Was ist neu

Schulmädchen

Seniors
Beitritt
24.08.2003
Beiträge
2.451
Zuletzt bearbeitet:

Schulmädchen

Das Mädchen betritt die Klasse. Der Schulranzen auf ihrem Rücken fühlt sich unangenehm leicht an. Sie hat noch keine Bücher dabei, nur noch Hefte, neue Hefte, eins für jedes Fach. Die Linien - Keller, Erdgeschoss und Dachboden - sind leer und warten nur darauf, mit ordentlichen neuen Buchstaben gefüllt zu werden. Ein neuer Anfang.
"Hallo..." sagt sie.
Eisiges Schweigen antwortet.
Ihr Gesicht glüht, das Lächeln tropft auf den Boden. Hilfesuchend wandert ihr Blick zur Lehrerin. Ein Tausendwattlächeln, so nennt Vater das immer, strahlt ihr entgegen. „Schön, dass du jetzt bei uns in der Klasse bist. Ich bin sicher, wir werden eine Menge Spaß miteinander haben. Setz dich doch neben Jana, da ist noch ein Platz frei!“ Die Vokale ihrer Stimme sind sanft gerundet, die Konsonanten perfekt geschliffen. Eine Bilderbuchlehrerin an einer Bilderbuchgrundschule. Nur das Schweigen, das ist aus einer Gruselgeschichte.
Der Boden unter ihren Füßen ist hart und kalt, die Schritte hallen, die bunten Tuschebilder an den Wänden fressen den Hall gleich wieder auf. In der letzten Reihe ist ein freier Platz neben einem dicken, dunkelhaarigen Mädchen. Zaghaft setzt sie sich hin, bemüht sich, nicht mit dem Stuhl zu scharren, die Stille nicht aufzustören. Die Schließen des Rucksacks bohren sich in ihre Finger, als sie ihre Federtasche herausholt und sie auf den Tisch legt.
Das Federmäppchen ist noch neu und schön, die Stifte sind gut sortiert und ein rosa-perlmuttfarbener Füller steckt in der großen Schlaufe am Rand der Stiftreihe. Das Mädchen ist stolz auf den Füller, es findet ihn schön.
"Hallo" sagt sie zu Jana. Aber die antwortet nicht, rückt nur ein wenig weiter an die Tischkante und schweigt sie an.
Die Lehrerin beginnt mit dem Unterricht. Die Klasse soll einfache Sätze schreiben. "Fu und Fara fahren Fahrrad", schreibt der Füller. Sie kann bereits schreiben, sie kann auch schon lesen. Eigentlich ist sie in der ersten Klasse fehl am Platz. Aber jedes Kind muss die erste Klasse besuchen, denn hier lernen Kinder die Dinge, auf die es in der Schule ankommt.
Lesen. Schreiben. Hausaufgaben machen. Ordentlich schreiben. Still sitzen.
Das Mädchen wippt ein wenig mit den Beinen, ihre rosa Zungenspitze lugt zwischen ihren Lippen hervor, während sie schreibt. Ihre Sitznachbarin schaut ihr dabei misstrauisch zu.

Es klingelt. Das Mädchen hat in Schönschrift eine Liste mit sinnlosen Sätzen über fahrradfahrende Handpuppen abgeliefert, die mit ihren sprachbehinderten Freunden zusammen Oma suchen, die mit Mama und Papa am See ist.
Die Lehrerin verlässt die Klasse. Stühle scharren, das Schweigen explodiert, Lachen, Reden. Jana sieht das Mädchen aus kalten Augen an.
„Hallo...“, sagt sie leise. Ihre Stimme erstirbt. „Ich heiße...“ Harter Druck in ihrer Kehle. Voller Entsetzen fühlt sie, wie ihre Augen anfangen zu brennen. Eine Träne löst sich, rinnt ihre Wange herunter.
Dann beginnt sie zu weinen.

Die Federtasche gleicht einer Müllhalde. Die Stifte sind abgebrochen, bekritzelt, schmutzig. Die kleinen Hände, die mit ihnen schreiben, sind voller Kritzeleien, mit Kugelschreiber. Alles fliegt kreuz und quer durchs Mäppchen, die Stifte, das Radiergummi, der Anspitzer.
Das einzige, was noch in den Gummischlaufen steckt, sind die Einzelteile eines rosa-perlmuttfarbenen Füllers. Er ist am Schraubgewinde abgebrochen.
Sie weiß nicht mehr, wie lange es her ist, dass sie sich auf die Schule gefreut hat. Die schwarzen Steinplatten geben ein verzerrtes Spiegelbild von ängstlichen Augen wieder, die ihr entgegenblicken. Ordentliche Kleidchen mag sie nicht mehr. Sie trägt lieber Jeans und T-Shirts. Die meisten haben Löcher.
Ihr langes braunes Haar hat sie mit der Papierschere abgeschnitten und im Klo runtergespült. Auf ihrer Wange ist eine dünne, zackige Narbe. Sie zieht sich über das Auge und weit in den Haaransatz hinein.
"Was ist passiert?", hatten ihre Eltern sie gefragt, als sie ihre blutüberströmte Tochter aus der Schule geholt und ins Krankenhaus gefahren haben.
"Ich bin auf der Treppe ausgerutscht."
"Hat dich jemand geschubst?"
"Ich bin gerannt." Sie fragen nicht weiter.

Es ist nicht mehr lange bis zum Klingeln. Und hier sind drei Fluchtwege. Nach links, nach rechts, und durch die Tür und das Fenster vom Klo. Sie macht keine Anfängerfehler. Sie werden sie nie wieder in einer Ecke erwischen, und nur noch fünfhundert Sekunden bis es klingelt, vierhundertneunundfünfzig, vierhundert..., bis sie ins Klassenzimmer huschen kann, ganz kurz vor dem Lehrer, manchmal kommt sie zu spät. Die Lehrer waren deswegen schon bei ihren Eltern. Aber das hat nichts genützt. Die haben ihr nur gesagt, dass sie pünktlicher sein soll.

