Was ist neu

Translucent

Monster-WG
Seniors
Beitritt
04.03.2018
Beiträge
1.353
Zuletzt bearbeitet:

Translucent

»Am Anfang ist es echt tschüsch, Tata«, sagt Bea.
Hinter meiner Stirn das erste Fragezeichen des Tages. Ich habe zwar gehört, dass man die Knochen danach sehen kann, doch glauben kann ich es erst, als ihre bläulich schimmernde Hand in meiner liegt. Wächsern. Unnatürlich. Obwohl die Temperatur unverändert bleibt, wie sie versichert, fühlt es sich auf meiner Hand an wie nasser Fisch. Die Knochen schimmern wie milchige Wolkenstränge durch die gallertartige, trübe Masse, davor zucken winzige rote Gefäße. Oben auf dem Handrücken der weiße Strecksehnenfächer, in gespenstischer Aktion. Über meinem Rücken hat jemand Stecknadeln ausgeschüttet.
»Schick, ne? Echt fancy ...« Bea ist wie immer brutal direkt, ihre 'Red-Devil'-Linsen starren mich an. Die schmal rasierten Augenbrauen werfen einen Bogen und bringen damit die Piercings und die kleinen, implantierten Silikon-Hörnchen zum Hüpfen.
Kann mich noch an das erste Nasen-Piercing erinnern, und das Knöchel-Tattoo, Bugs Bunny, da war sie noch zuhause - und Martha auch.

»Jo, ist mal was ganz Anderes«, murmele ich lahm. Mir fällt nichts Besseres ein. Die einst blonden Haare, die ich früher so oft mit aller Vorsicht durchkämmt habe, sind seitlich an ihrem Kopf aufgedreht. Zu zwei schwarzen Schnecken, die wirken wie Abschussmechanismen für die stacheligen Stab-Ohrringe darunter. Flankiert von zwei Tunnels.
Wir treffen uns an seinem Geburtstag, wie jedes Jahr. Wenn ich sie länger nicht gesehen habe, wird es auf offener Straße schon mal eng mit dem Wiedererkennen. Die Innenstadt quillt über vor 'NoKoFo's, selbsternannten Nonkonformisten mit Body-Modification-Tick.
»Hab' ich mir im BTL-Shop machen lassen, neulich.« Auf meinen hilflos fragenden Blick schiebt sie lächelnd hinterher: »Body-Translucence«, und leiser: »Du Noob.« Ich nicke, habe sowas gehört, ein Zufallsprodukt der Forschung zu neuen Operationsmethoden.
Dann Marthas Krebs-Diagnose. Kurz danach fing es an, die Tunnels, die ersten grellen Tattoos, die gefärbten Haare, zunächst blau. Die kleinen Hörner kamen erst, nachdem Martha eingeschlafen war.

»Hm, sag mal, bleibt das so?« Ich versuche, die bange Hoffnung auf Verneinung aus meiner Stimme zu verdrängen.
»Nee, nicht doch, ich kann den Arm abwerfen, weißt du, kein Thema, er wächst normal nach …« Cool saugt sie an ihrer E-Kippe. So gesprochen, mit heiligem Ernst, bin ich geneigt, ihr sogar das abzunehmen. Mit ihren hochhackigen Plateau-Boots sind wir auf Augenhöhe.
Ihre Augen waren für mich einmal ein offenes Buch – als es 'Red Devil' noch nicht gab und den Vorhang aus Silberringen auch nicht. Es kommt mir vor, als wäre das hundert Jahre her.
Mein erzwungenes Lächeln gefriert. Bea funkelt mich an und explodiert in ein Lachgewitter: »Mensch, Tata, du Genius …, natürlich für immer.«
Die grellen Tattoos geraten durch ihr Lachen in Bewegung. Ich weiß, sie nimmt einen gigantischen Drachen huckepack. Und der schlägt jetzt am Hals mit dem Schwanz. In seiner ganzen Größe werde ich ihn wohl nie sehen, weil er von der grünen Tank-Weste und dem orangefarbenen Velourrock verdeckt wird.
Dann war sie weg und wenig später auch Marc. Die blutige Wüste, die sie hinterließen, war unbeschreiblich. Danach wusste ich, es gibt Herzamputationen, und Phantomschmerzen, die fast noch schlimmer sind.

»Kannst du denn damit … normal greifen, schreiben und alles?« Ich ringe um Fassung. Sie lacht, zeigt ihre gespaltene Zunge, an die ich mich nie gewöhnen werde. Ich kann es ihr ansehen, sie findet meine Fragen amüsant – und auch bieder. Ihre roten Augen leuchten etwas heller als die riesigen, bunten Displays an den grauen Hochhausfassaden hinter ihr.
»Na sicher, alles genau wie vorher.« Der kalte Fisch kneift mich zum Beweis fest in den Arm. Dennoch schwimme ich weiter, kann mich an ihrem Blick nicht festhalten und spüre es doch: Irgendetwas hält sie zurück.
Als ich sie dann nach langer Zeit wiederfand, begrüßte mich der neue Drache mit Armen und Beinen. Sie hatte ihre Rüstung vervollständigt. Marc hatte der Orkus der Stadt verschluckt.

»Überall … ist es wie vorher.« Überall? Erschrocken bricht die Frage aus mir heraus: »Ja, hast du denn noch mehr …«, der Rest bleibt mir im Hals stecken, als sie die Weste halb aufschlägt. Sie hat nichts darunter. Ihre Brust wie eine mit schlierigem Rauch gefüllte Blase. Darunter wieder weiße Strangwolken, das Rippengatter. Durch die Lücken erkenne ich dahinter fingerdicke Arterien und Venen, an denen das pochende Herz aufgehängt scheint.
Jetzt muss ich doch nach Luft schnappen, stütze mich auf den stinkenden Mülleimer, neben dem wir stehen. Dabei hatte ich mir doch vorgenommen …
Sie klappt die Weste zu, als wäre es das Normalste der Welt. Luftholen. Möglichst leise.
Ich wende den Blick ab, schaue zur Seite und sehe im Schaufenster einen gebückten, alten Mann, dem als Halt nur ein Mülleimer bleibt.
»Wollen wir was futtern?« Ich kann das Kopfkino kaum anhalten, das sie damit anwirft. Stelle mir die glucksende Speiseröhre und den malmenden Magen vor. Erst als die Filmrolle wieder steht, bin ich in der Lage, zu antworten.
»Chinese?« Mehr bringe ich nicht heraus. »Yep, wegen mir ...« Sie zuckt mit den Schultern und stelzt neben mir her. Wegen des knöchelhohen Bodensatzes aus Abfall muss sie ständig nach unten schauen.
Ich dirigiere sie in die übernächste Seitengasse.
Die Laternen sind zu einem fahlen Rosa verblichen, das angestrichene Holz lässt den Schriftzug nur erraten. 'Shanghai Palace', ich muss nicht hinschauen, ich weiß es.
Drinnen ist tote Hose, wir sind zu früh. Das Ambiente ein Misch-Masch aus Asia Dekokitsch und Bahnhofsvorhalle. An der Wand hängt ein staubiger Fisch auf einem Holzbrett, der zappelt, als wir daran vorbeigehen und dazu schnell etwas Chinesisches faselt. Fast rechne ich damit, dass die Fische sich unterhalten.

Wir sitzen noch nicht ganz, als Herr Zhao herandackelt und zwei Tablets verteilt, auf deren zerkratzten Displays die Speisen in Endlosschleife vorbeiziehen. Meine faltigen Hände zittern noch leicht, erhalten keine Gelegenheit zur Beruhigung, denn unter 'special of the day' erscheint ein nebulöser, glibbernder Fleischklumpen mit verbrannter Außenschale, darunter der Text: 'suckling pig, translucent'.
Keine Frage, was Bea nach einem spitzen Aufschrei mit schnellem Tippen des Zeigefingers bestellt.
»Boa, wie schrill ist das denn ...« Damit zückt sie ihr Smartphone aus der Weste und schießt ein Foto. Im Anschluss massiert sie ihr Gerät mit abwechselnden Daumenschlägen. Ihre langen Nägel klappern auf dem Glas wie Typenhebel einer Schreibmaschine.
»Das wird er nicht glauben …« Wer denn? Einer ihrer 'NoKoFo's? Ich würge meinen Ekel hinab, sehne mich nach einem sichtbaren Steak mit zerlaufender Kräuterbutter und ordentlichen French Fries ohne Schnickschnack-Topping. Essen könnte ich selbst das jetzt nicht, mein Mund ist trocken, wie vernagelt.
Ich signalisiere mit einer kleinen Geste Herrn Zhao Magenprobleme und bestelle nur grünen Tee.
Unsere satte Sommerwiese, übersät mit blühendem Löwenzahn. Freibadwetter. Heißer Wind bringt Pollen und den Duft von trockenem Gras. Ich sitze auf meinem Campingstuhl im Schatten unserer knorzigen Eiche, Blätter rauschen, in der Hand die Tageszeitung, die mit den Fingern raschelt, auf der Ablage eine Tasse dampfender Kaffee. Die blonde Bea kommt gelaufen, barfuß, in der Hand baumelt eine Kette aus Gänseblümchen. Sie läuft zum Sonnenschirm und drapiert die Kette auf Marthas Haaren. Martha, die den schlafenden Marc auf dem Schoß hält. Und dann rennt Bea noch mal los und macht eine neue für Marc.

»Hej, Tata, ich muss dir was sagen.«
Bitte keine Beichte, denke ich nur.
»Ich möchte dir jemand vorstellen. Hab' ihn gerade angeschrieben, er kommt gleich.« Entwarnung, Halleluja.
»Oh, du hast jemanden kennengelernt?« Ich versuche, meine Erleichterung im Zaum zu halten.
»Sozusagen.« Bea lächelt verschmitzt und schnalzt zischelnd mit ihrer flatternden Zungenspitze.

Ihr Essen kommt, eine Scheibe schwabbeliges Etwas, umkränzt von Ruß. Die Sauce darunter gibt dem blassen Ganzen einen Stich lila. Bea ist in keinster Weise irritiert, piekst ihre Gabel hinein und verschlingt schmatzend das Nebelfleisch.
"Kann man echt essen, Tata."
Ich schaue suchend an die Wand, wo die Kalligraphie-Banner hängen und wünschte, ich könnte die Schriftzeichen entziffern. Bin dankbar für jede Atempause. Das eine sieht aus wie ein Drache, Schwarz auf Weiß statt Neon. Vielleicht ein Glücksdrache?

Die Doppeltür in den Gastraum schwingt auf und er kommt herein. Ich halte die Luft an. Die Teetasse knallt auf den Unterteller, als ich versuche, sie ohne Unfall abzusetzen. Er ist nackt, bis auf seine bläulichen Shorts. Und komplett transluzent, von der Fußsohle bis zu den Haarspitzen. Alles andere hat er abgelegt. Gemächlich schlendert er zu uns herüber, seine Eingeweide schaukeln gespenstisch im Rhythmus seiner Schritte. Über den Tisch hält er mir seine pulsierende Hand hin. Gelassen und ruhig. Da ist was in den milchigen Augen, das mir vertraut vorkommt.
»Ich bin Ghost.« Ich kenne die tiefe Stimme. Er ist es und gleichzeitig ist er es auch nicht. Natürlich, sein Datum! Ich kann die Tränen nicht zurückhalten und weiß doch, niemand kann die Zeit zurückdrehen. Es ist zu spät, nur ich sehe noch die Blumenkette in seinem Haar.
Die Transformation ist abgeschlossen.

 

Hi linktofink,

Ich leg mal gleich los.

Wächsern bläulich liegt ihre Hand in meiner.

Bezieht sich das wächsern auf das bläulich? Oder ist die Hand wächsern und bläulich? Dann brauchst du ein Komma. So oder so, würde ich dir empfehlen, eins der beiden Adjektive zu streichen. Ich kann mir nur zu seinem der Adjektive schwer was vorstellen, zu beiden in Verbindung dann überhaupt nihct.

Die Knochen schimmern als milchige Wolkenstränge durch die gallertartige, trübe Masse, davor zucken winzige rote Gefäße und Nervenbahnen.

Ist das eine Masse auf der Hand aufgetragen oder beschreibst du noch die Hand? Verstehe ich hier nicht.

