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Stille Nacht
Stille Nacht
Der November ist vorbei. Die dunkle Jahreszeit hat begonnen.
Eine depressive Grundstimmung.
Er geht auf den Weihnachtsmarkt. Überall sind helle Lichter.
Die Laune wird besser.
Er holt sich einen Glühwein. Danach noch einen.
Die Laune wird besser.
Man sieht die Leute lachend, frohlockend weihnachtliche Lieder singen.
Das Christkind ist da.
Wer ist eigentlich dieses Christkind?
Hat es etwas mit den hellen Lichtern zu tun?
Er geht weiter. Neben ihm 3 Skinheads die Hass-Parolen zu Jingle Bells grölen.
Sie sind betrunken und er auch.
Die Laune wird schlechter.
Vor ihm liegt ein Penner, der um Geld bettelt und er wirft einen Euro in die Dose. Daneben sitzt ein Hund. „Solche Leute haben Zuneigung nötig.“
Er fühlt sich besser. An Weihnachten muss man den Armen ja auch was geben, so steht es geschrieben. Wo genau weiß er nicht, es ist ihm auch egal.
Die Depressionen lassen nach. Aus dem Glücksgefühl heraus, beschließt er etwas zu kaufen.
Ein neuer Fernseher soll es sein - man gönnt den anderen ja auch was. Und schließlich will man ja auch selber nicht auf der Strecke bleiben. Während er sich das überlegt, denkt er noch an die Armseligkeit des Penners.
Ihm wird es warm ums Herz und er freut sich. Soviel Liebe wie an Weihnachten gibt es selten.
Er bezahlt den Fernseher und lässt ihn liefern. Der wiegt ja auch was. Außerdem hat man ja auch kein großes Auto, denn man sollte in diesen Zeiten auf sein Geld achten, überlegt er sich.
Er freut sich, dass die Lebensversicherung in 7 Jahren ausgezahlt wird. Dann kann man sich auch was gönnen.
Wieder draußen, geht er an den Glühweinstand. Er bleibt noch eine Stunde. Und zwanzig Euro später geht er wieder nach Hause. Das Fest der Liebe.
Die Laune ist gut. Mit der Kassiererin geredet. Er war allein.