Sie haben sie nicht ernstgenommen. „Kleines Mädchen mit großen Sorgen“, hat Vater gesagt und ihr die Haare zerstrubbelt. „In den Sommerferien fahren wir nach Malta, was hältst du davon?“
Mama hat wenigstens die Eltern von Maximilian angerufen. Am Tag danach ist Maxi zu ihr gekommen und hat ihren Kopf in eine Toilette im Jungsklo gehalten und abgespült. So lange, bis sie ganz nass war. Nein, sie darf ihren Eltern nichts sagen.
Warum steht sie jeden Tag auf? Warum ist sie hier? Sie hat im ganzen Jahr nichts gelernt, nur ein paar Überlebensregeln. Sie hat sechs Feinde. Sie heißen Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Maximilian. Samstag und Sonntag sind mit den anderen verbündet, denn sie gehen viel zu schnell vorbei.

Als Schritte durch den Gang hallen, bleibt ihr fast das Herz stehen. Es sind doch nur noch dreihundertfünfundfünfzig Sekunden! Aber es ist bloß ihre Klassenlehrerin.
„Was machst du denn hier?“, fragt sie, und ihre gerundeten Vokale und die geschliffenen Konsonanten sind so falsch wie ihre Perlenkette.
„Verstecken“, nuschelt sie.“
„Ver-stek-ken?“, jede Silbe perfekt betont, mit zwei k, „wovor denn das?“
Das Mädchen schweigt.
„Ärgert dich jemand?“
„...le.“
„Wie bitte?“
„Alle“, flüstert sie und hasst sich dafür. „Besonders Maximilian. Der ist der Schlimmste.“
„Maximilian? Aus der Vierten? Der ist doch eigentlich ein netter Kerl... bestimmt meint er es nicht so.“ Die Lehrerin beugt sich zu ihr und lächelt. „Das siehst du bestimmt nur im Moment so. Bald seid ihr wieder Freunde.“
Das Mädchen nickt mechanisch. Erwachsene verstehen nichts, und wenn man etwas loslässt, dann fällt es nach unten und geht kaputt, so wie der Füller.
„Morgen scheint die Sonne wieder“, will die Lehrerin sie trösten. „Nicht weinen.“
Sie weint nicht. Schon lange nicht mehr.
„Gehen wir in die Klasse? Es klingelt gleich!“
Fu und Fara fahren Fahrrad. Samstag und Sonntag sind schön.

Sie ist in einer Ecke, zurückgetrieben, Ecken bieten keine Fluchtwege, Ecken sind böse. Sie hat die Arme um den Körper geschlungen, die Arme wissen, was sie jetzt erwartet, dass sie den Körper abschirmen müssen. Sie wünscht sich Tentakelarme, wie ein Tintenfisch, in die sie sich einwickeln kann und nicht mehr da sein.
Tentakelarme, die um sie herumwirbeln, die alles treffen und es fortschleudern, ein Maul mit Reißzähnen, sie ist ein Monster, ein kreischendes Monster, nicht noch einmal, das war zu viel.
Sie springt Maximilian an, schlägt ihre Klauen in seinen Körper, schlägt auf ihn ein, in diesem Moment verwandelt die Wut sie in ein Monster, ein Monster, das seine Finger in seine Augen rammen kann, das an seinen Haaren reißt und sich für Schläge und Stöße und zerbrochene Füller rächen kann.

„Hör auf damit, du bringst ihn ja um!“

Etwas packt sie und reißt sie zurück. Hände. Sie beißt hinein, bis sie Blut auf der Zunge schmeckt, salzig, heiß, nach Genugtuung... Die Tentakel, die Reißzähne und die Krallen verschwinden. Es bleibt nur Müdigkeit zurück.

Der Stuhl ist trotz des Polsters hart. Der Bezug ist aus grauem Stoff, der aussieht wie ganz viele kleine Karos, die auf der Spitze stehen. Um sie herum – Erwachsene. Mama, Vater, der Direktor, die Lehrerin, Fremde.

„Was hast du dir nur dabei gedacht?“
„Warum hast du das getan?“
„Wie konntest du das tun?“
„Was hat er dir getan? Warum hast du...“, Schluchzen.
„Sperrt sie ein! Sperrt sie ein!“, eine hysterische Frau.
Und dann, eine ruhige Stimme: „Gisela, das Kind ist erst sieben...“

 

Hallo Vita!

Diese Geschichte hat mich nicht nur sprachlich überzeugt. Du hast eine einzigartige Beobachtungsgabe für kleine, passende Details.
Als ich die Neufassung mit der ursprünglichen Geschichte verglichen habe, ist mir aufgefallen, dass Du gerade diese wundervollen Einzelheiten erst nachträglich eingefügt hast. Das Überarbeiten hat sich also wirklich gelohnt!

Deine Protagonistin ist anfangs sehr einfühlsam gezeichnet. Ich habe mich direkt an meinen eigenen ersten Schultag erinnert, an meine Hefte, an mein Federmäppchen, all die Dinge, die man mit der Zeit vergisst.

Leider nimmt Deine Geschichte dann eine rapide Wendung, die ich persönlich als zu extrem empfinde.
Ich kann weder nachvollziehen, warum die anderen Kinder das Mädchen direkt am allerersten Schultag so fertig machen, noch wie Erstklässler so brutal sein können, dass deine Prot eine lange Narbe auf der Stirn behält. Und selbst, wenn dem so wäre, spätestens bei einer derartigen Verletzung würden ihr Eltern und Lehrer doch zu Hilfe kommen, oder nicht?
Am Ende haben ich dann wirklich nochmal hochscrollen müssen, um nachzusehen, ob ich nicht doch im Forum für Horror und Grusel gelandet bin.