Mir scheint ich hab den wichtigsten Teil schlicht nicht verstanden, die Einführung. Sie hat irgendwas mit ihrer Hand machen lassen, ich check aber nicht, was, und wie ich mir das vorzustellen habe.

Bea geht immer steil,

Was meinst du damit?

So gesprochen, mit heiligem Ernst,

Mit heiligem Ernst? Sagt man das so? Hab ich noch nie gehört, was ja nichts heißen muss. Ich kenn nur "bierernst".

»Mensch, Tata, sei kein Spielverderber … natürlich für immer.«

Warum Spielverderber? Er verdirbt doch gar nichts, oder? Passt für mich hier nihct.

Meine faltigen Hände zittern noch leicht,

Faltige Hände? Warte, wie alt ist denn der Protagonist überhaupt?

ordentlichen french fries

Würde ich groß schreiben, englische Wörter, aber Nomen. Und was ist überhaupt falsch an Pommes oder Pommes Frites?

Translucent also, man kann quasi "in das Fleisch hineinschauen", hab ich das richtig verstanden? Coole Sache für eine Geschichte. Leider hab ich das erst gegen Mitte/Ende des Textes verstanden.
Was mir auch fehlt, ist die Beziehung zwischen Prota und Bea. Ich vermute jetzt, nachdem ich den Text gelesen hab, dass er ihr Vater ist? Hab im Text nach Anzeichen dafür gesucht, die waren rar gesät.

Die einst blonden Haare, die ich früher so oft mit aller Vorsicht durchkämmt habe,

Das reicht mir nicht. Niemals wäre ich wegen dem Satz drauf gekommen, dass es ihr Vater ist (wenn er es denn überhaupt ist). Oder warte, es könnte ja auch die Mutter sein? Tata, hm, kann beides sein.

Ich für meinen Teil bin zum Anfang vom Text davon ausgegangen, dass der Prota genau so alt ist wie Bea. Erst bei den faltigen Händen bin ich misstrauisch geworden. Mir fehlen also in erster Linie Informationen zum Protagonisten und eine klarer Beschreibung der Translucenz. Und beim nochmal drüber lesen fällt mir auf, dass es sicherlich kein Elternteil ist, dafür passt die Sprache ja gar nicht.

Man merkt, dass du echt schreiben kannst. Einige Passagen sind echt super geschrieben. Zum Beispiel:

Die grellen Tattoos geraten durch ihr Lachen in Bewegung. Von den wenigen bunten Flecken ausgehend, die ich sehe, nimmt sie einen gigantischen Fantasiedrachen huckepack. Und der schlägt jetzt am Hals mit dem Schwanz. In seiner ganzen Größe werde ich ihn wohl nie sehen, weil er von der grünen Tank-Weste und dem orangefarbenen Velourrock verdeckt wird.

Das ist echt sehr cool geschrieben! (Vielleicht würde Drache statt Fantasiedrache reichen, man weiß ja, dass der nicht echt ist).

Tut mir leid, Linktofink, dem Text konnte ich irgendwie einfach an verschiedenen Punkten nicht folgen. Vielleicht liegt es an mir, das sollen die anderen Kommentare zeigen.

So viel von mir. Man sieht sich!

Viele Grüße,
dein Salomon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej Salomon,

Wächsern bläulich liegt ihre Hand in meiner.
Bezieht sich das wächsern auf das bläulich? Oder ist die Hand wächsern und bläulich? Dann brauchst du ein Komma. So oder so, würde ich dir empfehlen, eins der beiden Adjektive zu streichen. Ich kann mir nur zu seinem der Adjektive schwer was vorstellen, zu beiden in Verbindung dann überhaupt nihct.
Lieber Salomon, ich brauche schon beide Adjektive, um die transluzente Hand zu beschreiben. Dein Unverständnis ist mMn sehr subjektiv, denn beide funktionieren bei einer transluzenten Hand. Mit dem Komma hast du recht, werde ich ändern.

Die Knochen schimmern als milchige Wolkenstränge durch die gallertartige, trübe Masse, davor zucken winzige rote Gefäße und Nervenbahnen.
Ist das eine Masse auf der Hand aufgetragen oder beschreibst du noch die Hand? Verstehe ich hier nicht.
Ich beschreibe die Sicht in die Hand wie durch gefrostetes Glas. Transluzenz heißt ja Lichtdurchlässigkeit, hier jedoch geht es um den künstlich hergestellten Effekt, dass z.B. Knochen durch Haut schimmern.

Mir scheint ich hab den wichtigsten Teil schlicht nicht verstanden, die Einführung. Sie hat irgendwas mit ihrer Hand machen lassen, ich check aber nicht, was, und wie ich mir das vorzustellen habe.
Da möchte ich erst mal warten, ob das noch anderen so geht. ;)

Bea geht immer steil,
Was meinst du damit?
Kommt immer sofort zum Punkt, ist sehr direkt, geht keinen Umweg, sondern immer steil drauf zu.

So gesprochen, mit heiligem Ernst,
Mit heiligem Ernst? Sagt man das so? Hab ich noch nie gehört, was ja nichts heißen muss. Ich kenn nur "bierernst".
Ich kenne das so für Bekenntnisse oder Versprechen, die mit heiligem Ernst formuliert werden. Bierernst ist keine ernstgemeinte Alternative, oder?

Meine faltigen Hände zittern noch leicht,
Faltige Hände? Warte, wie alt ist denn der Protagonist überhaupt?
Der Prot. ist ihr Vater

ordentlichen french fries
Würde ich groß schreiben, englische Wörter, aber Nomen. Und was ist überhaupt falsch an Pommes oder Pommes Frites?
Muss die Geschichte in Deutschland spielen? Ich finde nicht.

Translucent also, man kann quasi "in das Fleisch hineinschauen", hab ich das richtig verstanden? Coole Sache für eine Geschichte. Leider hab ich das erst gegen Mitte/Ende des Textes verstanden.
Yes, hast du und das ist auch nicht so einfach, weil in der Story der Begriff "translucent" für den im BTL-Shop künstlich hervorgerufenen Effekt steht, der entgegen der einfachen Lichtdurchlässigkeit die erweiterte Sicht in Körperteile hinein erlaubt.

Was mir auch fehlt, ist die Beziehung zwischen Prota und Bea. Ich vermute jetzt, nachdem ich den Text gelesen hab, dass er ihr Vater ist? Hab im Text nach Anzeichen dafür gesucht, die waren rar gesät.
Die einst blonden Haare, die ich früher so oft mit aller Vorsicht durchkämmt habe,
Das reicht mir nicht. Niemals wäre ich wegen dem Satz drauf gekommen, dass es ihr Vater ist (wenn er es denn überhaupt ist). Oder warte, es könnte ja auch die Mutter sein? Tata, hm, kann beides sein.
Lieber Salomon, Tata ist in Osteuropa die kindersprachliche Koseform für Vater. Ich kenn es genauso verwendet aus Südtirol. Sorry, aber Vati passte mir ebenso wenig wie Papa. Dennoch sollte Tata eindeutig genug sein.

Und beim nochmal drüber lesen fällt mir auf, dass es sicherlich kein Elternteil ist, dafür passt die Sprache ja gar nicht.
Woher nimmst du das? Es gibt 20-jährige, die denken und reden wie 50-jährige und anders herum. Bei der wenigen wörtlichen Rede könntest du es höchstens am "Jo" festmachen, der Rest ist keine Jugendsprache. Und selbst das Jo ist an dieser Stelle nicht kritisch.

Man merkt, dass du echt schreiben kannst. Einige Passagen sind echt super geschrieben.
Thanx

Tut mir leid, Linktofink, dem Text konnte ich irgendwie einfach an verschiedenen Punkten nicht folgen. Vielleicht liegt es an mir, das sollen die anderen Kommentare zeigen.
Jo, da bin ich auch gespannt

Peace, Linktofink

AWM

Eigentlich hat mir dein Text sehr gut gefallen. Hast du super geschrieben und auch das Thema finde ich interessant. Super Titel. Da gibt es viel zu holen in dieser Bodymod-Welt; kennst du vielleicht den Film "American Mary"?. Empfehle ich dir hiermit
Oh danke, bis auf das eigentlich. Ne, den Film kenne ich nicht, bin auch nicht der Megaspezialist. ;)

Habe noch nie gesehen, dass einer Noop schreibt und nicht Noob. Habe es dann gegoogelt und es scheint beides zu gehen. Trotzdem ist meiner Erfahrung nach Noob weit geläufiger.
Hab meinen Sohn gefragt :D

Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass du nicht so richtig weißt, wo du mit dem Text hinwillst.
Kannst du die Stelle festmachen und herausschälen, woran das liegt?

Gerade das Ende fand ich enttäuschend. Das liegt zum einen daran, dass dein Protagonist nur sagt, er sei zu alt für "diese" Welt, anstatt eine Gegenposition zu entwickeln, lamentiert er nur.
Er lamentiert nicht, sondern ist einfach satt von dem, was aus seiner Welt geworden ist. Er bemüht sich um seine Tochter, hat jedoch verständnismäßig den Anschluss verpasst.

Zudem ist "diese Welt" in dieser extremen Form ja weit davon entfernt, Mainstream zu sein. Er könnte sich ihr ja entziehen, wenn er wollte.
Das sehe ich anders, denn seine geliebte Tochter ist Teil dieser Welt und sie entgleitet ihm durch ihre zunehmende Modifizierung.

Das zweite Problem ist, dass ich deinen Protagonisten als gleichaltrig eingeschätzt habe, weshalb die fehlende Entwicklung einer Gegenposition zu einer Welt, in der jeder uniform nonkonform sein möchte, noch mehr ins Gewicht fällt.
Ok, wenn nicht rüberkommt, dass er ihr Vater ist, muss ich das früher verdeutlichen.

Im Grunde ist das Ende etwas abgeschmackt und konservativ im negativen Sinne.
Hast du eine Idee? Einen konkreten Verbesserungsvorschlag? Ich bin mit dem Ende auch nicht wirklich happy, habe aber leider keinen Clou.

Peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo linktofink,

beim ersten Lesen habe ich einfach überhaupt nichts verstanden. Aber das liegt an meinem Alter und der Entfernung zu dieser Welt, die ja auch deinem Protagonisten sehr fern ist, mit der er aber konfrontiert wird, weil die eigene Tochter Bestandteil davon ist. Ich musste erst Google bemühen, um einen Schimmer davon zu haben, was mir hier eigentlich vermittelt wird. Und immer noch verstehe ich Stellen wie diese nicht:

Ihre Brust wie eine rauchgefüllte Seifenblase. Darunter wieder weiße Strangwolken, das Rippengatter. Durch die Lücken erkenne ich dahinter fingerdicke Arterien und Venen, an denen das pochende Herz aufgehängt scheint. Angedeutet im dicken bläulichen Nebel.
Was ist da passiert? Ich nehme es mal einfach so als eine weitere Zutat hin, die mir deutlich macht, dass sich die Tochter in eine Welt begeben hat, die auch der Vater nicht begreifen kann.

Und das ist wohl das Thema deiner Geschichte: ein Vater, der sich bemüht, seiner Tochter in ihrer Andersartigkeit mehr oder weniger wertneutral zu begegnen.

Wie auch bei deinen beiden anderen Texten erreicht dieses Von-außen-Betrachten der Protagonisten und des Geschehens auch diesmal in erster Linie meinen Verstand, emotional berührt er mich nur, wenn ich mich nach dem Lesen in die Sache selbst hineindenke.
Ich erlebe die Tochter, für die ihre Körperwelt etwas Normales geworden ist, über das man sogar Witze machen kann, und ich erlebe einen Vater, der versucht, diese neue ‚Normalität’ seiner Tochter nachzuvollziehen. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob er sich zu dieser Coolness nur deshalb zwingt, um die verlorengegangene Bindung zu seiner Tochter wiederzufinden? Die Motivation seines Handelns thematisierst du nicht.

Wie sehr ihn die ganze Sache mitnimmt, schimmert nur an wenigen Stellen wirklich durch:

Jetzt muss ich doch nach Luft schnappen,...
Meine gebrauchten Hände zittern noch leicht, erhalten keine Gelegenheit zur Beruhigung,
Dabei halte ich die ‚gebrauchten’ Hände für ein Accessoire, das ich in deiner Geschichte nicht zuordnen kann.

Dein Text macht mich zum Begleiter dieser beiden. Beinahe ebenso wie der Vater werde auch ich zum neutralen Betrachter dieses Wesens mit der gespaltenen Zunge und den Piercings, Tattoos und Translucentigkeiten. Wobei das beim Vater wohl eher die Haltung ist, zu der er sich zwingt.

Am Ende lieferst du den Ansatz einer Erklärung: Die Mutter ist gestorben.

Sprachlich liest sich das wie immer gut. Und auch inhaltlich ist das eine interessante Aufbereitung des Themas.
Nur hält mich die beinahe durchgängige Außensicht doch sehr stark auf Distanz. Vielleicht hätte ich mir in dieser Szene mehr Innenschau des Vaters gewünscht, mehr Charakteristik seiner Person, mehr Ambivalenz seines Verhaltens. Mehr von dem hier:

linktofink schrieb:
Er lamentiert nicht, sondern ist einfach satt von dem, was aus seiner Welt geworden ist. Er bemüht sich um seine Tochter, hat jedoch verständnismäßig den Anschluss verpasst.
und dem:
linktofink schrieb:
...denn seine geliebte Tochter ist Teil dieser Welt und sie entgleitet ihm durch ihre zunehmende Modifizierung.

Ebenso, wie ich mir auch mehr von der Tochter gewünscht hätte. Sie bleibt fast durchgängig lediglich Repräsentant ihrer Gruppe, wird nur in der kurzen humorvollen Bemerkung zum Individuum.

Wenn ich mich als Leser einmal von der Fremdartigkeit der geschilderten Einzelheiten gelöst habe, entwickelt sich ein lesenswerter Text über eine Vater-Tochter-Beziehung. Du solltest dich aber einmal fragen, ob sich aus diesem Ansatz nicht mehr hätte machen lassen. Ich habe das Gefühl, dass du das Potential der Thematik mit dieser kurzen eher deskriptiven Szene noch nicht voll ausgeschöpft hast. Zumal du am Ende mit der Erwähnung der Mutter einen ganz neuen Zusammenhang andeutest.
Deinen Kommentaren entnehme ich allerdings, dass es dir recht schwer fällt, dich von deinem einmal konzipierten und hergestellten Text zu lösen. :D

Noch ein paar kleine Anmerkungen:

Zu zwei schwarzen Schnecken, die wirkten (wirken)wie Abschussmechanismen für die stacheligen Stab-Ohrringe darunter.
Ich versuche, die bange Hoffnung auf Verneinung aus meiner Stimme zu verdrängen.
Ich kann verstehen, dass dir dieser Satz gefällt. Nur gebraucht hätte es ihn mMn nicht.

Sie klappt die Weste zu, als wäre es das normalste der Welt.
Ist das nicht eine Substantivierung?

ohne irgendein Scheiss(ß)-Topping.
Campingstuhl im Schatten einer knorzigen Eiche
Sagen die Schweizer wohl so. Ich hätte 'knorrig' geschrieben.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo linktofink,

gestern Abend habe ich angefangen, was zu deinem Text zu schreiben. Dann kamen tausend Dinge dazwischen. Inzwischen hast du schon das eine oder andere erklärt und ich kann darauf aufbauen.

Bea geht immer steil

Nee, also bitte, der Satz hatte einen Unfall, den würde ich wirklich nochmal überdenken! Was darf ich mir darunter denn vorstellen???

ihre 'Red Devil'-Linsen starren mich an

Was’n das? Das ist ganz witzig bei deinem Text, dass ich immer überlege, ob es das in echt gibt und ich das nur nicht kenne, oder ob du dir das gerade eben ausgedacht hast. (Habe übrigens junge Arbeitskolleginnen, die mir beim Mittagessen erzählen, dass sie sich fünf Stunden lang haben tätowieren lassen, davon Kopfweh und Fieber bekamen und das okay finden …)

Zu zwei schwarzen Schnecken, die wirkten wie Abschussmechanismen für die stacheligen Stab-Ohrringe darunter.

Warum hier Präteritum? Tippfehler oder Relikt!

Ich würge meinen Ekel hinab, sehne mich nach einem sichtbaren Steak mit zerlaufender Kräuterbutter und ordentlichen french fries ohne irgendein Scheiss-Topping.

French Fries würde ich groß schreiben und den Scheiß weglassen.

auf der Ablage eine Tasse dampfenden Kaffees.

Zum Duktus deiner Geschichte würde es besser passen, das letzte S wegzulassen, also: eine Tasse dampfenden Kaffee.

»Mensch, Tata

War mir auch nicht klar, hab mich gestern gefragt, ob das ein Name ist. Als Name übrigens auch nicht wirklich sexy, if you know what I mean.

Sie lacht, zeigt ihre gespaltene Zunge, an die ich mich nie gewöhnen werde.
Im letzten Absatz habe ich gedacht, er träumt davon, dass sie wieder natürlich wäre. Mit der gespaltenen Zunge haut mich das total raus. Dein Icherzähler erscheint mir zu passiv.

Also, ich finde, du beschreibst sehr plastisch. Das gefällt mir wirklich gut! Aber da fehlt noch was. Mir war ebenfalls nicht klar, dass da der Herr Papa zu mir spricht, ich habe bei den faltigen Händen auch gestutzt. Und ich glaube auch, dass hier das Problem der Story liegt bzw. der Schlüssel für den gesuchten Twist. Diese Gefühle von Eltern, angesichts dessen, was der Nachwuchs in der schönen neuen Welt so mit seinem Body veranstaltet, das ist einfach total unspektakulär. Unser Gejammer wird den meisten nur ein müdes Schulterzucken entlocken.
Ich fände es reizvoller, wenn er ihr Partner wäre und das mehr so Richtung Horror gehen würde. Erst verliebt und dann entgleitet sie ihm, wird langsam zum Borg, so in der Art.

Okay, ein Blick auf die Uhr, muss jetzt Schluss machen!

Viele Grüße
Anne

 

Hej linktofink,

als ich gestern die Geschichte las, war ich komplett ambivalent eingestellt, mehr so gefühlsmäßig. Ich war nicht in der Lage, es festzumachen. Heute morgen fiel es mir auf, woran es liegen könnte.

Du gibst dir viel Mühe, einen realistischen, zeitgenössischen Ton und Dialog aufzubauen. Die Thematik ist außergewöhnlich, die Stimmung dazu nett und lieb, als würden sie über die blaugefärbten Haare einer Pubertierenden reden. Es gibt kein Für, kein Wider, es gibt es ein „isso“ und ein leichtes Jammern.
Die Sprache der Tochter klingt dem Vater vertraut gegenüber ( mir war auch erst spät klar, dass es sich um den Vater handeln könnte, dadurch, dass du ihn auch noch mit Tata verfremdest, kommt es mir vor, dass es auch gar nicht deutlich sein soll, ich tippte dann einfach auf einen Bruder mit großem Altersunterschied, auch weil so megatolerant reagiert)
Das ist völlig okay. Ich mag den Papa und seine dadurch gezeigte, bedingslose Liebe zu seiner Tochter. Die Sprache zwischen den beiden geht klar, er ist bemüht, sie zu verstehen, markiert keinen Erzieher mehr, respektiert sie.

ABER: es handelt sich um eine krasse Verwandlung, um irreversible Vorgänge, extreme Eingriffe (mir fehlen die implantierten Hörner auf der Stirn ;)) und mit dem latent belanglosen Ton, vermischt mit dem Humor und Verharmlosung, komme ich nicht klar auf dieser Distanz einer Erzählung.
Was muss passieren, damit aus der süßen, kleinen, blonden Tochter, die sich von Papi einst die Haare vorsichtig kämmen ließ, eine Außenseiterin wird, die sich entstellt und nix bei findet, die scheinbar nicht mal aufbegehren will? Mir fehlt die Motivation. Deswegen nehme ich diese Konstellation der beiden zur Kenntnis, denke, joa, hab ich schon von gehört, schockt mich jetzt nicht so, weil ... wayne. Was jucken die mich. Weißt? Und der Vater nutzt ja nicht einmal seinen Humor, um seinen innere Ablehnung nicht zuzugeben, sondern er denkt ja weiter, wenn er über anderes, wie zum Beispiel den chinesischen Restaurantbesitzer spricht.

An der Wand hängt ein Fisch auf Holzbrett, der zappelt, als wir daran vorbeigehen und dazu schnell etwas Chinesisches faselt. Fast rechne ich damit, dass die Fische sich unterhalten.
Wir sitzen noch nicht ganz, als Herr Zhao herandackelt und zwei Tablets verteilt, auf deren zerkratzten Displays die Speisen in Endlosschleife vorbeiziehen.

Ich kann den Vater sehr schlecht einschätzen, er bekommt eine verschwommene Kontur. Kommt mit einer derart auffälligen Tochter in ein Restaurant und registriert auf ab- und überschätzende Weise die Einrichtung eines Imbisses und den Gang eines Mannes.

War dieser Komiker, der Papa, der ewig wohlwollende Vater der Grund für Beas krasses Aufbegehren? Wenn ja, müsste das deutlicher werden, müsste sie zumindest einen Satz darüber verlieren, wie haltlos sie sich vielleicht gefühlt hat, mit einem Vater wie ihm, der alles abnickt, was die Tochter macht. Es fehlt der berühmte Konflikt. Der IST-Zustand ist leicht ... boring, um in der Sprache der Geschichte zu bleiben.

Meine gebrauchten Hände zittern noch leicht,

Was soll mir das denn sagen? Dass es ungebrauchte Hände gibt? Dass er ein Arbeiter ist? Das wäre gut, aber es funktioniert auf diese zynische Weise nicht bei mir.

Sie läuft zum Vorzelt und legt die Kette auf Marthas Haare. Martha, die schon lange nicht mehr ist. Bea schnalzt mit ihrer flatternden Zungenspitze. Mir schwindelt.

WTF ist Martha? Und mit diesen achtlos hingeworfenen Sätzen zum Abschluss willst du mir jetzt aber nicht allen Ernstes mitteilen, dass Martha die viel zu früh verstorbene schöne Mutter ist, die einen überforderten, alleinerziehenden Vater und eine traumatisierte Tochter hinterlassen hat? So, mein lieber, linktofink kannst du mich Leserlein nicht abfertigen.
Da bin ich raus. ;)

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo barnhelm,

Danke für deinen sehr inhaltlichen comment, du hast bis in die Tiefe gelesen. Ich nehme direkt Bezug:

beim ersten Lesen habe ich einfach überhaupt nichts verstanden. Aber das liegt an meinem Alter und der Entfernung zu dieser Welt, die ja auch deinem Protagonisten sehr fern ist, ...
Liegt mir naturgemäß auch fern, ich denke, wir liegen altersmäßig nicht weit auseinander. Piercing und Tattoo werden von meinen Pubertierchen zuhause an mich herangetragen und fordern meine Stellungnahme.

Und immer noch verstehe ich Stellen wie diese nicht:
Ihre Brust wie eine rauchgefüllte Seifenblase. Darunter wieder weiße Strangwolken, das Rippengatter. Durch die Lücken erkenne ich dahinter fingerdicke Arterien und Venen, an denen das pochende Herz aufgehängt scheint. Angedeutet im dicken bläulichen Nebel.
Was ist da passiert? Ich nehme es mal einfach so als eine weitere Zutat hin, die mir deutlich macht, dass sich die Tochter in eine Welt begeben hat, die auch der Vater nicht begreifen kann.
Vielleicht hätte ich Fantasy taggen sollen, denn da gibt es rational nichts zu begreifen. Ich beschreibe (oder versuche zu ... beschreiben) eine neu entdeckte Methode, einzelne Körperteile halbdurchsichtig zu machen.

Und das ist wohl das Thema deiner Geschichte: ein Vater, der sich bemüht, seiner Tochter in ihrer Andersartigkeit mehr oder weniger wertneutral zu begegnen.
Volltreffer, genau das ist es.

