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Thema des Monats Sehr eng verschnürt

Seniors
Beitritt
24.04.2003
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Sehr eng verschnürt

Ich weiß noch, wie sämtliche Gespräche verstummten, als er den Klassenraum in Begleitung von Frau Schröter betrat.
Sie ging vorneweg, hielt dabei seine unter dunklem Stoff verborgene Hand, während er sich widerwillig von ihr mitziehen ließ.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis beide endlich vor dem Lehrerpult Stellung bezogen hatten. Mir war, als bekäme ich keine Luft mehr, und so sehr ich es auch versuchte, gelang es mir nicht, den Blick von seinem Gesicht abzuwenden.
Besser gesagt von dem feuchten Stoff, der es verbarg und um seinen Kopf gewickelt war. Zwei Löcher für die Augen, zwei für die Ohren, jeweils eines für Nase und Mund.
Er atmete schwer und ich konnte nicht ausmachen, ob es an seiner Krankheit, oder aber an der Aufregung lag.
"Das ist Martin", sagte Frau Schröter, und ich zuckte zusammen. Aus heutiger Sicht kann ich nicht mehr sagen, weshalb. Vielleicht lag es an dieser vollkommenen Normalität, die der Name mit sich brachte.
Zwei Mädchen hinter mir begannen zu tuscheln, als Frau Schröter fortfuhr: "Wie ich es euch bereits gesagt habe, hat Martin eine sehr seltene, sehr schwere Krankheit. Deshalb sind viele Stellen seines Körpers mit Stoff abgedeckt, und ..."
"Warum hat er diese nassen Wickel um den Kopf", rief irgendjemand von hinten. Meine damalige Klassenlehrerin lief rot an, und wir alle wussten, was jetzt kommen würde.
Doch es kam anders.
Bevor sie zu einer Antwort ansetzen konnte, antwortete Martin für sie: "Das ist, weil ich Salbe darunter habe, sie zieht in die Wickel ein, und hat eine kühlende Wirkung."
Niemals zuvor in meinem Leben hatte ich ein derartiges Gefühl gehabt, und für einen Augenblick dachte ich, mich übergeben zu müssen.
Martins Stimme klang wie die eines Sterbenden. Jedes Wort schien ihm Mühe zu bereiten. Er krächzte die Buchstaben bloß, konnte kaum einen Ton konstant halten.
Ich muss zugeben: Ich hatte in diesem Moment eine Scheißangst vor ihm.
Nach einigen Augenblicken ergriff Frau Schröter wieder das Wort: "Ich möchte, nein, ich verlange, dass ihr alle nett zu Martin seid. Er ist ein ganz normaler Junge, der durch eine schlimme Krankheit in seinem Alltag eingeschränkt ist. Möchtest du dich vielleicht kurz der Klasse vorstellen, oder etwas sagen", fragte sie ihn, den Kopf zur Seite geneigt.
Wieder vergingen Sekunden der Stille, bis Martin kurz und kaum erkennbar mit dem Kopf nickte.
"Ich freue mich, hier zu sein." - Das war es. Dieser kurze, mühsam geröchelte Satz, und so gruselig ich seine Stimme auch fand, so klang das, was er sagte auf eine unglaublich traurige Art ehrlich.
Und plötzlich war die Angst verflogen. Er tat mir Leid.
"Nun, dann schauen wir doch mal, wo du dich hinsetzen kannst." - Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass in diesem Moment purer Ekel in den Gesichtern der anderen lag, und aus einem Impuls heraus, den ich mir heute selbst nicht mehr erklären kann, meldete ich mich und sagte: "Er kann neben mir sitzen."
Einen Moment lang setzte Frau Schröter eine überraschte Mimik auf. Dann lächelte sie.
"Das ist sehr lieb von dir, Sandra."
Sofort bereute ich, was ich da gesagt hatte, ließ mir aber nichts anmerken.
Träge und unbeholfen kam Martin zu mir an das Pult, setzte sich, öffnete die Tasche, die er dabei hatte, breitete seine Schreibutensilien vor sich aus; wirkte geradezu so, als hätte er nie woanders gesessen.
Er sah mich an, und erst jetzt fielen mir seine Augen auf. Sie waren trübe und vollkommen grau.
"Hallo", sagte er, und wandte den Blick wieder ab. Ein paar andere Mädchen begannen zu kichern, bis sie von Frau Schröter zur Ruhe ermahnt wurden.
Ich hatte eigentlich befürchtet, er würde stinken. Aber er roch nach Salbe.
Und dann hatten wir Unterricht.

In der Pause stand er in einer Ecke. Die Schüler der anderen Klassen hatten ihn natürlich gleich entdeckt, und auch einige aus unserer Klasse zählten zu denen, die sich im Kreis um ihn versammelt hatten, und Fragen stellten, oder einfach nur unverhohlen ihre Abscheu demonstrierten.
Wieder tat er mir Leid. Ich lief auf den Mob zu und schrie: "Verpisst euch und lasst ihn in Ruhe!"
Natürlich wusste ich, dass das nicht unbedingt die klügste Entscheidung war. Gerade mit 14 ist es eine schlechte Sache, sich auf Freaks einzulassen. Ich denke, in diesem Moment hatte ich vor den anderen größere Abscheu als vor Martin selbst. Ein paar zeigten in meine Richtung, lachten und spotteten, aber schlussendlich löste sich der gebildete Kreis auf. Zu meinem Glück zählte ich zu den beliebteren Schülern, wenn ich auch gerade dabei war, meine Gunst zu verspielen.
"Lass dich nicht ärgern", sagte ich, und Martin erwiderte: "Warum tust du sowas. Sie wollten doch bloß wissen, was mit mir ist."
Seine Stimme ließ mich erneut dermaßen erschaudern und unwillkürlich an den Tod denken, dass mir im ersten Augenblick gar nicht bewusst wurde, was er da gerade eben gesagt hatte.
"Was", brüllte ich ihn dann an. - "Willst du mich eigentlich verarschen? Die wollten sich doch nur über dich lustig machen, du Missgeburt!"

In den nächsten Wochen sprach ich kein Wort mehr mit ihm, und ich bereute jeden Tag mehr, ihm den Platz neben mir angeboten zu haben.
In den Pausen wurde er regelmäßig fertig gemacht, und ich tat den Teufel, ihm noch einmal den Rücken zu stärken.
Eigentlich hatte ich gedacht, dass gerade Menschen wie er viel Zeit mit Lernen verbringen. Es stellte sich jedoch heraus, dass Martin in sämtlichen Fächern unterdurchschnittlich war. Es gab ein Abkommen mit der Schulleitung, dass seine mündlichen Leistungen etwas milder bewertet werden sollten. Doch auch in Klausuren brachte er kaum etwas zustande.
Ich hätte ihn wohl nicht weiter beachtet, von meinem täglichen Ärger darüber, dass er nicht an anderer Stelle saß, einmal abgesehen. Selbst an seine Stimme hatte ich mich inzwischen gewöhnt und fand sie bloß noch nervig.

Dann, irgendwann kurz vor den Sommerferien, schob er mir während der Geschichtsstunde völlig unvermittelt einen Zettel zu.
Es tut mir Leid stand darauf.
Und: Können wir nach der Schule vielleicht mal kurz reden?
Ich war bereits drauf und dran mit einem klaren "Nein" zu antworten, spürte aber plötzliche Neugier in mir aufkommen, und schrieb statt dessen: Von mir aus
In diesem Moment fiel Frau Schröters Blick in unsere Richtung, und mir wurde heiß. Ihre Praxis bestand darin, im Unterricht geschriebene Zettel vor der Klasse vorzulesen.
Sie stutzte einen Moment, und tat dann so, als hätte sie nichts gesehen.

Im Nachhinein wünsche ich mir, sie hätte anders reagiert.

Er wartete am Tor auf mich. Im Vorbeigehen flüsterte ich schnell: "Wir treffen uns bei der kleinen Brücke am Wald."
Ich lief einen Umweg, dachte ununterbrochen darüber nach, ob ich wirklich hingehen sollte, obwohl meine Entscheidung längst feststand.

