich die Prügel eingesteckt habe,
Jetzt kommt das mit der Prügel zum zweiten Mal und ich weiß noch immer nicht, was da passiert ist.

ich schließe ohne ein Wort die Zimmertür zwischen uns
Achso, die Tür ist zwischen den beiden Zimmern. Das war mir vorher nicht klar, weil ja auch Flur erwähnt wurde. Würde ich sofort am Anfang sagen.

Er greift in die Manteltasche, legt mein Portmonee vor sich auf den Tisch. »Bring Brot mit.«
Was für ein Macho. Hat ihr Portemonnaie und befiehlt.
und die Unterlippe ist geschwollen.
Was hat das eigentlich mit den Unterlippen auf sich?
Es wird darauf gebissen, ist geschwollen, die andere hat Narben ...
Ich krame mein Handy hervor und wähle Luupis Nummer.
»Kasta?«
Was mich hier interessiert: Hätte er auch abnehmen können, wenn er in der VR wäre? Woher weiß sie, dass er gerade im RL ist?
schaue hinauf zum Schimmer am Horizont, wo die Regenwolken sich lichten.
Für mein Gefühl hast du insgesamt zu oft das Wetter/die Umgebung der RL und VR beschrieben, als wäre dies der (alleinige) Grund, in der VR sein zu wollen.

Vielleicht glaubt er mir endlich, was er nie glauben wollte, wenn ich Erich Fried zitiert habe:
Ein schönes Zitat hast du da. Gefällt mir sehr gut. Sehr passend.
noch bevor ich überhaupt den Schlüssel ins Schloss gepfriemelt habe.
Was ist denn an den Schlössern so besonders, dass man zuerst mit dem Schlüssel kratzt, jetzt herumfriemelt ....? Kann man sie nicht einfach auf- und abschließen, ohne Pipapo? :Pfeif:

ich höre das Schnurren des Computers,
Demnach hat er den PC angeschaltet? Warum denn? Ist nicht sowieso alles zugangsgesichert?

»Zusammen«, sagt er.
Schönes Ende. Der Bruder ist ihr wichtiger als ein weit entfernt wohnender Mann.

Guter Plot. Konflikt vorhanden. Nicht zu viel Tech-Kram. Passt alles!
Aber:

Was war jetzt mit den Narben auf der Unterlippe? Warum bekam Kasta die Prügel ab? Wo steckt der Vater? Arbeitet der Bruder jetzt oder doch nicht?
Offene Fragen.

Hat mir gefallen. Vielleicht kannst du mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.

Schönen Tag noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo, @GoMusic

Vorab: Von der ersten Version kenne ich nur den ersten Absatz, da ich nach 5 Personen in 4 Zeilen - oder umgekehrt - nicht mehr weiter kam ...

Fuuuh, ja, dass ich mit der ersten Version mit dem unglaublich verschwurbelten ersten Absatz viele Leser/innen verschreckt habe, darauf wurde ich hingewiesen. Deshalb habe ich ja eine zweite Version geschrieben. Und dass Du diese dann lesen kannst, zeigt ja schon (so interpretiere ich mal): Besser als vorher.

als wenn du nicht schon genügend Komms hättest, schneie auch ich noch rein.

Also schön, dass Du da bist, und Du kannst Dir sicher sein, dass ich noch nicht in dem Zustand bin, in dem weitere Kommentare mich nerven. Tatsächlich kann ich diesen Zustand ja schon erreichen, aber hier dauert das noch ein bisschen, denke ich, zumal ich einige Anmerkungen immer noch nicht eingearbeitet habe.

Deine Detailanmerkungen habe ich jetzt aber einfach mal direkt eingearbeitet. Vielen Dank dafür.

Übrigens: Warum kann man das VR-Programm nicht mit Sprachsteuerung öffnen? Die Sprachkommunikation mit Saya klappt doch auch wunderbar ...

Na ja, Kasta hat ja zuvor die Sprachsteuerung deaktiviert, deshalb geht es natürlich nicht mehr. Meine Idee war vielmehr, dass sie Saya immer deaktiviert, kurz bevor Oli auftaucht. D.h., das Öffnen der VR und das Deaktivieren der Sprachsteuerung stehen in keinem ursächlichen Zusammenhang, ich würde aber ungern einen Die Sprachsteuerung deaktiviere ich jedes Mal, bevor Oli nach Hause kommt-Satz einfügen. Hättest Du diesbezüglich vielleicht einen Rat für mich? Oder meinst Du, die Stelle ist weniger schlimm, sodass sie so stehenbleiben kann?

Da bin ich mal gespannt, wie das passieren konnte.

Als meine Schwester in die Schule kam, hatte sie eine Freundin, die eine völlig zerschredderte Unterlippe und keine oberen Vorderzähne mehr hatte. Du musst Dir das so vorstellen, dass Du Dir einen Zahnabdruck machst wie beim Kieferorthopäden, nur dass Du dafür nicht diese eklige Knetmasse, sondern Deine eigene Unterlippe benutzt – und Dir dabei sämtliche Zähne, im Falle der Freundin meiner Schwester zum Glück nur Milchzähne, ausschlägst. Klar gibt das heftige Narben.

Offenbar irritiert die Stelle Dich zutiefst. Ich bin unsicher, ob das meine Schuld ist, denn neben dieser Freundin meiner Schwester kenne ich zahlreiche Leute (mein Freund, ein Kumpel, mein Vater), die sich als Kinder wegen irgendeiner dummen Aktion (mein Freund ist eine Rutsche raufgeklettert) einen Schneidezahn ausgeschlagen haben. In all diesen Fällen sogar bleibende Zähne. Ich bin deshalb eigentlich davon ausgegangen, dass jeder irgendeine/n Otto/Ottilie mit künstlichen Schneidezähnen kennt. Falls Du Dir unsicher bist, man erkennt sie häufig an einer dunklen Stelle am Zahnfleisch, wo der Zahn ansetzt.

Als wir klein waren, habe ich ihn auf dem Boden vor der Anrichte gefunden, auf die ich immer geklettert bin, um die Süßigkeiten aus dem Schrank zu nehmen. Er hat geblutet, aber nicht geweint, und ich habe ihn festgehalten, während ich seinen Mund mit einem Lappen abgewischt habe. Ich wollte es vor unseren Eltern verheimlichen, aber die ausgeschlagenen Zähne und die zerbissene Unterlippe ließen sich nicht verbergen. Natürlich habe ich die Prügel bekommen.

Also, wir erfahren Folgendes: Oli hat sich Zähne ausgeschlagen und die Unterlippe zerbissen. Er hockt vor der Anrichte, auf die seine Schwester immer klettert, um Süßigkeiten zu holen. Ich muss gerade ein bisschen an Randall Munroe denken, der in seinem Buch „What if?“ zeigt, dass Menschen und Computer völlig unterschiedlich die Welt betrachten, indem er ein Bild von einem Kind mit einem Lasso in der Hand und eine Katze, die an einer zerbrochenen Vase schnuppert, zeigt. Er schreibt, er habe seine Mutter gefragt, was wohl die Geschichte hinter dem Bild ist, und sie habe geantwortet: Das Kind wollte die Katze mit dem Lasso fangen und hat dabei die Vase umgeworfen. Ein Computer hätte tausend Möglichkeiten zur Entstehung des Bildes geliefert, ohne einschätzen zu können, was wirklich passiert ist. Bist Du ein Computer, GoMusic? Weil, ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie ich noch deutlicher draufzeigen sollte: Oli ist auf die Anrichte geklettert, wie er es bei Kasta immer beobachtet hat, und hat sich beim Herunterfallen verletzt.

Warum bekam Kasta die Prügel ab?

Auch das, dachte ich eigentlich, kann man sich erklären. Sie ist dafür verantwortlich, dass Oli vom Schrank fällt, weil er sich das bei ihr abgeguckt hat. Ich wollte an dieser Stelle deutlich machen, dass sie seine ältere Schwester ist (Hinweis: Sie kümmert sich um ihn). Das heißt, wir könnten diesen Verantwortlichkeitsgedanken weiterspinnen, denn womöglich wurde sie für wirklich vieles verantwortlich gemacht.

Puh, wenn ich mir das so ansehe:

Was war jetzt mit den Narben auf der Unterlippe? Warum bekam Kasta die Prügel ab? Wo steckt der Vater? Arbeitet der Bruder jetzt oder doch nicht?
Offene Fragen.
Aha. Ist Mutter verschwunden im Sinne von, keiner weiß wohin oder trifft Kasta sie in der VR?

… wünschst Du Dir viel, viel mehr Background. Ich weiß nicht genau, an welcher Stelle ich angedeutet haben könnte, dass Oli doch keinen Job hat, weil er Klipp und Klar sagt, einen zu haben, aber Schwamm drüber. Background.

Ich habe damit Schwierigkeiten, also ist es richtig, dass Du darauf zeigst. Früher hätte ich einfach zig Rückblenden geschrieben. Jetzt gibt es in dieser Geschichte auch Rückblenden, aber ich versuche, sie sehr behutsam zu benutzen, sie niemals das eigentliche Geschehen durchbrechen zu lassen, sie deshalb auch irgendwie in der Schwebe zu halten. Weil ich hier bei WK mehrmals gesagt bekommen habe: Rückblenden sind schlecht, beziehungsweise, man muss wirklich gut sein, um gute Rückblenden zu machen. Ich versuche das, aber das jagt mir Angst ein, deshalb versuche ich, mit möglichst wenig auszukommen.

Tatsächlich hätte ich Antworten auf all Deine Fragen, für den Vater hatte ich mir sogar überlegt, dass er den Geschwistern nachstellt, obwohl es ein Kontaktverbot gibt, aber das hätte in meinen Augen den Rahmen der Geschichte gesprengt, und deswegen kommt er jetzt nicht weiter vor. In Version 1 lebten Vater und Mutter getrennt, und es gab zwischen ihnen ein Kontaktverbot, und Oli legte eine interessante Doppelmoral an den Tag, indem er den Vater dafür hasste, dass er der Mutter Gewalt antat. Aber … das ist echt viel Kram, und ich stelle mir zwar vor, dass es so etwas in der Art immer noch gibt, glaube aber, dass das den Rahmen der Geschichte sprengen würde.

Wenn Du einen Rat für mich hast, wie ich das mit den Rückblenden verbessern kann, sodass ich mehr Fragen klären kann, immer her damit. Und was Dir an dem Bild vor der Anrichte fehlt, um es interpretieren zu können. Würde mich natürlich freuen.

Gehen wir erstmal weiter.

Also ich würde mir alle Nachrichten von meinem Schatz vorlesen lassen. Hat sie keine Zeit oder kein Interesse?