Wie auch bei deinen beiden anderen Texten erreicht dieses Von-außen-Betrachten der Protagonisten und des Geschehens auch diesmal in erster Linie meinen Verstand, emotional berührt er mich nur, wenn ich mich nach dem Lesen in die Sache selbst hineindenke.
Das ist - auch wenn du es vielleicht nicht so meinst - für mich erst einmal positiv, denn es entspricht mir als Person. Als Maler liegt mir Edward Hopper näher als Renoir. Ich hab´s nicht so mit Drama und Überschwang der Gefühle.

Ich erlebe die Tochter, für die ihre Körperwelt etwas Normales geworden ist, über das man sogar Witze machen kann, und ich erlebe einen Vater, der versucht, diese neue ‚Normalität’ seiner Tochter nachzuvollziehen. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob er sich zu dieser Coolness nur deshalb zwingt, um die verlorengegangene Bindung zu seiner Tochter wiederzufinden? Die Motivation seines Handelns thematisierst du nicht.
Wieder Volltreffer, du hast seine Motivation genau beschrieben, er will seine Tochter nicht verlieren.

Dabei halte ich die ‚gebrauchten’ Hände für ein Accessoire, das ich in deiner Geschichte nicht zuordnen kann.
ok, Handlungsbedarf, hatte erst faltige da stehen, ich schau mal.

Dein Text macht mich zum Begleiter dieser beiden. Beinahe ebenso wie der Vater werde auch ich zum neutralen Betrachter dieses Wesens mit der gespaltenen Zunge und den Piercings, Tattoos und Translucentigkeiten. Wobei das beim Vater wohl eher die Haltung ist, zu der er sich zwingt.
Am Ende lieferst du den Ansatz einer Erklärung: Die Mutter ist gestorben.
Wieder liegst du mit allem richtig.

Wenn ich mich als Leser einmal von der Fremdartigkeit der geschilderten Einzelheiten gelöst habe, entwickelt sich ein lesenswerter Text über eine Vater-Tochter-Beziehung. Du solltest dich aber einmal fragen, ob sich aus diesem Ansatz nicht mehr hätte machen lassen. Ich habe das Gefühl, dass du das Potential der Thematik mit dieser kurzen eher deskriptiven Szene noch nicht voll ausgeschöpft hast. Zumal du am Ende mit der Erwähnung der Mutter einen ganz neuen Zusammenhang andeutest.
Danke Barnhelm, das gibt mir Mut weiter in diese Richtung zu arbeiten.

Deinen Kommentaren entnehme ich allerdings, dass es dir recht schwer fällt, dich von deinem einmal konzipierten und hergestellten Text zu lösen.
Bei 'Mindfuck' hatte ich das Problem, ja. Das hing damit zusammen, dass ich die Kritik nicht nachvollziehen konnte, bzw. die Kritik sich auf meinen Stil zu schreiben bezog und da gibt es Dinge, die ich nicht ändern möchte, weil sie mir entsprechen.
Ansonsten: nein, im Gegenteil. Bei 'Nacimiento del Mal' bist du relativ spät eingestiegen, da hatte ich nach berechtigten Kritiken von TeddyMaria, hell und zigga die Story schon komplett neu gestrickt. Und - auch dank deiner Intervention - spät den Schluss noch umgedreht. Am Ende waren ganze 4/5 neu geschrieben - hard work! Auch bei 'Fagus Sylvatica' und 'Der Riss' habe ich ähnlich radikale Veränderungen vorgenommen.

Vielen Dank für die inhaltliche Auseinandersetzung. Gerade das (nicht ausgeschöpfte) Potential der Vater/ Tochter- Beziehung bringt mich zum Nachdenken.

Peace, linktofink


¡Hola! Anne 49,

Danke für deinen Besuch.

Zitat von linktofink
Bea geht immer steil
Nee, also bitte, der Satz hatte einen Unfall, den würde ich wirklich nochmal überdenken! Was darf ich mir darunter denn vorstellen???
:lol: Ok, ich knicke vor deiner lauten Kritik ein und schreibe was Anderes.

Ihre 'Red Devil'-Linsen starren mich an
Was’n das? Das ist ganz witzig bei deinem Text, dass ich immer überlege, ob es das in echt gibt und ich das nur nicht kenne, oder ob du dir das gerade eben ausgedacht hast.
Schön, ich stifte gerne Verwirrung! Google mal, die gibt's es wirklich ...

Warum hier Präteritum? Tippfehler oder Relikt!
Yes, Zeitenänderungsrelikt.

Den folgenden Kleinkram ändere ich, merci.

Im letzten Absatz habe ich gedacht, er träumt davon, dass sie wieder natürlich wäre. Mit der gespaltenen Zunge haut mich das total raus. Dein Icherzähler erscheint mir zu passiv.
Möglicherweise läuft das Lesen mit der anfänglichen Vaterschaftsklarstellung anders?

Also, ich finde, du beschreibst sehr plastisch. Das gefällt mir wirklich gut!
Danke, das Visuelle, Plastische ist meins.

Diese Gefühle von Eltern, angesichts dessen, was der Nachwuchs in der schönen neuen Welt so mit seinem Body veranstaltet, das ist einfach total unspektakulär. Unser Gejammer wird den meisten nur ein müdes Schulterzucken entlocken.
Ich fände es reizvoller, wenn er ihr Partner wäre und das mehr so Richtung Horror gehen würde. Erst verliebt und dann entgleitet sie ihm, wird langsam zum Borg, so in der Art.
Puh, vielleicht liegt da der Schlüssel zu dem, was auch Barnhelm meint. Ob Vater oder Geliebter, ich muss tiefer gehen.

Danke für die konkrete Anregung.

¡Saludos!, Linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo linktofink

Ich finde, du machst zu wenig aus deiner Idee. Das Thema ist ja an sich schon mal spannend und wird viele Leser ansprechen. Du kannst gut schreiben. Desweitern hast du einige gute Einfälle, wie das konkret aussehen könnte. Gespaltene Zunge, Tattoos und natürlich deine Hauptidee. Passt alles.

Für mich bleibt der Text auf der Ebene des "Sich-Ausmalens". Der Leser wird beinahe auf die selbe Art mit diesen Errungenschaften der Körpergestaltung konfrontiert wie der Vater in deiner Geschichte: Er erfährt, was es da so alles geben könnte. Als Leser erfahren wir zudem, dass dies alles dem Vater etwas suspekt ist. So far, so good.

Aber wo ist die Geschichte? Nimm an, die Transluzenz wäre durch ein einfaches Tattoo ersetzt, die Geschichte dafür in die Vergangenheit verlagert: Würde sich etwas Wesentliches ändern? Ich finde nicht. Du bringst ein trendiges Thema aufs Tapet, aber eine echte thematische Auseinandersetzung findet in meinen Augen nicht statt, da gibt es keinen spannenden Konflikt.
Das liegt auch daran, dass die Transluzenz auf der selben Ebene bleibt wie ein normales Tattoo - als besonderer Körperschmuck. Konkret lässt sich das zum Beispiel daran erkennen, dass der Vater eine ähnliche Frage stellt, wie es vielleicht der 60er-Jahre Vater angesichts eines Tattoos getan hätte: "Bleibt das für immer?"
In deinem Text wird die Frage, wie sich das Verhältnis des Menschen zu seinem Körper in Zukunft grundsätzlich verändern könnte, kaum tangiert. Enhancement ist eine wirklich spannende Sache, voller moralischer Fragen und möglicher Konflikte. Dein Text leistet dazu in meinen Augen keinen Beitrag. Dazu ist er zu kofliktarm, die Idee der Transluzenz nicht in einen Handlungszusammenhang eingewoben und insgesamt zu oberflächlich abgehandelt. Schade.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hej Kanji,

Vielen Dank für deinen Besuch,

Du gibst dir viel Mühe, einen realistischen, zeitgenössischen Ton und Dialog aufzubauen. Die Thematik ist außergewöhnlich, die Stimmung dazu nett und lieb, als würden sie über die blaugefärbten Haare einer Pubertierenden reden. Es gibt kein Für, kein Wider, es gibt es ein „isso“ und ein leichtes Jammern
Nun denn, das sehe ich ein bissl anders. Für mich ist das ein sehr ungleiches Vater/Tochter-Verhältnis, das weder lieb noch nett ist. Der Prota gibt sich alle Mühe, das Seil zur der Insel, auf der seine Tochter wegdriftet, nicht zu zerreißen. Deshalb scheut er die offene Konfrontation, denn er kann sie nur verlieren.

Das ist völlig okay. Ich mag den Papa und seine dadurch gezeigte, bedingslose Liebe zu seiner Tochter. Die Sprache zwischen den beiden geht klar, er ist bemüht, sie zu verstehen, markiert keinen Erzieher mehr, respektiert sie.
Seine einzige Chance ...

ABER: es handelt sich um eine krasse Verwandlung, um irreversible Vorgänge, extreme Eingriffe (mir fehlen die implantierten Hörner auf der Stirn ) und mit dem latent belanglosen Ton, vermischt mit dem Humor und Verharmlosung, komme ich nicht klar auf dieser Distanz einer Erzählung.
Für mich sind es kein richtiger Humor und keine richtige Verharmlosung sondern Äußerungen einer erlebten 'bitter sweet symphony'.

Was muss passieren, damit aus der süßen, kleinen, blonden Tochter, die sich von Papi einst die Haare vorsichtig kämmen ließ, eine Außenseiterin wird, die sich entstellt und nix bei findet, die scheinbar nicht mal aufbegehren will?
Ich sehe sie nicht als Außenseiterin. Überhaupt nicht.
Heute sind 30% aller Deutschen tätowiert, ohne dass sich irgendjemand großartig daran stört (außer älteren Leuten und Behörden). Die Story ist in der nahen Zukunft angesiedelt ('Translucence' muss erst einmal entdeckt werden), wo all dies noch normaler ist als heute schon (außer für ältere Leute und Behörden).

Ich kann den Vater sehr schlecht einschätzen, er bekommt eine verschwommene Kontur. Kommt mit einer derart auffälligen Tochter in ein Restaurant und registriert auf ab- und überschätzende Weise die Einrichtung eines Imbisses und den Gang eines Mannes.
Die Tochter ist wie gesagt gar nicht so exotisch und der Prota schwebt auf einer erzwungenen Wolke ironischer Gelassenheit, bis es nicht mehr geht.

Meine gebrauchten Hände zittern noch leicht,
Was soll mir das denn sagen? Dass es ungebrauchte Hände gibt? Dass er ein Arbeiter ist? Das wäre gut, aber es funktioniert auf diese zynische Weise nicht bei mir.
Zynisch heißt: "auf grausame, den Anstand beleidigende Weise spöttisch" oder "eine gefühllose, mitleidlose, menschenverachtende Haltung zum Ausdruck bringend ..." (Duden). Nee, zynisch ist das sicher nicht, auch kein Arbeiter-Bashing (bin selbst Handarbeiter), sondern eher eine beiläufige, selbstironische Äußerung. Dennoch: die 'gebrauchten' Hände mache ich wieder zu 'faltigen'.

WTF ist Martha? Und mit diesen achtlos hingeworfenen Sätzen zum Abschluss willst du mir jetzt aber nicht allen Ernstes mitteilen, dass Martha die viel zu früh verstorbene schöne Mutter ist, die einen überforderten, alleinerziehenden Vater und eine traumatisierte Tochter hinterlassen hat? So, mein lieber, linktofink kannst du mich Leserlein nicht abfertigen.
Da bin ich raus.
Ok, nehme ich so hin ;) und sage dir nur, dass ich von deinen Vorrednern ähnliche Rückmeldung erhalten habe und noch mal in Klausur gehe und das Ding überwerkel.

Peace, linktofink


Hallo AWM again,

Wenn ich einen Punkt festmachen muss, dann würde ich die "Wollen wir was essen-Stelle" nehmen.
Du hast recht, da war ein Break, ich dachte, ich hätte den Anschluss wieder gefunden.

Ich finde dass du das, was du bei meiner "gelben Blume" kritisiert hast, hier in extremer Form betreibst. Die Geschichte startet gut und ist ziemlich abgefahren und auch die Ideen wie die Bodymods aussehen sind grotesk und cool. Und dann kommt so ein "Früher war alles besser-Ende" (etwas polemisch ausgedrückt). Dachte das geht noch voll ab, aber die Geschichte wird dann sehr antiklimatisch und das Ende einfach enttäuschend, weil es dem tollen Davor nicht gerecht wird.
Ja, das stimmt, aber wenn du dir meinen comment genau anschaust, siehst du, dass ich nicht einfach meckere, sondern dir einen ganz neuen Weg aufzeige und schreibe it´s up to you.