Es war seltsam, ihn da auf der Brücke zu sehen; entspannt über das Geländer gelehnt, wie ein Spaziergänger, der eine kurze Rast einlegt. Hätte ich ihn zum ersten Mal gesehen, wäre ich damals vermutlich schreiend davon gelaufen. Mir wurde schlagartig bewusst, dass ich mich mit seiner Erscheinung arrangiert hatte. An seinem ganzen Körper war nicht ein Fleck Haut zu sehen. Überall war Stoff. Ich fragte mich, wie heiß es ihm bei diesem Wetter sein musste, und ich fragte mich ebenso zum ersten Mal seit Wochen, was sich wohl unter den Wickeln verbarg.
Er sah mich und hob kurz die Hand. Ich stellte mich neben ihn, und fragte: "Was willst du?"
"Ich habe ein Geheimnis", gab er zurück, und ich musste lachen. - "Deine entstellte Fratze meinst du", kicherte ich, und schlagartig tat es mir unendlich weh, so mit ihm zu reden.
"Tut mir Leid".
"Schon okay. Aber das meinte ich nicht. Ich habe noch ein anderes Geheimnis. Ich bin nicht krank."
Ich spürte ein unangenehmes Kribbeln im Bauch, und hatte keine Ahnung, was als nächstes kam.
"Bist du nicht?"
"Nein."
"Sondern?"
"Ich muss dir etwas zeigen."
Die Furcht, die ich bei unserer ersten Begegnung in der Klasse gehabt hatte, war augenblicklich zurückgekehrt. Meine Lippen zitterten wie die Worte meiner Frage: "Was denn zeigen?"
Martin öffnete seine Hose und zog sie ein Stück herunter. Ich war viel zu starr und vor Angst gelähmt, um irgendeine Reaktion zu zeigen.
Sein Name konnte unmöglich Martin sein, und er war auch kein Junge. Fasziniert und angeekelt starrte ich auf ihre Vagina.
Dann zog sie die Hose wieder hoch, und schloss die Knöpfe.
"Ich bin verflucht, verstehst du das? Diese Wickel. Siehst du nicht, wie fest sie gebunden sind? Mein Kopf ist wie ein Lampenschirm!"
Dieses Röcheln, diese ununterbrochen wechselnde Tonlage. Das Lösen der Wickel.
Wie ... er ... größer ... wurde ... dieser Kopf!
"Siehst du? Siehst du? Welche Krankheit soll das denn bitte sein? Siehst du es? Wie ein Lampenschirm!"

In diesem Moment bin ich gelaufen. Gelaufen, gerannt und gesprintet. Bis ich nicht mehr konnte. Habe mich dann umgesehen, und bin weiter gelaufen.
Immer und immer weiter.

Ihre Eltern sind anschließend weggezogen. Ich habe sie nie wieder gesehen.
Jedoch frage ich mich bis heute aus irgendeinem unerfindlichen Grund, wie sie tatsächlich hieß.

 

Oha, zwei freudige Ereignisse auf einmal: erstes Posting zu den "Masken" und mal wieder eine Story von Cerberus!

Hi Cerb!

Freut mich wirklich, dass du den Stift und den Schreibtisch gefunden hast. Obwohl ich schon wieder skeptisch war, wegen der kurzen Zeit, die zwischen unseren PMs und dem Erscheinen der Story lag. Aber ich denke, du hattest sie wohl schon länger im Kopf.

Hat sie gefallen?
Nun ja, das Thema ist natürlich super, kann man kaum was falsch machen. Es interessiert uns immer, was hinter der Maske steckt.
Du hast eine kurze, schmissige Geschichte draus gemacht, allerdings die Auflösung kann nicht unbedingt überzeugen. Zumindest mich nicht.

Es ist eben ein alter Hut, Erwartungen zu erzeugen und sie schließlich nicht adäquat zu erfüllen. Ich hätte mir dann schon wenigstens einige Andeutungen mehr gewünscht, damit ich mir in meiner Fantasie ein eigenes Bild machen kann.
Dazu reichen die Fakten aber nicht aus.

Sprachlich fällst du nach dem Einführungsabsatz etwas ab. Das heißt, der Auftritt Martin/Frau Schröter hat mir sehr gut gefallen, war schön erzählt.
Danach wurdest du etwas schluderig, wolltest du fertigwerden?

Einige kleinere Sachen, die ich habe, im Großen und Ganzen schien mir der Text recht sauber zu sein.

Niemals zuvor in meinem Leben hatte ich ein derartiges Gefühl gehabt, und für einen Augenblick dachte ich, mich übergeben zu müssen.

Genau an der Stelle musste ich denken: Ja welches Gefühl denn?


Im Nachhinein wünsche ich mir, sie hätte den Zettel vorgelesen.
Denn dann hätte dieses Treffen niemals stattgefunden.

Tja, eine Art, Spannung zu erzeugen, die mir nicht zusagt. Kommt immer etwas billig daher.

Ich stellte mich neben ihn, und frug

Frug? Wo hast du das her? Junge, aus einem früheren Leben. Ich bin mir fast sicher, dass diese Wendung heute falsch ist. "fragte"


Meine Lippen zitterten wie die Worte meiner Frage

:confused:


Alles in Allem flott zu lesen, nicht unspannend, aber eben nicht haften bleibend.
Ein schöner Einstand in die "Masken"-Geschichten!

Freut mich, dass ich sie lesen durfte!

Schöne Grüße von diesseits!

 

Hallo Hanniball!

Freut mich auch, mal wieder eine von deinen äußerst konstruktiven Kritiken zu bekommen. Haben ja schon länger nichts mehr voneinander gehört.

Freut mich wirklich, dass du den Stift und den Schreibtisch gefunden hast. Obwohl ich schon wieder skeptisch war, wegen der kurzen Zeit, die zwischen unseren PMs und dem Erscheinen der Story lag.

Ja, ich gebe zu, dass auch diese Geschichte zu meinen berühmt berüchtigten Schnellschüssen gehört. Allerdings hat es wirklich Spaß gemacht, sie zu schreiben.

Aber ich denke, du hattest sie wohl schon länger im Kopf.

Ehrlich gesagt nicht. Die Idee kam mit dem Beginn des schreibens. Was die Auflösung allerdings angeht, muss ich sagen, dass diese auf einem Traum beruht, den ich kürzlich hatte.

Es ist eben ein alter Hut, Erwartungen zu erzeugen und sie schließlich nicht adäquat zu erfüllen. Ich hätte mir dann schon wenigstens einige Andeutungen mehr gewünscht, damit ich mir in meiner Fantasie ein eigenes Bild machen kann.
Dazu reichen die Fakten aber nicht aus.

Ja, das ist immer das Problem, wenn man als Autor ein klares Bild vor Augen hat, und es dann versäumt dieses dem Leser auch vernünftig zu vermitteln. Das ist so eine Sache, zu der ich gerne immer mal wieder tendiere. Ich denke, ich werde den Schluss noch um ein paar Details ergänzen.

Danach wurdest du etwas schluderig, wolltest du fertigwerden?

rumpfeif :D

Genau an der Stelle musste ich denken: Ja welches Gefühl denn?

Naja, halt dieses Gefühl, sich übergeben zu müssen. Weil sie sich so wegen seiner Stimme erschreckt. Kommt das nicht deutlich genug rüber?

Tja, eine Art, Spannung zu erzeugen, die mir nicht zusagt. Kommt immer etwas billig daher.

Ja, da hasse Recht. Die Stelle war mir selbst schon aufgefallen und ich hatte noch überlegt, ob ich sie nicht lieber streichen, oder zumindest anders formulieren sollte. Ich mach mir da nochmal Gedanken.

Frug? Wo hast du das her? Junge, aus einem früheren Leben.

Hr Hr ... manchmal hat man echt ein Brett vorm Kopf. Und ich dachte noch: Frug klingt total bescheuert, aber was soll man sonst schreiben. Wird sofort geändert.

Was die Sache mit den Lippen angeht, so meinte ich halt, dass sowohl die Lippen zittern, als auch die Frage in zitterndem Ton gestellt wird.


Vielen Dank fürs lesen und deine Anmerkungen. Hat mich gefreut, wenn sie dich wenigstens unterhalten konnte. Wenn sie auch nicht haften bleiben wird.


Viele Grüße!

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka Cerberus,

den Hauptteil der Geschichte finde ich gelungen, weil Du das Thema ausweitest: unsere Angst vor (ansteckenden) Krankheiten allgemein, der Ekel vor Hautkrankheiten, Neugier, Faszination, aber doch lieber nicht anfassen wollen ...

Spannend fand ich, daß die bandagierte Figur offenbar so wenig Angst hat, und gar nicht zu verstehen scheint, was da in der Klasse passiert, fast schon über Ausgrenzung und Mobbing steht. Die Alltäglichkeit der Schulszenen war ebenfalls spannend, weil man einen umso heftigeren Kontrast als Auflösung erwartet.

Das Ende hat mich sehr enttäuscht. Den "Lampenschirm" hab ich drei Mal gelesen, ob ich mich da nicht verlesen hatte. Ich las Deinen Kommentar, daß es ein Traum von Dir war, und nehme an, daß es in der Traumlogik sicher wirklich fies aussah. Aber so kommt das Bild nicht an. Bei Mensch/Lampenschirm grusele ich mich nur in einem Zusammenhang, nämlich den Hobbywerkeleien einiger Faschisten. Vielleicht findest Du hier noch ein paar Worte, die uns Deinen Grusel besser vermitteln, die weniger rein über die Beschreibung der Form des Kopfes laufen?

Sori, wenn das kleinlich rüberkommt, aber: Wie steht sie denn, daß er ihre Vagina sieht? Sowas ärgert mich ganz ehrlich. Sicher würdest Du auch drüber stolpern, wenn es hieße: 'Der Exhibitionist öffnete den Mantel und zeigte mir seinen Samenleiter', oder?
Grumpf, so kompliziert ist die weibliche Anatomie nun nicht.

Öh, die Sache mit dem Zettel hat bei mir übrigens gewirkt. :Pfeif: Fand ich mehr klassisch als billig.

Sonnige Grüße,
Katla

 

Hi Cerb,

Das mit dem Ekel hat bei mir ganz ausgezeichnet funktioniert. Während der ersten Hälfte der Geschichte ist es dir gelungen, mir beinah schon körperliches Unbehagen zu bereiten. Da kann ich dir nur gratulieren.
Die Auflösung fand ich dann aber ebenfalls mau. Da ist dann plötzlich von irgendeinem Fluch die Rede, das wirkt beliebig und erklärt eigentlich gar nichts. Warum sie sich aber als Junge ausgeben muss, ist mir endgültig schleierhaft - denn, apropos "Schleier": Heutzutage wäre es schon weit weniger auffällig, sie bliebe bei ihrer weiblichen Identität um einen auf Burka-Trägerin zu machen.

Bei dem Satz:

Ich habe noch ein anderes Geheimnis. Ich bin nicht krank.
habe ich ja schon geglaubt, jetzt käme so was richtig Abgefahrenes. Martin entpuppt sich als Außerirdischer oder so. Und ich muss sagen: Das wäre zwar total schräg gewesen, hätte mir im Nachhinein aber mehr Freude gemacht. :D

Für mich eine extrem kurzweilige Geschichte mit enttäuschendem Ende.


Gruß,
Abdul

 

Hallo zusammen.


@Katla

Ja, die Sache mit dem Lampenschirm. Ich kann dir nur zustimmen, in meinem Traum war das natürlich ein sehr gruseliges, kaum greifbares Bild. Das es in dieser Geschichte aber nicht funktioniert, hätte mir eigentlich klar sein müssen. Ich denke, im Grunde müsste ich das komplette Ende wohl noch einmal umschreiben, weil ich befürchte, dass ein paar Änderungen da auch nicht so viel rausreißen können.
Das mit der Vagina ist wohl etwas ungelenk formuliert. Aber zu schreiben: "Er sah ihr weibliches Geschlechtsorgan" klingt auch irgendwie komisch.


