Schade um ihn?
„Die Welt ist so klein und doch leben ganze 6.2 Milliarden Menschen darauf. Und einer davon bin ich.“
Denkt er als er die Straße hinunter läuft.
Er, Michael, fast sich an seine Brusttasche. Nur aus einen kleinen Reflex heraus. Nur ein kleiner weiterer Gedanke, was wenn es weg wäre.
Er fühlt den kleinen braun-grünlichen Brocken zwischen seinen Fingern, durch den Stoff seiner Jeansjacke hindurch. Sein Stoff.
Sein Vater ist Amerikaner, er jedoch fühlt sich als Deutscher. Er weis wer er ist und das wissen nicht viele von sich. Er hat eine eigene Meinung, womit er die Leute oft überrascht.
Michael lässt sich von niemanden etwas sagen, höchstens von seinem großen Bruder.
Er verbrachte ein paar Jahre in der USA, Jahre nach dem 11. September. Ihn hat es nicht interessiert dass da ein paar Leute in New York ums Leben gekommen sind. Er verbrachte seine Zeit in Kentucky. Was ihn schon eher störte war, dass man ihn mit einem Hitlergruß begrüßte wenn er sagte, dass er Deutscher ist.
Dass es immer noch diese riesigen Unterschiede zwischen Schwarz und Weis gab war auch nebensächlich - nein - was schlimm ist für in ist dass es so schön vertuscht wird.
Raus aus der USA wollte er, nachdem Deutschland sich nicht am Irakkrieg beteiligen wollte.
Die amerikanischen Leute sagten: „ Da können wir Deutschland doch eigentlich auch gleich platt Bomben.“
Er kommt an der Straßenecke an, wendet sich nach Links. Läuft an einen Kleidergeschäft vorbei, Richtung Innenstadt. Vorne sieht er schon den Dom.
Er erinnert sich an ein Gespräch auf einer Party, welches er letztens mit zwei 16 Jährigen führte.
Er versuchte ihnen seine Meinung zu erklären.
„Amerika sollte platt gebombt werden und zu einer besseren Nutzfläche gemacht werden. Diese Leute, die nur Krieg in der Welt praktizieren. Und schau dir die Bevölkerung an. Die meisten sind stupide. Die glauben ihr lauft noch in Lederhosen rum. Sind vorne rum nett und hinten herum dumm wie Brot“
Dabei steckte er einen der Beiden, der etwa ein halben Kopf größer ist, fast die Nase in den Mund, vielleicht um dem ganzen Ausdruck zu verleihen.
Man erwiderte, dass man doch nicht die ganzen Leute umbringen könne. Doch Michael, beim Versuch dem noch größeren der Beiden seine Nase in den Mund zu stecken, erklärte laut:
„Wie könnt ihr denn da Mitleid mit denen haben. Ich war dort. Ich habe ...“
Michael erklärte was er erlebte. Was die Leute, nach der Weigerung Deutschlands an einer Beteiligung am Irakkrieg, in der USA dachten. Plattbomben sollte man Deutschland.
Dass Gespräch verliert sich im Alkohol. Es ging dann noch um Manipulation durch Medien. Es ist nicht mehr alles da. Es zog sich etwa 2 Stunden lang. Doch die strikte Weigerung der beiden Deutschen, eine solche Meinung zu akzeptieren bleibt ihm.
Er gab den zwei Jungs einen kleinen Tipp als sie sich verabschiedeten. Sie sollten herausfinden wer sie sind. Er sagte auch, dass sie sich auch so viel nehmen sollten wie ihnen zusteht.
Michael steigt eine kleine Treppe hinauf, nachdem er einen kleinen Hauseingang passierte.
Er nimmt sein Geld aus der Tasche und will in die kleine Wohnung eintreten. Da fällt ihm auf, dass die Tür nur angelehnt ist. Das ist selten und auch leichtsinnig.
„ Daniel!“ ruft er. Keine Antwort. Er ruft noch mal. Trotzdem keine Antwort.
Kurzentschlossen stößt er die Tür auf. Sieht einen leblosen Körper auf dem Boden liegen.
Doch den Mann, der aus der Tür heraus kommt, der auf ihn geschossen hat, der ihn im Kopf getroffen hat, den sieht er nicht mehr.
Nun liegt er tot in der Wohnung seines Dealers. Zwei weniger der 6.2 Milliarden.
Und einer davon ist er selber.
Einer der beiden Jungs sitzt zuhause und denkt noch mal über diesen Typen nach. Michael hieß er, glaubt er zu wissen. Das ist ein Psychopath. Der wusste wovon er sprach. Der mit seinen IQ von 180 nicht angeben musste, dem man es anmerkte. Und doch waren seine Ansichten mehr als abnormal.
Dumm vielleicht. Nein nicht dumm, er konnte jede Meinung gut begründen. Er ließ kaum mit sich reden und lies andere nicht zu Wort kommen. Es störte ihn noch nicht einmal wenn man es ihm sagte. Er sagte einem schlicht und einfach ins Gesicht dass man ihm egal ist. Irgendwie bewundert der Junge ihn und doch auch kann er sich kein bisschen in ihn hineinversetzen. 5 Jahre auf der Straße hat er gelebt, hat er gesagt. Zerrüttete Familienverhältnisse. Er hat von seiner eigen Psychose geredet.
Und doch in seiner Denkweise...
Dass erste in dem Gespräch was er zu dem Jungen sagte war: „ Intelligenz hat nichts mit sozialer Integrität zu tun.“ Dass bezog er auf sich.
Ist es schade um ihn?