Hier mein Originalkomm.:

Etwas gestört hat mich das belehrende, parabelhafte der Story. Gerade am Ende hast du so viele Möglichkeiten und du entscheidest dich für das moralische Keulchen über Standhaftigkeit. Hmmm.
In meinem Kopf lief sofort der Film (ähnlich wie bei Rappi), dass der Panzer mit Simon am Steuer zum Leben erweckt wird, als fantastische Traumsequenz. Dass er das Ding über die Wiese steuert und seinen Rachegelüsten, die er als Mobbingopfer haben muss, freien Lauf lässt. Und dass ihn das verändert, er seine Stärke entdeckt und die Opferrolle hinter sich lässt. Und dann findet er den Notausstieg, steht auf und geht langsam und ganz bewusst über die Wiese mit geradem Rücken, in der Hand die gelbe Blume.
Für mein Gefühl sehr konstruktiv, auch wenn du es nicht gebrauchen konntest. Würde mir manchmal wünschen, dass ein anderer Schreiberling seinen Clou zu der Story weiterreicht, wenn er einen hat (ist nicht als Vorwurf gemeint).

Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass sich sein Bedauern eigentlich nur auf Äußerlichkeiten bezieht. Das macht deinen Protagonisten nicht wirklich sympathisch.
Das sehe ich ein bissl anders. Er bedauert den drohenden Verlust der Bindung zu seiner Tochter.
... blonden Haare, die ich früher so oft mit aller Vorsicht durchkämmt habe.
Ihre Augen waren für mich einmal ein offenes Buch – als es 'Red Devil' noch nicht gab
und nimmt die veränderten Äußerlichkeiten zwangsläufig hin, muss sie als Teil ihrer Veränderung akzeptieren, um sie nicht zu verlieren.

Peace und Danke dir,

linktofink

 

Hej linktofink,

deine Rückmeldung hat mich ziemlich irritiert. Und das möchte ich dir weitergeben.

ihre 'Red Devil'-Linsen starren mich an. Die schmal rasierten Augenbrauen werden flankiert von Piercings und implantierten Mini-Hörnern.

Ich sehe sie nicht als Außenseiterin. Überhaupt nicht.
:confused: Das findest du.
Aber für dich schreibst du die Geschichte ja nicht, sondern für mich und ich finde das extrem weird, my dear linktofink, den Eindruck musst du mir Leserlein schon gestatten.

Für mich sind es kein richtiger Humor und keine richtige Verharmlosung sondern Äußerungen einer erlebten 'bitter sweet symphony'.

Aber naja, für mich ist es eine Form von Humor. :confused:

Die Story ist in der nahen Zukunft angesiedelt ('Translucence' muss erst einmal entdeckt werden), wo all dies noch normaler ist als heute schon (außer für ältere Leute und Behörden).

Oha, das behauptest du, was normal ist und was nicht? Ich denke nicht, dass deine Protagonistin für Anfang Zwanzigjährige ein normales Bild bietet. Der tag ist dann aber auch schon irritierend. SF oder Fantasy wäre angemessen, denkst du nicht?

Die Tochter ist wie gesagt gar nicht so exotisch und der Prota schwebt auf einer erzwungenen Wolke ironischer Gelassenheit, bis es nicht mehr geht.

Das habe ich leider nicht herauslesen können.

Zynisch heißt: "auf grausame, den Anstand beleidigende Weise spöttisch" oder "eine gefühllose, mitleidlose, menschenverachtende Haltung zum Ausdruck bringend ..." (Duden). Nee, zynisch ist das sicher nicht, auch kein Arbeiter-Bashing (bin selbst Handarbeiter), sondern eher eine beiläufige, selbstironische Äußerung. Dennoch: die 'gebrauchten' Hände mache ich wieder zu 'faltigen'.

Du bist ein bißchen auf Krawall gebürstet, spüre ich das recht :hmm: und nimmst meinen Leseeindruck, der entstanden ist, weil du schreibst, wie du es tust, nicht an. Okay. Aber das macht meinen Eindruck nicht ungeschehen. Was du mir hier erklärst, habe ich in dieser Form eben nicht erkannt.

Es tut mir leid, wenn dir mein Eindruck nicht nützlich war und er dich verärgert hast.

Friede, Kanji

 

Hi linktofink,

Ich bins nochmal. Vielleicht hab ich dann einfach den Text nur nicht verstanden, weil ich nicht genau wusste, was translucent bedeutet. Möglicherweise hätte sich der Text dann ganz anders gelesen. Dass allerdings nicht klar hervorgeht, dass der Protagonist der Vater ist, dabei bleibe ich. Ich hab ja im letzten Kommentar schon darüber gerätselt. AWM, du bist also nicht der einzige. Ah, aber gerade seh ich, dass du den ersten Satz schon dementsprechend abgeändert hast. Sehr gut!

So viel von mir.
Viele Grüße,
dein Salomon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey linktofink,


Ich steige gleich mal ein:


»Am Anfang ist es noch strange, Dad«, sagt Bea. Ich habe zwar gehört, dass die Knochen dabei sichtbar werden, doch glauben kann ich es erst, als ich es mit eigenen Augen sehe. Bläulich liegt ihre Hand in meiner. Wächsern. Obwohl die Temperatur unverändert bleibt, wie sie versichert, fühlt es sich auf meiner Hand an wie nasser Fisch. Die Knochen schimmern als milchige Wolkenstränge durch die gallertartige, trübe Masse, davor zucken winzige rote Gefäße und Nervenbahnen.
Finde ich gut, dass du jetzt gleich klarmachst, dass es der Vater ist, der mit dieser speziellen Körpermodifikation konfrontiert wird. Ich hab' das gestern auch nicht auf Anhieb geschnallt.
Für mein Empfinden sehe ich bei den nachfolgenden Sätzen noch Verbesserungspotential. Die sichtbaren Knochen z. B. Schon klar, was du meinst, ich störe mich allerdings daran, mir drängt sich immer kurz die Frage auf, ob Knochen denn auch unsichtbar sein können. Klar, mit Haut und Fleisch darüber ... aber, ach, man kann sie halt nicht sehen, deswegen sind sie aber ja nicht, irgendwie dann aber doch ... Weißt du, was ich meine? Kurz: Ich bleibe einen Augenblick hängen :).
Dann formulierst du aus, dass er das erst glauben kann, wenn er es mit eigenen Augen sieht, dann beschreibst du die Hand und so. Würde ich miteinander verknüpfen.
Und einen Zeilenumbruch nach der Wörtlichen Rede fände ich angebracht.
Kurz, um zu Verdeutlichen, mal folgender Vorschlag:
»Am Anfang ist es noch strange, Dad«, sagt Bea.
Ich habe zwar gehört, dass man die Knochen anschließend sehen kann, glaube es aber erst, als ihre bläulich schimmernde Hand in meiner liegt. Wie ein nasser Fisch fühlt sie sich an, obwohl Bea mir versichert, die Körpertemperatur bleibe unverändert. Die Knochen schimmern wie milchige Wolkenstränge durch gallertartige, trübe Masse, davor winzige rote Gefäße (und Nervenbahnen.)

Ich meine, Nervenbahnen zucken nicht.

Ich erschaudere.
Hm. Du weist selbst, dass du das auch zeigen könntest - Bea könnte bsp. die Reaktion des Vaters beschreiben. Bei "Erschaudern" muss ich immer an Oldschool-Spukgeschichte denken.

»Jo, ist mal was ganz Anderes«
Okay, klar, Unbeholfenheit. Da allerdings die ganze Stadt von "NoKoFo’s" wimmelt ... Weiß nicht, würde er das so sagen? Vielleicht irgendwie was mit "Trend", "scheint ja gerade der letzte Schrei zu sein" oder so? Keine Ahnung.

Auf meinen hilflos fragenden Blick schiebt sie lächelnd hinterher:
Finde so was immer perspektivisch fragwürdig. Das Beschreibende. Da drängt sich mir ein Bild auf, und ich frage mich, wie der Prota das denn nun sehen kann.

Ihre Augen waren für mich einmal ein offenes Buch – als es 'Red(-)Devil(-Linsen)' noch nicht gab.
Würde ich präzisieren. Kann wohl nicht jeder was mit anfangen.

Die grellen Tattoos geraten durch ihr Lachen in Bewegung. Von den wenigen bunten Flecken ausgehend, die ich sehe, nimmt sie einen gigantischen Fantasiedrachen huckepack.
Sie steht ihm doch frontal gg, nicht? Ich kann mir deswegen den Huckepack nicht vorstellen, dieses Tragen einer Person auf dem Rücken einer anderen. Die Flecken würde ich verorten und "Fantasie" streichen. Ansonsten gefällt mir die Idee.

... als die riesigen, bunten Displays an den grauen Hochhausfassaden in ihrem Rücken.
Schnall ich nicht. Ah, doch, ich habe das erst für eine weitere Modifikation gehalten :D. Vielleicht: "hinter ihrem Rücken?

Ihre Brust wie eine mit schlierigem Rauch gefüllte Seifenblase.
Rauch finde ich zu dicht. Nebulöser würde mir besser gefallen.
Vielleicht: Ihre Brust wie eine mit Nebel (blassem Dunst) gefüllte Seifenblase.

dahinter fingerdicke Arterien und Venen, an denen das pochende Herz aufgehängt scheint. Angedeutet im dicken bläulichen Nebel.
Das verstehe ich nicht, bekomme kein klares Bild. Würde ich streichen, hast ja weiter oben schon das Rauchige oder Dunstig-Nebelige. Und das Herz würde ich dort einfach hängen lassen.

Stelle mir die glucksende Speiseröhre und den fröhlich malmenden Magen vor.
Ich würde beim Sichtbaren bleiben. Keine Laute (Glucksen) und mit "malmen" bringe ich Zähne in Verbindung. Vielleicht lieber die Bewegung beschreiben, die Peristaltik, oder so.

»Chinese?« Hingeräuspert. Mehr bringe ich nicht heraus.
Würde ich unbedingt streichen.

Wegen dem(s) knöchelhohen Bodensatz(es) aus Abfall(,) muss sie ständig nach unten schauen.
Genitiv?

An der Wand hängt ein Fisch auf (einem) Holzbrett, der zappelt, als wir daran vorbeigehen und dazu schnell etwas Chinesisches faselt.
Würde ich noch einfügen.

Meine gebrauchten Hände zittern noch leicht, erhalten keine Gelegenheit zur Beruhigung,
Das verstehe ich nicht.
"Erhalten keine Gelegenheit", hm, würde ich anders formulieren, oder einfach "haben" schreiben.

»Boa, ist das crazy.« Auch auf Zhao ist kein Verlass mehr!
Ich würge meinen Ekel hinab, sehne mich nach einem sichtbaren Steak mit zerlaufender Kräuterbutter und ordentlichen French Fries ohne irgendein Scheiß-Topping. Essen könnte ich auch das jetzt nicht, mein Mund (ist) trocken, wie vernagelt.
Vermeidbar.
Das Ellipsenhafte finde ich weiter unten nicht so angebracht.


So viel mal zum Textkram, linktofink. Ich finde es toll, dass du nach Formulierungen suchst, die wachhalten, weil sie unverbraucht wirken, allerdings wirkt die eine oder andere recht unpräzise, die Bilder sitzen mMn nicht immer perfekt. Ansonsten gefällt mir deine Sprache außerordentlich gut, keine Frage.

