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Sklave

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29.04.2015
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Sklave

Niels konnte nicht mehr still stehen, bald würde er beginnen. Sein erster Film. Das Studio hatte sich schon Tage zuvor in einen amerikanischen Gutshof der vierziger Jahre verwandelt, die Kameras waren richtig platziert und die Schauspieler standen bereit. Er wartete nur noch auf das Geräusch der zuknallenden Klappe, das ihn endgültig in die Welt bringen sollte, nach der er sich so lange gesehnt hatte.
Knall!
„Den nehme ich!“, sagte der beleibte Herr im dunkelgrünen, samtenen Umhang, während er mit seinen klobigen Fingern auf einen jungen, kräftigen Mann zeigte. Einen mehr konnte er gut gebrauchen, es gab viel zu erledigen. Der auserwählte junge Mann schien sich darüber zu freuen, endlich war die lange Reise von Gutshof zu Gutshof vorbei, endlich hatte er ein Zuhause gefunden.
Schnitt.
„Niels, ich brauche Sie!“, die Stimme des Mannes mit der dunkelgrünen Krawatte riss den Praktikanten in die Realität zurück. Verwirrt ging er auf den Mann mit der barschen Stimme zu. Er solle Kaffee besorgen. Noch immer aufgeregt und verwirrt tat er, was ihm gesagt wurde, obwohl sein Feierabend schon längst begonnen hätte.
Knall!
Die Schweissperlen rannen über seinen nackten Oberkörper, jeder einzelne Muskel seines Körpers schmerzte. So hatte er es sich nicht vorgestellt. Seit Sonnenaufgang war er am Baumwolle pflücken – ohne Essen, ohne Pause, ohne Wasser. War er nicht schnell genug, versuchte er mit den anderen zu sprechen, oder blickte er auf, wurde ihm mit Peitschenhieben gedroht. Erst als die Sonne unterging, wurde er wie ein Pferd zurück zum Stall getrieben, der als Schlafplatz für die 60 Sklaven diente.
Schnitt.
Schon 30 Drehtage waren vergangen. Niels hatte kaum geschlafen in dieser Zeit. Er wollte Regisseur werden und dafür musste er seinen Praktikumsjob behalten, auch wenn er nicht seinen Erwartungen entsprach. Um fünf Uhr morgens begann er zu arbeiten. Aufräumen, Kaffee holenTelefonate erledigen – all dies musste bis sieben Uhr gemacht sein, dann kam sein Chef. Dieser war um die sieben Stunden anwesend – die schlimmsten sieben Stunden. Ununterbrochen wurde er von A nach Z geschickt, es konnte nicht schnell genug gehen, ständig wurde er ermahnt. Sobald dieser Feierabend machte, musste der Drehplan überprüft werden und es musste organisiert werden, dass am nächsten Tag jeder zur richtigen Zeit am rechten Ort sein würde. Gegen acht Uhr verliess er als Letzter das Set. Zwei Stunden Busfahrt zu dem schäbigen Zimmer, das das einzige war, das er sich mit seinem mickrigen Lohn leisten konnte, standen ihm noch bevor.
Knall!
Seit drei Tagen hat der junge Mann nichts mehr gegessen. Er hatte nicht genügend hart gearbeitet, um seine Ration zu erhalten. Sein einst kräftiger Körper bestand nur noch aus Haut und Knochen, sein Rücken war mit Narben übersäht und seine Lebensfreude war der ständigen Angst vor Peitschenhieben gewichen. Noch am Morgen brach der Sklave bei der Arbeit zusammen.
Schnitt.
Endlich hatte Niels den Mut gefasst, sich zu wehren. Er wusste genau, was zu sagen war. Sein Filmstudium sollte nicht vergebens gewesen sein, er hatte nicht fünf Jahre lang gelernt, um 15 Stunden am Tag Kaffee zu besorgen. Heute war sein Tag. Heute würde sich alles ändern.
Knall!
Als der Sklave wieder zu sich kam, wusste er, was zu tun war. Er würde zu dem Herren im grünen Umhang gehen, ihm erzählen, wie sie ausgenutzt wurden. Er würde es verstehen. Der Sklave stand auf, lief zum Gutshof und begann mit seiner Rede.
Schnitt.
Seit der Entlassung am Tag seiner Hoffnung hatte Niels sein Zimmer nicht mehr verlassen. Alle Kraft und alle Hoffnung hatten ihn verlassen.
Knall!
Der Mann im grünen Samtumhang sah den Sklaven an. Seine Züge wurden für den Bruchteil einer Sekunde warm. Der Sklave drehe sich zu seinen Mitleidenden um, er war sich seines Triumphes sicher. Als er sich wieder dem Samtmann widmete, war es zu spät. Dieser hatte sein kurzes Aufkommen von Mitleid unterdrückt. Er packte den Sklaven, nun mit einem vor Wut roten Gesicht, und schlug wie wild mit einer Peitsche auf ihn ein.
Schnitt.
Niels zitterte, klammerte sich am Messer fest, das sich immer schneller auf seine Hauptschschlagader zubewegte.
Knall!
Rot der Kopf, tot das Herz schlug der Herr weiter auf ihn ein, bis er sich nicht mehr wehrte, nicht mehr schrie und nicht mehr atmete. Wertloser als ein totes Pferd blieb der leblose, von der Peitsche zerfetzte Körper liegen.
Schnitt.
Von der bedrückten Stimmung, die an diesem Tag am Set herrschte, bekam Niels nichts mehr mit. Zum Glück, so dachten sie alle, ist dieser traurige Teil unserer Geschichte vorbei.
Niels‘ toter Körper wurde nur wenige Stunden später entdeckt.

