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Schwarz verbirgt

TlM

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13.04.2016
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Schwarz verbirgt

Seine Lungen sogen kalte Luft ein, sein Rücken schmerzte, und sein Kopf fühlte sich an, als ob jemand ihn mehrmals geschlagen hätte. Er schlug die Augen auf, um sich zu vergewissern, dass er überhaupt noch lebte. Sein Gehirn brauchte, um es herauszufinden. Ja, wahrscheinlich war er am Leben. Mit Gewissheit konnte er das aber nicht sagen, da er keinen blassen Schimmer hatte, was ihn nach seinem Leben erwarten würde. Hoffentlich nicht genau das, was er jetzt wahrnehmen konnte: überall bleierne Schwärze, dazu die spürbar abgenutzten Glieder, und einen Kopf, der nur mühsam seine Aufgaben erfüllte. Einen Moment überlegte er, ob er sich aufsetzen sollte – aber mehr würde er dadurch ja auch nicht sehen...
Er blieb liegen. Die Augen konnte er auch wieder zumachen, hier gab es nichts als Kälte und Dunkelheit.
Wo war er?
Seine Gehirn zeigte ihm Bilder von Tabletten, die ihm gegen seinen Willen in den Mund geschoben wurden. Von Wasser, dass er gegen seinen Willen schluckte. Dann wurde es dunkel.
Gegen seinen Willen. Noch vor einigen Tagen hatte er gedacht, ihn jetzt fast frei ausleben zu können. Jedenfalls bevor diese Idioten von drüben gekommen waren. Nun war der freie Wille für ihn noch mehr eine Illusion als vorher.
Er hatte dieses mal keine Lust gehabt, schon wieder nach deren Pfeife tanzen zu müssen. Keinen anderen drangsalierten sie so wie ihn. Und so war schon vor Wochen die Idee gewachsen, ihnen dieses mal doch etwas entgegen zu setzen. Und so wie es aussah, hatte er bezahlt.
In welches Loch sie ihn gesteckt hatten, konnte er nicht sagen – in der Gegend gab es viele finstere Löcher, aus denen man nicht allein wieder herauskommen konnte.
Er hatte ihnen gesagt, dass er nicht machen würde, worum sie ihn baten. Das er ihnen nicht geben würde, was sie haben wollte.
Er überlegte kurz, bevor er den Entschluss fasste, es das nächste mal wieder genau so zu tun. Eine andere Wahl hatte er auch gar nicht, wenn er verbergen wollte, wie sehr sie sein Handeln manipulieren konnten.
Er drehte sich gerade auf die Seite, um seinen Rücken doch ein wenig zu entlasten, da hörte er ein Geräusch. Etwas wie ein Rascheln. Er richtete sich mit weit geöffneten Augen auf, um wiederholt festzustellen, dass er nichts sehen konnte. Aber die Dunkelheit belastete nicht die Gehörgänge...
"Bist wohl endlich wach?" Eine bekannte Stimme in der unbekannten Dunkelheit.
Er hätte es wissen müssen. Tom war ihm wieder einmal treu ergeben, fast wie ein Hund; niemals würde der sich von seinem besten Freund trennen.
"Tom! Ja ich bin wach. Wo sind wir?" So laut hatte er nicht reden wollen, aber er hatte gar nicht erwartet, dass seine Stimme das auch konnte.
"Ich weiß nicht. Sie haben mir eine Kopfnuss gegeben. Da wurde alles schwarz und jetzt bin ich hier aufgewacht." Das klang logisch. Er überlegte, wie sie an ihrer Lage etwas ändern konnten, doch sein Kopf verhinderte es schmerzend. Sie schwiegen beide eine Weile, Tom schien auch mit seinen Gedanken nicht viel weiter zu kommen.
"Hast du das Dingelchen noch?" Seine Stimme klang, als wäre ihm die Frage nichts Wert; nur wer ihn gut kannte, hörte den neugierigen Unterton.
"Ja klar. Ganz blöd bin ich ja nicht."
"Kannst du es mir geben?"
"Wo bist du?" Ein Rascheln kam näher, direkt auf mich zu.
"Hier." Eine Hand fasste mich an der linken Schulter. Ich schob meine rechte Hand weit hinunter in die Tasche, um das kleine Etwas aus dem Verborgenen zu holen und es Tom in die Hand zu drücken.
"Danke."
"Wieso danke? Du bist mein Freund, du hast es ebenso verdient wie ich. Wir haben es uns zusammen verdient."
Licht flackerte plötzlich auf. Es blendete ihn so sehr, dass er sich die Hand vor die Augen hielt, und lange warten musste, bevor er etwas erkennen konnte. Schließlich konnte er die Hand sinken lassen, und den Raum betrachten, in dem er saß. Die Wände verkleinerten den Raum beträchtlich durch ihre finstere Farbe, die weiße Decke hingegen ließ ihn sehr hoch aussehen. Doch das kümmerte alles recht wenig. Viel wichtiger war, dass noch zwei weitere Leute im Raum waren.
Ein großer mit langen schwarzen Haaren am Lichtschalter. Und ein kleiner blonder direkt neben ihm.
Er schüttelte den Kopf.
"Nein!"
"Doch." Erwiderte Malte.
Eine solche List hätte ihm niemand zugetraut. Auch hatte wohl niemand gewusst, dass er die Stimme von Tom perfekt imitieren konnte. Jetzt aber gab es einen, der es wusste. Und der schämte sich; nicht nur für sich selbst, auch für seine Freunde. Dass gerade er es gewesen war, durch den Malte bekommen hatte, was er so unbedingt haben wollte...
Die Ironie des Schicksals sagten manche dazu. Doch das war ihm jetzt egal.
Er lag wieder auf dem Boden. Mit den Händen über dem Gesicht. Einem vor Schmerz, Scham und Verzweiflung verzerrten Gesicht.

