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Töte mich wieder Jack

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25.09.2001
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Töte mich wieder Jack

Töte mich wieder Jack, zeig, dass du es kannst. Regen. Nacht. Warum gibt es eigentlich keine gute Musik mehr? Warum. Immer wieder warum. Aber trotzdem glücklich.? Ja. Nach hause? Ich bin zu hause. Immer. Einsam.? Manchmal.

Man sieht sie jeden Tag. Menschen, die nicht wissen, was sie wollen, wer sie sind, und trotzdem machen sie so viele fatale Fehler. Zum Beispiel diese junge Frau, die mit ihrem Kinderwagen die U-Bahntreppe runterholpert, obwohl sie den Fahrstuhl hätte nehmen können. Außerdem fällt so das doch ziemlich große Messer erheblich mehr auf. Sie trägt es unter ihrer Regenjacke mit etwas Klebeband an ihren Oberkörper geheftet, kurz unterhalb ihres Brustkorbs. Wenn sie den Fahrstuhl genommen hätte, wäre es gar nicht aufgefallen. Vielleicht ist sie unterwegs zu dem Vater des Kindes, den sie nie wiedersehen möchte, und deshalb vorhat, ihn umzubringen? Vielleicht hat ihre Freundin sie beim letzten Klatsch zu sehr geärgert, so sehr, das die junge Frau jetzt Mordgedanken hegt? Wer weiß, vielleicht ist sie auch Köchin in einer Sushi-Bar, und zieht es vor, ihr Arbeitsgerät bei sich zu tragen. Oder dieser kleine, leicht verschlagen aussehende Junge, ungefähr sechzehn, der in der U-Bahn, in die die junge Frau eingestiegen ist, so angeberisch mit einer Gase rumspielt, was er wohl vorhat? Wahrscheinlich gar nichts. Trotzdem fragt man sich, warum all diese Menschen (es gibt von ihnen unzählige) ihre Aggressivität so offensichtlich zur Schau tragen, gewollt oder ungewollt. Und dennoch ist man (nicht?) erstaunt, wenn man am nächsten Tag in der Zeitung liest, dass wieder so ne Verrückte einen anderen Verrückten versucht hat, abzustechen, aber leider bei diesem Versuch selbst das Messer in die Gedärme gekriegt hat. Dass es wieder einmal eine Schlägerei zwischen kleinen, angeberischen und ungebildeten Wichsern gegeben hat, bei der ein vorbeigehender Passant leider eine Ladung Gas mitten ins Gesicht gekriegt hat. Es gibt viele solch erstaunliche Dinge, und sie ereignen sich jeden Tag, wieder und wieder, in jeder verdammten Großstadt. Und niemand kümmert sich wirklich darum. Warum auch? Komisch, schon wieder ein Warum. Aber wahrscheinlich gerade deshalb passen diese Menschen nicht auf. Sie begehen Fehler, die fast nie bemerkt werden. Fast.

Rock n Roll will never die. Never. Deswegen begeben sich so viele Menschen immer wieder in kleine Clubs, Kneipen und Bars, in denen gute Musik gespielt wird. Wie auch Dienstag. Der kleine Laden ist gerammelt voll, die Stimmung ist riesig. Das Bier fließt in Strömen, die PA gibt alles. Die Band auch. Echte, ehrliche Musik, die eigentlich jedem Menschen gefallen müsste. An der Theke drängen sich duzende schwitzende und durstige Leute, die größtenteils auf ein frisches Bier warten. Zwischen ihnen steht eine relativ zierliche Frau. Sie ist ungefähr 25, hat rötliche Haare und ist nicht allzu groß. Als ob es ihr zu laut würde, geht sie in Richtung Ausgang, wirft noch einen Blick zurück auf den sich in Ekstase brüllenden Sänger, und verlässt den Laden. Hey DJ. Kurze Zeit später wird das fröhliche Treiben in dem Club unterbrochen, und zwar von der Polizei. Mehrere Beamte streifen durch das etwas verstörte Publikum, und fragen nach der zierlichen Rothaarigen. Aber niemand kann sich erinnern. Erstaunlich. Aber als dann die Kellnerin nach draußen gebeten wird, erkennt sie die Leiche doch fast sofort. Aber auch nur anhand der roten Haare und der Figur. Denn das Messer steckte eine dreiviertel Stunde zuvor noch nicht zwischen ihren Schultern, und sie hatte auch noch ein erkennbares Gesicht.

Auf der Polizeiwache wird die Kellnerin dann ausführlicher befragt, jedoch kann sie natürlich nicht viel erzählen, außer dass die Frau wohl ein kleines Bier getrunken habe. Aber was soll sie auch wissen, sie war ja nicht dabei, als jemand die Frau erst niedergeschlagen, dann das Gesicht mehrfach auf das Pflaster geschmettert, und ihr letztendlich ein Klappmesser in den Rücken gerammt hat. Auch weitere Befragungen ergeben nur, dass tatsächlich niemand etwas gesehen hat. Und gerade jenes Messer gibt dem übermüdeten Polizeibeamten keinerlei Hinweise, es weißt keine Fingerabdrücke auf, und ist ein 0815 Modell, dass man überall bekommen kann. Normalerweise wäre ein solche Tat natürlich ein gefundenes Fressen für unsere allseits bekannten und beliebten seriösen Tageszeitungen des Volkes. Aber selbst diese lassen nach und kümmern sich nicht mehr allzu oft um dererlei Lappalien. Vielleicht haben sie aber einfach auch nichts davon mitbekommen, eben weil niemand etwas gesehen hatte. Und so geschieht es, dass der seufzende Polizeibeamte mit der Leiche einer jungen, unbekannten Frau, einem Klappmesser und ohne die Hilfe der Öffentlichkeit am nächsten Tag an den Fall herantreten muss. Nichteinmal den Namen der Frau konnte bisher in Erfahrung gebracht werden, und erst recht nicht, warum sie nun auf einmal tot war. Warum. Ein sehr zentrales Wort dieser Tage. Was ihn auch auf eine ihm unheimliche Art fasziniert, ist die ungemeine Brutalität der Tat. Und viele warums. Warum war sie in dem Club? Warum trank sie anscheinend nur ein Bier und ging dann hinaus? Warum wurde sie, abgesehen von der in einer normalen Nacht herrschenden Dunkelheit, in aller Öffentlichkeit auf offener Strasse erst so zugerichtet und dann auch noch, am Boden liegend, erstochen? Der Pathologe jedenfalls hatte bestätigt, dass sie vor der unsanften Begegnung mit dem Klappmesser noch gelebt haben musste, trotz übler Prellungen am gesamten Oberkörper, drei gebrochenen Rippen und dem zerschlagenen Gesicht. Schweren Herzens also entschließt sich der Polizeibeamte, selbst die Medien zu informieren. Dabei gefiel es ihm eigentlich so gut, dass nicht einmal die Zeitung mit den schönen großen Schlagzeilen von diesem Verbrechen etwas mitbekommen hatte.

Endlich, sechs ganze Tage später, am Montag, meldet sich Jemand aufgrund der Berichte, wie er es ausdrückt: "in Funk und Fernsehen" bei der Polizei. Seine Mitteilung fällt durchaus mager aus, aber da es das Einzige ist, was die Polizei bis dahin hat, gehen sie seiner Beobachtung nach. "Ich fahre jeden Morgen mit demselben Bus zur Arbeit, und fast jeden Morgen fuhr in diesem Bus auch eine junge rothaarige Frau mit, und die ganze letzte Woche hab ich sie nicht gesehen, und heute auch nicht. Und da dachte ich, vielleicht war’s die ja. Ja, sie war zierlich gebaut. Wo ich wohne? Na, fast direkt an der Haltestelle! Ob ich weiß, wo sie gewohnt hat? Nee, natürlich nicht. Aber sie kam immer aus Richtung des kleinen Flusses ganz in der Nähe. Ja, der bei der S-Bahn." Soweit, so gut. Der Polizeibeamte dankt dem Mann, und macht sich kurze Zeit nach dem Gespräch auf, um zu dieser Bushaltestelle zu fahren. Er entschließt sich, zwei weitere Kollegen zu bitten, sich das Gebiet an der beschriebenen S-Bahn anzusehen und dort die Leute zu befragen. "Vielleicht finden wir sogar ihre Wohnung, und erfahren doch noch, wer sie ist. Wir könnten ja zur Abwechslung mal Glück haben."

