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Schraders Gedanke

THF

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21.08.2001
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Schraders Gedanke

Der Gedanke mußte bereits während eines Traumes in ihm gewachsen sein, denn als Georg Schrader aufwachte, sah er förmlich das Geheimnis der Unsterblichkeit.
Es schien ihm die natürlichste Sache der Welt zu sein, so unglaublich einfach!
Nun war Schrader kein Mann für Phantastereien, im Gegenteil, er liebte es, den Dingen auf den Grund zu gehen und allen Wundern um ihn herum den Zauber zu nehmen; das verlieh ihm ein Gefühl der Überlegenheit und ein Gefühl der Macht.
Und so beschloß er, die eben gewonnene Erkenntnis mit äußerster Vorsicht zu behandeln.
Er würde den Gedanken speichern und ihn erst wieder begutachten, wenn der Schleier des Schlafes vollends aus seinem Hirn entwichen sein würde.
Also stand Schrader auf und frühstückte.

Erst gegen Mittag fiel der Gedanke wieder in sein Bewußtsein.
Schrader fand, er sei wach und klar genug, ihn mit dem Verstand eines 41jährigen Buchhalters analysieren zu können.
Er durchdachte die "Lösung" wieder und wieder, fand einige rationale Gründe für die Falschheit seines Gedanken, widerlegte diese aber mit einem jeweils viel Stichhaltigeren und logischeren Argument.
Diese Erkundungsarbeit leistete er stundenlang, denn er war, wie wir wissen, ein Realist.

Endlich hatte er sich überzeugt: Er, Georg Schrader, einundvierzig Jahre, Buchhalter,
konnte sich nicht irren; er war imstande, den Tod zu besiegen!

Sein Gedanke klang, in Worte gefaßt, dermaßen logisch und einfach, daß er die Menschheit beschämte, nicht eher daraufgestoßen zu sein.
Schrader, der, wie wir wissen, ein Realist war, wußte, daß sein Gedanke erst dann wirklich wichtig werden würde, wenn er in die Tat umgesetzt war.
Er nahm sich telefonisch zwei Wochen Urlaub und begann fieberhaft ehrgeizig einen Plan auszutüfteln; und auch das tat er äußerst präzise und bedächtig.

In der 49. Stunde nach dem ersten Gewahrwerden des Gedanken sollte Georg Schrader
auf logischste Weise die Einnahme von zwanzig Schlaftabletten sowie 10 Herztabletten überleben.

In der 48. Stunde nach dem ersten Gewahrwerden des Gedanken legte Schrader die Tabletten bereit und begann, sie mit etwas Wasser einzunehmen.

In der 49. Stunde nach dem ersten Gewahrwerden des Gedanken wurde ihm wider Erwarten übel und er starb.

Er hatte sich geirrt.


Sven Matthias Michel

 

:( Ohje, so grausam kann es also sein wenn man fanatischer Realist ist. Tja, wie löst man die Frage nach der Unsterblichkeit? Noch interessanter ist der Aspekt, wenn man bedenkt das man in einer Unsterblichkeit den Tod nicht kennt, daher wohl auch kaum die Bedeutung von der Unsterblichkeit zu schätzen weis. Aber das wäre ja nur Fiktion und da ist vieles Möglich.

<IMG SRC="smilies/cwm15.gif" border="0"> Nun gut, diese Geschichte hat mich leider nicht in die Dramatik mitreißen können. Dramatik, davon war ja auch nicht viel zu sehen. Mir kam der Schluss eher wie "Ironie des Schicksals vor". "Selbst schuld" könnte man sagen, wenn hier von einer "äußerst vorsichtigen", "präzisen" und "bedächtigen" Planung ausgegangen wird. Er hätte wissen sollen das sein Ziel nur eine Validierung oder ein Irtum sein könne. Waren ihm die folgen Schlichtweg gleichgültig?

<IMG SRC="smilies/cwm34.gif" border="0"> Nach meiner Meinung fehlt der Geschichte noch die Lebhaftigkeit. Was den Inhalt der Geschichte angeht so ist er sehr deutlich mit einer klaren Absicht an den Leser versehen.

 

Zu der Geschichte will ich nicht viel sagen, naja vielleicht doch: Besser als manch anderes hier! Und da kannst du dich glücklich schätzen, daß du sowas von einem anerkannten Philo-Fehlinterpretierer wie mir zu hören bekommst. Nun gut.

Nein! Eigentlich möchte ich was zu Uns Benjamin P. sagen, nur was ganz einfaches, was simples halt:

Feststellung von Benjamin:

Ohje, so grausam kann es also sein wenn man fanatischer Realist ist.

Frage von Benjamin:

Waren ihm die folgen Schlichtweg gleichgültig?

Antwort vom bösen Onkel Doktor:

Ja, genau SO läuft das. Beispielsweise zur Zeit in diesem beschissenen Konflikt zwischen Israel und Palästina!

Hoffentlich nützt ja Fischers Eingreifen etwas. Aber ehrlich gesagt sehe ich da schwarz :(
Aber gehört nicht hierher, sei es drum!

In diesem Sinne: Machet jut!

Poncher

 

Senf:
Ich habe den Stil des Gedanken bewußt seht nüchtern gehalten. Dramatik ist auch nix für Schrader, für ihn zählt nur der pure Realismus. Die Folgen waren ihm nicht egal, im Gegenteil, er war sich ABSOLUT SICHER, nicht zu sterben.
Tja.
Gruß aus dem Pool,
THF

 

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