Was ist neu

Schreiben wir bald nur noch für eine Elite?

Das Lesen lernen beginnt ja schon viel früher, bevor Kinder eigentlich das Lesen lernen.

Mittlerweile ist der Konsens der Wissenschaft, dass das kindliche Gehirn mit 7 Jahren Lesen und Schreiben lernen sollte. Wie es bspws. in Finnland praktiziert wird. Wieso lernen finnische Kinder schneller lesen als deutsche? Ganz einfach; die finnische Sprache ist weniger Komplex. Hat beispielsweise nur 20 Buchstaben. Logisch, dass du da schneller das Alphabet durchgekaut hast. Andererseits leben in Finnland weniger Kinder, welche die finnische Sprache als Zweit- oder gar Fremsprache lernen. Zudem ist es ländlicher, hat weniger Großstädte - und auf dem Land wird historisch immer schon mehr gelesen. Und wo mehr gelesen wird - wird mehr vorgelesen. Wird einem Kind mehr vorgelesen, lernt es später schneller lesen. Klingt logisch, ist es auch - das alles muss berücksichtigt werden, wenn die Pisa Studie angeschaut wird.

Dieses "Schreiben nach Gehör" ist unsinn, wurde mittlerweile durch Studien auch belegt. Das Lernen mit/durch die Fibel ist deutlich effektiver - aber auch viel mehr verbreitet.

Ursachen sind meiner Meinung sehr vielfältig, Lösungen dagegen erschreckend einfach. Mehr qualifiziertes Personal in die Kitas schicken, damit mehr Zeit für Sprachförderung und Vorlesen bleibt. Einen klaren Schnitt in der Grundschule durchführen, in die erste Klasse darf nur, wer realistische Möglichkeiten hat, durch Zusatzunterricht, das Lesen und Schreiben zuerreichen. In Berlin und NRW habe ich Kollegen, die haben 5 bis 6 Kinder in der Klasse, die kein Deutsch sprechen - da hängt dann vieles vom Talent ab, ob diese Kinder ordentlich Lesen und Schreiben lernen. Der Lehrer kann so gut sein wie nur möglich - ab einer gewissen Gruppenkonstellation wird das Lernen nicht mehr erfolgreich sein.

In vielen Kitas gibt es mittlerweile Projekte, bei denen Eltern und Großeltern den Kindern Vorlesen, sogenannte Lesepatenschaften. Das ist nice, aber offenbart eingetlich das ganze Dilemma. Von dem her, @Dion ja, die Regeln müssen eingehalten werden. Es gibt ja genügend Literatur, die für schwächere Leser sind. Es gibt ganze A1, A2, B1,B2,C1- Romane. Für Kinder, für Jugendliche und für Erwachsene. Die sind verständlich und einfach geschrieben, aber dennoch korrekt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ganz einfach; die finnische Sprache ist weniger komplex.
:confused: Ähm, wo nimmst du die Info her, liebe Schwarze Sonne? Wir haben 15-17 Fälle, die alle über Suffixe realisiert werden, wobei die Endungen oft den Wortstamm bis zu über 50% des Wortes verändern.
Bisher habe ich gehört, Finnisch sei unter den drei schwersten Sprachen der Welt. Die Finnschweden, die hier aufgewachsen sind, und immer auf die zweite Amtssprache Schwedisch ausweichen können, beherrschen Finnisch ungefähr so wie ich nachdem ich 11 Jahre hier wohne. Eine Freundin, die in Helsinki geboren und aufgewachsen ist - also einer Stadt, in der im Alltag Schwedisch quasi nicht gesprochen wird - braucht für manche Texte Übersetzungen, und Finnisch zu spechen traut sie sich nicht zu. (Sie spricht dafür fließend Englisch, Deutsch und Spanisch.)

Die besseren Leistungen der finnischen Schüler haben v.a. mit der Struktur des Bildungssystems zu tun, den Bildungsangeboten, und den Erwartungen an Kinder & überhaupt alle Leute, sich ständig (weiterzu)bilden. Es wird sich nicht nach unten orientiert, und es herrscht durchaus ein viel stärkerer Druck, aber auch viel bessere Angebote (z.B. was individuelle, kostenlose Nachhilfe an den Schulen selbst angeht). Da ist wohl der Erfolg zu suchen.

p.s. Die fehlenden Buchstaben helfen da nicht, das sind klanglich ähnliche bzw. identisch ausgesprochene: v/w, p/b, s/z, y/ü - wobei es die Fettgedruckten halt (seit der Nachkriegszeit) nicht mehr gibt. Sie müssen aber genauso gelernt werden, da sie in z.B. schwedischen Wörtern & Namen vorkommen, und da das die zweite Amtssprache hier ist, kann es nicht abgewählt werden. Außerdem sind hier ä, ö und å eigenständige Buchstaben, die nach bestimmten Regeln eingesetzt werden. Also ä hat bei uns nix mit ae zu tun. So würde ich eher sagen, finnische Schüler lernen sogar mehr Buchstaben, als deutsche. ;-)

 

Hi @Katla,

die finnische Sprache ist unter den drei schwersten Sprachen der Welt, da hast du Recht. Für Leute die sie nicht als Muttersprache lernen. Die Sprachentwicklung der Erstsprache (Muttersprache) ist bis 5-6 Jahre weitesgehend abgeschlossen, danach folgt vorallem eine Vergrößerung des Wortschatzes, das Kennenlernen von Fremdwörtern und verfeinerung der Grammatik. Die Erstsprache ist für jedes Kind gleich leicht zu lernen. Anders sieht es da bei einer Zweit- oder gar Fremdsprache aus. Und da hat Deutschland eine riesige Herausforderung: wir haben viele Kinder die Deutsch nicht als Erstsprache lernen.

Aber versteh mich nicht falsch, ich wollte nicht gegen Finnland wettern,, ich war selbst dort - und bin großer Fan der finnischen Pädagogik. Wir sollten uns viel davon abschauen - aber auch nicht den Fehler machen, Deutschland mit Finnland 1:1 zu Vergleichen, das würde der AfD nur in die Karten spielen. Hongkong und Singapur sind übrigens mit Finnland "Leseweltmeister", wenn man so möchte. Die drei Länder wechseln sich ständig ab in den Rängen 1-3, auch Kanada spielt beim Leseverständnis meist eine sehr gute Rolle. Ich hätte also auch schlicht diese Länder zum Vergleich ziehen können. Oder aber Chile, Panama oder sonstiges - wo Kinder schon mit 5 Jahren das Alphabet schreiben lernen, aber dennoch nicht besser lesen können als wir. Du hast völlig Recht mit deinem Fazit, die Bildungsangebote machen den Unterschied. Da muss Deutschland aufholen, und zwar schnell.

Kindergarten: While American Kids Read, Their Finnish Peers Play
Universitas Helsingiensis 1/02

 
Zuletzt bearbeitet:

Ah, alles klar. :gelb:

Da muss Deutschland aufholen, und zwar schnell.
Da stimme ich dir zu. In den letzten beiden Sommern hatte ich viel mit deutschen Schulklassen zu tun, und alle Lehrer waren ohne Ausnahme ob der aktuellen Schul- und Bildungspolitik total verzweifelt. Ich war auch echt geschockt, wie die Schüler sich generell im sozialen Kontext verhalten, dabei dachte ich schon, auf einer meiner Schulen sei das heftig gewesen, damals.

Die sklavische Befolgung der Regeln führten zu umständlichen oder komplizierten Satzkonstruktionen, sagten die einen, und die anderen sagten, gerade den jungen Leuten müsse man zeigen, wie man korrekt schreibt.
Wie seht ihr das?
So aus der Lameng würde ich sagen, Sprache ist sinnvollerweise kompliziert, weil sie komplex ist; und dass es keinen Sinn macht, das alles immer weiter zu vereinfachen bzw. sich nach unten zu orientieren. Wenn man die Regeln einmal lernt, sitzen die doch, sie bedeuten ja keine lebenslange Mühe.
Die Rechtschreibreform halte ich für einen Knieschuß. Was es geben sollte, wären eben bessere, kostenlose Hilfsangebote an Grund-/Schulen, und - da habe ich keine Beispiele, weil nicht Experte - vermutlich andere Übungen. Z.B. Diktate fand ich nicht schlecht, einfach als Selbstcheck. Das muss ja nicht so aufgezogen werden, dass es für die Schüler angstbesetzt ist. Ohne einen gewissen Druck geht aber eben auch nix.

 

Hallo @schwarze sonne , @Katla , @Dion ,

Von dem her, @Dion ja, die Regeln müssen eingehalten werden. Es gibt ja genügend Literatur, die für schwächere Leser sind. Es gibt ganze A1, A2, B1,B2,C1- Romane. Für Kinder, für Jugendliche und für Erwachsene. Die sind verständlich und einfach geschrieben, aber dennoch korrekt.

So aus der Lameng würde ich sagen, Sprache ist sinnvollerweise kompliziert, weil sie komplex ist; und dass es keinen Sinn macht, das alles immer weiter zu vereinfachen bzw. sich nach unten zu orientieren. Wenn man die Regeln einmal lernt, sitzen die doch, sie bedeuten ja keine lebenslange Mühe.

Das hat @Dion auch wirklich unglücklich ausgedrückt. Keiner im MLB hat vertreten, man könne zur Erleichterung des Leseflusses generell falsche Grammatik verwenden. Es ging nur um die Frage, die hier auch von den Romanschreiberlingen immer wieder kontrovers diskutiert wird, ob man das Plusquamperfekt stringent durchhalten muss oder ins Imperfekt wechseln darf, wenn klar ist, dass die Ereignisse in der Vorvergangenheit stattfinden. Dazu gibt es verschiedene Methoden, die auch hier im Forum genutzt werden.
Generell falsche Grammatik zu nutzen, um Jugendlichen oder überhaupt Lesern den Lesefluss zu erleichtern, ist natürlich Unsinn. Es gab lediglich ein paar Leute im MLB, die argumentiert haben, dass meine PQP-Lösung vor allem bei einem jugendlichen Publikum angebracht sei. Ich persönlich habe mich für meine Lösung nach Diskussionen mit Friedel entschieden, und zwar für alle meine Texte, unabhängig von der Zielgruppe.

Die Diskussion um die Nutzung des PQP lässt sich auch m.E. nicht auf Grammatik allgemein übertragen. Das hat auch niemand dort behauptet, ich schon gar nicht.

Liebe Grüße
Mae

(P.S.: Es ging um den Prolog zum "Fluch der Feuerkraniche". Dort gibt es auch eine Diskussion mit Friedel, Peeperkorn und Chris Stone zum Thema in den hinteren Kommentaren).

 

Es gibt leider noch einen weiteren Aspekt, der mir in letzter Zeit auffällt und der weit verbreitet ist: Kinder, deren Eltern nicht in Deutschland aufgewachsen sind und die (weshalb auch immer) es nicht schaffen, sich umfangreiche deutsche Sprachkenntnisse anzueignen, vermitteln ihren Kindern dementsprechend nicht die deutsche Sprache. Soweit, so logisch.
Aber das hat immense Konsequenzen für die Kinder. Sie haben zwar die große Möglichkeit, zweisprachig aufzuwachsen, aber wenn es darum geht, in der Schule und auch später mitzuhalten, fehlen diesen Kindern jede Menge Vokabeln, die ein deutschsprachig aufwachsendes Kind fast automatisch im Laufe seiner ersten Lebensjahre aufschnappen kann.

Ich habe zur Zeit ein Lesekind, deren Eltern aus Serbien stammen und erlebe, dass es zwar durchaus schon gut lesen kann, aber sehr sehr viele Begriffe überhaupt nicht kennt.
Hier nur mal eine Auswahl er Worte, die die 10jährige Adrijana erklärt bekommen musste, um zu verdeutlichen, um welche Dimensionen es geht:
Experte,Flöhe, Zecken, Interview, konkret, Revier, Acker, Ackerfurche, Rechenpapier, hochnäsig, prophezeien, Asche, Schwefelhölzchen, Kohle, Pastillen, in aller Herrgottsfrühe, Geigenkasten, Köcher, Bahnsteig, zücken, Geldbörse, Dampflok, Abteil im Zug, Schaffner, Anwohner, Kreatur, Fakten, Olympiade, stemmen, Chemie, mulmig, Seemannsgarn, Schlamassel, Telegramm, querfeldein, Stammtisch, Stammplatz, krakelig, Buntspecht, lallen, famos, Dutzend, Fachwerkhaus, Herrenrunde, Bowle, ordern, Sau, Eber, Ferkel, Dorfsheriff, Gastwirt, Gastgeber, Steilhang, Käppchen oder Hut lüften, Schottenmuster, Schottenrock, Schlussfolgerung, Bahnbeamter, Unfug, Fata Morgana, Eiland, Zinnen, Katzenwäsche, Glühwürmchen, Schiffskajüte, Schiffsdeck, Atelier, Staffelei, Punsch, Plane, Tau, russverschmiert, Seemannsknoten.

Ich möchte noch betonen, dass Adrijana ein sehr aufgewecktes, kluges Kind ist. Aber ihr fehlen all diese Worte, weil es bisher niemanden gab, der sie ausgesprochen und/oder in ihrer Gegenwart verwendet hat.

Wenn wir hochrechnen, dass dieses Kind überhaupt kein Einzelfall ist, bekommen Bücher, die ganz ganz schlicht geschrieben sind, einen hohen Stellenwert, damit Kinder wie Adrijana einen guten Einstieg in das Lesen (und später auch Schreiben) finden und nicht gleich völlig ernüchtern und in ihrem Elan, etwas lernen zu wollen, ausgebremst werden, weil sie weite Teile eines Textes gar nicht verstehen.

Wir befinden uns insoweit in einer großen Herausforderung, auch diese kleinen Schüler nicht einfach zu ignorieren, sondern sie zu fördern, wo es nur geht.

 

Es ging nur um die Frage, die hier auch von den Romanschreiberlingen immer wieder kontrovers diskutiert wird, ob man das Plusquamperfekt stringent durchhalten muss oder ins Imperfekt wechseln darf, wenn klar ist, dass die Ereignisse in der Vorvergangenheit stattfinden. Dazu gibt es verschiedene Methoden, die auch hier im Forum genutzt werden.
Hallo Maedy, ich hatte mich überhaupt nicht auf diese Frage bezogen, sondern auf Dions, die ich zitiert hatte. Ich verstehe diesen Thread auch so, dass es hier um bildungspolitische Fragen, und nicht deinen Roman geht (ist jetzt nicht bös gemeint!).

Anscheinend ist ja Plusquamperfekt für dich ein großes Thema, und ich habe hier auch schon ein paar Komms unter verschiedenen Texten gelesen, die zum Streichen rieten. Ehrlich gesagt ist mir dieses Thema noch nie außerhalb dieses Forums begegnet, und ich kapiere das Problem damit nicht. Die Vorvergangenheit hat halt ne bestimmte Form, die viele hattes und war/ens erfordern. Texte haben aber auch eine Masse an Personal-/Pronomen und Konjunktionen, gelten die auch bald als Tabu? Ich hab ein klein bissl den Eindruck, es gibt solche Triggerthemen hier, einer fängt an, Plusquamperfekt eigenartig zu finden, und dann fällt es allen auf. Ich bin noch nie über diese Zeitform gestolpert. Vermutlich kann man auch Sätze so bauen, dass man WW vermeidet, wie auch Wiederholungen von anderen Wörtern. Die Zeitform sagt doch was aus und strukturiert den Text, ist mir etwas rätselhaft, warum das so ein Thema sein soll. Und apropos "Schule": schwer zu verwenden ist das auch nicht, sehen Leute da Handlungsbedarf?

 

Liebe @Katla ,

Dion hat sein Zitat direkt auf meine Lesung bezogen und das Statement einiger Zuhörer in einer Form wiedergegeben, die so nicht stimmt. Das wollte ich nur klarstellen.
Plusquamperfekt ist an sich für mich nicht so ein Thema. Will das auch gar nicht weiter vertiefen. Ich habe für mich eine Lösung gesucht, die passt, diese im Zuge meines Prologs besprochen und m.E. Ist das Ergebnis auch vertretbar. Die Meinungen bei der Lesung waren ähnlich denen hier im Forum übrigens. Das Thema wurde von einer Dame im Publikum angestoßen; nicht von mir.

LG
Mädy

 

Salut,

da schau ich doch mal wieder hier rein und stoße gleich mal auf diesen Thread. Und dazu habe ich eine dreijährige Erfahrung parat, die mal nur Erwachsene betrifft. Vor drei Jahren hab ich beschlossen, alles Bisherige in die Tonne zu treten und eine Weiterbildung zu machen, einen neuen Beruf zu lernen. Warum nicht? Vor drei Wochen hab ich die Prüfung abgelegt und bin nun fertig.

In meiner Klasse waren 29 Mitschüler, alle zwischen 25 und 55, die meisten im Bereich 40 - 50. Alle haben vorher mindestens einen Beruf erlernt, manche zwei, und in diesem Beruf/diesen Berufen gearbeitet. Einige haben Abitur, die meisten Mittlere Reife.

Die Fächer:

  • Arbeitserziehung
  • Pädagogik/Sonderpädagogik/Jugendhilfe
  • Didaktik/Methodik
  • Psychologie
  • Psychopathologie
  • Soziologie
  • Ethik/Politik
  • Medizin
  • Deutsch/Gemeinschaftskunde
  • Recht/Berufskunde
  • BWL
dazu praktische Fächer
  • Holzbau
  • Metallbau
  • Ton/Gestaltung
  • Kunst
Die Hauptfächer umfassten 230 Stunden. Es wurden je 3 Klausuren geschrieben, mindestens 2 Referate mit etwa 15 - 25 Seiten, zwei Praktika waren integriert inklusive je einem Bericht von etwa 20 - 30 Seiten Umfang. Die Prüfung bestand aus einem praktischen Teil, der 90 Minuten dauerte, zwei je 4 Stunden dauernde schriftliche Prüfungen in den Hauptfächern und zwei Tage lang je 15 Minuten mündliche Prüfungen.

Alles in allem kann man sagen, dass viele Mitschüler sehr oft ziemliche Schwierigkeiten hatten mit dem Leseverständnis und vor allem mit dem Schreiben von Referaten oder dem Zuhören bei Referatsvortrag. Nicht wenige der "mieseren" Noten waren auf diesen Umstand zurückzuführen. Dazu gehörten auch Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite. Man könnte sagen, dass nach so vielen Jahren die schulische Routine fehlte, aber ich meine beim Punkt "Leseverständnis" durchaus halbseitige Texte von einfachster Struktur.

Für mich war dieses Gesamtbild doch sehr überraschend, teilweise erschreckend. Schlimm wurde es dann, wenn Dozenten/Lehrer ein wenig Selbsterkenntnis anmahnten, dass NICHT der Stoff so komplex sei, sondern das Problem eher vor dem Papier sitzt. Dabei muss man sagen, dass unsere Dozenten zum großen Teil Akademiker waren, die ihren Ruhestand nutzen, um zu dozieren.

Insofern ist natürlich "die Vorbildfunktion" dieser meiner Mitschüler - die zum Teil auch Eltern sind - nicht mehr gegeben; oder war noch nie existent.

Grüße
Morphin

 

Ich glaube, @Kahasimir, unsere eher politische Diskussion können wir als abgeschlossen betrachten. Zumindest ich werde dazu nichts mehr sagen – es sei denn, es kommen neue Sachen dazu, die wir noch nicht besprochen haben.


Das Einhalten grammatikalischer Regeln ist nicht diskutierbar. Zumindest nicht für diese Altersgruppe.
Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt, wie @Maedy auch schon gesagt hat. Es ging mir um die sklavische Befolgung der Regeln, die die Erzählform betreffen. Dazu hat Maedy schon das Richtige gesagt.

Im Übrigen, kann ich mir kaum vorstellen, wie die Grammatik den Lesefluss dermaßen behindert, dass man nicht durch eine Umformulierung Abhilfe schaffen könnte. Das wäre eher eine Frage der Stilistik.
Ja, das ist eine Frage des Stils, und darüber kann und sollte man reden: Wie schon Maedy es gesagt hat, führt Plusquamperfekt zu Wortwiederholungen von Präteritumsformen von Hilfswerben haben und sein. Das kann man in längeren Texten niemand zumuten.


Da muss ich klarstellen, dass ich mich an den besagten Stellen nicht wegen des kindlichen Publikums gegen das PQP entschieden habe, sondern wegen der allgemeinen Lesbarkeit. Dies vor allem nach langen Diskussionen hier im Forum mit Friedel, Teddy, Chris oder NGK, ob man die mit PQP einhergehenden Wortwiederholungen (hatte, war, ge...) nicht mit Tricks vermeiden kann. Chris‘ Lösung ist es, den ersten Satz grammatisch korrekt und die folgenden Sätze dann im Imperfekt zu schreiben. Friedel - dem habe ich mich angeschlossen - schlug vor, dass PQP wegzulassen, wo die Vorvergangenheit durch Signalwörter verdeutlicht wird, wie z.B. „damals“ oder „gestern“. Damit habe ich im Prolog drei Sätze „aufgelockert“, da, wo es aber nicht ging, PQP genutzt.
Hätte ich auch gemacht.

Im Übrigen halte ich viel von Pädagogik in der Jugendliteratur, weshalb ich auch immer versuche, by the way Allgemeinwissen zu vermitteln oder z.B. den Konjunktiv 2 zu nutzen, was von einem Zuhörer ja kritisiert wurde, weil er meinte, dass Jugendliche nicht so reden oder denken.
Simmt, Konjuktiv II wird im Alltag wenig verwendet, und wenn doch, ist das mMn ein Zeichen von gehobener Literalität. :D


Ich sage mal ganz ketzerisch, was hilft die schönste Konstruktion, wenn man keinen Leser hat? Aber ich sage auch: Wenn die Geschichte spannend ist, lesen Kinder/Jugendlich auch komplizierte Sätze.
Da bin ich bei dir.


Also mein Kommentar war in Unkenntnis der speziellen Beispiels formuliert. Die Weiterführung der Vorvergangenheit in Form des Präteritums ist ein durch Gewohnheitsrecht legitimierter Trick in der Belletristik. Wenn Du den Konjunktiv 2 als wörtliche Rede für (normale) jugendliche Figuren verwendest, leidet sicher die Authentizität. Aber auch das ist keine Frage der Grammatik, sondern des Stiehls.
:D
Figurenrede muss sich nicht an Grammatik halten, das wäre ja schrecklich!
Ja – allerdings kann man damit auch spielen, um bestimmte Personen zu charakterisieren (@Maedy hat das mit konjunktiv II in ihrem Roman schon angewandt).

Nebenbei: Ich kenne jemand, der immer und zu jeder Zeit, druckreif und in ganzen Sätze spricht. Nur hat er aber auch die Angewohnheit, auf Fragen anders zu antworten, als gemeinhin üblich: Auf die Frage, hast du nicht meine Schlüssel gesehen, antwortet er mit: Ja, ich habe sie nicht gesehen. :D


So aus der Lameng würde ich sagen, Sprache ist sinnvollerweise kompliziert, weil sie komplex ist; und dass es keinen Sinn macht, das alles immer weiter zu vereinfachen bzw. sich nach unten zu orientieren.
Die Sprache wurde und wird immer einfacher – die alten Griechen und Goten haben z.B. noch den Dual gehabt, jetzt haben den in Europa im vollen Umfang nur noch so exotische Sprachen wie z.B. die slowenische.

Es gibt leider noch einen weiteren Aspekt, der mir in letzter Zeit auffällt und der weit verbreitet ist: Kinder, deren Eltern nicht in Deutschland aufgewachsen sind und die (weshalb auch immer) es nicht schaffen, sich umfangreiche deutsche Sprachkenntnisse anzueignen, vermitteln ihren Kindern dementsprechend nicht die deutsche Sprache. Soweit, so logisch.

Aber das hat immense Konsequenzen für die Kinder. Sie haben zwar die große Möglichkeit, zweisprachig aufzuwachsen, aber wenn es darum geht, in der Schule und auch später mitzuhalten, fehlen diesen Kindern jede Menge Vokabeln, die ein deutschsprachig aufwachsendes Kind fast automatisch im Laufe seiner ersten Lebensjahre aufschnappen kann.

Ich habe zur Zeit ein Lesekind, deren Eltern aus Serbien stammen und erlebe, dass es zwar durchaus schon gut lesen kann, aber sehr sehr viele Begriffe überhaupt nicht kennt.

Das ist individuell verschieden. Ich kenne näher eine türkische Familie, die 3 erwachsene Töchter hat. Sie sind alle in Deutschland aufgewachsen und sprechen perfektes Deutsch, eine ist sogar vor kurzem Grundschullehrerin geworden – und das in Bayern. Und das alles, während der Vater, ein Bauarbeiter, nach 40 Jahren hier noch immer nur rudimentäres Deutsch spricht, und die Mutter noch weniger. Was ich sagen will: Eltern sind wichtig, aber in solchen Fällen ist die Umgebung (Kindergarten, Schule) wichtiger.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Alle,

Hätte ich auch gemacht.

Genau, @Dion, wollte das nur klarstellen und kein Unterthema zur Frage PQP(@Katla) oder gar zu meinem Roman eröffnen. Das Zitat war ja nicht ganz falsch, aber etwas aus dem Zusammenhang gerissen und damit für alle, die nicht dabei waren, missverständlich.

Bei dem Thema Bildung, bin ich etwas hin- und hergerissen. Ich kenne auch Kinder, wie Dion sie beschreibt, bei denen zu Hause also kein Deutsch gesprochen wird, die aber selbst fehlerfrei sprechen und schreiben, sogar ihre Eltern dolmetschen. Neben Begabung hatten diese Kinder sicherlich auch Glück mit ihrem Umfeld (also Freunde, Kindergarten, Schule, Sportverein etc.).

Hier in Bayern bin ich allerdings etwas verwirrt darüber, wie viel Eltern mit ihren Kindern lernen. Also ehrlich, das haben meine Eltern nicht getan und auch, wenn ich die bayerischen Eltern frage, sagen diese, dass ihre Eltern nicht so extrem mit ihnen gelernt hätten. Jetzt könnte man meinen, dass die Inhalte schwerer geworden sind, aber wenn ich mir die ansehe, stelle ich da kaum Unterschiede zu meiner eigenen Laufbahn (in NRW :lol: ) fest. Natürlich haben sich Lektüren geändert und es gibt Lerninhalte, die es bei uns nicht gab oder es wird in anderen Jahrgängen mit Fächern begonnen, anderes wird dafür nicht gelehrt, aber im Großen und Ganzen ist der Stoff m.E. vergleichbar. Gleichfalls höre ich von Eltern immer wieder, dass ihnen auf Elterntagen von den Lehrern gesagt wird, sie müssten den Stoff mit ihren Kindern wiederholen. Es scheint also eine Erwartungshaltung zu geben, dass Eltern schulische Aufgaben wahrnehmen. Ich weiß nicht, ob das ein Phänomen ist, dass auf meinen Bekanntenkreis beschränkt ist, mangels eigener Kinder kann ich das auch nicht prüfen, aber eine Frage, die man aufwerfen könnte, wäre auch, haben die Lehrpersonen eine andere Einstellung zu ihrem Lehrauftrag als noch vor zwanzig, dreißig Jahren?

Ich werfe das einmal in die Runde und hoffe, es gibt viele Lehrer/innen, die sich wehren.


LG
Mae

 

Lesekompetenz an Kinder zu vermitteln wird sicher auch nicht leichter, je mehr die Kleinen mit den modernen Aufmerksamkeitsfressern beschäftigt sind. Der Zugang zu anspruchsvollen Texten, gerade auch älterer Literatur ist ja mit Anstrengung verbunden. Dem gegenüber steht die Option, mit wenigen Klicks in eine bunte, anregende Welt einzutauchen, ohne die Mühe der Abstraktion auf sich zu nehmen. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob ich als Kind Tom Sawyer gelesen hàtte, wenn ich Unmengen fesselnder Computerspiele und Filme zur Verfügung gehabt hätte. Die Konsequenz für Eltern, denen die Förderung des Leseverständnisses für ihren Nachwuchs wichtig erscheint, möchte kaum jemand ernsthaft diskutieren. Zu groß ist die Gefahr, sich als rückständig zu outen.

 

@Tadita
wenn Du schreibst "guter Stadtteil" ahne ich, welche Klientel das betrifft. Ich unterrichte privat im Prenzlauer Berg. Ich sag mal: gut verdienende Bildungsbürger. In den Kreisen hat es sich irgendwann durchgesetzt, Kinder als ebenbürtige Partner zu sehen, mit denen über alles diskutiert werden müsste. Das führt zu Kindern und Jugendlichen, die in dem Bewusstsein aufwachsen, dass die Welt sich um sie dreht, und denen oft gesundes Sozialverhalten abgeht. Also, der angemessene Respekt vor anderen Personen und das geduldige Einordnen in eine Gemeinschaft. Das äußert sich auch in einem dem Alter unangemessen infantilen Benehmen. Ich hatte oft den starken Eindruck, dass ich anscheinend die erste Person war, die den Kindern Grenzen gesetzt hat. Und nach der ersten Schrecksekunde konnte ich fast bei allen die Dankbarkeit dafür spüren, dass ihnen jemand eine Orientierung gibt. Ich denke, da hat sich etwas sehr schräges entwickelt; der berechtigte pädagogische Ansatz der 68er, die bedingungslose Autoritätshörigkeit abzuschaffen, ist in das andere Extrem gekippt. Die meisten Wortkrieger werden sicher eine Liebe zum Lesen entwickelt haben. Aber vielleicht erinnert sich manche auch noch an die Mühe und den Unwillen, diese Fähigkeit zu erlangen. Um schwierige Lernphasen zu überwinden, ist leichter Druck hilfreich. Kinder, die sich freiwillig dicke Schmöker in altdeutscher Schrift reinziehen, wie ich seinerzeit, sind sicher die Ausnahme. Die meisten brauchen verständnisvolle Führung.

 

Hallo Zusammen,

ich verfolge hier interessiert die klugen Kommentare zu verschiedenen Blickwinkeln und Meinungen/Bewertungen der kindlichen Förderung für ein "besseres" Leseverhalten.
Und natürlich reflektiere ich dabei zum einen die Vorbildfunktion gegenüber meinen Kindern. Aber ich blicke gleichzeitig auch zurück in meine Kindheit: Meine Mutter - ebenfalls Ingenieurin, plus einen Abschluss in Jura, mit sehr gutem Allgemeinwissen, deutlich besseren Orthografiekenntnissen ;) - kann sich eloquent ausdrücken UND verlegte die Wandfliesen unserer Waschküche. (Mein Vater ist handwerklich nicht ungeschickt.) Sie war und ist mir in vielerlei Hinsicht ein Vorbild.
Solange ich zurückdenken kann, saß sie abends in unserer großen Küche, in der Hand entweder ein Kreuzworträtsel oder ein "Hausfrauenheftchen".
Wie passt das zusammen? War sie sich ihrer Verantwortung meinen Geschwistern und mir die großen Meister, deren Werke durchaus im Wohnzimmerregal standen, näher zu bringen, schlicht nicht bewusst? Wann las sie diese Schinken? Heimlich, während wir schliefen? Nicht verwunderlich, dass ich als Jugendliche (nur) Mystery-Heftchen verschlang... Angst vor (zu) großer Literatur hatte ich nicht. Sie hat mich einfach nicht interessiert.
Hm. Ich habe mich nichtsdestotrotz im Studium (verstehendes Lesen, Referate, etc.) und auch sonst im Leben nicht schlecht durchgeschlagen, finde ich.
Weshalb sich bei der gefühlt hochtrabenden Diskussion über das Must-Read der Elite für mich die Frage stellt: Kann man Intelligenz und Integrität eines Menschen an der Anzahl der gelesenen Klassiker messen?
Kann sich eine bewundernswerte Person nicht auch durch Fach- oder Alltagswissen – neben sozialer Intelligenz, Kreativität, einer positiven, aufgeschlossenen Persönlichkeit, usw. – auszeichnen? Ich finde, ja.
Liebe bewundernswerte Personen, ob Klassiker oder Schundroman, lest doch was euch glücklich macht. :read:

Viele Grüße an alle Leseratten,
wegen

 

@wegen

es zeichnet viele Menschen mit einer Passion aus, auf andere Menschen herabzuschauen, die nicht die gleichen Interessen teilen. Nach meiner Erfahrung hängt das oft damit zusammen, dass diese Mitmenschen selbst nur über ein enges Spektrum von Interessen verfügen, die sie aber extrem ausbauen. Das begegnete mir oft in Kreisen von naturwissenschaftlich gebildeten Menschen, die die Sozial- und Geisteswissenschaftler mitleidig belächeln. Aber ebenso unter entgegengesetzten Vorzeichen. Ich habe gelernt, dass es gerade interessant sein kann, wenn die Begegnung mit anderen Welten meine eigene Welt erweitert. Der Standesdünkel scheint den Menschen anerzogen und hartnäckig. Selbst in proletarischen Kreisen lästert man über die Intellektuellen und umgekehrt. Auch die Einteilung in E- und U-Kunst ist ein Symptom des Dranges einzelner Schichten, sich abzugrenzen. Und ich verwerfe diese Kategorisierung für mich total. Mir gefällt eine Geschichte, oder nicht. Da können sich Germanisten gerne ereifern, wie wichtig ein Grass oder Mann sei. Kafka habe ich erst schätzen gelernt, als ich einen bestimmten Stand der Lebenserfahrung, aber auch der Leseerfahrung erreicht hatte. Als 16-Jährigen hätte man mich mit dem jagen können.
Aber: Die Fähigkeit, komplexe Texte zu verstehen (!), vor allem journalistische und populärwissenschaftliche Texte, sollte geschult werden. Denn von diesem Verständnis hängt es oft ab, ob politische und gesellschaftlich relevante Zusammenhänge erkannt werden. Daher würde ich den gegenwärtigen Kanon verstaubter und langweiliger "Hochliteratur" an den Schulen komplett ersetzen durch das trainierende Lesen und Analysieren von Nachrichten und Blog-Texten. Unterhaltungsliteratur, die Spaß macht, kann jeder privat für sich entdecken. Ob das nun Harry Potter :drool: ist oder Mark Twain :herz: oder, wenn's sein muss, Grass und Mann :sleep:.
In meiner Familie hat niemand viel gelesen. Trotzdem sind alle fit in der Birne und mein Großvater, der nicht mal fließend deutsch spricht, hat mir mehr Weisheiten über das Leben und die Menschen vermittelt als viele Bücher.

 
Zuletzt bearbeitet:

es zeichnet viele Menschen mit einer Passion aus, auf andere Menschen herabzuschauen, die nicht die gleichen Interessen teilen.
Hm, die anderen Menschen gehören aufgrund ihrer Lesevorlieben dann wohl nicht zur gesellschaftlichen Elite, oder? :sealed:

Kafka habe ich erst schätzen gelernt, als ich einen bestimmten Stand der Lebenserfahrung, aber auch der Leseerfahrung erreicht hatte.
Ich weiß, was du meinst. Kafka lese ich heute auch lieber als in der achten Klasse, als ich auf den Spuren Kafkas durch Prag rennen musste. :) Prag mag ich heute auch viel lieber.
Aber: Die Fähigkeit, komplexe Texte zu verstehen (!), vor allem journalistische und populärwissenschaftliche Texte, sollte geschult werden. Denn von diesem Verständnis hängt es oft ab, ob politische und gesellschaftlich relevante Zusammenhänge erkannt werden.
Und nicht nur diese Zusammenhänge. Da bin ich absolut bei dir. Deutschleistungskurs, trotz Rechtschreibschwäche! :D
Meine Gedanken zu diesem Thema zielten auf die für mein Empfinden geforderte Förderung und Richtungsgebung durch die Eltern und die Herabstufung von "nicht-Hoch-"Literatur im Zusammenhang mit der Lesefähigkeit.

Viele Grüße
wegen

 

Auch die Einteilung in E- und U-Kunst ist ein Symptom des Dranges einzelner Schichten, sich abzugrenzen.
Das ist aber eine typisch deutsche Eigentümlichkeit, die es z.B. in englischsprachigem Raum nicht gibt. Hierzulande sind hohe Auflagen von Büchern, Musikalben oder hohe Zuschauerzahlen bei Filmen den Kritikern in den Feuilletons suspekt, weil sie darauf hinweisen, dass auch die sog. unteren Schichten sie mögen. Das kann gar nicht gut sein, sagt dann die Kritik, wenn so viele es wollen. Gemeint ist: Gut kann nur sein, wenn es nur wenige verstehen. Das ist Elite-Denken.

Andererseits kann man aber schon sagen, dass es so etwas wie einen Kanon der guten Literatur gibt. Und in diesem Kanon sind nur Bücher, die sich über längeren Zeitraum behaupten bzw. behauptet haben. Diese Bücher werden richtigerweise in der Schule zur Pflichtlektüre, was manche, die sowieso eine Aversion gegen die Schule haben, zur Ablehnung auch dieser Bücher führt.

Unter längerem Zeitraum verstehe ich Jahrzehnte, weil da all jene Bücher, die mal einen Hype darstellten, später aber vergessen wurden, herausfallen. Das ist die zuverlässigste und zugleich faire Art, Bücher zu beurteilen, obwohl es auch da Fälle gibt, die, weil’s schon immer so war, einfach weiter geführt werden.

Einer dieser Fälle ist zum Beispiel Goethe, der bekanntlich die letzte Hälfte seines langen Lebens vor allem mit der Sorge um seinen Nachruhm verbrachte, was leider auch Früchte trug. Seine Spätwerke triefen nur so von Gelehrtheit und Besserwisserei, aber das 19. Jahrhundert schätzte das, und die späteren sind aus Gewohnheit dabei geblieben.

Dabei war der junge Goethe ein Draufgänger, denn er hat zu der Zeit nicht nur Werther oder Faust I, sondern auch derbe Erotik geschrieben. Doch die wenigsten wissen das, schließlich wird das in den Schulen schamhaft verschwiegen. Zumindest in meiner Schulzeit war dem so.

 

Diese Bücher werden richtigerweise in der Schule zur Pflichtlektüre, was manche, die sowieso eine Aversion gegen die Schule haben, zur Ablehnung auch dieser Bücher führt.

Ich habe bis heute eine Aversion gegen einige dieser Bücher, obwohl ich Schule mochte :lol:.

Ich finde es einen besseren pädagogische Ansatz, wenn man die Schüler aus ausgewählten Büchern wählen lässt. Also z. B., wenn Shakespeare ansteht, fünf Bücher zur Wahl stellen. Entweder per demokratischer Mehrheitsentscheidung oder in Gruppenarbeit alle fünf Bücher bearbeiten und sie sich gegenseitig vorstellen. Das führt m.E. nach zu mehr Akzeptanz bei den Schülern.

LG
Mae

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom