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Silvester

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29.06.2018
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Silvester

Seinen Geruch hatte Jonas zuerst wahrgenommen, als er am Morgen am Wohnzimmer vorbeiging, einen leicht ledrigen oder erdigen Duft, den er nicht kannte und von da an für immer mit ihm verbinden würde. Er wollte seine Mutter nicht darauf ansprechen, Jonas wusste, dass sie das nicht mochte.

Einige Tage später, an einem der letzten warmen Herbsttage, an denen das Laub verfärbt war, aber noch an den Ästen hing, kam Phil dann zum Abendessen, setzte sich an die Stirnseite des Tisches und er und sein Bruder Ole wussten, dass es dieses Mal anders war. Ihre Mutter hatte sich das rot-braune Kleid angezogen, das gute Geschirr aufgedeckt und den Saft in eine Karaffe umgefüllt. Von den Stühlen hatte sie die Zeitschriften weggeräumt und die Kinder gebeten, die Tornister mit den Hausaufgaben in ihr Zimmer zu bringen. An das Essen selbst konnte er sich nicht mehr erinnern, nur an die veränderte Atmosphäre zwischen ihnen, als sei eine Lücke gefüllt worden, derer sich vorher keiner bewusst gewesen war. Phil hatte ein Gesicht, das immer in Bewegung war, die Brauen bewegten sich bei jedem Satz und der Mund schien unabhängig von den Worten ein Eigenleben zu führen. Phil erzählte von seinen Reisen, vom Raften auf dem Sambesi und einem Nashorn, das beinahe ihr Auto gerammt hatte. Er reichte ihnen das Brot mit den Fingern, wo die Mutter doch immer Wert auf den Brotkorb legte.

Ole flüsterte später "Wie findest Du den?", aber Jonas gab ihm keine Antwort und stellte sich schlafend. Ihr Vater war vor fast fünf Jahren gestorben, die vielen Fotos an der Pinnwand wellten sich und dort, wo die Vormittagssonne hinschien, verblassten sie bereits. Sie würden neue Abzüge machen können hatte die Mutter gesagt, aber sie hatten nie neue gemacht und ihm waren auch die alten lieber, weil er sie noch aus der Hand des Vaters bekommen hatte.

Zum Nachtisch hatte Phil für alle Pudding mitgebracht, daran konnte Jonas sich noch erinnern, weil er damit das Fußballtrikot, das er erst den zweiten Tag trug, bekleckerte und die Mutter ihm auftrug, es in die Wäsche zu geben. Er konnte es zum Wandertag nicht anziehen und war der einzige Junge ohne Trikot gewesen. Phil hatte ihm einige Tage später noch eins von Lazio Rom mitgebracht.

Phil war Jonas' Vater nicht ähnlich, nicht äußerlich und auch nicht in der Art zu sprechen, doch das Interesse, das er ihm entgegenbrachte und die Art, mit ihm zu reden, die so anders war als die der wenigen männlichen Bekannten ihrer Mutter, die in ihm noch immer den bedauernswerten sechsjährigen Jungen sahen, diese Art schaffte eine Verbindung, die ihm wie eine Freundschaft auch zwischen ihnen vorkam. Schon beim dritten oder vierten Treffen waren sie eine Weile allein mit Pfeil und Bogen in den Wald gegangen, während Ole bei der Mutter blieb. Auf dem Rückweg erzählte Jonas von den Ausflügen, die sie mit seinem Vater gemacht hatten und dem Zelten am Waldrand im Sommer. Phil versprach ihm, dass sie im nächsten Jahr alle zusammen auf einen einsamen Zeltplatz am Meer fahren würden, da verbrachte er schon lange seine Sommerurlaube, und sie würden jeden Abend ein Feuer machen.

Bei der Aufführung in der Schulaula saß Phil neben der Mutter und er lobte Jonas anschließend sehr für seine Rolle als Geist der vergangenen Weihnacht. Sie hatten sie zusammen eingeübt und Phil hatte Jonas darauf vorbereitet, dass er im Gegenlicht der Scheinwerfer kaum die Zuschauer sehen könne und seine Stimme über das Mikrofon am Kostüm ihm fremd vorkommen würde. Hinterher gingen sie zu viert in die Pizzeria, die inzwischen einen neuen Namen hatte, aber das Mobiliar war dasselbe geblieben und es war tatsächlich der Tisch für sie reserviert, an dem sie vor fünf Jahren mit dem Vater gesessen hatten. Er erinnerte sich an das Bild vom Vesuv, dessen Kegel von Wolken umhüllt war und er erinnerte sich an den Vater, der, den Ständer mit der tropfenden Flüssigkeit neben sich, von dem flüssigen Feuer erzählte, das in unregelmäßigen Abständen ausbricht und später zischend in das Meer fließt. In seinem Abschiedsbrief an Ole und Jonas hatte er die Erkrankung mit einem Vulkanausbruch verglichen: "Dinge passieren, ohne dass man sie kommen sieht, und auch, wenn man es sich anders wünscht, man muss sie doch akzeptieren." Das Bild gab es noch immer und Phil, der ohne es zu wissen auf demselben Platz saß, erzählte von Vulkanen auf Hawaii, den Lavafeldern und dem berühmten Rennen zum Ironman und wie gern er einmal dort hinreisen würde.

