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Teddys Reise zum Mond
Teddys Reise zum Mond
Teddy drehte seinen Kopf nach links. Ganz vorsichtig und vor allem ganz leise, schließlich wollte er Jan nicht aufwecken. Er blickte ihm direkt in sein kleines rundes Gesicht. Die Augen fest geschlossen, schnarchte Jan sanft vor sich hin. Gut so, dachte Teddy und befreite sich geschickt aus seiner Umarmung. Für´s Schlafen hatte er heute Nacht keine Zeit. Er kroch unter der dicken Daunendecke hervor, krabbelte zur Bettkante und ließ seine kleinen Plüschbeinchen am Bettende herunter baumeln. Unter der Decke kramte er einen alten Lederrucksack hervor, den er zuvor dort versteckt hatte, und schnallte ihn sich auf den Rücken. Dann schaute er mit seinen Knopfaugen gebannt zum direkt gegenüberliegenden Bogenfenster hinüber.
Nun musste er nur noch warten. Darauf warten, dass der Mond endlich hinter einer der vielen Wolken hervorlugte und sein Licht ins Kinderzimmer schickte. Dann könnte Teddy endlich seine Reise beginnen. Zum Mond wollte er reisen, zum großen runden Mond. Und das funktionierte immer nur einmal im Monat, wenn der Mond am dicksten war. Immer dann waren seine Strahlen so stark und fest, dass man auf ihnen hinauf in den Sternenhimmel laufen und den Mond persönlich besuchen konnte.
Bisher hatte Teddy diesen Moment immer verschlafen, aber in dieser Nacht wollte er es schaffen. Leider versteckte sich der Mond gerade heute hinter einer Horde dicker Wolken, so dass er nicht zu sehen war. Nicht einmal ein Schimmer von ihm.
Teddy gähnte, rieb sich die braunen Knopfaugen und hoffte, dass der Mond die Wolken bald wegschieben und seine Strahlen ins Zimmer werfen würde.
Geduldig wartete er. Je länger er jedoch dort auf dem Bett saß, desto kälter wurde ihm und so kroch er wieder ein Stückchen unter Jans Decke. Die Wolken waren immer noch dick und dunkel und vom Mond war keine Spur.
Dafür wurde Teddys Kopf immer schwerer und schwerer. Er legte sich auf die Decke und beschloss, dass er den Mond im Liegen genauso gut beobachten konnte, wie im Sitzen und dass es vielleicht gar nicht schlecht war, sich noch ein wenig auszuruhen. Die Reise zum Mond würde sicher anstrengend werden.
Teddys Augen klimperten müde. Angestrengt wartete er weiter und kämpfte gegen seine Müdigkeit.
Als es der Mond nach einiger Zeit endlich schaffte, sich an den Wolken vorbeizukämpfen und seinen hellen Schein in Jans Kinderzimmer warf, lag Teddy tief und fest schlafend am Bettende. Mit dem Rucksack auf dem Rücken, dem Kopf über das Bettende hängend, schnarchte er mit Jan um die Wette und träumte davon, wie er auf den breiten Mondstrahlen freudig zum Mond marschierte und ihn besuchte. Es war einfach wunderbar.