The drugs don´t work
mehr ein Fragment, hoffe, es gefällt trotzdem:
Am liebsten würde ich kotzen.
Es war spät gestern und ich besoffen. Ziemlich sogar. Auch etwas bekifft, aber das dürfte da nicht mehr viel verschlimmert haben.
Ein paar Fetzen weiß ich noch, wie immer, dazwischen Stunden Leere. So wie jetzt. Warum mache ich das?
Brauche ich das? Nein. Brauche ich nicht. Aber es kommt einfach dazu, unweigerlich und brutal am nächsten Morgen, jetzt quasi.
In meinem Kopf scheinen die Gehirnzellen vor ihrem Absterben noch mal richtig Rabatz machen zu wollen, in meinem Darm scheint eine Party stattzufinden und in meinem Mund scheint ein totes Tier zu schlafen.
Benommen gehe ich langsam ans Waschbecken. Stecke mir den Finger in den Hals. Es kommt nichts. Ich lege mich wieder ins Bett. Zehn oder zwanzig Minuten später das gleiche. Durch das Badezimmerfenster der graue Himmel. Es regnet. Hier stinkt´s nach Alkohol und Rauch. Ich muss dreimal würgen, es kommt nichts. Ich stelle mich auf den Balkon und werde naß. Der kalte, salzige Regen schmeckt gut, kühlt und tut gut. Die Welt um mich herum ist grau und still und jetzt regnet es in Strömen. Mein T-Shirt ist durchnässt. Es ist mir egal. Ich bleibe stehen, regungslos. Ich denke an nichts. Dann schlurfe ich wieder ans Waschbecken und kotze.
Danach höre ich mir The Verve an. Leise. "The Drugs Don't Work" singen sie und haben recht. Mindestens an so einem Sonntagmorgen.
Ich kneife die Augen in der Hoffnung, danach klarer zu sehen, zusammen und werde in ihr enttäuscht. Aus dem Schrank schnappe ich mir ein weißes Frottee-Handtuch. Ich ziehe mich aus und knalle das nasse T-Shirt in die Ecke des Bads. Jetzt bloß nicht in den Spiegel schauen, das ist auch sonst schon unangenehm genug, nicht heute, bloß nicht.
Duschen ist wunderbar. Alles fällt ab, wird weggespült, verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Abfluß. Schweiß, Dreck, Frust, alles im Moment. Ich drehe voll auf, ich drehe ganz auf blau – kalt. Schweinekalt, aber irgendwie wieder schön. Der Strahl prallt auf meinen Kopf, laut und fest und ich schließe die Augen. Alles erscheint irgendwie betäubt, so weit weg und ich denke an nichts, immer noch. Um mich herum nur Rauschen, Fließen, Knallen, Zischen. Hin und wieder Seufzen.
Zwei Stunden später und mir ist langweilig. Ich stehe am Fenster und beobachte die unaufhörlich niederprasselnden Regentropfen und ab und zu irgendwelche Idioten, die trotzdem draußen ´rumlaufen.
Ein Freund ruft an und wir beschließen: Heute abend geht´s auf eine Party.
[ 31.07.2002, 20:52: Beitrag editiert von: close83 ]