 

Niels konnte nicht mehr still stehen, bald würde er beginnen. Sein erster Film.

Erkennste selber, har?

Im ersten Satz trennst du mit Komma, also implizierst du, das der Teil danach noch dazu gehört. Tut er aber nicht, denn er bezieht sich auf den zweiten.

Dadurch kommen nämlich direkt Fragen auf: Womit beginnt er bald? Was? Sein erster Film? Har?

Das ist irreführend!

Der auserwählte junge Mann schien sich darüber zu freuen, endlich war die lange Reise von Gutshof zu Gutshof vorbei, endlich hatte er ein Zuhause gefunden.

Ich weiß gerade nicht, in wessen Kopf ich stecke oder ob Niels sich intensiv mit der Vorgeschichte seiner Laien auseinandergesetzt hat.

Zwischenfrage:

Von was haben die Jungs einen Take gemacht? Von der Darstellerauswahl?

Noch immer aufgeregt und verwirrt tat er, was ihm gesagt wurde, obwohl sein Feierabend schon längst begonnen hätte.

Nee, der Satz klingt komisch.

"Er war noch immer aufgeregt und verwirrt. Obwohl sein Feierabend längst begonnen hatte, tat er noch immer, was man ihm sagte", wäre jetzt mein spontaner vorschlag.

Knall! Zwischenteil. Schnitt!

Ein äußerst verwirrender Einwurf. Mir als Leser fehlt jeglicher Bezug zu den Geschehnissen.

Aufräumen, Kaffee holenTelefonate erledigen

Flüchtigkeitsfehler, da fehlt ein Komma.

all dies musste bis sieben Uhr gemacht sein,

Jetzt musst du mir aber mal verraten, wen er um fünf bis sieben anruft. Den Bankettservice? Diebe? Die Information wäre nützlich, sonst hab ich irgendwie im Kopf, dass er Telefonterror betreibt.

Sobald dieser Feierabend machte,

-dieser
+sein Chef

"dieser" klingt nach einem Gegenstand und einen Hund. Außerdem darf der Leser schon genauer wissen, wen er meint.

musste der Drehplan überprüft werden und es musste organisiert werden,

hektische Wortwiederholung. Du solltest den ganzen Satz neu formulieren, denn mit dem "würde" am Ende klingt das ganze Ding fürchterlich.

Danach die nächste Filmszene - immer noch sehr verwirrend, weil null Bezug zur Haupthandlung.

Ich verstehe, dass die Geschehnisse in den Filmszenen Niels' Handlungen in Filmform zeigen, aber das kommt völlig aus dem nichts. Es ist nicht gut in den Text integriert.

****

Die Idee ist wirklich gut, aber die Umsetzung mangelhaft.

Zuallererst würde ich eine deutlichere Trennung zwischen Filmszenen und tatsächlicher Handlung bringen. Wenn sie so im Wechsel kommen, wird der Leser aus dem Geschehen gerissen und in eine andere Perspektive geworfen, die ihm dasselbe erzählt, was er eben bereits gelesen hat. Ich lese praktisch den selben Text zweimal. Das ist keine gute Umsetzung, weil sie mich verwirrt und aus der Geschichte reißt.

Zweitens: Es stecken viele Grobkörnigkeiten drin, die man beseitigen könnte, wenn man sich vorm reinstellen ins Forum den Text nochmal zu Gemüte führen würde. Selbst drüberlesen, wenn es sein muss auch mal vorlesen und feststellen, warum man an manchen Stellen stolpert; schon kann man die Satzstruktur erheblich verbessern. Versuchs mal! Ich lese mir den Text gerne nochmal durch, wenn du dich ransetzt und die Unstimmigkeiten am Schopf packst.

 

Hallo Zeline,

wie ich sehe, ist das dein erster Beitrag. Daher willkommen (obwohl ich auch erst seit heute morgen Mitglied bin).

Deine Geschichte ist... interessant, wenn auch anfangs etwas verwirrend. Zunächst dachte ich, der Protagonist sei der Regisseur oder ein Schauspieler, weil du geschrieben hast

Mein erster Film.

Aber es wurde ja recht schnell klar, dass es sich um einen Praktikanten handelt. Dass er sich am Ende das Leben nimmt, finde ich heftig. Was mich dabei ziemlich verwirrt hat, war der Satz

Zum Glück, so dachten sie alle, ist dieser traurige Teil unserer Geschichte vorbei.

Wieso „zum Glück“? Das klingt ja, als seien sie erleichtert, dass der Praktikant tot ist.

Die Übergänge zwischen Realität und Filmszenen fand ich anfangs auch etwas verwirrend und teilweise doppelt gemoppelt. Da vielleicht noch besser trennen.

Du hast außerdem noch ein paar Wortwiederholungen drin, zum Beispiel hier:

Seit der Entlassung am Tag seiner Hoffnung hatte Niels sein Zimmer nicht mehr verlassen. Alle Kraft und alle Hoffnung hatten ihn verlassen.

Der gleiche Satz nimmt außerdem die Spannung etwas vorweg, weil du ja erst danach schreibst, wie der Mann im grünen Umhang reagiert hat, man aber schon weiß, dass er entlassen wird (oder habe ich das jetzt falsch verstanden?)

Niels zitterte, klammerte sich am Messer fest, das sich immer schneller auf seine Hauptschschlagader zubewegte.

Kann man sich an ein Messer festklammern? Irgendwie klingt der ganze Satz etwas seltsam. Außerdem kleiner Tippfehler in „Hauptschlagader“ ;-)

Ansonsten gute Idee, aber am besten gehst du nochmal drüber. Man kann auf jeden Fall viel aus diesem Text machen.

Es grüßt
dreamwalker

 

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