Nun ja, vielleicht übertreibst Du das alles absichtlich. Vielleicht geht es eher symbolisch darum, was für seelische Schäden das Mädchen davon trägt.
Aber ich finde, eine derartige Brutalität hat Deine Geschichte gar nicht nötig.
Die Gewalt, die einem Menschen entgegen schlägt, besonders einem Kind, muss doch gar nicht so überzogen massiv sein, um ihn oder sie zu zerbrechen.
Da könntest Du ruhig einen Gang zugunsten der Glaubwürdigkeit zurückschalten und das gleiche Ergebnis erzielen.

Du beweist mit Deinem Text wirklich ein beeindruckendes Erzähltalent, das keine Effekthascherei nötig hat.

Fazit: Sprachlich erstklassig, inhaltlich nicht so ganz mein Ding.


Schöne Grüße,

Feline

 

Hallo Vita,

ich muss mich in weiten Teilen der Kritik Feline anschließen.

Den Anfang fand ich klasse - du hast alle Details wunderbar herausgearbeitet. Man sieht das Mädchen vor sich, kann ihre Leiden nachvollziehen, mit ihr mitfühlen. Das hast du sehr schön gemacht.

Das Mädchen scheint irgendetwas an sich zu haben, dass andere Kinder sie quälen. Kinder können ziemlich grausam sein. Was das ist, erfährt der Leser jedoch nicht. Genausowenig konnte ich nachvollziehen, warum sie das Mädchen nicht wenigstens am ersten Schultag in Ruhe lassen. Das war mir etwas zu heftig. Vielleicht hätte ich es dann so aufgebaut, dass es nicht ausgerechnet der erste Tag in der neuen Schule ist, sondern einer von vielen.

Trotzdem hat mir deine Geschichte sehr gefallen! Weiter so!

LG
Bella

 
Zuletzt bearbeitet:

Das Mädchen scheint irgendetwas an sich zu haben, dass andere Kinder sie quälen. Kinder können ziemlich grausam sein. Was das ist, erfährt der Leser jedoch nicht.

Dass der Leser es nicht erfährt, kann ja auch etwas Positives haben, denn meistens sind es doch eher Kleinigkeiten des Andersseins, die Kinder dazu animieren, jemanden zu mobben. Damit verstärkt man also die Unsinnigkeit des Ganzen, andererseits entfernst Du den Leser. Dadurch dass einige Stellen unglaubwürdig wirken, kann man nicht wirklich mit der Kleinen mitfühlen. Man erfährt nicht so viel davon, was ihr die Mitschüler getan haben, da wirkt ihr Austicker zum Schluss unverhältnismäßig groß.
Um mal zur Narbe zu kommen: Hat mich etwas an Harry Potter erinnert, und war allein schon deswegen nicht wirklich wirksam.

Wie Feline und Bella gesagt haben, die Geschichte fängt gut an, doch ab dieser Stelle

Die Federtasche gleicht einer Müllhalde. Die Stifte sind abgebrochen, bekritzelt, schmutzig. Die kleinen Hände, die mit ihnen schreiben, sind voller Kritzeleien, mit Kugelschreiber...

ist mir der Bruch zu groß und alles nimmt den Lauf einer rollenden Lawine. Du reihst zu viele Details aneinander. Es wäre interessanter, von der Entwicklung zu erfahren. Alles in allem ist mir die Darstellung zu undifferenziert. Es ist eine Klage gegen die Grausamkeit von Kindern (gegen die kannst Du klagen, ändert sich aber dennoch nichts), aber auch gegen die Blindheit der Lehrer und Eltern. Aber gerade den letzten Punkt kann ich Dir nicht abkaufen, weil ich nicht glaube, dass sie so blind sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass Lehrer die Strukturen wahrnehmen und durchblicken, aber hilflos sind und nicht wissen, wie sie auf die Schüler positiv einwirken können. DAS ist aber ein großer Unterschied zu Deiner Darstellung. Und das klingt auch realistischer. Gerade in der Grundschule sind doch Lehrer ihren Schülern eigentlich sehr nah.

Daher: Entweder Du erklärst mehr und erzählst im zweiten Teil nicht so bruchstückhaft, um Deiner Darstellung eine Basis zu bieten oder Du überdenkst das Ganze und stellst es differenzierter und realistischer dar.

P.S. Kann natürlich an mir liegen, aber beim Titel "Schulmädchen" denke ich an etwas ganz anderes, und ich weiß nicht, ob diese Erwartungshaltung wirklich geweckt werden sollte.

 

Hallo vita!

Vom Sprachlichen her fand ich deinen Text auch klasse. Der Inhalt hat auf mich ziemlich unheimlich gewirkt, ich konnt das Verhalten des Mädchens nachfühlen.

Wie Bella bin ich der Meinung, dass es ein wenig übertrieben ist, dass die anderen schon am ersten Tag gemein zu ihr sind. Vielleicht könntest du sie ja in eine neue, fremde Klasse kommen lassen, wo sich die anderen schon gut kennen und sich bereits Grüppchen gebildet haben.

Wenn ich so zurückdenke an meine Grundschulzeit, dann muss ich sagen, dass Kinder zum Teil wirklich sehr böse zueinander sein können, das habe ich selber an einem Beispiel in unserer Klasse erlebt. Das war zwar nicht derart gewalttätig, aber dafür Psychoterror.
In deiner Geschichte war es jetzt phyische Gewalt, aber diverse Amokläufe beweisen, das dies leider traurige Realität sein kann. Deshalb hat der Schluss mich nicht so extrem gestört.