Das wird ja im weiteren Verlaufe des Textes geklärt. Hier:

»Ich dachte, du ignorierst mich.«
Ich weiche seinem Blick aus. »Ich habe dich ignoriert. Muss nachdenken.«

Ist Dir das auch zu wenig?

Er geht wieder raus und schließt die Tür (ich gehe mal davon aus, Zimmertür) von außen ab? Warum das denn?

Auch diese Frage dachte ich, beantwortet zu haben. Später halt. Nämlich hier:

Als Oli sich das erste Mal losgerissen hat, vor vielen Jahren, nach mir getreten, mir ins Gesicht gespuckt hat, ich ihn nicht einfangen konnte, habe ich gewartet, bis es Nacht wurde. Ich wollte in sein Zimmer schleichen und diesmal eine Viertelstunde auf ihm liegen bleiben – oder länger. Ich hatte gelesen, dass eine derart lange Zeit ohne Sauerstoff … Weiter habe ich damals nicht gedacht. Aber ich bin nicht aus meinem Zimmer gekommen. Die Tür war verschlossen.

Sind die Abstände zu groß? Ist das zu verschlungen? Gerade die Geschichte zwischen Kasta und Oli langsam aufzubauen und erst am Ende die Bombe platzen zu lassen: Dass er sie einsperrt, ist quasi Notwehr. Das kam mir gerade reizvoll vor. Funktioniert das nicht?

Ich würde in einer SF-Geschichte keine lokalen Begriffe einbringen, sondern verallgemeinern, also "Schaf" sagen, denn: "Heidschnucke:
kleines Landschaf mit grober Wolle einer in der Lüneburger Heide beheimateten Rasse"

Tja, Mist. Heidekind, mir war das völlig klar. Und irgendwie finde ich, „Schafe“ klingt nur halb so schön, aber ich habe es trotzdem umgesetzt. Hast wohl recht. :cry:

Vielleicht: "der gleiche Tisch wie ..:"

Die Stelle habe ich mir markiert und werde sie in Ruhe prüfen. Ich stelle mir die beiden Tische bis auf die Oberfläche völlig anders vor (Empfangstresen vs. Konferenztisch), also trifft es „der gleiche“ gar nicht. Dass es eine Wiederholung ist, sehe ich aber ein, also nicht wundern, dass jetzt noch keine Veränderung zu sehen ist. Ich bin da dran.

Den zweiten Satz sagt auch Kasta? Dann wäre der Zeilenwechsel falsch.

Nein. Habe nochmal einen Redebegleitsatz spendiert. Aber ich meine, ernsthaft, warum sollte Kasta sagen, dass Olis Arbeitgeber sogar ganz okay bezahlen?

Ich verstehe nicht, warum der Bruder aufeinmal so aggro geworden ist.

Hm, ich hätte jetzt gesagt, weil er ein Typ ist, der irritierend schnell aggro wird? Ich meine, ganz normal soll sein Verhalten gar nicht sein. Oder ist das zu krass?

Ah, man kann also für immer in der VR bleiben. Interessant.
Bis jemand den Stecker am PC im RL zieht?

Dazu:

»Und überhaupt«, sagt er erneut, hebt die Stimme, »diese ganze VR ... Weiß nicht. Seit diese Saya-Fems Frauen einäschern.«
»Das machen nicht nur die Saya-Fems!« Meine Stimme klingt lauter, als sie sollte.
»Wie auch immer. Das ist doch scheiße.«
» Das ist ja kein bloßes Einäschern.« Ich schiebe die Fertiglasagne in den Ofen. Mit einem Rattern erwacht die Umluft zum Leben, und ich drehe mich zu Oli um. »Durch die Krema-Technik kann man Leute retten, die an unheilbaren Krankheiten leiden …«

Die Leute sitzen nicht mehr vor ihrem PC. Sie sind weg. Ich setze das, dass ich diesen Aspekt nochmal genauer bearbeite, auf meine To-Do-Liste.

Achso, die Tür ist zwischen den beiden Zimmern. Das war mir vorher nicht klar, weil ja auch Flur erwähnt wurde.

Oh Gott, nein. Sie schließt die Tür „zwischen ihnen“, weil er dann auf der einen und sie auf der anderen Seite ist. Dass die beiden Zimmer direkt durch eine Tür verbunden sind, habe ich nie gedacht, sondern dass ganz normal halt für ein Mehrfamilienhaus, wie sie seit den 20ern geplant werden, die Zimmertür auf den Flur führt. Hm, jetzt bin ich aber auch unsicher, ob ich das „zwischen uns“ streichen soll, weil ich solche Formulierungen eigentlich gerne mag, denn das haben wir ja später nochmal, dass Kasta eine Tür öffnet und Oli direkt dahinter steht, also die Tür als Trennung zwischen zwei Personen. Dafür ist mir eigentlich völlig egal, in was für Räumen sich diese beiden Personen befinden, wichtig ist lediglich, dass sie sich auf unterschiedlichen Seiten befinden. Also, vielleicht ist das jetzt auch von uns beiden ein wenig zu wortklauberisch, und es ist eigentlich völlig irrelevant, wohin die Tür zwischen den beiden führt.

Was hat das eigentlich mit den Unterlippen auf sich?
Es wird darauf gebissen, ist geschwollen, die andere hat Narben ...

Für mich ist die geschwollene Lippe ein universelles Symbol dafür, Prügel bekommen zu haben. Wie auch ein Veilchen. Aber ich bin gerade wirklich schwer verunsichert.

Was mich hier interessiert: Hätte er auch abnehmen können, wenn er in der VR wäre? Woher weiß sie, dass er gerade im RL ist?

Ich sehe nichts, was dagegen spräche. Ein Gerät könnte den Anruf ja ans VR-Programm umleiten, denn offensichtlich ist es zumindest möglich, sich auf beiden Seiten Textnachrichten zu schicken. Ich hoffe, das ist wirklich eine reine Interessensfrage und muss nicht noch in die Geschichte eingebaut werden?!

Für mein Gefühl hast du insgesamt zu oft das Wetter/die Umgebung der RL und VR beschrieben, als wäre dies der (alleinige) Grund, in der VR sein zu wollen.

Mist. Manche Leute wünschen sich mehr Umgebung, Du wünschst Dir weniger … Hui. Ich werde das prüfen und hoffe, dass ich etwas Funktionales finde, also etwas, das Stimmung transportiert, Unterschiede zeigt und ansonsten nicht nervt.

Demnach hat er den PC angeschaltet? Warum denn? Ist nicht sowieso alles zugangsgesichert?

Joa, gute Logikfragen, die Du da aufwirfst. Also, der PC von meinem Freund rattert am lautesten, bevor man das Passwort eingegeben hat, also wäre die Zugangssicherung nicht das Problem. Dass Oli den Computer einschaltet, wiederum schon. Ich habe mir die Stelle markiert und werde daran herumbasteln.

Guter Plot. Konflikt vorhanden. Nicht zu viel Tech-Kram. Passt alles!
Hat mir gefallen. Vielleicht kannst du mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.

GoMusic, Du machst mich fertig (nicht falsch auffassen, büdde). :D Wenn man erstmal alle Makel aufzählt und dann am Ende schreibt: Fand ich gut, dann schlackern mir aber wirklich die Ohren. Und als ich Deinen Kommentar gestern gelesen habe, habe ich mich über die Detailanmerkungen gefreut, jetzt aber habe ich gemerkt, dass er so viel mehr enthält. Nämlich die Hinweise.

Ich habe überall kleine Hinweise gestreut oder es zumindest versucht, wollte nicht mit dem Holzhammer um die Ecke kommen und den Leser/inne/n alle meine Gedanken einprügeln. Das hat in Version 1 nicht funktioniert, und ich habe mich damit auch nicht wohlgefühlt. Jetzt befürchte ich gerade, dass das überhaupt nicht funktioniert, und ich frage mich: Was fehlt da noch? Offenbar hast Du v.a. Fragen zu Kastas und Olis Vergangenheit. Also mehr Rückblenden? Oder eher weniger, sodass die Fragen gar nicht erst aufgeworfen werden?

Ein sehr, sehr gehaltvoller Kommentar. Jetzt muss ich wohl was daraus machen. Die kleinen Details habe ich ohne weiteres Pipapo eingearbeitet. Alles andere bedenke ich jetzt und mache das ganz in Ruhe. Vielen Dank für Deine Mühen! Da ist wirklich einiges zu bedenken für mich.

Hingewiesene Grüße,
Maria

 

Hallo Maria,

ich komme gerne zurück.

ich würde aber ungern einen Die Sprachsteuerung deaktiviere ich jedes Mal, bevor Oli nach Hause kommt-Satz einfügen. Hättest Du diesbezüglich vielleicht einen Rat für mich? Oder meinst Du, die Stelle ist weniger schlimm, sodass sie so stehenbleiben kann?
Weniger schlimm. Ist mir nur aufgefallen, kann aber so bleiben, finde ich.

Also, wir erfahren Folgendes: Oli hat sich Zähne ausgeschlagen und die Unterlippe zerbissen.
Finde ich auch gar nicht so schlecht, die ganze Zahn-/Unterkiefersache und dass Kasta die Prügel eingezogen hat (warum sie die Prügel bekam, hast du ja erklärt; ich habe das nur sebst nicht aus dem Text herausgelesen).
Zeigt es doch, dass da womöglich jemand dem anderen etwas schuldig ist - sogar in beide Richtungen. Sie ist schuld für seine körperliche "Verunstaltung", andererseits hat sie die Schuld und somit die Prügel für ihn auf sich genommen. Hat ja quasi was Psychologisches. So etwas charakterisiert die Figuren gut.
Vielleicht will der Bruder ihr auch den PC abnehmen, damit sie mehr bei ihm ist ...

Bist Du ein Computer, GoMusic? Weil, ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie ich noch deutlicher draufzeigen sollte: Oli ist auf die Anrichte geklettert, wie er es bei Kasta immer beobachtet hat, und hat sich beim Herunterfallen verletzt.
Du bist jetzt schon die Zweite, die fragt, ob ich ein Computer bin :D
Bin tatsächlich schon mal für ein Mod-Computer gehalten worden, der automatisch Texte verschiebt, sperrt, löscht usw. - bis der Fragesteller dann eine Geschichte von mir gelesen hat.
Wie gesagt, muss ich das wohl überlesen oder zu schlampig gelesen haben. Wenn du jetzt den Finger auf die Stellen zeigst, erkenne ich es ja.

… wünschst Du Dir viel, viel mehr Background. Ich weiß nicht genau, an welcher Stelle ich angedeutet haben könnte, dass Oli doch keinen Job hat, weil er Klipp und Klar sagt, einen zu haben, aber Schwamm drüber.
Sorry, aber so Fragen kommen bei mir automatisch auf.
Ist doch normal, finde ich, dass sich der Leser fragt, warum der Vater nie erwähnt wird, warum Olli zuhause abhängt (Schüler, arbeitslos, Student, Beruf). Genauso wie ich nicht verstehen könnte, warum in anderen Geschichten z.B. der Prota nicht mit dem Handy um Hilfe ruft, wenn er in Gefahr ist.

Ich habe damit Schwierigkeiten, also ist es richtig, dass Du darauf zeigst. Früher hätte ich einfach zig Rückblenden geschrieben. Jetzt gibt es in dieser Geschichte auch Rückblenden, aber ich versuche, sie sehr behutsam zu benutzen, sie niemals das eigentliche Geschehen durchbrechen zu lassen, sie deshalb auch irgendwie in der Schwebe zu halten.
Rückblicke vermeiden, finde ich auch.

Wenn Du einen Rat für mich hast, wie ich das mit den Rückblenden verbessern kann, sodass ich mehr Fragen klären kann, immer her damit.
Für die Sachen oben benötigst du doch gar keine Rückblicke.
Eine kurze Erwähnung innerhalb des Fließtextes reicht vollkommen:
Vater:
"Bruder hat das Zimmer, das einst Vaters Arbeitszimmer und seit dem Tag leersteht, an dem er die Familie verlassen hat."
Beruf Bruder:
Gedanken oder Dalog einbauen, nach dem Motto: "er hat es gut, kann ja ausschlafen/hat morgen schulfrei/muss nicht arbeiten und kassiert Stütze etc."
Mal so im Groben gesprochen. Geht sicherlich besser.

für den Vater hatte ich mir sogar überlegt, dass er den Geschwistern nachstellt, obwohl es ein Kontaktverbot gibt, aber das hätte in meinen Augen den Rahmen der Geschichte gesprengt
Sehe ich auch so. Alles raus, was keine tiefere Bedeutung/Symbolik hat oder später nicht mehr wichtig oder aufgegriffen wird.


GoMusic schrieb:
Er geht wieder raus und schließt die Tür (ich gehe mal davon aus, Zimmertür) von außen ab? Warum das denn?

Auch diese Frage dachte ich, beantwortet zu haben. Später halt. Nämlich hier:
Später kommt es. Richtig. Ich war zu ungeduldig :Pfeif:

Hm, ich hätte jetzt gesagt, weil er ein Typ ist, der irritierend schnell aggro wird? Ich meine, ganz normal soll sein Verhalten gar nicht sein. Oder ist das zu krass?
Da hat sich halt vorher nichts in die Richtung angedeutet. Sehe ich immer noch so.

also die Tür als Trennung zwischen zwei Personen. Dafür ist mir eigentlich völlig egal, in was für Räumen sich diese beiden Personen befinden, wichtig ist lediglich, dass sie sich auf unterschiedlichen Seiten befinden.
Da kommt die Psychologin bei dir durch. Nicht böse gemeint, aber der Normalo-Leser wie ich braucht das nicht unbedingt, dieses Symbol der Trennung, das ich sowieso nicht darausgedeutet habe. ;)

Für mich ist die geschwollene Lippe ein universelles Symbol dafür, Prügel bekommen zu haben. Wie auch ein Veilchen. Aber ich bin gerade wirklich schwer verunsichert.
Ich finde eben, das hebt sich zu sehr aus der Geschichte heraus, verschiebt den Fokus. Im Prinzip erzählst du ja zwei Geschichten: Die Beziehung zwischen Kasta und Luupi und Kasta und ihrem Bruder. Und hier bin ich nicht mehr sicher, was das Hauptthema der Story ist. Ich kann damit leben, frage mich aber, ob du den Fokus auf eine Stelle richten wolltest.

Ein Gerät könnte den Anruf ja ans VR-Programm umleiten, denn offensichtlich ist es zumindest möglich, sich auf beiden Seiten Textnachrichten zu schicken. Ich hoffe, das ist wirklich eine reine Interessensfrage und muss nicht noch in die Geschichte eingebaut werden?!
Wie gesagt war die Frage nur aus persönl. Interesse. Muss nicht in den Text.

GoMusic schrieb:
Für mein Gefühl hast du insgesamt zu oft das Wetter/die Umgebung der RL und VR beschrieben, als wäre dies der (alleinige) Grund, in der VR sein zu wollen.

Mist. Manche Leute wünschen sich mehr Umgebung, Du wünschst Dir weniger … Hui. Ich werde das prüfen und hoffe, dass ich etwas Funktionales finde, also etwas, das Stimmung transportiert, Unterschiede zeigt und ansonsten nicht nervt.
Ich sag's ja nur, weil Wetter / Umgebung (und auch Jahreszeiten) keine große Rolle spielen bzw. keinen Einfluß auf die Geschichte hier haben, so denke ich.
Kurz gesagt (Ursache/Wirkung):
Auf dem See kann man nur ins Eis brechen, wenn es Winter ist.
Der Zettel mit der wichtgen Telefonnummer, der vor einem auf dem Tisch im Straßencafé liegt, kann nur vom Regen durchweicht und unleserlich gemacht werden, wenn es regnet.
So würde ich immer vorgehen.

Bei deiner Story gibt es doch die Ausage, dass Kasta die tollen Umgebungen in der VR geschaffen hat. Da würde ein (!) kleiner Vergleich zur RL reichen.

GoMusic schrieb:
Demnach hat er den PC angeschaltet? Warum denn? Ist nicht sowieso alles zugangsgesichert?

Joa, gute Logikfragen, die Du da aufwirfst. Also, der PC von meinem Freund rattert am lautesten, bevor man das Passwort eingegeben hat, also wäre die Zugangssicherung nicht das Problem. Dass Oli den Computer einschaltet, wiederum schon. Ich habe mir die Stelle markiert und werde daran herumbasteln.
Vielleicht hat er den PC auch nur schon mal angeschaltet, damit sie sofort loslegen kann und keine weitere Teit verliert, da sie sicher viel nachholen muss. Vielleicht kannst du das ja so in etwa einbauen. Wäre ja ein toller Charakterzug von ihm.

GoMusic, Du machst mich fertig (nicht falsch auffassen, büdde). Wenn man erstmal alle Makel aufzählt und dann am Ende schreibt: Fand ich gut, dann schlackern mir aber wirklich die Ohren.
Ich sehe großes Potential im Text. Hätte er mir nicht gefallen, hätte ich doch vielleicht abgebrochen ...:lol:

Jetzt befürchte ich gerade, dass das überhaupt nicht funktioniert, und ich frage mich: Was fehlt da noch? Offenbar hast Du v.a. Fragen zu Kastas und Olis Vergangenheit. Also mehr Rückblenden? Oder eher weniger, sodass die Fragen gar nicht erst aufgeworfen werden?
Alles gar nicht so tragisch. Sind doch nur Kleinigkeiten. Gut, da war etwas bei, wo ich unpräzise gelesen haben mag, aber bei all dem anderen ist doch maximal Feintuning notwendig.

Die kleinen Details habe ich ohne weiteres Pipapo eingearbeitet. Alles andere bedenke ich jetzt und mache das ganz in Ruhe
Markiere mich einfach, wenn du soweit bist. Ich schaue gerne nochmal drüber.

Liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Maria,

du hast es so gewollt :-)
Ich habe deine Geschichte jetzt noch ein zweites Mal ganz ruhig gelesen. Zu jedem Kapitel habe ich mir in einem kleinen Dokument Anmerkungen in Stichpunkt-Form gemacht. Das ist ausgeartet und spätestens ab der Hälfte habe ich gewusst, dass ich sie dir genau so präsentieren will.

Ich gehe erst daran anschließend auf die anderen Kommentare ein. Habe sie alle durchgelesen und zu vielen Dingen, auch in Unkenntnis vorheriger Versionen, etwas zu sagen.

Meine Anmerkungen kritisieren und loben flapsig. Bitte schenke meinen Aufzeichnungen, egal was du darüber denkst, die gleiche Aufmerksamkeit, die ich deinem Text geschenkt habe (das ist genau der flapsig, fordernde Charakter, den du vielleicht hassen wirst, der dich aber unweigerlich erwartet). Viel Spaß!


Saya von TeddyMaria

Anmerkungen zu Kapitel 1 »Der Ring«
- Wenn die Sätze kürzer wären könnte ich besser folgen. So muss ich mich sehr konzentrieren. Das führt aber auch dazu, dass wenn ich es erstmal geschafft habe, mich einzulesen, ich bereits nach sehr wenig Text in der Story gelandet bin.
- Der Begriff »VR-Programm« hat mich gestört. Das ist, als ob man einen Zombie-Film macht und die Viecher, die die Hauptfiguren bedrohen, tatsächlich »Zombies« genannt werden. Da geht die Vorstellung flöten, flötet so was von ...
- Die Beziehung von Oli und Kasta ist gut rausgearbeitet. Vor allem Kasta ist hervorragend gezeichnet.
- Der Stil könnte entfesselter sein. Dazu müsste Maria (du) sich erlauben, genüsslich von der Handlung abzuschweifen. So wirkt es sehr diszipliniert auf die Szene hingeschrieben – viele »Regie«anweisungen (er beißt sich auf die Unterlippe, er sagt, er runzelt die Stirn …)
- Die Ideen sind überzeugend

Kapitel 2 »Bei Saya«
- 1. mit dem Tätigkeitswort »stöpsele« nach dem Hauptwort »Ich« sollte kein Satz beginnen müssen
- 2. Der Rest des Satzes ist überaus sinnlich und formschön geschrieben
- spüre (ernsthaft) leichte Konzentrations-Kopfschmerzen beim Lesen des Textes. Nicht weil er schlecht ist, sondern so dicht geschrieben. Mein Hirn arbeitet auf Hochleistung, um die Welt zu konstruieren, die du in so wenig Zeichen entwirfst. Gedanke: Wenn du meinem Kopf genug Zeichen zum Nachdenken lässt, wird dein Text wahrscheinlich dreimal so lang werden. Momentan scheinst du, an luftdichten festverschraubten Sätzen zu tüfteln. Wenn du dich beim Schreiben mehr entspannst, und die Bilder sich entfalten lässt, kannst du überhaupt erst deren grobe Fehler sehen, falls es welche gibt. Momentan präsentierst du mir eine JPG-Auflösung von 200x200 (in Bildgröße gedacht). Es fällt mir sehr schwer zu beurteilen, wo die Pixel stimmen und wo nicht …
- Der Dialog ist schon sehr verkürzt: 
Ich weiche seinem Blick aus. »Ich habe dich ignoriert. Muss nachdenken.«
»Oh.«
»Ja.«
»Und?«, fragt er.
—— Wie wäre es mit »Tatsächlich?« »Ja, tatsächlich …« … »Und was ist dabei rausgekommen?«
- viele, tolle Ideen. Insgesamt ansprechende Umsetzung

Kapitel3 »Beschützer« + 4 »Liebe«
- mir gefallen Stellen wie »Danke, Saya. Bitte Sprachsteuerung aktivieren.« 
Darin zeigst du, wie verkürzt die Kommunikationswege geworden sind, und wie persönlich das Verhältnis zum Computer.
- Apropos, guckst du die Netflix-Serie Black Mirror? Der aktuell heißeste Scheiß, was Pop-SF-Szenarien angeht, denke ich.
- (…) »Bin da«, sagt er. —> Einfach nur neue Zeile »Bin da!«
- Ich öffne die Tiefkühltruhe, entnehme ihr zwei Schalen. (soll das so clean rüberkommen? Warum nicht einfach Umgangssprache: schnappe mir; greife mir; etc.?
- »Und überhaupt«, sagt er erneut, hebt die Stimme, (…) —> Hier dasselbe: lieber: sagt er, wobei er die Stimme hebt, dass es sich anhört als …
- Die Dialoge gefallen mir sonst sehr gut. Oli und Kasta sind darin total greifbar. An der Stelle nochmal das Lob aus Kapitel 1: Die Figurenzeichnung ist top!
- Der Wechsel vom scheinbar fürsorglichen, zum Arschloch-Oli berührt mich bzw. das Spiel mit Kastas Vertrauen. Ich kenne dieses Gefühl, verarscht zu werden. Ich denke wir alle haben so etwas schon mal erlebt und wissen, wie sich das anfühlt
- »(...) eine beinahe realistische Berührung.« --> Mir ist »echt« lieber als »realistisch«. Kürzer und weniger Fremdwort. Bei -ismen sollten deine Alarmglocken eigentlich klingeln … jetzt sehe ich auch, weshalb du das einbaust. Du hast »echt« im Folgesatz. Verführerisch, da einfach »realistisch« im Vorsatz zu schreiben. (Abschweifung: Relativierende Wörter wie »beinahe«, »fast«, »etwas« usw. haben in stilistisch hochwertigen Texten, wie deiner es sein könnte, eigentlich nichts verloren. »Aus eine beinahe realistische Berührung« mach »Wie eine echte Berührung«. —> Im Nachsatz: »will seine Haut auch in Wirklichkeit berühren können.« (apropos, hindert sie etwas daran? Können sie sich nur in dieser virtuellen Welt begegnen? Das, warum es nicht geht, sollte deutlich erwähnt werden, damit der Konflikt klar ist) —> »Fast so gut wie die echte Welt, aber immer nur fast.« ist entbehrlich, aber auch ein schön geformter, durch die Wiederholung ausdrucksstarker Satz.
- »ich glaube zu sehen, dass er mich aus dem Augenwinkel ansieht« —> zweimal ›sehen‹
- »Eins weiß ich. Oli wäre nicht glücklich ohne mich.« »Das ist doch scheißegal!«
—> wunderbar charakterisierender Dialog. Muss man sich einfach eine Scheibe von abschneiden. Wie du hier mit zwei Sätzen einen großzügigen Blick auf Kastas Psychogramm gewährst. Großes Kino! [Edit via Kroko: Von wegen flache Figuren ...]
- »Hast du nachgedacht?«, fragt er, ein Beben in der Stimme. —> nochmal zu diesen elliptischen, zu Regie-Anweisung verkürzten Reaktionen. Das geht viiiiiiiel bildlicher und ausdrucksstärker. Durch die Verkürzung merkst du gar nicht, dass seine Stimme in diesem Moment vielleicht gar nicht bebt. Das ist nicht soooo dramatisch. (alles mein Empfinden); 
»Hast du mal darüber nachgedacht?«, höre ich seine Stimme (sie hat ja die Augen verschlossen) —> Übrigens: Er zerrt sie ja vorher bereits. Mehr Emphase braucht es doch gar nicht. Ich lese den Dialog auch ohne Regieanweisung emotional.
- Krass, dass sie sich Luupi von Oli verbieten lässt [bzw. selbst verbietet]… Armes Mädel
- So sehr ich mich auch bemühe, mein Herz zum Brennen zu bringen, wütend zu sein, (…), das Unschuldslamm, dann hat mein Herz heiß gebrannt; [im letzten Kapitel: Das Brennen in meinem Herzen ist erst erloschen, …] (Pilcherst du hier oder verleihst du Kasta eine Stimme? Du pilcherst!!!)
- den Regengeruch. In der Wohnung riecht es nach Zigarettenrauch und Staub. (zweimal riechen, davon einmal substantiviert) Vorschlag: Die Luft im Zimmer schmeckt nach Zigarettenasche und Staub.
- , wenn ich Erich Fried zitiert habe:
»Die Gewalt fängt nicht an,
Wenn einer einen erwürgt.
Sie fängt an,
Wenn einer sagt:
»Ich liebe dich.
Du gehörst mir.« —> Würde ich streichen. Warum jetzt auf einmal die Literatur-Schiene, warum Erich Fried?? Das kannst du auch in deinen Worten ausdrücken. Wenn es dir so wichtig ist, stell das Zitat deinem Text voran. (nur mein Leseeindruck; anderen wird es wahrscheinlich egal sein. Mir nicht!)

Kapitel 5 »Zusammen«
- noch bevor ich überhaupt den Schlüssel ins Schloss gepfriemelt habe. —> noch bevor ich den Schlüssel zum Schloss geführt habe; ahh, sorry, dass ich das so sage, aber ich habe das Gefühl, du verhedderst dich echt in Details. Ich kenne das so gut von mir selbst. Und ich ertrage es nicht, wenn andere die selben »Fehler« machen wie ich; *neurotisches Geschluchze«
- »die Einkaufstüte am Handgelenk« —> ich weiß ja, was du sagen willst. Aber das ist so verkürzt. Im Nebensatz bringst du das. Wenn du es ausführen würdest, dann würdest du schon merken, ob sich mit der Info etwas anfangen lässt. Etwa, ob die Hand an der Trageschlaufe zittert etc. Vielleicht würdest du aber auch feststellen, dass die Information hier zu viel Raum bekommt. Du scheinst mir so viele Ideen zu haben, Maria. Bitte schenke ihnen eigene Sätze! Details dürfen ruhig zusammen genannt werden. Aber bei dir sind es nicht nur Details. Du willst etwas ausdrücken, aber erlaubst dir nicht mehr als einen halben Satz dafür herzugeben.
- »Als Oli sich das erste Mal losgerissen hat, vor vielen Jahren, nach mir getreten, mir ins Gesicht gespuckt hat, ich ihn nicht einfangen konnte, habe ich gewartet, bis es Nacht wurde.« … weißt du, was ich meine? Wieviel Handlung ist das bitte in einem Satz?
- Ich hatte gelesen, dass eine derart lange Zeit ohne Sauerstoff … Weiter habe ich damals nicht gedacht. —> Das hier finde ich cool.
- Das Ende lässt mich an eine Fortsetzung denken. Mehrer Szenen haben sich zu einer Sequenz gefügt.
- Moralischer Downvote. Die beiden haben echt eine emotional aufs ärgste gestörte Beziehung. Es funktioniert für sie, aber eigentlich sind die beiden wie das Duo (Herr und Sklave, der wie ein Hund an der Leine geführt wird) aus Warten auf Godot von Samuel Beckett (ein obersymbolisches, künstlerisch literarisches Stück aus einer anderen Literatur-Epoche, das sich um das Warten auf Gott (Godot) oder wer da auch immer ist, dreht. Eine Metapher für den Zustand, in dem viele von uns sich, im weitesten Sinne sogar wir alle, uns befinden. Das Warten auf die Anerkennung von irgendwem, bzw. darauf, ein Zeichen zu bekommen, dass das woran wir glauben, sich endlich bestätigt (wie Kasta irrsinnig an Olis Bruderliebe glaubt). So denken auch Leute, die von Süchten befallen sind, die sie mit der Befriedigung derselben vertreiben wollen. Blabla.
- Ich bin mir unsicher, ob ich das letzte Kapitel verstanden habe. Ist das ein Zeitsprung und Kasta hat sich gegen Oli durchgesetzt? Weil er auf einmal so »liebevoll« ist..
- Eine Story ohne Seifenblasen-Ende, aber auch ohne Tragödie, ohne eindeutige ironische Wendung. Auch wenn du sie am Ende doch noch mit einer Art dunkler, sehnsuchtsvoller Ironie beschließt. Schwester und Bruder bekommen sich und sind zufrieden damit. Für sie ein fröhlicher Ausklang, für mich als Leser nicht. Ich denke, an die Konsequenzen, ihres in meinen Augen perversen Zusammenlebens. Ich hoffe, dieser letzte Satz stößt auf Widerstand deinerseits und seitens anderer KommentatorInnen, weil er mir wichtig ist, und ich es gerne als Anlass nehmen würde, im Streit etwas darüber dazuzulernen.
- Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich stoße mich heftig an dem Ausgang der Geschichte, nicht daran, dass du die Geschichte so geschrieben hast; und beanspruche auch keine Änderung oder dergleichen. Das sind tatsächlich nur persönliche Eindrücke und betreffen den Inhalt, nicht das Erzählen und behaupten auch nicht, dass dies eine nicht legitime Erzählweise ist, das ist sie!

Eindrücke zu den Kommentaren anderer Wortkrieger:
- der Name Kasta hat mich verwirrt. Allerdings nicht wie N-Geburtstagskind, sondern einfach, weil du ihn dir ausgedacht hast (oder täusche ich mich? --> Habe mittlerweile das von dir verlinkte Video gefunden). Ich mag den Namen allerdings auch, weil er unverbraucht ist. Von mir aus also ein Daumen hoch dafür..
- ganz kurz: stark, was die anderen Leser da alles noch verstanden haben. Frauenhaus, Unterdrückung im echten Leben etc. Habe ich alles schon so mitgelesen, aber hätte ich nicht derart auf den Punkt bringen können.
- Mein Eindruck, dass die Geschichte sehr sehr dicht gepackt ist, bestätigt sich bereits an den Kommentaren von N-Geburtstagskind und Kroko —> Ich hoffe du lässt dich davon nicht verunsichern. Es ist kein Zeichen schlechten Stils, so zu schreiben. Du solltest aber auch locker schreiben können, wenn du es brauchst. Hier merkst du, dass bereits zwei der ersten drei Leser überfordert sind. Und das sind sogar Leser, die schwierige Texte gewohnt sind. Du würdest mit einem so dichten Stil vielleicht mal einen SF-Literatur-Preis gewinnen, aber niemals durchschnittliche Leser ansprechen. Es wäre ein Text, den man wie einen Zauberberg besteigen müsste (wofür er allerdings auch noch sprachlich präziser und paradoxer Weise weitschweifiger werden müsste; so leicht nehme ich keinen Th.Mann-Vergleich, hehe).
- »Da habe ich mal nicht versucht, was Perfektes zu schreiben«; hier muss ich ein bisschen schmunzeln <3
- Lass dich nicht davon trösten, dass ein eingefleischter SF-Leser wie Vulkangestein hier seinen Spaß hat. Das sind deine Ideen gewesen, die zweifelsohne gut sind (meine Meinung) – und seine Erfahrung + schiere Konzentration + SF-Wohlwollen. Lass dir das nicht genug sein
- Aha, auch dieser »Alveus« outet sich als SF-Experte
- Aus dem Grund, dass Weltenläufer die übrigen Kommentare nicht gelesen hat, denkt er, »vielleicht stehe ich ja mit meiner Meinung allein«. Im Grunde wiederholt er die anderen.
- Kroko: »aus dem Anfang wird einem nicht klar, ob man man in einer VR ist oder nicht.« —> Ich stimme nur bedingt zu. Ja, schon klar, dass man nach zwei Sätzen nicht wissen kann, wie deine komplexe Idee funktioniert. Aber das ist logisch. Du zeigst die VR sehr gut. Allerdings nennst du sie auch VR, was mich stört, wie ich weiter oben geschrieben habe. Das ist nämlich eine Abkürzung um genau das, was dem Leser hier an Informationen zu deiner VR-fehlt. Wie funktioniert die Technik genau (keine Einladung zu Detail-Ausuferungen sondern zu einfacher Darstellung schwieriger Dinge mit knapper Syntax, die in Konflikte eingeflochten ist). Du zeigst ab und zu mal was (den Anschluss, das Kribbeln) und denkst, dass es dem schnellen Auge des Lesers genügt. Aber das ist richtig richtig richtig viel Arbeit. Sollte in Konfliktdialogen etc. thematisiert werden. Aber eigentlich geht es ja sogar um die Liebesirrungen Kastas, um Luupi und Kastas Bruder, Oli. Viel viel mehr Text!!!
- Und ja, die Sache mit dem Roman … Das Thema gibt es her. Wenn du es nicht zu schlank machen würdest, dann ginge da sicher was. Aber das will ich erstmal sehen. Ich würde gerne sehen, ob du das auch ausbreiten kannst.
- Isegrims: »Schwächen sehe ich an einzelnen Stellen, ein Tick zu geschwätzig, ein paar sprachlich nicht ganz brillante Wendungen, aber an all dem lässt sich arbeiten.« ???????????
- Alveus: »Mich würde interessieren: Welche Version findest du besser? Die komplexe, die du mit dem Herzen und ohne äußere Einflüsse geschrieben hast?« —> Mir, Maria, gefällt, was du geschrieben hast. Ich kenne die Vor-Versionen nicht. Es ist auch wurscht, ob die Story vorher besser war oder nicht. Ich denke, dass du an diesem Text zu knabbern hast, und das ist was Gutes! Mit den Überarbeitungen beginnt die Agonie der Schreibenden
- Kroko: Deine Protagonisten sind blaß, ohne Charakter —> Widerspruch euer reptilischer Ehren. Spricht Kroko hier von einer anderen Version? Diese Figuren sind weder gut noch schlecht, sie sind eindeutig beides.

Für mich jetzt erstmal das Ende einer Odyssee (ich sags zur Sicherheit: Weil Kommentieren anstrengender ist als nur lesen ...). Ich spiele jetzt mal eine Runde Entspannungs-Schach :-)

Mach weiter an dem Text und du wirst eine Menge Menge dazulernen..

 

Hey, @GoMusic

Es freut mich immer sehr, wenn jemand nochmal zurückkommt, um alles zu klären, was mir unklar geblieben ist. So komme ich gut voran. Also vielen Dank!

Alles gar nicht so tragisch. Sind doch nur Kleinigkeiten. Gut, da war etwas bei, wo ich unpräzise gelesen haben mag, aber bei all dem anderen ist doch maximal Feintuning notwendig.

Du sagst: "Maximal Feintuning." Und da muss ich ja lachen. Ich habe diese Geschichte ja schon einmal komplett neu geschrieben. Die totale Grobüberarbeitung fällt mir relativ leicht. Feintuning, das braucht Zeit und Fingerspitzengefühl, das fällt mir etwas schwerer. Aber ich heule jetzt nicht rum, sondern ich werde es worken machen. Das dauert halt bloß etwas, denn so einfach ist das für mich nicht.

Es freut mich, dass mir an einigen Stellen klargeworden ist, dass Deine Anmerkungen gar nicht so schlimm sind. Ich versuche immer, meine Kommentator/inn/en maximal ernst zu nehmen, deshalb muss ich bei so etwas immer nachfragen, bevor ich es nicht zu ernst nehme.

Bin tatsächlich schon mal für ein Mod-Computer gehalten worden, der automatisch Texte verschiebt, sperrt, löscht usw. - bis der Fragesteller dann eine Geschichte von mir gelesen hat.

Das habe ich damals mitgekriegt, und genau daran musste ich auch denken, als ich Dich gefragt habe, ob Du ein Computer bist. Ich habe ja auch schon Geschichten von Dir gelesen und weiß deshalb natürlich, dass Du keiner bist. Ein Computer würde sicher auch nicht solche sorgfältigen Anmerkungen machen.

Für die Sachen oben benötigst du doch gar keine Rückblicke.
Eine kurze Erwähnung innerhalb des Fließtextes reicht vollkommen:

Danke für die Ratschläge. Ich habe immer total Angst, den roten Faden zu verlieren, und deshalb lasse ich im Zweifel alles weg. Den Vater zu erwähnen, nur damit die Leser/innen sich nicht mehr fragen müssen, wo der ist, so was kommt mir gar nicht in den Sinn. Zumal auch die Erwähnung der Mutter etwas ist, woran sich hier viele aufgehängt werden, deshalb befürchte ich, dass da wieder ein ziemlicher Rattenschwanz dranhängen wird. Aber darum bin ich ja hier, und ich werde es ausprobieren.

Ich sag's ja nur, weil Wetter / Umgebung (und auch Jahreszeiten) keine große Rolle spielen bzw. keinen Einfluß auf die Geschichte hier haben, so denke ich.

Gut, dass Du das nochmal präzisierst. Du meinst also: Umgebungsbeschreibungen, die was zur Geschichte beitragen, die was mit der Handlung zu tun haben. Weniger Wetter vor allem, sondern mehr anderes. Hui. Da kommt ja noch richtig Arbeit auf mich zu, jetzt habe ich was zum Nachdenken. Aber das ist ein extrem nützlicher Hinweis für mich. Das mit dem Wetter habe ich schon mal irgendwo gelesen (dieses: Never start a story about the weather), aber ich habe beim Schreiben immer so viel Kram im Kopf, dass es mir regelmäßig wieder rausfällt. Nicht schlimm, dafür gibt's ja die Überarbeitungsphase.

Bei deiner Story gibt es doch die Ausage, dass Kasta die tollen Umgebungen in der VR geschaffen hat. Da würde ein (!) kleiner Vergleich zur RL reichen.

Ich glaube, das ist noch so ein bisschen Version 1 geschuldet, wo es ein wesentliches Element war, dass Kasta sich in der VR nicht wohlfühlt, weil sie nicht echt ist. Das ist weniger geworden, aber immer noch da, und ich muss noch prüfen, an welchen Stellen es wohl etwas unmotiviert in der Gegend herumsteht.

Vielleicht hat er den PC auch nur schon mal angeschaltet, damit sie sofort loslegen kann und keine weitere Teit verliert, da sie sicher viel nachholen muss. Vielleicht kannst du das ja so in etwa einbauen. Wäre ja ein toller Charakterzug von ihm.

Voll die süße Idee! Das kann ich mir richtig gut vorstellen. Dann muss ich wohl mal gucken, wie es aussieht, wenn ich das ausprobiere.

Ich sehe großes Potential im Text. Hätte er mir nicht gefallen, hätte ich doch vielleicht abgebrochen ...

Dankeschön. Das freut mich wirklich sehr, wenn man sich nicht durch meine Texte quält.

Jetzt brauche ich etwas Zeit fürs Feintuning. Vor allem aber bin ich ab Donnerstag bis Mitte September erstmal im Urlaub, ohne Strom, ohne Internet. Hoffe, das hilft mir dabei, noch ein paar geniale Ideen zu haben, und der Rest ist dann wohl Fleißarbeit. Du hörst von mir. Schön, dass Du Dich zur Verfügung stellst.

Zurückgekehrte Grüße,
Maria

Hallo, @Carlo Zwei

du hast es so gewollt

Mensch, da bereue ich es aber überhaupt nicht, Dir erlaubt zu haben, Dich auf meine Saya zu stürzen. Ein super Kommentar, den ich in Ruhe bearbeiten möchte. Also verzeih mir, dass ich mich jetzt nicht sofort dazu äußere.

Viele Grüße,
Maria

 

Hallo, @Carlo Zwei

Ich habe ja gestern schon ausgedrückt, wie sehr ich mich über Deinen Kommentar gefreut habe. Denn der ist einfach Wahnsinn. Du hast ja wirklich jeden Stein umgedreht. Und vor allem, was ich am meisten liebe, was mich immer am meisten vorangebracht hat hier, ist, wenn jemand etwas Generelles anspricht, eine Eigenart von mir, weil ich dann generell und über alle meine Geschichte hinweg daran erarbeiten kann.

Also, um wirklich nichts zu übersehen und jeden Krümel umzudrehen, werde ich Deinen Kommentar jetzt plumperweise Schritt für Schritt durchgehen. Normalerweise versuche ich, die Informationen zu vermengen, aber ich glaube, wenn ich das hier versuche, entgeht mir was Wichtiges.

Kurze Sache vorweg, da wir uns ja nicht das erste Mal über den Weg laufen: Mit Lehramt habe ich nur insofern zu tun, als dass meine Mutter und meine Regisseurin Lehrerinnen sind. Und ich mag gendern, deshalb fliege ich natürlich auf schmissige Abkürzungen wie SuS. Ansonsten pflege ich Lehramtler/innen-Vorurteile so wie die meisten Leute an der Technischen Uni, an der ich studiere. :p

Ich gehe erst daran anschließend auf die anderen Kommentare ein. Habe sie alle durchgelesen und zu vielen Dingen, auch in Unkenntnis vorheriger Versionen, etwas zu sagen.

Und krass, dass Du auch direkt noch alle Kommentare gelesen hast. Es gibt ja immer wieder so Leute, die fünfzig Kommentare wirklich richtig lesen, und wenn ich eine halbe Stunde vor einem Schwimmbad auf meine Schwimmkollegen warte, mache ich so was auch mal. Aber das ist dann eher Zufall. Also: Super heftig. Da ich gleichzeitig immer erlebe, wie sehr es mir hilft, alle Kommentare zu lesen, sodass ich weiß, wo der/die Autor/in steht und was warum gesagt wurde. Deshalb: Vielen Dank! Das ist extremely helpful.

Bitte schenke meinen Aufzeichnungen, egal was du darüber denkst, die gleiche Aufmerksamkeit, die ich deinem Text geschenkt habe (das ist genau der flapsig, fordernde Charakter, den du vielleicht hassen wirst, der dich aber unweigerlich erwartet).

Mach Dir keine Sorgen, das tue ich. Und Deinen Kommentiercharakter hasse ich gar nicht. Der erscheint mir völlig in Ordnung, beziehungsweise, ziemlich gut. Los geht’s!

Wenn die Sätze kürzer wären könnte ich besser folgen. So muss ich mich sehr konzentrieren. Das führt aber auch dazu, dass wenn ich es erstmal geschafft habe, mich einzulesen, ich bereits nach sehr wenig Text in der Story gelandet bin.

Das geht ja schon mal in die Richtung der generellen Sache, die Du noch schreiben wirst. Also gehe ich dann darauf ein, wenn wir an des Pudels Kern ankommen. Wobei, jetzt, wo ich es das vierte Mal lese, fällt mir zumindest positiv auf, dass Du schnell in der Geschichte bist. So soll es ja eigentlich sein. Keine Sorge, das Kritische daran übersehe ich nicht.

Der Begriff »VR-Programm« hat mich gestört. Das ist, als ob man einen Zombie-Film macht und die Viecher, die die Hauptfiguren bedrohen, tatsächlich »Zombies« genannt werden. Da geht die Vorstellung flöten, flötet so was von ...

Hier bin ich mir unsicher. Eigentlich würde ich es intuitiv auch immer im Dunkeln lassen, aber andere Kommentator/inn/en waren der Ansicht, dass, wenn ich das Kind einfach beim Namen nenne, dem/der Leser/in sehr viel Arbeit abnehmen kann. Das habe ich mir aber im Text markiert und wälze das nochmal aus.

Übrigens, was ich jetzt nebenher im Saya-Dokument tue: Ich habe eine Überarbeitungsliste, ändere manche Dinge einfach sofort (auf die werde ich dann nicht weiter eingehen) und markiere anderes rot. Normalerweise versuche ich, zumindest die Kleinigkeiten direkt einzuarbeiten und hier sichtbar zu machen. Ich glaube aber, angesichts des Gehalts Deines Kommentars tue ich mir keinen Gefallen, wenn ich das jetzt schnellschnell mache. Du wirst hier also erst nach meinem Urlaub Änderungen sehen. Das soll Dich aber nicht zu dem Glauben führen, dass ich die Hände in den Schoß lege. Nur Urlaub muss auch mal sein. Und Zeit nehmen muss ich mir auch mal. Langsam schlackern mir zwar ein bisschen die Ohren, denn die Ausschreibung endet am 30. Oktober. Aber das wird schon.

Der Stil könnte entfesselter sein. Dazu müsste Maria (du) sich erlauben, genüsslich von der Handlung abzuschweifen. So wirkt es sehr diszipliniert auf die Szene hingeschrieben – viele »Regie«anweisungen (er beißt sich auf die Unterlippe, er sagt, er runzelt die Stirn …)

Hier legst Du schon einen Finger auf die Wunde. Ich habe immer total Angst, die Leser/innen mit unnötigen Details zu überhäufen oder Dinge auszuschweifen, die voll unwichtig sind. Deshalb setze ich den Fokus so eng. Aber zum Glück sagst Du darüber später noch was sehr, sehr Kluges. Wir sprechen da gleich drüber, aber ich sage jetzt schon, dass ich mir das einrahmen und an die Wand hängen werde.

Die Beziehung von Oli und Kasta ist gut rausgearbeitet. Vor allem Kasta ist hervorragend gezeichnet.

Yas!

mit dem Tätigkeitswort »stöpsele« nach dem Hauptwort »Ich« sollte kein Satz beginnen müssen

Kleinigkeit. Geändert (nur für Dich noch nicht sichtbar, wie gesagt).

Momentan scheinst du, an luftdichten festverschraubten Sätzen zu tüfteln. Wenn du dich beim Schreiben mehr entspannst, und die Bilder sich entfalten lässt, kannst du überhaupt erst deren grobe Fehler sehen, falls es welche gibt. Momentan präsentierst du mir eine JPG-Auflösung von 200x200 (in Bildgröße gedacht). Es fällt mir sehr schwer zu beurteilen, wo die Pixel stimmen und wo nicht …

Als Kommentatorin liebe ich es, wenn ich gute Vergleiche für etwas finde. Herzlichen Glückwunsch also für diesen Vergleich. Das ist ja supersüß. Für meine extreme Disziplin beim Schreiben von Sätzen wurde ich schon öfters kritisiert. Aber bisher konnte ich dafür nie eine richtige Lösung finden. Jetzt kristallisiert sich bei mir langsam die Idee heraus, dass der enge Fokus und die disziplinierten Sätze etwas miteinander zu tun haben. Was für eine Erkenntnis.

Der Dialog ist schon sehr verkürzt: 
Ich weiche seinem Blick aus. »Ich habe dich ignoriert. Muss nachdenken.«
»Oh.«
»Ja.«
»Und?«, fragt er.
—— Wie wäre es mit »Tatsächlich?« »Ja, tatsächlich …« … »Und was ist dabei rausgekommen?«

Ja, bei Dialogen ist das bei mir am extremsten. Wie Du später ja nochmal aufgreifst, habe ich in dieser Geschichte gar nicht lange herumgetüftelt, wollte sie mal nicht schon vor dem Hochladen perfekt machen. Dafür, dass die Dialoge aber so kurz sind, sitze ich da immer am längsten dran, überlege immer, wie ich noch knapper und indirekter und in weniger Worten ausdrücken kann, was ich (oder meine Figuren) ausdrücken will. Keine Ahnung, woher diese Vorstellung von mir kommt, dass der Dialog am besten in drei Wörtern sitzen sollte. Ich liebe ja das Schreiben von Dialogen und investiere da tatsächlich (gerade, weil sie so knapp sind) die meiste Zeit. Ich werde das auf jeden Fall prüfen. Steht auf der Überarbeitungsliste.

mir gefallen Stellen wie »Danke, Saya. Bitte Sprachsteuerung aktivieren.« 
Darin zeigst du, wie verkürzt die Kommunikationswege geworden sind, und wie persönlich das Verhältnis zum Computer.

Eben drum. Was ich gerade zu den Dialogen schrieb. Wenn dann einer sagt: Wow, fünf Wörter, und ich weiß, was abgeht, dann schwebe ich im siebten Himmel.

Apropos, guckst du die Netflix-Serie Black Mirror? Der aktuell heißeste Scheiß, was Pop-SF-Szenarien angeht, denke ich.

Klar. Lieblingsfolge: Hated by the Nation (die mit den Bienen). Extrem coole Idee, tolle Welt, total beklemmend und ausweglos. So muss das.

»Bin da«, sagt er. —> Einfach nur neue Zeile »Bin da!«

Wenn ich Kleinigkeiten wie solche an dieser Stelle nicht näher erwähne, kannst Du davon ausgehen, dass ich sie klaglos in meine Arbeitsversion eingepflegt habe.

Die Dialoge gefallen mir sonst sehr gut. Oli und Kasta sind darin total greifbar. An der Stelle nochmal das Lob aus Kapitel 1: Die Figurenzeichnung ist top!

Awwr. :herz: Wie gesagt, ein Lob für Dialoge einzufahren, ist für mich das höchste der Gefühle. Vielen Dank!

Der Wechsel vom scheinbar fürsorglichen, zum Arschloch-Oli berührt mich bzw. das Spiel mit Kastas Vertrauen. Ich kenne dieses Gefühl, verarscht zu werden. Ich denke wir alle haben so etwas schon mal erlebt und wissen, wie sich das anfühlt

Auch das nehme ich als sehr großes Kompliment, denn, ehrlich gesagt, ich kenne so viele Leute, die sagen, dass jeder dieses Gefühl kennt. Und ich glaube: Ich nicht. Offenbar kann ich es trotzdem authentisch erreichen, einfach nur, indem ich versuche, mich in diese Situation zu versetzen. Jetzt stehe ich ein bisschen vor dem Dilemma, dass dieses Umschlagen der Stimmung gerade erst kritisiert wurde. Ich selbst fand das auch gut, weil, ehrlich gesagt, ich habe vor nichts mehr Angst als vor wütenden Männern. Ich weiß gar nicht, wieso. Mein Freund wird manchmal plötzlich sehr laut, und obwohl das nie was mit mir zu tun hat und er auch nichts tut außer den Computer anzuschreien (er ist politisch sehr interessiert und zockt CSGo), kriege ich jedes Mal voll Panik (wobei, da wir jetzt schon fast vier Jahre zusammen sind, hat sich das langsam gelegt). Ich glaube, es ist gerade dieses plötzliche Umschlagen, dass die Wucht entfaltet.

Also, glücklicherweise glaube ich nicht zu wissen, wie es sich anfühlt, manipuliert zu werden, aber ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn die Stimmung eines Gegenübers plötzlich wechselt. Man hat keine Kontrolle mehr über die Situation, und das ist echt furchtbar.

(apropos, hindert sie etwas daran? Können sie sich nur in dieser virtuellen Welt begegnen? Das, warum es nicht geht, sollte deutlich erwähnt werden, damit der Konflikt klar ist)

Später wird ja erwähnt, dass Luupi extrem weit weg wohnt. Aber stimmt, das passt auch gut an diese Stelle. Steht auf der Überarbeitungsliste, alles andere ist eingepflegt.

wunderbar charakterisierender Dialog. Muss man sich einfach eine Scheibe von abschneiden. Wie du hier mit zwei Sätzen einen großzügigen Blick auf Kastas Psychogramm gewährst. Großes Kino!

Genau das meinte ich oben, als ich schrieb, dass ich an den Dialogen ewig feile, um mit möglichst wenig Wörtern möglichst viel zu erreichen. Dass ich das auch an anderen Stellen tue, wie Du später nochmal ausbreitest, ist eher unbewusst, keine Ahnung, woher das kommt. Liegt nicht am Feilen. Vielleicht geht mir das langsam in Fleisch und Blut über, und irgendwann kann ich nur noch Dramen schreiben. (Was ich ohnehin mal ausprobieren wollte.)

nochmal zu diesen elliptischen, zu Regie-Anweisung verkürzten Reaktionen. Das geht viiiiiiiel bildlicher und ausdrucksstärker. Durch die Verkürzung merkst du gar nicht, dass seine Stimme in diesem Moment vielleicht gar nicht bebt. Das ist nicht soooo dramatisch.

Oh, wow. Ich muss sagen, dieser Kommentar ist extrem spannend. Jetzt, wo ich ihn kleinschrittig nochmal durchgehe, weiß ich zwar schon, wie er ausgeht, aber er ist immer noch spannend.

Pilcherst du hier oder verleihst du Kasta eine Stimme? Du pilcherst!!!

Ich muss jetzt erstmal nachgucken, was das heißt. Ach, bezieht sich das auf DIE Pilcher, Rosamunde? Meine Güte. Ich dachte, das wäre Dialekt. Autsch. Ist rot markiert.

Würde ich streichen. Warum jetzt auf einmal die Literatur-Schiene, warum Erich Fried?? Das kannst du auch in deinen Worten ausdrücken. Wenn es dir so wichtig ist, stell das Zitat deinem Text voran. (nur mein Leseeindruck; anderen wird es wahrscheinlich egal sein. Mir nicht!)

Mit dem Gedicht bin ich mir immer noch völlig unsicher. Das steht oben auf der Streichen-Liste mit ganz großem Fragezeichen. Manchem gefällt’s, manchem nicht, ich bin mir sehr, sehr unsicher. Momentan geht die Tendenz zum Streichen, aber ich weiß noch nicht, wie dieses Ringen mit mir selbst ausgehen wird. Du wirst es erfahren. Das Argument auf jeden Fall ist nicht schlecht.

ich weiß ja, was du sagen willst. Aber das ist so verkürzt. Im Nebensatz bringst du das. Wenn du es ausführen würdest, dann würdest du schon merken, ob sich mit der Info etwas anfangen lässt. Etwa, ob die Hand an der Trageschlaufe zittert etc. Vielleicht würdest du aber auch feststellen, dass die Information hier zu viel Raum bekommt. Du scheinst mir so viele Ideen zu haben, Maria. Bitte schenke ihnen eigene Sätze! Details dürfen ruhig zusammen genannt werden. Aber bei dir sind es nicht nur Details. Du willst etwas ausdrücken, aber erlaubst dir nicht mehr als einen halben Satz dafür herzugeben.

Und JETZT: Bäm! Da geht mir ein totales Licht auf. Ich gebe Details so wenig Raum, weil ich zwar schon Details will, aber nicht von der Geschichte ablenken. Und nun sagst Du: Wenn die Details von der Geschichte ablenken, dann merke ich das schon, nachdem ich ihnen erstmal einen ganzen Satz gegeben habe. Und dann kann ich sie immer noch streichen. Meine fucking Fresse. Das ist … so logisch, so umsetzbar, in so vielen Situationen anwendbar. Hui!

Mir geht ein totales, allumfassendes Licht auf. Das ist ein wirklich richtig guter Hinweis. Das zeigt mir, wie ich mit meiner Sorge umgehen und anschließend besser werden kann. Carlo, ich war ja schon ein Fan, aber jetzt bin ich ein Megafan. Es kann so einfach sein.

Auch wenn du sie am Ende doch noch mit einer Art dunkler, sehnsuchtsvoller Ironie beschließt. Schwester und Bruder bekommen sich und sind zufrieden damit. Für sie ein fröhlicher Ausklang, für mich als Leser nicht. Ich denke, an die Konsequenzen, ihres in meinen Augen perversen Zusammenlebens. Ich hoffe, dieser letzte Satz stößt auf Widerstand deinerseits und seitens anderer KommentatorInnen, weil er mir wichtig ist, und ich es gerne als Anlass nehmen würde, im Streit etwas darüber dazuzulernen.

Ich verstehe jetzt nicht so ganz, was das Problem ist, beziehungsweise, worum es Dir eigentlich geht. Es ist tatsächlich so, wie Du auch feststellst: Die beiden befinden sich in einer extrem ungesunden Beziehung, in der sie sich gegenseitig festhalten, was sicher für beide nicht gesund ist. Womöglich wären sie beide glücklicher, wenn Kasta Oli verlassen würde. Aber beide reiten sich immer wieder da rein. Deshalb stellt Luupi ja auch fest, dass Kasta ständig glaubt, dass jetzt alles besser wird, und dass sie natürlich weiß, dass das falsch ist.

Genau um diesen Stillstand, genau um dieses Einanderrunterziehen, genau darum geht es mir. Deshalb habe ich das Gefühl: Bei Dir funktioniert das Ende, Du begreifst das richtig, aber Du traust mir nicht zu, dass ich es genauso erzählen wollte. Bin mir aber nicht ganz sicher. Genau darum geht es mir, zu untersuchen, wie diese Abwärtsspirale sich immer weiter abwärts bewegt. Das alles sind ja Kastas eigene Entscheidungen. Nicht Oli verbietet ihr Luupi, das hast Du richtig festgestellt: Sie selbst verbietet sich Luupi wegen Oli.

Wie gesagt, ich verstehe nicht genau, was Dein Problem ist. Klar, ein Happyend ist das sicher nicht. Es sieht oberflächlich betrachtet vielleicht wie eins aus, denn beide, Kasta und Oli glauben ja, dass jetzt alles gut wird. Aber wenn wir uns anschauen, wie oft sie diese Geste versuchen auszuführen, könnten wir ahnen, dass sie das schon sehr oft geglaubt und sich sehr oft geirrt haben. Verstehst Du, was ich meine? Oli ist nicht plötzlich gut. Aber trotzdem glauben beide kurz, dass jetzt alles gut wird. Das ist der Grund, aus dem sie immer noch zusammen leben.

der Name Kasta hat mich verwirrt. Allerdings nicht wie N-Geburtstagskind, sondern einfach, weil du ihn dir ausgedacht hast (oder täusche ich mich? --> Habe mittlerweile das von dir verlinkte Video gefunden). Ich mag den Namen allerdings auch, weil er unverbraucht ist. Von mir aus also ein Daumen hoch dafür..

Ja, das kann man wohl sagen, dass ich mir den Namen ausgedacht habe. Übrigens habe ich mir den Namen Luupi auch ausgedacht, da wollte ich etwas Finnisch und wölfisch Klingendes. Darüber wundert sich aber keiner. Nett.

ganz kurz: stark, was die anderen Leser da alles noch verstanden haben. Frauenhaus, Unterdrückung im echten Leben etc. Habe ich alles schon so mitgelesen, aber hätte ich nicht derart auf den Punkt bringen können.

Hier musst Du bedenken, dass es eine komplett andere Version gab. Da stand das explizit drin.

Hier merkst du, dass bereits zwei der ersten drei Leser überfordert sind. Und das sind sogar Leser, die schwierige Texte gewohnt sind.

Auch hierbei würde ich sagen, das hat auch andere Ursachen. In Version 1 habe ich die Details eng gepackt und gleichzeitig versucht zu erklären. Ich wette, Dir hätten sich die Zehennägel hochgekräuselt. Trotzdem möchte ich Deinen Punkt nicht abwehren. Ich habe Dir ja schon auf Knien dafür gedankt, dass Du mir endlich sagst, wie ich den Fokus erweitern kann, ohne vor Panik vor unnötigen Details zu vergehen. Und dass das gleichzeitig was mit meiner Sprache zu tun hat. Das ist großartig, wie gesagt. Damit kann und werde ich arbeiten.

Du würdest mit einem so dichten Stil vielleicht mal einen SF-Literatur-Preis gewinnen, aber niemals durchschnittliche Leser ansprechen. Es wäre ein Text, den man wie einen Zauberberg besteigen müsste (wofür er allerdings auch noch sprachlich präziser und paradoxer Weise weitschweifiger werden müsste; so leicht nehme ich keinen Th.Mann-Vergleich, hehe).

Oh, what. Danke. Ich weiß ja aber noch nicht genau, was ich von der SF-Szene halten soll. Da erscheint mir vieles noch anders zu sein als bei Wortkrieger. Da ich das hier auch einsenden möchte, werden wir ja sehen, wie das ausgeht. Momentan fürchte ich ein wenig, dass ich schlechte Karten habe, weil recht wenig SF vorkommt. Deshalb lehne ich mich mal so weit aus dem Fenster und sage, dass dies absolut keine typische SF-Geschichte ist. Ob das gut oder schlecht für mich ist, wird sich zeigen.

Du zeigst die VR sehr gut. Allerdings nennst du sie auch VR, was mich stört, wie ich weiter oben geschrieben habe. Das ist nämlich eine Abkürzung um genau das, was dem Leser hier an Informationen zu deiner VR-fehlt. Wie funktioniert die Technik genau (keine Einladung zu Detail-Ausuferungen sondern zu einfacher Darstellung schwieriger Dinge mit knapper Syntax, die in Konflikte eingeflochten ist). Du zeigst ab und zu mal was (den Anschluss, das Kribbeln) und denkst, dass es dem schnellen Auge des Lesers genügt. Aber das ist richtig richtig richtig viel Arbeit. Sollte in Konfliktdialogen etc. thematisiert werden. Aber eigentlich geht es ja sogar um die Liebesirrungen Kastas, um Luupi und Kastas Bruder, Oli. Viel viel mehr Text!!!

Gut, dass Du nochmal drauf eingehst. Wie gesagt, intuitiv hätte ich das Kind auch nicht beim Namen genannt, ich habe es dann aber doch getan, eben um schnell klarzumachen, was Sache ist. Du nennst es Abkürzung. Und tatsächlich hast Du recht, ich hätte noch eine Menge Platz, um es länger zu machen. Nicht nur die VR, sondern diesen gesamten Detailkram. Das werde ich versuchen.

Und ja, die Sache mit dem Roman … Das Thema gibt es her. Wenn du es nicht zu schlank machen würdest, dann ginge da sicher was. Aber das will ich erstmal sehen. Ich würde gerne sehen, ob du das auch ausbreiten kannst.

Das habe ich nicht vor. Kann ich einfach nochmal so deutlich sagen. Einen Roman wage ich vielleicht, wenn ich mit dem Studium fertig bin. Momentan sitze ich drei Monate an einer Kurzgeschichte (an dieser hier inzwischen sogar länger, glaube ich), also was soll das bitte für ein Projekt werden? Dafür habe ich echt keine Zeit.

Mit den Überarbeitungen beginnt die Agonie der Schreibenden

Oui. True.

Widerspruch euer reptilischer Ehren. Spricht Kroko hier von einer anderen Version? Diese Figuren sind weder gut noch schlecht, sie sind eindeutig beides.

Hier wird von der aktuellen Version gesprochen, und ehrlich gesagt, verwundert es mich nicht wirklich, dass die Meinung darüber auseinandergehen. Ich versuche, Dinge zu verstecken. Ich stelle mir Menschen vor und ihre Einstellungen und Erfahrungen gegenüber der Welt. Nicht irgendwelche markanten Charakterzüge, die ich dann versuche, auszuspielen. Und ich nehme an, dass das auch die Lesart ändert. Na ja, da muss ich mal gucken, wie ich damit umgehe.

Sobald die Meinungen der Kommentartor/inn/en auseinandergehen, hat man ja als Autorin relativ freie Hand. Früher hat mir das Angst gemacht, inzwischen bin ich froh darüber. Ich glaube, das spricht dafür, dass ich mehr weiß, was ich will, und das habe ich hier gelernt.

Für mich jetzt erstmal das Ende einer Odyssee (ich sags zur Sicherheit: Weil Kommentieren anstrengender ist als nur lesen ...). Ich spiele jetzt mal eine Runde Entspannungs-Schach :-)

Ja, das weiß ich alles. Und wie gesagt: Ich verneige mich vor diesem Berg Arbeit, den Du Dir mit mir gemacht hast. Die Runde Entspannungs-Schach hast Du Dir ... verdient. Da ich Schach hasse und mich das tierisch aufregt, klingt das ein wenig zynisch. Hehe.

Ich nehme mir jetzt erst einmal drei, vier Wochen Zeit. Zwei Wochen strampele ich durch die Niederlande und werde dabei hoffentlich viel Zeit zum Nachdenken haben. Zwei Wochen Textarbeit, dann nochmal hier präsentieren, und dann muss ich das langsam auch mal fertigstellen. Diesmal gibt es ja eine echte Deadline, also mal schau’n.

Wie gesagt, ich danke dir drölftausendmal für die Mühe, die Du Dir gemacht hast. I’ll make it work! Und ganz viele Herzchen für Deinen heutigen Tag. :herz:

Detailreiche Grüße,
Maria

 

Tach TeddyMaria!

Hab die Geschichte gelesen (übrigens wegen des SF-Tags), bevor ich mitbekam, wie viel darunter gepostet wurde, wie viel Kritik und Ratschläge schon gegeben wurden. Daraus resultiert, dass du sehr viel überarbeitet und geändert hast und jetzt wohl eine fast andere Story rausgekommen ist, als reingegangen.
Recht so, ist ja ne Binsenweisheit, dass die Überarbeitung einer Geschichte den Hauptteil des Schweißes verlangt. Allerdings, Obacht bei inhaltlichen Kritikpunkten, die womöglich die Intention betreffen. Oft genug kommen da Texte raus, die man so gar nicht schreiben wollte.

Aber das ist ja offensichtlich hier nicht der Fall.

Hat mir gefallen diese Version (ich kenne die alte nicht), mit allen Unzulänglichkeiten, die sie hat. Der Einstieg war nicht einfach, aber prägnant. Letztlich führst du das Bild vom Hochzeitskleid nur noch einmal weiter, das ist ein bisschen schade. Aber vielleicht ist ja auch das Hauptthema ein Aspekt dieses Bildes (oder umgekehrt).

Es scheint sowieso so zu sein, dass du einige Fäden auslegst, die du später nicht einsammelst. Aber letztlich ergibt sich aus diesen Fäden ein Gesamtbild, zusammengesetzt aus vielen kleinen Puzzlesteinen.
Dies ist mir nicht beim Lesen aufgefallen, erst im Nachhinein, beim Resümieren, drüber Nachdenken. Kann also auch irrelevant sein.

Ich finde schon diese Zurückhaltung bei der SF lobenswert, du reitest dieses Pferd nicht zu Tode, hat mich in der Gesamtheit erinnert an "Alles, was wir geben mussten" von Ishiguro. Der geht auch sanft um mit der Science-Fiction-Thematik.
Eigentlich gibt es die Welt, wie du sie beschreibst, ja schon fast. Denke, paar Jahre noch, dann haben wir's.:D
Na, und die anderen Themen - Gewalt gegen Frauen, Flucht davor, Loyalität gegenüber Menschen (fand ich besonders stark), die eigene Liebe hintanstellen - gibt's ja zuhauf.
Also, die SF sinnvoll genutzt.

»Lese mir die Nachricht von Oli vor.«

und

»Lese mir die aktuellste Nachricht vor.«

könnte man vielleicht umwandeln, der Lesbarkeit und der SF wegen (denn meiner Meinung nach sind diese Systeme noch nicht ganz so weit, den Kontext der Frage sowie der Antwort zu erkennen:

"Die Nachricht von Oli!"
und
"Die Aktuellste!"

Ist, glaube ich, realistischer, von der Sprechweise her.


Außerdem das hier:

Es dauert eben, sich auf einem Server einzuwählen, der derart gut geschützt ist.

Das ist nun wirklich ein Stolperstein, der geändert werden müsste.

Ich habe mir nicht viel notiert beim Lesen. Ich denke, beim zweiten Lesen würde mehr zusammenkommen, zumal die Zusammenhänge dann offensichtlicher werden, oder eben nicht:D.

In jedem Fall habe ich deine Geschichte gern gelesen, sie hat Sinn gemacht und zum Nachdenken angeregt.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hi, @Hanniball

In jedem Fall habe ich deine Geschichte gern gelesen, sie hat Sinn gemacht und zum Nachdenken angeregt.

Es freut mich sehr, wenn jemand mit meinem Kram etwas anfangen kann. Vor allem, wenn die Geschichte in der Lage ist, bei Dir etwas anzustoßen. Und damit: Willkommen in der Pseudo-Welt. Schön, dass Du hier bist.

Du sagst eine Sache, die wiederum mich zum Nachdenken anregt:

Es scheint sowieso so zu sein, dass du einige Fäden auslegst, die du später nicht einsammelst. Aber letztlich ergibt sich aus diesen Fäden ein Gesamtbild, zusammengesetzt aus vielen kleinen Puzzlesteinen.

Hier dachte ich erst: Mist! Aber jetzt bin ich am Überlegen, denn tatsächlich sind Fäden und Puzzleteile in meinen Augen zwei unterschiedliche Dinge. All diese Dinge, zum Beispiel das Hochzeitskleid, zum Beispiel die Mutter, zum Beispiel der Ring, zum Beispiel das Egalsein, habe ich nie als Fäden einer Handlung betrachtet, sondern als Hinweise auf das Gesamtbild. Nun bin ich mir gerade unsicher, was richtig ist.

Ich meine, Fäden, das bedeutet ja, dass etwas die Geschichte durchwirkt, sie von Anfang bis Ende durchzieht. Ich muss sagen, ich denke da sofort an Handlungsfäden, also verschiedene Stränge, die natürlich zu Ende geführt werden müssen, wenn sie einmal angefangen wurden. Das Hochzeitskleid zum Beispiel gehört ja von der Handlung her zu Kastas Verlobung – auf die sie sich am Ende nicht einlässt. Der Handlungsstrang selbst ist also zu Ende erzählt. Puzzleteile wiederum wären ja eher etwas Punktuelles, also kleine Steine, die ein großes Mosaik ergeben. So habe ich die Hinweise eher betrachtet (deshalb auch Hinweise, keine Handlungsstränge).

Wenn ich aber über das Hochzeitskleid nachdenke, fällt mir auf, dass es dabei darum geht, dass Kasta nicht wie ihre Mutter werden möchte, ergo kein Opfer werden will, das vor der Realität flieht. Das gehört natürlich zum großen Ganzen der Geschichte, schließlich wird auch das ihre Entscheidung beeinflussen. Und deshalb müsste es vielleicht deutlich gemacht werden.

Okay, ich habe mein Gehirn erfolgreich verknotet. Vielen Dank. Ich versuche dann mal, mich zu entknoten. Danke für diesen Denkanstoß (ganz unironisch)!

Ich finde schon diese Zurückhaltung bei der SF lobenswert, du reitest dieses Pferd nicht zu Tode, hat mich in der Gesamtheit erinnert an "Alles, was wir geben mussten" von Ishiguro. Der geht auch sanft um mit der Science-Fiction-Thematik.

Es freut mich, dass Du das so siehst, denn ich persönlich bin mir noch unsicher, ob es überhaupt „gut“ ist, so wenig SF in einer SF-Geschichte zu haben. Andererseits bin ich auch der Meinung, dass man Fantastik nicht um der Fantastik willen schreiben sollte (oder zumindest ich möchte das nicht tun). Ich versuche, die fantastischen Elemente zu nutzen, um etwas anderes zu zeigen.

Na, und die anderen Themen - Gewalt gegen Frauen, Flucht davor, Loyalität gegenüber Menschen (fand ich besonders stark), die eigene Liebe hintanstellen - gibt's ja zuhauf.

Genau das eben. Und es freut mich sehr, dass Du diese Gestaltungsentscheidung von mir als sinnvoll erachtest. :D Oben auf meiner Überarbeitungsliste steht nämlich Mehr SF, und gleichzeitig zweifele ich immer daran. Aber gut, Zweifel gehören zu der Phase der Überarbeitung, in der ich mich befinde, wohl dazu.

könnte man vielleicht umwandeln, der Lesbarkeit und der SF wegen (denn meiner Meinung nach sind diese Systeme noch nicht ganz so weit, den Kontext der Frage sowie der Antwort zu erkennen:

"Die Nachricht von Oli!"
und
"Die Aktuellste!"


Hier bin ich mir unsicher, weil, wenn ich das laut lese, dann würde ich bellen. Und ich möchte eigentlich nicht, dass Kasta Saya gegenüber bellt. Eigentlich fand ich es gerade reizvoll, dass sie sanft und freundlich mit Saya sprechen kann. Eben ganz anders, als sie mit anderen Leuten spricht.

Das ist nun wirklich ein Stolperstein, der geändert werden müsste.

Das andere: Jo. Ich habe in meiner Arbeitsversion, die allerdings erst nach meinem Urlaub hier auftauchen wird, das „derart“ gestrichen. Dauert jetzt alles, bis das sichtbar wird, weil ich hoffe, dass während des Urlaubs noch ein paar Ideen entstehen, die ich dann danach präsentieren kann.

Auf jeden Fall freue ich mich, dass Du da warst, denn das hat etwas in mir bewegt.

Verknotete Grüße,
Maria

 

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