Ebenso das Thema. Wirklich spannend, das gibt (gäbe) noch einiges her. Ich musste übrigens gleich an Mary Jose Cristerna denken.
Ich finde es ein wenig schade, dass du eine fiktive Zukunft wählst, in der diese Bodymodifikation zum Trend geworden ist, zumindest auf gesellschaftliche Akzeptanz trifft - wie heute Piercings oder Tattoos. Spannender fände ich, wenn das (noch) nicht salonfähig wäre und was für Beweggründe dazu führen. Ich habe ja gleich an Mary Jose Cristerna denken müssen, die Figurenmotivation ist doch faszinierend, gerade, weil das, was sie getan hat, alles andere als gewöhnlich ist. Die letzten Sätze deuten ja in eine gewisse Richtung, mir ist das aber etwas zu wenig, das wird dem tollen Sujet nicht ganz gerecht, finde ich. Ist hat Fiction, in der Welt, Zukunft macht man das halt, eine Modeerscheinung, kein Statement wie bei der frühen Punkbewegung oder religöse Motivation wie bei Naturvölkern oder so. Kein gegen den Strich, sondern mit ihm, und damit verschenkst du mMn eine Menge an Zündstoff. Auch hinsichtlich der Beziehung zum Vater und der ganzen Vorgeschichte (Tod der Mutter?).

Das sind so meine Gedanken zum Text, vielleicht kannst du ja was mit anfangen.
Insgesamt habe ich ihn sehr gerne gelesen, ich finde aber, da steckt noch viel mehr drin, das sich rauszuholen lohnen könnte.


Vielen Dank fürs Hochladen!


hell


Nachtrag: Dein Text beschäftigt mich, was definitiv gut ist, nicht?
Du hast weiter oben geschrieben:

Hast du eine Idee? Einen konkreten Verbesserungsvorschlag? Ich bin mit dem Ende auch nicht wirklich happy, habe aber leider keinen Clou.
Ich hab' ja diese Mexikanerin erwähnt. Sie hat aus einem tiefen Schmerz heraus gehandelt, sagt sie, was eben doch ein prima Ansatz wäre - so als Vorlage. Was, wenn sie dem Vater eine ähnliche Erklärung für ihr handeln vorsetzen würde (Vorgeschichte: Tod, Unglück der Mutter, Arschlochvater ...)? Was, wenn der Prota das nachvollziehen könnte? Was, wenn er sich verantwortlich macht? Wenn er selbst etwas implantieren lassen würde (Hörner z.B.)? Wie würde seine Tochter darauf reagieren? Wäre das eine Brücke für beide? Das Gegenteil? Was, wenn Krebs zum Vorschein käme, wenn Papas Brust(-korb) translucent in Erscheinung trete?
Ich würde zumindest das Gesellschaftliche außen vor lassen und enger an die Figuren rücken.

Ja, beschäftigt mich nachhaltig, der Text :D.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej Kanji,

Ihre 'Red Devil'-Linsen starren mich an. Die schmal rasierten Augenbrauen werden flankiert von Piercings und implantierten Mini-Hörnern.
Ich sehe sie nicht als Außenseiterin. Überhaupt nicht.
Das findest du. Aber für dich schreibst du die Geschichte ja nicht, sondern für mich und ich finde das extrem weird, my dear linktofink, den Eindruck musst du mir Leserlein schon gestatten.
Ok, vllt. sollte ich das Einzigartige, Neue der Translucence (wie auch Hell meint) in den Vordergrund bringen und mich den damit verbundenen Fragen stellen (und die bittersweet-Ebene verlassen).

Die Story ist in der nahen Zukunft angesiedelt ('Translucence' muss erst einmal entdeckt werden), wo all dies noch normaler ist als heute schon (außer für ältere Leute und Behörden).
Oha, das behauptest du, was normal ist und was nicht? Ich denke nicht, dass deine Protagonistin für Anfang Zwanzigjährige ein normales Bild bietet. Der tag ist dann aber auch schon irritierend. SF oder Fantasy wäre angemessen, denkst du nicht?
das schließt sich dann an.

Die Tochter ist wie gesagt gar nicht so exotisch und der Prota schwebt auf einer erzwungenen Wolke ironischer Gelassenheit, bis es nicht mehr geht.
Das habe ich leider nicht herauslesen können.
das auch.

Du bist ein bißchen auf Krawall gebürstet, spüre ich das recht und nimmst meinen Leseeindruck, der entstanden ist, weil du schreibst, wie du es tust, nicht an. Okay. Aber das macht meinen Eindruck nicht ungeschehen. Was du mir hier erklärst, habe ich in dieser Form eben nicht erkannt.
Mich hat nur ein bissl der implementierte Vorwurf des Zynismus geärgert, denn das passt nicht zu mir, überhaupt nicht. Sonst alles gut, ich steh halt nicht auf Rumsülzen, du ja auch nicht :), deshalb passt das schon.

Ich habe jetzt akzeptiert, dass das Beiläufige nicht funktioniert und ich mich um die Transluzenz mit den daraus entstehenden Begleit- und Folgeerscheinungen kümmern muss. Manchmal dauert´s halt.

Peace, linktofink


Hello Peeperkorn

In deinem Text wird die Frage, wie sich das Verhältnis des Menschen zu seinem Körper in Zukunft grundsätzlich verändern könnte, kaum tangiert. Enhancement ist eine wirklich spannende Sache, voller moralischer Fragen und möglicher Konflikte. Dein Text leistet dazu in meinen Augen keinen Beitrag. Dazu ist er zu kofliktarm, die Idee der Transluzenz nicht in einen Handlungszusammenhang eingewoben und insgesamt zu oberflächlich abgehandelt. Schade.
Yes, habe kapiert, was tun ist. Ich möchte die Chance nicht wegschenken, da mich die Grundidee mit ihren Möglichkeiten überzeugt. Danke für deinen comment.

Peace, Linktofink

Lieber hell,

den Textkram werde ich im Anschluss abarbeiten, das ist von dir immer sehr hilfreich! Merci!

Ich finde es toll, dass du nach Formulierungen suchst, die wachhalten, weil sie unverbraucht wirken, allerdings wirkt die eine oder andere recht unpräzise, die Bilder sitzen mMn nicht immer perfekt. Ansonsten gefällt mir deine Sprache außerordentlich gut, keine Frage.
Danke, ich entdecke da eine gewisse geschmackliche Verwandtschaft zwischen uns.

Jetzt zum Inhalt:

Spannender fände ich, wenn das (noch) nicht salonfähig wäre und was für Beweggründe dazu führen. Ich habe ja gleich an Mary Jose Cristerna denken müssen, die Figurenmotivation ist doch faszinierend, gerade, weil das, was sie getan hat, alles andere als gewöhnlich ist. Die letzten Sätze deuten ja in eine gewisse Richtung, mir ist das aber etwas zu wenig, das wird dem tollen Sujet nicht ganz gerecht, finde ich.
Da alle ins gleiche Horn pusten und mir gemeinschaftlich die Schaufel in die Hand drücken, werde ich jetzt mal anfangen zu graben. Mal schauen, was ich finde.

Peace und vielen Dank, Linktofink


Salomon, ja hab´s eingesehen ;), bis bald.

Peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo hell

Nachtrag: Dein Text beschäftigt mich, was definitiv gut ist, nicht?
Du hast weiter oben geschrieben:

Hast du eine Idee? Einen konkreten Verbesserungsvorschlag? Ich bin mit dem Ende auch nicht wirklich happy, habe aber leider keinen Clou.
Ich hab' ja diese Mexikanerin erwähnt. Sie hat aus einem tiefen Schmerz heraus gehandelt, sagt sie, was eben doch ein prima Ansatz wäre - so als Vorlage. Was, wenn sie dem Vater eine ähnliche Erklärung für ihr handeln vorsetzen würde (Vorgeschichte: Tod, Unglück der Mutter, Arschlochvater ...)? Was, wenn der Prota das nachvollziehen könnte? Was, wenn er sich verantwortlich macht? Wenn er selbst etwas implantieren lassen würde (Hörner z.B.)? Wie würde seine Tochter darauf reagieren? Wäre das eine Brücke für beide? Das Gegenteil? Was, wenn Krebs zum Vorschein käme, wenn Papas Brust(-korb) translucent in Erscheinung trete?
Ich würde zumindest das Gesellschaftliche außen vor lassen und enger an die Figuren rücken.

Ja, beschäftigt mich nachhaltig, der Text .


Danke für dein Auseinandersetzung mit Text und Thema und deine erneute Rückmeldung.
Ich hab beim Buddeln den Bruder gefunden. Und ein bisschen mehr ...
Bin immer wieder dankbar für neue Ideen.

Peace, Linktofink

Peeperkorn

Aber wo ist die Geschichte? Nimm an, die Transluzenz wäre durch ein einfaches Tattoo ersetzt, die Geschichte dafür in die Vergangenheit verlagert: Würde sich etwas Wesentliches ändern? Ich finde nicht. Du bringst ein trendiges Thema aufs Tapet, aber eine echte thematische Auseinandersetzung findet in meinen Augen nicht statt, da gibt es keinen spannenden Konflikt.
Das liegt auch daran, dass die Transluzenz auf der selben Ebene bleibt wie ein normales Tattoo - als besonderer Körperschmuck. Konkret lässt sich das zum Beispiel daran erkennen, dass der Vater eine ähnliche Frage stellt, wie es vielleicht der 60er-Jahre Vater angesichts eines Tattoos getan hätte: "Bleibt das für immer?"

Ich hoffe, ich habe mich in der neuen Version dem Problem der oberflächlichen, reinen Deskription genähert und der Geschichte eine nachvollziehbare Handlung gegeben. Den Konflikt sehe ich jetzt im Tod der Mutter und den Folgen für die Übrigbleibenden. Ich hoffe, da kommt was an.
Die Transluzenz habe ich nun ins Spiel gebracht als eine Methode der Transformation zu einem neuen Menschen/ zu einer anderen Persönlichkeit. Wäre über eine Rückmeldung dankbar.

Peace, Linktofink

 

Hallihallo, linktofink

Bin aus dem langen Wochenende zurück. Da ist ja viel passiert hier. Ich verhalte mich wohl ein bisschen anachronistisch mit meiner Abwesenheit an langen Wochenenden. Lasse Dir jetzt kurz noch was zu Deiner Geschichte da, werde die anderen Kommentare nur überfliegen, also bitte entschuldige Dopplungen.

Kann mich noch an das erste harmlose Nasen-Piercing erinnern, und das Knöchel-Tattoo, da war sie noch zuhause - und Martha auch.

Ich würde das Komma vor dem „und“ weglassen. Es gehört da auf jeden Fall nicht hin, aber vielleicht ist das im Rahmen der künstlerischen Freiheit … Na ja. Ich mag Experimente mit Kommata nicht.

Auf meinen hilflos fragenden Blick schiebt sie lächelnd hinterher: »Body-Translucence« und leiser »du Noob.«

Komma nach der ersten wörtlichen Rede, weiterer Doppelpunkt nach „leiser“ und das „Du“ am besten groß.

»Nee, nicht doch, ich kann den Arm abwerfen, weißt du, kein Thema, er wächst normal nach …«

Scheiße, was ist da los? Habe jetzt jeden verkackten Fachbegriff gegoogelt, der bis hierhin erwähnt wurde, aber ich finde es nicht raus.

Danach wusste ich, es gibt Herzamputationen bei lebendigem Leib, und Phantomschmerzen, die fast noch schlimmer sind.

Also, hier muss das Komma vor dem „und“ auf jeden Fall weg.

»He, Dad, ich muss dir was sagen«, bitte keine Beichte, denke ich nur, »Ich möchte dir jemand vorstellen. Hab' ihn gerade angeschrieben, er kommt gleich.«

Hm, hier ist das, was wir auch bei „Bindung“ hatten. Den Satz so einzuschieben, das geht natürlich, aber das, was sie sagt, ist ja ihre Aktion und nicht seine, und deshalb würde ich einen Absatz mittendrin, einfach wegen des Feelings, bevorzugen. Also:

„He, Dad, ich muss dir was sagen …“
Bitte keine Beichte, denke ich nur.
„Ich möchte Dir jemanden vorstellen. …“


Natürlich ist beides richtig, aber es liest sich komplett unterschiedlich. Verstehst Du, was ich meine?

Okay, bin durch. Und noch kein Kreislaufzusammenbruch. Super, Maria! Liegt nicht an Dir, dass ich den nicht hatte. So ein Körpergedöns macht mich wirklich fertig. V.a., wenn man das dann noch mit Essen paart. Gut gemacht. Okay, ich darf nicht weiter drüber nachdenken, sonst kommt es doch noch.

Muss ich aber. Ich muss sagen, irgendwann habe ich auch hochgescrollt und gesehen, dass Du Fantasy getaggt hast. Danach konnte ich entspannter lesen. Das ist vielleicht ein Problem des Textes – und der modernen Zeiten. Weil ich mit der Erwartung an den Text gehe, dass das, was Du mir erzählst, irgendwie realistisch ist, zerbreche ich mir die ganze Zeit den Kopf darüber, wie das denn funktioniert und was da los ist.

Das liegt am Setting, denke ich. Mädchen trifft Vater auf der Straße. Alltagssetting. Dass da was Fantastisches kommt, darauf bereitest Du mich nicht vor. Und eigentlich willst Du das ja auch gar nicht, oder? Denn es geht ja eigentlich um etwas anderes, um Entfremdung. Oder so? Das ist für mich ein riesiger Stolperstein, den Du mir da hinwirfst. Sobald mir auffällt: „Oh, das ist Fantasy.“ Danach war alles super. Aber wenn Du verhindern willst, dass ich so stolpere, dann sollte das Setting vielleicht auch sonst irgendwie besonders sein.

Zum Beispiel, dass sie durch Müll waten und Bestellungen auf elektronischen Geräten eingeben, da hatte ich plötzlich das totale Sci-Fi-Feeling. Wenn Du das an den Anfang stellst, dann ist der Rest kein Problem mehr.

Ich hoffe, ich konnte noch was Neues beitragen. Lese gerade hier unten, dass Du eine neue Version eingestellt hast, also vielleicht haben wir ja Glück. Ansonsten fand ich, das hatte schon wirklich Wumms. Ich gehe jetzt erstmal Schokolade knabbern.

Btw, ist das die Sprache, die Du von mir im „Gedankenleseapparat“ gefordert hast? Nee, oder? Oder doch? Interessant.

Fantastische Grüße,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

»Innerhalb der winzigen Elite der Milliardäre, die die Cloud-Computer betreiben, herrscht der laute, zuversichtliche Glaube, dass die Technologie sie eines Tages unsterblich machen wird. Google zum Beispiel finanziert eine große Organisation mit dem Ziel, "den Tod zu überwinden". Und es gibt viele Beispiele mehr. Ich kenne einige der Hauptbeteiligten der Anti-Tod- oder posthumanen Bewegung, die im Herzen der Silicon-Valley-Kultur sitzt …«*

Ich weiß gar nicht mehr, wann René König (Mitbegründer der "Kölner Schule" in der Soziologie) den Begriff des "Prothesengottes" geprägt hat, aber die Entwicklung in Deiner kleinen Geschichte,

lieber linktofink,

scheint da schon recht weit fortgeschritten zu sein, wobei manche Prothese auch ganz schön schmuck sein kann - wobei erst gegen Ende bei mir aufkommt, dass dann wahrscheinlich nicht so sehr engl. Ausdrücke genutzt werden, sondern Chinesisch die Lingua franca sein wird (Amerika ist sozusagen mehr oder weniger freundlich an der Wall Street übernommen worden) mit Mandarin als Amtssprache und die meisten in indoeuropäischen Zungen Aufgewachsenen sprechen eine Art Pidgin, Fortgeschrittene Kreolisch.

Da bin ich ganz froh, dass ich den Olymp der Prothesengottheiten nicht mehr erleben werde, denn was oben im Eingangszitat steht, beschließt Jaron Lanier mit den folgenden Worten: »Die Arithmetik ist klar. Falls die Unsterblichkeitstechnologie, oder auch nur eine Technologie der drastischen Lebensverlängerung zu funktionieren beginnt, müsste sie entweder auf die kleinste Elite beschränkt bleiben oder wir müssten aufhören, Kinder in die Welt zu setzen, und in eine unendlich fade Gerontokratie übergehen. Dies sage ich um hervorzuheben, dass in der digitalen Technologie häufig, was radikal scheint - was auf den ersten Blick wie kreative Zerstörung wirkt -, sich in Wirklichkeit, wenn es tatsächlich umgesetzt würde, als hyperkonservativ und unendlich fade und langweilig herausstellt. Eine weitere populäre Idee ist, unser Gehirn in die virtuelle Realität "upzuloaden", damit wir für immer in einer Softwareform weiterleben könnten. Und das trotz der Tatsache, dass wir noch nicht einmal wissen, wie das Gehirn funktioniert. Wir wissen nicht, wie Ideen durch Neuronen repräsentiert werden. Wir stellen Milliarden von Dollar bereit, um das Gehirn zu simulieren, dabei kennen wir jetzt noch nicht einmal die grundlegenden Prinzipien, nach denen es funktioniert. Wir behandeln Hoffnungen und Glaube, als wären sie etablierte Wissenschaft. Wir behandeln Computer wie religiöse Objekte …«*

Wie könnte mir da Deine Geschichte gefallen, wenn bei Tattoos bei mir die Religion von Papua Neuguinea und der Kwaitkutl aufkommt und vor allem die Durchnummerierung der KZ-Häftlinge am Unterarm, Tanzbären an Nasenringen geführt werden und der Sklave (= Slave) einen eisernen Ring um den Hals trägt, um ihn auch schon mal anketten zu können, der Freie aber durch einen schmucklosen Hals auffällt. "Freiheit" - um auch dergleichen mal zu erwähnen - beginnt darum im ahd. (wie schon im ein halbes Jahrtausend älteren Gotischen) als "frihals".

Schmucke Ketten haben auch einen Beigeschmack von Wahrheit, wie die moderne Streifenmode sicherlich nicht Erinnerungskutur ist, sondern eher Geschichtsvergessenheit und Geschäftstüchtigkeit ...

Wie dem auch sei, gegen Ende überkömmt Dich ein kleiner Schwächeanfall

Unsere satte Sommerwiese, übersäht mit blühendem Löwenzahn.
"übersät", die Saat schaffts mit Dehnungs-a

... raschelt, auf der Ablage eine Tasse dampfenden Kaffee.
entweder "eine Tasse (mit/von) dampfendem Kaffee" oder "eine Tasse (des) dampfenden Kaffees"

»He, Dad, ich muss dir was sagen«, bitte keine Beichte, denke ich nur, »Ich möchte dir jemand vorstellen.

Bea ist in keinster Weise irritiert, ...
Gibt's weniger als "kein"? Keine Bange, Vergleichbares ist Goethe im Faust geglückt - und der bestimmt kein umgangssprachliches Ereignis ...

Ich sag mal ganz vorsichtig, nicht allzu ungern gelesen vom

Friedel

* Jaron Lanier: Für einen neuen Humanismus. Wie wir der digitalen Entrechtung entkommen. Rede zum Empfang des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels am 12. Oktober 2014 in der Frankfurter Paulskirche, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 11/2014, S. 42 ff.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej TeddyMaria,

na du Langeswochenendeurlauberin,

vielen Dank für deinen Besuch. Den Grammatikkram arbeite ich später ab.

»Nee, nicht doch, ich kann den Arm abwerfen, weißt du, kein Thema, er wächst normal nach …«
Scheiße, was ist da los? Habe jetzt jeden verkackten Fachbegriff gegoogelt, der bis hierhin erwähnt wurde, aber ich finde es nicht raus.
Hä?? Bea veräppelt ihren Vater, mehr nicht. :D

Okay, bin durch. Und noch kein Kreislaufzusammenbruch. Super, Maria! Liegt nicht an Dir, dass ich den nicht hatte. So ein Körpergedöns macht mich wirklich fertig. V.a., wenn man das dann noch mit Essen paart. Gut gemacht. Okay, ich darf nicht weiter drüber nachdenken, sonst kommt es doch noch.
Ups, so zart besaitet? Ich bin überrascht. warne dich demnächst im Vorfeld, wenn so was kommt. Ist besser für deine Schokoladenvorräte ;)

Das liegt am Setting, denke ich. Mädchen trifft Vater auf der Straße. Alltagssetting. Dass da was Fantastisches kommt, darauf bereitest Du mich nicht vor. Und eigentlich willst Du das ja auch gar nicht, oder? Denn es geht ja eigentlich um etwas anderes, um Entfremdung. Oder so? Das ist für mich ein riesiger Stolperstein, den Du mir da hinwirfst. Sobald mir auffällt: „Oh, das ist Fantasy.“ Danach war alles super. Aber wenn Du verhindern willst, dass ich so stolpere, dann sollte das Setting vielleicht auch sonst irgendwie besonders sein.
Dazu schreibt Anne49:
Zitat von linktofink ihre 'Red Devil'-Linsen starren mich an
Was’n das? Das ist ganz witzig bei deinem Text, dass ich immer überlege, ob es das in echt gibt und ich das nur nicht kenne, oder ob du dir das gerade eben ausgedacht hast.
Ich persönlich mag solche Irritationen und würde mich freuen, wenn der Leser nicht all zu sehr stolpert, sondern vielmehr überlegt, ob das realistisch ist/ sein könnte.

Zum Beispiel, dass sie durch Müll waten und Bestellungen auf elektronischen Geräten eingeben, da hatte ich plötzlich das totale Sci-Fi-Feeling. Wenn Du das an den Anfang stellst, dann ist der Rest kein Problem mehr.
Ich ringe noch mit mir, ob ich es so eindeutig machen will. Auf jeden Fall Danke für den Hinweis, ich denke drüber nach.

Ich hoffe, ich konnte noch was Neues beitragen. Lese gerade hier unten, dass Du eine neue Version eingestellt hast, also vielleicht haben wir ja Glück. Ansonsten fand ich, das hatte schon wirklich Wumms. Ich gehe jetzt erstmal Schokolade knabbern.
Danke für deinen Komm, das mit dem Wumms freut mich.

Btw, ist das die Sprache, die Du von mir im „Gedankenleseapparat“ gefordert hast? Nee, oder? Oder doch? Interessant.
Ja doch, so in etwa. Hab mir Mühe gegeben, das authentisch hinzubasteln ... :D

Was sagst zu dem Ende mit Ghost? Ist das irgendwie verstehbar oder zu wirr?


Peace, Andreas


Friedrichard

Hallo Friedel,

Danke für deinen Kommentar. Es hätte mich auch gewundert, wenn du nicht die Enhancement-, bzw. Bodymod-Diskussion um weitere Schlaglichter von der Metaebene bereichert hättest. Elitäre Unsterblichkeit durch Technik und Fortleben des Gehirns als Software - gruselig, möchte ich genauso wenig erleben wie du. Wäre aber ein ergiebiger Stoff für weitere, anders gelagerte Geschichten.

Zum Thema Prothesengott kann ich nur "Homo Deus" von Yuval Noah Harari empfehlen. Das liefert einen schönen Ausblick auf die nächste (bionische) Evolutionsstufe des Menschen.

wobei erst gegen Ende bei mir aufkommt, dass dann wahrscheinlich nicht so sehr engl. Ausdrücke genutzt werden, sondern Chinesisch die Lingua franca sein wird
... oder das Englische wird künstlich kultiviert, wie alles europäische in Asien geschätzt und angenommen wird.

mit Mandarin als Amtssprache und die meisten in indoeuropäischen Zungen Aufgewachsenen sprechen eine Art Pidgin, Fortgeschrittene Kreolisch
Das will ich nicht mehr erleben ...

Falls die Unsterblichkeitstechnologie, oder auch nur eine Technologie der drastischen Lebensverlängerung zu funktionieren beginnt, müsste sie entweder auf die kleinste Elite beschränkt bleiben oder wir müssten aufhören, Kinder in die Welt zu setzen, und in eine unendlich fade Gerontokratie übergehen.
Gespenstischer Ausblick, aber leider realitätsnah, darin steckt der wahre Horror.

Wir behandeln Computer wie religiöse Objekte …
Jo, der Technikglaube ersetzt ja heute schon ethische und religiöse Vorstellungen. Warum ließen wir uns sonst von der Datenkraake so willfährig überwachen und manipulieren? Letztens bin in einen Rewe Markt gestiefelt und mein Handy fragte mich selbständig per Nachricht, ob ich diesen Ort bei Google empfehlen wollte. Ohne Worte ... Was haben wir uns gegen den Mikrozensus Anfang der 90er gewehrt und jetzt das!

Ich sag mal ganz vorsichtig, nicht allzu ungern gelesen
Ok, bei den Vorzeichen und deiner Skepsis gegenüber den Prothesengöttern ist das wohl das Höchste der Gefühle. Danke für deine Überwindung. Habe deinen Komm. wie immer gerne gelesen :D


Peace, linktofink

 

Peace, linktofink

Ja doch, so in etwa. Hab mir Mühe gegeben, das authentisch hinzubasteln ...

Jetzt habe ich den ganzen Morgen über Jugendsprache oder vielmehr über die Sprache von jungen Erwachsenen nachgedacht. Da man zumindest in dieser Welt Körpermodifikationen erst ab achtzehn Jahren machen darf und Bea schon viele davon hat, nehme ich an, dass sie eher im meinen Alter als im Alter Deiner fünfzehnjährigen Tochter ist. Deshalb nehme ich es mir mal raus, das zu beurteilen.

Ich finde es prinzipiell schön gemacht. Das zeigt sich eher im Satzbau, mehr in den Füllwörtern als in den Anglizismen. Es gibt nämlich Details, die ich echt cringy finde (ein wichtiger Anglizismus, genau wie fancy, anders als crazy). Ich glaube, dass ich mich an manchen Stellen winde und andere das superauthentisch finden, hat was mit einer wesentlichen Funktion solcher Sprache zu tun:

Sie versteckt Doppelbedeutungen für die In-Group und grenzt die Out-Group aus. Wenn ich z.B. sage: „Ich finde das toll, dass Du alle Deine Fehler external attribuierst. Das ist super für Dein Selbstkonzept.“ Dann sage ich eigentlich, dass Du echt eine Memme bist, ich mich aber für Dich freue, dass Du es selbst nicht merkst. Das ist Psycho-Sprech. Im Jungen-Erwachsenen-Sprech kannst Du z.B. Zitate benutzen, um so etwas zu erreichen.

Z.B., wenn ich wild den Zeigefinger schwenke und den Oberkörper wippe und dabei rufe: „In eine allgemeine … diese Wegrichtung!“, werden viele Leute – aber eben nur einige – wissen, dass ich keine Ahnung habe, wohin es geht, und dass ich glaube, dass es auch sonst niemand weiß.

Genauso ist auch „Make it work“ ein Zitat und zwar von Tim Gunn aus der Castingshow „Project Runway“. Hier in diesem Video (https://www.youtube.com/watch?v=Ch0BALz2wnE) erklärt ein Kandidat: „They terrify me sometimes. Cause, you know, if Tim was saying that to you, it was late and you would have a lot to do.” Das Geheimnis ist gelüftet. Deshalb vergleiche ich das Schreiben auch so gerne mit dem Schneidern.

Viele Leute kennen auch: „You know nothing.“ Bitte mit der tiefsten Frauenstimme, die Du hinbekommst, sprechen. Oder: „Sieht nicht schön aus.“ Mit der zickigsten Mädchenstimme, die geht.

All diese Signatures sorgen dafür, dass eine ganz bestimmte Zielgruppe ganz bestimmte Vibes auffängt. Und ich fange auch ganz bestimmte Vibes von Bea auf. Leider verwendest Du noch keine Popkultur-Zitate, wozu ich auch nicht raten würde. Ich meine, alle genannten Beispiele funktionieren in fünf Jahren bestimmt noch (Fluch der Karibik ist alt und wird sicher noch älter, Project Runway kennt hierzulande sowieso niemand, Game of Thrones wird in fünf Jahren wohl zu Ende gehen, und Harry Potter geht immer). Aber in zehn Jahren?

Aber Du hast ja schon ein Signature: Dad. Oder wie ich sagen würde: Däääähääääd. Weißt Du, ich kenne niemanden, der seinen Vater so nennt (kann natürlich auch an regionalen Unterschieden oder Schichteffekten liegen). Und dieses Wort transportiert nichts. Außer, dass Bea sich mal gedacht hat: „Boah, es wäre so cool, ne, wenn ich meinen Papa Däääähääääd nennen würde. Wie so ein American Gurl. Wahnsinn. Was wohl meine Friends dazu sagen?“ (Wahrscheinlich, während sie sich die Nägel feilt. D.h., Du transportierst hier schon ein Bild von Bea, das ich eher ungünstig finde.)

Das Ding ist ja, dass hierzulande dieser Kosename keine Chance hat, natürlich zu wachsen. D.h., Bea muss sich bewusst dazu entschieden haben. Das heißt auch, dass sie keine spontane Anrede wählt. D.h., dass sie ihren Vater so anredet, wie sie es am coolsten findet. Den Kommentaren entnehme ich, dass sie ihn zunächst „Tata“ genannt hat. Das finde ich viel schöner. Der Name transportiert mehr als nur Coolness. Er ist auch für Coolness geeignet, denn moderne Twens schmücken sich vielsprachig, eben immer möglichst schillernd. Ich versuche ja auch, Belter Creole in meine Sprache zu integrieren, beratna. Und der Name klingt liebevoll, transportiert vielleicht gemeinsame osteuropäische Wurzeln, erzählt eine Geschichte, wie es zu diesem Kosenamen kam. Ganz anders als Däääähääääd.

Das unterscheidet Twens vielleicht auch von Teens. Sie können ihren Eltern unbeschadet und öffentlich liebevoll begegnen. Ich nenne meinen Vater „Papsimausi“, weil er mich seit immer „Marymäuschen“ nennt. Hätte ich mich früher nicht getraut und auch total affig gefunden. Aber aus dem Alter, wo man alles affig findet (Pubertät, hust), sind wir ja glücklicherweise raus.

Das würde ich mir überlegen: Wie begegnet Bea ihrem Vater? Auf Augenhöhe? Darüber? Darunter? Redet sie ihn liebevoll an, distanziert (z.B. mit Vornamen), oder benutzt sie den Namen nur zur Selbstdarstellung mit einem schwungvollen Däääähääääd (auch ziemlich distanziert)? Das Problem mit Däääähääääd ist nämlich wirklich für mich, dass der Kosename nichts über die Beziehung zu ihrem Vater aussagt. Nur über sie.

Noch kurz zu den verwendeten Anglizismen: Anglizismen finde ich ein relativ stumpfes Mittel, um die Sprache junger Leute zu pimpen. Ich mache das meistens absichtlich und spreche dabei mit näselnder Stimme und gerümpfter Nase. „fancy“ ist ein tolles Wort. Wenn sie dabei noch ein bisschen mit den Armen wedelt, ist die Geste perfekt. Weiß nur nicht, ob das zum Charakter passt. „strange“, na ja, kann man noch sagen. Da würde ich mir überlegen, das zu pimpen, aber das kann man auch so stehenlassen. Ich versuche es momentan immer mit странно (strana). Das heißt das gleiche, und man hört es. Aber es ist etwas Besonderes, und das ist ja das entscheidende Kriterium. „crazy“ wiederum. Brrr. I’m not crazy about it. Heutzutage kann man auch durchgeknallte deutsche Wörter (wie z.B. „durchgeknallt“) verwenden oder Dialektwörter – die sind groß in Mode.

Bei Anglizismen würde ich mich immer fragen, ob man diesen wirklich braucht. „cringy“ z.B. oder „Spoiler“, das sind wichtige Anglizismen. Sie bezeichnen einen Moment, der echt peinlich oder unangenehm zu beobachten ist und bei dem man sich windet, und den Moment, in dem Deine Freundin sagt: „Ich war so traurig, als (hier beliebigen Namen eines GoT-Charakters einfügen) gestorben ist!“

Puh. Und weil ich mir solche Gedanken gemacht habe, habe ich mich bei GLA einfach geweigert. Nur die Mama, die war wirklich intentional. Denn Kosenamen sind wichtig. Sie charakterisieren eine Beziehung. Nicht einfach mit einem Däääähääääd wegwischen. Alles andere ist mir eigentlich relativ egal. Aber dieses Däääähääääd geht gar nicht.

Kommen wir zur eigentlichen Frage:

Was sagst zu dem Ende mit Ghost? Ist das irgendwie verstehbar oder zu wirr?

Puh, ich nehme an, Ghost ist der verlorene Sohn. Aber was diese abgeschlossene Transformation angeht: Ich habe keine Ahnung. Auch: Was soll das mit dem Datum? Hätte ich fast gefragt, kam mir aber blöd dabei vor.

Du weißt ja, ich schreibe gerne Holterdipolter-Enden. Genauso lese ich Geschichten auch zu Ende. Wenn ich es nicht checke, kneife ich die Augen fest zusammen und wende mich ab. Das habe ich hier auch gemacht. Mir würde auch weniger Kryptisches (die Zeit zurückdrehen, die Transformation abschließen) besser gefallen. So habe ich plötzlich das Gefühl, da ist noch viel, viel mehr, was an mir vorübergegangen ist. Ist das so?

Hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen. Make it work, kopeng!

Jugendliche Grüße,
Maria

 

TeddyMaria,

Oye Maria,

hab gerade erst Zeit gefunden (wo war sie denn?), deinen comment zu studieren, im wahrsten Sinne des Wortes. Herzlichen Dank für deine tolle Textarbeit, die mir in Bezug auf die angewandte Sprache hilfreiche Hinweise gibt.

Ok, den Tata fand ich auch passender, habe ich (zu früh) der Eindeutigkeit von Däääääääääääääääd geopfert. Vllt. soll ich dem Leser an der Stelle mehr zumuten. Pro-Argumente überwiegen.

Crazy ist zu abgelutscht, 2:0 Mary, werde ich ixen und durch das schrille cringy ersetzen, gefällt mir, Danke.

Bei Strana überlege ich noch, finde ich beinahe zu uneindeutig, heißt auf Russisch und Italienisch das merkwürdig, das ich ausdrücken will, kann auf Tschechisch aber auch Partei heißen. Authentizität hin oder her, Russische Phrasen generell empfinde ich genau wie solche in belter creole eher als Bremsklotz in der Story, weil garantiert niemand sie versteht, ohne zu guuuuugeln. Gehört auch beides nicht zu meinen Favoriten. Hmmm, vielleicht geht das strana trotzdem.

Mal ab von Beas Sprache hin zur Story:

Puh, ich nehme an, Ghost ist der verlorene Sohn. Aber was diese abgeschlossene Transformation angeht: Ich habe keine Ahnung. Auch: Was soll das mit dem Datum? Hätte ich fast gefragt, kam mir aber blöd dabei vor.
Das ist ein bissl schade, dass das nicht rüberkommt, denn es handelt sich um Marcs Geburtstag, an dem nach Beendigung seiner Transformation der neue Mensch (Ghost = Sohn, ja) geboren ist. Also zu kryptisch!? Na da muss ich mal schauen, was geht, sésata.

So habe ich plötzlich das Gefühl, da ist noch viel, viel mehr, was an mir vorübergegangen ist. Ist das so?
Nope außer dem nix.


Adiaŭ und Peace, linktofink

 

Hallo linktofink,

das war mal ein interessanter Einstieg – leicht machst du es einem nicht. Ich habe den ersten Absatz drei Mal gelesen, immer dachte ich, etwas verpasst zu haben, das mir erklärt, was dort geschieht. Der rätselhafte Titel machte es nicht einfacher.

Hätte ich mal weitergelesen. Im zweiten Absatz wird dann nämlich schnell klar, dass es hier nicht um perverse Mord- und Totschlagfantasien geht, sondern um ein sehr interessantes Thema. Menschen verändern sich, besonders nach Schicksalsschlägen, und manche, wie Bea, nicht nur innerlich. Was macht das mit dem anderen, in diesem Fall dem Vater? So hab ich es nämlich gelesen, nicht als spannende Beobachtung verrückter Body-Modifikationen, sondern als eine Geschichte über das Zurückbleiben des Vaters (Tata ist doch der Vater?), der sich für einen Moment so fühlen muss, als hätte er nicht nur Martha verloren, wenn diese neue, modifizierte Version seiner Bea vor ihm steht, die den Verlust auf ihre Art verarbeitet. Eine Art, die dem "Noob" ähnlich verständlich ist wie die chinesischen Schriftzeichen an der Wand des Lokals.

Und dann kommt das Ende: Ghost taucht auf, und ich verstehe selbst nur noch chinesisch. Hm, da muss ich wohl noch mal ein bisschen drüber nachdenken.

Auch, wenn sie mich mit einem Fragezeichen zurücklässt, war es sehr spannend, deine Geschichte zu lesen!

Liebe Grüße

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom