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Sprengringe

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21.10.2004
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Sprengringe

Das Gerüst quietscht und beginnt zu schaukeln. Ulf wird munter und berührt mit den Händen die Decke, um Halt zu finden. Er liegt oben im Bettenturm aus Eisen und unter ihm schlafen zwei Männer. Der Turm schwankt, weil einer der beiden hustet und seinen Körper im Schlaf wälzt.

Hätte er ein anderes nehmen sollen, überlegt Ulf und überdenkt kurz die gestrige Bettenwahl. Die war richtig, entscheidet er, die freistehenden wackeln bedenklicher und das Eckbett bietet ein wenig Geborgenheit; links und am Kopfende Wände, dazu das nahe Fenster; rechts ein freier Gang und die gestreckten Zehen berühren die hölzernen Spinde.

Ulf öffnet die Augen, und durch die dickwandigen Glasbausteine schimmert das fahle Licht des Mondes. Er überlegt, wie spät es ist? Kurz vor 5.00 Uhr? Dann würde in zehn Minuten die Wecksirene heulen. Soll er in den Waschraum schleichen? Dem dichten Knäuel aus achtzehn schnaufenden Männern zuvor kommen? Oder ist es erst 2.00 Uhr oder 3.00 Uhr?

Draußen in der Stadt bellt ein Hund. So kalt und monoton, dass Ulf die Beine anzieht und das Kissen auf die Ohren presst. Er hat kein Zeitgefühl und seine Uhr ist in Bulgarien geblieben. Am ersten Tag Knast in Sofia abgegeben, am letzten Tag nicht zurückbekommen. Diskutieren zwecklos - das Flugzeug nach Berlin wartet nicht! So einfach war das. Vieles hätten sie stehlen können! Das Geld, die Levis - Jeans, den Fotoapparat, ........nackt wäre er in die DDR zurückgeflogen, wenn am Arm das silberne Band geblitzt hätte. Seine geliebte Uhr! Fabrikat Glashütte und Dreihundertfünfzig Mark teuer. Unter dem Weihnachtsbaum hatte sie gelegen. 1972. Er vermisst ihr leises und sanftes Ticken. Ulf wird schläfrig und träumt vom Personal des Sofiaer Gefängnisses. Es marschiert an ihm vorbei und auf Augenhöhe müssen die Wachmänner zum Beweis ihrer Unschuld die entblößten Arme nach vorn strecken.

„Ulf! Ulf!!!“ Eine Hand rüttelt seine Schulter. „Mensch Ulf, aufstehen. Rabotiraboti. Heute wird es ernst. Wir müssen frühstücken, bevor der Sklavendienst beginnt.“, sagt Bernd und lacht. Er kehrt Ulf den Rücken und zu beginnt den karierten Bettbezug glatt zu streichen.

Ulf kennt Bernd seit sieben Tagen. An den ersten zwei Tagen saßen sie einander gegenüber im „Otto–Grotewohl– Express“. So nannten die Gefangenen den Zug, der Verurteilte in die DDR – Gefängnisse fuhr. Vor Ulf saß ein Mensch, der ihm sympathisch war. Sein Lächeln, die wachen Augen und die ineinander gelegten Hände Er spürte, dass dieser Mann sein Schicksal teilte. Er wünschte mit ihm zu reden, aber es herrschte Sprechverbot im Zug, der scheinbar planlos fuhr und oft auf Nebengleisen stand und durch einen schmalen Spalt sah Ulf die vorbei ratternden Personen- und Güterzüge, die Vorfahrt hatten.

Nach zwei Tagen Fahrt mussten die Gefangenen aus dem Zug steigen. Sie machten Zwischenstation in Halle; dort wo er vor zwei Tagen in den Zug gestiegen war! Ulf war fassungslos. Der Zug hielt auf einem Abstellgleis und auf der Erde lag frisch gefallener Schnee und ihre Schritte verwandelten ihn in schwarze, nasse Flecken. Der Mann, der vor ihm ging, hatte Sandalen an. Ein kastenförmiger Lastwagen fuhr sie in ein Gefängnis und Bernd und Ulf redeten in der Zelle bis zum Morgen. Bernd kam aus Berlin und wurde zu zweiundzwanzig Monate Haft verurteilt. Er war an der deutschen - tschechischen Grenze bei seiner Flucht gescheitert.