Haben sie auch. Eine ältere Dame kennt "das Mädchen mit den schönen roten Haaren? Aber sicher! Die wohnt direkt da drüben, im zweiten oder dritten Stock. Sie müssen wissen, meine Schwester wohnt auch dort in dem Haus – die kann ihnen sicher weiterhelfen! Schönen Tach noch, meine Herren!" Kann sie. "Nein, dat Frollein han isch schon en paar Taach nit jesehen. Die is bestimmt mal wieder unnerwegs. Hat ja immer soo viel zu donn, aber is immer höflisch – sie hat doch nix ausjefressen, oder?" "Nein, nein. Wir erkundigen uns nur." "Da drüben wohnte sie?" "Wieso wohnte? Na, ejal. Nee, die wohnt eine Etage höher, uf der linken Seite." "Vielen Dank, Sie haben uns sehr geholfen." Auf dem Klingelschild steht aber leider kein Name, und die nette Dame aus der Etage drunter kann den beiden Beamten in dieser Frage auch nicht weiterhelfen. So rufen sie ihren Vorgesetzten an, der ergebnislos mit der Bushaltestelle beschäftigt war. "Wir glauben, wir haben sie. Aber einen Namen haben wir immer noch nicht. Doch, eine Wohnung haben wir. Ja, wir werden den Vermieter ausfindig machen. Natürlich. Jetzt gleich." Eine halbe Stunde und etwa fünf Telefonate später haben sie einen Namen, aber noch keine Gewissheit, ob das „Frollein“ auch mit ihrer Leiche übereinstimmt. Wie erwartet, da sich keiner außer einem zufälligen Beobachter gemeldet hatte, besitzt bzw. besaß die junge Dame keine Verwandtschaft in der näheren Umgebung. Besonders gute oder vielmehr häufig frequentierte Freunde wohl auch nicht.

Lisa Seltsmann. Eine Stunde später haben sie die Gewissheit, dass sie die Tote ist. Der Vermieter kann der Polizei nicht nur ihren Namen geben, er weiß sogar, wo sie gearbeitet hatte. „In so ner Internetfirma im Hafen. Ich glaub, sie ist, entschuldigung, war eine, wie heißt das gleich? Webdesignerin? Ja, genau. Webdesignerin. Hat wohl ganz gut verdient, billig ist die Wohnung ja nich.“ Bei der Internetfirma dann weiß ihr Chef nur, dass sie sich 3 Wochen Urlaub genommen hatte, den sie dann auch vor ungefähr einer Woche angetreten hat. Bereitwillig erteilt er den Polizisten auch Auskunft über ihre letzten Projekte, und stellt ihnen auch den Laptop der Toten zur Verfügung. Die Beamten bedanken sich und hoffen auf irgendwelche Fingerzeige aus dem Rechner. Nach dem Hochfahren erscheint ein dezent gestaltetes Desktop mit dem sehr undezenten pinken Schriftzug „Lisas Welt“. Auch die Musik, die beim Hochfahren erklingt, ist ungewöhnlich. Nicht das typische Windowsplätschern, sondern ein als wabernde Melodie zu beschreibender Klang, an dessen Ende eine weibliche Stimme sagt, dass jeder, der nicht Lisa Seltsmann heißt doch bitteschön die Finger von diesem Gerät zu lassen habe. Die geschickt eingerichtete Passwortsicherung bereitet dem Computerspezialisten der Polizei jedoch nicht allzu große Schwierigkeiten. Die auf dem Rechner vorhandenen Daten aber um so mehr. „Krank. Absolut krank. Das ist jedenfalls meine Meinung. Schauen Sie sich mal den Scheiß hier an! Unfassbar.“

Der Polizist findet Bilder von brutalen Gewaltverbrachen auf dem Laptop einer Webdesignerin. Bilder von Enthauptungen, Verstümmelungen, „gewöhnlichen“ Opfern kleiner bis mittelgroßer Schusswaffen, sogar die Bilderserie einer anscheinend äußerst Brutalen Vergewaltigung. Wenigstens haben die Beamten jetzt zumindest einen Zusammenhang zwischen dem Tod der Toten und ihrem Leben. „Scheiße, das sind nicht gerade besonders alte Fotos. Da, bei dem im Hintergrund, der PC. Das Modell ist noch keine zwei Jahre alt. Und dort, der Kalender. 2001. Verdammt. Und das sind keine geklauten Polizeifotos – zu unprofessionell.“ Der leitende Beamte veranlasst sofort die haargenaue Untersuchung der Wohnung von Lisa Seltsmann.

In der Wohnung finden die Polizisten nichts. Außer einem Schlüssel, der auf keines der Schlösser in der Wohnung passt. Auch weitere Ermittlungen in den nächsten Tagen ergeben nichts. Der Fall wird trotz seiner Ungeklärtheit und den verstörenden Fotografien erst einmal hinten angestellt, obwohl es dem zuständigen Staatsanwalt doch einige Kopfschmerzen bereitet. Jedoch veranlasst er die Überprüfung der auf den gefunden Fotos dargestellten Personen, insofern diese identifizierbar sind.

Wochenlang geht die Polizei ihrer alltäglichen Arbeit nach, bis ein Beamter aus einer nahe gelegenen Kleinstadt einen Zufallstreffer landet. „Guten Tag, Herr Staatsanwalt! Sie haben doch vor einigen Wochen Bilder von möglichen Mordopfern gefaxt. Nun ja, wir haben diese fälschlicher Weise in unsere Verdächtigenkartei aufgenommen, und bei der Befragung zu einem gewöhnlichen Einbruch in einem Kleingartenverein hier hat jemand eines jener Fotos identifizieren können. Aber nicht als vermeintlichen Verbrecher, sondern als ein Mitglied des Kleingartenvereins!“ Es war das Foto eines Mannes von ungefähr 65 Jahren, dem offensichtlich mit einer Schrotflinte aus nächster Nähe in den Magen geschossen worden war. Natürlich hatte die Polizei nur den Ausschnitt des Gesichts weitergegeben. Sofort sind zwei Kriminalbeamte unterwegs zu dem Kleingartenverein, um der Sache genauer nachzugehen. Einer der beiden ist geistesgegenwärtig genug, die komplette Akte des Falls Seltsmann einzustecken. In dieser befindet sich auch der damals gefundene Schlüssel. Im Kleingartenverein angekommen, überprüfen die Beamten zuerst die Hütte des auf dem Foto erkannten Mannes. Dann kommt einer der beiden auf die Idee, doch einmal nach einer Frau Seltsmann zu fragen. „Ach diese komische Seltsam! Verzeihung, aber so nennen wir sie hier. War schon ne Ewigkeit nicht mehr hier. Ja, sicher, die hat hier auch ne Hütte. Ganz am Ende der Anlage, gleich beim Teich.“

In der Hütte des Mannes finden sie nichts, also machen sie sich sehr bald zu dem Grundstück von Frau Seltsmann auf. Es liegt zwar nicht gerade abseits von den anderen, doch ist es etwas höher gelegen. Ungefähr 20 Meter hinter der Hütte breitet sich ein kleiner Teich aus. An dem kleinen Hügel angekommen, versuchen sie, mit dem Schlüssel die Hütte zu öffnen, was ihnen aber nicht gelingt. Nach dem Aufbrechen der Tür stehen sie in einem ganz gewöhnlichen Kleingartenhäuschen. Ein Tisch, drei Stühle, ein kleiner Gasherd, Spüle, ein paar Schränke mit alten Büchern und Konserven. Nur wundern sich die beiden, dass die Gartengeräte auch in einem Schrank in der Hütte stehen. „Da draußen ist doch noch ein Schuppen, oder? Warum hat sie das ganze Zeugs hier drin?“ „Keine Ahnung, aber vielleicht passt unser Schlüssel ja zum Schuppen.“ Wieder im Garten, gehen sie zu besagtem Schuppen und öffnen ihn. Diesmal passt der Schlüssel. Auch hier sehen sie, als sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt haben, Werkzeuge und Gerätschaften. Aber keine gewöhnlichen Gartengeräte. „Scheiße, was ist das denn? Vorschlaghammer, Spitzhacke, Schaufel, Zement...was hat die hier gemacht?“ „Da hinten sieht’s so aus, als würd’s noch weitergehen.“ „Quatsch, der Schuppen is’ doch nur drei Meter lang.“ „Doch, guck’ doch mal.“ Der Beamte leuchtet mit seiner Taschenlampe in die von ihm angegebene Ecke. Dort tut sich ein Loch von ungefähr 70 cm Durchmesser auf. „Is’ das nur `n Loch, oder denkst Du auch, was ich denke?“ „Ich denke, was Du denkst.“ Eine Minute später sind beide wieder aus dem Schuppen raus und rufen ihren Chef an. Der schickt ihnen sofort die Spurensicherung und zwei weitere Beamte.

Das Loch erweist sich als Miniaturstollen, abgestützt mit Balken und Zementfundamenten. Er führt in Richtung des kleinen Teiches, und endet in einer Art Höhle, die ihrerseits auf dieselbe Weise gesichert ist. Um das Teichwasser bei stärkerem Regen abzuhalten, sind zusätzlich an den Wänden noch starke schwarze Plastikplanen angebracht. In dieser Höhle finden die Beamten die Leichen von drei Personen, und Leichenteile von mindestens zwei weiteren Leichen, alle verpackt in schwarze Plastiksäcke. Außerdem hängen in kleinen Schränken an der etwa 1,70 Meter hohen Wand diverse Messer, eine Schrotflinte und vier verschieden große Sägen. In einer Ecke am Boden liegen zwei Rollen jener Plastiksäcke und einige Rollen Duct-Tape. Die Fingerabdrücke in der Höhle, im Schuppen und in der Hütte sind identisch mit denen der toten Lisa Seltsmann. Aber mindestens vier andere verschiedene Fingerabdrücke, die sich auch fast überall finden, können von den Beamten der Spurensicherung sichergestellt werden.

„Mit Webdesign hat das nicht wirklich was zu tun, oder?“ „Nein, wirklich nicht.“ „Können wir davon ausgehen, dass sie diese Menschen in der Höhle umgebracht hat?“ „Eigentlich schon. Auf den Waffen fand man nur ihre Fingerabdrücke, und auf dem Klebeband auch. Aber wer hat sie dann umgebracht? Die Frage Warum scheint sich ja wenigstens dieses eine Mal nicht zu stellen. Oder doch?“ „Nein, irgendjemand hat hier auf grausame Art und Weise Selbstjustiz verrichtet. An einer jungen Frau, auf die wir wahrscheinlich, selbst wenn jemand eine Vermisstenanzeige in bezug auf eine der Leichen in der Höhle erstattet hätte, wären wir wohl nie auf sie gekommen.“ „Haben sich die Identitäten der Leichen eigentlich schon ermitteln lassen?“ „Ja. Als erstes hatten wir den mit dem Bauschuss. Die anderen, es sind übrigens insgesamt sechs, nicht fünf, sind alles entweder Penner oder Prostituierte, die keiner vermisst hatte. Wir konnten sie nur so schnell ermitteln, weil sie alle schon mal straffällig geworden waren, und wir deshalb ihre Abdrücke im Computer hatten.“ „Aber wer hat sich dann auf so brutale Weise an der Seltsmann gerächt? Wenn die doch alle niemanden hatten.“ „Ich befürchte, dass das nie herauskommt. Außer durch einen Zufall, irgendwann mal.“

Alle machen Fehler. Immer wieder. Auch die junge Frau, die den Kinderwagen nicht im den Fahrstuhl platziert hatte, und deshalb das Messer unterhalb ihres Brustkorbs ungewollt herzeigte. Komisch, dass der Kinderwagen von ihr so lieblos die Treppe runtergezogen wurde. Als wäre da gar kein Baby drin. Richtig, kein Baby. Da liegen zwei Plastiksäcke drin. Übrigens ein weiterer Fehler. Sie ließ den Wagen vor einer Dönerbude stehen, wieder etwas, was eine Mutter nicht machen würde. Außerdem kann so jeder in den Wagen reingucken. Nachdem sie dann zu hause angekommen war und zuvor den Kinderwagen samt Plastiksäcken in den kleinen Fluss bei der S-Bahn befördert hatte, war es ein leichtes für jedermann, ihr bis zu der Kneipe zu folgen. Als sie dann wieder herauskam, brauchte man ihr nur noch ihr eigenes Messer zu entwenden, sie niederzuschlagen und dann zu erstechen. Ganz einfach. Ganz ohne Motiv. Wenn man nämlich kein Motiv hat, braucht man sich vor schon besagten Fehlern nicht zu fürchten. Außerdem gibt es dann keine Antwort auf die Lieblingsfrage aller Menschen: Warum?

 

Holla, die Waldfee! Klasse Geschichte! Spannend umgesetzt, man hängt förmlich an den einzelnen Zeilen und will unbedingt wissen, wie es weitergeht! Reschpekt!

Hier und da ein paar Rechtschreibfehler, aber das schmälert den Gesamteindruck kein bißchen, bis auf...

...das etwas enttäuschende Ende, die Auflösung. Ehrlich, da hab ich schon ein bißchen mehr erwartet, auch in Bezug auf den Titel "Töte mich wieder Jack". (Oder hab ich da irgendwas übersehen?) Hm...

Aber ansonsten echt spannend und gut geschrieben. Alles wirkte so distanziert, was der Geschichte gut tut, wie ich finde! Sehr gut! Weiter so!

Sodele!

Poncher

 

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