 

Hallo Tim, herzlich Willkommen bei uns.

Mit deinem Text kann ich leider nicht so viel anfangen. Denn er ist inhaltlich unverständlich konstruiert und so, dass man sich die Menschen und die Motive hinter dem kargen Handlungsgerüst nicht vorstellen kann. Dadurch bleibt der Protagonist dem Leser sehr fremd.
Das liegt daran, dass du den Text auf einer sehr abstrakten Handlungsebene hältst. Wer ist die Person, die da in dem Raum eingeschlossen ist? Ein Schulbub, ein Psychiatriepatient, das Opfer einer Bande? Warum wird ihm so zugesetzt? Welche Motive haben die Personen, die ihn reinlegen? Dieser Malte? Wer ist dieser Malte? Wieder dieselben Fragen: ein Schulbub, ein Mitglied einer Gang?
Was ist das Dingelchen, das Malte so sehr haben will?
Dem Leser wird hier nichts mitgeteilt, nichts gezeigt, nur eben der Raum, die Angst des Protagonisten und eben der Trick, mit dem er reingelegt wird.
Deine Geschichte wirkt, als wolltest du sie auch genau auf dieser sehr abstrakten Ebene halten, ich frage mich allerdings, was deine Absicht dahinter war. Denn durch diese Entscheidung wird sie fremd, sehr konturenlos und sehr auf den formalen Ablauf reduziert. Man steht als Leser zum Schluss da und fragt sich lediglich, ob man den Zusammenhang richig verstanden hat. Aber man lebt nicht mit. Man fühlt nicht mit der Erleichterung des Protagonsiten, dass da doch noch der Freund ist. Man verzweifelt nicht, wenn man den Betrug bemerkt. Und für eine Allegorie oder eine gleichnishafte Erzählung, die ja Handlung oft sehr streng reduziert, um die Lehre zu verdeutlichen, ist der Inhalt zu konkret und nicht tragfähig genug.

Auch sprachlich und handwerklich gäbe es noch was zu tun. Ein paar wenige Beispiele:

Er schlug die Augen auf, um sich zu vergewissern, dass er überhaupt noch lebte. Sein Gehirn brauchte, um es herauszufinden.
zweiter Satz ist nicht gut formuliert oder irgendwas stimmt mit dem Inhalt nicht. Entweder fehlt dem Satz was, eine Fortsetzung, das eben, was das Gehirn braucht um mmmhh, was genau zu tun? Zu denken? Hmmm, auch ein bisschen profan. Oder du willst es als fortsetzende Aufzählung zu dem Satz davor sehen, aber auch da passt es nicht richtig.