@Abdul

Schön, dass der Hauptteil auch bei dir funktioniert hat. Das Ende wurde mir ja inzwischen von jedem um die Ohren gehauen. Wie oben schon gesagt: Ich fürchte nur fast, dass ein paar hinzugefügte Sätze das Ganze eher noch verschlimmbessern würden. Es ist immer blöd, Traumbilder beschreiben zu wollen. Eine Sache, die mir ab und an schonmal passiert, und eigentlich fast immer in die Hose geht.
Die weibliche Identität sollte eigentlich noch "zusätzlich" verstörend wirken, kommt aber anscheinend eher albern herüber.

habe ich ja schon geglaubt, jetzt käme so was richtig Abgefahrenes. Martin entpuppt sich als Außerirdischer oder so. Und ich muss sagen: Das wäre zwar total schräg gewesen, hätte mir im Nachhinein aber mehr Freude gemacht.

:rotfl:
Vielleicht hätte ich es tatsächlich besser so gemacht. :D


Euch beiden vielen Dank fürs lesen und kommentieren.

Viele Grüße

 

Hallo Cerb,

ich habe diese Geschichte gestern vor dem Einschlafen gelesen und fand die Verbindung von Normalität und Schrecken sehr gelungen. Besonders mochte ich:

"Das ist Martin", sagte Frau Schröter, und ich zuckte zusammen. Aus heutiger Sicht kann ich nicht mehr sagen, weshalb. Vielleicht lag es an dieser vollkommenen Normalität, die der Name mit sich brachte.

Die alltägliche Grausamkeit des Schullebens ist auch schön beschrieben:
In den Pausen wurde er regelmäßig fertig gemacht, und ich tat den Teufel, ihm noch einmal den Rücken zu stärken.
Eigentlich hatte ich gedacht, dass gerade Menschen wie er sehr viel Zeit mit lernen verbringen würden. Es stellte sich jedoch heraus, dass Martin in sämtlichen Fächern unterdurchschnittlich war. Es gab ein Abkommen mit der Schulleitung, dass seine mündlichen Leistungen etwas milder bewertet werden sollten. Doch auch in Klausuren brachte er kaum etwas zustande.

Das Ende fand ich aber ein wenig ... enttäuschend. Da regt sich bei mir nichts. Es erschreckt mich nicht und es erklärt auch nichts. Was könnte mit dem Lampenschirm gemeint sein? Was hat dieser Traum, den Du kürzlich hattest, bei Dir ausgelöst? Ich glaube, es würde sich lohnen, darüber nachzudenken. Vielleicht stößt Du ja auf etwas, das wirklich Gänsehaut macht. ;)

Freundliche Grüße vom

Berg

 

Hallo Berg.

Vielen Dank für deine Kritik!
Was das Ende angeht ... inzwischen ist mir wohl klar, dass es überhaupt niemandem gefällt. ;)
Aber schön, dass dir zumindest der erste Teil der Geschichte zusagen konnte.

Um einmal kurz etwas über den Traum zu sagen: Perverserweise passt er perfekt zum Thema. Ich träumte von einer Frau, die als Kellnerin in einem Club gearbeitet, und den gesamten Kopf mit so einer Art Stoffträgern umwickelt hatte. Irgendwann hat sie diese Träger dann geöffnet und ihr Kopf nahm die Form eines Lampenschirms an, wobei er durchsichtig war und man das Gehirn und alles durchschimmern sehen konnte.

Naja, Träume halt :D

Danke auch dir fürs lesen und kommentieren.

Viele Grüße

 

Moi nochmals,

ich möchte meinen Rat revidieren: hau die Schule raus und stricke eine Geschichte um den Traum, genau wie er war. Die kurze Beschreibung hat was super Intensives, und - das ist nicht ironisch, sondern vollkommen ehrlich gemeint - ergibt ganz wunderbar-schöne, schräge Bilder bei mir.

Ich hatte gleich den Eindruck, man hätte ne seltsam skurrile Erotik draus drehen können, aber es wollte eigentlich nicht zur Geschichte passen.

:thumbsup: Ernsthaft! Die kurze Traumbeschreibung wird jetzt meine angenehme Gruselstory zur Nacht.
Heippa, Katla

 

Hallo Cerb,

da ich mir gerade die anderen Kritiken durchgelesen habe, weiß ich schon jetzt, dass ich nicht gerade neue Horizonte erschließen werde. Aber sei's drum.

Ich bin bzw. war begeistert von deinem Text. Diese von dir zu Papier gebrachte Stimmung ist genau diese, um deren Erreichung viele Hobby-, aber auch Profischriftsteller heimlich flehen. Jeder Satz passt, Horror baut sich auf in einem alltäglichen Kleid, Urängste und auch übliche Verhaltensweisen werden perfekt geshowt und getellt. Nach drei Vierteln deiner Geschichte war ich willens, eine unbedingte Empfehlung auszustellen, aber dann ...
... der Schluss!
Mir ging's wie Katla. Ich musste ihn dreimal lesen, nur um dahinter zu kommen, dass ich ihn scheinbar nicht verstehe oder was auch immer. Vermurkst war er - ganz grässlich. Lampenschirm, hää?
Nichts desto Trotz, eine großteils hervorragende Geschichte, richtige Länge, sehr greifbar, schön, kaum Fehler.
Obwohl, ein paar hab ich gefunden:

scheiß Angst
Scheißangst

gerade Menschen wie er sehr viel Zeit mit lernen verbringen würden
... viel Zeit mit Lernen verbringen ...

von meinem täglichen Ärger darüber, dass er nicht an anderer Stelle saß einmal abgesehen.
... dass er nicht an anderer Stelle saß, einmal abgesehen.

inzwischen gewöhnt, und fand sie bloß noch nervig.
inzwischen gewöhnt und fand sie bloß noch nervig.

Im vorbeigehen flüsterte ich schnell
im Vorbeigehen flüsterte ich schnell

Das lösen der Wickel.
Das Lösen der Wickel.

cheerio
lev

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Cerberus,
auch wenn ich wahrscheinlich keine Antwort von dir bekomme (irgendwie haben wir es glaube ich bis heute noch nicht geschlaft, unterhalb einer Geschichte tatsächlich miteinander zu kommunizieren :D), gebe ich gerne meinen Senf zu deiner TdS-Story.

Zuerst Mal: Deine Lehrerin benimmt sich äußerst unbeholfen. Eine Lehrerin kann mit einer Situation wie dieser schon umgehen, sie würde mit Sicherheit nicht sowas sagen:

Ich möchte, nein, ich verlange, dass ihr alle nett zu Martin seid. Er ist ein ganz normaler Junge, der durch eine schlimme Krankheit in seinem Alltag eingeschränkt ist. Möchtest du dich vielleicht kurz der Klasse vorstellen, oder etwas sagen"

Desweiteren ist deine Sandra ab und an äußerst wankelmütig - auch mit 14 meiner Meinung nach relativ unwahrscheinlich.
Seine Stimme ließ mich erneut dermaßen erschaudern und unwillkürlich an den Tod denken, dass mir im ersten Augenblick gar nicht bewusst wurde, was er da gerade eben gesagt hatte.
"Was", brüllte ich ihn dann an. - "Willst du mich eigentlich verarschen? Die wollten sich doch nur über dich lustig machen, du Missgeburt!
Erst will sie ihm helfen, dann brüllt sie ihn an. Versteh ich nicht ganz.


Also, Cerb, ich weiß nicht. Entweder ich kapiere das Ende nicht, oder es ist wirklich so merkwürdig. Mir gefällt es zumindest nicht. Wie ein Lampenschirm? Was ist jetzt daran gruseliger als zuvor? (Ich hab deinen Kommentar im Nachhinein gelesen)

Für deine Verhältnisse nicht gut genug, aber trotzdem nett zu lesen. Aber auch stilistisch kannst du es besser.


Liebe Grüße
Tamira


Edit: Ach ja, aber den Titel find ich spitze! :D

 

@Lev

Ich bin bzw. war begeistert von deinem Text. Diese von dir zu Papier gebrachte Stimmung ist genau diese, um deren Erreichung viele Hobby-, aber auch Profischriftsteller heimlich flehen. Jeder Satz passt, Horror baut sich auf in einem alltäglichen Kleid, Urängste und auch übliche Verhaltensweisen werden perfekt geshowt und getellt. Nach drei Vierteln deiner Geschichte war ich willens, eine unbedingte Empfehlung auszustellen, aber dann ...
... der Schluss!

Hehe, als wenn ich es bereits geahnt hätte :D
Trotzdem danke für deine lobenden Worte, was den Anfang angeht.

Vermurkst war er - ganz grässlich. Lampenschirm, hää?

Tja, ich bin wohl tatsächlich der Einzige, der das gruselig findet. Zukünftig werde ich Traumgeschehnisse wohl besser nicht mehr zu Papier bringen. Das geht fast immer schief, wie ich es in diesem Fall wieder einmal ganz deutlich zu spüren bekommen habe.

Die von dir rausgesuchten Fehler habe ich verbessert.


@Tamira

Doch, ich antworte dir :D
Habe mir doch vorgenommen, jetzt auf jeden Kommentar zu reagieren. In der Vergangenheit war ich da etwas faul geworden, was ich zu meiner Schande gestehen muss.

Zuerst Mal: Deine Lehrerin benimmt sich äußerst unbeholfen. Eine Lehrerin kann mit einer Situation wie dieser schon umgehen, sie würde mit Sicherheit nicht sowas sagen

Hm, ich weiß nicht. Es gibt genügend Lehrer, die es ja eigentlich bloß "gut meinen", und denen dann solche seltsamen Phrasen herausrutschen.

Desweiteren ist deine Sandra ab und an äußerst wankelmütig - auch mit 14 meiner Meinung nach relativ unwahrscheinlich.

Ja, darüber hatte ich auch nachgedacht. Im Endeffekt ist sie sich selbst nicht sicher, was sie von ihm halten soll, daher dieses Wechselbad der Gefühle. Irgendwo hasst sie ihn, empfindet aber auch Mitleid.

Erst will sie ihm helfen, dann brüllt sie ihn an. Versteh ich nicht ganz.

Genau das meine ich. Sie ist wütend auf ihn, weil er ihre Hilfe ablehnt, die sie selbst einiges an Überwindung gekostet hat. Bislang bist du die Erste, die das kritisiert. Kommt es denn gar nicht so rüber?

Also, Cerb, ich weiß nicht. Entweder ich kapiere das Ende nicht, oder es ist wirklich so merkwürdig. Mir gefällt es zumindest nicht. Wie ein Lampenschirm? Was ist jetzt daran gruseliger als zuvor?

Ich kann mich da nur wiederholen: Mit dem Ende habe ich mich wohl total in die Nesseln gesetzt. Das gefällt keinem :)

Für deine Verhältnisse nicht gut genug, aber trotzdem nett zu lesen. Aber auch stilistisch kannst du es besser.

Naja, zumindest eine kleine Aufmunterung.

Und was den Titel angeht: Die sind ja schließlich meine Stärke :)


Euch Beiden vielen Dank für lesen und kommentieren.


Viele Grüße!

 

Hallo Cerberus,

was mir an der Geschichte sehr gut gefallen hat, war die Ungewissheit, ob wir es hier mit einem Horror in der übersinnlich-phantastischen Bedeutung zu tun haben, oder ob Martin tatsächlich krank ist und es sich somit sozusagen um den "Horror des Alltags" handelt.
Dass das Ende da nicht mithalten kann, ist ja inzwischen klar geworden. Ich denke aber auch, dass das an der Kürze liegt, in der du den Lampenschirmvergleich bringst. In dieser Form ist das einfach albern. Aber wenn du es wirklich intensiv darstellen würdest (am besten, ohne das Wort Lampenschirm zu benutzen... und ohne völlig unmotivierte Geschlechtsumwandlung), so wie du in der Beschreigung deines Traumes angefangen hast, könnte das Ende meiner Meinung nach deutlich gewinnen.

Viele Grüße,
Teetrinker.

 

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