Phil übernahm die Fahrdienste zu den Auswärtsspielen und war auch bei allen Heimspielen dabei. Sein Platz war immer hinter dem Tor, so trennten sie nur wenige Meter und ab und an rief er etwas hinein. Neben dem Mannschaftstraining übten sie noch ein oder zwei Mal die Woche allein, aber Phil wusste, dass aus dem Traum nichts werden würde, die Anlagen waren vorhanden, nur die letzte Bereitschaft fehlte. Er sprach nie darüber, aber als Jonas in der A-Jugend den Fußball aufgab, weil das Leben in sein Leben trat, war er nicht überrascht.

Den gemieteten Transporter mit den Studentenmöbeln für das erste Zimmer in der großen norddeutschen Stadt fuhren sie zu dritt, Phil saß am Steuer, die Mutter am Fenster und Jonas auf der Bank zwischen den beiden, bediente den CD-Player und überspielte seine Nervosität mit Sprüchen über sein zukünftiges Leben. Phil schloss ihm die Spüle und den Herd an und als sie fuhren und er allein in der Wohnung stand und auf den ausparkenden Transporter sah, musste er sich zwingen, nicht hinauszulaufen. Er spürte noch den festen Händedruck, wobei Phil ihm immer noch zusätzlich mit seiner linken Hand an der Schulter festhielt. Jonas hatte nicht nur bei seiner Mutter, sondern auch bei ihm Rührung in den Augen gesehen.

Zum Examen hatten Mutter und Phil ihm etwas Geld geschenkt und zusammen mit seinem Ersparten reichte es für eine dreimonatige Reise rund um die Erde. Auf Hawaii lieh er sich ein Rennrad und schickte ein Foto von sich und den Lavafeldern. Die Fotos von der Lava, die in den Pazifik floss, behielt er für sich und legte sie zu Hause in die Schachtel mit dem Brief seines Vaters.

Als die Zwillinge geboren wurden und Phil dann der Pate des Jungen werden sollte, hatte das zu Diskussionen mit Jonas' Frau Beate geführt, sie war sehr traditionsbewusst und argumentierte, dass Sarah und Phil nicht verheiratet waren. "Phil ist keine Familie", sagte sie. Es war den Streit nicht wert und er setzte sich durch, aber über der Taufe hing ein Schatten, den er später im Mundwinkel von Beate auf allen Fotos sehen konnte.

Die Krankheit hatten sie ihm lange verschwiegen, über die Entfernung ging das gut, aber als er Weihnachten mit Beate und den Zwillingen für einige Tage zu ihnen fuhr, ließ es sich nicht mehr verbergen. Phils einst so lebhafte Augen hatten sich tief in die Höhlen zurückgezogen, sein immer schon freundliches, aber leicht knittriges Gesicht schien sich verändert zu haben und es sah so aus, als sei die Nase nicht richtig über der Mitte seines Mundes. Phil und Jonas schlugen jeden Nachmittag eine Stunde für sich allein heraus und gingen zum Fußballplatz wie früher, setzten sich dort auf eine Bank, redeten miteinander und schwiegen auch zusammen. Jonas erzählte von seinen Schwierigkeiten in der Familie, von der nachlassenden Aufmerksamkeit für einander und den Kindern, die ihr Leben so dominierten. Phil hörte zu, das konnte er schon immer besonders gut und hielt sich mit Ratschlägen zurück.

Silvester musste Phil früh ins Bett, und als Jonas spät in der Nacht allein war, den Kopf weit in den Nacken legte und in den Himmel schaute, wusste er, was zu tun war. Seine Frau würde dagegen sein, "lass mich nicht wochenlang allein mit den Kindern", aber er war noch jung und körperlich fit und es fühlte sich richtig an. Jeder Mensch könnte mit nur einer Niere leben und wenn die dann nicht mehr in Ordnung wäre, bräuchte er eben auch einen Spender, "ich werde dann schon jemanden finden", sagte er zu Beate. Beim Neujahrsspaziergang lehnte Phil kategorisch ab, kaum dass er etwas gesagt hatte, aber nach einigen Tagen stimmte er zumindest der Voruntersuchung zu. Sonographie und Blutbild waren unauffällig, die Kreuzprobe zeigte keine Hinderungsgründe.