Hoffentlich nicht genau das, was er jetzt wahrnehmen konnte: überall bleierne Schwärze, dazu die spürbar abgenutzten Glieder, und einen Kopf, der nur mühsam seine Aufgaben erfüllte.
Ich hab mal die Stellen schwarz markiert, die man entweder gänzlich streichen oder umformulieren sollte, weil sie zu umständlich sind. Oder ungenau formuliert, wie "abgenutzte Glieder". Davon ab, stecken manche der Infos schon in den Sätzen davor.

Einen Moment überlegte er, ob er sich aufsetzen sollte – aber mehr würde er dadurch ja auch nicht sehen...
Ein Hinweis am Rande: Wenn die drei Pünktchen ein Wort auslassen sollen, muss zu dem Wort davor eine Leerstelle gesetzt werden. nicht sehen ...

Die Augen konnte er auch wieder zumachen, hier gab es nichts als Kälte und Dunkelheit.
Schon wieder was Dunkles. Vorher hattest du die bleierne Schwärze. Ich würd mir vielleicht eher die Zeit nehmen, das Gefängnis sinnlich erfahrbar zu machen. Gerüche, Geräusche, das Gefühl des Untergrunds, Temperaturen, was weiß ich, was sich in so einem Raum eben befindet. Dazu musst du dich aber auch mental reinbegeben, dir vorstellen, wie es ist, da auf dem Boden zu liegen. Du stellst die Fragen "Wo war er" zum Beispiel, die neun von zehn Leuten einfallen würden, wenn sie die Aufgabe bekämen, eine solche Situation zu beschreiben. Und die Frage ist ja auch wichtig, aber hinzufügen musst du eben das, was die acht anderen Leute nicht wahrnehmen. Etwas Besonderes, was du, der Autor deine Figur erleben und erspüren lässt.

Seine Gehirn zeigte ihm Bilder von Tabletten, die ihm gegen seinen Willen in den Mund geschoben wurden. Von Wasser, dass er gegen seinen Willen schluckte. Dann wurde es dunkel.
Willst du da jetzt Folter zeigen? Oder jemanden, dem im Krankenhaus oder einer ähnlich Institution Tabletten eingetrichtert werden? Warum vergeheimnist du das alles so?

Gegen seinen Willen. Noch vor einigen Tagen hatte er gedacht, ihn jetzt fast frei ausleben zu können. Jedenfalls bevor diese Idioten von drüben gekommen waren. Nun war der freie Wille für ihn noch mehr eine Illusion als vorher.
Auch das hier, das bleibt leider nur leer, weil man keinerlei konkrete Situaiton vor Augen hat, warum diesem Menschen, freier Wille schon immer etwas eher Fremdes war, warum er dann doch fast frei war und wer die Idioten sind, die die Freiheit noch mehr zur Illusion werden lässt. Das ist fürchterlich allgemein.

Und so war schon vor Wochen die Idee gewachsen, ihnen dieses mal doch etwas entgegen zu setzen. Und so wie es aussah, hatte er bezahlt.
Was hat er ihnen denn entgegengesetzt?

"Wo bist du?" Ein Rascheln kam näher, direkt auf mich zu.
"Hier." Eine Hand fasste mich an der linken Schulter. Ich schob meine rechte Hand weit hinunter in die Tasche, um das kleine Etwas aus dem Verborgenen zu holen und es Tom in die Hand zu drücken.
"Danke."
Hier bist du plötzlich in die Ichform gerutscht.

Licht flackerte plötzlich auf. Es blendete ihn so sehr, dass er sich die Hand vor die Augen hielt, und lange warten musste, bevor er etwas erkennen konnte.
Und hier dann wieder zurück.

Ärger dich nicht zu sehr über mich, ich weiß, das ist erst mal ein harter Kanten Brot, den man verdauen muss, wenn jemand so grundsätzlich über einen Text herfällt. Aber es soll nicht dich treffen, sondern nur den Text. Und an Texten kann man arbeiten, sie verändern und neue schreiben. Und vielleicht ist es mir ja trotzdem gelungen, dir hoffentlich ein paar Hinweise geben, die dir meine Ansicht erklären können. Und vielleicht kannst du ja was damit anfangen.
Bis dann.
Novak

 

Vielen Dank für deine Kritik erst einmal - und keine Sorge, ich hab es ja hier reingestellt, damit man darüber herfällt. Darauf war ich also durchaus vorbereitet ;)

Zum letzten zuerst: Das mit der Ichform ist natürlich großer Mist. Ist mir gar nicht aufgefallen, als ich den Text gelesen habe. Das sollte auf jeden Fall nicht passieren...

Zu den anderen Dingen

Deine Geschichte wirkt, als wolltest du sie auch genau auf dieser sehr abstrakten Ebene halten
Ja, wollte ich auch. Das sie dadurch so emotional schlecht rüberkommt, war natürlich nicht die Absicht. Ich wollte die Geschichte auf einer gewissen abstrakten Ebene lassen, durchaus auch ein paar Fragen nicht beantworten, die sich der Leser stellt. Aber vielleicht hast du Recht, ich habe es wohl damit etwas übertrieben... Es sollte wohl doch noch ein wenig mehr drumherum kommentiert werden.
Ich würd mir vielleicht eher die Zeit nehmen, das Gefängnis sinnlich erfahrbar zu machen.
Ja wahrscheinlich. Ich hatte darüber ursprünglich noch ein paar Zeilen drin, aber ich fand die nicht ganz so passend. Ich dachte mir dann Dinge wie "ach das interessiert doch eh keinen" und hab die deshalb rausgenommen.

Was hat er ihnen denn entgegengesetzt?
Mhm, das hielt ich für offensichtlich. Vielleicht war es ein bisschen schlecht ausgedrückt: ich meinte einfach, dass er nicht das getan hat, was sie von ihm wollten.

Also mit der Kritik kann ich auf jeden Fall was anfangen... Ich muss nur ein bisschen darüber nachdenken. Aber auf jeden Fall danke dafür.

Ach, und eine Frage:
Wenn ich die Geschichte nochmal überarbeite/überarbeiten sollte, soll ich dann das da oben abändern oder das nochmal neu schreiben als Antwort?
Tim

 

Hallo tim,

ich bin ja etwas hin- und hergerissen. Ich fand es nicht ganz umspannend am Anfang. Der Leser steigt in eine Situation ein, in welcher er sich fragt, ob der Protagonist noch lebt oder schon tot ist. Das bleibt rätselhaft bis Tom auftaucht. Der bringt irgendwie etwas Profanes in die Geschichte. Nun hätte ich irgendwie erwartet, dass Tom und der Protagonist ihre Gefangenschaft analysieren. Stattdessen kommt Tom ziemlich schnell zur Sache. Die Frage nach dem "Dingelchen" suggeriert dem Leser eine Vorgeschichte, auf die man neugierig wird. Leider lässt Du den Leser aber im Dunkeln tappen und stattdessen geht das Licht an. Danach gewinnt das Ganze ebenso leider die Atmosphäre eines Schülerstreichs.

Novak hat ja schon wahnsinnig viel geschrieben. Mein Fazit wäre, dass der Einstieg wirklich gut war, aber das Ende den Leser enttäuscht. Du hast irgendwie Dein Potenzial vertan, die Spannung zu steigern.

Beim nächsten Mal klappt es sicher besser :anstoss:

Liebe Grüße
Maedy

 

Hej Tim,

der Titel und etwas mehr als der erste Absatz weckte mein Interesse. Aber als dann "ominöse" andere ins Geschehen kommen und der Freund, wird's für mich verwirrend. Hinzu kommt nich der Perspektivwechsel, der mich irritiert. Vom Inhalt mal ganz zu schweigen. Dass ich dann am Ende nicht erfahre, um welches "Dingelchen" es sich handelt und wer Malte/Tom ist und wieso, weshalb, warum, ist schon unbefriedigend.

Das soll jetzt nur so mein Leseeindruck sein. Vielleicht nützt er dir.

Liebe Grüße, Kanji

 

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