„Ulf, ich muss raus aus der Zone,“ sagte er, „diese gesiebte Luft vertrage ich nicht. Ich brauche eine Kur auf Lebenszeit an Spaniens Küsten. Nun muss ich vielleicht noch etwas warten, aber die paar Monate Haft gehen schnell vorbei. Ich habe ja dich. Und weißt du was? Du kommst mit. In Spanien legen wir uns nachts unter die Sterne. Ja, wir liegen auf dem weißen Strand und lauschen den Wellen“

Er lachte und sprach weiter. „Komisch, ich war noch nie am Meer. Aber ich weiß wie schön es ist.“

Ulf bewunderte Bernd. Nach Spanien? Mit mir? Er kennt mich doch kaum und Bernd war erst neunzehn Jahre alt.

Am Morgen fuhr der Zug nur kurz bis Naumburg. Der Schnee war geschmolzen. Ulf musste lächeln und dachte: das war der größte Umweg in meinem Leben. Zwei Tage Zugfahrt für fünfunddreißig Kilometer. Es war die Zeit der Umwege. Seine Flucht war im Frühsommer an der bulgarischen – türkischen Grenze missglückt. Mindestens ein Jahr würde es dauern, hatte sein Anwalt gesagt, bis er ausreisen dürfe. Bernd, Ulf und zwölf Männer stiegen aus dem Zug. In Naumburg gingen sie mitten durch die Bahnhofshalle. Es war der letzte Marsch in Zivil und aus der bunten Gruppe stach das Blau der Wachleute hervor. Es roch nach Bratwurst und geteerten Bahnschwellen. Einige Reisende sahen die Handschellen und ihr Staunen war groß. Sie rissen die Augen auf und würden es bestimmt aufgeregt weitererzählen. Ulf hatte Angst, aber er dachte, ja schaut, nur, ich bin einer von diesen verwegenen Kerlen.

Die nächsten vier Tage verbrachten die vierzehn Männer in einer Zugangszelle im zweiten Stock des Neubaus. Neun weitere Zellentüren auf dieser Etage waren von 6.00 Uhr bis 20.00 Uhr geöffnet, aber die Zugangszelle blieb den ganzen Tag verschlossen. Einige Häftlinge aus den anderen Zellen ärgerten die Neuen und schauten wie Wärter durch das Guckloch.

„Schau mal, da hinten, das ist doch `ne süße Sau! Die reservier ich mir! “, hörte Ulf einen sagen.

Bernd und Ulf spielten Mühle mit alten, getrockneten Kirschsteinen und das Spielfeld war in den Steinboden geritzt. Bernd fühlte, dass der unsichtbare Rufer Ulf meinte. Er sah seine ängstlichen Augen und lachte.

„Alter, mach dir keine Sorgen, ich mache Hackfleisch aus jedem, der dir an die Wäsche will.“ und zum Guckloch gewandt, „Melde dich die nächsten Tage mal bei mir, alter Tierfreund, so was wie dich wollte ich schon immer kennen lernen!“

Alle vierzehn waren Ersttäter und keiner kannte den Strafvollzug. Die Langeweile ließ die Gerüchteküche brodeln.

Der Rostocker war sehr pessimistisch. „Von Naumburg ist noch keiner in den Westen gekommen.“

Der Schweriner war anderer Meinung. „Direkt vom Zugang geht es los. Ratet mal, warum sie die anderen immer wegschließen, wenn wir in den Hof gehen? Uns gibt es quasi nicht! Keiner soll uns gesehen haben!“

Der Schweriner stand vier Tage im Mittelpunkt. „Mensch, Männer“, sagte er immer, „Helmut Kohl erste Tat war, etliche Millionen locker zu machen, um die Ostknäste in diesem Jahr mal so richtig leer zukaufen. Weihnachten haben eure Verwandten nasse Augen, weil sie eure Briefe aus dem Westen lesen.“

Am vierten Tag bekamen sie die Sträflingskleidung. Blauweiß gestreifte Hemden, schwarze Hosen, graue Jacken - überall gelbe Streifen.

Bernd rief zum Schweriner: „Na, sehen wir nicht toll aus? Ich schätze, es geht in Giessen noch vor dem Frühstück zur Modenschau.“

Einer war etliche Jahre älter als Ulf. Er hatte graue Haare, Frau und vier Kinder und war viele Jahre in der SED. Er kam wie Bernd aus Berlin und hatte als Archivar Nazischriften zum Gruseln heimlich an Freunde verliehen.

„Na, Prisoner of War, wie geht’s denn so?“ ,fragte er Ulf beim Hofgang.

Prisoner of War? Ulf war verdutzt. Auf seinem Mantelkragen standen die Initialen P.W.. Der Zwirn löste sich an einigen Stellen und die letzte sichtbare Erinnerung an einen Häftling, der vor vielen Jahren in Naumburg eingesperrt war, würde bald verschwunden sein.

Der Ältere sprach ruhig. „Wenn du rüber willst, dann ecke nicht an. Sieh zu, dass du gesund bleibst und denke an dein Ziel. Dein Leben liegt vor dir.“

Er wurde später Vorarbeiter und Ulf sprach nach diesem Tag selten mit ihm. Er gehört nicht zu uns, sagten die Ausreisewilligen, er will in der DDR bleiben. Der Alte hatte drei Jahre bekommen. So ein Pechvogel, dachte Ulf.

Sie durften an den vier Tagen nur kurz die Zelle verlassen. Zur ärztlichen Untersuchung, in die Effektenkammer, zum täglichen Hofgang und Haare schneiden.

Ulf hatte nicht zugehört und blickte den Friseur fragend an, da zischten die Worte ein zweites Mal schnell zwischen den Zahnstummeln des Friseurs hervor, „Was isses dir wert, wenn icke dir nich dat Ohr abschneide, Kleener?“ Er wartete keine Antwort ab. „Wenn’s dat erste Jeld gibt, jehste mir drei Päckchen Karo koofen. Wa? Und nu mach icke een Naumburjer Schmuckstück aus dir.“

Als Ulf davon Bernd erzählte, lachte dieser. „Wie willst du mir mit der Maschine denn ein Ohr abschneiden?“ ,hatte er dem Friseur geantwortet. Später zeigte Bernd Ulf das Geld: Zehn Mark. Er hatte dem Friseur seinen Nagelknipser verkauft. „Im Laden soll es Räucherwurst geben, Ulf“, sagte Bernd, „und Butter und Erdbeermarmelade. Das wird ein Festschmaus!!“

Gestern Abend wurden die Zugänge auf die offenen Zellen verteilt. Ulf, Bernd und drei kamen in Verwahrraum zweihundertsiebzehn, wo dreizehn Betten belegt waren. „Verwahrraum? Klingt komisch.“, dachte Ulf, „Bitte, liebes Gefängnispersonal, verwahren sie diesen zweiundzwanzigjährigen Mann eineinhalb Jahre. Passen sie auf, dass er satt und zufrieden ist, genug trinkt und nicht verletzt wird, sie sollen ihn ja nur verwahren. So wie er abgegeben wurde, so soll er zurückkommen!“

Sprache, Regeln, Abläufe – der Alltag im unbekannten Schattenreich der DDR verblüffen ihn. Aber sein Staunen, Zögern und Wundern im Gefängnisalltag ist kurz und alles Neue krallt sich fest im Gedächtnis und bestimmt sein Handeln. Und das frühere Leben taucht beim Erzählen auf aus einer verschwommenen, unwirklichen Welt. Mit jedem Tag Gefängnis fremder und kälter. Seit seiner Verhaftung im Juni sind fünf Monate vergangen und er spürt, dass ihn das Schattenreich aufsaugt und ihm Wärme gibt. Jeden Tag etwas mehr.

Heute soll die Arbeit beginnen. Sie war die letzte, große Hürde auf dem Weg zur Normalität hinter Gittern und die Neuen haben Angst. In ihrer Fantasie waren sie unterschiedlich grausam gestorben; an giftigen Dämpfen in einer Chemischen Fabrik, unter einstürzenden Flözen im Bergwerk oder an den Schlägen eines sadistischen Wärters. Peter liegt unter Ulf, ein Krimineller, um die dreißig Jahre alt. Er hat eine beeindruckende Tätowierung auf dem Handrücken. In altdeutscher Schrift ist „Insel des Grauens“ zu lesen und mit den Grenzen der DDR umrandet. Ulf ist fasziniert von dieser Respektlosigkeit und fragt ihn nach der Schwere der Arbeit.

„Hier im Haus lässt es sich aushalten. Es gibt Früh – und Spätschicht. Alles Akkordarbeit und sie zahlen gut. Allerdings ist die Miete etwas hoch für diese enge Einraumwohnung. Dazu Kosten für Vollpension und Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Es bleibt nicht so viel übrig.“ ,antwortet er und bietet Ulf eine Karo an.

Ulf und Bernd frühstücken. Zwei Scheiben Brot, Marmelade, ein Neuntel der Butter und heißen Malzkaffee. Fünf Minuten später müssen die Gefangenen des Stockwerkes im Flur antreten und ein Unterleutnant liest die Namen vor. Wessen Name fällt, der ruft „Hier!“ und geht zur Treppe, die nach unten führt. Nur die Neuen begleitet der Schließer runter in das Erdgeschoss und übergibt sie einem zivilen Meister.

Der Meister sagt, „Ich führe Sie jetzt an die einzelnen Arbeitsbereiche und erkläre sie.“ Er geht ein Stück und spricht, „Jetzt wohnen und arbeiten Sie vorübergehend bei uns, aber denken Sie doch mal an ihre Stube zuhause. Was steht in Ihrer Stube?“ Er antwortet für die stummen Umherstehenden, „ Da wären Fernseher, Couch, Schrankwand und Sessel.“ Er lächelt und zeigt mit dem Finger auf einen Gefangenen, „Sie da, haben Sie Sessel zu hause?“

Der Angesprochene nickt schnell. „Und haben Ihre Sessel Beine oder Rollen?“

„Rollen.“, sagt der Häftling und lächelt zurück.

Der Meister erklärt, „Gut möglich, dass die Möbellenkrollen von Ihren Sesseln bei uns montiert wurden. Dies ist ein Schwerpunkt unserer Produktion.“

Er zeigt nach rechts, „Das Verbindungsstück zwischen Möbellenkrolle und Sessel ist ein Metallbolzen mit eingefräster Nut. Hier werden die Bolzen für die Möbellenkrollen mit Sprengringen versehen. Das ist Akkordarbeit. Sechstausendvierhundert Bolzen müssen sie an einem Tag schaffen. Die Einarbeitungszeit beträgt drei Tage und sie müssen 50% am ersten, 70% am zweiten und 90% am dritten Tag schaffen. Dann 100%. Gibt es Freiwillige?

Ulf blickt auf den Arbeitsplatz; ein klobiger Holztisch und zwei Stühle. Auf dem Tisch liegen zwei blanke Stahlplatten, dreißig Zentimeter lang und breit und zwei Zentimeter dick. In beiden Platten sind Löcher, mindestens fünzig. Neben den Platten steht eine offene Pappschachtel voller kleiner Metallringe.

Ulf überlegt nur kurz. Er stößt seinen Ellenbogen Bernd in die Rippen. Der nickt ihn an; schließt zustimmend kurz die Augen. Ulf sagt zum Meister, den Arm hebend: Also, wir zwei machen das.“

Der Meister notiert die Namen. „Sie werden später von einem Kollegen eingewiesen.“, sagt er. Dann zieht der Tross weiter.

Sie setzen sich. „Nu, aber erst mal eine Fluppe, Ulf,“ sagt Bernd augenzwinkernd, „auf den Schock müssen wir erst mal eine rauchen.“


„Zwick mich Bernd“, sagt Ulf und zieht kräftig an der Salem, „zwick mich kräftig in den Arsch. Träume ich oder sitzen wir beide tatsächlich an diesem Tisch?“

Bernd nimmt ein paar Sprengringe zwischen die Finger. Er zeigt sie Ulf und lässt sie in die offene Hand rutschen. „Mensch, Ulf, keine Sau wird uns von diesem Tisch weg bewegen. Das ist wie ein Fünfer im Telelotto. “ Er wirft die Sprengringe kurz hoch. Sie fallen wieder in die Hand.

„Diese kleinen Scheißdinger tun uns nicht weh. Die können nicht beißen, treten oder uns den Kopf zerquetschen. Du kannst höchstens ein paar verschlucken, aber ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht wie. Was soll uns hier passieren? Wir können über die eigenen Beine stolpern. Oder kriegen am Hintern ein Geschwür vom Sitzen. Vom Bett bis zu diesem Tisch müssen wir keine vierzig Meter laufen. Ich sag mal Hipphipphurra!“

Bernd beugt sich vor und greift in eine Metallkiste neben dem Tisch, die mit unberingten Bolzen gefüllt ist.

Ulf blickt rundum. Die Halle ist riesig. Das komplette Erdgeschoss des Gebäudes ist eine Werkhalle. In der Mitte ein breiter, freier Gang für den Gabelstapler, die Hubwagen und die auf- und abgehenden zivilen Beschäftigten. Auf beiden Seiten stehen Maschinen und sie werden von Leuten im Sitzen bedient. Die Maschinen machen einen ziemlichen Lärm und sehen aus wie Bohrmaschinen. Noch lauter sind die Hämmer. Verstreut sitzen Gruppen von Gefangenen und schlagen mit Hämmern auf Eisenteile. Es riecht angenehm nach Maschinenöl und Eisenspänen.

Gegenüber hängt eine Uhr an der Wand. Eine große Bahnhofsuhr mit drei schwarzen Zeigern! Ein dicker, schwarzer für die Stunden, ein dünner für die Minuten und ein feiner, zarter Sekundenzeiger. Fasziniert verfolgt Ulf seinem Rundlauf. Er denkt an übermorgen, wenn seine Eltern ihn besuchen würden. Und sie dürfen ihm eine Uhr geben. Dann würde er jede Stunde zählen können. Er ist in diesem Moment glücklich und zuversichtlich, die kommenden Monate durchzuhalten. Bis zur ersten Minute in Freiheit. Er drückt seine Stirn an Bernds Jacke. „Hehe, ist schon gut, Ulf.“ sagt Bernd sanft. Er hat begonnen, die ersten Bolzen zu beringen

 

hallo kardinal,

eine schöne geschichte hast du da zu erzählen. der inhalt ist spannend, die szene faszinierende.
aber leider, leider - viel zu ausführlich. zu sehr in die länge gezogen. musst du so detailiert berichten? du fütterst deinen leser mit so viel unwichtigen infos - die, deshalb ja unwichtig, er für die ganze geschichte gar nicht braucht. obwohl du eine eigentlich spannende geschichte erzählst, konkuriert die spannung mit der langeweile. kürze! dünne aus! nimm das unwichtige heraus, und deine leser werden das lesen deiner geschichte nicht mehr unterbrechen
die beiden personen sind schön beschrieben - bernd und ulf - zwei gegensätze, wobei bernd die beschützerrolle übernimmt. was für ein glück für ulf.
dein schreibstil ist solide. leider zu oft sind hauptsätze aneinander gereiht. kommasetzung scheint bei dir nur eine untergeordnete rolle zu spielen, was das lesen erschwert.
und hier ist mein nächster kritikpunkt. hier sind viel zu viele fehler drin. bist du wirklich der meinung, dass du ausreichend korrektur gelesen hast?

folgende textbezüge haben keinen anspruch auf vollständigkeit:

in der Mitte Peter und unten Fritz.

benutze keine namen für leute, die in der geschichte gar nicht mitspielen

Das Bett quietscht und beginnt zu schaukeln. Ulf wird munter und berührt mit den Händen die Decke, um Halt zu finden. Er liegt oben im Bettenturm aus Eisen und unter ihm schlafen zwei Männer; in der Mitte Peter und unten Fritz. Der Turm schwankt, weil Fritz hustet und seinen Körper im Schlaf wälzt.

Hätte er ein anderes nehmen sollen, überlegt Ulf und überdenkt kurz die gestrige Bettenwahl. Die war richtig, entscheidet er, die freistehenden wackeln bedenklicher und das Eckbett bietet ein wenig Geborgenheit;


4 mal "Bett". das 1. "Bett" könnte "Gestell" heissen. das 3. könntest du ganz weglassen "Wahl" reicht. das "Eckbett" könnte "Ecke heissen

links und am Kopfende Wände, dazu das nahe Fenster; rechts ein freier Gang und am Fußende die hölzernen Spinde.

"ende" ist doppelt. das "Fußende" könnte auch "Fuße" heissen

Ulf öffnet die Augen und durch die dickwandigen Glasbausteine schimmert das fahle Licht des Mondes.

vor "und" sollte wirklich ein komma

Er kehrt Ulf den Rücken und zu beginnt den karierten Bettbezug glatt zu streichen.

"und" und "zu" sind vertauscht

Vor Ulf saß ein Mensch, der ihm sympathisch war. Sein Lächeln, die wachen Augen und die ineinander gelegten Hände Er spürte, dass dieser Mensch sein Schicksal teilte.

deine wortdoppelungen nehmen überhand in deiner geschichte. tausche das 2. "Mensch" mit "Mann"

aber es herrschte Sprechverbot im Zug, der scheinbar planlos fuhr und oft auf Nebengleisen stand und durch einen schmalen Spalt sah Ulf die vorbei ratternden Personen- und Güterzüge, die Vorfahrt hatten.

lasse das 2. "und" besser weg und beginne dort einen neuen satz

Nach 2 Tagen Fahrt mussten die Gefangenen aus dem Zug steigen. Sie machten Zwischenstation in Halle; dort wo er vor 2 Tagen in den Zug gestiegen war!

also das kannst du bestimmt schöner schreiben. zuerst darf ihm die gegend bekannt vorkommen, bis er einen markanten punkt entdeckt, der ihn daran erinnert, dass er vor 2 tage ...
"2" schreibe zahlen bitte weitmöglichst aus. in allen stellen dieser geschichte

Der Zug hielt auf einem Abstellgleis und auf der Erde lag frisch gefallener Schnee und ihre Schritte verwandelten den Schnee in schwarze, nasse Flecken.

"Schnee" ist doppelt. benutze hier ein fürwort

„Ulf, ich muss raus aus der Zone.“, sagte er,„Diese gesiebte Luft vertrage ich nicht.

kein punkt - dieser fehler zieht sich durch die ganze geschichte
"Diese" klein - dieser fehler zieht sich durch die ganze geschichte

Mindestens ein Jahr würde es dauern, hatte sein Anwalt Winkler gesagt,

müssen die leser den namen des anwalts wissen?

dass der unsichtbare Rufer Ulf meinte. Er sah die ängstlichen Augen von Ulf und lachte. „Mensch, Ulf, mach dir keine Sorgen,

"Ulf" 3 mal - du benutzt alle namen viel zu oft. besser ist es, mit fürwörtern zu arbeiten

Die Langeweile ließ die Gerüchteküche brodelte.

"brodelte" >> "brodeln"

„Mensch Männer“

hinter "Mensch" ein komma

Wie willst du mir mit der Maschine denn ein Ohr abschneiden?“ hatte er dem Friseur geantwortet.

vor "hatte" ein komma - dieser fehler zieht sich durch die ganze geschichte

Die ersten Bolzen zu beringen.

"beringen" >> "bringen"

fazit: es könnte eine so schön spannende geschichte sein, wenn der schreibe das nicht so furchtbar verhindern würde *smile*

bitte arbeite daran.

bis dann

barde

 

Friedvolle Grüße

Der Kritik von Barde kann ich dahingehen zustimmen, daß die Geschichte gut ist. Dem Rest muß ich aber widersprechen.

Es werden nicht zuviele Informationen geliefert, sondern es wird eine Atmosphäre und Umgebung kreiert, eine Szenerie sehr plastisch, detailiert und authentisch beschrieben. Diese Umgebung ist, für meine Begriffe zumindest, Teil der Geschichte und macht viel von dem Reiz des Textes aus.

Bei der Kritik mit der Zeichensetzung kann ich auch nicht ohne weiteres zustimmen, wenngleich hier und da mit einem Nebensatz das Geschehen aufzulockern wäre. Das die Geschichte durch die Hauptsätze schwerer zu lesen wird, sehe ich nicht so. Das Formulieren in Nebensätzen führt nicht selten dazu, das sich der Autor im eigenen Satzbau verirrt. Mir persönlich ist eine klare Strukturierung in Hauptsätzen lieber, als ein Gewirr aus künstlich konstruierten Nebensätzen.

Der Nächste Kritikpunkt sind die Fehler - da halte ich mich raus und ziehe den Hut vor Deiner Arbeit, Barde! :)

Mir persönlich hat die Geschichte, so wie sie ist, sehr gut gefallen. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und unterscheiden sich nicht nur, weil der Autor mir sagt, sie seien unterschieldich, sondern auch durch ihrer Art zu Handeln und zu Reden. Zudem ist die ganze Umgebung sehr glaubhaft und authentisch geschildert.

Kane

 

beim 2. mal lesen muss ich kane beipflichten. die geschichte ist lang, aber eben nur lang - und bis auf die unnötigen namen ist nichts unnötig und unbedingt unwichtig. gestern hatte ich nicht mehr viel zeit, als ich diese geschichte las, wollte sie aber doch zu ende lesen. dabei wurde diese hier immer länger - und offensichtlich habe ich daraus assoziiert, dass die geschichte zu lang ist.
als ich dann kanes gegenkritik gelesen habe, dachte ich zuerst, was will der kerl, der hat doch gar keine ahnung, wollte zum gegenschlag ausholen, und die textbezüge herausschreiben ... und fand keine. da habe ich offensichtlich mist gebaut, und es ist mir auch etwas peinlich *seufz* - sorry. unter zeitdruck darf ich keine geschichten lesen, wenn ich objektiv bleiben möchte.
die kommakritik muss ich auch etwas herunterschrauben - dabei meine ich nicht die falsch gesetzten oder nicht gesetzten kommas (besonders bei wörtlicher rede), ich meine die paar stellen, aus denen besser 2 sätze gemacht werden sollten - zumal, dein stil in dieser geschichte sind kurze sätze. die bringen ja diese geschwindigkeit in die geschichte.

also - sorry, mein fehler, aber da du die kritiken noch nicht gelesen hast, kommt meine korrektur ja noch rechtzeitig *smile*.

fazit: eine beschwingte geschichte mit einem eigentlich ernsten thema. der inhalt ist durchzogen mit viel wörtlicher rede, das ist schön gemacht und verhindert langeweile.
bitte - mache unbedingt immer einen absatz mit einer leerzeile vor jeder wörtlichen rede, bei der die person wechselt, auch auf die gefahr hin, dass der platzbedarf sich dabei verdoppelt. das ist in deiner geschichte besonders wichtig, es hilft dem leser ungemein, die übersicht zu behalten. gute geschichte!

bis dann

barde

 

anregungen

hallo barde,

du bist ja einer!!!

abends so und dann morgens in der früh so!! ich will nicht meckern. das letzte „so“ war ja ein weiteres kompliment für die geschichte. umgekehrt wäre schlimmer.

Deine frage aus deiner ersten stellungnahme, ob ich wirklich der meinung bin, dass ich ausreichend korrektur gelesen habe, ist aufgrund der gefundenen fehlerzahl o.k.. ich war ziemlich baff.

über die vielen von dir gefundenen fehler!!!

Denn ich habe die geschichte bestimmt 100 mal in dem jetzigen zustand gelesen und mir ist nichts mehr aufgefallen. Also, jetzt muss ein kompliment für dich kommen – du hast das zeug zum lektor!!

Ich werde deine vorschläge fast alle berücksichtigen. Einige aber nicht. Zum beispiel die namensnennung „peter und fritz“.
fritz taucht noch mal auf in der geschichte; als netter und cooler krimineller…von daher, denke ich, ist es o.k.…..

bei peter ist es so, dass ich es ersetzen wollte durch…....ein pole, eine rothaariger seemann, ein pickeliger sachse o. ä., aber ich weiss nicht, macht das nicht noch neugieriger als ein name wie peter??

peter ist peter. er lag da und das war`s. ich denke aber noch einmal darüber nach.

aber deine Hinweise auf doppelungen (ulf,.ulf, ulf oder bett, bett, bett). unglaublich. mir ist es peinlich, aber ich habe es nicht mehr gelesen; nicht wahrgenommen. Ich verbessere es.

also, vielen dank für die anregungen!!

gruss kardinal

 

ja, vielleicht auf "Peter", der dann nicht mehr vorkommt. personen, die nur als deko im text vorkommen, sollten wirklich nur attribute bekommen - ein pickliger sachse wäre in deinem fall eine ausgezeichnete idee *smile*.
charaktäre, die nur einmal wieder auftauchen, brauchen eine kurze charakterisierung und/oder eine kleine episode, der leser erinnert sich doch nicht auf einen am anfang mal geschriebenen namen.

über die vielen von dir gefundenen fehler!!!

Denn ich habe die geschichte bestimmt 100 mal in dem jetzigen zustand gelesen und mir ist nichts mehr aufgefallen. Also, jetzt muss ein kompliment für dich kommen – du hast das zeug zum lektor!!


das kenne ich. das ist bei meinen geschichte nicht anders. hast du die fehler schon korrigiert? so auf anhieb sehe ich, dass du zahlen immer noch nicht ausgeschrieben hast.

also, vielen dank für die anregungen!!

schreibe hinter "dank" bitte ein "an euch", damit es deutlich wird, dass du kane mit einbeziehst.

bis dann

barde

wenn du den text wirklich überarbeitet hast, bitte gib dann bescheid, dann lese ich die geschichte noch mal durch - ok *smile*?

 

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