Sechs Wochen später lagen sie nebeneinander im Vorbereitungsraum, Phil schaute noch einmal hinüber, er hatte sich schon so oft bedankt, er musste nichts mehr sagen, und Jonas lächelte ihn mit zusammengekniffenen Lippen an. Die Mutter saß an seinem Bett und strich ihm über den Arm, sie hatte heute noch nicht geweint, das war ein guter Tag für sie alle.

Als er aus der Narkose aufwachte, brauchte er einige Zeit, um sich zurechtzufinden und die Eindrücke zuzuordnen. Der Tropf mit den Schmerzmitteln stand neben seinem Bett, der Überwachungsmonitor piepste regelmäßig und die Schwester sang leise ein Lied mit, das aus einem Radio im Nebenzimmer kam. Er hatte Durst und das Schlucken tat ihm weh, aber das würde vergehen. Ein paar Tage noch zur Beobachtung, die Narbe wollte er sich erst zu Hause ansehen. Die Mutter kam herein und strich ihm über die Haare, ihr ganzer Körper schien zusammengefallen zu sein, sie stand starr am Fenster und sah auf einen fernen Punkt, sagte nichts und ging schon nach kurzer Zeit wieder hinaus.

Der Morgen war eisig kalt und ein gnadenloser Wind fegte beinahe ohne Hindernis über den neuen Teil des städtischen Friedhofs. Jonas war noch schwach, Ole stütze ihn und gemeinsam mit ihrer Mutter standen sie am Grab. Statt der bereitstehenden Erde warf er die Lavabröckchen aus Hawaii hinein, Phil war so weit dann doch nicht gereist. Jonas' Frau und die Kinder waren wegen der Kälte nicht mitgekommen, er würde später zu ihnen gehen und versuchen, es Beate noch einmal zu erklären.

 

Hi!

Ich finde das eine wirklich gute Geschichte, die du hier erzählst. Vor allem kommt sie mir authentisch und mit Herzblut geschrieben vor, man merkt das beim Lesen. Auch deine Sprache liest sich sehr gut. Na klar ist das viel telling und wenig show (ich hoffe du kennst das Mantra show dont tell), aber ich habe damit überhaupt kein Problem. Es liest sich trotzdem, kommt in seiner Zusammengefasstheit doch "szenisch erzählt" rüber und die beiden Brüder über den langen Zeitraum zu beobachten fand ich einen tollen Effekt und interessant.
Kann daran liegen, dass ich gerade im Eimer bin und gleich pennen gehen muss, aber das Ende war mir etwas unklar, v.a. das nochmalige Verabschieden? Sie stehen doch an vaters Grab oder? Wieso dann noch einmal Verabschieden?

Ich hab das sehr gerne gelesen, ist natürlich auch ein Genre, das ich gerne mag, von daher hat es im Vorhinein ein Stein bei mir im Brett.Als nächstes könntest du eine Erzählung wie diese noch versuchen, weiter auszubauen, weiter auszuerzählen. Für die nächste story. Also, ich hab es gern gelesen.

Checkitout
zigga

 

Dank Dir @zigga für Deine freundlichen Worte. Ich sehe mir das Ende noch einmal an, ob ich da noch etwas verdeutlichen kann, Phil ist gestorben und sie stehen viele Jahre nach der Beerdigung des Vaters wieder an einem Grab.
GEstern kam mir der Gedanke, ob das nicht viel zu viel Stoff für eine Kurzgeschichte ist, vielleicht ist das das Grundgerüst für eine längere Erzählung oder Novelle, auch darüber will ich noch einmal nachdenken.
Dir ein schönes Wochenende und Danke noch einmal.
Herzliche Grüße
MarcCaesar

 

Hej @MarcCaesar ,

nachdem ich den ersten Absatz gelesen hatte, kam mir augenblicklich der Gedanke, wie viel mehr berührter ich gewesen wäre, wenn du die Ich-Perspektive gewählt hättest und ich fragte mich dann eine Weile, warum du dich wohl dagegen entschieden haben magst. Und da das wenig Sinn macht, frage ich gleich mal hiermit dich. :D

Dennoch ist diese Geschichte schön und berührend, gerade wegen der Thematik, aber auch wegen des Sounds, dieses Rückblickende fesselt mich immer sehr eng an die Protagonisten, weil ich natürlich wissen muss, was es mit dem Geruch und dem Phil und all den anderen auf sich hat. Viel eher, als bei einer chronologischen Aufzählung nach vorne.

Ich habe auch gedacht, ob ich die Entwicklung des Jungen zum Ehemann und Vater bräuchte, die Namen der Frauen, ihre Gefühle. Ich denke, ich wäre lieber ganz und gar bei den Brüdern, dem toten Vater und Phil geblieben. Natürlich ist es nötig zu wissen, dass der Bub einen guten Start ins Erwachsenenleben durch Phil hatte, sich derart mit ihm verbunden fühlt, dass er am Ende sogar sein Leben für ihn riskiert.

Ein bisschen schade ist es, dass ich Phil nur so vom Hörensagen kenne und ihn an Dingen wie Fußball und Schweigsamkeit festmachen muss. Das entgleitet er mir ein etwas.

Seinen Geruch hatte Jonas zuerst wahrgenommen, als er morgens am Wohnzimmer vorbei ging, eine Mischung aus Duschgel und Deo, die er nicht kannte und von da an für immer mit ihm verbinden würde.

Erinnerungen sind viel mehr mit Gerüchen als mit Bildern verbunden, denke ich oft und deswegen freu ich mich über den ersten Satz und weiß, dass Jonas Phil niemals vergessen wird.

Ihre Mutter Sarah hatte sich das gelbe Kleid angezogen, das gute Geschirr aufgedeckt und den Saft in eine Karaffe umgefüllt.

Mutter Sarah klingt in meinen Ohren wenig ansprechend, nicht mal wie eine Heilige, sondern wie eine Erzieherin und ich wünschte, du würdest den Namen weglassen.

Dass am Ende die Operation vergebene Müh war, ist sehr traurig natürlich, aber wenigstens muss sich Jonas nichts vorwerfen.

Lieber MarcCaesar, ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen und es bedarf meiner Meinung nach wenig, um sie noch dichter zu machen.

Lieber Gruß, Kanji

 

Hallo @Kanji,
ja ja, die Ich-Perspektive, da bin ich ehrlichgesagt gar nicht drauf gekommen, weil ich zu Jonas ein ganz klares Bild eines Jungen vor Augen hatte und den Perspektivwechsel gar nicht in Erwägung gezogen habe - vielleicht auch, weil ich zuletzt im "Ich" geschrieben habe und etwas anderes wollte. Aber ich denke darüber nach, ein ganz herzliches Danke für die Anregung und Deine viele netten Worte zu meiner Geschichte.
Herzliche Grüße von MarcCaesar
P.S. Ein paar Kleinigkeiten werde ich gleich schon überarbeiten und vielleicht auch noch mehr Tiefe in Phil zu bringen versuchen.

 

Moin, moin @MarcCaesar ,

ein bedrückendes Thema, ja, genauso spielt manchen Menschen das Leben mit, kaum zu glauben. Da gibt es ganz viele tolle Sätze und Bilder, schön fand ich auch die Szenen, die ja doch einen großen Lebensabschnitt zusammenbringen und oft nur zwischen den Zeilen zu lesenden Gefühle - hat mich abgeholt und mitgenommen - Dankeschön dafür.

Ein paar Kleinigkeiten waren mir beim ersten Lesen aufgefallen, ich schaue mal, was ich wieder finde.

Seinen Geruch hatte Jonas zuerst wahrgenommen, als er morgens am Wohnzimmer vorbei ging, eine Mischung aus Duschgel und Deo, die er nicht kannte und von da an für immer mit ihm verbinden würde.
Ich finde "erste Sätze" unheimlich wichtig und dieser gefällt mir gut, ich habe ein Bild, obwohl ich noch nicht mal ahne, um was es gehen wird.

Sarah, ihre Mutter hatte sich das gelbe Kleid angezogen, das gute Geschirr aufgedeckt und den Saft in eine Karaffe umgefüllt. Von den Stühlen hatte sie die Zeitschriften weggeräumt und die Kinder gebeten, die Tornister mit den Hausaufgaben in ihr Zimmer zu bringen.
Schön, die Kleinigkeiten, die alle ihre Bedeutung haben und soviel erzählen. In der Erinnerung hätte ich eher nur Mutter, keinen Vornamen erwartet, der steht ja meist erst ab dem Erwachsenenalter auf dem Zettel oder halt für den dazu kommenden Partner.

Lieblingsstellen

Sie würden neue Abzüge machen können hatte die Mutter gesagt, aber sie hatten nie neue Abzüge gemacht und ihm waren auch die alten lieber, weil er sie noch aus der Hand des Vaters bekommen hatte.

Er war der einzige Junge ohne Trikot und Phil hatte ihm einige Tage später noch eins von Lazio Rom mitgebracht.

Er sagte es ihm nicht, aber als Jonas in der A-Jugend den Fußball aufgab, weil das Leben in sein Leben trat, war er nicht überrascht.

aber über der Taufe hing ein Schatten, den er später im Mundwinkel von Beate auf allen Fotos sehen konnte.

Dass Phil dann der Pate seines Zwillingsjungen werden sollte,
Ich würde ja beinahe glauben, dass es so richtig ist, aber irgendwie hört es sich falsch an. Gibt es wirklich nur "der Zwilling" und dann sind beide gemeint? Aber er wahrscheinlich ja nur Pate von einem? Ignoriere mich, wenn ich durcheinander bin ...

Seine Frau und die Kinder waren wegen der Kälte nicht mitgekommen, er würde später zu ihnen gehen und versuchen, es Beate noch einmal zu erklären.
Mhh, rein subjektiv machst Du jetzt hier für mich eine neue Geschichte auf und ich bin unsicher, ob ich jetzt enttäuscht oder neugierig bin. Aber eine klevere Idee, um die Geschichte noch weiter in meinem Kopf kreisen zu lassen.

Die kleinen Schreibfehler und Vertipper hast Du anscheinend noch selbst gesucht und gefunden.
Nochmals danke für die interessante Geschichte

Beste Wünsche
witch

 

Hallo @greenwitch,

herzlichen Dank auch Dir für die ermutigenden Worte. Hilf mir bitte einmal bei dem Problem mit diesem Satz, ich verstehe es gerade auch nicht:

Ich würde ja beinahe glauben, dass es so richtig ist, aber irgendwie hört es sich falsch an. Gibt es wirklich nur "der Zwilling" und dann sind beide gemeint? Aber er wahrscheinlich ja nur Pate von einem? Ignoriere mich, wenn ich durcheinander bin ..

Es sollen Zwillinge sein, Junge und Mädchen, und er wird der Pate des Jungen. Ist das nicht verständlich?

Danke noch einmal und ein schönes Wochenende, MarcCaesar

 

Hallo zurück @MarcCaesar ,

das scheint eher ein Fall für "wer lesen kann", ich habe das Zwillingspärchen als zwei Jungs vor Augen, habe aber bestimmt nur irgendwo nicht aufgepasst, sorry, fürs Verwirren.

Gleichfalls schönes Wochenende
witch

 

Hey MarcCaesar,

ich beschränke mich mal weitestgehend auf Textkram:

Seinen Geruch hatte Jonas zuerst wahrgenommen[Komma] als er morgens am Wohnzimmer vorbei[zusammen]ging, eine Mischung aus Duschgel und Deo, die er nicht kannte und von da an für immer mit ihm verbinden würde. Er wollte seine Mutter nicht darauf ansprechen, sie würde ihm schon sagen, wenn es etwas zu wissen gäbe.
...
... an denen das Laub schon verfärbt ist ...
Ich habe manchmal Probleme im Text, zuordnen zu können, von wem jetzt die Rede ist. Possessivartikel bzw. Possessivpronomen, Personalpronomen und Bezüge ... Ist manchmal 'ne heikle Sache. Der Text zeigt in der Hinsicht Schwächen auf – später mehr.
Du könntest statt einem langen, vielleicht zwei/ drei Sätze basteln?
"Morgens" geht schon, gebräuchlicher angewendet findet man das allerdings eher, wenn jeder Morgen gemeint ist.
Wortwiederholungen würde ich möglichst vermeiden.
Vorschlag: Den Geruch hatte Jonas das erste Mal wahrgenommen, als er in der Früh am Wohnzimmer vorbeiging – eine Mischung aus Duschgel und Deo. Er wollte seine Mutter nicht darauf ansprechen, sie würde ihm schon sagen, wenn es etwas zu wissen gäbe.
Duschgel und Deo, hm. Wie unterscheidet man das? Kann man das riechen, wenn man am Wohnzimmer vorbeigeht? Hat Phil dort übernachtet? Oder hält sich der Deo-, Duschgelgeruch über Nacht so penetrant in der Lüft, dass man den wahrnehmen kann? So differenziert zudem?
Ich würde die Gerüche klarer benennen.
Und so richtig glaubwürdig finde ich das nicht, dass Jonas nicht nachfragt, warum es im Wohnzimmer so komisch riecht. Das Kind wirkt mir hier zu abgeklärt, aber gut, ich schlucke das mal so.

Einige Tage später, an einem der letzten warmen Herbsttage, an denen das Laub schon verfärbt ist, aber noch an den Ästen hängt, kam er dann zum Abendessen, setzte sich an die Stirnseite des Tisches und sein Bruder Ole und er wussten, dass es dieses Mal anders war.
Wer ist er? Eben hast du noch von Jonas gesprochen, du meinst allerdings Phil, nicht? Ist es wichtig, dass das Laub bereits verfärbt ist, aber noch an den Ästen hängt? Steckt das nicht schon im Herbst? Warum so genau?
Zudem hast du dich mit den Zeiten verzettelt. Und wegen dem zeitlichen Abstand zu den ersten beiden Sätzen würde ich einen Zeilenumbruch setzen.
Vorschlag: An einem der letzten warmen Tage, an denen das Laub schon verfärbt war, kam Phil dann zum Abendessen und setzte sich an die Stirnseite des Tisches.
Abgesehen von den falschen Bezügen (sein Bruder und er), ich würde das ganze Anhängsel streichen. Du zeigst später ja schon, dass etwas anders, besonders ist, indem du die Aktivitäten der Mutter aufführst. Mir wird das klar als Leser, vertraue ruhig darauf.

... als sei eine Lücke gefüllt worden, derer sich vorher keiner bewusst gewesen war.
Das glaube ich nicht!

Phil hatte ein lebhaftes Gesicht, er erzählte von seinen Reisen, von wilden Tieren in Afrika und einem Nashorn, das hinter ihrem Auto hergelaufen war.
Das solltest du wirklich zeigen, schreit förmlich nach Show!, finde ich.
Dem Auto "hinterherlaufen" klingt schon sehr brav. Könntest da etwas mehr sprachliche Spannung erzeugen, finde ich. Ein Hundchen läuft hinterher, ein Nashorn?

Ole flüsterte später »Wie findest Du den?«, aber er gab ihm keine Antwort und stellte sich schlafend.
Ich finde das alles unsauber; also die Bezüge. Kurz zuvor war "er" noch Phil.
Vorschlag (klassisch, aber klarer):
»Wie findest Du den?«, fragte Ole später.
Jonas gab keine Antwort und stellte sich schlafend.

Ihr Vater war vor fast fünf Jahren gestorben, die vielen Fotos an der Pinnwand wellten sich und die in der oberen Reihe, auf die die Sonne am Vormittag schien, verblassten bereits.
Vorschlag: Ihr Vater war vor fast fünf Jahren gestorben, die vielen Fotos an der Pinnwand wellten sich längst, und dort, wo die Vormittagssonne hinschien, verblassten sie bereits.

Sie würden neue Abzüge machen können hatte die Mutter gesagt, aber sie hatten nie neue Abzüge gemacht ...
Vermeidbar; ich würde "welche" schreiben.

Zum Nachtisch hatte Phil für alle Pudding mitgebracht, daran konnte Jonas sich noch erinnern, weil er damit das Fußballtrikot, das er erst den zweiten Tag an[zusammen]hatte, bekleckerte und die Mutter ihm auftrug, es vor die Waschmaschine zu legen, so dass er es zum Wandertag nicht anziehen konnte. Er war der einzige Junge ohne Trikot und Phil hatte ihm einige Tage später noch eins von Lazio Rom mitgebracht.
Stellenweise sind mir das zu viele (redundante) Infos, die du reinpackst. Und wegen dem "konnte Jonas sich noch erinnern" ist das in Folge zeitlich nicht ganz sauber. Wenigstens eine weitere PQP-Konstruktion hätte ich mir gewünscht, dafür würde ich die letzte rausnehmen.
Vorschlag (nur mal so zum Gegenüberstellen bzw. Überdenken):
Zum Nachtisch hatte Phil für alle Pudding mitgebracht, daran konnte Jonas sich erinnern, weil er das neue Fußballtrikot bekleckert hatte und es deswegen nicht zum Wandertag anziehen konnte. Er war der einzige Junge ohne Trikot. Phil schenkte ihm einige Tage später noch eins von Lazio Rom.

Phil war seinem Vater nicht ähnlich, nicht äußerlich und auch nicht in seiner Art zu sprechen, aber das Interesse, das er ihm entgegen[zusammen]brachte und die Art, mit ihm zu reden, die so anders war als die der wenigen männlichen Bekannten ihrer Mutter, die in ihm noch immer den bedauernswerten sechsjährigen Jungen sahen, diese Art schaffte eine Verbindung, die ihm wie eine Freundschaft auch zwischen ihnen vorkam.
Da würde ich mich nochmals dransetzen, MarcCaesar. Zu lang, schräg, zu verschachtelt, finde ich. Die Bezüge verwirren wieder. Es wäre auch eindrücklicher, wenn du zeigen würdest, wie Phil Brücken zu Jonas baut. Aber gut, du tellst den Abschnitt, nimmst den kurzen Weg. Überdenken würde ich das trotzdem.
Vorschlag, irgendwie derart (wenn du beim Tell bleiben möchtest): Phil war nicht wie die anderen Männer, die Jonas Mutter hin und wieder traf. Er sah nicht nur das bedauernswerte Kind in Jonas, sondern zeigte Interesse an ihm. Nicht wie sein Vater, aber so wie ein echter Freund.

Bei der Aufführung in der Schulaula saß Phil neben seiner Mutter und er lobte ihn anschließend sehr in seiner Rolle als Geist der vergangenen Weihnacht.
Noch mal, exemplarisch: Bezüge! Man könnte das ganz anders lesen. Du kommst bestimmt selbst darauf. Würde ich auf jeden Fall anders machen, und für, nicht in schreiben.

Phil hatte Jonas darauf vorbereitet, dass er im Gegenlicht der Scheinwerfer und mit dem Mikrofon am Kostüm sich selbst ganz anders wahrnehmen würde ...
Besser: Phil hatte Jonas darauf vorbereitet, dass er sich im Gegenlicht der Scheinwerfer und mit dem Mikrofon am Kostüm anders wahrnehmen würde ...
Nur: Was meint er damit? Werde doch konkret!

Hinterher gingen sie zu viert in die Pizzeria, die inzwischen einen neuen Namen hatte, aber das Mobiliar war dasselbe geblieben und es war tatsächlich der Tisch für sie reserviert, an dem sie auch damals gesessen hatten. Er erinnerte sich an das Bild vom Vesuv, dessen Kegel von Wolken umhüllt war und der Vater, den Ständer mit der tropfenden Flüssigkeit neben sich, erzählte von dem flüssigen Feuer, das in unregelmäßigen Abständen ausbricht und später zischend in das Meer fließt.
Auf wen bezieht sich das? Unsauber, da Phil ja nicht mit gemeint war, nicht?
"Ständer mit der tropfenden Flüssigkeit neben sich": Kann ich mir nichts darunter vorstellen.
Vorschlag (irgendwie so – würde hier sogar noch einen Verstärker einbauen = Wiederholung):
Hinterher gingen sie zu viert ins Ristorante Fontana. Sie saßen ausgerechnet am selben Tisch wie damals, als es noch Da Bernardo geheißen hatte. Das Mobiliar schien (blieb) unverändert und Jonas erinnerte sich an das Gemälde vom Vesuv über ihnen, dessen Kegel Wolken umhüllten. Er erinnerte sich an seinen Vater, wie er von dem flüssigen Feuer erzählt hatte, das in unregelmäßigen Abständen ausbreche und später zischend ins Meer flösse.

In seinem Abschiedsbrief an Ole und ihn hatte er seine Erkrankung mit einem Vulkanausbruch verglichen
In seinem Abschiedsbrief an Ole und Jonas hatte er die Krankheit mit einem Vulkanausbruch verglichen

»Dinge passieren, ohne dass man sie kommen sieht, und auch, wenn man es sich anders wünscht, muss man sie doch akzeptieren[Punkt
Drösel ich mal auf: "Und auch muss man sie doch akzeptieren"? Nee.
»Dinge passieren, ohne dass man sie kommen sieht, und, auch wenn man es sich anders wünscht, man muss sie akzeptieren.«

... aber Phil wusste ...
... war er nicht überrascht.
Du wechselst hier die Perspektive. Why? Zuvor war alles aus Jonas' Sicht heraus geschrieben.

Die Möbel für das erste Zimmer im Studium in der großen norddeutschen Stadt fuhren sie zu dritt in einem gemieteten Transporter, Phil saß am Steuer, die Mutter am Fenster und Jonas auf der Bank zwischen den beiden, bediente den CD-Player und überspielte seine Nervosität mit Sprüchen über sein zukünftiges Leben.
Du packst auch hier zu viel in einen Satz, zudem verzettelst du sich hier. Und da: das Zimmer im Studium?
Vorschlag: Phil saß am Steuer des Transporters, den er gemietet hatte, um Jonas beim Umzug ins Studentenwohnheim zu helfen. Mutter saß am Fenster, Jonas dazwischen. Es machte ihn ein wenig nervös, (alleine) in die große norddeutsche Stadt zu ziehen [könntest du auch benennen], er fummelte ständig am CD-Player herum und schwatzte während der ganzen Fahrt darüber, was ihn ( seiner Meinung nach) alles erwarten würde.

Phil schloss ihm die Spüle und den Herd an und als sie fuhren und er allein in der Wohnung stand und auf den ausparkenden Transporter sah, der bald darauf um die nächste Ecke bog, musste er sich zwingen, nicht hinauszulaufen.
Phil schloss ihm die Spüle und den Herd an und als Jonas allein in der Wohnung zurückblieb und sah, wie der Transporter ausparkte, musste er sich zwingen, nicht hinauszulaufen.

Er spürte noch den festen Händedruck, wobei Phil ihm immer noch zusätzlich mit seiner linken Hand den Arm festhielt, wie der ehemalige Präsident das tat. Er hatte nicht nur bei seiner Mutter, sondern auch bei ihm Rührung in den Augen gesehen.
Du solltest wirklich auf die Bezüge achten, ich bleibe immer kurz hängen, um herzuleiten (geht zwar fix, zugegeben, trotzdem würde ich so was vermeiden, wenn möglich). Lieber öfter mal die Namen nennen. Das stört weniger, hilft aber beim Orientieren.
Vorschlag (irgendwie so): Er spürte noch den festen Händedruck. Phil drückte ihm dabei mit der linken Hand den Oberarm(,) so wie man das immer beim ehemaligen Präsidenten gesehen hatte.
Die Rührung in den Augen würde ich zeigen, dabei dann vermeiden, "hatte" zu doppeln.

Zum Examen hatten seine Mutter und Phil ihm etwas Geld geschenkt und zusammen mit seinem Ersparten reichte es für eine dreimonatige Reise rund um die Erde.
Du könntest so was auch streichen.
Reise rund um die Erde = Weltreise?

... und schickte ein Foto von sich und den Lavafeldern. Die Fotos von der Lava, die in den Pazifik floss, behielt er für sich und legt sie zu Hause in die Schachtel mit den Fotos und dem Brief seines Vaters.
Vermeidbar.

Dass Phil dann der Pate seines Zwillingsjungen werden sollte,
Hab' ich auch nicht kapiert (siehe @greenwitch). Woher soll ich wissen, dass da Brüderchen und Schwesterchen zur Welt gekommen sind? Braucht's das?

... sie war sehr traditionsbewusst und argumentierte, dass Sarah und Phil nicht verheiratet waren[Punkt, kein Komma], »Phil ist keine Familie«[Komma] sagte sie zu ihm.
Kannst du streichen.

Phils einst so lebhafte Augen hatten sich tief in die Höhlen zurückgezogen, sein immer schon freundliches, aber leicht knittriges Gesicht schien sich noch mehr verzogen zu haben und es sah so aus, als sei die Nase nicht richtig über der Mitte seines Mundes. Sie schlugen jeden Nachmittag eine Stunde für sich allein heraus ...
Wer ist sie? Bezug? Ich würde auch hier deutlicher werden, Namen nennen.

Jonas erzählte von seinen Schwierigkeiten in der Familie, von der nachlassenden Aufmerksamkeit für einander und den Kindern, die ihr Leben so dominierten. Phil hörte aufmerksam zu, das konnte er schon immer besonders gut und hielt sich mit Ratschlägen zurück.
Streichkandidat.
Anschließend würde ich zudem mindestens einen Zeilenumbruch machen, weil sich Nachfolgendes ja zeitlich abhebt (also vor "Silvester").

Jeder Mensch kann mit nur einer Niere leben und wenn die dann nicht mehr in Ordnung ist, braucht er eben auch einen Spender,
Geht schon so, denke ich, allerdings ist es heikel in den Zeiten zu springen. Vielleicht wieder mit Konjunktiv arbeiten? Jeder Mensch konnte mit nur einer Niere leben und wenn die dann nicht mehr in Ordnung wäre, bräuchte er eben auch einen Spender ... Bin mir da aber nicht so sicher.

Er hatte Durst und das Schlucken tat ihm weh, aber das würde vergehen. Ein paar Tage noch zur Beobachtung, die Narbe würde er sich erst zu Hause ansehen.
Vermeidbar.

Der Morgen war eisig kalt und ein gnadenloser Wind fegte beinahe ohne Hindernis über den neuen Teil des städtischen Friedhofs.
Nur mal so zum Gegenüberstellen: Ein (eisig) kalter Wind fegte über den Friedhof.

Seine Frau und die Kinder waren wegen der Kälte nicht mitgekommen, er würde später zu ihnen gehen und versuchen, es Beate noch einmal zu erklären.
Echt jetzt, wegen der Kälte? Krass, kann ich nicht glauben. Wenn da mehr dahintersteckt, müsstest du das vorbereiten – die traditionsbewusste Ehefrau reicht mir als Erklärung ebenso wenig wie die Kälte.


So, das war's fürs Erste mal.
Der Text hat was, ja, ich finde aber, du könntest sprachlich ein wenig nachlegen. Sauberer, punktgenauer schreiben für meinen Geschmack. Dass du mehr erzählst, anstatt zu zeigen, passt hier schon, trotzdem dürfte stellenweise ein wenig mehr Show rein, meine ich.


Danke fürs Hochladen!


hell

 

Hallo @hell,
Dir einen gaaanz herzlichen Dank für die viele Mühe mit meinem Text. Einiges hat sich mir unmittelbar erschlossen und setze ich auch direkt um, über anderes möchte ich in den nächsten Tagen noch in Ruhe nachdenken. Die Bezüge sind offenbar ein Problem, da möchte ich besser werden, aber ohne meinen Stil untreu zu werden. Mal sehen.
Hab noch einen schönen Abend - Du hast mir sehr geholfen.
Danke für Dein Interesse und viele Grüße, MarcCaesar

 

... ich hab noch einige Deiner Vorschläge eingebaut, an dem plötzlichen Perspektivwechsel und dem letzten Satz werde ich noch arbeiten. Hast mir sehr geholfen, Danke @hell

 

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