Liebe Grüsse
sirwen

(P.S.: Was mich gestört hat an der Geschichte, ist, dass es sich nicht um eine Fantasygeschichte von dir handelt... ;) )

 

He Vita!
Ich bin neu hier und hab daher wahrscheinlich nicht so die Ahnung :)
Aber mir hat deine kg gefallen! Die Beschreibungen und Details sind ziemlich genau, so kann man sich das Mädchen und die Klasse gut vorstellen. Der Bruch ist dann schon etwas extrem, aber als ich mich dran gewöhnt hatte war es OK.
Liebe grüße
Daydreamerin

 

Hallo Feline,

danke für die positive Kritik. Schön, dass du die Geschichte mitfühlen konntest.
Du meinst, die Brutalität sei zu übertrieben? Ich glaube nicht, jedenfalls nicht am Anfang. Die Szene, in der das Mädchen "austickt", habe ich massiv überarbeitet - ich werde sie vielleicht noch ein bisschen zurückfahren, aber in der ersten Fassung erschien sie mir im Nachhinein nicht ganz plausibel, weil der Grund dafür fehlt, dass ein Prügelkind so mir nichts, dir nichts ausrastet. Ich werd mir mal die anderen tausend Kritiken durchlesen, vielleicht ändere ich ja im Anschluss meine Meinung und die Textpassage. Schön, dass du die Sprache gutgefunden hast.

Hey Bella,
schön, wenn die Geschichte dir gefallen hat (und dir das Ende nicht zu drastisch war).
Ich habe versucht, die Andersartigkeit des Mädchens herauszuarbeiten. Sie ist an einer Grundschule, ihren Altersgenossen klar voraus. Ich hatte gedacht, dass die Kinder vielleicht nicht am ersten Schultag anfangen, sie so zu mobben, aber im Laufe der Zeit. Am ersten Schultag zeigt sie aber Schwäche, indem sie zu weinen anfängt, und das wird ihr langfristig zum Verhängnis.

Hallo Zaza,
eine positive Kritik von dir, hurra :)
Das mit der Narbe und Harry Potter war nicht beabsichtigt. Mal schauen, ob ich das irgendwie ändern kann. Was liest du auch für Schund...
Wenn du das Ende als zu bruchstückhaft empfindest, gucke ich da besser noch einmal drüber. Vielleicht tut etwas weniger Tempo der Sache ganz gut, denn dass der Leser sich davon überrollt fühlt, möchte ich ja wirklich nicht.

Die Assotiation beim Titel war Absicht. Das, was die meisten Menschen für Schule halten, und das, was Schule für die sein kann, die nicht ins Schema passen - wie deine Geschichte mit dem Puzzleteil - ist der Hauptkritikpunkt an der ganzen Sache, und ich glaube, das kommt durch diesen Titel gut zum Ausdruck.

Hey sirwen,
danke für das sprachliche Lob, schön, dass du alles nachvollziehen konntest. Ich werde den Anfang ein bisschen deutlicher machen, wie ich Bella ja schon geschrieben habe, hatte ich gar nicht beabsichtigt, dass die anderen von Anfang an so gemein zu ihr sind. Ich werde die Szene ein bisschen umbauen, um sie deutlicher zu machen.
Kinder sind die letzten Schweine. Ich weiß das, ich war auch mal eins. Und sie denken sich nichts dabei - manche bis ins hohe Alter nicht.
Ich würde ja gern wieder Fantasy schreiben, aber mir fällt nichts Gescheites ein... ;)

Hallo Daydreamerin,
auch dir vielen Dank für das Lob. Ich werde versuchen, den Bruch ein bisschen weniger abrupt zu machen, wenn ich auch noch nicht genau weiß, wie ich das anstellen soll. Schön, dass du dir alles vorstellen konntest.

gruß
vita
:bounce:

 

Hi Vita!

An Deiner Geschichte konnten mich die Details überzeugen, Dir wegen des Inhalts zu schreiben.

Es ist schwierig, einen langwierigen Prozess in einem Menschen in einer Kurzgeschichte zu verarbeiten, wenn nicht gar unmöglich. Es sind die vielen kleinen Vergehen, die sich zu einer langen Kette seelischer Gewalt fügen, die Deine Protagonistin an ihr unweigerliches Schicksal fesseln. Glied für Glied, Stein für Stein, stetig, ständig, unabänderlich und unvermeidbar. Die Steigerung ist es, die Entwicklung, die diese Geschichte interessant werden lässt ...

Wenn Du diese Geschichte mehr auf eine psychologische Ebene verlagerst, Dich vielleicht in die Person des Mädchens versetzt, um ihre Ängste und Stimmungen intensiver einfangen zu können und eine größere Zahl dieser Szenen wie zu Beginn der Geschichte steigern aneinanderfügst, dann wächst daraus - fast von selbst - ein Drama über junge Person, der Schwäche von ihren Eltern, Lehrern und Mitschülern aus den verschiedensten Gründen nicht erkannt wird (werden will) oder schlicht nur ausgenutzt wird (Mitschüler) um sich selbst einen noch so unbedeutenden Vorteil zu verschaffen.

Vielleicht solltest Du diesesmal kein Phantasy schreiben, sondern eine Vita, die Vita einer Person, die scheitern musste, weil sie von ihrem Umfeld falsch eingeschätzt wurde und deshalb diese Katastrophe im Prinzip jedem von uns hätte passieren können. Das ist nur ein Vorschlag von mir, ein Eindruck, den ich hatte, nichts weiter. Es liegt an Dir, was aus diesem Ansatz wird.

Ach ja, noch ein paar Details -
Der verdächtig leichte Rucksack ist eine Formulierung, die zu Beginn gewählt wurde, um Interesse beim Leser zu wecken. Wenn Deine Protagonistin bereits einmal die Schule gewechselt hat (was nicht ganz klar ist), dann ist das verdächtig (aus der Sicht des Mädchens) erklärbar, nicht unbedingt aber aus der Sicht des Erzählers. Wenn sie aber zum ersten Mal die Klasse betritt (am Ende der Geschichte ist sie acht) dann sind mindestens die Eltern dabei, oder der Schulleiter, bei dem die Eltern ihre Tochter vorgestellt haben. Gegen den ersten Schultag spricht aber die Tatsache, dass die Leherin die Namen der Schüler kennt. Gegen einen anderen Schultag spricht, dass das Mädchen keinen eigenen Platz hat. Rätsel über Rätsel ...

Übrigens, Menschen in Angst verkriechen sich in eine Ecke, nicht, weil es dort keine Fluchtmöglichkeiten gibt, sondern, weil sie zweifach Rückendeckung finden, und alles, was auf sie zukommt überschaubar wird.

Blut schmeckt salzig, vielleicht rostig, aber nicht unbedingt bitter. Wenn sie ihn beißt, dann hat sie ihre Nase an seiner Haut, sie riecht ihn, den Schweiß, der in diesem Moment aus seinen Poren dringt, sie riecht seine und damit ihre ureigenste Angst.

sarpenta

P.S: Ich hoffe, es stört Dich nicht die direkte Form, in der ich schreibe ...

 

Hey sarpenta, willkommen auf kg.de und danke für die Kritik!

Wenn Du diese Geschichte mehr auf eine psychologische Ebene verlagerst, Dich vielleicht in die Person des Mädchens versetzt, um ihre Ängste und Stimmungen intensiver einfangen zu können und eine größere Zahl dieser Szenen wie zu Beginn der Geschichte steigern aneinanderfügst, dann wächst daraus - fast von selbst - ein Drama über junge Person, der Schwäche von ihren Eltern, Lehrern und Mitschülern aus den verschiedensten Gründen nicht erkannt wird (werden will) oder schlicht nur ausgenutzt wird (Mitschüler) um sich selbst einen noch so unbedeutenden Vorteil zu verschaffen.
Das ist aber nicht das, was die Geschichte sein soll. Sie soll zeigen, nicht erklären. Eine Erklärung muss sich jeder selbst ausdenken. Das Mädchen wird nicht ausgenutzt, es wird angefeindet, weil sie anders ist.

Vielleicht solltest Du diesesmal kein Phantasy schreiben, sondern eine Vita, die Vita einer Person, die scheitern musste, weil sie von ihrem Umfeld falsch eingeschätzt wurde und deshalb diese Katastrophe im Prinzip jedem von uns hätte passieren können
Aber das ist es nicht. Die Geschichte ist nicht zwangsläufig Fantasy, nur weil ein Monster darin vorkommt. Es gibt einen Unterschied zwischen Fantasy und Fantasie, und der ist manchmal nicht so weit weg, wie wir vielleicht glauben. Das Mädchen wird nicht "falsch eingeschätzt", es scheitert an der Gesellschaft.

Der verdächtig leichte Rucksack ist eine Formulierung, die zu Beginn gewählt wurde, um Interesse beim Leser zu wecken.
Den Rest des Absatzres rationalisiere ich mal weg. Die Formulierung ist vielleicht etwas unglücklich gewählt. Aus der Angst und dem Gefühl der Falschheit ergeben sich Informationen für den Leser. Ein voller Schulranzen bedeutet Sicherheit. Er bedeutet, dass man alle Informationen hat und sich auskennt, dass man schon "lange dabei" ist.

Übrigens, Menschen in Angst verkriechen sich in eine Ecke, nicht, weil es dort keine Fluchtmöglichkeiten gibt, sondern, weil sie zweifach Rückendeckung finden, und alles, was auf sie zukommt überschaubar wird.
Ja, das tun Menschen in Angst wohl. Nicht immer ist die Instinktreaktion vernünftig. Dass das Mädchen gegen ihren Instinkt handelt, zeigt genau so wie das Gefühl der Falschheit, dass sie schon etwas länger dabei ist.

Das mit dem Blut werde ich nochmal überarbeiten. Es kann bitter sein, wenn alles bitter ist, wenn die Welt so schmeckt...


gruß
vita
:bounce:

P.S.: Das ist die dritte Kritik, die ich von dir lese, und jedes Mal entschuldigst du dich... ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo vita!

Du liest meine Kritik?!?

Und dann auch noch alle (sageundschreibe) 3 die ich bisher geschrieben habe?

Ich fühl' mich geehrt ... :shy:

Nun, wegen meiner Kritik, denke ich muss ich immer etwas vorsichtig sein, weil ich meist versuche, die Geschichten als Ganzes zu verstehen und in mich aufzunehmen. Die Kritik kann daher oft nur die Geschichte als Gesamtheit in Frage stellen, den Plot, die Intention, die dahinter steckt ...

Ich bin daher sehr vorsichtig mit meinen Kommentaren, und entschuldige mich lieber einmal zu oft, bevor ich einer Geschichte damit völlig den Gnadenstoss gebe.

Aber, nun ja, liegt vermutlich an meiner Art zu denken, da kannste nix gegen machen ... aber :whocares:

(ich weiss jetzt endlich, wie bei euch die smilies funktionieren ... Männer und Kommunikation ... tssss ;) )

Ach ja - und jetzt die Kritik zu der Kritik ... :D

zum ersten Punkt. ja - show me, don't tell me - aber darauf wollte ich nicht hinaus - die Geschichte könntest Du noch einmal schreiben (vielleicht) nur etwas weiter angelegt, und einfach mal sehen, was dabei passiert ;)

2 ... das konnte ich auch in der Schule noch nie: Du hast wirklich keine Splatter-Geschichte geschrieben? :hmm:

3. "ein voller Schulranzen bedeutet Sicherheit" :hmm:
(Diese Symbolik ist mir nicht zugänglich, sorry)

4. Das Mädchen hat nicht einmal genügend Mumm um mit einer Klassenkameradin zu sprechen, stürzt sich aber auf einen sechs Jahre älteren Mitschüler mit brutaler Gewalt? Ich habe die Geschichte noch einmal gelesen - diese Eskalation passte mir beim zweiten lesen noch weniger zur Person des Mädchens wie die beim ersten Mal ... Der Knoten platzt irgendwie zu unerwartet, zu plötzlich, zu unmotiviert ... aber, wie gesagt, das ist nur mein bescheidener Eindruck. Sicherlich nicht die Meinung aller ...

lg,

sarpenta

 

Hey sarpenta,

ich hab die eigentlich nur zufällig gelesen. Die standen da, wo ich mich so rumtreibe... ;)

(Diese Symbolik ist mir nicht zugänglich, sorry)
Der leere Ranzen steht für einen neuen Anfang. Je voller der Ranzen ist, desto länger ist das Mädchen dabei. Je mehr Blätter in der Mappe, desto schwerer wird sie. Je länger sie da ist, desto sicherer kennt sie alles - die Strukturen, die Fluchtwege.

Das Mädchen hat nicht einmal genügend Mumm um mit einer Klassenkameradin zu sprechen, stürzt sich aber auf einen sechs Jahre älteren Mitschüler mit brutaler Gewalt? Ich habe die Geschichte noch einmal gelesen - diese Eskalation passte mir beim zweiten lesen noch weniger zur Person des Mädchens wie die beim ersten Mal ... Der Knoten platzt irgendwie zu unerwartet, zu plötzlich, zu unmotiviert ... aber, wie gesagt, das ist nur mein bescheidener Eindruck. Sicherlich nicht die Meinung aller ...
Dazwischen liegt eine Menge Zeit, Zeit genug, in der das Mädchen so kaputtgehen konnte. Ich werde versuchen, das noch deutlicher herauszustellen, aber nicht gerade jetzt, vielleicht morgen oder so.

Danke fürs Auseinandersetzen mit der Geschichte. Ich freue mich, wie die meisten hier, über eine andere Perspektive.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo vita,

Unmensch Kind und damit mein ich nicht deine Prot. Ich glaube (weiß), dass es für manche Menschen keinen brutaleren Ort, als die Schule gibt. Manche Kinder werden ab dem ersten Tag auf dem untersten Platz der im Klassenraum herrschenden Hierarchie eingestuft; ohne Grund, die kommen meist erst später; und bleiben da die gesamte Schulzeit über. Und was man als Kind über sich derweil ergehen lassen muss, werden die Eltern in den meisten Fällen nicht erfahren. Im Grunde kann man das Verhalten deiner Prot zum Ende hin beglückwünschen. Es mag nicht der richtige Weg sein, sich zu wehren, aber sie wehrt sich und das ist etwas, das man im Leben auch lernen muss. Aufstehen und etwas dagegen unternehmen. Genau da liegt natürlich ein weiteres Problem. Das Kind darf nicht glauben, dass ein solches Verhalten, wie es dein Schulmädchen an den Tag legt, immer zum Erfolg führt. Aber oft ist es schließlich das Verhalten der Erwachsenen, das dem Kind den Weg vorgibt, siehe an dieser Stelle die hysterische Frau am Schluss deiner kg. Ich könnte mich noch seitenlang über dieses Thema auslassen, aber ich komme an dieser Stelle mal zum wesentlichen: Gern gelesen. Eine sehr schöne und passende Sprache. Gut erzählt. Alles in allem hast du quasi alles richtig gemacht.

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,

huch, du lobst mich ja in den Himmel... da werde ich ja ganz rot. Ich bin gern bereit, seitenlange Ausführungen zu dem Thema zu lesen, schreib nur drauflos!

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo vita,

ich habe deine Geschichte mehrmals gelesen, weil ich einiges darin gefunden habe, was eines meiner Kinder betrifft. Ich dachte an diese schlimme Grundschulzeit und mein Kommentar ist dahingehend gefärbt; man möge mir das nachsehen.

Der Schulranzen auf ihrem Rücken fühlt sich unangenehm leicht an. Sie hat keine Bücher mehr dabei, nur noch Hefte, neue Hefte, eins für jedes Fach.

Die Erstklasslehrer, die ich kenne, geben den Kindern immer nur die Materialien mit nach Hause, die die Kinder für die Hausaufgaben brauchen. Das bedeutet, der Ranzen ist (glücklicherweise) immer sehr leicht. Daher ist dein Bild für mich keines; im Gegenteil, wenn man es ganz genau nimmt, ist es unlogisch, dass die Eltern schon Hefte kaufen, obwohl sie nicht wissen, was gebraucht wird. (Nun, das ist zwar schon akribisch von mir, aber es fällt mir dazu ein.)

Die Linien, Keller, Erdgeschoss und Dachboden,

schön

"Hallo..." sagt sie.
Eisiges Schweigen antwortet.
Ihr Gesicht glüht, das Lächeln tropft auf den Boden. Hilfesuchend wandert ihr Blick zur Lehrerin. Ein Tausendwattlächeln, so nennt Vater das immer, strahlt ihr entgegen. „Setz dich doch neben Jana, da ist noch ein Platz frei!“ Die Vokale ihrer Stimme sind sanft gerundet, die Konsonanten perfekt geschliffen. Eine Bilderbuchlehrerin an einer Bilderbuchgrundschule. Nur das Schweigen, das ist aus einem Horrorfilm.

Da zeichnest du aber ein schlechtes Bild einer Lehrerin. Kein einführendes Wort, kein Willkommensgruß? Das kann ich nicht nachvollziehen und mir kommt es vor, dass du sie so um der Geschichte willen so gezeichnet hast.

die bunten Tuschebilder

Vielleicht kann mir ein Kunstfachmann helfen, wenn ich falsch liege: Tusche ist für mich schwarz. Ich bezweifle zudem, dass Erstklässler mit Tusche arbeiten...oder bedeutet Tusche für dich etwas anderes als für mich?

Aber die antwortet nicht, rückt nur ein wenig weiter nach rechts und schweigt sie an.

Es ist nicht klar, auf welcher Seite Jana sitzt. Säße sie auf der rechten Seite, wäre das eine stille Verbrüderung, obwohl sie nichts sagt.

Sie kann bereits schreiben, sie kann auch schon lesen. Eigentlich ist sie in der ersten Klasse fehl am Platz.

Das ist für mich die wichtige Information, die alles weitere erklärt. Sie ist
unterfordert, vielleicht sogar hochbegabt. Dadurch entsteht ein wahnsinniges Potential an Sinnfragen in dem pfiffigen Kopf. Sie langweilt sich, wird zum Störenfried oder auch nur zur Außenseiterin. Gibt dem Maximilian Antworten, dass er sich als Großer an der Ehre gepackt sieht und ihr mit Kraft, wenn denn nicht mit Intelligenz, entgegentritt.

Aber jedes Kind muss die erste Klasse besuchen, denn hier lernen Kinder die Dinge, auf die es in der Schule ankommt.

Das ist natürlich im normalen Schulalltag nicht so. Immer wieder mal werden Kinder bei entsprechendem Entwicklungsstand gleich in die zweite Klasse eingeschult, wenn das Team Eltern/Lehrer stimmt.

Es klingelt. Das Mädchen hat in Schönschrift eine Liste mit sinnlosen Sätzen über fahrradfahrende Handpuppen abgeliefert, die mit ihren sprachbehinderten Freunden zusammen Oma suchen, die mit Mama und Papa am See ist.
In der ersten Klasse...ein weitere Bestätigung für meine Vermutung.


Ordentliche Kleidchen mag sie nicht mehr. Sie trägt lieber zerfetzte Jeans und schlabberige Shirts.
Ihr langes braunes Haar hat sie mit der Papierschere abgeschnitten und im Klo runtergespült. Auf ihrer Wange ist eine lange, zackige Narbe. Sie zieht sich über das Auge und weit in den Haaransatz hinein.

Geglaubt haben sie ihr auch nicht. „Kleines Mädchen mit großen Sorgen“, hat Vater gesagt

Ist die Narbe nicht Beweis genug? Da kommen wirklich alle Erwachsenen - auch bei der Szene am Schluß im Rektorat - so schlecht weg...das ist für mich schwer nachzuvollziehen.

Sie hat sechs Feinde. Sie heißen Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Maximilian.

:thumbsup:

„In hundert Jahren ist alles wieder gut“, will die Lehrerin sie trösten. „Nicht weinen.“

Na, dass ist ja ein Trost, auf den ich so lange warten muß, bis ich sowieso nicht mehr lebe ;).
Gibt es wirklich eine Lehrerin, die so etwas sagt? Wenn, dann höchstens, dass alles gleich wieder gut ist...

Sie springt Maximilian an, schlägt ihre Klauen in seinen Körper, schlägt auf ihn ein, in diesem Moment verwandelt die Wut sie in ein Monster, ein Monster, das seine Finger in seine Augen rammen kann, das an seinen Haaren reißt und sich für Schläge und Stöße und zerbrochene Füller rächen kann.

"Mama, in mir drin ist ein Vulkan, und manchmal bricht der aus, obwohl ich das nicht will, aber ich kann nicht anders", O-Ton mein Sohn, der auch schon mit einer Eisenstange durch das Schulhaus gerannt ist, weil sie ihn im Bus bis zur Weißglut geärgert haben.


Etwas packt sie und reißt sie zurück. Hände. Sie beißt hinein, bis sie Blut auf der Zunge schmeckt, salzig, heiß, nach Genugtuung... Die Tentakel, die Reißzähne und die Krallen verschwinden. Es bleibt nur Müdigkeit zurück.

Ich kann es nachvollziehen und finde diesen Part nicht übertrieben.

„Was hast du dir nur dabei gedacht?“
„Warum hast du das getan?“
„Wie konntest du das tun?“
„Was hat er dir getan? Warum hast du...“, Schluchzen.
„Sperrt sie ein! Sperrt sie ein!“, eine hysterische Frau.
Und dann, eine ruhige Stimme: „Gisela, das Kind ist erst acht...“

Das Ende - nun ja, beim ersten Lesen dachte ich, sie wäre schon älter, wegen der Jeans und Schlabberoberteilen, und dann hatte der Schlußsatz noch die Kraft des Erstaunens.

Beim zweiten Lesen dachte ich mir nach folgendem Satz:

Und dann, eine ruhige Stimme: „Gisela, das Kind ist erst acht...“

die Weiterführung der drei ...:
... und kann leider noch nicht belangt werden.

Die Alten sind ja alle zum in-der-Pfeife-rauchen. Kein Mensch versteht sie.
Ist doch kein Wunder, wenn man darauf mal tillt.

Da ich mit dieser Szenerie viel zu tun habe, gibt es für mich einige Unstimmigkeiten in deinem Text. Ich stimme dir bei, dass extreme Kinder leider meist nicht verstanden werden. Dabei wäre es evtl. schnell zu lösen...einfach eine oder zwei Klassen springen lassen und ihr ginge es vielleicht wieder etwas besser. Aber bei dem Erwachsenen-Umfeld wird sie wohl auf die schiefe Bahn kommen.

Lieber Gruß
ber

 

Hallo bernadette,
danke für die Monsterkritik... da werde ich mich jetzt erst einmal durcharbeiten.

Die Erstklasslehrer, die ich kenne, geben den Kindern immer nur die Materialien mit nach Hause, die die Kinder für die Hausaufgaben brauchen. Das bedeutet, der Ranzen ist (glücklicherweise) immer sehr leicht. Daher ist dein Bild für mich keines; im Gegenteil, wenn man es ganz genau nimmt, ist es unlogisch, dass die Eltern schon Hefte kaufen, obwohl sie nicht wissen, was gebraucht wird. (Nun, das ist zwar schon akribisch von mir, aber es fällt mir dazu ein.)
Ich kann da immer nur von mir auf andere schließen, und ich musste früher immer alles mitnehmen. Ich kenne auch niemanden, bei dem das anders gewesen wäre.
Und das mit den Heften finde ich nachvollziehbar, immerhin ist es einigermaßen offensichtlich - ein kariertes Heft für Mathe, ein liniertes für Deutsch... o.O

Da zeichnest du aber ein schlechtes Bild einer Lehrerin. Kein einführendes Wort, kein Willkommensgruß? Das kann ich nicht nachvollziehen und mir kommt es vor, dass du sie so um der Geschichte willen so gezeichnet hast.
Stimmt. Ich werde noch einen oder zwei Sätze hinzufügen.

Vielleicht kann mir ein Kunstfachmann helfen, wenn ich falsch liege: Tusche ist für mich schwarz. Ich bezweifle zudem, dass Erstklässler mit Tusche arbeiten...oder bedeutet Tusche für dich etwas anderes als für mich?
Tusche ist für mich Wasserfarbe. Aber Wasserfarbebilder klingt doof...

Es ist nicht klar, auf welcher Seite Jana sitzt. Säße sie auf der rechten Seite, wäre das eine stille Verbrüderung, obwohl sie nichts sagt.
Wird geändert

Das ist natürlich im normalen Schulalltag nicht so. Immer wieder mal werden Kinder bei entsprechendem Entwicklungsstand gleich in die zweite Klasse eingeschult, wenn das Team Eltern/Lehrer stimmt.
Leider auch immer wieder nicht, von daher...

Ist die Narbe nicht Beweis genug? Da kommen wirklich alle Erwachsenen - auch bei der Szene am Schluß im Rektorat - so schlecht weg...das ist für mich schwer nachzuvollziehen.
Hast recht, das werd ich ändern. So ist es wirklich ein bisschen unglaubwürdig.

Dabei wäre es evtl. schnell zu lösen...einfach eine oder zwei Klassen springen lassen und ihr ginge es vielleicht wieder etwas besser. Aber bei dem Erwachsenen-Umfeld wird sie wohl auf die schiefe Bahn kommen.
Bei einem besseren Umfeld wäre das Mädchen vermutlich auch anders behandelt worden. Mir ist etwas Ähnliches passiert, ich war auch immer unterfordert, und ich wusste nicht mal, dass man auch eine Klasse überspringen kann, das hatte mir keiner gesagt. Es gibt überall Schulen, die von den Schülern, die sie besuchen, hoffnungslos überfordert sind. Und so etwas ist meiner Protagonistin passiert, genau durch das Raster fällt sie, und genau deshalb muss die Geschichte hier in Gesellschaft stehen...

gruß
vita
:bounce:

 

Hi vita,
ich fand deine Geschichte sehr schön, besonders gut hat mir gefallen, dass du so viele Details schilderst.
Was ich aber schlecht nachvollziehen konnte war, dass eine 8-jährige einen viel älteren Jungen aus der 8. Klasse verprügelt. Diese Szene hat mich stark an David gegen Goliath erinnert ;) . Aber :whocares: wenn der Rest der Geschichte gut gelungen ist?? :thumbsup:

Lieben Gruß,
Melaa :read:

 

Hallo Melaa,
schön, dass du die Geschichte gemocht hast. Ich finde das Detail mit der Schlägerei nicht besonders unrealistisch. Das Mädchen ist eben ausgerastet... Und dann setzt der Mensch eine Menge Kraft frei.
Danke fürs Ausbuddeln und Loben!

gruß
vita
:bounce:

 

Hi vita!

Ich finde das Detail mit der Schlägerei nicht besonders unrealistisch. Das Mädchen ist eben ausgerastet... Und dann setzt der Mensch eine Menge Kraft frei.
Die Schlägerei ist das einzige, was mich an deiner Geschichte gestört hat. Ein Mädchen aus der ersten Klasse packt einfach keinen Hauptschüler, auch wenn es noch so ausrastet (es sei denn, sie hat gigantische telepathische Kräfte, die sie zum Kampf einsetzen kann :D).
Vor Jahrhunderten, als ich in die erste Klasse ging, hatten wir dort einen Angeber, der sich damit gebrüstet hat, Viertklässler niederschlagen zu können. Der Typ war nicht gerade zart, aber abgenommen hat das ihm trotzdem keiner.
Ich finde die Schlägerei deswegen einfach nicht glaubhaft, sorry. Wieso nimmst du nicht einfach einen Jungen aus ihrer Klasse? Was spricht dagegen?
Ansonsten fand ich die Geschichte wunderbar, ich glaube, das habe ich dir schon mal im Chat gesagt.
Oder auch nicht ;)

Gruß
131aine

 

Hey Blaine,

Ansonsten fand ich die Geschichte wunderbar, ich glaube, das habe ich dir schon mal im Chat gesagt.
Ja, und ich wäre damals schon fast rot geworden :)
Ich finde die Schlägerei deswegen einfach nicht glaubhaft, sorry. Wieso nimmst du nicht einfach einen Jungen aus ihrer Klasse? Was spricht dagegen?
Dagegen spricht mMn, dass ein Junge von der Hauptschule a) nicht zwangsläufig körperlich ein Schlägertyp sein muss und dass das Mädchen b) mit allen Mitteln kämpft, womit er c) nicht gerechnet hat. Mir ist dieses Detail in so fern wichtig, als dass das Mädchen nicht als Schuldige dastehen kann, wenn sie einem älteren Kind so etwas antut. Wenn das bei einem Gleichaltrigen passiert wäre, könnte man im Nachhinein sagen, sie sei die Agressorin gewesen, aber so nicht. Vielleicht reduziere ich das Alter von Maximilan aber noch ein bisschen.
Danke fürs Loben! :)

gruß
vita
:bounce:

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom